Boris von Heesen: Was Männer kosten: Der hohe Preis des Patriarchats (Gastbeitrag)

Ein Gastbeitrag von Ronin

Zum Autor
In Zeiten, in denen sämtliche politischen Lager auf Fake News und Propaganda setzen, ist es legitim, sich zunächst einmal den Autor eines Schriftstücks genauer anzusehen, um seine Expertise einschätzen und seine Glaubwürdigkeit als Quelle bewerten zu können.
Boris von Heesen taucht seit Kurzem in verschiedenen Medien als Interviewpartner auf und wird als Wirtschaftswissenschaftler bezeichnet. Auch er selbst bezeichnet sich im Buch mehrfach so. Laut seiner Vita hat er bisher außer zweier Monatskalender für Männer (mit feministischen Sprüchen! Nicht, was viele jetzt denken!) nichts weiter veröffentlicht. Seine fachliche Vorgeschichte beschränkt sich darauf, Wirtschaftswissenschaften mit Schwerpunkt Soziales Marketing studiert zu haben – wo, wann und mit welchem Abschluss, war nicht in Erfahrung zu bringen – und zwei Unternehmen gegründet zu haben, über deren Natur (außer, dass das eine ein OnlineMarktforschungsintitut ist/war), Identität und Erfolgsgeschichte wir auch nichts erfahren. Ob man als geschäftsführender Vorstand eines Jugendhilfewerks irgendwas mit Wirtschaftswissenschaften zu tun hat, kann ich leider nicht beurteilen.

Zum Inhalt
Schon im Vorwort stellt der Autor klar, dass er in Bezug auf Geschlecht eine streng sozialkonstruktivistische Weltsicht vertritt. Biologische Geschlechtsunterschiede gibt es nicht, die Einteilung „Männer“ und „Frauen“ ist willkürlich, und alle Ungleichverteilungen, die uns in verschiedensten Bereichen begegnen, müssen folglich entweder das direkte Ergebnis von direkter Diskriminierung oder die mittelbare Folge schädlicher Geschlechterstereotypen sein. Im Folgenden möchte der Autor darstellen,
wieviel gesellschaftlichen Schaden diese Geschlechterstereotypen anrichten, und tritt an, diese ganz schlicht monetär sichtbar zu machen. Das Ziel: Da im Kapitalismus nichts mehr zählt als Geld, gelänge es vielleicht, die Machteliten darüber auf patriarchalische Missstände aufmerksam zu machen, dass man ihnen klar macht, wieviel Geld dabei verloren geht. Er bezeichnet diese Vorgehensweise als „friedliches Trojanisches Pferd“.
Zu Beginn des Hauptteils stellt der Autor zunächst seine Methodik dar. Dabei ist er zumindest noch dahingehend um Fairness bemüht, dass in seiner Kostenaufstellung nur die von Männern verursachten Schadenssummen enthalten seien, die über das hinausgehen, was Frauen im gleichen Bereich und Zeitraum verursachen. Beispiel: Von Frauen verübte Kriminalität verursacht einen Schadensbetrag von X, die von Männern verübte einen Schadensbetrag Y, dann ist der als „Kosten des Patriarchats“ ausgewiesene Betrag Y – X.
Damit hat es mit der Fairness allerdings auch schon wieder ein Ende. Denn in diesem Buch seien nur die Bereiche aufgeführt, in denen Männer mehr gesellschaftliche Schäden verursachen. Zwar möge es auch Bereiche geben, in denen Frauen mehr Schäden verursachen, aber die möchte er hier ausblenden, da es hier erst mal nur um Männer gehen soll und er außerdem vermeiden möchte, die Schäden von Männern und Frauen gegeneinander aufzurechnen, denn das würde ja nur zur Spaltung der Geschlechter beitragen. Aber schließlich kann uns der Autor beruhigen: Die Aussage, dass Männer aufgrund ihres Verhaltens daran Schuld sind, dass in Deutschland jährlich 63 Milliarden Euro verschwendet werden, soll natürlich keinesfalls als MännerBashing verstanden werden!
Es folgt dann eine lange Aufzählung an Bereichen, in denen Männer mehr gesellschaftliche Schäden anrichten als Frauen.
Sie belasten das Gesundheitssystem, indem sie mehr rauchen, nicht frühzeitig zum Arzt gehen, mehr Alkohol trinken und mehr Fleisch essen. Sie verursachen mehr Autounfälle, begehen mehr Verbrechen und verursachen damit sowohl direkte Schäden als auch indirekte, z.B. durch Polizeieinsätze und Unterbringung in Gefängnissen.
Sie sind häufiger arbeitslos, werden als Jugendliche häufiger auffällig und neigen deutlich mehr zu Suchtkrankheiten. Männer mögen gewalttätige Sportarten, in deren Umfeld es zu Randalen kommt (z.B. Fußball).
Und schließlich sind Männer auch schlecht für die Umwelt, da sie den Machtpositionen aus, die sie innehaben, umweltschädliche politische Entscheidungen treffen.
Auf eine weitere detaillierte Aufzählung der Litanei verzichte ich hier; ich denke, die Intention des Autors wird klar.
Wichtig ist jedoch zu erwähnen, dass der Autor in den Kapiteln über Kriminalität und Suchtverhalten auch eindringlich darauf hinweist, dass viele Hilfsangebote z.B. für verhaltensauffällige Jugendliche oder Suchkranke sich nicht speziell an Männer richten, obwohl diese überproportional von solchen Problemen betroffen sind.
Im folgenden Kapitel erfolgt dann noch eine Aufzählung aller nicht bezifferbaren Schäden, die das Patriarchat in der Gesellschaft anrichtet. Auch hier werde ich nicht auf jeden einzelnen Punkt eingehen, es handelt sich im Wesentlichen um die Punkte, die von feministischen Autoren und Autorinnen seit Jahren immer und immer wiedergekäut werden:
Klimakatastrophe, Umweltzerstörung, Rechtspopulismus, Rechtsextremismus, Antisemitismus, Incels, Amokläufe, Vergewaltigung, CumEx-Geschäfte, Sexismus in der UEFA, Blut, Verwüstung, Tod, Krieg und Horror – hinter allem steckt das Patriarchat.
Alles, was auf der Welt schief läuft, hat nur damit zu tun, dass an den wichtigen Schaltstellen der Macht zu viele Männer und zu wenige Frauen sitzen. Und dahinter wiederum stehen die schädlichen Stereotype, die den Männern einreden, dass sie miteinander und gegeneinander um Macht und Geld ringen müssten, während die Frauen zuhause sitzen und die Kinder hüten.
Hat der Autor im vorherigen Kapitel eine einzige, allumfassende Ursache für alle
Probleme gefunden, so kommt er im folgenden nun zur einzigen, allumfassenden Lösung: Feminismus! „Das Patriarchat ist allgegenwärtig“, schreibt er, doch mit dem Angriff des Feminismus wird das alles in Ordnung kommen.
Im Feminismus, schwärmt der Autor, gibt es keine Ungleichheit mehr, keinen Kapitalismus, keine Notwendigkeit mehr, sich gegenseitig zu übertrumpfen, alle sind gleichgestellt und glücklich. Die Männer müssten nur endlich begreifen, wie sehr das Patriarchat auch ihnen schadet, und wie gut der Feminismus auch für sie wäre. Endlich keine schädlichen Stereotype mehr, die sie in ihren Lebensentwürfen einengen; endlich würde man als Mann nicht mehr vom Patriarchat gezwungen, Physiker oder Automechaniker zu werden, obwohl man lieber Balletttänzer oder Erzieher geworden wäre (das ist kein Witz: Der Autor ist überzeugt, dass viele Leute sich in ihrer Berufswahl nicht nach ihren ureigenen Präferenzen richten, sondern danach, was Geschlechterstereotype ihnen vorgeben, und am Ende damit todunglücklich sind).
Zu Beginn des Kapitels bleibt die Definition von Feminismus des Autors etwas schwammig, doch im Verlauf wird klar, dass er sich darunter nicht nur Gleichberechtigung und Chancengleichheit oder auch materielle Gleichstellung vorstellt, sondern die völlige Auslöschung der Unterscheidung zwischen Mann und Frau, die nur durch einen völligen Umbau der Gesellschaft herbeizuführen sei.
Nach dieser Aufzählung der Vorzüge, die der dereinstige Sturz des Patriarchats auch für Männer haben wird, setzt sich der Autor damit auseinander, wie dieser denn zu bewerkstelligen sein wird.
Zunächst betrachtet er in etwa eineinhalb Seiten den historischen Ursprung des Patriarchats, sozusagen die Quadratwurzel allen Übels: Die bürgerliche Kleinfamilie.
Die bürgerliche Kleinfamilie sei etwa 3000 v.Chr. in böswilliger Absicht erfunden worden (Quelle: eine feministische Soziologin) und seitdem als alleiniges Modell des Zusammenlebens weitgehend stabil geblieben. Für den Autor ist dies erstaunlich, bedenkt man, dass die bürgerliche Kleinfamilie doch die Keimzelle des Kapitalismus sei, Gewalt, Machtmissbrauch, Vereinsamung und Leistungsdruck produziere, und zudem ineffizient und umweltschädlich sei (zumal sie häufig in Einfamilienhäusern stattfindet). Ihre Popularität kann laut dem Autor nur an Indoktrination durch patriarchalische Diskurse liegen. Zur Bekämpfung der bürgerlichen Kleinfamilie sei zunächst einmal das Ehegattensplitting abzuschaffen und das Sorgerecht zu reformieren, so dass auch nichtverwandte Bezugspersonen sorgeberechtigt sein sollen.
Einfamilienhäuser und -wohnungen sollen durch große WGs ersetzt werden, so dass Kinder nicht mehr von einem einzelnen Elternpaar, sondern von einer größeren Gemeinschaft aufgezogen werden – und das natürlich geschlechtsneutral.
Schädliche Geschlechtersterotype müssten überall bekämpft werden: In Kunst, Medien, Unterhaltung und vor allem Erziehung. Das ganze Bildungssystem muss auf die Vermeidung von Geschlechterstereotypen ausgerichtet werden. Staatliche und nichtstaatliche Organisationen, die sich dem Kampf gegen Geschlechterstereotype verschrieben haben, wie etwa Pinkstinks, der Deutsche Kulturrat oder die Bundesstiftung Gleichstellung, müssten großzügige staatliche Förderung erhalten. Aktionen für Geschlechtergerechtigkeit wie z.B. MeToo müssten gefördert werden, um sie über die feministisch-intellektuelle Blase hinaus bekannt zu machen.
Problematische Inhalte, wie etwa Fußball, TikTok mit seinen BeautyInfluencerinnen oder Germany’s Next Top Model, sollten mit einem Warnhinweis versehen werden, über dessen Vergabe „ein sensibles und verantwortungsbewusstes Gremium, das mit Menschen aus den unterschiedlichsten Feldern der Gesellschaft besetzt ist“ entscheiden soll.
Schließlich sollten Männern mehr Angebote zu machen, die sie von ihren ansozialisierten schädlichen Stereotypen wegbringen und überzeugen, den Feminismus anzunehmen. Er nennt u.a. das „Bundesforum Männer“ als positives Beispiel einer entsprechenden Lobbygruppen. Männergesundheit sollte mehr in den Vordergrund gestellt und mehr männerspezifische Gesundheits- und Hilfsangebote bereitgestellt werden.
Kampagnen für mehr Verkehrssicherheit sollen riskantes Fahrverhalten von Männern thematisieren.
Als letzte Maßnahme schlägt der Autor einen „Gleichstellungsmonitor“ vor; einen Dienst, der kontinuierlich Statistiken und Fakten zum Thema Geschlechtergerechtigkeit und Kosten des Patriarchats für alle zugänglich und transparent bereitstellt. Dafür müssten natürlich entsprechende Organisationen (hier wird wieder die Bundesstiftung Gleichstellung genannt) mit deutlich mehr Geld gefördert werden – diese Förderung sei in Anbetracht der 63 Milliarden Euro Patriarchatskosten, die die Gemeinschaft dadurch jährlich sparen würde,eine echte Investition.

