Raum einnehmen und Normalität

Gerade findet sich sowohl bei der Mädchenmannschaft als auch bei Helge Hansen texte dazu, dass man natürlich Heterosexuelles Knutschen nicht verbieten wolle, es aber unsolidarisch sei und man es insofern lassen solle.

Ich habe dazu eigentlich bereits alles gesagt.

Es ist aus meiner Sicht der alte Fehler, dass angenommen wird, dass Heterosexuelle, die rumknutschen, es schwerer machen für Homosexuelle oder das diese dadurch eingeschränkt werden. Das eine sexualfeindliche Haltung es eher allen noch schwerer macht und Homosexuelle dann erst recht negativ auffallen, scheint man dort nicht zu sehen.

Begründet wird dies immer wieder mit einem „Raum einnehmen“, etwa wie folgt bei der Mädchenmannschaft:

Der springende Punkt ist: Ob ich will oder nicht – durch meine Hetero(pärchen)performance demonstriere ich nicht nur den Normalzustand und erinnere (schmerzhaft) an ihn, ich stelle ihn auch aktiv her und re_produziere ihn. Heteronormativität ist keine Einbahnstraße: Weil hetero “normal” ist, stelle ich mein Hetendasein unhinterfragt zur Schau (nicht im Sinne von “seht alle her, ich bin hetero und finde das ganz toll!”, sondern im Sinne von “ich muss nicht verstecken, was selbstverständlich für mich ist”) und ermutige andere, dies auch zu tun – und weil so viele ihr Hetendasein unhinterfragt und selbstverständlich zur Schau stellen, ist hetero sein “normal”. Ich inszeniere mich – möglicherweise ungewollt – als einen Teil der “Normalität” und schaffe sie damit erst. Ich trage aktiv dazu bei, ein Klima aufrecht zu erhalten, einen Raum zu schaffen, in welchem lesbische, schwule, queere Zärtlichkeit deutlich als “Abweichung” sicht- und fühlbar ist. Selbst, wenn in der konkreten Situation vielleicht keine konkrete Gefährdung, aktive Ausgrenzung oder exotisiertende Kommentierung befürchtet wird – aber Diskriminierung ist mehr als verbale oder physische Gewalt. Mit meiner Hetero- und Paarperformance nehme ich anderen Ausdrucksformen und Beziehungsweisen den Raum. Auch wenn ich das gar nicht will. Auch, wenn ich “alternative” Beziehungsformen gut finde oder gar lebe, ich mich selbst gar nicht als hetero verorte, Paarsein mir doch gar nicht so wichtig ist und_oder ich mich gegen Homophobie und Heterosexismus engagiere. Und auch, wenn ich das nicht hören will.

Der Gedanke des Raumnehmens scheint also zu sein, dass der Raum die öffentliche Wahrnehmung ist und jede Ausrichtung in ihr gleichwertig oder wohl noch besser gar nicht wahrgenommen werden sollte. Wenn eine Ausrichtung deutlicher auftritt, also Männer prägender wirken als Frauen, Heterosexuelle prägender wirken als Homosexuelle, dann werden diese Ausrichtungen nicht mehr als gleichwertig wahrgenommen, sondern die dominantere, mehr Raum einnehmende  Ausrichtung wird „Normalität“ und die andere wird „Abweichung“, was in dieser Vorstellung zwingend mit einer Abwertung verbunden ist.

Der erste Fehler dabei ist aus meiner Sicht, dass bereits das Grundkonzept nicht stimmt. Es gibt genug Fälle, in denen etwas mehr Raum einnimmt, deswegen aber die Abweichung nicht negativ sein muss. Es gibt sicherlich mehr Golfs als Porsches, was aber nicht bedeutet, dass ein Porsche eine negative Abweichung ist, auch wenn der Golf Normalität darstellt. Bei Schokolade mag einfache Vollmilchschokolade der häufigste Fall sein, aber das bedeutet nicht, dass man Nuss-Nougat-Schokolade als negative Abweichung sieht. Es mag sein, dass einzelne  Nuss-Nougat-Schokolade nicht essen wollen, aber daraus muss nicht folgen, dass sie etwas dagegen haben, dass andere sich diese Schokolade kaufen uns sie gerne essen. Man kann neben einem Nuss-Nougat-Schokolade-Esser eine Vollmilchschokolade essen, ohne diesem damit als Abweichler zu sehen.

Natürlich kann man dagegen anführen, dass Nuss-Nougat-Schokolade im Gegensatz zu Homsoxualität auch nicht umstritten ist und würden eher anführen, dass es vergleichbar damit ist, ein paar mit Schokolade überzogene Insekten zu essen, was negative Reaktionen betrifft. Aber auch hier wird man kaum erwarten, dass ein Schokoladennichtessen aus Solidarität die Lage irgendwie verbessert. Ungewöhnliches wird dann akzeptiert, wenn man es häufiger wahrnimmt, nicht wenn man weitere Verhaltensweisen abschottet. Wer solche weiteren Verhaltensweisen abstellt, der erzeugt kein Verständnis, sondern nur eine striktere Sexualmoral, die eher das Leben für Homosexuelle erschweren wird („wir halten uns ja auch zurück, da könnt ihr es auch lassen“).

Der zweite Fehler ist aus meiner Sicht die Auffassung, dass man durch ein solidarisches Nichtküssen auch nur im geringsten etwas daran ändern kann, dass Homosexualität nicht als Normalfall wahrgenommen wird. Selbst bei günstigen Prognosen sind 90% der Menschen heterosexuell und es dürften eher noch mehr sein. Die Vermutung, dass jemand, den man trifft heterosexuell ist erfordert keine Heteronormativität, sondern ist eine meist zutreffende Erfahrung, die noch dadurch verstärkt wird, dass wir bei denen, auf die es nicht zutrifft, zu einem gewissen Teil erkennen können, dass es nicht zutrifft. Bei bestimmten Personen wird man keine Heterosexualität vermuten, sondern eben direkt tippen, dass sie Homosexuell sind und wahrscheinlich auch dort mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit richtig liegen. Homosexualität ist eben nicht etwas, was bei hinreichender Akzeptanz den gleichen Raum einnehmen kann wie Heterosexualität in dem Sinne, dass es 50% Homosexuelle gibt, weil die sexuelle Orientierung biologische Ursachen hat und nicht einfach ein soziales Konstrukt ist.

Ein Miteinander erfordert nicht, dass man nicht knutscht, sondern das der andere das Gefühl hat, dass man ihn akzeptiert und dafür eintritt, dass er auch knutschen kann.

Kurzum: Wenn niemand knutscht, dann kann homosexuelles Knutschen nicht etwas werden, was man kennt und insoweit akzeptiert. Alle anderen Einschränkungen bringen aus meiner Sicht wenig.

210 Gedanken zu “Raum einnehmen und Normalität

  1. Das zeigt doch nur, dass das eigene Sein als defizitär erfühlt wird. Die Konfrontation mit der Norm, mit dem majoritären Anderssein der Anderen aktiviert Insuffizienzgefühle, die es abzuwehren gilt.

    Die „Diskriminierung“ durch „die“ Heteros…“die“ Männer..etc. etc. ist im Grunde genommen nichts anderes als eine Projektion….der Konflikt liegt – wie zumeist – im Inneren des zerfaserten, angerissenen, sich selbst nicht lieben könnenden eigenen Seelchens.

    In Bezug auf alle Ismen ein archetypisches Motiv, aber selten so klar und unverblümt zum Ausdruck gebracht, wie in der Problematisierung des offenen Zeigens der sexuellen Orientierung.

    Arme Mädchen….

    • „Das zeigt doch nur, dass das eigene Sein als defizitär erfühlt wird. Die Konfrontation mit der Norm, mit dem majoritären Anderssein der Anderen aktiviert Insuffizienzgefühle, die es abzuwehren gilt.“

      Nette Küchenpsychologie. Hast Du denn Expertise genug, um Dich über das Gefühlsleben von Homos angesichts knutschender Heten zu äußern?

        • Ich erkenne an, dass sie sich Gedanken darüber machen, wie man Heterosexismus beikommen kann. Ihr Rezept ist unsinnig, m. E. brauchen wir mehr Liebe, nicht weniger. Ich glaube aber zu wissen, woher ihr Impuls kommt, dieses Idee zu propagieren.

          • @Adrian

            „Ich erkenne an, dass sie sich Gedanken darüber machen, wie man Heterosexismus beikommen kann“

            Ja, das Ziel mag gut sein.

            „Ihr Rezept ist unsinnig, m. E. brauchen wir mehr Liebe, nicht weniger.“

            Es ist aus meiner Sicht sogar schädlich.

            „Ich glaube aber zu wissen, woher ihr Impuls kommt, dieses Idee zu propagieren.“

            Der ist ja auch recht einfach herzuleiten:

            Eine schützenswerte Gruppe wird benachteiligt.
            Nach der Theorie muss nun die unterdrückende/privilegierte Gruppe ihr Verhalten ändern, um die Benachteiligung abzustellen. Das die unterdrückte Gruppe handelt oder aktiv einbezogen wird ist keine Option, weil es immer Sache des Unterdrückers ist, die Benachteiligung zu beseitigen.
            Danach verbleiben zwei Optionen: Entweder man verpflichtet sich solidarisch auch als Heterosexueller das gleiche Geschlecht zu küssen oder man verhält sich nicht mehr heterosexuell. Die erste Option wäre aber „blackfacing“ oder Anmaßung der diesbezüglichen Verhaltensweisen, sie scheidet damit aus.
            Bleibt also nur noch die Beschränkung der Heterosexualität.

      • @ Adrian

        *ette Küchenpsychologie. Hast Du denn Expertise genug, um Dich über das Gefühlsleben von Homos angesichts knutschender Heten zu äußern?*

        Dann hilf uns Küchenpsychologen auf.

        Was sind denn Deine Gefühle angesichts knutschender Heten?

        • Und der Neid führt bei denen, die mehr als nur ein wenig davon entwickeln, dazu, die Forderung zu erheben, die Heteros möchten doch bitte solidarisch „mitleiden“ und das Neid triggernde Knutschen lassen.

          Das führte, gäbe man dem nach, zur Tyrannei der Minderheiten.

          • @Adrian

            ja, diese Normalität und ihre Vorteile sehe ich durchaus. Natürlich kann ich einfach küssen und muss nicht befürchten, dass mich deswegen jemand blöd anmacht.

            Und dagegen etwas zu tun ist natürlich wichtig. (wobei es sicherlich teilweise ein Generationenproblem ist oder was würdest du sagen?)

            Die Privilegientheorie und das darauf folgende können nur eben das Problem nicht lösen. Die, die man damit erreicht, und die tatsächlich auf das küssen verzichten würden, die haben ja überhaupt kein Problem mit Homosexualität.

        • @ Christian
          Es ist ja nicht nur das Küssen. Das Küssen ist ja nur ein Ausdruck von Gefühlen. Es ist das gesamte Gefühlsleben, die gesamte Identität, die tagtäglich mit neuen Herausforderungen, mit neuer Herablassung, mit neuen Schmähungen konfrontiert wird.

          • @Adrian

            Wie ist denn da so dir Verteilung von Alter etc her?
            Wird das subjektiv mehr oder weniger?

            Würde man den Ansatz der „Critical Hetness“ in der Weise fortführen, dann müßte man letztendlich jegliches Anzeichen von Paarbeziehung und Heterosexualität verbergen. Was quasi unmöglich ist.

        • @ Christian
          Das ist schwer zu sagen. Die jüngere Generation ist wohl unstrittig homofreundlicher. Andererseits hätte ich mehr Hemmungen vor den Augen Jugendlichen Händchen zu halten, als vor Rentnern, da Jugendliche schneller „zuschlagen“ (verbal und physisch), wenn ihnen was nicht passt. Das kommt natürlich auch auf den Habitus udn die soziale Situation der jungen Leute an.
          Und dann kommt es natürlich darauf an, in welcher Gegend man sich gerade befindet. Ich kann mich in Berlin-Schöneberg offener verhalten, als auf dem brandenburgischen Dorf. Man muss immer zwischen mehrere Variablen abwägen, ob es sich lohnt, Zuneigung „zu zeigen“.

        • @ Arian

          DU schriebst von DEINER Traurigkeit, oder?!

          Aber ich will (und kann!) Dir Deinen von Dir eingeforderten exklusiven Opferstatus als Homosexueller nicht nehmen.

          Ich bin Hetero und glücklich damit. Ich finde es übrigens auch prima, wenn Homosexuelle glücklich mit ihrem Homosexuellsein sind. Ich kenne sogar einige, die das sind, so dass der Status des Homosexuellseins per se nicht der limitierende Faktor fürs Glücklichsein sein kann.

          Aber jeder leidet, so gut er kann! 😉

        • Und der Neid führt bei denen, die mehr als nur ein wenig davon entwickeln, dazu, die Forderung zu erheben, die Heteros möchten doch bitte solidarisch “mitleiden” und das Neid triggernde Knutschen lassen.

          Neid ist keine per se negative Gefühlsregung – auch wenn die christliche Ethik, die letztlich die Grundlage für diesen feministischen Irrsinn liefert, uns das glauben machen will.

          Der Schwarze hat durchaus ein Recht neidisch auf Menschen zu sein, die unbeschwert herumaufen können und nicht ständig von Menschen belästigt werden, die meinen durch Aggressionen gegen „Andersartige“ sich ihrer Gruppenzugehörigkeit zu „den Normalen“ zu vergewissern.

          Der Unschuldig verurteilte Vergewaltiger hat ein Recht neidisch zu sein auf diejenigen, bei denen eine Falschbeschuldigung nicht zu einer Verurteilung führte.

          Inwieweit die „normalen“ Normalitätsbesitzer etwas dafür können ist eine andere Frage, aber die Gesellschaft steht in der Verantwortung, dem Schwarzen freies Geleit zu bieten und Fehlurteile möglichst zu vermeiden.

          Homosexualität ist insofern normal als dass bei ihnen – z.B. beim Händchenhalten – die gleiche Körperchemie ausgelöst wird wie bei Heterosexuellen. Ebenso, wie der Schwarze genauso böse oder gut sein kann wie der Weiße.

          Ich denke der Neid bezieht sich darauf, dass dieser Umstand nicht zur Grundlage der allgemeinen Betrachtung von Homosexuellen gemacht wird. Und das finde ich in einer aufgeklärten Gesellschaft berechtigt.

          Natürlich gibt es _auch_ Homosexuelle, bei denen sich der Neid darauf bezieht dass nicht alle ihre sexuelle Orientierung teilen, aber für die kann der normale Homosexuelle ebenso wenig, wie der normale Heterosexuelle etwas für die Geschlechtsidentitätsgenossen kann, die Homosexuelle verprügeln.

        • @Adrian Die Gefühle die du beschreibst sind sicher auch für viele ein Grund in der Öffentlichkeit zu knutschen – mit der Darstellung „Schau wie glücklich verliebt wir sind“ wollen Paare ja oft auch etwas angeben vor all den Singles, nicht mehr so verliebten Pärchen, etc. Genau wie wenn man ein tolles Auto kauft oder Urlaubsbilder vom Strand bei Facebook postet.

          Was das spezielle Problem der Diskriminierung angeht… ich kann mir vorstellen, dass es zum Teil auch damit zusammenhängt wie sehr man selbst mit sich und seiner Homosexualität im reinen ist. Ich stelle es mir nervig vor wenn jede Zuneigungsbekundung gleich zum politischen Statement wird weil sich irgendwer meint dazu äussern zu müssen… aber ich kenne auch homosexuelle Paare, denen das scheinbar völlig egal ist und die recht unbeirrt sehr pärchenhaft auftreten.

        • „Freude, Sehnsucht, Traurigkeit – und ein wenig Neid.“

          da frag mal singles oder frisch getrennte, häßliche, behinderte, verwitwete, einsame … die werden ähnliches fühlen und können nicht einmal zuhause knutschen, sondern gar nicht oder ihr haustier.

