Der Kommentator „Alles Gender oder was?!!“ schrieb:
@Christian: Kannst Du was zum Fall Till Lindemann bringen? Aktuell und genau dein Thema.
Und natürlich liegt er da vollkommen richtig: Es ist ein Thema, welches eigentlich danach schreit hier im Blog einen Beitrag zu haben.
Ich habe mich bisher zurückgehalten, weil ich den Fall noch etwas dubios und schwer einzuorden finde.
Aber was solls, ich versuche mich mal an einer Darstellung wie ich es mitbekommen habe, man möge mich korrigieren, wenn es nicht stimmt:
Disclaimer: Rammstein ist gar nicht meine Musik.
1.
Eine 24jährige Frau gibt an, dass sie im Internet angesprochen worden wäre, ob sie Freikarten für ein Rammsteinkonzert haben wolle und zur After Party eingeladen werden will. So wie ich es verstehe ist sie vorher wohl nicht als besonderer Rammsteinfan aufgefallen.
Sie berichtet dann auf der After Party hauptsächlich Wasser getrunken zu haben und dann plötzlich bewußtlos geworden zu sein, sie vermutet, dass man ihr K.O. Tropfen gegeben hat und führt aus, dass sexuelle Handlungen an ihr vorgenommen worden sind (oder evtl vorgenommen worden sind?).
Später führt sie aus, dass sie nie von Vergewaltigungen gesprochen hat und es wohl auch möglich wäre, dass keine sexuellen Handlungen an ihr durchgeführt worden sind.
2.
Gegen Rammstein bzw dessen Sänger Till Lindemann kommt es zum Shitstorm. Für die zu erwartenden Leute ist er quasi schon der Vergewaltigung überführt. Die Gegenseite führt an, dass nichts belegt ist und ja auch eigentlich sich selbst aus dem Bericht nichts wirkliches ergibt.
Die links-feministische Seite sieht aber in dem System der Band, welches wohl den Namen „Row Zero“ hat bereits ein übergriffiges Verhalten:
Wenn ich es richtig verstehe, dann nutzt man dort nicht das System, dass sich potenzielle Groupies am Bühnenausgang sammeln oder Türsteher ansprechen, dass sie wirklich wirklich die Band „Kennenlernen wollen“, der dann die hübscheren/schlampigeren/was auch immer was er weiß, was der Band gefällt aussucht und mit zur Afterparty bringt (so zumindest meine sehr naive Vorstellung zum Groupie sein) sondern sie hatten ein weibliche Angestellte, die auf Sozial Media junge Frauen angesprochen hat ob sie zum Konzert und zur Backstage Party wollen.
Und das ist natürlich ein Skandal! Denn natürlich dachten diese Damen, dass man sie wegen ihres Charakters Karten schenkt und mit ihnen im Backstagebereich über Kuchenrezepte und die aktuelle Politik der Ampel diskutieren will! Niemals hätten diese armen Mädchen sich vorstellen können, dass bei der Backstage Party einer Rockband (oder was auch Neue Deutsche Härte ist, vielleicht auch eher Metall? Ich habe keine Ahnung) Alkohol etc im Spiel sind und die jungen attraktiven Frauen nicht ihrer Meinung wegen, sondern ihrer Optik und der Option auf Sex wegen dort eingeladen sind.
In der Theorie des Feminismus wurde die Band quasi der Vorgesetzte oder reiche Hollywoodproduzent der aus dieser Machtsphäre heraus die Frauen in eine Situation bringt, in der er sie quasi zu Sex zwingt. Aus dieser Sicht war es quasi egal, ob tatsächlich Co-Tropfen zum Einsatz kamen, dass Machtverhältnis an sich übte bereits genug Druck aus.
Wie konnte eine Band es wagen Frauen in der ersten Reihe eines Konzerts zu positionieren, in dem man ihnen Karten schenkt und sie dann zur Backstageparty einzuladen?
Inzwischen fordern Grüne Politiker schon weitreichende Maßnahmen:
Rammstein stehen nach mutmaßlichen Übergriffen auf junge Frauen weiter in der Kritik. In wenigen Tagen sollen sie mehrere Konzerte in München spielen. Nun drängen die Grünen der Stadt darauf, die Konzerte unter Auflagen sicherer zu machen. Ein entsprechender Antragsentwurf für den Münchner Stadtrat liegt der »Münchner Abendzeitung« vor . Heute soll er im Stadtrat eingereicht werden.