Bewertung
Über weite Strecken liest sich das Buch wie ein religiöses Pamphlet. Über allem steht das Dogma vom Patriarchat, das das Böse schlechthin und die Ursache praktisch aller Probleme der Menschheit ist.
Demnach müssten nur alle den Feminismus als ihre:n Herr:in und Erlöser:in annehmen, dann würde alles gut werden. Wäre der Autor wirklich so wissenschaftlich, wie er sich darstellt, dann würde er sämtliche Fakten zusammentragen und versuchen, eine Theorie zu finden, die diese Fakten am Besten erklärt.
Was er aber tut, ist, ein Dogma zu vertreten, dessen Wahrheit von Anfang an als gegeben angenommen wird und nicht angezweifelt werden darf, und nun trägt er alle Daten zusammen, die sich auf Biegen und Brechen so interpretieren lassen, dass sie das Dogma stützen – die, bei denen das nicht geht, werden einfach ausgeblendet.
Glaubenssätze werden ohne Beleg aufgestellt, etwa, dass alles besser wäre, wenn mehr Frauen an der Macht wären. Für tatsächliche Zusammenhänge interessiert sich der Autor erkennbar nicht; wo immer eine Korrelation auftaucht, die sich im Sinne seines Dogmas interpretieren lässt, wird die erwünschte Kausalität einfach als erwiesen angenommen.
Beispiel: Norwegen „gilt“ als feministisch, gleichzeitig ist dort die Zahl der gesunden Lebensjahre über 65 bei Männern und Frauen annähernd gleich. Ob sich dieser Sachverhalt auch wirklich auf die angenommene Ursache zurückführen lässt, und ob die Aussage, Norwegen wäre „feministisch“, so überhaupt stimmt, wird nicht weiter untersucht. Allein die Möglichkeit, dass es so sein könnte, wird als Beweis akzeptiert, dass es so sein muss.
Noch ein Beispiel: Die Lebenserwartung von Mönchen ist, anders als die der männlichen Normalbevölkerung, im Vergleich zu den Frauen nicht reduziert.
Damit sei bewiesen, dass ein Unterschied in der Lebenserwartung nicht naturgegeben ist, worum wiederum bewiesen sei, dass für den Unterschied, den wir beobachten, nur das Patriarchat verantwortlich sein kann. Mit derselben Logik könnte man auch argumentieren, dass die Gegenwart von Frauen für Männer gesundheitsschädlich ist, und Mönche deshalb länger leben, weil sie weniger mit Frauen zu tun haben.
Die ganze Litanei seiner Statistiken dient weniger der Aufklärung, sondern eher der Vernebelung.
Viele der Zahlen, die er nennt, wirken eindrucksvoll, sind aber bei näherer Betrachtung eigentlich nichtssagend, da sie zu nichts in Relation gesetzt werden. Es mag sein, dass die Zahl der Autounfälle, die von Männern verursacht werden, viel höher ist als die derer, die von Frauen verursacht werden, aber wie hoch ist sie relativ zu den jeweils gefahrenen Kilometern? Es interessiert nicht, Hauptsache, wir haben eine hohe Zahl.
Allerdings, wenn es dann später um Umweltverschmutzung geht, sind die von Männern mehr gefahrenen Kilometer plötzlich wichtig.
Wir erfahren zwar, wieviel der Fleischkonsum der Männer das Gesundheitssystem kostet, aber nicht, ob das im Vergleich zu anderen Posten oder zum Gesamtbudget des Gesundheitssystems viel oder wenig ist.
Die eklatanteste Augenwischerei besteht darin, dass mit keinem Wort erwähnt wird, in welchem Verhältnis diese 63 Milliarden Euro, die Männer jährlich über Gebühr verbraten, zu dem Betrag stehen, die Männer im gleichen Zeitraum erwirtschaften. Es wird immer von Kosten geredet, aber unser Herr Wirtschaftswissenschaftler verschwendet anscheinend keinen Gedanken daran, von wem diese Kosten mehrheitlich beglichen werden.
Viele seiner Schlussfolgerungen gründen sich eher auf Philosophie als auf empirisch erlangtes Wissen. Insofern ist es kein Wunder, dass der angebliche Wirtschaftswissenschaftler auffällig häufig Philosophinnen und Aktivistinnen zitiert, und zwar quer durch das Who-is-Who des Twitter-Feminismus (Stokowski, Gesterkamp, Allmendinger, um nur 3 zu nennen).
Die Schlussfolgerungen nehmen teils absurde Züge an:
Die Tatsache, dass der Klimawandelleugner Donald Trump ein Mann, die voll auf Klimaneutralität setzende schwedische Umweltministerin aber eine Frau ist, ist für ihn ein Beweis mehr, dass Männer umweltschädlich sind.
Positiv herauszuheben ist, dass von Heesen die mangelnde Ausrichtung von Hilfsangeboten speziell für Männer bei Drogensucht, häuslicher Gewalt, Depressionen usw. kritisiert; er spricht an, dass Männergesundheit und Jungen als Bildungsverlierer in den Medien selten Thema sind. Einige seiner Ausführungen könnten, so wie sie gemacht wurden, glatt von Männerrechtlern stammen, doch genau die, die zumindest in diesen Punkten mit ihm voll auf einer Linie sind, stellt er im Kapitel über immaterielle Schäden des Patriarchats in eine Reihe mit rechtsextremen Amokläufern und radikalisierten Incels – eine Folge davon, dass er auf fundierte Recherche verzichtet und stattdessen nur von Veronika Kracher abschreibt.
Für die Unterrepräsentanz von Themen wie Männergesundheit, männliche Opfer von häuslicher Gewalt oder Suizide bei Männern macht er übrigens nicht die Feministinnen verantwortlich, die finden, dass das Ansprechen der Probleme von Männern nur „Whataboutism“ ist und Männerprobleme aufgrund ihrer Privilegien sowieso irrelevant seien, wie die von ihm hochgelobte Margarete Stokowski. Nein, die Ursache ist für ihn – wir ahnen es schon – auch wieder das Patriarchat, das mit seinen Geschlechterstereotypen bestimmt, dass Männer hart sein zu haben und Probleme anzusprechen als unmännlich gilt. Vielleicht ist ihm Logik auch schon zu patriarchalisch, vielleicht sieht aber, wenn man nur einen Hammer hat, eben alles wie ein Nagel aus.
Das ganze Buch macht den Eindruck, dass Boris von Heesen weder an einer fairen Darstellung gesellschaftlicher Sachverhalte noch an der Erforschung irgendwelcher Ursachen interessiert ist, sondern nur an der Erregung von Aufmerksamkeit und auf der Verfestigung seiner vorgefassten Meinung.
Jedesmal, wenn er sich belegmäßig auf dünnes Eis begibt, beginnt er zu schreiben, wie sehr er von irgendetwas überzeugt ist.
Was man z.B. vermisst, ist die Klärung, wieso wir das böse Patriarchat überhaupt Patriarchat nennen – stellt er doch selbst mehrfach heraus, wie sehr es einerseits auch Männern schadet, und wie es auch von Frauen gestützt wird, indem sie z.B. für sich die Rolle als Hauptbezugsperson der Kinder beanspruchen oder erfolgreiche, selbstbewusste Männer bevorzugen.
Dass es Geschlechtersterotype gibt und diese teilweise auch sowohl Männern als auch Frauen schaden können, ist ja unbestritten – aber der Autor geht ohne ausreichenden Beleg davon aus, dass diese Stereotype für alles verantwortlich sind, was nur schief gehen kann, und jede Abweichung von einem 1:1- Geschlechterverhältnis in irgendeinem Bereich nur das Ergebnis von Diskriminierung und Indoktrination sein kann, und betrachtet jegliche Empirie nur unter dem Gesichtspunkt, das zu bestätigen, was man ohnehin schon meint. Warum? Na, es ist ein Dogma, und Dogmen werden eben bestätigt.
Und wie nicht anders zu erwarten, kommt am Ende der Klingelbeutel: Finanzielle Unterstützung für alle möglichen feministischen Projekte wird gefordert, die auch alle einzeln genannt werden, allen voran Pinkstinks e.V. – für die von Heesen rein zufällig auch als Autor tätig ist. Ein Schelm, wer böses dabei denkt!

Andere Beiträge von Ronin oder anhand von Kommentaren von Ronin:

Boris von Heesen: „Was Männer kosten: Der hohe Preis des Patriarchats“

Eine neues Buch ist erschienen und hat auch hier schon für Diskussion gesorgt:

Aus dem Text auf der Verlagsseite:

Gewalt, Unfälle, Sucht, Diskriminierung, Hate Speech und Extremismus – Männer dominieren die Statistiken des Abgrunds: Sie verursachen doppelt so viele Verkehrsunfälle, begehen mit Abstand die meisten Straftaten und belegen deshalb auch 94 Prozent der Plätze in deutschen Gefängnissen. 75 Prozent der Alkoholtoten jedes Jahr sind männlich und mehr als 80 Prozent der häuslichen Gewalt geht von Männern aus.

Diese Zahlen stehen nicht nur für Schmerz und Trauer – sie verursachen auch immense Kosten. Boris von Heesen trägt erstmals Schritt für Schritt zusammen, wie hoch der Preis ist, den wir alle für toxische männliche Verhaltensweisen bezahlen: Über 63 Milliarden Euro kosten sie dieses Land jedes Jahr – mindestens. Er erläutert die Ursachen und zeigt Wege auf, wie wir diesem dramatischen Ungleichgewicht begegnen können: indem wir eine Gesellschaft schaffen, in der alle Geschlechter ihre Potentiale frei von patriarchalisch geprägten Klischees und festgefahrenen Rollenmustern entwickeln können

Und über den Autoren:

Boris von Heesen (*1969) ist Wirtschaftswissenschafter mit ersten beruflichen Stationen bei der Diakonie in Bayern und der Drogenhilfe in Frankfurt am Main. Er ist Gründer eines der ersten deutschen Online-Marktforschungsinstitute. Heute arbeitet er als Männerberater und geschäftsführender Vorstand eines Jugendhilfeträgers. Seit vielen Jahren beschäftigt er sich als Autor und Referent mit dem Thema kritische Männlichkeit und veröffentlichte bereits zwei erfolgreiche Bücher zum Thema.

Ich kopiere mal aus den Besprechungen bei Amazon:

1. Andreas Steffen schreibt

Was Männer kosten – Falls jemand allein aus rein volkswirtschaftlicher Perspektive einige Argumente haben möchte, warum sich die holde Männlichkeit ein wenig am Riemen reißen sollte – oder gerade nicht:

Die Zahlen und Fakten, die Boris von Heesen auf Basis öffentlicher Statistiken hervorragend und leicht verständlich aufbereitet hat, sind wirklich harter Tobak. Und es ist erschreckend, welche immensen Kosten durch leider alltägliche toxisch-männliche Verhaltensweisen für Staat und Steuerzahler*innen entstehen.

Selbst ohne diese Finanzperspektive sind die Verhältnisse „von m zu w“ in den betrachteten Bereichen – von häuslicher Gewalt über Unfallstatistiken, Alkoholmissbrauch, Spielsucht und Wirtschaftskriminalität bis hinein in deutsche Gefängniszellen – bedrückend und beschämend für den Zustand dieses Landes.

Das muss vielleicht nicht so bleiben. Hierzu gibt von Heesen zahlreiche Anregungen – und das auf angenehme Weise, ohne belehrend zu sein.

Aus etwas weniger Patriarchat muss keineswegs die komplette Abkehr von der Männlichkeit resultieren – vielleicht aber ein entspannteres Menschsein. Auch dafür bietet der Autor fundierte Denkanstöße.

Aufgepasst beim Lesen: Man(n) braucht schon starke Nerven, um sich die Zahlen in diesem lesenswerten Buch zu Gemüte zu führen.

Männlich muss keinesfalls herrisch sein, weder aggressiv noch selbstzerstörerisch, bitte auch nicht dermaßen toxisch und teuer. Gender Equality sollte hierbei übrigens nicht bedeuten, dass die Damenwelt gleichziehen muss. 🙂

Danke für dieses Buch

2. NYCity schreibt:

Man muss dieses Buch gar nicht lesen – bereits der Klappentext strotzt nur so vor den üblichen feminischen Lügen und Verfälschungen:
80% der Täter bei häuslicher Gewalt sind männlich? Das stimmt nur, wenn man das Dunkelfeld außer aucht lässt. Männer zeigen häusliche Gewalt viel seltener an, und wenn doch, werden Sie ausgelacht. Dunkelfeldstudien ergeben hier eine Verteilung von ca. 50/50 und nicht 80/20.
Männer verursachen mehr Verkehrsunfälle? Ja, aber ie sieht das unter Berücksichtigung der Fahrleistung aus? Männer fahren deutlich mehr – nicht nur im PKW, sondern bitte auch die LKWs berücksichtigen.
Mehr Alkoholtote bei Männern? Statt zu versuchen, die Ursachen dafür zu erkennen und zu bekämpfen, ergeht sich der Autor in einfachem Männerbashing.
Fehlt nur noch, dass den Männern angelastet wird, dass 95% der tödlichen Arbeitsunfälle Männer betreffen.
Fazit: Ein überflüssiges. empathieloses Werk, dass allenfalls der feministischen Bubble zur Selbstbestätigung dient. Und vielleicht sollte der Autor mal analysieren, wie hoch der Anteil des Bruttosozialprodukts ist, der von Männern erarbeitet wird…

3. Bookoholic schreibt

Zunächst dachte ich ein wenig, daß es ein lustiges Hörbuch werden würde – das ist es nicht.
Im Gegenteil: es ist hochinteressant, weil ich noch nie in der Ungleichbehandlung von Männern und Frauen auf den Kostenfaktor in Geld gedacht habe. Es ist aber tatsächlich so, daß Männer sehr viel mehr Kosten verursachen als Frauen.
Ein anderer Aspekt: Obwohl Männer noch immer in vielen Bereichen privilegiert sind, haben sie eine erheblich kürzere Lebenserwartung als Frauen. (nur ein kleiner Teil ist biologisch bedingt). So ist in Ländern, in denen die Gleichberechtigung beider Geschlechter angenähert ist – in vielen Ländern Skandinaviens beispielsweise – das durchschnittliche Sterbealter der Männer schon deutlich näher an dem der Frauen als in den meisten anderen Nationen, auch in Deutschland.
Der Autor zitiert viele Studien, aber ich fand das Thema insgesamt so faszinierend, daß mich die vielen Zahlen kein bisschen gestört haben (auch, wenn ich mir die meisten davon wohl nicht dauerhaft merken kann). Moritz Pliquet liest den Text aber auch wirklich wunderbar, was viel zur Verständlichkeit beiträgt.
Sehr gut gefallen hat mir auch die Einteilung in offensichtliche Kosten in Geld (Teil 1), dann in nicht in Geld ausdrückbare Kosten (Teil 2), wie z.B. Trauer, wenn eine junge Familie ihren Mann und Vater bei einem illegalen Autorennen verliert. In Teil 3 zeigt Boris von Heesen dann Möglichkeiten auf, wie wir das für Männer UND Frauen toxische Patriarchat langfristig verändern können.

 

Natürlich immer schwer ein Buch zu besprechen, welches man nicht gelesen hat. Hier aber ein paar Gedanken:

  • Ich verstehe den Autoren so, dass er als Grund für die Kosten die „Toxische Männlichkeit“ sieht (klassisch feministisch). Wenn alle Männer sich davon lösen würden, dann wären eben die Kosten weg. Man würde dort wahrscheinlich auch anführen, dass die Gewinne, die sonst Männer produzieren, der Gesellschaft erhalten blieben (sie würden nur in einer besseren Gesellschaft und ggfs von Frauen oder nichtweißen Männern erarbeitet werden, vermutlich in einer Art Schlaraffenland, in der die Work-Life-Balance besteht ohne das die Gewinne leiden etc)
  • Die These über die toxische Männlichkeit ist bereits falsch. Wenn Männer eher Verbrechen begehen, eher Alkohol trinken, eher im Verkehr sterben, dann liegt das nicht an der toxischen Männlichkeit. Männer nutzen eben in jedem Bereich Möglichkeiten an Geld zu kommen eher, auch in riskanten, sie sind in den Spitzenbereichen der Normalverteilung auch eher bei Gewalttaten vertreten, was wenig über den normalen Mann aussagt und sie fahren eben auch einfach mehr Auto und sind Risikobereiter
  • Es wird im Feminismus immer so getan als könnte man das Schlechte von dem Guten abkoppeln. Dabei ist es in vielen Fällen nur die andere Seite der Medaille: Männer sind allgemein risikobereiter.  Das ist erst einmal eine neutrale Eigenschaft. Sie führt dann dazu, dass sie eher zB Verbrechen begehen mit dem Risiko erwischt zu werden, aber auch eher eine vollkommen legale Firma gründen, auch wenn die insolvent gehen kann und man alles riskiert etc.
  • Es wird der Eindruck erweckt, dass Männer nur kosten. Dabei erwirtschaften sie auch das allermeiste, weil Männlichkeit hoch produktiv ist.

Patriarchatssondersitzung: Unsere Barbiestrategie ist in Gefahr!

Liebe Mitpatriarchen,

ich rufe erneut zu einer außerordentlichen Patriarchatssitzung zusammen! Die Gefahr ist groß, denn einer unser wirksamsten Unterdrückungsmechanismen, die Barbie-Puppe, ist bedroht

Hier der bisherige Stand:

Barbie

Man sieht: Schlank, gute Figur, Lebensmittel einkaufend. Klassisches Schönheitsideal.