        • @ nick

          „Der Schwarze hat durchaus ein Recht neidisch auf Menschen zu sein, die unbeschwert herumaufen können und nicht ständig von Menschen belästigt werden, die meinen durch Aggressionen gegen “Andersartige” sich ihrer Gruppenzugehörigkeit zu “den Normalen” zu vergewissern.“

          Der arme Schwarze…fällt jedoch hier nicht mehr auf als der arme Weiße in Afrika…so what?

          Wäre er halt weiß geworden…

        • @ratloser:

          Der arme Schwarze…fällt jedoch hier nicht mehr auf als der arme Weiße in Afrika…so what?

          Der arme Ratlose… fällt ihm nichts mehr ein als einem Strohmann doppelte Standards zu unterstellen? so what?

        • @hottehüh:
          da frag mal singles oder frisch getrennte, häßliche, behinderte, verwitwete, einsame …

          Kann es sein, dass du das „Freude“ überlesen hast?

        • „Kann es sein, dass du das “Freude” überlesen hast?“

          wieso sollten sich die von mir aufgezählten nicht auch freuen können? wenn adrian es kann …

      • @ adrian

        @ adrian

        Du bist sauer auf die Natur und verstehst die Übersprungshandlung der Anderen…das kann ich ja verstehen. Aber wir können gesellschaftlich nicht jeder individuellen Symptomgebung Raum einräumen…das führte wirklich zur Diktatur des Verbeulten.

        Die fehlende Selbstakzeptanz von Schwulen…das scheuernde Gefühl des „Anderssein“ ist doch nicht den heterosexuellen Menschen vorzuwerfen.

        Die Abweichung von der natürlichen Norm impliziert häufig Empfindungen des Irritiert-, Fremdseins. Diese zu befrieden, das Abweichende in uns und den Anderen zu akzeptieren, ist eine kulturelle Leistung.

        Aber die Abweichung nicht mehr als solche zu spüren, geht nicht…auch nicht durch Knutschverbote für Heteros!

        • „Du bist sauer auf die Natur“

          So ein Quatsch.

          „Die fehlende Selbstakzeptanz von Schwulen…das scheuernde Gefühl des “Anderssein” ist doch nicht den heterosexuellen Menschen vorzuwerfen.“

          Sorry, Du hast keine Ahnung, wovon Du sprichst. Für Dich ist es leicht, Dich darüber lustig zu machen und „gute“ Ratschläge zu erteilen, dass man sich gefälligst nicht so anstellen soll.

          „Aber die Abweichung nicht mehr als solche zu spüren, geht nicht“

          Doch, genau das geht. Denn die Abweichung ist nicht das Problem. Es ist ist die Reaktion der Mehrheit darauf.

        • Ich glaube allerdings, dass einige hier ahnen, was ich meine. Roslin bspw., der zwar immer sarkastisch ist und mit seinem Humor den strammen Max markiert (was auch gut so ist 😀 ) aber der immerhin mal in Heidelberg Student war.

        • Bleibt noch zu erwähnen, dass es sich bei „Critical Hetness“ in Wahrheit um ein „Tool des Kulturmarxismus“ handelt. „Critical Hetness“ ist nicht etwa eine Idee einer Handvoll durchgeknallter Radikalfeministinnen, welche absolut keine Chance hat, sich jemals in der Mehrheitsbevölkerung durchzusetzen und lediglich den berechtigten Kampf gegen Homophobie lächerlich macht, nein, solche Knutschverbote sind nämlich bereits von den jüdischen Marxisten der Kritischen Theorie propagiert worden, um dadurch die „traditionelle westliche Zivilisation“ zu zerstören. (Auf Belegquellen für diese Behauptung verzichte ich mal besser, da es solche Belegquellen nicht gibt. Auch dass radikalfeministische Prüderie überhaupt nicht mit der Kritischen Theorie, aber ziemlich gut mit sexualfeindlichem Konservatismus zusammenpasst, lasse ich besser mal unerwähnt).

        • @ adrian

          Ich bin vielleicht blöd, aber nicht doof. 😉

          Natürlich gibt es auch die Trauer, die sich aus dem Agieren der Anderen ergibt. Aber ich glaube, dass es ein grundlegendes Mißverständnis und dem seelischen Wohlbefinden abträglich ist, die Trauer im Anderssein nur als Reaktion auf die Reaktion der Anderen zu verstehen.

          Letztendlich trauern wir immer über uns selbst…hadern mit uns.

          Das trifft für Schwule genauso zu, wie für Heteros, auch wenn unterschiedliche sexuelle Ausrichtungen zum Teil unterschiedliche innere Konfliktfelder bedingen.

          Es ist natürlich einfacher, die Ursache der Trauer als Reaktion auf das Außen zu erleben, aber es wird sich – wenn man es dabei belässt – nichts wirklich ändern können, im Gegenteil.

          Ein selbstgefühltes Opfer wird immer Opfer bleiben, auch wenn es dank seines Opferstatus zum Tyrannen wird.

        • @ ratloser
          Noch einmal: Sorry, Du hast keine Ahnung, wovon Du sprichst.

          Schon die Benutzung des Wortes „Trauer“ in diese Zusammenhang zeigt dies eindeutig, ebenso wie Deine Trivialisierung, die Du mit dem albernen Vergleich ziehst, dass auch Heteros mit sich zu hadern haben. Das belegt eindeutig, das Du gar nicht verstehst, worum es geht.

        • „die Abweichung ist nicht das Problem. Es ist ist die Reaktion der Mehrheit darauf.“

          wohl eher von einigen aus der mehrheit. aber die sprechen nicht für „die mehrheit“.

    • „Das zeigt doch nur, dass das eigene Sein als defizitär erfühlt wird.“

      … weil sie nicht der norm und der mehrheit angehören. das thema knutschverbot, heterosexismus und heteronormativität ist ausdruck des hauptproblems, das sie marginalisierung, also randständigkeit nennen. nun ist es aber einer mehrheit, egal welcher, wesenhaft, normen zu bilden. und zwar allein auf grund der zahlenmäßigen präsenz. dort wo diese leute die mehrheit bilden, generieren sie selbst normen. und zwar viel rigider, weil absichtsvoll, als es eine beliebige mehrheit ohne normierungabsicht je könnte. sie lehnen normen ab, wenn es nicht die eigenen sind. sie lehnen mehrheiten ab, wenn es nicht ihre mehrheit ist. sie wollen ganz dolle individuell und einzigartig sein, aber wo sie es dann sind, halten sie das gar nicht aus, sondern hadern damit, nicht im mainstream mit zu schwimmen.
      diese leute wollen der mehrheit aber gar nicht angehören, indem sie ihre identität primär über ihre sexuelle orientierung generieren. dabei könnten sie sich leicht mit der mehrheit identitfizieren, wenn sie identität mittels anderer aspekte generieren würden.

      • „diese leute wollen der mehrheit aber gar nicht angehören, indem sie ihre identität primär über ihre sexuelle orientierung generieren.“

        Ich gehe mal davon aus, dass Du hetero bist. Anders kann ich mir diesen unschuldig ignoranten Beitrag nicht erklären.

        • meine sexuelle orientierung spielt zu ca. 90% meiner zeit keine rolle.

          Das schmieren dir Privligientheoretiker stante pede auf dein Priviligienbrot.

          Oft gar nicht zu Unrecht, vermute ich.

          Es geht wohl nicht darum, was die augenscheinliche „norm“ ist, sondern darum, dass nicht nur die Kleinigkeit ihrer sexuellen Orientierung, sondern diese Menschen an sich als „unnormal“ geframt werden.

          „Homos haben Sex, Heteros haben Sex. Sex ist normal, also sind Homos auch normal“: So wird es eben leider nicht überall gesehen. Es werden eben aus der einfachen Tatsache, dass Homos nicht wie „alle anderen“ das andere Geschlecht begehren darüber hinausgehende Rückschlüsse auf die Person gezogen.

          Von daher hast du „gut Reden“, dass deine sexuelle Orientierung zu 90% keine Rolle spielt, für einen Homo ist es offenbar nicht immer so.

        • „Von daher hast du “gut Reden”, dass deine sexuelle Orientierung zu 90% keine Rolle spielt, für einen Homo ist es offenbar nicht immer so.“

          ich glaube, dass die sexuelle orientierung generell in vielen lebensbereichen keine rolle spielt. de facto ist sie nur dort von interesse, wo es tatsächlich um sex und partnerschaft et.al. geht.
          das mag individuelle verschieden sein, aber niemand kann mir glaubhaft machen, dass sich das ganze leben nur darum dreht.

          nehmen wir mal an, ich wäre homosexuell. das würde die meisten leute, mit denen ich zu tun habe nicht die bohne interessieren. es interessiert sie nämlich auch nicht, dass ich hetreosexuell bin.

          • @hottehü

            „nehmen wir mal an, ich wäre homosexuell. das würde die meisten leute, mit denen ich zu tun habe nicht die bohne interessieren. es interessiert sie nämlich auch nicht, dass ich hetreosexuell bin.“

            Es reicht ja auch, wenn es von 100 Leuten 5 interessiert und die dir das evtl aufs Brot schmieren. Selbst wenn die anderen damit kein Problem haben, kann das sehr unangenehm sein. Das man da immer eine gewisse Angst hat, ob gerade jemand dabei ist, den es eben im negativen interessiert.

        • das mag individuelle verschieden sein, aber niemand kann mir glaubhaft machen, dass sich das ganze leben nur darum dreht.

          Ich denke schon, dass sich sehr viel im Leben eines Homos darum dreht, dass seiner sexuellen Orientierung mehr Bedeutung beigemessen wird als „it’s just not my way“

          Das fängt schon mit der Frage „wie bring‘ ich’s meinen Eltern bei“ an.

          Das wird schon viele Suizide junger Männer verursachen.

          es interessiert sie nämlich auch nicht, dass ich hetreosexuell bin.

          Bestechende Logik.

          Es interessiert sie meistens auch nicht, dass ich kein Vergewaltiger bin.

        • Bleibt dem Hetero, nach Deiner Ansicht, die Welt der Homos
          nicht prinzipiell verschlossen?
          Also ist der Beitrag (folge)richtig?

          ..ist halt das Kernproblem vons Janze: Wirklich wahrnehmen wie es ist, als Homo durch die Welt zu laufen kann eben nur ein Homo. Andererseits fehlt dem aber auch die Wahrnehmung wie es ist, als Hetro durch die Gegend zu laufen.

          Queerfeminismus löst das Problem einfach, indem dem Homo ein unhinterfragbares Erkenntnisprivileg eingeräumt wird, d.h. das was ein Mitglied einer „unterdrückten Gruppe“ behauptet ist immer „Wahr“. Was natürlich der größten gefühlten Ungerechtigkeit die maximalste Definitionshoheit einräumt.

          Vernünftiger löst man das Problem durch Kommunikation, indem man z.B. Homos zuhört und versucht, gemeinsam eine intersubjektiv nachvollziehbare Perspektive herauszuarbeiten.

          Das „ignorant“ verstehe ich so, dass keine Bereitschaft gesehen wird sich die Sichtweise auch nur anzuhören.

        • ..und natürlich kann man auf die Anmaßung, als „unterdrückte Gruppe“ die Wahrheit zu besitzen und nach Belieben wasweißichwas anklagen zu dürfen nur mit Abwehr reagieren. Was schnell dazu führt, dass man eine grundsätzliche Ingnoranz als Schutzmechanismus aufbaut.

          Deswegen halte ich solche Ideologien auch für extrem kontraproduktiv.

          Aber was kann Adrian für die MM?

        • @ hottehü
          „nehmen wir mal an, ich wäre homosexuell. das würde die meisten leute, mit denen ich zu tun habe nicht die bohne interessieren.“

          Das sagt sich leicht, Du musst und wirst diese Erfahrung ja auch nie machen.

          „es interessiert sie nämlich auch nicht, dass ich hetreosexuell bin.“

          Ach so, hottehü wurde niemals beim Besuch von Oma (oder Mama, Papa et.) gefragt: Na, hast Du denn schon eine Freundin? hottehüh wurde noch nie von einem Kumpel gefragt: Wie findest Du denn die Neue in der Klasse/in der Berufsschule im Seminar?

          Sexuelle Orientierung und Identität ist ein Grundpfeiler unseres Lebens. Heteros fällt dies nur nicht auf, weil der Umgang damit für sie so gewöhnlich ist, wie die tägliche Nahrungsaufnahme.

    • Von wieviel Knutschereignissen pro Tag/Woche/Monat reden wir eigentlich? Sind öffentlich knutschende Heteropärchen nicht eher ein seltenes Erlebnis (wobei „Knutschen“ eher intensiveres Küssen ist, oder?).
      Ich sehe extrem selten sich im öffentlichen Raum intensiv küssende Menschen. Ich sehe, abhängig vom Stadtgebiet, oft sich küssende Männer – nämlich Türken, bei denen dies zum selbstverständlichen Begrüßungsritual gehört.

  2. Die Argumentation ist vollkommen richtig, es bringt nichts wenn heterosexuelle Paare Abstand von öffentlicher Bekundung ihrer Zuneigung nehmen. Eher müssen Minderheiten deutlich Präsenz zeigen um eine Akzeptanz herbei zu führen. Wenn ich wieder eine Freundin habe, wird das auch ‚zur Schau‘ gestellt – ich sehe daran nichts ungewöhnliches und wenn die Leute möchten, sollen sie doch gucken.

    lg Nina

  3. Das ist so eine typische Kopf-Todgeburt aus dieser Ecke. Bis auf die fünf Menschen, die das für eine gute Idee halten, wird das ohnehin niemand ernsthaft durchziehen wollen oder durchsetzen können.

    Begründet wird das auch damit, dass es homosexuelle Menschen stört, wenn sie andere sich Küssen sehen und man aus Rücksichtsnahme deshalb darauf verzichten sollte. Aus Rücksichtsnahme kann man das gerne tun, wenn man weiß, dass es jemanden stört. Die Forderung es proaktiv zu unterlassen, weil es jemanden stören könnte, ist aber lediglich eine sittliche und keine moralische Forderung.

    • @ kinch

      „.. ist aber lediglich eine sittliche und keine moralische Forderung.“

      Yep.

      Wie man den Feministinnen überhaupt eine gewisse Neigung zu puritanistischen Vorstellungen attestieren kann.

    • M.E. ist das nur ein Versuch, eine Rechtfertigung dafür zu finden, anderen zu untersagen, ihre Sexualität auszuleben. Die Begründung wirkt nicht umsonst konstruiert. Ich habe eine Lösung nun suche ich eine Problem dafür.

    • „Die Forderung es proaktiv zu unterlassen, weil es jemanden stören könnte, ist aber lediglich eine sittliche und keine moralische Forderung.“

      es ist auch eine moralische. heteros, die der forderung nachkommen, können durch selbstkasteiung ihre moral versilbern.

      • http://maedchenmannschaft.net/hat-jemand-knutschverbot-gesagt-critical-hetness-101/#comment-422619

        hier bringt eine schön auf den punkt, worum es eigentlich geht:

        „… der Verzicht kann ein Ergebnis eines Prozesses der Selbstreflektion sein … Hinterfragen der eigenen Selbstverständlichkeiten.“

        SELBSTreflektion und SELBSTverständlichkeiten.
        das ganze klingt wahnsinnig empathisch, kreist aber im grunde nur ums eigene selbst. die anderen, die homosexuellen, kommen gar nicht vor. sie sind lediglich projektionsfläche.

        „Nirgends im Text steht: Wenn Heten in der Öffentlichkeit nicht mehr knutschen, ist Schluss mit Heteronormativität und Homophobie. Und auch nicht: Wenn Heten öffentlich nicht mehr knutschen, ist alles gut.“

        es muss nichts bringen. zum wohlfühlen genügt es, wenn man sich selbst ordentlich reflektiert.

        • es muss nichts bringen. zum wohlfühlen genügt es, wenn man sich selbst ordentlich reflektiert.

          Natürlich geht es um die eigene SELBSTverständlichkeit.