Der Antrag »Sichere Konzerte für alle« fordert das Kreisverwaltungsreferat (KVR) auf zu prüfen, ob die sogenannte Row Zero verboten werden kann, ein spezieller Bereich vor der Bühne. Von dort sollen vor allem weibliche Fans für Aftershowpartys rekrutiert worden sein, bei denen es zu Übergriffen gekommen sei. Auch möchten die Grünen prüfen lassen, ob wie beim Oktoberfest die Aktion »Sichere Wiesn« auf solchen Großkonzerten in städtischen Räumen (wie dem Olympiastadion) sogenannte Safe Spaces einrichten kann. Also sichere Orte, wo Frauen in Not geholfen wird.
Wie sie einen Row Zero Bereich verbieten wollen finde ich interessant. Immerhin müsste man dafür eine konkrete oder zumindest abstrakte Gefahr begründen. Die erst einmal mit geladenen Gästen in der ersten Reihe nicht besteht. Machen Bands ihre After Partys im Stadion? Wenn nicht, dann kann eh nicht verhindert werden, dass erwachsene Menschen sich miteinander verabreden. Und eine Vorverurteilung, dass das typischerweise im Missbrauch von Betäubungsmitteln endet dürfte auch schwer zu begründen sein.
Natürlich: Wenn tatsächlich jemand auf einer solchen After Party K.O. Tropfen eingesetzt hat um sexuelle Handlungen an betäubten Personen zu begehen ist das eine Straftat und es sollte mit der dafür zur Verfügung stehenden Härte des Gesetzes bestraft werden. Ebenso wenn unzulässiger Druck auf Frauen ausgeübt worden ist, Sex zu haben.
Zu den Vorwürfen auch noch aus der Wikipedia:
Anfang Juni 2023 erhoben mehrere Frauen im Rahmen einer Recherche von NDR und Süddeutscher Zeitung Vorwürfe gegen Lindemann: Es sei auf mindestens einer für Lindemann organisierten After-Show-Party zu Geschlechtsverkehr gekommen. Personen aus Lindemanns Umfeld hätten gezielt junge Frauen angesprochen, um sie für After-Show-Partys speziell für ihn zu gewinnen.
Gemäß Recherchen des NDR sei den Frauen bei der Anwerbung offen kommuniziert worden, dass es auch um sexuelle Handlungen mit Lindemann gehe. Eine Frau erklärte, sie habe zum Sex mit Lindemann nicht ausdrücklich Nein gesagt, sich aber extrem unwohl gefühlt. Heute bezeichnet sie den Sex als Übergriff und als Machtmissbrauch. Eine andere Frau berichtete, nach einer After-Show-Party besinnungslos auf einem Hotelbett gelegen zu haben. Lindemann habe auf ihr gelegen, als sie wieder zu sich gekommen sei, und sie gefragt, ob er aufhören solle.[46]
Beide Frauen äußerten sich anonym vor der Kamera, sie versicherten ihre Aussagen, NDR und Süddeutscher Zeitung zufolge, an Eides statt. Den Journalisten zeigten sie Chatverläufe, Screenshots und WhatsApp-Gruppen. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung lagen keine Strafanzeigen gegen Lindemann vor.[47]
Am 2. Juni 2023 gab der Verlag Kiepenheuer & Witsch das Ende seiner Zusammenarbeit mit Lindemann bekannt. Die Entscheidung wurde damit begründet, dass der Verlag im Zuge der Berichterstattung von einem Porno-Video, in dem Gewalt gegen Frauen dargestellt wird und in dem ein von ihm beim Verlag erschienenes Buch als Requisite verwendet wurde, Kenntnis erlangt habe.[48][49] Dieses pornografische Musikvideo Till the End war bereits 2020 veröffentlicht und schon damals medial rezipiert worden, wenige Wochen vor der Veröffentlichung eines Gedichtbandes bei diesem Verlag.[50][51]
Die Vorwürfe wurden bisher nicht gerichtlich überprüft. Till Lindemann sowie die Band Rammstein bestreiten die Vorwürfe.[
Aber auch: Groupies gibt es schon sehr sehr lange. So zu tun als seien sie in einer besonderen Gefahr, weil alle Mädchen dort die Unschuld vom Lande sind und alle Musiker Vergewaltiger geht an der Sache vorbei. Genug Frauen würden gerne mit einem Rockstar Sex haben.