So haben wir – listig wie wir sind – Frauen von klein an hohe Anforderungen an ihre Körper gewöhnt. Jungen hingegen hatten – wir wollen uns ja selbst keinen Druck machen – keinerlei Anforderungen an sich in ihrem Spielzeug. 

Sicherlich waren wir hier etwas leichtsinnig geworden – kein Wunder, wenn man Frauen ein allgemeines, geheimes Wahlrecht geben kann und sie immer noch vollkommen unterdrückt – und hatten sogar bei dem Produzenten so etwas wie Rechtsanwalt-Barbies oder Computerexpertin-Barbie zugelassen.

Jetzt aber ist der Produzent vollkommen durchgedreht und hat eine „Geschlechtsneutrale Barbie“ auf den Markt gebracht:

 

Mattel bringt eine genderneutrale Barbie raus

Aus einem Bericht im Spiegel dazu:

Doch die klassische Barbie-Puppe einem Geschlecht zuzuordnen fiel bisher nicht schwer. Das soll sich nun ändern: Von Mattel gibt es künftig auch geschlechtsneutrale Barbies.

Kinder sollen sich so beim Styling ihre Puppen nicht mehr zwischen eindeutig männlich oder weiblich entscheiden müssen. Das soll durch abnehmbare Perücken möglich sein. So sollen Kinder bei den Frisuren der Puppen zwischen langen und kurzen Haaren wechseln können. Auch die Outfits würden sowohl aus Kleidern als auch aus Hosen bestehen.

Verrat! Eine Frauenpuppe mit HOSEN und kurzen Haaren?  Das ist ja wirklich vollkommen neutral. Wäre interessant, ob sie ansonsten Brüste haben. Immerhin sind sie noch schlank.

Wir hätten nie einem Produzenten vertrauen dürfen, der es wagt eine männliche Puppe ohne eine der wichtigsten Waffen der Unterdrückung, seinen Penis herauszubringen!

Immerhin, es könnte auch gut die gerechte Strafe auch ohne unser Zutun erfolgen:

Als der Konzern diversere Barbies auf den Markt brachte – darunter eine mit breiteren Hüften, in verschiedenen Hauttönen und ein Modell mit Hidschab – verzeichnete er deutliche Umsatzeinbußen und wollte sehr wahrscheinlich mit dem Ansatz auch das anhaltende Negativimage loswerden.

Nun teilt der Konzern mit, er wolle die neuen Puppen herstellen, da sich Kinder von traditionellen Stereotypen lösen würden. „Wir haben gehört, dass sich Kinder ihr Spielzeug nicht von Geschlechternormen diktieren lassen wollen“, sagte Kim Culmone, die bei Mattel für das Design der Puppen zuständig ist.

„Spielzeug ist ein Spiegelbild der Kultur und da die Welt die positiven Auswirkungen der Inklusivität feiert, war es für uns an der Zeit, eine Puppenlinie zu entwickeln, die in keine Schublade gehört.“

Die neuen Puppen kosten knapp 40 Euro.

Ob „woke“ Eltern überhaupt eine Barbie-Puppe für ihre weiblchen Kinder kaufen bleibt erst einmal dahingestellt.

Wie wenden wir die Gefahr ab? Werden wir die Unterdrückung auch weiterhin aufrechterhalten können?

Männer, es geht um den weltweit herausgeholten großzügigen Gehaltsvorteil von mindestens 21%, den jeder Mann auf jeder Stelle gegenüber einer Frau zusätzlich bekommt! Hier sollte also kein Risiko eingegangen werden:

Ich bitte um konstruktive Unterdrückungsideen zum Ausgleich dieses Rückschritts.

Die Sitzung ist eröffnet. Die weiblichen Kommentatoren: Bitte den Kaffee und die Schnittchen servieren.

 

Berichte aus dem Patriarchat: Laurene Powell Jobs

Laurene Powell Jobs ist „die reichste Frau in der Technologie Branche, sie und ihre Familie ist auf Platz 44 der reichsten Leute dieser Erde. Wie hat sie nun dieses Vermögen aufgebaut?

Sie ist die Witwe von Steve Jobs:

Steve Jobs galt als Visionär, Workaholic und als ein überaus fordernder Chef. Als Sohn eines Syrers und einer Deutsch-Schweizerin wuchs er bei Adoptiveltern auf, brach dann das Studium ab, schlug sich mit allerlei Jobs durch, wurde aus diversen Firmen auch wieder rausgeschmissen und rappelte sich immer wieder auf, hatte sicherlich auch einiges an Glück und einiges an Abgebrühtheit und war dafür bekannt, dass er alles perfekt haben wollte und seine Mitarbeiter (größtenteils männlich) dazu trieb, immer noch etwas mehr zu geben, ein harter Kurs mit sich selbst und den Mitarbeitern, der aber auch zu sehr gut laufenden Produkten führte und bei dem er sich selbst auch nicht schonte.

Zu Laurene Powell Jobs findet man das Folgende:

Powell Jobs grew up in West Milford, New Jersey.[8] She earned a B.A. in Political Science from the University of Pennsylvania School of Arts and Sciences and a B.S. in Economics from the Wharton School of the University of Pennsylvania in 1985.[4][9][10] She received her M.B.A. from the Stanford Graduate School of Business in 1991.[4][10][11]

In October 1989, Steve Jobs gave a „View from the Top“ lecture at Stanford Business School. Laurene Powell was a new MBA student and snuck to the front of the lecture and started up a conversation with Steve who was seated next to her. They ended up having dinner together that night.[12] A year and a half later on March 18, 1991, they married in a ceremony at the Ahwahnee Hotel in Yosemite National Park.[13] Presiding over the wedding was Kobun Chino Otogawa, a Zen Buddhist monk.[13][14] Their son, Reed, was born September 1991, followed by daughters Erin in 1995 and Eve in 1998.

Powell Jobs co-founded Terravera, a natural foods company that sold to retailers throughout Northern California.[4][5] She also served on the board of directors of Achieva, which created online tools to help students study and be more effective at standardized testing.[5] Before business school, Powell Jobs worked for Merrill Lynch Asset Management and spent three years at Goldman Sachs as a fixed-income trading strategist.[4][5]

Sie hat erst etwas gearbeitet, dann angefangen zu studieren, im Studium ihren Mann kennengelernt und dann nachdem sie einen  Multi-Milliardär geheiratet hat noch ein wenig bei einigen Firmen mitgemacht, sich aber im wesentlichen für wohltätige Zwecke eingesetzt. Aus dem obigen Wikipedialink:

On October 5, 2011, at the age of 56, Steve Jobs, the CEO of Apple, died due to complications from a relapse of his previously treated islet-cell neuroendocrine pancreatic cancer.[17][18] Powell Jobs inherited the Steven P. Jobs Trust, which as of May 2013 had a 7.3% stake in The Walt Disney Company worth approximately $11.1 billion, and 38.5 million shares of Apple Inc.[7][8][10] As of 2016, Powell Jobs and her family are ranked 44th in the Forbes annual list of the world’s billionaires.[19] According to the same list, she is the richest woman in the technology industry.

Das eine Ehe mit dem Tod des meist älteren und kurzlebigeren Mannes zu erheblichen Vermögensübertragungen an die Ehefrau führt ist meiner Meinung nach ein Punkt, der innerhalb der Geschlechterdiskussion häufig zu kurz kommt. Es passt nicht ganz zu den Vorstellungen eines Patriarchats, dass an der Unterdrückung der Frau arbeitet und dabei erhebliche Vermögensteile immer wieder auf die Frauen (Ehefrauen und Töcher) überträgt. Eine patriarchale Ordnung wäre besser bedient eine Vermögensübertragung an den ältesten Sohn vorzunehmen. Was aber natürlich nicht der Fall wäre und ungerecht wäre.

Gibt es eigentlich feministische Texte, die dazu Stellung nehmen?

Viel besser als zu einem Patriarchat passt dies dazu, dass wir nicht in Geschlechtergruppen denken, sondern eher in Verwandtschaftsverhältnissen und Liebesbeziehungen. Die meisten Männer haben ein engeres Verhältnis zu ihrer Ehefrau, Freundin oder ihren Töchtern als zur Gruppe der Männer an sich. Ebenso wie die meisten Frauen ein engeres Verhältnis zu ihren Ehemännern, Freunden und Söhnen haben.  Bereits aus diesen Interessen heraus ist der Geschlechterkrieg nicht mit den klaren Fronten versehen, die hier gerne aufgebaut werden. Wir alle kommen, wie ich irgendwo mal gelesen habe, eben aus „gemischten Familien“, also solchen, die beide „Feindparteien“ enthalten.

Nach der Vorstellung im Feminismus ist sie eine unterdrückte Frau. Sie hat ihre beruflichen Interessen zurückgestellt und Kinder bekommen während ihr Mann sie insoweit ausgebeutet hat.

Bei anderer Betrachtung hat er wie ein Verrückter gearbeitet und sie brauchte es nicht und ist nun trotzdem reich. Nicht, dass er das anders gewollt hätte (also das Arbeiten, nicht das frühe Sterben). Aber es ist ja eine häufige Folge in unserer Gesellschaft: Männer sichern ihre Frauen und Kinder, Tochter und Söhne, möglichst gut ab und lassen sie an den Früchten ihres Erfolges teilhabem.

siehe auch:

Feministin fragt, wo eigentlich das Problem dabei ist, wenn man Männer hasst

Ein Artikel, der die letzte Zeit für einige Resonanz im Netz gesorgt hat:

Suzanna Danuta Walters, a professor of sociology and director of the Women’s, Gender, and Sexuality Studies Program at Northeastern University, is the editor of the gender studies journal Signs.

Also eine Professorin an einer Universität, die hier in der Überschrift die Frage stellt „Warum dürfen wir Männer nicht hassen“. Sie hat sich sicherlich tiefgreifende Gedanken dazu gemacht.

It’s not that Eric Schneiderman (the now-former New York attorney general accused of abuse by multiple women) pushed me over the edge. My edge has been crossed for a long time, before President Trump, before Harvey Weinstein, before “mansplaining” and “incels.” Before live-streaming sexual assaults and red pill men’s groups and rape camps as a tool of war and the deadening banality of male prerogative.

Seen in this indisputably true context, it seems logical to hate men.

Dann müsste es für sie auch logisch erscheinen, dass man etwa Schwarze hasst, weil sie in den USA die Verbrechensstatistik anführen. Oder Frauen hasst, weil sie die meisten Kinder umbringen. Kurz: Wann immer eine Gruppe in einem Bereich, den man schlecht findet, mehr vertreten ist, auch wenn insgesamt die meisten der Gruppe nichts mit dem Bereich zu tun haben, müsste man die ganze Gruppe hassen und nicht nur diejenigen, die sich nach der eigenen Auffassung schlecht verhalten.

I can’t lie, I’ve always had a soft spot for the radical feminist smackdown, for naming the problem in no uncertain terms. I’ve rankled at the “but we don’t hate men” protestations of generations of would-be feminists and found the “men are not the problem, this system is” obfuscation too precious by half.

Das ist immer ein guter Ansatz: Einfach die ideologische Position als „die Wahrheit“ darstellen, die sich sonst nur keiner auszusprechen traut bzw die einfach gesagt werden muss. Einfach ehrlich und gerade heraus! Dann die weniger extremen Positionen als höflichere oder Konflikt vermeidende Version der eigenen Variante und diese als unausweichlichen Schluss darstellen.

But, of course, the criticisms of this blanket condemnation of men — from transnational feminists who decry such glib universalism to U.S. women of color who demand an intersectional perspective — are mostly on the mark. These critics rightly insist on an analysis of male power as institutional, not narrowly personal or individual or biologically based in male bodies. Growing movements to challenge a masculinity built on domination and violence and to engage boys and men in feminism are both gratifying and necessary. Please continue.

Wenn sie mal eine wirkliche Analyse der „Macht der Männer“ durchführen würden und dabei tatsächlich auch die schlechten Seiten und den Preis, den man zB für Karriere bezahlt betrachten würden, dann wäre das vielleicht interessant. So ist „Analyse“ etwas hoch gegriffen. Es ist ein nicht belegtes Gedankengerüst, in dem man eine Menge Hass verarbeitet hat.

But this recognition of the complexity of male domination (how different it can be in different parts of the world, how racism shapes it) should not — must not — mean we forget some universal facts.

Fakten sind immer gut. Mal sehen, was sie hat.

Pretty much everywhere in the world, this is true:

Women experience sexual violence,

Tatsächlich leben wir in den sichersten Zeiten jemals und unsere Welt, zumindest in den Industrieländern der westlichen Welt, ist so sicher wie lange nicht. Die allermeisten Frauen erfahren eben keine Gewalt, oder jedenfalls auch nicht mehr als Männer.

and the threat of that violence permeates our choices big and small.

Auch das dürfte falsch sein. Sicherlich haben Frauen in bestimmten Situationen Angst und sind auch vorsichtig. Aber sie haben heute trotz all dieser Vorsicht eine äußert geringe Chance, dass sie in eine sehr gefährliche Situation geraten. Oder jedenfalls stehen ihnen genügend Möglichkeiten wie Taxis oder öffentliche Verkehrsmittel zur Verfügung um ungestört ihr Leben zu leben und sicher von A nach B zu kommen, wenn sie Abends ausgehen können.

In addition, male violence is not restricted to intimate-partner attacks or sexual assault but plagues us in the form of terrorism and mass gun violence.

Auch das ist alles sehr selten. Und natürlich sind auch Frauen am Terrorismus beteiligt, unterstützen diesen direkt und wollen etwa, dass ihre Söhne Märtyrer werden etc. Die Konservativen in den USA sind nicht nur  Männer, auch viele Frauen sind für den freien Zugang zu Waffen. Und genug Frauen suchen sich eben auch brutale und dominante Partner aus. Und natürlich profitieren auch viele Frauen von Gewalt, etwa als Freundin oder Frau des Gangmitglieds oder des Gangsterbosses.

Und natürlich erneut: Auch in Bezug auf Partnerschaften leben wir in den sichersten Zeiten jemals und Männer sind ebenso häufig wie Frauen Opfer häuslicher Gewalt. In vielen westlichen Ländern gibt es überaus wenig tatsächliche Gewalt, sowohl normale als auch sexualisierte Gewalt.

Women are underrepresented in higher-wage jobs, local and federal government, business, educational leadership, etc.; wage inequality continues to permeate every economy and almost every industry;

Das sind leider auch nur Scheinfakten, denn Frauen sind eben auch unterrepräsentiert bei Überstunden, bei Ausbildung zu Jobs, die hohe Löhne geben, bei der Bereitschaft nebenher noch Freizeit für öffentliche Ämter zu opfern, bei dem Interesse an solchen Jobs etc. Frauen setzen weitaus eher auf eine bessere Life-Work-Balance als auf Karriere, Status und Geld. Sie setzen aber durchaus gerne auf einen Partner, der diese Faktoren für sie in ihrem Leben ergänzt.