          Sie bückt sich bedingungslos, bis zur totalen Selbstaufgabe, für Regina als „Wenigerprivilegierte“ und meint deshalb, ein Anrecht darauf zu haben, dass „Mehrprivilegierte“ für _sie_ bis zur Selbstaufgabe den Bückling machen.

          Die gleiche Autorin:

          Ich lese den Text nicht als Gemäkel am 50/50-Modell (steht ja auch explizit drin), sondern vor allem als Selbstverortung des Autors aus Vaterperspektive und als Forderung an sich als emanzipatorisch/(pro)feministisch verstehende (potentielle, werdende derzeitige) Väter, die persönliche (!) Situation, das persönliche Handeln, in einen größeren Kontext einzubetten und vor diesem nicht nur kritisch zu reflektieren, sondern diese Reflexionen auch in Handlung umzusetzen. Was dringend notwendig ist in familienpolitischen Debatten.

          http://maedchenmannschaft.net/5050-bedeutet-nicht-die-aufloesung-aller-ungerechtigkeiten/#comment-413534

          Keine Ahnung, warum so viele Mädels politisch nicht über die frz. Revolution hinwegkommen und beharrlich meinen, wir lebten noch in Grimms Märchenwelt.

        • ..das schöne daran ist, dass es sie nicht allzuviel kosten wird.

          (Sagt mir jedenfalls meine Intuition zu den Foto der Hals- und Mundpartie :D)

  4. Eine guter Kommentar findet sich unter dem verlinkten Mädchenmannschafts-Selbstbeweinungs-Geseiere: Eine „qwertzu“ weist richtigerweise daraufhin, dass man sich mit der selben Argumentation verbieten müsse, zu einem Bus zu rennen, weil man dies sehende Gehbehinderte damit quäle. Dass man nicht mehr reisen dürfe, weil andere dies nicht könnten. In der Tat hat sie recht, man kann das beliebig fortspinnen. Ich stehe wie die meistens morgens auf um einer geregelten Arbeit nachzugehen, vielleicht sollte ich das lassen, um denen, die morgens nicht aus den Federn kommen, keine unerträgliche Norm aufzuzwingen.

    Und zack – fallen die Harpyien über das arme Mädel her: „Das ist Derailing!“ – „Dir ist der Text zu unbequem“. Wer A sagt, müsste auch B sagen? Pustekuchen: „Konsequenz wird überbewertet“. Denn das Wichtigste ist dies: „Wenn ich mir bewusst bin, dass ich andere damit verletzen kann, habe ich doch gleich viel weniger Freude daran in der Öffentlichkeit zu knutschen.“. Und Freude geht halt gar nicht, bei der Mädchenmannschaft gleich dreimal nicht.

    Frage am Rande: „Das ist Derailing“ ist Unsinn, oder? Derailing läuft nach dem Muster „Ich sage A, aber du antwortest bezogen auf XYZ“ (Der klassische Politikertrick). Der Vorwurf hier war dagegen „Ich sage A, und Du sagst, dann müsste ich mit der gleichen Begründung auch B, C und D sagen. Sauerei. Konsequenz ist überbewertet“. Die kriegen noch nicht mal ihre eigenen rhetorischen Tricks richtig angewendet…

    • Solche am Inhalt kritisierenden Posts scheinen bei der MM auch gelegentlich einfach zu verschwinden. Die haben das Hausrecht – meinetwegen können sie das ausüben. Die Aussage dahinter muss dann aber auch klar sein: Souverenität und Diskussionskultur sind im -Ismus anscheinend keine hohen Werte. Sachliche Diskussion ist für diejenigen ohne Argumente, aber mit viel Meinung, auf Dauer schwierig.

    • @ Stadtfuchs

      Wer lässt sich schon gerne mit seiner Symptomverschiebung konfrontieren? Dass es bei alldem um neurotische, sprich irrationale Phänomene geht, ist doch klar…ungeachtet all der junk language Rationalisierungen ala „derailing“.

      Arme Mädchen…

    • @ Stadtfuchs

      Derailing ist die gute, alte Ablenkung.

      Aber man könnte ja verstanden werden.

      Darum dieser alberne, bombastische Bildungsjargon, DERAILING.

      Der Vorwurf abzulenken, fällt immer dann, wenn jemand den Finger in die Wunden legt.

      Er ist also kein Unsinn, sondern ein Machtmittel, mit dem verhindert werden soll, dass der Unsinn des ganzen ideologischen konstruktes offenbart wird.

      Der Ablenkungsvorwurf ist selbst Ablenkung, Ablenkung von der löchrigen geistigen Bruchbude, in der man haust, inkonsistent, inkohärent und ohne Fundament.

    • „“Das ist Derailing” ist Unsinn, oder?“

      klar, ist unsinn. bei denen ist alles, was nur ansatzweise nach kritik aussieht, derailing. und „qwertz“ hat ihnen den blödsinn halt vor augen geführt. (wobei ich nicht sicher, bin ob eroder sie das wirklich erst meint, oder ob es satire ist)

  5. „weil die sexuelle Orientierung biologische Ursachen hat und nicht einfach ein soziales Konstrukt ist.“

    Genau das ist der springende Punkt. Es wird ja genau das Gegenteil unerstellt („Ich inszeniere mich – möglicherweise ungewollt – als einen Teil der “Normalität” und schaffe sie damit erst.“). Verbreitet ist der Gedanke, dass es irgendwie eine Verschwörung der Heterosexuellen zur Durchsetzung der „heteronormativen Matrix“ gibt, auch wenn dafür keinerlei Belege existieren und schon der Gedanke Unsinn ist. (weshalb es natürlich auch unmöglich ist, kritische Kommentare auf den beiden verlinkten Webseiten anzubringen)

    Die Idee geht bekanntlich auf Judith Butler zurück, die dazu einige höchst verschwurbelte Texte geschrieben hat, mit denen ich mich grade beschäftige.

    • @El Mocho

      Ja, die heteronormative Matrix ist da denke ich ein wesentlicher Punkt. In meinem Butlerartikel schrieb ich dazu:

      https://allesevolution.wordpress.com/2012/02/22/judith-butler/

      Freud setzt bei der Urhorde an, deren Stammesvater ein Despot ist, der von den Söhnen verehrt und gehasst wird, insbesondere weil der Despot alle Frauen der Horde besitzen will. Deswegen haben diese den Despoten umgebracht. Die neue Gemeinschaft habe dann neue gesellschaftliche Regelungen geschaffen, die verhindern sollen, dass so etwas noch einmal passiert. Diese sehen vor, dass die Männer nur außerhalb ihrer Sippe heiraten dürfen, was also das Inzestverbot begründet hat (abenteuerliche Just so Geschichte, aber was soll man sagen).
      Im Ödipuskonflikt geht Freud davon aus, dass Jungen einen Hass auf den Vater entwickeln, die Mutter aber ebenso wie diese Begehren. Wegen dieses Begehrens wiederum entwickeln sie Schuldgefühle gegenüber dem Vater sowie eine Angst vor Bestrafung, insbesondere durch Kastration (weswegen der Penis in unserer Phallokratie auch eine so enorme Bedeutung hat). Sie verlagern ihr Begehren der Mutter dann aus Angst vor der Kastration durch den Vater auf andere Frauen.
      Die Mädchen wiederum begehren die Mutter, Wechseln dann aber zum Vater, weil sie in ihrem Penisneid die Mutter, die ja ebenfalls keinen Penis hat, für das Fehlen des eigenen Penis verantwortlich machen. Den der Penis wird, warum auch immer, vielleicht auch nur, weil man ihn sehen kann, als Normalfall gesetzt. Und da das Mädchen einen Penis will, ihrer aber “kastriert” ist, begehrt sie den Penis des Vaters und dies überträgt sich auf ihre Vorliebe für Männer. Tata, Heterosexualität!
      Butler wirft meinem Verständnis nach diese Figuren aber mehr in den Raum, macht anhand dieser deutlich, wie Normen enstehen können, die sich dann im Diskurs verfestigen, ohne sich (wie so oft) tatsächlich einer Meinung anzuschließen.

      Lacan hebt diese Situation aus dem konkreten (also der jeweilige Vater und die jeweilige Mutter) in das Abstrakte. Es komme nicht mehr darauf an, dass der Vater selbst die Kastrationsangst erzeuge, diese könne über eine Stellvertretung durch andere als “Gesetz des Vaters” auch von anderen ausgesprochen werden. Diese Stellvertretung wiederum wirke sich dann auf die gesellschaftlichen Normen aus, die dann an die Stelle des Vaters treten. Aus der Angst vor der Kastration durch den vater wird die Angst vor einer symbolischen Kastration durch eine paternalistische Gesellschaftsnorm.
      Dies fügt sich gut in die oben dargestellt Theorie ein, weil damit das Inzesttabu und die Heterosexualität über das Gesetz des Vaters zu einer gesellschaftlichen Norm ausgebaut wird, die aufgrund der Angst vor Kastration zugleich zu einer Überbewertung des Phallus, einer Phallokratie führt, in der eben gerade das besonders männliche, phallische bewahrt und zum höchsten Gut erklärt wird und Homosexualität zum Abweichen von der Norm erklärt wird, was dann wieder mit den bereits dargestellten Abzügen belegt wird.

      Man sollte sich immer bewußt machen, wie flach die Herleitung von Butler ist. Es sind die alten Ansätze über Penisangst, Kastrationsangst und Begehren über die Betrachtung der Eltern. Aus der daraus hergeleiteten Heternormativität folgt dann, dass Heterosexualität nur eine Norm ist, die andere unterdrücken soll.
      Man kann verstehen, warum auf diese Herleitung in feministischen Texten selten eingegangen wird.

    • „Die Idee geht bekanntlich auf Judith Butler zurück, die dazu einige höchst verschwurbelte Texte geschrieben hat, mit denen ich mich grade beschäftige.“

      Bist Dubei den Anti-Marsianer-Invasions-Einheiten, dass Du Dir solchen hirnzersetzenden Tort antust?
      Wenn ja, schlage ich vor, diese Texte mit Country-Schnulzen-Musik zu vertonen um die Wirkung zu erhöhen:

  6. Mein Kommentar wurde gar nicht erst freigeschaltet, ging aber in eine ähnliche Richtung.

    Das ganze Konzept ist einfach schwachsinnig und besonders toll war der Kommentar über „… dann macht nämlich alles was die anderen nicht dürfen gleich viel weniger spaß… das nennt sich Achtsamkeit“ – ähm, nein, das nennt sich nicht achtsamkeit. Achtsamkeit soll eigentlich sein, dass man bewusster genießt.

      • Erlauben inwiefern? Eine Zwangsbehandlung wegen solcher Ideen wird definitiv nicht möglich sein 😀 Aber es gibt durchaus, meiner Einschätzung nach, so einige pathologische Muster hinter solchen Ideen. Wenn jemand einen Leidensdruck hat kann man diese Muster sicher behandeln – nur das Problem ist, dass diese Ideen bereits Lösungsstrategie für die pathologischen Muster sein kann „Mir geht es schlecht. Das liegt aber nicht an mir sondern daran dass die Gesellschaft so und so ist. Nicht ich muss etwas ändern damit es mir besser geht, die Gesellschaft muss sich ändern.“ Das gilt sicher nicht für jeden aktivismus aber grade der Feminismus scheint in gewisser Weise Anlaufstelle für (sexuell) traumatisierte Frauen zu sein. (So wie der Maskulismus Anlaufstelle für Männer mit posttraumatischer Verbitterungsstörung zu sein scheint).

    • @Dummerjan

      *Es ist immer wieder interessant, wie es Wahnideen in die Öffentlichkeit schaffen*

      Noch interessanter und wichtiger ist die Frage, unter welchen Dekadenzbedingungen und in welchen Milieus solche Wahnideen breite Akzeptanz erfahren, in ihrer Wahnhaftigkeit nicht mehr erkannt, sondern ernsthaft diskutiert werden.

        • @ adrian

          „Fehlgeleitete Solidarität“ spricht für mich aus diesem Text nun gerade nicht. Eher infantiles Ressentiment, wie üblich arg egozentrisch…also genau das Gegenteil von solidarisch.

          Das gutmenschliche Bemühen, in jedem Dreck der eigenen, erweiterten peer group Ausdruck eines schief gegangenen Guten zu phantasieren, ist auf Dauer übrigens auch kontraproduktiv….

        • „als fehlgeleitete Versuch, besser miteinander umzugehen.“
          Das Kind hat eine buntere Schaufel als ich. Papaaaaaa, nimm dem Kind die Schaufel weg!

          Das ist so etwa die Idee eines besseren Miteinander-Umgehens?

        • @ Dummerjan

          Falsch.Die Idee ist nicht, dem Kind die bunte Schaufel wegzunehmen, sondern das das Kind mit der bunteren Schaufel darauf verzichtet, mit dieser zu spielen. Von der Intention her ist das ein gewaltiger Unterschied.

        • „Von der Intention her ist das ein gewaltiger Unterschied.“
          Erich Kästner nannte das „von dem Kakao durch den Du gezogen wirst, auch noch zu trinken“.

        • Das ist keine dekadente Wahnidee, ich interpretiere diesen Vorschlag als fehlgeleitete Solidarität, als fehlgeleitete Versuch, besser miteinander umzugehen.

          Sry, „Raum“ durch bloßes Sein „wegnehmen“ ist keine Wahnidee?

          Ich würde sagen: Man kann eben nicht anders, wenn man seine eigenen Machttechniken nicht in Frage stellen will.

          Wenn man AlsFrau von Männern diese Form der „Solidarität“ einfordert, dann muss man sie eben auch gegenüber Homos praktizieren.

        • Falsch.Die Idee ist nicht, dem Kind die bunte Schaufel wegzunehmen, sondern das das Kind mit der bunteren Schaufel darauf verzichtet, mit dieser zu spielen. Von der Intention her ist das ein gewaltiger Unterschied.

          Die Frage ist, ob man mit der öffentlichen Bekundung „_Ich_ spiele nicht mit _meiner_ _bunteren_ Schaufel, damit _andere_ nicht neidisch werden!11!“ nicht erst recht das Bild „perpetuiert“, dass die weniger ausgeprägte Buntheit der Schaufeln der anderen defizitär sei.

          Das eigentliche Problem bzw. der Streit im Sandkasten taucht doch erst dann auf, wenn sich derjenige mit der bunteren Schaufel durch die Tatsache ihres Besitzes abheben möchte.

        • @Adrian: Wie würdest du es zum Beispiel finden, wenn alle Menschen, die sich mit Homosexuellen solidarisch zeigen wollen, einmal am Tag in der Öffentlichkeit mit einem gleichgeschlechtlichen Freund Zärtlichkeiten austauschen würden? So zur Desensibilisierung der Masse, wenn man das so nennen will.

          • @Robin

            „Wie würdest du es zum Beispiel finden, wenn alle Menschen, die sich mit Homosexuellen solidarisch zeigen wollen, einmal am Tag in der Öffentlichkeit mit einem gleichgeschlechtlichen Freund Zärtlichkeiten austauschen würden?“

            Das würde zumindest in Hinblick auf eine Gewöhnung was bringen. Wobei ich vermute, dass die wenigsten dazu bereit wären. Ich beispielsweise wüsste keinen Mann, mit dem ich Zärtlichkeiten austauschen wollte. Es würde also wohl eher bemüht wirken.

          • Laut MM sind ja schon Kleinigkeiten heteronormative Zärtlichkeiten (und da haben sie eigentlich Recht). Würdest du es echt nicht schaffen, mal mit nem Kumpel Hand in Hand über die Haupteinkaufssstraße zu flanieren?

          • @Robin

            „Eine Freundin demonstrativ (ohne Zunge) zu küssen wäre auch kein Problem für mich.“

            Erfordert bei dir ja auch keinerlei Mut: es gilt als sexy und du wirst eher dazu angehalten werden.

            Hier könnte man ebenso sagen: Wir Männer haben unseren Teil gemacht und finden gleichgeschlechtliche Zärtlichkeiten zwischen Frauen geil. Gilt denke ich andersrum nicht.