Und das selbst, wenn sie aussehen wie Till Lindemann (ich hatte schon überlegt, ob es ein Fall für meine „Status macht Attraktiv“-Reihe ist, aber dazu müsste man mehr positive Berichte über Sex mit ihm haben)
(gut, es gibt auch Fotos wo er deutlich besser aussieht, aber egal)
Ich werfe einfach mal diese Anekdote zu Rocket Queen von Guns and Roses hier rein:
A woman named Adriana Smith, Guns N‘ Roses groupie and stripper at the time, had been with drummer Steven Adler for around a year.[6] Smith later claimed in a TV interview that, after Adler insisted that she was not his girlfriend, she went to the mixing sessions at Mediasound Studios in NYC. Rose and Slash were there. Rose propositioned Smith that they have sex in a vocal booth so that the sounds that Smith made could be recorded and put over the bridge of the song. Smith replied that she would do it, „For the band, and a bottle of Jack Daniel’s“.[7]
Steve Thompson, an engineer of the album, said:
Axl wanted some pornographic sounds on Rocket Queen, so he brought a girl in and they had sex in the studio. We wound up recording about 30 minutes of sex noises. If you listen to the break on Rocket Queen it’s in there.[8]
Another engineer, Michael Barbiero, did not want to record the sex session, so he set up the microphones and left the task to his assistant, Vic Deyglio.[8] Deyglio said the studio was „like a Ron Jeremy set“, and he even had to enter the booth to adjust a microphone which Rose and Smith had crashed into.[9] The Appetite for Destruction liner notes jokingly acknowledge Deyglio’s contribution by crediting him as „Victor ‚the fucking engineer‘ Deglio“.[8]
It was later stated in the music magazine Classic Rock, as well as Rolling Stone, that the person who had been recorded performing sex noises on the song was indeed Adriana Smith, an on-off girlfriend of Adler. She also allegedly had an intimate relationship with frontman Rose.[9][10] Smith revealed in an interview that Adler „freaked out“ when he found out about the recorded sex session, and she spent some years using alcohol and drugs „because I had this extreme shame and guilt and stuff.“[9]
Smith also later said in The Girls Behind Guns N’ Roses:
Somehow I became the Rocket Queen. And I have never, I have never, said, „I’m the Rocket Queen.“ It’s just not me. The real Rocket Queen is Barbi.[11]
However, further revelations could indicate that Smith and Rose have not been the only people recorded for the song. Mike Clink, longtime producer of the band, said: „The guys were taking turns fucking this girl in the studio. Those are actual sounds of sex, captured live on tape.“ Furthermore, a former Geffen employee claimed that Rose had sex several times with two or three girls on tape, unhappy with the results
3.
Ich finde die Row Zero als Konzept ganz interessant:
Anscheinend wollten die Bandmitglieder keine klassischen Fans, sondern eher Frauen von außerhalb der Szene. Wäre interessant wie viele Fans der Band waren und wie viele der Row Zero keine „richtigen Fans“ waren.
Grundsätzlich könnte ich mir vorstellen, dass eine Hardcore Fanin, der gleichzeitig eine „Schlampe“ (ohne Wertung) ist, ja eine gute Wahl sein würde um die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, dass sie Sex mit einem haben will. Da hätte sie dann immerhin gewisse „Bragging rights“ in ihrem Umfeld.
Andererseits ist es vielleicht auch egal, wenn man ein hinreichend großer Star ist, weil die Frauen, die sich darauf einlassen, zu der After Party zu kommen, ja anscheinend auch bereit sind sich auf die Sache einzulassen. Das sie vorher das Konzert gesehen haben vergrößert wahrscheinlich die Chancen, denn Status wird niemals ausdrücklicher erlebt als wenn Tausende dem Star zujubeln und er derjenige ist der im Mittelpunkt steht.
Vielleicht sind Fans auch zu sehr „Starstruck“ und wollen nur über Lieder der Band etc reden und das wird zu schnell langweilig. Dann wäre jemand von außerhalb ganz interessant.
Eine Frau als Anwerberin zu nehmen (Eppstein lässt grüßen) dürfte der richtige Weg sein, weil das die Sache harmloser macht und Vertrauen aufbaut.
4.
Ich habe noch nichts von einem Strafverfahren gehört, welches die Sache aufklärt. Mal sehen ob noch etwas kommt. Wäre auch interessant, ob der typische Rammsteinfan so viel darauf gibt. Die Band hat ja schon immer ein Bad Boy Image gepflegt.