Und der Gender Pay Gap ist nun wirklich hinreichend widerlegt.

women continue to provide far higher rates of unpaid labor in the home (e.g., child care, elder care, care for disabled individuals, housework and food provision);

Sie ist in den meisten Fällen nicht unbezahlt, gerade innerhalb der Ehe bezahlt sie der Mann aus seinem Einkommen und es gilt beispielsweise im deutschen Recht der Halbteilungsgrundsatz, wonach ihr Verlust auch sein Verlust ist, denn er muss dann eben mehr von seinen Versorgungsanwartschaften bei der Rente, dem in der Ehe aufgebauten Vermögen und dem Gehalt über den Unterhalt abgegeben.

Aber natürlich steht es auch vielen Frauen frei, sich wieder weitaus früher in das Berufsleben einzubringen, was dann häufig nicht gemacht wird.

women have less access to education, particularly at the higher levels; women have lower rates of property ownership.

Aber nicht in der Gesellschaft, in der du die Männer hasst. Nicht in den USA oder in der sonstigen westlichen Welt. Im Gegenteil, hier studieren Frauen eher und schneiden auch oft in der Schule besser ab.

The list goes on. It varies by country, but these global realities — of women’s economic, political, social and sexual vulnerabilities — are, well, real. Indeed, the nations in which these inequities have been radically minimized (e.g., Iceland) are those in which deliberate effort has been made to both own up to gender disparities and to address them directly and concretely.

Und auch in Iceland dürften die meisten Arbeiten noch eine starke Geschlechterunterteilung ausweisen. Und natürlich kann man auch schauen, inwiefern es nicht an der Zeit ist Männern mehr Rechte zu geben: In Island haben beide Geschlechter Anspruch auf 3 Monate Elternzeit.  Und Iceland dürfte in der Hinsicht auch zu Gute kommen, dass es relativ klein ist und dort wenig Leute wohnen.

Zu Island auch noch:

The labour force participation rate of women in Iceland has never been higher than in 2016, or almost 80%. The rate was 87% for men. The unadjusted gender pay gap was 14% for full-time employees in 2015. The share of women aged 25–64 years with tertiary education has now reached 48% compared with 33% of men.  On the other hand 45% of men and 30% of women in that age-group had upper and post-secondary education. Women are now 48% of elected members of Althing and 44% of local government members but their share in many other positions of influence is lower. The proportion of women as managers of enterprises varies by size, e.g. it was 22% in enterprises with 1-49 employees but 9% where the number was 250 or more in 2015.

Im Vergleich: Der „Die Beteiligung der Frauen am Arbeitsmarkt“ liegt in Deutschland bei etwa 55%.  

Und auch die Halbtagstätigkeiten bei Frauen sind deutlich niedriger als in Deutschland. 

Und Männer sind dort schlechter ausgebildet als Frauen, vermutlich, weil man eben gute Arbeit auf den Fischfangflotten und in der Aluminiumindustrie findet.

Deswegen vermutlich auch diese Quoten bei den Todesfällen:

In Denmark, Sweden and Finland 92 percent of fatalities are men, while figures for Norway and Iceland are 96 and 100 percent respectively.

Aber so etwas taucht natürlich in dem Weltbild von Feministinnen nicht auf.

So, in this moment, here in the land of legislatively legitimated toxic masculinity, is it really so illogical to hate men? For all the power of #MeToo and #TimesUp and the women’s marches, only a relatively few men have been called to task, and I’ve yet to see a mass wave of prosecutions or even serious recognition of wrongdoing.

Nur wenige Männer haben ja auch etwas gemacht und sehr viele Frauen haben es ebenso gedeckt, weil sie gute Geschäfte mit diesen Männern gemacht haben.

Sie verlangt aber nach „einer großen Welle von Anklagen und Erkenntnissen, dass man etwas falsch gemacht hat“. Sie will eben Köpfe zu ihrem Feindbild rollen sehen.

On the contrary, cries of “witch hunt” and the plotted resurrection of celebrity offenders came quick on the heels of the outcry over endemic sexual harassment and violence. But we’re not supposed to hate them because . . . #NotAllMen.

Diese verdammten Männer, die doch tatsächlich so etwas wie einen fairen Prozess wollen und keine Verurteilungen auf Zuruf bzw die Beendigung von Karrieren durch bloße Gerüchte darüber, dass er eine andere Person am Knie berührt hat. Natürlich haben sich auch viele Frauen so geäußert, aber das sind ja Kleinigkeiten, wenn man endlich Männer lynchen will. Es wäre eine so schöne Bestätigung ihres Weltbildes und natürlich wartet dahinter die schöne feministische Welt, in der man totalitär jeden, der einen nicht passt sofort verurteilt.

I love Michelle Obama as much as the next woman, but when they have gone low for all of human history, maybe it’s time for us to go all Thelma and Louise and Foxy Brown on their collective butts.

Thelma und Louise scheint eine Lieblingsfantasie vieler radikaler Feministinnen zu sein. Einfach so Leute über den Haufen schießen, Männer bestrafen, weil sie eben Männer sind. Was wäre das herrlich!  Mit dieser Gewalt würde man endlich diese gewalttätigen Männer los!

The world has little place for feminist anger. Women are supposed to support, not condemn, offer succor not dismissal. We’re supposed to feel more empathy for your fear of being called a harasser than we are for the women harassed. We are told he’s with us and #NotHim. But, truly, if he were with us, wouldn’t this all have ended a long time ago? If he really were with us, wouldn’t he reckon that one good way to change structural violence and inequity would be to refuse the power that comes with it?

Bitte mach uns die Welt so, dass alles gleich ist. Aber ohne die unangenehmen Seiten, bis gleiche Macht im Halbtagsjob. Ich selbst ein Amt übernehmen? Nein, lieber den Unijob, in dem ich mich unkündbar ganz meinem Hass hingeben kann und mich um entgegenstehende Fakten und Ergebnisse nicht wirklich kümmern muss.

So men, if you really are #WithUs and would like us to not hate you for all the millennia of woe you have produced and benefited from, start with this: Lean out so we can actually just stand up without being beaten down. Pledge to vote for feminist women only. Don’t run for office. Don’t be in charge of anything. Step away from the power. We got this. And please know that your crocodile tears won’t be wiped away by us anymore. We have every right to hate you. You have done us wrong. #BecausePatriarchy. It is long past time to play hard for Team Feminism. And win.

Nicht etwa der Aufruf an Frauen, dass sie genauso hart arbeiten wie viele Männer, die dann Karriere machen oder für mehr Frauen, die überhaupt für Ämter zur Verfügung stehen. Nein, Männer sollen einfach so umfangreich verzichten, dass nur noch Frauen übrigbleiben.

Der Weg zur Macht ist eben zu beschwerlich. Da wünscht sie sich lieber eine Sänfte nach oben.

„Ja, alle Männer sind schuld“ (Teil 2)

Der zweite Teil (Teil eins findet sich hier) der Besprechung des Artikels bei Everyday Feminism, der uns erklärt, warum wirklich alle Männer schuld an der Unterdrückung der Frau sind:

3. The Impact of Your Actions Is More Significant Than the Intent

Cool. You didn’t mean to contribute to the objectification of queer women when you made that lesbian porn joke. Perhaps you even think that you’re so “enlightened” as a “feminist man” that we should just know that you “didn’t mean it like that.” In fact, maybe you even think that you were being “subversive” when you said it. Okay.

But from a woman’s perspective, that doesn’t matter, because we still have to feel the effects of that mindset every single day – and your bringing that to the foreground has a negative impact on us, no matter what the hell your intent was.

Geil, sie schreiben einen Artikel darüber, dass wirklich alle Männer schlecht sind und regen sich darin darüber auf, dass Frauen jeden Tag damit leben müssen, dass sie abgewertet werden. Weil ja nicht alle paar Tage ein Artikel in einer Zeitung erscheint, der (weißen heterosexuellen alten) Männern erklärt, dass sie schuld sind.

Und einen Witz über Lesben – es dürfte auch genug Frauen geben, die Witze über Lesben oder Schwule machen oder über Männer oder die ihrem Mann deutlich spüren lassen, dass sie in der Beziehung die Hosen anhaben. „Männer sind Schweine“ ist eine Aussage zu der es erst einmal kein so allgemeines Gegenstück über Frauen gibt.

Und natürlich sexualisieren alle Leute bis zu einem gewissen Grad die Leute, an denen sie sexuell interessiert sind. Es sind keineswegs nur Heteros und keineswegs nur Männer. Frauen machen es auch, nur ist für sie eben Status häufig interessanter als reines Aussehen, man erinnere sich etwa an kreischende Fans einer Band, aber natürlich werden auch hübsche Männer sexualisiert oder eben bei lesbischen Frauen andere Frauen. Nur liegt bei Frauen und Männer eben eher ein anderes Verständnis von Sex vor, und eben ein im Schnitt deutlich stärkerer Sexualtrieb.

Many men don’t do hurtful things maliciously. They may be doing them subconsciously, adhering to the ways in which they’ve been taught to behave, as all of us do.

Other men, of course, are intentionally violent. But the effects of both can be incredibly damaging.

Surely, we’re less likely to harbor resentment towards someone who stepped on our toes accidentally than we are towards someone who stomped on them with malevolence – especially when accountability is had and an apology is issued. But our goddamn toes still hurt.

To a gender minority, there’s very little difference between the impact of inadvertent and intentional harm. A man who makes you feel unsafe by accident is as harmful to you as one who does it on purpose

Man hat kein Recht darauf, dass man vollkommen angstfrei durchs Leben kommt. Weil andere Leute weder etwas dafür können, dass bestimmte Leute tatsächlich eine Gefahr darstellen und weil man sein Verhalten nicht so ändern kann, dass andere Leute auf keinen Fall Angst haben.

Der Klassiker ist, dass man einfach mit einer Frau einen gemeinsamen Weg hat und ihr Unwohl ist, weil eine ihr unbekannte Person hinter ihr geht. Ihre Angst ist in den allerallermeisten Fällen vollkommen unbegründet und ich muss wegen dieser Angst nicht meinen Weg verändern.

Der andere Grund ist, dass man Angst lernen kann. Wer das Gefühl hat, dass etwas bedrohlich ist, der kann in allem eine Bestätigung einer Gefahr sehen. Etwa der Mann, der ihr folgt, und bei dem sie dann schnell abbiegt und dadurch gerade so der Gefahr entgeht, obwohl der Mann  nie eine Gefahr darstellte. Oder das Pfefferspray in der Tasche, welches der Frau immer notwendiger erscheint, weil sie es jedes Mal in der Jackentasche umklammert, wenn sich ein Mann nährt und sich so selbst das Gefühl gibt, dass sie wieder nur knapp einem Übergriff entkommen ist. Um so mehr man damit Sachen als Gefahr definiert, um so mehr Angst werden Frauen haben.

So no matter how well-intentioned you are, you’re not off the hook when you hurt people. And because of everything we’ve discussed above, you are likely (yes, all men) to hurt and violate. And you need to be willing to take responsibility for that.

Natürlich muss ich genau so wenig Verantwortung für andere Männer übernehnen, wie Frauen Verantwortung für andere Frauen übernehmen müssen. Und solange mein Verhalten ein normales Verhalten ist schulde ich einer Frau nichts. Tatsächlich ist es aus meiner Sicht weitaus eher die übertriebene Gruppenschuld aufgrund der Identitätspolitik, die dazu führ, dass Leute verletzt werden. Einmal, weil sie dazu getrieben werden immer striktere Regeln einzuhalten und zum anderen, weil ein Keil zwischen Gruppen getrieben wird, der vollkommen unnötig ist. Denn die meisten Männer und Frauen kommen sehr gut miteinander aus. Hört auf Leuten eine Gruppenschuld aufzuzwingen, sie können nichts für das Verhalten anderer, gerade wenn es bereits allgemein als schlechtes Verhalten anerkannt ist.

4. The Depth of Work to Be Done Is Avoided By Most Men

It’s understandable that we react by distrusting even “safe” men as a rule when even safe men can hurt us – because even “safe” men have been raised in and shaped by a patriarchal society that both actively and passively harms us every day. There’s no escaping that, regardless of anyone’s best intentions, so it’s useless to talk about intent as a mitigator of harm.

Dieses Selbstmitleid und diese Darstellung als die Einzigen, die es in dieser Gesellschaft schwer haben ist wirklich erstaunlich. Wie Ichbezogen muss eine Perspektive eigentlich sein, wenn man davon ausgeht, dass das andere Geschlecht quasi ohne Sorgen durchs Leben geht während das eigene Geschlecht geradezu durch die Hölle geht? Kennen sie keine Gemeinheiten des eigenen Geschlechts? Sehen sie nicht, wie auch Frauen dazu beitragen, dass die Gesellschaft so ist wie sie ist? Und glauben sie wirklich in einer so unglaublich schlechten Welt zu leben, wie es hier anklingt?

Und es ist auch eine nette Überspielung eines sehr wichtigen Punktes, nämlich dem Punkt der Schuld des Indivuduums vs der Schuld der Gruppe. Sie haben einfach festgestellt, dass unsere Gesellschaft ein Patriarchat ist und das Männer darin eine Sozialisiation haben, die Frauen schadet. Und dann festgestellt, dass weil es eine Welt „für Männer“ ist auch Männer als Gruppe die Verantwortung dafür haben, die Gesellschaft zu ändern und sie für Frauen besser zu machen. Ein wirkliches Argument dazu, ein Nachweis, dass es tatsächlich die Regeln für Männer sind, dass die Frau keinerlei Anteil an der Gesellschaft haben, dass es nicht einzelne Männer sind, die Regeln brechen, statt Regeln, die Leid erzeugen, dass alles fehlt. Der Mann ist schuld, ist schuld, ist schuld. Und er muss es ändern, weil Frauen leiden.

Dass dieser Appell überhaupt nur dann sinnvoll ist, wenn Männer tatsächlich wesentlich besser sind als es diese Theorien unterstellen, dass scheint ihnen auch nicht bewußt zu sein. Warum sollten so fürchterliche Männer, die alle an allem Schuld sind und die ein für sich vorteilhaftes System geschaffen haben, überhaupt das System ändern?

Add to that the constant stream of disappointment and hurt we feel when self-proclaimed “safe” or “feminist” men do turn out to harm us – which happens way too often to be treated like an anomaly – and it’s easy to see why women react with distrust or even outright hostility when “safe” men show up in feminist spaces.

Ich finde es vollkommen okay, wenn Männer sich radikalen Feministinnen überhaupt nicht mehr nähren und ihnen insofern ihre Safe Spaces lassen. Solange sie diesen zumindest mit eigenen Mitteln schaffen und Männern nicht von Positionen ausschließen, die gesellschaftlich relevant sind.

