Ein paar Anekdoten, die aus meiner Sicht für sich genommen zu wenig für einen eigenen Artikel sind, aber sie schwirren mir zu sehr durch den Kopf auf der Suche nach dem Weg wie sie doch für einen Artikel reichen könnten. Also raus mit ihnen:
1. Die Abwanderung weiblicher Fachkräfte aus der Wirtschaft in den öffentlichen Dienst (und die Elternzeit)
Ich warte mit zwei Unternehmern auf das Eintreffen eines weiteren für eine Besprechung.
U1 (zu U2): Sie haben aber auch ganz schön Federn lassen müssen bei den hochqualifizierten Mitarbeitern die sie recht neu hatten oder?
U2: Ja, Frau Müller ist nach drei Jahren, gerade als sie eine Zusatzqualifikation und die passende Berufserfahrung hatte um richtig interessant für uns zu werden auf eine gute Stelle im öffentlichen Dienst bei Behörde A, Frau Meyer hatten wir zur gleichen Zeit angestellt und sie hat eine gute Stelle in Behörde B erhalten. Und Frau Schneider, die auch eine Topkraft war und die wir eigentlich echt brauchen, ist erst mal – was ja vollkommen in Ordnung ist – in Elternzeit für zwei Jahre, weil sie ein Kind bekommen hat.
U1: *Nickt seufzend und mitleidend*
2. Fachkräftenachwuchsmangel
Auf der Geburtstagsfeier eines Freundes unterhalte ich mit einem Lehrerehepaar, beide sind Lehrer an einer Berufsschule.
Sie führen an, dass es eigentlich ein idealer Beruf ist, weil man zumindest in dem Bereich, in dem sie tätig sind, kaum Klausuren zu korrigieren hat und sich der Stoff auch nicht ändert, so dass sie ihre Materialien auch gut zusammen haben.
Das Thema landet bei dem Umstand, dass man die Materialien schon anpassen muss, weil die Schüler schlechter geworden sind. Man muss die Aufgaben einfacher machen etc. Das würden auch die Unternehmen zurückmelden: Man müsse mehr einfacher erklären.
Auf die Frage, ob die Schüler denn dann Probleme haben einen Job zu finden:
„Nein, es gibt ja immer weniger Kinder. Also müssen die Unternehmen eh nehmen was da ist. Die Suchen doch alle verzweifelt nach Auszubildenden und Angestellten. Wenn viele Familien nur noch ein Kind und das immer später haben oder gar keins, dann ist der Markt eben leer.“
3. Work-Life-Balance
Ich unterhalte mich mit einem älteren Wirtschaftsberater, mit dem ich häufiger zusammenarbeite.
Er: „Ich habe mich etwas spät um meine Nachfolge gekümmert, das sollte ja eigentlich mein Sohn machen, der hatte auch das passende Studium und hat dann auch kurz hier gearbeitet, aber dann hat man ihm eine gute Stelle im öffentlichen Dienst angeboten und er hat mir gesagt „Papa, hier bekomme ich ein gutes Gehalt, sicherlich weniger als du verdienst, aber ich bin um vier Uhr zuhause und fahre Fahrrad mit den Kindern. und wenn du um 20 Uhr aus dem Büro gehst, dann bin ich schon 6 Stunden zuhause und bringe gerade die Kinder ins Bett“.
Naja, ich mach das noch alleine weiter. Ich brauche das Geld nicht mehr, aber ich mache meine Arbeit gerne und solange das noch gut geht, bleibe ich dabei.
4. Work Life Balance
Ein befreundeter Oberstaatsanwalt klagt ebenfalls über den Nachwuchs. Die würden sich gar nicht mehr reinbeißen in einen Fall, gar nicht recherchieren und Ermitteln. Dann lieber einstellen und Akte zu. Und im Homeoffice sieht man noch weniger, was da eigentlich gemacht wird. Wenn es nach mir ginge, dann würde ich das abschaffen. Und die sind ja auch noch so blöd und posten in der Zeit alles mögliche auf Instagram, was sie gerade machen. Wir haben da so eine Pferde-Damenfraktion, die wohnen etwas außerhalb der Stadt und können gar nicht schnell genug aus dem Büro fliehen. Und an den Homeofficetagen kommt spät morgens erst mal ein Video von einem Ausritt.
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