        • Das hatten wir letztens schon mal. Alles wieder vergessen? Und da waren es die anwesenden Frauen, die gegen dich Mann angeschrieben haben, der nicht einsehen wollte, dass Frauen auch schwule Pärchen mitunter geil finden.

          Aber das ist nicht Thema.

          Erst vor kurzem war ich mit ein paar Leuten unterwegs und uns begegnete ein lesbisches Pärchen, das sich nur flüchtig küsste. Die Blicke meiner Begleiter sprachen Bände, aber nicht positiv. Ich war leider zu betrunken, um an dieser Stelle eine Grundsatzdiskussion loszutreten, aber ich fand das Verhalten meiner Begleiter scheiße.

          • @Robin

            Nein, ich fand nur eure Argumente nicht so schlüssig, ich hatte ja auch meine Gegenargumente gebracht.

            „Die Blicke meiner Begleiter sprachen Bände, aber nicht positiv“

            Ich leugne ja auch gar nicht, dass es homophobe Männer gibt. Ich sagte lediglich, dass eine heterosexuelle Frau, die eine andere heterosexuelle Frau küsst, wohl keine Probleme bekommt. Eher sind Männer begeistert.

            „aber ich fand das Verhalten meiner Begleiter scheiße“

            Geht mir genauso.

          • Mir ist klar, dass du Argumente, die deine Sichtweise nicht stützen, nicht schlüssig findest.

            Meine Begleiter waren übrigens sowohl männlich als auch weiblich.

            Und meine Idee zielt darauf ab, sich als schwul und lesbisch in der Öffentlichkeit zu zeigen, auch wenn man es nicht ist.

          • @Robin

            „Mir ist klar, dass du Argumente, die deine Sichtweise nicht stützen, nicht schlüssig findest.“

            Was soll denn so ein ad hominem Arguemnt, zumal ich es so leicht zurückgeben kann?

            „Und meine Idee zielt darauf ab, sich als schwul und lesbisch in der Öffentlichkeit zu zeigen, auch wenn man es nicht ist.“

            Erfordert eben einiges an Schauspiel. Gerade bei Frauen, bei denen die Grenzen der erlaubten Handlungen denke ich weiter rausgeschoben sind.

          • „Was soll denn so ein ad hominem Arguemnt, zumal ich es so leicht zurückgeben kann?“

            Du hast dich in dieser Diskussion damals absichtlich blöd gestellt und ins Blaue hinein Dinge behauptet, die nachweislich nicht stimmen (Zahlen beziehen sich auf die gesamte Welt vs. da steht klar und deutlich, dass die Untersuchung in japanischen Städten stattfand).

            „Erfordert eben einiges an Schauspiel. Gerade bei Frauen, bei denen die Grenzen der erlaubten Handlungen denke ich weiter rausgeschoben sind.“

            Wenn du die Umsetzung einer solchen Idee (ist da vorher noch niemand drauf gekommen? Ich kann das kaum glauben) schon von vorneherein zu schwierig findest, dann mach halt einfach nicht mit.

          • @Robin

            „Du hast dich in dieser Diskussion damals absichtlich blöd gestellt und ins Blaue hinein Dinge behauptet, die nachweislich nicht stimmen (Zahlen beziehen sich auf die gesamte Welt vs. da steht klar und deutlich, dass die Untersuchung in japanischen Städten stattfand).“

            Da irrst du. ich hatte ja einen Beitrag dazu verlinkt.

            „Wenn du die Umsetzung einer solchen Idee (ist da vorher noch niemand drauf gekommen? Ich kann das kaum glauben) schon von vorneherein zu schwierig findest, dann mach halt einfach nicht mit.“

            Ich hatte die gleiche Idee selbst schon ins Gespräch gebracht:

            https://allesevolution.wordpress.com/2013/04/10/raum-einnehmen-und-normalitat/#comment-70554

            Das die unterdrückte Gruppe handelt oder aktiv einbezogen wird ist keine Option, weil es immer Sache des Unterdrückers ist, die Benachteiligung zu beseitigen.
            Danach verbleiben zwei Optionen: Entweder man verpflichtet sich solidarisch auch als Heterosexueller das gleiche Geschlecht zu küssen oder man verhält sich nicht mehr heterosexuell.

        • @Robin
          Ich würde Christian nicht unterstellen das er sich extra ‚Blöd‘ stellt, sondern das man kritischer ist, wenn es schwer mit der eigenen Sicht verinbar ist und dann manche weniger gut wissenschaftlich bestätigte Erkenntnisse dann eben eher bestritten werden.

          @Christian
          Ach komm, es gibt genügend Gesellschaften wo Männer sich auch mit einem Kuss begrüßen. Es gibt also schon Orte wo auch männliche Nähe (wenn auch nicht zwingend sexuelle) angenommen wird.

          Kleine nicht direkt zum Thema gehörende Randnotiz, ich muss irgendwie immer an den ‚Todeskuss‘ vom Godfather denken – weird.

          • @neutron

            „Ach komm, es gibt genügend Gesellschaften wo Männer sich auch mit einem Kuss begrüßen. Es gibt also schon Orte wo auch männliche Nähe (wenn auch nicht zwingend sexuelle) angenommen wird.“

            Ja, natürlich. Umarmungen und (meist angedeutete) Küsse gibt es durchaus. Allerdings würde ich schon sagen, dass meist, abgesehen von Ersatzbefriedigungen wie den gerade aus Afghanistan diskutierten Fällen, Männer striktere Regeln haben als Frauen.

        • „Da irrst du. ich hatte ja einen Beitrag dazu verlinkt.“

          Ja, nur stand in deinem Beitrag nicht das drin, was du behauptet hast. Warum lügst du?

          „Ich hatte die gleiche Idee selbst schon ins Gespräch gebracht:“

          Dann verstehe ich nicht, warum dir die Idee jetzt plötzlich so undurchführbar erscheint.

          @Neutron:
          „Ich würde Christian nicht unterstellen das er sich extra ‘Blöd’ stellt, sondern das man kritischer ist, wenn es schwer mit der eigenen Sicht verinbar ist und dann manche weniger gut wissenschaftlich bestätigte Erkenntnisse dann eben eher bestritten werden.“

          Ich weiß nicht, ob du weißt, worum es eigentlich gerade geht. Damals, als ich ihm vorwarf, sich blöd zu stellen, ging es nicht um weniger gut wissenschaftlich bestätigte Erkenntnisse, sondern um schlichte Ergebniszahlen von Google. Er verglich aktuelle Zahlen (selbst ergoogelt) mit Zahlen aus einem Wiki-Artikel, die einige Jahre alt waren. Das stand auch daneben. Das muss man sehen, außer, man stellt sich eben blöd oder ist es tatsächlich. Oder man hat mal kurz nicht richtig aufgepasst, das kann man dann aber auch einfach mal zugeben, statt weiter so zu tun, als wär nix. Was dann aber wiederum „blöd stellen“ ist.

          • @Robin

            „Er verglich aktuelle Zahlen (selbst ergoogelt) mit Zahlen aus einem Wiki-Artikel, die einige Jahre alt waren. Das stand auch daneben. Das muss man sehen, außer, man stellt sich eben blöd oder ist es tatsächlich. Oder man hat mal kurz nicht richtig aufgepasst, das kann man dann aber auch einfach mal zugeben, statt weiter so zu tun, als wär nix. Was dann aber wiederum “blöd stellen” ist.“

            Bei dem Weltweit ging es doch um eine ganz andere Stelle, wo du die Wikipedia genommen hattest und ich die dort verlinkte Quelle.

            Auch im übrigen verkennst du denke ich, dass Girl-on-Girl Pornos weitweit verbreitet sind und die von dir benannten Comics im vergleich relativ unbekannt.

            Du scheinst immer das, was du magst, als recht absolut zu setzen.

          • Christian, das hab ich dir alles schon mal erklärt und du hast nicht mehr geantwortet. Ich habe keine Lust, ständig wieder ein altes Fass aufzumachen, wenn du gerade Bock drauf hast, auch wenn das Thema gerade ein ganz anderes ist, und dir alles nochmal zu erklären.

          • @Robin

            Ich hatte meine Argumente gebracht. Es wäre insoweit nur eine Wiederholung gewesen. Es war ja abzusehen, dass wir uns da nicht einigen. Vielleicht einigen wir uns einfach darauf, in diesem Bereich anderer Auffassung zu sein.

        • „Das die unterdrückte Gruppe handelt oder aktiv einbezogen wird ist keine Option, weil es immer Sache des Unterdrückers ist, die Benachteiligung zu beseitigen.“

          im klartext heißt diese forderung: die ganz welt möge sich nach mir / uns richten.

          die vermeintliche unterdrückung, nota bene durch normen, die die mehrheit allein durch ihre schiere existenz setzt, könnte dir mehrheit nur beseitigen, indem sich sich selbst als mehrheit beseitigt. so etwas kann niemand ernsthaft fordern.

          würde sich die mehrheit tatsächlich an diese forderung halten, wäre sie die unterdrückte gruppe, müsste nicht tätig werden und könnte forderungen an die „unterdrücker“ stellen.

        • @ Robin
          „Wie würdest du es zum Beispiel finden, wenn alle Menschen, die sich mit Homosexuellen solidarisch zeigen wollen, einmal am Tag in der Öffentlichkeit mit einem gleichgeschlechtlichen Freund Zärtlichkeiten austauschen würden?“

          Das klingt so, als würde ich irgendetwas verlangen. Ich verlange keine Solidarität, ich verlange kein Verständnis, ich verlange nicht mal Toleranz. Ich kann so was gar nicht verlangen.

          Ich versuche lediglich meine Gedanken mitzuteilen und meine Position zu erklären. Und darauf hoffen, dass die Schlüsse gezogen werden, die es uns allen erleichtern, besser miteinander unzugehen.

        • @Adrian: Was du vielleicht nicht siehst ist der Dauerbeschuß von z.B. Helga Hansen auf den pösen Dämon „heterosexueller Mann“

          Da wird dann „Lassmiranda“ zum schröcklichen Ausdruck eines durch Privilegienbewahrungsinteressen inhärent getriebenen Vergewaltigungsbedürfnisses.

          Da fällt es eben recht schwer, ihre Position nachzuvollziehen.

          Wenn du für eine Abwägung ihrer Beweggründe werben willst, dann hast du es hier eben nicht leicht damit.

          Du hast bei den Damen das „Privileg“, dich nicht von einem Generalverdacht exkulpieren zu müssen, und nicht einem recht offenem Hass ausgesetzt zu sein.

          Natürlich kannst du nichts dafür 😀

        • „Das klingt so, als würde ich irgendetwas verlangen. Ich verlange keine Solidarität, ich verlange kein Verständnis, ich verlange nicht mal Toleranz. Ich kann so was gar nicht verlangen.

          Ich versuche lediglich meine Gedanken mitzuteilen und meine Position zu erklären. Und darauf hoffen, dass die Schlüsse gezogen werden, die es uns allen erleichtern, besser miteinander unzugehen.“

          ich meinte ja gar nicht, dass du irgendwas verlangst.

          Ich kann verstehen, dass es dich ankotzt, wenn du turtelnde Pärchen auf der Straße siehst und weißt, dass du das mit deinem Freund nicht in dieser Art ausleben könntest, ohne nicht mindestens blöde Blicke oder Bemerkungen zu kassieren.

          Ich denke nur einfach nicht, dass es eine Lösung sein kann, wenn sich jetzt lauter Heterosexuelle Zärtlichkeiten in der Öffentlichkeit verkneifen. Erstens werden da eh so wenig Leute mitmachen, dass es wohl gesamtgesellschaftlich überhaupt nicht spürbar wäre, und zweitens ist das einfach auch nicht fair. Ich hab es mir ja nicht ausgesucht, heterosexuell zu sein. Und warum sollen gerade die, die ihre Privilegien aufgrund ihrer Heterosexualität ja schon hinterfragen und damit ja solidarisch sind, darunter leiden, sich Zärtlichkeiten zu verkneifen?

          Also, ich sehe das Problem, überlege aber, wie man der Lösung vielleicht besser nahe kommen kann als mit einem Knutschverbot. Daher die Frage, was du davon halten würdest. Sich schwul oder lesbisch zu stellen, und sei es auch nur temporär und nur, um die Homohasser zu verwirren, könnte immerhin auch als Anmaßung empfunden werden.

        • @ Robin
          „Ich kann verstehen, dass es dich ankotzt, wenn du turtelnde Pärchen auf der Straße siehst und weißt, dass du das mit deinem Freund nicht in dieser Art ausleben könntest, ohne nicht mindestens blöde Blicke oder Bemerkungen zu kassieren.“

          Ich bin froh, dass wenigstens Du verstehst, warum es mich manchmal ankotzt. Nicht weil sich Heteros küssen, sondern weil mir diese Normalität (noch?) versagt ist.

          „Ich denke nur einfach nicht, dass es eine Lösung sein kann, wenn sich jetzt lauter Heterosexuelle Zärtlichkeiten in der Öffentlichkeit verkneifen.“

          Noch mal. Ich will das nicht. Ich bin für mehr Liebe, nicht weniger.

          „Daher die Frage, was du davon halten würdest.“

          Sagen wir mal so. Als freiwillige Aktion fände ich soetwas im ersten Moment irgendwie rührend. Aber, ich würde dann doch darauf bestehen, dass es nicht sein muss. ich will nicht dass die Leute sich etwas versagen, was schön ist und was sie fühlen. Denn genau dagegen kämpfe ich doch.

        • „Ich bin froh, dass wenigstens Du verstehst, warum es mich manchmal ankotzt. Nicht weil sich Heteros küssen, sondern weil mir diese Normalität (noch?) versagt ist.“

          Jo. Was ich nicht verstehe ist, was daran so schwer zu verstehen ist 😉

          „Noch mal. Ich will das nicht. Ich bin für mehr Liebe, nicht weniger.“

          Ich weiß, dass du das gar nicht willst.

          „Sagen wir mal so. Als freiwillige Aktion fände ich soetwas im ersten Moment irgendwie rührend. Aber, ich würde dann doch darauf bestehen, dass es nicht sein muss. ich will nicht dass die Leute sich etwas versagen, was schön ist und was sie fühlen. Denn genau dagegen kämpfe ich doch.“

          Ich glaub, das hast du falsch verstanden. Ich meinte nicht, wie du es finden würdest, wenn jetzt wirklich Heteros nicht mehr in der Öffentlichkeit knutschen, sondern wenn sie sich mit gleichgeschlechtlichen Freunden zusammen tun und öffentlich Zärtlichkeiten austauschen, als wären sie homosexuelle Paare. Damit sich die Leute an diesen Anblick gewöhnen und irgendwann die dummen Sprüche lassen.

        • @ Robin
          „sondern wenn sie sich mit gleichgeschlechtlichen Freunden zusammen tun und öffentlich Zärtlichkeiten austauschen, als wären sie homosexuelle Paare.“

          Hmmm, würde ich als Ausdruck von Solidarität für wesentliche sinnvoller halten, als wenn sich niemand mehr öffentlich lieb hat. Aber, wie gesagt, von mir aus muss das nicht sein. Wenn man nicht so fühlt, als möchte man mit seinem gleichgeschlechtlichen Freund Zärtlichkeiten austauschen, dann ist das halt so.

  7. Laut Judith Butler gibt es ja die berühmte „heteronormative Matrix“, also gewissermaßen eine Verschwörung der Heteros zur Unterdrückung aller Andersartigen, und der Gedanke klingt ja auch oben an („Ich inszeniere mich – möglicherweise ungewollt – als einen Teil der “Normalität” und schaffe sie damit erst“).

    • @ El_Mocho

      Eng wirds, wenn man seine gedanklichen Konstruktionen, die „Binnenwelt“, die Phantasie, die Interpretation der Realität mit der Realität selber verwechselt. Wenn man all diese Binnenkonstruktionen keinem Abgleich mehr mit dem Außen unterzieht…sondern das Außen vor der Folie des Innen systematisch fehlwahrnimmt.