We want to trust that your good intentions will lead to positive actions, we do. But here’s what we need you to understand before that can possibly happen: What you’re asking us to accept from you will take a hell of a lot of work on your part – and we’ve seen over and over again that many self-proclaimed “allies” just aren’t willing to do it.

Ja, jeder Mann sollte Feminist werden. Denn dort ist man bereit zu glauben, dass er es vielleicht doch schaffen kann, kein Monster mehr zu sein. Also im Gegensatz zu allen anderen Männern. Wenn er wirklich wirklich hart an sich arbeitet.

Merkwürdigerweise scheinen einige dieser fürchterlichen Männer gar nicht den gleichen Bedarf zu sehen wie diese Männerhasser… äh Feministinnen wollte ich natürlich sagen.

Being a “safe” man – hell, being a feminist man – is more than just believing yourself to be and collecting accolades from others about the minimal work that you’re doing not to be an asshole.

Doing the work means really doing the work – getting your hands dirty (and potentially having an existential crisis in the process).

Consider it like this: If you go through life assuming that your harmful behavior is appropriate and most of society provides a positive feedback loop, why would you stop to examine yourself? You’ve never been given any indication that you should.

If you never learn to see your behavior within the context of the broader harm done to gender minorities, what motivation will you have to change? And if you keep passively absorbing toxic attitudes towards male entitlement, will you really move to check bad behavior in other men?

Erkenne deine Sünden und die Sünden deiner Gruppe und tue Buße bis keine bösen Männer mehr da sind. Du schuldest es den geknechteten Frauen in Kanada! Ein Mann soll also anscheinend im Innenverhältnis jede Männlichkeit ablegen, im Außenverhältnis aber ein unerbittlicher Kämpfer für die gute Sache sein, der sich mit jedem anlegt, der ein politisch nicht korrektes Verhalten zeigt. Ein ganzer Mann eben. Ansonsten ist er es nicht wert, sich Ally nennen zu dürfen und von den Feministinnen akzeptiert zu werden.  Es reicht nicht einfach passiv zu hoffen, dass Männer sich ändern, um alle Schuld an eine andere Gruppe abzugeben und einfach nur Änderungen allgemein einzufordern und selbst keinerlei Verantwortung für den Zustand der Gesellschaft bei sich zu sehen muss man Feministin sein. Der Mann hingegen muss aktiv Verantwortung übernehmen dafür, dass Männer die Welt gestalten. Sonst ist er nicht gut genug für die Frauen.

Merken die Feministinnen eigentlich nicht, dass sie hier ganz klassische Geschlechterklischees bedienen? Die Frau, der nichts gut genug ist und die daher will, dass ein Mann, der ihre Gunst will, die Welt für sie besser macht.

Because here’s the truth: Even when it’s not conscious, male entitlement is a choice – a choice to be uncritical, a choice to continue to passively benefit. And attempting to fight that entitlement is also a choice ­– one that has to be both conscious and ongoing. You’ve got to choose it every day, in every instance.

Ihr seid zwar besessen von einem Dämon, der durch diese Gesellschaft in euch gefahren ist, und zwar in jeden Mann, und der eure Gedanken verseucht, aber ihr müsst wenigstens versuchen ihn auszutreiben. Wobei der Dämon natürlich niemals auszutreiben ist – weil es in einem Race to the Bottom wie der Identitätspolitik keinen Zustand des „Gut genug“ gibt, sondern die Verantwortung für die Gruppe immer bestehen bleiben wird. Und natürlich auch, weil Männlichkeit etwas ist, was viele, viele positive Seiten hat, genau wie Weiblichkeit, was viele Frauen (und schwule Männer) sexy finden und was eben nur diese kleine Gruppe radikaler Ideologen als Quelle alles Übels ausgemacht hat, unter Ausblendung all dieser positiven Faktoren (wie etwa Sorgen für die Familie, Wettbewerbsfähigkeit, Wohlstand in der Gesellschaft, Beschützer, guter Vater, Erfinder und was noch nicht alles, ).

But how many well-meaning men are truly choosing that path, instead of just insisting that it’s “not all men” and that they’re “not like that?”

Hint: You are “like that” – especially if you’re not actively fighting patriarchy. And claiming that you’re “not like that” doesn’t negate patriarchy – it enforces it.

Es reicht schon, dass man nicht die Auffassung teilt, dass alle Männer schlecht sind, nicht alle von dem Dämon toxische Männlichkeit besessen. Wer meint, dass nur ein Mann, evtl er selbst, gut ist, der unterstützt schon das Patriarchat. Charming indeed!

Fighting learned male entitlement means assuming the burden of vigilance – watching not just yourself, but other men. It means being open to having your motives questioned, even when they’re pure. It means knowing you’re not always as pure as you think.

Der Dämon ist in dir und du wirst immer der Feind sein! Niemand kann dir ganz vertrauen, denn jederzeit kann sich deine dunkle Seite zeigen. Es gibt keine Kekse für gutes Verhalten, denn gutes Verhalten ist überhaupt erst etwas, was dich auf die Stufe einer Person bringt, mit der wir uns abgeben. Du musst nicht weniger machen als jeden Mann, der sich falsch verhält, kritisieren, sonst bist du einer von denen (und sie sind Bestien)!

It means assessing the harm you’re capable of causing, and then being proactive in mitigating it.

Most of all, it’s a conscious decision to view every individual’s humanity as something exactly as valuable and inviolable as your own.

Wir müssen allerdings nicht selbst die Menschlichkeit jedes Menschen anerkennen, wir können eine Gruppe davon ausnehmen, weil sie ja das Böse sind.

And it means doing it every single moment of your life. Point blank, period.

Jeden. Einzelnen. Moment. Deines. Lebens! Nicht weniger!

If you really want to stop the “all men” cycle, that’s the only place to start.

***

Well-meaning men, if we’re being honest, we love many of you. And those of you whom we don’t know, we want to believe and appreciate. We want to feel safe around you.

We don’t want to fear or distrust men. We don’t want to have to perform risk assessments on every man that we meet. Trust us – it’s a miserable life! We’d gladly abandon this work if it wasn’t absolutely necessary to our survival.

Wir wollen Männer mögen können, aber die Voraussetzungen, unter denen wir das machen können, sind eben unüberwindbar hoch. Dafür können wir nichts, wir stellen es Männern ja frei die gesamte Gesellschaft und fast alle Menschen darin zu ändern (auch genug Frauen fördern ja toxische Männlichkeit) und sich beständig die Büßerpeitsche auf den Rücken zu hauen, dann mögen wir ihn ja. Oder wir hassen ihn etwas weniger, denn er könnte ja jederzeit sein Verhalten ändern.

But it’s not our job to be vigilant against harmful behaviors that we can’t possibly hope to control, though. Nor is there anything that we alone can do about this.It’s incumbent uponmen to make themselves safer as a group.

Die meisten Männer –  man kann es gar nicht oft genug wiederholen – sind auch vollkommen sicher. Sie tun niemanden etwas und sind hochproduktive Mitglieder unserer Gesellschaft. Sie verhalten sich dennoch männlich und die allermeisten Männer und Frauen haben damit kein Problem. Männliche Männer mit gutem Beruf und Selbstbwußtsein sind bei vielen Frauen sehr bliebt und relativ dominante Männer sind bei vielen Frauen eher gefragt als „Weicheier“.Arbeitet ihr Tag und Nacht daran dieses Verhalten eurer Gruppe zu ändern? Sagt ihr all euren Freundinnen, dass sie aufhören müssen,soziale Arbeit und Gender Studies zu studieren und es statt dessen ein technischer Beruf sein muss und das sie sich einen Mann suchen sollen, der wesentlich weniger verdient und bereit ist,für die Kinderbetreuung auszusetzen, damit ihr 60+ Stunden die Woche in einem Büro verbringen könnt? Wahrscheinlich nicht. Aber das wäre wahrscheinlich auch schon wieder toxische Männlichkeit.

And there’s no way that you can do that until you accept that yes, it is all men – including you – and start working against it.

Love always,

Aaminah and Melissa

Aaminah Khan, die eine der Autorin, selbst macht bei sich selbst natürlich auch keine Kompromisse, wenn es das Hinterfragen ihres eigenen Lebens angeht:

Aaminah Khan, a.k.a. jaythenerdkid, is a refugee support worker, writer and some-time human rights activist living in North Queensland. Her greatest accomplishments include quitting medical school and getting Richard Dawkins to block her during a Twitter debate. Find her on Twitter (@jaythenerdkid) or Facebook (/itsjaythenerdkid), where she fangirls the Indianapolis Colts, rants about social justice and gushes about her long-suffering mother’s infinite patience.

Wie man sieht hat sie alles gemacht, damit sie mit ihrer Arbeit den Gender Pay Gap verkleinert.  Natürlich würde sie auch nie einer Gemeinschaft angehören, die wohl mit die konservativste Einstellung zu Geschlechterrollen propagiert oder gar diese gegen Kritik verteidigen. Sie würde eine solche Mitgliedschaft natürlich sofort beenden, da sie niemals etwas von anderen fordern würde, was sie nicht selbst zu machen bereit wäre.

 

 

„Ja, alle Männer sind schuld“ (Teil 1)

Die Seite Everyday Feminism spricht sich noch einmal ausdrücklich dafür aus, alle Männer in die Haftung für die Unterdrückung der Frau zu nehmen:

Dear Well-Meaning Men Who Believe Themselves to Be Safe, Thereby Legitimizing the “Not All Men” Argument,

Let’s start here, even though this should go without saying: We don’t think that all men are inherently abusive or dangerous. Plenty of men aren’t.

There are men that we love very much – men around whom we feel mostly safe and unthreatened; men who, in fact, support, respect, and take care of us on familial, platonic, romantic, and sexual levels. Not every man has violated us individually; for most of us, there are plenty of men that we trust.

We know what you mean by “not all men” – because on a basic level, we agree with you.

But the socialization of men is such that even a good man – a supportive man, a respectful man, a trusted man – has within him the potential for violence and harm because these behaviors are normalized through patriarchy.

Es gibt also einige Männer, die sie persönlich noch nicht verletzt haben und die mögen sie. Auch eine schöne Formulierung: Uns haben sie noch nichts getan. Anderen vielleicht schon. Denn es sind ja Männer.

Und Männer haben alle das Potential zur Schadensverursachung, eben die toxische Männlichkeit, weil alle eben im grauenhaften Patriarchat aufgewachsen sind. Und da gibt es kein Entkommen, weil wir Männer eben die Sache vollkommen im Griff haben, auch wenn Männer ganz wesentlich von Frauen erzogen werden.

And as such, we know that even the men that we love, never mind random men who we don’t know, have the potential to be dangerous. Surely, all people have that potential. But in a world divided into the oppressed and the oppressors, the former learn to fear the latter as a defense mechanism.

Natürlich ist diese simple Unterteilung in die Unterdrücker und die Unterdrückten etwas, was einfach vorausgesetzt wird, denn Frauen können niemals nie Macht haben oder in irgendeinem Bereich gar Männern etwas wegnehmen können. Wer hätte so etwas auch je gehört?

So when you enter a space – any space – as a man, you carry with yourself the threat of harm.

Of course, in most cases, it’s not a conscious thing. We don’t think that most men move through the world thinking about how they can hurt us.

Ha, sie haben unser Spiel immer noch nicht durchschaut! Natürlich wollen alle Männer nur Frauen schaden. Die patriarchale Dividende verdient sich ja nicht von alleine.

Die naiven Dinger!

We don’t believe The Patriarchy™ to be a boardroom full of men posing the question “How can we fuck over gender minorities today?” You would be hard-pressed to find a feminist who actively believes that.

Dafür denken sie nur, dass Männer alle einen unterbewußten Hass auf Männer aufgenommen haben, der sie zu einer Zeitbombe macht, die jederzeit explodieren kann. Was für ihr Feindbild auch wesentlich besser ist, denn so können sie darauf verweisen, dass Männer eben demütig an sich arbeiten müssen, damit sie „das Böse“ aus sich heraus bekommen.

But what makes (yes) all men potentially unsafe – what makes (yes) all men suspect in the eyes of feminism – is the normalized violating behaviors that they’ve learned, which they then perform uncritically.

Make no mistake: When you use the phrase “not all men” – or otherwise buy into the myth of it – you’re giving yourself and others a pass to continue performing the socially sanctioned violence of “masculinity” without consequence, whether or not that’s your intention.

Er gibt sich und anderen einen Freipass sich weiterhin männlich zu verhalten und das bedeutet natürlich Gewalt. Was sind wir Männer alle schrecklich.

In truth, the only thing approaching defiance against this kind of violence is to constantly check and question your own learned entitlement – and that of other men. But you can’t do that if you’re stuck in the space of believing that “not all men” is a valid argument.

Es gibt keine guten Männer. Alle Männer sind der Feind und wer sich nicht beständig die Büßerpeitsche auf den Rücken haut und sich seiner Privilegien entsagt, der ist ein Schwein. Aber sonst mögen wir Männer eigentlich ganz gerne, zumindest die, die uns noch nichts getan haben (was nicht bedeutet, dass sie unschuldig sind – Büßerpeitsche muss weiter genutzt werden).

So we wanted to call you in, well-meaning men, to talk about these four points that you’re missing when you claim “not all men” as a way to eschew responsibility for patriarchal oppression.

Because it is all men, actually. And here’s why.

Mal sehen was als Begründung für die Erbschuld des Mannes kommt:

1. All Men Are Socialized Under (And Benefit From) Patriarchy

Here’s the truth: Most of the time, when we generalize and use the word men, what we’re actually referring to is the effects of patriarchy. What we’re actually intending to communicate when we say “men are horrible,” for instance, is “the ways in which men are socialized under patriarchy, as well as how that benefits them and disadvantages everyone else, sometimes in violent ways, is horrible.”

But that’s kind of a mouthful, isn’t it? So we use men as a linguistic shortcut to express that.

And before you come at us with “But that’s generalizing,” it’s actually not. Because it is true that all men are socialized under and benefit, to some degree, from patriarchy.

That is to say, the only thing that we truly associate all men with is patriarchy – and that’s hella reasonable, even though it affects men differently, based on other intersections of identity.

Because here’s how it works, my friends: Living in the United States, every single one of us is socialized under patriarchy – a system in which men hold more power than other a/genders, in both everyday and institutionalized ways, therefore systematically disadvantaging anyone who isn’t a man on the axis of gender. As such, we all (all of us!) grow up to believe, and therefore enact, certain gendered messaging.

We all learn that men deserve more than anyone else: more money, more resources, more opportunities, more respect, more acknowledgment, more success, more love. We all internalize that. To say that “not all men” do is absurd – because, quite simply, all people do.