      Die Tatsache, dass so ein Gefasel wie von Butler und Co überhaupt in akademischen Kreisen ernst genommen wird und als Diskursgrundlage für die Beurteilung real bestehender gesellschaftlicher Verhältnisse akzeptiert wird, ist doch schon Ausdruck einer gewissen intellektuellen Parallelverweltlichung.

      Genauso gut könnte man jedes x-beliebige Wahnsystem als Interpretationsfolie heranziehen…believer all überall.

      Das kommt davon, wenn in den eh schon allzeitig konfabulationsgefährdeten Geistes“wissenschaften“ zur intellektuellen Disziplinlosigkeit auch noch eine Politisierung hinzukommt.

      • Allerdings, ich bin auch immer wieder verblüfft, mit welcher Naivität irgendwelche Ideen unkritisch aufgenommen werden, wenn sie einem grade ins politische Konzept pasen.

    • “Ich inszeniere mich – möglicherweise ungewollt – als einen Teil der “Normalität” und schaffe sie damit erst”

      der witz daran ist ja, dass sie selbst darunter leiden, nicht zur „normalität“ zu gehören. es müssten also völlig nachvollziehbar sein, dass und warum menschen zur normalität gehören wollen.

  8. Ob die MM aus dieser Sackgasse noch mal rauskommt?
    Gibt es im deutschen Feminismus wirklich nichts mehr zwischen Dinosauriern und kindergetriggerten, heterophoben Mäusefäustchenschwinger*innen/Ismus-Detektor*?_innen?

    • @Blacky:
      Gibt es im deutschen Feminismus wirklich nichts mehr zwischen Dinosauriern und kindergetriggerten, heterophoben Mäusefäustchenschwinger*innen/Ismus-Detektor*?_innen?

      Es scheint mir, beim Feminismus, eine fest eingebaute Dynamik zu geben, die den größten anzunehmenden Irrsinn immer oben schwimmen lässt.

      Die Dinosaurier im Feminismus kommen aus dem größten anzunehmenden Irrsinn von gestern, und die Mäusefäustchenschwinger*innen schleppen ja auch deren tonnenschweren Ideologieballast mit sich herum.

      Die Distanzierung von den Dinosauriern („sex positive“) ist wohl _sehr_ vordergründig. Was imho klar daran zu erkennen ist, dass man so ein maßgebliches Dino-Konzept wie „rape-culture“ übernimmt.

      Man meint, es sei mit „Ich finde Sex gut und bin aber ganz doll für Pornos, wirklich!1!!“ getan.

      Die Dinos haben seinerzeit einen großen Teil der Bewegung weggebissen und haben sich – mit staatlicher Unterstützung – in Gleichstellungs- und Genderinstitutionen festgebissen. Seither besteht deren Hauptbeschäftigung darin, sich immer neue Immunisierungsmechanismen auszudenken. Sie haben ein Fundament aus Tonnen an sich gegenseitig stützenden Papieren geschaffen (->Filz) und dies zu einem Fundament festgestampft.

      Alles, um die Unabdingbarkeit der eigenen, von den Staatsorganen verliehenen Macht festzustampfen, indem immer irrwitzigere „Privilegierungs-„, – „Macht-„, „Gewalt-“ und „Unterdrückungsmechanismen“ konstruiert wurden.

      Dann gehen fast zwangsläufig irgendwann Queers von der gestörten Sorte bei und kapern das Ganze. Die ganze Pallette an Konstruktionen, mit denen man das „Patriarchat“ „entlarvte“ sind ja beliebig andwendbar, sofern man nur den Status als „unterdrückte Gruppe“ beanspruchen kann.

      Aus dem „Männer nehmen Frauen den Raum“ kann man eben recht einfach „Heten nehmen Queers, durch bloßes Hetensein und auch dann, wenn sie es gar nicht beabsichtegen, den Raum weg“ machen.

      Die so angegriffenen feministischen Heten _können_ sich gar nicht wehren, ohne ihre eigenen elementaren Machttechniken gegen „das Patriarchat“ in Frage zu stellen. Sie kriegen nun selbst die volle Packung unvermeidbarer Schuld zugeschrieben, die sie den pösen Männern so gerne angedeihen lassen.

      Somit haben sie ein komplett deaktiviertes Immunsystem, und die maximalst gestörte machtgeile Person mit dem Status „Queer“ kann sich ungehemmt entfalten.

      Der einzige Ausweg für nicht-prämoderne Feministinnen wäre, sich der Tonnen an Ideologieballast zu entledigen. Man müsste sich gründlichst mit dem vorherrschendem feministischem Gedankengut gründlichst auseinandersetzen, die ganzen Immunisierungsstrategien offenlegen und ganz klar von sich weisen. Nur so könnte man evtl. vorhandene humanistische Elemente herausarbeiten und einen neuen Feminismus begründen. Viel Arbeit, und man wird auf mächtige Gegenwehr stoßen wenn man so schöne machtspendende Konstrukte in Frage stellt.

      Wer das nicht tut und sich trotzdem „Feminist“ nennt, hat kein entwickeltes Immunsystem und wird sich immer wieder von den Dinos oder von den „mad queers“ vereinnahmen lassen.

      Sich als „pluralistisch“ begreifende Feministinnen wie Katrin Rönicke externalisieren lieber das Problem, es ist nicht der selbst mittransportierte Ideologieballast, sondern z.B. der pöse Don Alphonso, der einfach nicht sehen will dass „es auch andere Feministinnen gibt“ und „Feminismus durch den Dreck zieht“

      Durch die Debatte hier ist mir klar geworden – und dafür danke ich vor allem Joscha und Philipp, dass es wirklich so eine Art Manifest braucht. Über Nacht kam mir die Idee eines “sieben Punkte-Plans” für einen pluralistisch-pragmatischen Feminismus, wie ich ihn vertrete. Habe schonmal erste Notizen gemacht – jetzt muss ich das nur noch ausformuliert bekommen ^^ Wäre natürlich schön, wenn man so etwas als eine Art “Manifest” oder so mit möglichst vielen Unterstützer_innen irgendwie auf die Beine stellen könnte.

      http://blog.katrin-roenicke.net/?p=2151#comments

      ..und morgen weiß sie dann wieder nicht mehr, was sie gegen Alice Schwarzer haben sollte. Da fehlt eben das Immunsystem bzw. die Substanz. Sie _will_ ja auch nichts gegen Alice Schwarzer haben, wenn es nur nützlich ist.

      Man kann den Begriff „Feminismus“, im aufklärerischen Sinn, eigentlich nur noch in die Tonne kloppen.

      • @Nick

        Was meint denn Katrin Rönicke eigentlich genau damit:

        „Durch die Debatte hier ist mir klar geworden – und dafür danke ich vor allem Joscha und Philipp, dass es wirklich so eine Art Manifest braucht. Über Nacht kam mir die Idee eines “sieben Punkte-Plans” für einen pluralistisch-pragmatischen Feminismus, wie ich ihn vertrete. Habe schonmal erste Notizen gemacht – jetzt muss ich das nur noch ausformuliert bekommen ^^ Wäre natürlich schön, wenn man so etwas als eine Art “Manifest” oder so mit möglichst vielen Unterstützer_innen irgendwie auf die Beine stellen könnte.“

        • @Chomsky:

          Bezieht sich auf die Kommentare von Joscha und Philipp, die meinen dass sich innerhalb des Feminismus zu wenig von den Dogmatikerinnen abgegrenzt werde, und dass man sich dann nicht wundern müsse wenn Feminismus sich nicht in den Mainstream integrieren lasse.

          Alphamädchen 2.0, sozusagen.

          (Wo das geendet hat wissen wir ja)

        • @Chomskyy:

          Man meint eben offenbar, es sei ein bloßes Kommunikationsproblem. „pluralistisch-pragmatische Feministinnen“ (never heard) müssten sich „sichtbarer“ machen.

          Ich fürchte eben, damit ist es noch lange nicht getan. Was nicht da ist, kann eben auch nicht sichtbar gemacht werden.

          Ihre unkritische Rezeption von Andreas Kemper und ihre Zuwendung zu Alice Schwarzer verdeutlichen zur Genüge, dass rein gar keine Substanz da ist.

          Konsequenterweise das Wörtchen „pragmatisch“, was wohl offenbar besagt, dass man opportunistisch die machttechnischen Rosinen picken sollte.

          Also „Privilegienkonzept gegen Heten geht gar nicht, aber gegen Männer doch selbstverständlich!“

          • @nick

            „Konsequenterweise das Wörtchen “pragmatisch”, was wohl offenbar besagt, dass man opportunistisch die machttechnischen Rosinen picken sollte.“

            Es fehlt im Feminismus allgemein an theoretischen Grundlagendiskussionen, bei denen deutlich Stellung bezogen wird, was man aus welchen Gründen an den anderen Meinungen für schlecht hält und aus welchen Gründen. Und dann an einer Auflistung, was man stattdessen vertritt und aus welchen (besseren) Argumenten

            Es wird nichts richtig ausgetragen.

        • @Christian:

          Es fehlt im Feminismus allgemein an theoretischen Grundlagendiskussionen, bei denen deutlich Stellung bezogen wird, was man aus welchen Gründen an den anderen Meinungen für schlecht hält und aus welchen Gründen. Und dann an einer Auflistung, was man stattdessen vertritt und aus welchen (besseren) Argumenten

          Ich würde sagen, man will eben die Spaltung und die Machtkämpfe vermeiden, die eigentlich eine zwangsläufige Folge sind wenn man Macht gewinnt.

          Oder es ist eben die „hegemoniale Weiblichlkeit“, die das Ausfechten von Machtkämpfen so gerne den Männern überlässt.

          Man verdrängt imho mit allen Mitteln, dass man über Macht verfügt weil „Machtlosigkeit“ eben das politische Kapital stellt, mit dem man Macht generiert.

          Dann hat man eben keinerlei Immunkräfte gegen schädliche Machtanmaßungen „von Innen“.

          Dann übernimmt eben der „Feind“ (z.B. der pöse Evo-Chris) die Aufgabe des Sezierens der ideologischen Grundlagen. Dann kennt sich der „Feind“ eben irgendwann besser mit den Grundlagen der eigenen Ideologie aus. Dann muss man sich noch mehr und offensichtlicher von Kritik abschotten, weil die Kritik immer mehr Substanz gewinnt.

          Man hat recht schnell keine andere Wahl, als den Feind ad personam (z.B. Rosenbrock) zu framen und so zu versuchen, ihn sozial auszugrenzen.

          Ein Teufelskreis. Ich sehe nicht, dass man ihn durchbrechen kann. Er ist imho schon in der Grundlage „Macht aus Machtlosigkeit generieren“ angelegt.

          • @Nick

            Mal schauen, was Katrin macht. Vielleicht kommt ja von ihrer Seite etwas schwung rein. Sie schreibt ja:

            http://blog.katrin-roenicke.net/?p=2151#comment-10062

            Ich denke ja auch, dass es langsam Zeit wird a) den Konflikt als solchen auch mal offen zu benennen und zusammenzutragen, was die Hauptprobleme sind und b) mit Lösungsansätzen (eben sieben Punkte) zu versuchen, einen Feminismus auf die Beine zu stellen, der inklusiv ist und pluralistisch.

            Man darf gespannt sein. Allerdings ist auch zu erwarten, dass die Gegenseite eher emotional oder ausgrenzend antworten wird als tatsächlich in der Sache

        • @Nick

          Ja, für mich ist Katrin Rönicke eher ein bisschen oberflächlich und unkritisch.
          Aber seit ich ein bisschen diese Diskussion anschaue zwischen Feminismus und Männerrechtler, fällt mir vor allem auf, dass sonst sehr gesellschaftskritische Geister (und hier meine ich vor allem auf der linken politischen Seite) in Sachen Gleichstellung zwischen Mann und Frau doch vielfach sehr unkritisch sind. Irgendwie wurde der gesellschaftskritische Impetus, der ja sonst vielfach vorhanden ist, wenn es um Feminismus geht, auf die Seite gelegt. Aber gut: vor dem Kachelmann-Prozess hätte ich ja auch selbst noch alles, was nach Feminismus aussieht, kritiklos durchgewunken. Erst meine frühere Auseinandersetzung mit der Kritischen Kriminologie sowie das Agieren von gewissen feministischen Frauen im Kontext des Kachelmann-Prozesses hat bei mir quasi einen feminstischkritischen Reflex ausgelöst. Also wenn rechtsstaatliche Prinzipien richtiggehend mit den Füssen getreten werden, dann könnte es auch gut sein, dass auch in anderen Bereich unsensibel mit Gerechtigkeit umgegangen wird.

        • @Christian:

          Man darf gespannt sein.

          Mag sein, dass ich da zu pessimistisch bin und Katrin Rönicke zuwenig zutraue.

          Ich glaube einfach nicht, dass man sich z.B. mit Daphne Patai ernsthaft auseinandersetzen wird.

          Sicher, der Druck von Außen ist recht groß, aber man wird sich dem wohl minimalstmöglich anpassen.

          Pragmatischerweise.

          @Chomskyy:
          Irgendwie wurde der gesellschaftskritische Impetus, der ja sonst vielfach vorhanden ist, wenn es um Feminismus geht, auf die Seite gelegt.

          Das hat imho eben seinen historischen Grund. Man billigte es eben „Frauen“ zu, eigene Maßstäbe zu entwickeln. Feminismus reklamierte und reklamiert, dass die vorherrschenden Maßstäbe „Männergemacht“ seien und Frauen „strukturell“ benachteiligten.

          Ein gefundenes Fressen für die Dworkin-Fraktion, die schnell das Maßstabs-Vakuum füllte und mit ihren Machtanmaßungen füllte. Im Namen DerFrauen. Das kann eben nur mit „männlichen Maßstäben“ („Der Rotz der Aufklärung“) in Frage gestellt werden.

          -> „Man kann DieFrauen eben nicht verstehen, weil man selbst die Unterdrückungserfahrung nicht hat“

          Mit dem „Argument“ lässt sich dann auch die Piratenpartei kapern, und demokratische Regeln der Hierarchiebildung ausschalten. Man muss eben eine Extrawurst braten, damit Frauen nicht benachteiligt sind, und wie die Extrawurst aussieht bestimmt der Feminismus.

          Kulturrelativismus in der Geschlechterfrage, sozusagen.

          • @Nick

            „Mag sein, dass ich da zu pessimistisch bin und Katrin Rönicke zuwenig zutraue. Ich glaube einfach nicht, dass man sich z.B. mit Daphne Patai ernsthaft auseinandersetzen wird. Sicher, der Druck von Außen ist recht groß, aber man wird sich dem wohl minimalstmöglich anpassen. Pragmatischerweise.“

            ich bin auch nicht ganz sicher, welche Position sie genau vertritt. Sie ist sicherlich nicht so tief in den Privilegientheorien und der Deutungshoheit drin, wie etwa die Mädchenmannschaft. Es scheint mir eher ein zweiter Welle Feminismus zu sein, was wohl auch die Nähe zu Schwarzer erklärt.

            Eine umfassende Kritik oder Auseinandersetzung mit Kritik wie der von Patai würde ich auch nicht erwarten

        • @Christian:
          ich bin auch nicht ganz sicher, welche Position sie genau vertritt.

          Na, den Katrin-Feminismus halt. Sie sagt sich wahrscheinlich, wie so viele, dass sie sich eben ihre eigene Meinung bildet und in keine Schublade passen will.

          Nach meiner Auffassung geht das nicht so einfach, Feminismus ist ja kein Vakkum und hat eine lange Geschichte. Wenn man sich als Teil einer Bewegung begreift, muss man sich imho durchaus zu dem Rest der Bewegung und zu ihrer Geschichte irgendwie positionieren. Sonst wird man eben positioniert (was sie ja gerade beklagt) „Ich bin Feministin“ ist ja ein politisches Bekenntnis zu dieser Bewegung.

          Die Kommentare von Philipp und von Joscha beinthalten eine ziemlich fundierte und auch fundamentale Kritik. Sie scheint scheint sich auch damit auseinanderzusetzen.

          Ich bin auch ziemlich gespannt, welche sieben Thesen sie nun an die Kirchentür nagelt.

          Eine umfassende Kritik oder Auseinandersetzung mit Kritik wie der von Patai würde ich auch nicht erwarten

          ..womit sie das Ziel, Maskulismus politisch den Wind aus den Segeln zu nehmen eben nie erreichen wird.

  9. Der Kardinalfehler besteht darin, dass hier Ungleichheit nicht ertragen wird und daher Gleichheit = Uniformität hergestellt werden soll, indem ALLE GLEICHERMASSEN unfrei gemacht werden.

    Warum Ungleichheit nicht ertragen wird, hat ratloser ja bereits ausgeführt.

    Aus einem tiefen Gefühl der Minderwertigkeit heraus, das am Grunde vieler „Sozialismen“ hockt, die Tarantel in ihrer Höhle, deren Gift in Neid und kompensatorischen Tyrannengelüsten besteht: Macht anspruch aufgrund der eingebildeten höheren Moral, des vorgeblichen höheren Bewusstheitsgrades und Gerechtigkeitsempfindens.

    Ein Machtanspruch, der entschädigt für das unheilbare Minderwertigkeitsgefühl, das nagt und frisst und frisst und nagt, der auch Rachegelüste stillt („Ich werd’s euch schon eintränken, ihr Normalen, die ihr in mir solche Minderwertigkeitsgefühle auslöst mit eurer verfluchten Normalität!“).

    Wenn diese „armen“ Mädchen, diese Inadäquaten und Sich-Minderwertig-Fühlenden noch mehr Macht bekommen als sie über ihre Gleichstellungsideologie in dieser Gesellschaft eh schon haben, werden sie eine Gendertscheka patrouillieren lassen, die Verstöße gegen die heilige Gleichheit ahndet.

    Diese „armen“ Mädchen sind armselige Tröpfe und politisch gefährlich, unfähig zur Toleranz, unfähig, Ungleichheit, naturgegebene und bei Freiheit und Gleichberechtigung sich unvermeidlich entwickelnde und zeigende Ungleichheit zu ertragen.

    Sie provoziert ihre Minderwertigkeitsgefühle, ihren Neid, muss daher GLEICHGESTELLT werden.

    Ginge man darauf ein, würde das Minderwertigkeitsgefühl, das damit ja nicht verschwände, neue Ungleichheiten entdecken lassen, neue Gleichstellungsforderungen hervortreiben und am Ende landen wir in der Tyrannei der Inadäquaten, in einer totalitären, sozialistisch-uniformen Gesellschaft der gleich grauen Mäuse, überwacht von fetten Katzen.

    • Mich erschreckt die inherente und durch die Kommentarpolitik der Schicksengaltiv (jidd. für MM – sorry tiefstes Berlinertum) noch verstärkte Tendenz zur Unterdrückung jeglichen Ausdrucks von individualität unter dem Deckamtel der Herrstellung einer wie auch immer gemeinten Gleichberechtigung.

      Das ist ja Orwellscher EngSoz in Reinkultur: Individualität durch Uniformität, Freiheit durch Unterdrückung, Pluralität durch Uniformität … (bei Lust am Hirnfick bitte selbst fortsetzen).

      Oder Sueddeutsches Prantln auf die Spitze getrieben.

      Icke muss jetze uffhörn, sonst ärjere ick mir den Rest des Tajes nen Ast ab. Verdammte Mischpoke, allesamt.

    • Manchmal bekomme ich das Gefühl wenn ich deine Texte lese, dass du ein allgemeiner Feind jeglicher Gleichberechtigung und Regulierung bist.
      Ich hoffe das dies nur mein Gefühl ist.

      • Erkläre „Gleichberechtigung“ und „Regulierung“!

        Hilft dies:

        „Folgende Wahrheiten erachten wir als selbstverständlich: daß alle Menschen gleich
        geschaffen sind; daß sie von ihrem Schöpfer mit gewissen unveräußerlichen Rechten
        ausgestattet sind; daß dazu Leben, Freiheit und das Streben nach Glück gehören; daß zur
        Sicherung dieser Rechte Regierungen unter den Menschen eingerichtet werden, die ihre
        rechtmäßige Macht aus der Zustimmuung der Regierten herleiten; daß, wenn irgendeine
        Regierungsform sich für diese Zwecke als schädlich erweist, es das Recht des Volkes ist, sie zu
        ändern oder abzuschaffen und eine neue Regierung einzusetzen und sie auf solchen
        Grundsätzen aufzubauen und ihre Gewalten in der Form zu organisieren, wie es zur
        Gewährleistung ihrer Sicherheit und ihres Glücks geboten zu sein scheint.“

        Und Richelieu:
        „So muss es Ziel aller Politik sein, ein Übel nicht durch Mittel zu vergrößern, die schlimmer als das Übel selbst sind.“

  10. Bei solchen Forderungen frage ich mich regelmässig warum die sich eigentlich wundern das man sie für prüde hält.
    Anstatt dazu aufzurufen das alle homosexuellen Öffentlich knutschen sollen und alle anderen ihnen beistehen wenn sie jemand dum anmacht ruft man dazu auf das alle ihre Sexualität verstecken.

    Manchmal wünschte ich mir man müsste immer noch reines HTML in Editoren tippen um im Netz etwas veröffentlichen zu können. Das würde wenigstens ein gewissen Grundniveau erfordern *kopfschüttel

  11. Ich kann verstehen das man vielleicht etwas dagegen hat daran erinnert zu werden, dass man nicht ‚Normal‘ ist. Aber ich sehe nicht wie wir die Gesellschaft verbessern indem wir nun alle dazu bringen, sich noch stärker in ihrem Verhalten unsicher zu werden und sich noch mehr selbst zu hinterfragen.

    Es gibt aber Situationen, wo ich durchaus der Ansicht bin, dass Respekt gebietet das rumknutschen zu unterlassen.
    EIn Beispiel ist hierfür die Distanz – Stichwort Personal Space ( http://en.wikipedia.org/wiki/Personal_space ). Gerade in so beengten Plätzen wie der U-Bahn wo man schnell im Social-, wenn nicht gar im Personal Space einer Person ist, sollte man da vielleicht etwas respektvoller sein.
    Aber das ist für mich unabhängig von der sexuellen Färbung des der Knutschenden so.

    • @ neutron

      Zwei, wie ich meine, wichtige Punkte!

      Nicht das Differenzerleben ist verwerflich, sondern bestimmte Umgangsweisen damit.

      Nicht die soziale Rücksichtnahme ist verwerflich, sondern deren subgruppenspezifische willkürliche Einforderung. Wenn ich meine Freundin am Bahnhof zärtlich umarme, fühlen sich u.U. auch einige Homos, Heteros, Männer, Frauen, Undefinierbare unangenehm berührt, weil sie allein sind, obwohl sie das nicht wollen. Soll ich mich deshalb meiner Freundin öffentlich nicht mehr körperlich nähern? Nö.

      Würde ich mit ihr aber auf dem Bahnhofsvorplatz eine Nummer schieben (was mir wegen fehlender exhibitionistischer Ader vermutlich rein technisch nicht möglich wäre), könnte ich die Forderung nach Sichzurücknehmen durchaus nachvollziehen.

  12. In diesem Zusammenhang, gefällt mir

    @ Adrian mit
    „“Ich erkenne an, dass sie sich Gedanken darüber machen, wie man Heterosexismus beikommen kann”

    sehr gut! Und @Christian findet dies als
    „das Ziel mag gut sein“ kommentierbar!

    Das diktatorische Denken ist scheinbar
    schon gesellschaftsfähig, fällt gar nicht
    mehr sonderlich auf?

        • @Ratloser

          Ich würde wahrscheinlich nicht den erweiterten Theorien zum Heterosexismus zustimmen, aber im Groben scheint es ja um folgendes zu gehen:

          http://de.wikipedia.org/wiki/Heterosexismus

          „Heterosexismus (von gr. heteros: der andere) bezeichnet ein gesellschaftliches und institutionalisiertes Denk- und Verhaltenssystem, das Heterosexualität anderen Formen sexueller Orientierung als überlegen einordnet“

          Ein Grund Heterosexualität als überlegen anzusehen besteht aus meiner Sicht nicht, schon gar nicht was den Einzelnen angeht.
          (Heterosexualität als effektiver bei der Weitergabe von Genen zu sehen ist dabei eine andere Sache, es hat nichts damit zu tun, dass jemand, der Homosexuell ist genau das gleiche Recht hat, seine Sexualität auszudrücken, wie ein Heterosexueller.

        • @ christian

          Sind wir uns darin einig, dass „als Norm verstehen“ nicht „als überlegen ansehen“ bedeutet?

          Die Unterstellung, dass die Mehrheit der Heterosexuellen sich aufgrund ihrer sexuellen Einstellung Homosexuellen gegenüber als überlegen empfindet, ist für mich mal wieder eines der klassischen Potemkinschen Diskriminierungsdörfer.

          Die Definition suggeriert eine gesellschaftlich institutionaliserte Benachteiligung von Schwulen. Das halte ich im Deutschland des Jahres 2013 für ein Gerücht. Der Leidensdruck homosexueller Menschen kommt heutzutage zum größeren Teil von Innen, da die äußeren gesellschaftlichen Repressionen (zum Glück!) nicht mehr existieren.

          Kurzum, „Heterosexismus“ ist für mich ein ideologischer Kampfbegriff.

          • @Ratloser

            „Kurzum, “Heterosexismus” ist für mich ein ideologischer Kampfbegriff.“

            Mir ging es hier um Homosexuellenfeindlichkeit, die abzubauen finde ich ein legitimes Ziel. Da werden wir uns sicherlich auch einig werden.

            Wie stark eine solche Homosexuellenfeindlichkeit Teil unserer Gesellschaft ist wäre eine andere Frage. Ich sehe sie weit weniger stark ausgeprägt als es sicherlich die Mädchenmannschaft oder andere Stimmen aus diesem Lager machen würde. Es gibt aber sicherlich noch viel Reserviertheit und auch Feindseligkeit. Daraus eine patriarchische Verschwörungstheorie zu schmieden halte ich auch für falsch.

        • @ ratloser

          Ich bin gegen Christenfeindlichkeit, Tierfeindlichkeit, Homosexuellenfeindlichkeit, Heterosexuellenfeindlichkeit, Kinderfeindlichkeit, Altenfeindlichkeit, militante Antialkoholiker und Säufer…(am meisten gegen militante Antialkoholiker)…so what?

          Ist jedes Ressentiment gleich „Feindlichkeit“?

          Gibt es Menschen, die keine Ressentiments gegenüber irgendwem hegen?

          Was macht das Alleinstellungsmerkmal der Schwulen in unserer Gesellschaft in Bezug auf Abwertung und Ressentiment aus? Fast jeder gehört zu einer gesellschaftlichen Subgruppe, die von irgendwem nicht akzeptiert, gemocht wird.

          Ich bin ein heterosexueller, weißer, nicht mehr ganz junger Mann, der mit seinem Sexualleben zufrieden und Nettosteuerzahler ist!!!

          Wenn einer gesellschaftlich geächtet wird, dann ich!!!!!

          Gibt es eine Schwulen „FEINDLICHKEIT“ in unserer Gesellschaft? Im engeren Sinne wohl nur im muslimischen Milieu.

          Sind Ressentiments gegenüber Schwulen „gesellschaftlich institutionalisiert“? Nö.

          In meinen Augen liegt Dein Fehler darin, in den Traktaten, wie sie in dem Mädchenblog zum Besten gegeben werden, nach einem rationalen Kern zu suchen. Du verstehst nicht, dass hier die Pseudorationalisierung durch Bezugnahme auf (unendlich aufgeblasene) Ressentimenterfahrungen lediglich dazu dient, den neurotischen Kern ihres Verhaltens und Empfindens zu kaschieren…die Neurose zu politisieren.

          @ Adrian

          Ich lebe in dieser Gesellschaft und ich keine einige Schwule persönlich. Die leiden nicht an der Gesellschaft, in der Heterosexualität die Norm ist..

          Ansonsten habe ich Dir doch schon geschrieben, dass ich Dir Dein von Dir offensichtlich empfundenen Exklusivopferstatus inklusive Dauerleidensrecht an sich und der Welt in keinster Weise neide, noch minimieren möchte.

        • @ ratloser
          „Ich lebe in dieser Gesellschaft und ich keine einige Schwule persönlich.“

          Ah ja, Du kennst einige Schwule persönlich. Darf ich fragen wie persönlich?

          „Die leiden nicht an der Gesellschaft, in der Heterosexualität die Norm ist..“

          Da tue ich auch nicht. Aber darum geht es mir auch nicht.

      • @ Christian

        Um „Homosexuellenfeindlichkeit,“ abzubauen,
        wollen wir dem „Heterosexismus beikommen“!

        Übersetzt? *Dem Unkraut werden wir
        schon beikommen*
        Oder auch? *Dem Homosexismus in
        Schwulenbars werden wir demnächst
        beikommern!*

        Ist es jetzt klarer?

    • Ich denke du unterstellst, wie auch manche andere, denen die hier mehr ‚Gleichheit‘ fordern sofort den Wunsch nach kompletter Gleichmacherei.
      Das ist aber an sich nicht der Fall, würde ich meinen. Sie wollen ja durchaus Ungleichheit – sie wollen an und für sich eine Lösung für alle psychischen Probleme eines Menschen welche dieser Mensch entwickelt, wenn er meint er weicht von dem als ‚gut‘ emfpundenen ab.

      Das Problem ist aber wohl, dass wir keine Lösung hierfür haben. Also wird versucht alles was es zumindest etwas besser macht zu fordern. Würde dann das geforderte umgesetzt, würde man feststellen, dass es immer noch nicht funktioniert hat. Und man würde erneut etwas fordern… und so weiter..
      Und am Ende könnte man sich tatsächlich in einem Szenario finden wie es in der Kurzgeschichte anscheinend beschrieben wird und noch unglücklicher sein, als man es vorher war.

      Genau hier liegt ja auch die Gefahr des Feminismus als solchen. Wenige Personen sind kühl genug um zu sagen „Was interessieren mich die Befindlichkeiten Anderer?!“. Es gibt ja sogar einen extra Begriff für solche Menschen denen größtenteils die Empathie fehlt – Psychopathen.
      Doch darf man den forderdenden, auch wenn sie im Grunde nur ‚Glücklichkeit‘ einfordern, nicht nachgeben.

      Es ist das typische Problem der ‚Gutmenschen‘ und ‚Psychopathen‘. Die einen fordern mehr oder minder jede Befindlichkeit zu berücksichtigen. Die anderen alle Befindlichkeiten zu ignorieren. Und nichts von beiden kann in unserer Realität und Gesellschaft funktionieren.

      • „ch denke du unterstellst, wie auch manche andere, denen die hier mehr ‘Gleichheit’ fordern sofort den Wunsch nach kompletter Gleichmacherei.“

        Was meinst Du denn nun mit Gleichheit?

        • In diesem Fall ist es Gleichheit im Sinne der Annahme ihrer Sexualität.
          Sie wollen genauso angenommen werden, wie die Personen mit einer anderen Sexualität – dürfte in der Forderung natürlich weiter Ausnahmen geben, welche ich nicht extra aufzähle.

        • Sorry, aber auch die Sexualität eines Menschen ist in gewissem Rahmen variabel. Daher ist eine Gleicheitsforderung individuell einschränkend.

      • @ neutron

        Gutmenschen berücksichtigen nur die Befindlichkeiten der „Guten“ und dann auch nur, wenn die eigenen Befindlichkeiten nicht tangiert werden.

        Diese an Hand realer Ereignisse gewonnene Erkenntnis hat mich dazu gebracht, dieses unappetitliche Klientel kennen und verachten zu lernen.