Was für ein erschreckendes Weltbild und sie glauben das wirklich. Männer erhalten nicht einfach so mehr Geld, sie arbeiten hart dafür, machen mehr Überstunden, suchen sich die Jobs, die mehr Geld bringen, auch wenn sie weiter weg sind, sie dreckiger sind und man eher stirbt oder sich verletzt und dann – diese Schweine – teilen sie es meist auch noch einfach so mit ihrer Familie. Stellen ihre Frau häufig ganz oder teilweise davon frei, selbst der Erwerbstätigkeit nachzugehen. Gehen Ehen ein, in denen der Halbteilungsgrundsatz gilt und damit zB in Deutschland alle Gewinne der Ehe hälftig geteilt werden, ein Verlust innerhalb der Ehe, wenn man etwa mit einem Unternehmen pleite gegangen ist, aber nicht. Und dann haben die Töchter (und natürlich auch die Söhne, aber das ist ja klar) sowie die Ehefrau auch noch ein garantiertes Erbrecht über den Pflichtteil und erben im übrigen wenn sie nicht enterbt worden sind das komplette Vermögen. Sie sind auch ohne die Erwerbstätigkeit direkt in Krankenkassen und Rentenkassen (zB über Witwenrenten) eingebunden. Häufig schließen Männer sogar Wetten auf ihren Tod mit anderen ab, bei den der Gewinn an die Frau ausgezahlt wird, um sie auch über den Tod abzusichern (über eine Lebensversicherung). Und natürlich sind Frauen auch in vielen Bereichen mehr respektiert: Ein Mann, der nicht arbeitet, sondern nur die Kinder betreut, gerade wenn er eine gute Ausbildung hat, ist ein Versager, eine Frau eine Mutter, die ihre Karriere für die Kinder opfert. Überall werben Hilfeorganisationen mit den Fotos von Mädchen, weil sie wissen, dass diese eher Spenden generieren, weil man Mädchen eben eher hilft und Frauen leben in diesem schrecklichen Patriarchat sogar länger als die bösen Unterdrücker. Die Liste lässt sich noch lange fortsetzen, aber das alles passt eben nicht in das einfache Bild des Feminismus, der lieber den Mann als Unterdrücker sieht.

For people who aren’t men, this means that we’re socialized to feel less-than and to acquiesce to the needs of the men in our lives. And this doesn’t have to be explicit to be true.

Vor allem ist es nicht wahr. Im Gegenteil: Eine schöne Frau beispielsweise bekommt so viel Beachtung und Wertschätzung wie wohl kaum jemand. Und es sind Männer, die sich weitaus mehr um Frauen bemühen und lernen, dass die Wertschätzung einer Frau etwas ist, was nicht unbedingt einfach zu erhalten ist und die weitaus deutlicher Ablehnungen erhalten, weil sie ansprechen müssen.

When we find it difficult to say no to our male bosses when we’re asked to take on another project that we don’t have the time for, or to our male partners when they’re asking for emotional labor from us that we’re energetically incapable of, it’s not because we actively think, “Well, Jim is a man, and as a not-man, I can’t say no to him.”

Auch dreist. Es sind Männer, die weitaus mehr Überstunden machen und die auch weitaus eher von ihren Chefs dazu angehalten werden oder bei denen eben die Karotte der Beförderung wesentlich effektiver ist. Und natürlich erbringen auch Männer „emotionale Arbeit„. Die Zufriedenheit der Frau ist der Maßstab für die allgemeine Zufriedenheit in einer Ehe („Happy Wife, happy life“).

It’s because we’ve been taught again and again and again since birth through observation (hey, social learning theory!) that we are not allowed – or will otherwise be punished for – the expression of no. In the meantime, what men are implicitly picking up on is that every time they ask for something, they’re going to get it (hey, script theory!).

Immer wieder erstaunlich, was Feministinnen so denken. Natürlich lernen Frauen Nein zu sagen. Sie haben weitaus eher die Gelegenheit im Geschlechterverhältnis es zu sagen, sie sind weitaus häufiger der „Entscheider“, sie haben auch häufig die strengeren Vorstellungen von ihrem Partner als die Männer.

A sense of entitlement isn’t born out of actively believing oneself to be better than anyone else or more deserving of favors and respect. It comes from a discomfort with the social script being broken. And the social script of patriarchy is one that allows men to benefit at the disadvantage of everyone else.

Als ob es nicht genug Frauen geben würde, die glauben, dass sie besser sind als alle anderen. Allein schon im Feminismus mit seiner Tendenz dazu, immer noch mehr Diskriminierungen aufzuspüren, die andere noch nicht gesehen haben und immer noch etwas „woker“ zu sein ist das weit verbreitet.

And all men are at least passively complicit in this patriarchal system that rewards male entitlement. We see it every single day.

The thing about privilege is that it’s often invisible from the inside. It’s hard to see the scale and scope of a system designed to benefit you when it’s as all-encompassing as patriarchy. And that might lead you to buy into the idea of “not all men.”

Aber gleichzeitig können wir sagen „Frauen haben keine Privilegien, sonst würden wir die ja sehen“. Es ist schon faszinierend, dass der Feminismus aufstellt, dass die Sicht auf die eigene Gruppe beschränkt ist, und dann aber so tut als sei das nur bei einer Gruppe der Fall und die andere könne nichts übersehen.

To those on the outside, however, the margins are painfully visible. That’s why men who really want to aid in leveling the playing field have a responsibility to listen to people who can see the things they can’t.

When gender minorities tell you that you’re harming them, listen. Listen even when you don’t understand. Listen especially when you don’t understand.

You can’t see all the ways in which your maleness distorts the fabric of society, but we can. And if you want to help dismantle patriarchy, you have to make the choice to accept that a thing isn’t less real just because you haven’t seen it – or don’t believe yourself to have experienced it.

Das Patriarchat bringt allen Männern Vorteile, aber ihr solltet mithelfen es abzuschaffen. Eine Gruppe sieht nicht, wie sie anderen schadet und welche Privilegien sie hat, aber wir gehen davon aus, dass nur ihre alle Schuld habt und es uns in keinem Bereich besser geht. Deswegen müsst ihr die Welt bitte so ändern, dass wir es besser haben. Und das weil ihr einfach schlechte Menschen seid.

2. All Violations (Big and Small) Are Part of the Same Violent System

Picture this: A well-meaning man offers a woman a compliment at a bar. He has no sinister motive, and he is – after all – in an appropriate setting for flirting.

When the woman rebuffs him for whatever reason (she’s in a relationship, she’s not into men, she’s just not interested), the man feels snubbed – because he was polite and respectful, but not rewarded for it.

This well-meaning man would probably tell you that he’s not owed a woman’s affection; he knows that. But he still feels hurt that he didn’t get it. And that’s fair. Rejection hurts.

But maybe he believes himself to have approached her in a kind enough way that he should have at least gotten to talk to her a bit. After all, men know that being gentlemanly is the “right” way to “get” women, and therefore expect on some level to be rewarded for that good behavior. But if that sentiment drives some of his disappointment, then that’s a sense of entitlement, however small.

Such a man isn’t an outright abuser. But his learned entitlement makes him potentially unsafe for women to be around. And it’s hard to see that sense of entitlement from the inside, let alone question it or start to break it down.

As such, when we generalize and say, “Men feel entitled to our bodies,” this man would be wrong if he said, “Not all men are like that – I’m not.” He just doesn’t connect the bitterness of rejection with the broader sense of entitlement he’s learned and internalized. Furthermore, he may not realize how this sense of entitlement is symptomatic of a larger patriarchal culture in which men are taught that they’re owed romantic and sexual interest from women.

Also nur Männer verspüren eine Verbitterung bei einer Zurückweisung? Das wäre mir neu. Frauen reagieren da nicht anders. Sie gehen eher noch viel mehr davon aus, dass sie einen Anrecht auf seinen Körper haben, weil ein Mann eben weitaus seltener ablehnt und die Frau ihm damit „mehr“ gibt als im umgekehrten Fall.

Männer glauben auch nicht, dass Frauen ihnen romantisches und sexuelles Interesse schulden – sie glauben weitaus häufiger, dass sie hart dafür arbeiten müssen, dass viel Glück dabei ist und das es ihr Fehler ist, dass keine Frau dieser Welt etwas von ihnen will. Genug vergöttern Frauen und stellen sie auf ein Podest, sind bereit alles für sie zu tun, damit sie ihnen ihre Gunst schenken, arbeiten mit Bestechungen und Geschenken, weil sie sich  selbst nicht als wertvoll genug ansehen.

This may seem like a tiny sliver of the patriarchal pie, but it’s poisoned nonetheless.

Here’s another example: A well-meaning man, in a conversation with a woman, talks over or mansplains to her without recognizing the behavior. He would probably never intentionally do this. Maybe he’s read Men Explain Things to Me by Rebecca Solnit and wouldn’t dream of patronizing a woman. He just wants to voice his opinion. And that’s fair, right?

Here’s the thing about opinions, though: They’re actually not all equally valid or worth sharing, no matter what you were taught in grade school. You’re actually not automatically entitled to share your opinion; in fact, your opinion might be pointless or even harmful in some conversations.

Und zwar ist deine Meinung aus Sicht einer Feministin mitunter wertlos oder schädlich, weil du das falsche Geschlecht hast.

Natürlich „mansplainen“ Männer untereinander auch gerne, lieben es allgemein Fakten darzulegen und Wissen zu verbreiten.

This well-meaning man thinks he’s contributing to a discussion, which he feels entitled to do, because he has a right to his opinion. He doesn’t see the pattern of being talked over, belittled, or dismissed that his female friend experiences daily, to which he’s just contributed.

Nein, Männer haben noch nie das Erlebnis gehabt, dass Leute über sie hinweg reden, dass sie abgewertet werden, dass sie nichts zu sagen haben. Weil Männer untereinander stets die Regeln eines vornehmen Debatierclubs beherrschen. So muss wohl die Vorstellung im Feminismus dieser Autorinnen sein. Ihr kommt gar nicht der Gedanke, dass Männer solche Diskussionen auch unter sich austragen und  Frauen weitaus eher als Männer in Schutzräumen leben, in denen ihnen gegenüber strengere Regeln gelten als anderen Männern gegenüber.  Männer wachsen damit auf, dass sie sich gegenseitig Sprüche drücken und das Männer höher in der Hierachie ihren Platz dadurch verteidigen, dass sie andere klein machen oder über sie hinweg reden.

And why would he? He was just offering his opinion. He wasn’t trying to make her feel small. From his perspective, it’s just a discussion.

How could this – in any way, shape, or form – be similar to something as potentially career-damaging as gender minorities not being invited to share their thoughts in academic or professional settings, or being passed over and not asked to sit on a panel of experts? How could this be similar to an intimate partner believing that his word is the end all, be all, never letting his partner get a word in to express her needs?

We hate “slippery slope” arguments, but that’s exactly what this is – a series of sometimes unintentional microaggressions that enables a larger culture of silencing and marginalizing people other than men. In that context, all of these violations matter.

Wer Frauen nicht aussprechen lässt, der wird eben zum Vergewaltiger oder bereitet das Klima dafür vor.

Think about it: If you never unlearn the entitlement inherent in offering unsolicited compliments or talking over a woman, will you really stop there?

One man expects a reward for good behavior, the next for unsolicited “compliments,” the next for street harassment. One man stays quiet about rape jokes, the next actively makes them, the next learns that if he commits rape, his friends will laugh it off. There’s a very clear line that leads from “benign” entitlement to harm and violence against us.

So sure, maybe “not all men” street harass or commit sexual violence. But how have your own actions contributed to a culture that allows those things to happen?

Wenn sie wenigstens auch solche Reihen für Frauen aufmachen würden: Die eine sagt, dass Männer gerne unterbrechen, die nächste sagt, dass Männer alle zur Gewalt erzogen werden, die nächste sagt, das alle Männer von der Unterdrückung der Frau profitieren und die nächste sagt dann, dass man alle Männer in Lager sperren sollte. 

Weiter geht es morgen im Zweiten Teil.

„Strukturelle und institutionalisierte Diskriminierung von Männer gibt es nicht“ vs „Die Strukturen des Patriarchats benachteiligen auch Männer“

Die Definition von Diskriminierung weicht im intersektionalen Feminismus bekanntlich von den ansonsten üblichen Theorien ab.

Wo ansonsten eine Benachteiligung aufgrund des Geschlechtes ausreichen würde, etwa in Art. 3 GG,  will der Feminismus üblicherweise eine „institutionelle bzw strukturelle Benachteiligung“.

Denn nur dann könne eine Gruppe benachteiligt werden, weil eben diese institutionellen und strukturellen Benachteiligungen die Beeinträchtigungen darstellen, die die Diskriminierung ausmachen.

Solche könnten aber beim Mann nicht bestehen, da die Gruppe Mann ja die Macht habe und damit keine institutionellen und strukturellen Nachteile für diese per Definition bestehen können.

Gleichzeitig führt man im Feminismus auch gerne aus, dass das Patriarchat auch Männern schadet. Seine Strukturen würden letztendlich nur bestimmten Männern zugute kommen und alle anderen Männern in für sie schädlichen Geschlechterrollen gefangen halten. Deswegen sei es auch im Interesse der Männer, dass Patriarchat zu stürzen.

Theoretisch belegen sie damit selbst die für Männer nachteiligten institutionellen und strukturellen Beeinträchtigungen. Diese werden dann eben – wenn man der Theorie folgt – von den „mächtigen Männern“ oder den „hauptsächlichen Nutznießern des Patriarchats“ errichtet und die allermeisten Männer wären diesen Strukturen ebenso ausgesetzt wie die allermeisten Frauen auch. Damit wären sie eben Opfer einer institutionellen und strukturellen Benachteiligung und damit diskrimiert.

Folge wäre, dass man ihnen alle „Opferrechte“ zugestehen müsste, ihnen zuhören müsste, aktiv daran arbeiten müsste, dass die Benachteiligungen verschwinden und seine eigenen Privilegien auf dem Gebiet hinterfragen müsste.
Was man im Feminismus niemals zugestehen würde, weil es die Regel durchbricht, dass bei jeder Kategorie, in der eine Diskriminierung stattfinden kann, eine Seite der Unterdrücker sein muss, weil er Macht hat und zwar in allen Bereichen, die diese Kategorie betreffen, und die andere Seite das Opfer sein muss, weil sie keine Macht haben, und zwar in keinem.

Mich würde dennoch interessieren, wie sie auf den Vorhalt, dass ja Männer und Frauen das Patriarchat stützen können und das die Strukturen bereitstellt, unter denen Männer diskriminiert sein können, reagieren werden.

Eine Möglichkeit wäre natürlich strikt darauf zu verweisen, dass es dabei bleibt, dass Frauen als Gruppe keine Macht haben und Männer erst ihre Macht abgeben müssen, damit sie Opfer sein können.