        • @Ratloser
          Sagen wir einfach ich hab da ein theoretischeres Bild von Gutmenschen genommen, anstatt einen realistischen Gutmenschen, der höchst heuchlerisch und opportunistisch oder auch irrational sein kann (wohl gemerkt nicht: ’sein muss‘).

        • @ Neutron

          „Gutmensch“ ist nichts anderes als ein rechter Kampfbegriff, der die Funktion hat berechtigte Kritik an bestimmten menschenfeindlichen Einstellungen zu diskreditieren.
          Ziel der meisten Anhänger der Anti-Gutmensch-Fraktion ist eine Gesellschaft, in der man unwidersprochen über Frauen, Schwule, Schwarze, Migranten etc. herziehen kann.

          Ich nenne das die Political Correctness von rechts.

          Die Political Correctness von links funktioniert so ähnlich, nur umgekehrt. Bei den linken PC-Fanatikern geht es darum möglichst unwidersprochen über Weiße/Heterosexuelle/Männer/Christen herzuziehen.

          Daher ist „linke Political Correctness“ auch keinesfalls im klassischen Sinne links, denn klassisches linkes Denken beruht auf einer universalistischen Moral, misst nicht mit zweierlei Maß und lehnt jede Diskriminierung gegenüber jeder Menschengruppe ab.

          Bezüglich der Political Correctness von links und rechts empfiehlt es sich Adornos Negative Dialektik anzuwenden, die uns diesbezüglich zu dem Ergebnis führt: Die eine Seite ist scheiße und die andere Seite ist ebenfalls scheiße.

          Klassisches linkes Denken weist die Diskriminierung der „schwarzen, lesbischen Frau“ genauso zurück wie die Diskriminierung des „weißen, heterosexuellen Mannes“, (um es etwas plakativ auszudrücken).

          Für mehr Gutmenschen!

        • @ neutron

          Ein „Gutmensch“ ist per Definition kein „guter Mensch“:

          «Ein Gutmensch ist jemand, der sich eine ideale Welt erträumt in der er sich einredet zu leben oder leben zu können. Gutmenschen verhalten sich dabei schizophren, indem sie jeden, der nicht ihre Ansichten teilt zum Bösen in Menschengestalt erklären. Gutmenschen verhalten sich dabei wie die Gefolgsleute von Führern wie Hitler oder Stalin, nur daß sie nicht einer einzigen Person hinterherlaufen, sondern einer fixen Idee, die sie selbst im Angesicht von eindeutigen Beweisen und Argumenten nicht willens sind aufzugeben. Gutmenschen sind dabei auch durchaus pathologisch und folgen alle den Idealen ihrer fixen Idee, welche sie als ihre eigene Meinung ausgeben. Wenn Gutmenschen die Möglichkeit erhalten, sind sie gegenüber ihren Gegnern weitaus totalitärer als das, was sie vorgeben zu bekämpfen.»

          Übersetzung aus einem meiner Favoriten: “The Liberal Mind: The Psychological Causes of Political Madness.” von Dr. Lyle Rossiter

        • @ Leszek

          So,so Gutmensch ist ein rechter Kampfbegriff?
          Lächerliche Behauptung, sonst nix.

          „Ziel der meisten Anhänger der Anti-Gutmensch-Fraktion ist eine Gesellschaft, in der man unwidersprochen über Frauen, Schwule, Schwarze, Migranten etc. herziehen kann.“
          Warum nicht? Die Gutmenschen
          ziehen doch auch über den Feind her.
          Das ist für diese Menschenverachter
          der weisse Mann.

        • @Leszek
          Ehrlich gesagt interessiere ich mich wenig für die Einteilung in Links und Rechts. Die Einteilung ist so unterschiedlich je nach Fachbereich und sagt deswegen Teils wenig aus. Davon abgesehehn wir einen so stark zeitlichen Faktor bei der Definition…
          Was vor XXX Jahren ‚links‘ gewesen wäre, wird heute als eher ‚Rechts‘ gedeutet. Von daher Verzeih, wenn ich ‚Rechte Kampfbegriffe‘ nutze.

          Ich denke jedoch es ist recht klar was ich mit dem Begriff genau meinte.

        • „So,so Gutmensch ist ein rechter Kampfbegriff?
          Lächerliche Behauptung, sonst nix.“

          Tatsächlich hat schon Hitler gerne „gut“ als Charaktereigenschaft beleidigend benutzt.

          Nichtsdestotrotz ist er leider inzwischen in den Sprachgebrauch eingegangen und wird auch schon von Leuten benutzt, die eigentlich in Ordnung sind. Aber eine Tendenz lässt sich normalerweise beim Nutzer schon feststellen.

        • @ Robin Urban

          Sag ich doch! Reine Behauptung,
          ohne Beleg!
          -Hitler hat Autobahn gesagt, ist ein
          Beleg für was?
          Genau, dafür das Hitler Autobahn
          gesagt hat, für sonst nix!
          Und der Hitler war auch Nichtraucher
          und Vegetarier.
          Nur, was sagt uns das?

          Das allerdings Gutmenschen
          andere danch beurteilen,
          ob diese das Wort
          „Gutmensch“ benutzen,
          glaube ich auch.

        • „Und der Hitler war auch Nichtraucher
          und Vegetarier.
          Nur, was sagt uns das?“

          Dass er ein Depp war. Er glaubte, seinen Magenkrämpfen und Flatulenzen beikommen zu können, indem er nur noch Gemüse und Hülsenfrüchte (!!) isst.

        • @ Leszek

          Zitat aus Deinem ersten Link

          „Biographisches Material über Hitlers angeblichen oder tatsächlich belegten Vegetarismus ist widersprüchlich.“

          Also nix is mit „nachweisbar“

          @ Robin Urban

          Und die Guutmenschen, die nicht
          Gutmensch sagen, weil sie glauben
          die Welt wäre eine bessere, ohne
          das böse G-Wort, sind vielleicht
          auch Deppen?

        • Hätte ich gewusst was ich für eine Diskussion mit dem Begriff auslöse, hätte ich einen anderen gewählt und auch einen anderen anstelle von Psychopathen….

        • @ derdiebuchstabenzaehlt

          „Zitat aus Deinem ersten Link “Biographisches Material über Hitlers angeblichen oder tatsächlich belegten Vegetarismus ist widersprüchlich.” Also nix is mit “nachweisbar”

          Es empfiehlt sich den gesamten Artikel (oder zumindest den ganzen Absatz) zu lesen, anstatt einen Satz aus dem Zusammenhang zu reißen. Die „Widersprüchlichkeit“ bezieht sich auf den Umstand, dass behauptet wurde, Hitler sei Vegetarier gewesen, obwohl bekannt war, dass es nicht stimmte. Es geht darum, dass manchmal in ein und demselben Text von Hitlers angeblichem Vegetarismus die Rede ist und ein paar Zeilen später erwähnt wird, dass er Weißwürste, Leberknödel, Kaviar und Schinken aß.

          Der gesamte Absatz, aus dem du zitiert hast, liest sich folgendermaßen:

          Biographisches Material über Hitlers angeblichen oder tatsächlich belegten Vegetarismus ist widersprüchlich. Er wurde manchmal als Vegetarier bezeichnet, obwohl bekannt war, dass er Weißwürste, Leberknödel, Kaviar und manchmal Schinken liebte. Auf der anderen Seite wird nirgends erwähnt, dass er „rotes Fleisch“ besonders mochte. Sein angeblicher Vegetarismus wird meistens erwähnt zusammen mit seiner Askese. So zum Beispiel am 14. April 1996 in der Sonntagsausgabe zum 100 jährigen Bestehen der New York Times. Da wurde ein Artikel über Hitlers Ernährung abgedruckt, der erstmals am 30. Mai 1937 erschienen war: Zu Hause mit dem Führer.
          „Es ist allgemein bekannt, das Hitler Vegetarier ist, nicht trinkt und nicht raucht. Seine Mahlzeiten bestehen daher in erster Linie aus Suppen, Eiern, Gemüse und Mineralwasser, gelegentlich jedoch ergänzt er seine langweiligen Mahlzeiten mit Weißwürsten, Kavier oder auch mal einer Scheibe Schinken.“
          Die Definition der New York Times von vegetarisch, welches Schinken und Kaviar enthält, ist schlichtweg falsch. Bereits 1911 heißt es in der 11. Ausgabe der Encyclopedia Britannica (das am häufigsten konsultierte Referenzwerk) zur Definition vegetarisch: „vegetarisch, ein vergleichsweise modernes Wort, das seit 1847 mehr und mehr gebräuchlich ist, bezeichnet eine Ernährung, die Fisch, Fleisch und Geflügel ausschließt“. Das ist eindeutig. So gibt es für einen Redakteur der New York Times im Jahre 1937 keine Entschuldigung, wenn er Hitler einen Vegetarier nennt, und sagt: er sei schlecht informiert gewesen.“

          Zum Begriff „Gutmensch“ und seiner Funktion als Kampfbegriff innerhalb der Neuen Rechten empfehle ich außerdem:

          Volker Weiß – Deutschlands Neue Rechte, Unterkapitel: Feindbestimmung: „Der gute Mensch“, S. 97 – 106

        • @ Leszek

          Lass doch den Hitler.

          „Er wurde manchmal als Vegetarier bezeichnet, obwohl bekannt war, dass er Weißwürste, Leberknödel, Kaviar und manchmal Schinken liebte.“

          Wem war das bekannt?
          Und vor allem, macht es Vegetarier
          jetzt zu besseren Menschen?

          Oder was jetzt?

          Und weil der Volker Weiß, weiß wie
          die „Neue Rechte“ so tickt,
          muss ich das nicht glauben?
          (Was ist eigentlich aus der
          alten Rechten geworden?)

          Aber wenn der Sarrazin,
          der böse Wurm, Gutmensch gesagt
          hat, dann ist das was gaanz
          schlimmes.

  13. Huhu Christian… Du weißt bereits, dass ich dir in vielem nicht zustimme, aber an dieser Stelle kann ich dir nur beipflichten. Ich finde den Geist, der aus diesem MM-Artikel spricht, völlig daneben. Liebesbekundungen anderer bekritteln, weil sie angeblich die Heteronormativität untermauern… geht’s noch? Da steckt doch mal wieder diese Neigung mancher Leute dahinter, andere überwachen und einschränken zu wollen. Ich küsse wen ich will (solange der-/diejenige damit einverstanden ist 😉 ), wo ich will, wann ich will. Wem das nicht gefällt, der soll nach Saudi Arabien umziehen, da ist Küssen auf der Straße aufgrund von religiösem Brainfuck verboten.
    Ich würde sogar noch weiter gehen und Nacktheit und Geschlechtsverkehr in der Öffentlichkeit legalisieren. Unsere Gesellschaft wird zur Zeit zunehmend lust- und körperfeindlicher, diesem sollte entgegengewirkt werden.

  14. Soweit ich das überblicken kann, gibt es nur einen Grund für Homosexuelle, keine Zärtlichkeiten in der Öffentlichkeit auszutauschen: Die Gefahr, verbal oder körperlich attackiert zu werden. Ich jedenfalls würde davor Angst haben, wenn ich ’nen Freund hätte. Was die Heteros zärtlicherseits machen oder unterlassen, ist dabei Jacke wie Hose…

  15. Ist es denn schlimm, nicht der Norm zu entsprechen. Ich kann mich an Zeiten erinnern, da bemühte man sich gerade darum. Und das bestätigt zu bekommen, nötigenfalls auch durch die Ablehnung der „Normalen“, war etwas, das man eher positiv sah.

    Andererseits kann ich mir kein Szenario vorstellen, das den Mannschaftsmädchen zu einem einigermaßen zufriedenen Dasein verhelfen könnte. Sie würden sich immer irgendwie diskriminiert, schlecht oder unzufrieden fühlen. Wären sie nicht unzufrieden, hätten sie möglicherweise das Gefühl gar nicht zu existieren. Es scheint also Alles in Ordnung zu sein.

    • @ salvatore

      „Ist es denn schlimm, nicht der Norm zu entsprechen.“

      Im moralischen Sinn per se nicht. Darum geht es aber nicht…..die Frage ist, wie man selber, als jemand, der von einer Norm abweicht, damit umgehen kann…von einer Norm abweichen, weil man es will, ist Ausdruck einer Freiheit…von einer Norm abweichen, weil es Natur gegeben ist, ist ein in die Welt geworfen sein…dazu muss (und kann) man sich selber positionieren…

  16. Ich habe Homosexualität immer als normal wahrgenommen. Normal nicht in dem Sinne, dass es sich um die Mehrheit handelt, aber normal in dem Sinne, dass es genauso (wenn auch in geringerer Zahl) vorkommt. Schon in der Schule hatten wir auch homosexuelle Menschen bei uns in der Klasse/Stufe, die mit ihrer Sexualität umgingen wie jeder andere auch.
    Auch habe ich persönlich nie wirklich negative Kommentare erlebt, wenn ich mit meiner Freundin Zärtlichkeit ausgetauscht habe. Vielleicht ist es wirklich ein Unterschied, ob zwei Frauen oder zwei Männer sich küssen. Oder es kommt auf das Umfeld an, in dem man lebt, denn auch viele meiner nicht-heterosexuellen Freunde haben kein Problem Zärtlichkeit auszutauschen.

    @Adrian: Mich würde mal interessieren, welche negativen Erfahrungen Du machen musstest, also falls das für dich nicht zu persönlich ist?
    Ich meine, Blicke kenne ich auch, interessieren mich nicht weiter und treffen beim Knutschen auch genauso heterosexuelle Menschen, aber was gibt’s da neben?

    Das Austauschen von Zärtlichkeit in der Öffentlichkeit zu unterlassen finde ich auch ziemlich schwachsinnig. Da gefällt mit die Idee von Robin gleich viel besser, dich gleichgeschlechtliche Zärtlichkeit zu zeigen.

    • „Da gefällt mit die Idee von Robin gleich viel besser, dich gleichgeschlechtliche Zärtlichkeit zu zeigen.“

      Keine schlechte Idee, stimmt schon.

      MM & Co. werden dafür allerding einen neuen Begriff erfinden, z.B. „Gayfacing“ und es als Vereinnahmung und damit natürlich Entwertung homosexueller Kultur durch durch CIS-Heten verurteilen.
      (Analog: nur PoC dürfen Rastas tragen, Protest im Hidschab o.ä. ist eine Form von Blackfacing, selbst wenn Muslima beteiligt sind, etc.)

      • Ja, das würde mit Sicherheit Kritik hervorrufen.

        Ich erinnere mich noch an einen Artikel (Antje Schrupp) über den neuen Bond, in dem wohl an einer Stelle angedeutet wird, dass Bond schon homosexuelle Erfahrungen gesammelt hat (ich selbst hab ihn nicht gesehen).
        Jetzt könnte man das toll finden und sich freuen, dass es mit Sicherheit homophobe Menschen geben wird, die sich darüber übel aufregen würden – aber das war nicht so. Ich glaube, sie nannte es „Vereinnahmen“ oder so, ich bin grad zu faul nachzuschlagen.

        Das ist mir einfach alles zu theoretisch.

      • Sehr gut.

        Nur die Passage über das „Privilegien hinterfragen“ gefällt mir nicht so gut. Dass erinnert mich – auch wenn dies wohl nicht so gemeint ist – zu stark an die ständigen gender/queer-feministischen PC-Forderungen nach „Privilegienreflektionen“.
        Ich interessiere mich sehr für Analysen sozialer Ungleichheit und Ungerechtigkeit, aber „Privilegienreflektionen“ verweigere ich grundsätzlich.

        Erstens handelt es sich bei den im Gender/Queer-Feminismus so verbreiteten Forderungen nach „Privilegienreflektionen“ um Versuche Herrschaft über andere durch Ansprechen des Gewissens auszuüben.
        Zweitens begünstigen die ständigen Forderungen nach „Privilegienreflektionen“ psychodynamische und pädagogische Gegenteileffekte, sind also pragmatisch ineffektiv.
        Drittens behindert sowas den Klassenkampf. Meine Horror-Vorstellung ist, dass in Zukunft in allen klassenkämpferischen linken Gruppierungen irgendwelche Queer-Feministinnen sitzen und mit ihren Forderungen nach „Privilegienreflektionen“ die Arbeiterinnen und Arbeiter vergraulen. Leider ist das zum Teil bereits so.

        Als freiheitlicher Sozialist gilt für mich: Der Kampf gegen Homophobie darf kein „Nebenwiderspruch“ sein.
        Als linker Maskulist gilt für mich: Der Kampf für Schwulenrechte ist ein Kampf für Männerrechte. Mit Lesben bin ich selbstverständlich genauso solidarisch wie mit Schwulen.

        Aber „Privilegienreflektionen“ gibt´s von mir keine – zu keinem Thema, noch fordere ich dies von anderen.
        Empathie und Gerechtigkeitsgefühl und der Versuch diese anzusprechen kommen weit besser ohne „Privilegienreflektionen“ aus.

        • Gut beobachtet. Witzig ist es dann auch, wenn die, die von anderen Pirvilegienreflexion fordern, voraussetzen, dass jedermann die Terminologie ihrer abstrusen konstruktivistischen Orchideentheorien versteht und ihn andernfalls zum Idioten, der nicht mitreden kann, erklären.

        • Ich denke, ein normal-empathiebegabter und halbwegs intelligenter Mensch muss seine Privilegien nicht hinterfragen. Das klingt auch immer etwas pompös. Ich habe mich nie in ein stilles Kämmerlein gesetzt und darüber nachgedacht, was für Vorteile ich jetzt gegenüber Schwulen und Lesben habe, weil das für mich einfach offensichtlich ist.

          Auch sollte daraus keine Selbstkasteiung folgen, aber das hab ich ja geschrieben. Und mich bei jedem Kuss, den ich meinem Partner öffentlich aufdrücke nochmal daran zu erinnern, dass Homos das jetzt nicht können, kommt für mich nicht in Frage. Das ist, als würde man bei jedem Bissen drüber nachdenken, dass es hungernde Kinder in Afrika gibt. Eine extrem antihedonistische Einstellung.

          Würd mich freuen, wenn du deinen Einwand noch bei mir kommentierst.

        • @Leszek

          M.E. muss man sich ja auch fragen, was eine solche permanente Selbstkasteiung überhaupt bringen soll? Eine solche Selbstkasteiung bleibt doch vielfach auf der „psychodynamischen Ebene“ stecken, also quasi eine permanente psychodynamische Nabelschau, die vor allem ein schlechtes Geissen, Scham und Schuldgefühle bringt und die Lebensfreude behindert und wahrscheinlich wirklich eher kontraproduktive Effekte hat, wie Du bereits gesagt hast.

          Auch wenn ich in gewissen Sektionen privilegiert bin, kann ich auch ohne permanente Selbstkasteiung für „gerechtere Zustände“ auf der Welt eintreten und somit politisch handeln: Wenn ich weiss, dass andere diskriminiert werden und ich nicht, dann hilft es der Welt nicht viel, wenn ich permanent Nabelschau betreibe und mich quasi schuldig fühle, weil ich selbst nicht so diskriminiert werde wie vielleicht andere Personen. Wichtig ist doch, dass man schaut, dass andere nicht mehr diskriminiert werden und somit die gleichen Privilegien haben, wie ich sie auch habe. Und am effektivsten ist dieses Handeln wohl dann, wenn dies nicht aus dem Impetus herauskommt, weil man Schuld- und Schamgefühle hat, sondern weil es ethischen Prinzipien entspricht.

        • @ Robin
          „Ich habe mich nie in ein stilles Kämmerlein gesetzt und darüber nachgedacht, was für Vorteile ich jetzt gegenüber Schwulen und Lesben habe, weil das für mich einfach offensichtlich ist.“

          Ich frage mich immer, wieso viele Frauen das kapieren, und viele Männer nicht.

        • *Das ist, als würde man bei jedem Bissen drüber nachdenken, dass es hungernde Kinder in Afrika gibt. Eine extrem antihedonistische Einstellung.*

          Wie jetzt, das tust du nicht?????ßßßßß???

          Aber reicht, wenn man bei jedem weggeworfenen Lebensmittel daran denkt. Find ich.

  17. Das ist ein typischer Fall davon Normativität und Normalitität nicht auseinanderzuhalten. Deswegen scheint mir Christians erster Punkt sehr plausibel, weil er mit diesem Beispiel diesen Unterschied herausarbeitet. Dass die Mehrheit ihre Eigenschaften als Normen bereitstellt ist kein Problem, dass sich aus ihrer Eigenschaft eine Mehrheit zu sein ergibt. Es ist vielmehr der Glaube, dass Abweichungen ein Problem sind. Dieser Glaube ist so Mainstream, dass man vermuten sollte, dass gerade Minderheiten sich davon lösen sollten. Sich gegen diesen Glauben zu wenden ist schließlich eine nach Außen getragene Grundhaltung. Dann sollte man vielleicht konsequenter Weise auch nicht mit diesem Glauben arbeiten.

  18. Ich seh hier wieder mal ein typisches „Ändere DU etwas, damit es für mich besser wird“. Sogar mit der Verschärfunf, daß DU hier bedeutet „alle XYZ“ (hier also alle Heteros/as).

    Diese Haltung hat leider den Nachteil, daß sie schlicht nicht funktioniert. Man kann nur sich selber ändern.

    Der Vorteil ist natürlich, daß man sich damit immer den „Opferbonus“ reserviert.

  19. Pingback: Für mehr statt weniger öffentlicher Zärtlichkeit! | drehumdiebolzeningenieur

  20. Ich habe hier einen weiteren Text zu „Critical Hetness“ gefunden. Ich kann nicht beurteilen, ob das ernst gemeint ist oder Satire sein soll.

    Critical-Sexpositivness – Für einen notwendigen Diskurs!

    http://webcache.googleusercontent.com/search?q=cache:_YpZNphB8lwJ:https://linksunten.indymedia.org/node/83190+&cd=7&hl=de&ct=clnk&gl=de

    Da der Text zur Zeit nur über die Cache-Funktion zugänglich zu sein scheint, kopiere ich ihn mal hier rein.

    Critical-Sexpositivness – Für einen notwendigen Diskurs!
    Verfasst von: Judy B.. Verfasst am: 09.04.2013 – 19:45. (unmoderiert) Kommentare: 2

    Für einen bisher verdrängten Diskurs! (Critical-Sexpositivness)
    Verfasst von: Queerdenker*In. Verfasst am: 09.04.2013 – 19:38. (unmoderiert)

    In queeren Blogs und Zusammenhängen gibt es derzeit einen notwendigen Diskurs über das knutshen von Heten [1] in der Öffenlichkeit, was Heten desöfteren als „Knutschverbot“ imaginieren (was nur um so mehr beweist wie wenig sie ihre Privilegien eigentlich reflektieren), leider gehören dazu auch Frauen*, die ich ansonsten sehr als Queerfeministinnen* shätze – beim eigenen heteronormativen Begehren gegenüber des (natürlich) weißen* Freundes und der daraus ergebenen Praxis, hört die Selbstkritik ansheinend auf. [2]

    Eine notwendige Vorraussetzung von solidarischer Praxis und Empowertment ist es nicht-heterosexuell gelesenen Menshen nicht immer wieder vor Augen zu führen wie sehr sanktioniert ihr eigenes Begehren gesamtgesellshaftlich ist! Allerdings geht „Critical-Hetness“ [3] leider nicht weit genug mit der Kritik, denn mensh kann auch fernab einer nicht-heterosexuellen Identität das Rumknutshen (etc.) von anderen Menshen in der Öffentlichkeit als diskriminierend empfinden. Nicht mitbedacht im Critical-Hetness-Diskurs ist z.b. (!) der Diskurs über Ableism und Lookism!

    „alle kennen ihn im squat alle machen platz für ihn
    und viele denken auch er hat diesen platz verdient
    niemand sonst von ihnen hat so viele nazis verhauen
    und niemand magnetisiert auf solipartys die frauen
    so wie er er kennt die codes er kennt die szene
    er ist shon in allen azs mehrfach gewesen
    hat anderen marx erklärt und rosa l gleich dazu
    und ich muss shon sagen ich find seine arbeit wirklich gut
    aber warum vögelt er die frauen die den tofu braten
    die gewohnt sind klos zu putzen und auf ihn wie ein shoßhund zu warten
    denen er ins wort fällt weil er die debatte besser kennt
    und weil er in der debatte gern die latte höher hängt
    er erklärt mir noch die antifa und wie dis ist mit israel
    und dass bestimmte arbeit durch sein zutun effektiver wär
    auf‘m plenum redet er es protokollieren andere denn
    er feiert subversion doch ihm fehlt das understatement“

    In diesem Song [4] erklärt Sookee sehr genau was das Problem mit solchen Männern* ist, die sich in Szenezusammenhängen bewegen wie der sprichwörtliche Fisch im Wasser, ihm wird es z.b. auf der nächsten Soli-Party leicht sein jemenshden „ab-zu-schleppen“ (obwohl es wahrsheinlich eine Frau* sein wird), wie soll sich eine als „behindert“ gelesene Person oder eine die nicht der gesellshaftlichen Shönheitsnorm entspricht fühlen wenn sie*er sieht wie er mit jemenshd rumknutsht?

    Solidarisch wäre es die eigene Stellung als „Womanizer“ kritisch zu reflektieren und das flirten und knutshen auf der Tanzfläche sein zu lassen!

    Doch auch hier aufpassen, dass mensh nicht zu verkürzt denkt: Denn es gibt auch genug (meist weiße* und shlanke dem Bildungsbürger*innentum-entstammende) Frauen* die sehr ähnliche sexuelle Privilegien genießen. Mit ihrer Art anderen zu zeigen wie einfach es für sie ist Zärtlichkeit zu kriegen, wenn sie, sie brauchen, diskriminieren sie Menshen ohne es auch nur wahr-zu-nehmen, was die Sache noch shlimmer macht, denn ein Problem das nicht benannt wurde, wird auch nicht wahrgenommen. Also sollten auch Frauen* sich erstmal überlegen was sie bei anderen anrichten, wenn sie so unbeshwert mit Leuten rumknutshen und weniger priviligierte Menshen das sehen müssen. Der Einwand dagegen kenne ich leider shon zu genüge: „Naja, die müssen es sich ja nicht anschauen.“

    So eine irgnorante Herangehensweie ignoriert, dass mensh „den Anderen“ dann auch noch die Räume weg nimmt. Diese sexuelle Unbeshwertheit gibt es eben nicht für alle, denkt bitte darüber nach!

    Ein weiteres stark untershätztes Thema in diesem Zusammenhang ist Eifersucht.

    Haruna kann es sehr weh tun wenn sie sieht wie Ahmed und Sören mit einander rumknutshen, was diesen wahrsheinlich recht egal ist. Aber Eifersucht darf es in der ach so tollen, queeren Poly-Glitzer-Welt ja nicht mehr geben und wenn doch, soll mensh sie zumindest für sich behalten und die Priviligierten nicht mit ihrer*seiner Befindlichkeit nerven. Die neu aufkommenden „queeren Sexpartys“ sind also – in ihrer derzeitigen Form – nicht mehr als ein Club von Priviligierten für Priviligierte.

    Wer jetzt ein AHA-Erlebnis hatte und denkt sie*er müsste einfach nur nach Hause gehen und würde dadurch automatisch keine anderen Menshen mehr diskriminieren mit der „unbeshwerten“ Sexualität, macht es sich allerdings zu einfach, dazu zwei abshließende Bemerkungen:

    1. Auch in WGs – wie wir alle wissen begehrt in linken_queeren Zusammenhängen – gucken wer noch im Raum ist!

    2. Mit jemenshd anderes – im schlimmstenfall auch noch Händchenhaltend – von einer Party zu gehen ist auch unsolidarisher als es wirkt, denn auch dies zeigt wie leicht mensh es hat, das eigene Bedürfnis nach Zärtlichkeit zu stillen und kann auf andere Menshen verletzend wirken, also lieber getrennt raus gehen und sich an einem abgesprochenen Ort wieder treffen.

    Queere Utopien lebbar machen,

    für eine selbstkritische Praxis die ihren Namen verdient!

    [1] Falls Heten sich wegen dem Begriff „diskriminiert“ fühlen möchte ich hier – weil es so gut passt! – einfach nur Anna-Sarah vom mädchenmannschaft-Blog zitieren: „kleiner Einschub zum Wort „Hete“: Es mag sich doof anfühlen so bezeichnet zu werden, irgendwie abfällig. Ein diskriminierender Ausdruck ist „Hete“ allerdings nicht – Heterophobie gibt es nicht, so wenig wie es „umgekehrten Rassismus“ gibt. Warum nicht? Weil die strukturelle Machtkomponente fehlt, die eine individuelle Benachteiligung oder Abwertung zum Ausdruck eines *ismus macht. Angesichts der Tatsache, wie sorglos in der deutschen Sprache mit dem Prefix „Homo“ hantiert wird (Homo-Ehe, anyone?), sollte das bisschen Spieß-Umdrehen, was die Markierung angeht, zu verschmerzen sein. Womöglich wird es einigen Menschen aber dennoch aufstoßen, hier permanent als „hetero“ gelabelt zu werden, wo sie selbst doch ganz andere Merkmale viel wichtiger und aussagekräftiger fänden, um sich selbst zu charakterisieren. Die Frage, wer wen markiert, was benannt wird und was unbenannt bleibt und damit normalisiert wird, und wer daran gewöhnt ist, unmarkiert zu bleiben, spielt hier eine wichtige Rolle.“

    [2] Siehe dazu u.a. http://sanczny.wordpress.com/2012/07/24/kussen-verboten-kiss-kiss-bang-b

    [3] Genau wie „Critical-Sexpositivness“ eine solidarisch-augenzwinkernde Abwandlung von Critical-Whiteness.

    [4] Einige meiner besten Freunde sind Männer feat. Refpolk

    [5] In seltenen (!) Fällen können auch POC-Frauen* dieses Privileg genießen, da in rassistischer Leseart ihre Hautfarbe als „erotisch-exotisch“ gelesen wird.

    [6] Jene die mir jetzt sagen wollen mit meinem „akademisierten“ Sprachstil würde ich ja auch Menshen ausshließen kann ich nur sagen: Ich kann mich leider – auch wenn es mein Anspruch ist – nicht um alles kümmern und denkt lieber über meinen Text nach, statt mir gleich den Mund verbieten zu wollen.

  21. Antje Schrupp hat eine Rezension des Buches „Queer-Feminismus“ von Nadine Lantzsch und Leah Bretz auf ihrem Blog veröffentlicht:

    http://antjeschrupp.com/2013/04/22/queer-feminismus/

    Die Rezension fällt erstaunlich wohlwollend aus, was m.E. angesichts der offenkundigen ideologischen Beschränktheit des Inhalts des Buches schwer nachzuvollziehen ist.

    Ich wundere mich ehrlich gesagt etwas, dass diese über alle Maßen durchgeknallte Variante eines radikalen Feminismus auf so wenig innerfeministische Kritik stößt.

    Wenn „Queerfeminismus“ a la Lantzsch/Bretz sich innerhalb des zeitgenössischen Feminismus weiter ausbreitet, dann braucht es eigentlich keinen „Antifeminismus“ um den Rest an gutem Ruf, den der Mainstream-Feminismus noch besitzt, auch bei jetzt noch unkritisch pro-feministisch eingestellten Personen zu erledigen.

    Der radikale Feminismus dekonstruiert sich selbst.
    Wie ich vor kurzem einmal schrieb:

    Gender/Queer-Feminismus ist nichts anderes als ein Symptom des Niederganges des vorherrschenden Radikalfeminismus und in ihm drückt sich u.a. die Tendenz sozialer Bewegungen aus, sich in ihrer Endphase noch einmal ideologisch zu radikalisieren. Das beschleunigt den Niedergang dann allerdings umso mehr.

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