Worauf man dann erwidern könnte, dass dann ja ein perfekter feministischer Ally theoretisch als Mann diskriminiert sein könnte.

Die andere wäre etwas vager darauf abzustellen, dass es eben selbstverschuldete Probleme sind und die Männer darauf nicht abstellen können. Was den Gegeneinwand erlaubt, dass ja dann alle Männer tatsächlich nach ihrer Auffassung schuldig sein müssten, was schön noch mal deutlich macht, dass der Feminismus einseitig eine Gruppenschuld frei von jeder Individualität vertritt.

vgl auch:

„Männer, überwindet eure Identitätskrise und werdet Feministen“

Edition F lässt den Feministen Philipp Zilles erklären, warum alle Männer Feministen werden sollten:

Seine Einleitung:

Die Stärkung der Frauen in den letzten Jahren hat viele Männer scheinbar in eine Identitätskrise gestürzt. Daher stehen manche Männer dem Feminismus aggressiv ablehnend gegenüber. Dabei kann der Feminismus den Männern helfen, die Identitätskrise zu überwinden, wenn Männer selbst Feministen werden. Aber auch Männer, die dem Feminismus gegenüber positiv eingestellt sind, müssen ihre Passivität ablegen und aktive Feministen werden, damit sich die theoretische Gleichberechtigung der Geschlechter endlich in der Praxis realisiert.

Meiner Meinung nach lehnen die meisten Männer und Frauen den modernen Feminismus ab, weil er schlicht vollkommen übertreibt und alles zu einem Geschlechterkrieg macht, während sich Männer und Frauen ansonsten durchaus gut verstehen und sich nicht im Krieg sehen

Kampf der Geschlechter?

Die Diskussionen um sexualisierte Gewalt und Sexismus der letzten Monate lassen mich relativ irritiert zurück. Viele Menschen, überwiegend Frauen, beklagen erschreckende Gewalt, die gegen sie verübt wird und alltäglichen Sexismus. Andere, überwiegend Männer, nehmen eine Gegenposition und Verteidigungshaltung ein: „Auch Männer sind von sexualisierter Gewalt betroffen,“ und: „Man wird ja wohl noch ein Kompliment machen dürfen,“ sind häufig zu lesende Kommentare. Viele Medien sehen Männer in der Krise und manche Männer verhalten sich in den sozialen Netzen, als befänden sich die Geschlechter im Krieg gegeneinander. Dabei liegt die Lösung für viele Probleme auf der Hand: Männer müssen Feministen werden! Denn der Kampf ist kein Krieg von Frauen gegen Männer, sondern von richtig gegen falsch.

Anders gesagt: Wenn ihr zu unserer fanatischen Ideologie konvertiert, die euch alle Schuld an allem zuweißt und das auch so einseht, dann müssen wir euch ja gar nicht mehr bekämpfen und alles ist friedlich! Ist doch ein super Vorschlag.

Ist ungefähr so wie die Forderung, dass alle Frauen einfach das Patriarchat (so wie Feministen es sich vorstellen) anerkennen, dann gibt es ja auch keinen Kampf mehr.

Es ist richtig, wenn keine sexualisierte Gewalt ausgeübt wird. Ist es richtig, wenn Männer und Frauen gleichberechtigt miteinander leben. Es ist richtig, wenn Männern und Frauen die gleiche Teilhabe an der Gesellschaft ermöglicht wird.

Da werden auch die allerwenigsten Männer widersprechen. Nur üben eben auch die allerwenigsten Männer (genau wie die allerwenigsten Frauen) sexualisierte Gewalt aus.

Und auch beim gleichberechtigt Nebeneinander leben wird sich wenig männlicher Widerspruch finden. Allenfalls werden die Männer anführen, dass sie dann eben auch die gleichen Rechte wollen und das die Frauen dann auch die gleichen Pflichten übernehmen müssen.  Und Frauen haben bereits die gleiche Teilhabe wie Männer an der Gesellschaft. Sie üben sie nur anders aus.

Diesen Zustand zu erreichen, ist das Ziel des Feminismus.

Das ist für den modernen Feminismus nicht richtig. Er sperrt sich dagegen bei Männern überhaupt nur die Möglichkeit zu sehen, dass sie diskriminiert werden, Feministinnen haben sich bisher auch noch nicht dafür eingesetzt, dass Bereiche, in denen Frauen Vorteile haben (etwa im Familienrecht) angeglichen werden und sie predigen im vorherrschenden intersektionalen Feminismus ein ganz simples Weltbild, nach dem Menschen nach ihren Gruppenkategorien in Gut und Böse einzuteilen sind, in privilegiert und benachteiligt und immer eine Gruppe in einer Kategorie absolutes Opfer und der andere absoluter Nutznießer ist. Sie sehen alles als Beleg für die Schuld insbesondere weißer, heterosexueller Männer und nicht als Verantwortung der Frauen oder anderer „benachteiligter Gruppen“ an.

Schaut man sich diese Ziele an, ist offensichtlich, dass Feminismus keine Frauenangelegenheit ist. Eine gewaltfreie und gerechte Gesellschaft zu erschaffen, muss das Ziel aller Menschen sein. 

Dafür kann man allerdings den gegenwärtigen Feminismus gerade nicht gebrauchen. Denn eine gerechte Welt weißt nicht einseitig Schuld nach Hautfarbe und Geschlecht zu, sondern sieht die Handlungen des Einzelnen, ohne die Gruppe dafür verantwortlich zu machen. In einer Identitätspolitik kann es keine gerechte Welt geben.

Und eine gewaltfreie Welt wird es eben auch nicht geben. Eher heizt der Feminismus durch seine Schuldzuweisungen das Klima weiter auf.

Es gibt keine Akzeptanz sexualisierter Gewalt

Die gute Nachricht der letzten Wochen ist, dass es einen großen gesellschaftlichen Konsens für die Ächtung von sexualisierter Gewalt gibt. Es ist noch nicht so lange her, da hat eine Volkspartei versucht Vergewaltigung in der Ehe mit: „Die Frau hat vor dem Altar doch mit ‚Ja, ich will.‘ geantwortet,“ zu legitimieren. Eine solche Argumentation kommt uns heute mittelalterlich vor, auch wenn Menschen, die so argumentierten, heute noch im Parlament sitzen.

Zur Vergewaltigung in der Ehe hatte ich hier schon etwas geschrieben. Sie war natürlich nicht per se straffrei und die Frau Freiwild. Verschwiegen wird hier, dass es keineswegs einfach nur das Patriarchat war, auch viele Frauen sahen es eben damals so, dass es eine andere Situation war.

Aber in der Tat ist da ja ein Wandel eingetreten und das ist auch gut so.

Obwohl sexualisierte Gewalt täglich passiert, ist die Ächtung doch eine wichtige Voraussetzungen, um Veränderungen in der Gesellschaft zu bewirken. Niemand möchte mit sexualisierter Gewalt in Verbindung gebracht werden. Vielleicht reagieren auch deshalb manche Menschen mit heftigen Gegenreaktionen auf Beiträge, die den Sexismus verurteilen, auch wenn dies auf den ersten Blick paradox erscheint. 

Sie, Männer und Frauen, reagieren heftig, weil Männer allgemein in die Haftung genommen werden und teilweise bereits das Gerücht für sie überaus ernste Folgen hat, ohne das ein Nachweis notwendig zu sein scheint. Sie reagieren heftig, nicht weil sie sexuelle Gewalt gut finden, sondern weil teilweise normale Flirtsituationen kriminalisiert werden und alle Verantwortung einseitig verschoben wird. Sie reagieren so, weil sie der Meinung sind, dass Frauen in der Lage sein sollten, ihre Meinung zu sagen und deutlich zu kommunizieren.

Anders als sexualisierte Gewalt findet Sexismus öffentlich und von beinahe jedermann statt.

Auch von den Frauen?

 

Doch während eine Person, die Gewalt ausübt, sich ihres Fehlverhaltens meistens sehr bewusst ist, kann beim Sexismus nicht ohne Weiteres davon ausgegangen werden. Viele Menschen handeln so, wie sie sozialisiert wurden, ohne ihr Handeln zu hinterfragen. Jetzt werden sie damit konfrontiert, dass ihre Handlungen mit Sexismus in Zusammenhang gebracht werden. Dies kommt für viele überraschend, da sie selten negative Resonanz auf ihre Handlungen bekommen haben.

Wenn sie vorher nie eine negative Resonanz erhalten haben, dann vielleicht weil die meisten das Handeln schlicht nicht als sexistisch angesehen haben. Die wenigsten Leute legen einen so strengen Maßstab an wie Feministen und würden sich wohl in einer solchen Welt auch nicht wohlfühlen. Sie haben ein ganz anderes Verhältnis dazu.

Das Schweigen der Sexismus Erlebenden in der Vergangenheit heißt aber eben nicht Zustimmung, sondern nur, dass sich viele mit Sexismus arrangiert haben. Und natürlich gibt es sowohl Übergangsbereiche zwischen Kompliment und Sexismus, also auch zwischen Sexismus und sexualisierter Gewalt. Aufgrund der Ächtung sexualisierter Gewalt möchte aber keine Person damit in Zusammenhang gebracht werden. Darauf ist es möglicherweise auch zurückzuführen, dass manche, teilweise bis ins Absurde hinein auf dem Ausspruch „nur ein Kompliment“ beharren. 

Ich denke viele sehen es natürlich als unangenehm an, wenn jemand eine Grenze überschreitet. Aber sie sind sich auch bewußt, dass die wenigsten bösartig eine Grenze überschreiten, Flirten eine Geschichte voller Mißgeschicke sind und haben genauso Erlebnisse gehabt, wo sie gewünscht hätten, dass der andere etwas macht und dieser sich nicht getraut hat. Sie wollen kein Klima in dem man gar nichts mehr machen kann und sie wissen auch, dass das bei denen, die ganz bewußt Grenzen überschreiten, in dem Wissen das es nicht erwünscht ist, eh nichts bringt. Es ist viel zu mühsam gegen einen übergriffigen Boss vorzugehen, es kann einfacher zu sein, die Stelle zu wechseln oder eben darauf zu achten, dass man nicht mit ihm alleine ist.

Die Absurdität wird offensichtlich, wenn man eine Parallele zwischen einem Kompliment und einem Geschenk macht. Beides soll dem Empfänger eine Freude bereiten. Angenommen ein Schenkender erfährt, dass der Empfänger keine Freude an z. B. seinen mitgebrachten Blumen hat. Natürlich kann er enttäuscht äußern, dass er nur eine Freude machen wolle, aber hoffentlich wird er sich beim nächsten Mal trotzdem etwas anderes überlegen. Es wäre doch sehr befremdlich, wenn er beim nächsten Treffen wieder die gleichen Blumen kaufen würde. Wenn sich der Vorgang wiederholen würde, könnte man dem Schenkenden eher Boshaftigkeit unterstellen, aber nicht mehr, dass er dem Empfänger eine Freude machen möchte. Der Vergleich zeigt aber auch, wie man mit Sexismus umgehen kann.

Oh, es gibt genug Frauen, die „hartnäckige“ Männer belohnten. Und dann mit ihnen langjährige Beziehungen führen.

Und natürlich gibt es auch hier andere Geschenke als Blumen, die dennoch nicht gefallen. Und bei denen der Schenker jedesmal hofft, dass er diesmal eine Freude macht.

Und es gibt auch Situationen, wo sie jetzt keine Blumen von ihm will, aber später durchaus.

Oder solche, wo sie gar nicht deutlich macht, dass sie keine Blumen will. Oder wo sie Blumen will, aber nicht von ihm. Oder wo sie Blumen will, aber ihn nicht dazu.

Zeigt jemand sexistische Handlungen, so ist die Person noch lange kein schlechter Mensch. Erst, wenn man sie darauf aufmerksam macht, dass ihre Handlung in dieser Situation unangemessen war, die Person aber ihre Handlung wiederholt, muss man anfangen, sich über den Charakter der Person Gedanken zu machen.

Da ist wieder der alte Gedanke, dass man die Leute eben einfach nur aufklären muss, dass es sexuelle Belästigung gibt.

Was für ein merkwürdiges Menschenbild. Natürlich ist das den meisten Männern bekannt. Es ist beim Flirten häufig ihre größte Furcht, dass die jeweilige Frau angewidert aufspringt und sagt „Iihhh, der perverse Widerling hier will was von mir!!“ Sie wissen häufig nur nicht, was sie besser machen sollen, sie lesen Signale falsch oder (im selteneren Fall) es ist ihnen vollkommen egal. Genug Männer haben auch die Erfahrung gemacht, dass es besser ist, was zu probieren, als gar nichts zu machen, weil sie bei vielen Frauen zu vorsichtig waren.

Denen, die schlicht Macht ausüben und denen es egal ist, die hoffen Frauen durch Macht Sex abzupressen, mit denen muss man nicht reden. Weil auch sie keine neuen Erkenntnisse brauchen.

„Auf Komplimente und heiße Flirts muss auch in Zukunft nicht verzichtet werden, es geht nur um das Wie und Wann.“

In den letzten Wochen haben vor allem Frauen vermehrt geäußert, welche Handlungsweisen sie als sexistisch empfinden. Anstatt auf einem „nur ein Kompliment“ zu insistieren, sollten Männer besser ihr alltägliches Fehlverhalten einräumen und versuchen, es zu ändern.

Nur das die allermeisten Männer kein Fehlverhalten zeigen. Sie machen Frauen keine ungefragten Komplimente, sie pfeifen ihnen nicht hinterher, sie schauen ihnen nicht ungebührlich auf die Brüste, sie benehmen sich ganz normal. Es gibt für sie nicht zu gestehen, sie haften nicht für das Verhalten anderer Männer.

Auf Komplimente und heiße Flirts muss auch in Zukunft nicht verzichtet werden, es geht nur um das Wie und Wann. Es wird auch in Zukunft Missverständnisse geben und es wird in Zukunft Sexismus geben. Aber wir sollten versuchen, unsere Handlungen zu ändern, wenn wir uns dessen bewusst werden. Denn nur so können wir das Ziel erreichen, dass alle gut miteinander leben. 

Das ist ja immerhin schon fast eine gemäßigte Position. Aber die meisten Leute sind schon der Auffassung, dass Männer und Frauen gut miteinander leben.

Männer müssen den Feminismus voranbringen – inner- und außerhalb der Parlamente

Problematisch wird es im Bereich, in dem Sexismus in sexualisierte Gewalt übergeht. Es ist gesellschaftlicher Konsens, dass es bei sexualisierter Gewalt nicht damit getan ist, die Handlung zukünftig zu unterlassen. Nach sexualisierter Gewalt fällen Gerichte Urteile. Daher muss es eindeutige Definitionen und klare Gesetze geben. Die Grenze zwischen Sexismus und sexualisierter Gewalt kann immer wieder von der Gesellschaft neu ausdiskutiert werden. Ist „Nein heißt nein“ ausreichend, oder sollte es „Nur ja heißt ja“ heißen? Welche Strafen sind bei sexualisierter Gewalt angemessen? Diese Diskussionen finden zwar auch außerhalb der Parlamente statt, aber Gesetze werden letztendlich nur in ihnen verabschiedet.

Und man hat sich auf bestimmte Gesetze geeinigt.

Gleiches gilt für andere Gesetze, die das Miteinander der Menschen regeln. Braucht man Quotenregelungen oder Fördermaßnahmen, damit beide Geschlechter möglichst zu gleichen Anteilen an Entscheidungsprozessen teilhaben? Helfen mehr Krippenplätze oder Kindergeld, damit Familien sich frei für ein Erziehungskonzept entscheiden können und nicht ein Elternteil durch einen wirtschaftlichen Zwang zu etwas gezwungen wird, was es nicht möchte? Werden Eltern eher durch Elternzeit oder durch Anspruch auf Teilzeit in ihrem Leben unterstützt? Welche Änderungen an Steuermodellen muss es geben?

Auch hier fehlen interessanterweise all die Bereiche, in denen Männer schlechtere Karten haben. Jedenfalls passen die Beispiele eher auf die klassischen Bereiche, in denen der Feminismus Nachteile für Frauen sieht.

„Die Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau könnten die Männer theoretisch wieder abschaffen.“

Viele dieser Regelungen wirken sich im Augenblick auf die Geschlechter unterschiedlich aus. In vielen Fällen sind Frauen benachteiligt. Da sich in den Parlamenten aber eine gewaltige Mehrheit an Männern befindet, müssen Männer die feministischen Ideen verfolgen, um Verbesserungen für alle zu erreichen.

Was für eine geile Logik:

  • in den Parlamenten befindet sich eine gewaltige Mehrheit von Männern, deswegen besteht Handlungsbedarf für Männer
  • Männer können, wenn sie feministische Ideen verfolgen, für Frauen handeln und ihre Lage verbessern

Dass dasArgument für das behauptete Defizit durch die zweite Aussage bereits seine Grundlage verliert, dass fällt ihm wahrscheinlich nicht auf. Wenn zB die Männer ganz überwiegend feministisch wären, dann könnten Frauen bereits mehr Interessenvertreter haben als die Männer.

Frauen alleine haben für die bevorstehenden wichtigen Entscheidungen der Zukunft im Augenblick keine Mehrheit.

Tatsächlich haben sie die. Denn sie stellen die Mehrheit der Wähler. Sie wählten aber mit über 50% CDU/CSU, FDP und AFD. Hätten die Frauen mehrheitlich Grüne gewählt, dann hätten sie auch weitaus mehr Frauen in dem Parlament. Anscheinend sehen aber Frauen selbst ihre Interessen zum großen Teil eher durch die Wahl anderer Parteien umgesetzt.

Sie können auf Probleme aufmerksam machen und Vorschläge einbringen, aber für die Umsetzung sind sie auf den Willen der Männer angewiesen.

Auch wieder Nein. Eher sind die Politiker auf die Stimmen der Frauen angewiesen. So zu tun als könnten Frauen keine Politik mitgestalten, nur weil sie seltener Politiker sind, ist sehr naiv. Nicht zuletzt ist die Bundeskanzlerin seit Jahren eine Frau und genug Frauen waren Minister

Wie extrem diese Abhängigkeit von Männern ist, wird einem bewusst, wenn man sich verdeutlicht, dass die Männer problemlos über eine Mehrheit zur Änderung des Grundgesetzes verfügen.

Nein, männliche Politiker mögen darüber verfügen, aber das bedeutet nicht, dass sie sie per se für Männer einsetzen. Es kann auch bedeuten, dass sie an einer ganz anderen Politik interessiert sind, etwa für große Wählergruppen, wie etwa die der Frauen, die über 50% der Wähler ausmachen.

 

Die Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau könnten die Männer theoretisch wieder abschaffen. Die fehlenden parlamentarischen Möglichkeiten der Frauen sind besonders problematisch, da Frauen deutlich häufiger als Männer durch Ungleichheit und Machtgefälle benachteiligt werden.

Was für ein geniales Schreckensszenario: Zwar will keine Partei und kein Politiker die Gleichberechtigung abschaffen, aber sie könnten ja und es sind überwiegend Männer, diese machtgeilen Patriarchen! Da schwebt das Damoklesschwert schon über den Frauen. Deswegen: Männliche Feministen to the rescue! Mehr Männer werden das Problem auf jeden Fall lösen, welches darin begründet ist, dass die Mehrheit der Frauen Parteien gewählt hat, die mehr Männer aufgestellt haben!

Viele Männer scheinen jedoch fatalerweise aus dem Feminismus abzuleiten, dass es primär die Aufgabe der Frauen ist, die vorhandenen Probleme zu lösen. Dies ist bei der augenblicklichen parlamentarischen Zusammensetzung schlicht nicht möglich.

Deswegen gibt es alle 4 Jahre freie, geheime, allgemeine Wahlen.

Und natürlich ist es möglich: Indem Frauen in Parteien auftreten, politisch aktiv werden, Einfluss auf die Politiker nehmen, und diese davon überzeugen, dass eine entsprechende Politik ihnen Wählerstimmen gibt. Eben mit normaler Lobbyarbeit, wie sie alle Gruppen machen und wie sie ja auch umfassend über Frauenverbände etc gemacht wird.

Anstelle gleichgültig abzuwarten, was die Frauen so machen werden, wäre es wichtig, dass Männer die Diskussion endlich weiter voranbringen und Entscheidungen fällen. Wenn Männer auf massive Berichte sexualisierter Gewalt gegen Frauen nicht mehr mit „es gibt auch Männer, die davon betroffen sind“ reagieren, sondern Gesetze erlassen, die sexualisierte Gewalt zurückdrängen, würden davon alle Menschen, auch die betroffenen Männer, profitieren. 

Frauen haben keine Möglichkeit zu handeln, weil überall Männer sind. Deswegen müssen da noch mehr Männer sein, die was für Frauen ändern. Denn mehr Männer ist dann der richtige Weg. Die anderen Männer, die schon da sind, die müssen alle böse sein. Aber wir, wir wären die richtigen Männer.

Ob ihm mal jemand sagen könnte, dass der normale Mann kein Gesetz erlassen kann, weil er auch nicht im Parlament sitzt?

Und was wäre überhaupt, wenn man davon ausgeht, dass bereits Gesetze erlassen sind? Die sexualisierte Gewalt hat ja nicht zugenommen. Und wenn sie in den letzten Jahren zugenommen hätte, dann wären die meisten Feministinnen wahrscheinlich gegen Gesetze, die das ändern…

Die Forderung, dass die Männer die Probleme lösen sollen, birgt ein gewisses Risiko.

Natürlich, denn Männermenschen sind ja die Schlimmsten.

Wir kommen immerhin aus einer Gesellschaft, in der Männer die Entscheidungen für die Frauen gefällt haben und auch heute noch fällen. Einige Männer könnten sich ermutigt fühlen, unter dem Deckmantel des Feminismus weiter über Frauen zu bestimmen.

Oh nein, dabei waren Männer doch die letzte Hoffnung, denn Frauen sind absolut entrechtete Wesen, die selbst einfach gar nichts daran ändern können, wie sich ein Parlament zusammen setzt!

Und auch diese letzte Hoffnung birgt Gefahren!

Gleichzeitig kann eine Enthaltung der Männer aus Diskussions- und Entscheidungsprozessen aufgrund der Mehrheitsverhältnisse ebendiese zum Erliegen bringen.

Wenn sich die 48% der Männer enthalten, dann bringt diese Mehrheit alle Entscheidungsprozesse zum Erliegen. Denn Männerstimmen zählen doppelt im Patriarchat und damit haben sie eine Mehrheit von 96%.

Auf die Idee, dass Frauen seine Reformen vielleicht gar nicht wollen kommt er nicht. Sie ist auch zu abwegig für jemanden, der sich gerade als letzte Rettung aller Frauen vor den bösen anderen Männern sieht.

Noch dazu ergibt sich bei allen Entscheidungen, die Frauen betreffen, ein Legitimationsproblem, wenn die Entscheidung zum großen Anteil von Männern getroffen wird. Auch die Männer, die ihren Frauen bis vor noch nicht all zu langer Zeit erlauben mussten, ob diese arbeiten durften oder nicht, waren vermutlich der Meinung im Interesse der Frau und Familie zu handeln. Aufgrund des Legitimationsproblems sollten sich die Parteien deutlich mehr bemühen, eine annähernd paritätische Besetzung der Parlamente zu erzielen.

Wie wäre das in einer Demokratie mit freien, geheimen und allgemeinen Wahlen nur möglich? Weiß irgendjemand einen Weg abseits fester Quoten der Parteien wie Frauen in die Parlamente kommen können?

So etwas wie eine Aufforderung an Frauen wenigstens im gleichen Verhältnis Parteimitglied zu sein oder sich im gleichen Verhältnis um Ämter zu bemühen oder zur Not eben eine Partei der Frauen zu gründen wäre sicherlich nicht möglich, denn Männer haben ja überall die Mehrheit.

Der Weg dahin kann durchaus verschieden sein: Quote, Mentoren oder andere Formen der Förderung. Aber das Ziel muss klar sein und es sollte schnell und nicht nur halbherzig in Angriff genommen werden. Bis dahin müssen sich die Männer mehr ihrer Entscheiderrolle mit Legitimationsdefizit bewusst werden und dies in ihrem Handeln berücksichtigen. 

Denn auch Mentoren können nur Männer sein! Frauen bekommen das eben nicht hin. Es bleibt nur, dass Männer sich bewußt werden, dass sie nicht legitimiert sind, wenn Frauen und Männer sie in freien, geheimen und allgemeinen Wahlen gewählt haben. Denn ein Wählerwille, der sich nicht in 50% Frauen niederschlägt ist gar kein Wählerwille. Legitimiert können nur gerechte (TM) Wahlergebnisse sein!!

„Eine Demokratie lebt nicht nur davon, dass es gerechte Gesetze gibt. Die Gesellschaft muss die demokratischen Werte auch im Alltag vertreten.“

Während einige Menschen dem Feminismus gleichgültig gegenüberstehen, gibt es auch immer wieder welche, die einer Weiterentwicklung der Gesellschaft hin zu mehr Gerechtigkeit zwischen den Geschlechtern aktiv bekämpfen. So sind beispielsweise Feministinnen in sozialen Netzwerken massivem Hass ausgesetzt. Diese Haltung ist mit demokratischen Werten nicht vereinbar und muss stärker bekämpft werden, als dies bisher der Fall ist.

Ja, grauenhaft, diese armen Feministinnen, die ja nur etwas Teilhabe wollen:

Warum nur schlägt ihnen da keine Zustimmung entgegen? Warum jauchzen nicht alle fröhlich, wenn ihnen erklärt wird, dass weiße heterosexuelle Männer die allerschlimmsten sind, weil durchgängig privilegiert, vom Obdachlosen bis zum geschiedenen Vater, der seine Kinder kaum sieht, weil die Frau 500 Kilometer weggezogen ist.

Warum sehen Männer nicht endlich ein, dass sie miese Unterdrückerschweine sind, die sich alle Vorteile zuschanzen und die allesamt davon profitieren, dass 0,000001 Prozent von ihnen Führungspositionen haben? Und die dann versuchen, dass klein zu reden indem sie darauf verweisen, dass sie früher sterben, die gefährlicheren Jobs machen, Frauen im wesentlichen den gleichen Lebensstandard haben wie Männer, Frauen weniger Überstunden haben und mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen und all solche Nebensächlichkeiten.

Eine Demokratie lebt nicht nur davon, dass es gerechte Gesetze gibt. Die Gesellschaft muss die demokratischen Werte auch im Alltag vertreten. So ist die theoretische Gleichberechtigung von Mann und Frau schon lange Gesetz, in der Praxis gibt es aber weiter bestehende Ungerechtigkeiten. Auch außerhalb der Parlamente wird die Gesellschaft durch Männer in Machtpositionen dominiert. Männer müssen aufhören, dies stillschweigend hinzunehmen.

Ja, nur sind diese Machtpositionen eine Menge Arbeit und die meisten Frauen wollen sie schlicht nicht machen. Weil es bedeutet, dass man sein Leben vollkommen auf diese Arbeit ausrichtet, Familie auf einen Partner verlagert oder eben keine hat und sich alles im Leben darum dreht, dass man oben ist und oben bleibt.

Hier eine Grafik, die deutlich macht, dass mit dem höheren Lohn immer mehr Überstunden verbunden sind:

Hier eine Grafik, wieviel Arbeit Männer und Frauen in einen Idealen Job investieren wollen:

 

Arbeitsstunden Bereitschaft idealer Job

Arbeitsstunden Bereitschaft idealer Job

Schon bei 60 Stunden sind es mindestens doppelt so viele Männer wie Frauen, also ein Verhältnis von 1 zu 3.

Was ein Feminist tun kann

Ah, endlich mal jemand, der konkret wird.

Was kann der Anteil der Männer am Feminismus sein?

  • Mit Frauen über das Frausein zu sprechen und ihnen zuzuhören.

Die allermeisten Frauen sind gerne Frauen. Und wenn man ihnen zuhört, dann sagen sie einem viele, dass sie später auch Zeit mit den Kindern verbringen wollen, dass sie einen Partner wollen, der zumindest genauso viel verdient wie sie, gerne mehr und der ihnen das ermöglicht etc. Natürlich gibt es auch genug, die Karriere machen wollen, aber gerade nach dem ersten Kind ändert sich das wieder bei vielen.

  • In Diskussionen mit anderen Männern auf Probleme aufmerksam zu machen. Männer sehen die Probleme von Frauen häufig nicht, weil sie selber davon nicht betroffen sind. Ein Problem nachvollziehen zu können ist aber die Voraussetzung, um an seiner Lösung mitzuarbeiten.

Frauen sehen auch häufig die Probleme von Männern nicht. Und teilweise hätten Männer gerne die Probleme von Frauen.  Und nicht selten sind die Hauptprobleme von Männern und Frauen auch sehr gleich: finanzielle Sorgen, Liebeskummer, ein Partner, um den man sich Sorgen  macht oder Freunde, denen es nicht gut geht. Das Kind, welches schlechte Noten hat und der Hauskredit, der die Möglichkeiten stark einschränkt. Die Chefin kann genau so eine schwierige Person sein wie der Chef und Intrigen unter Kolleginnen können dramatisch sein. Wenn man Frauen fragt, was sie gerade am meisten Sorgen macht wird „es sind zu wenig Frauen in Führungspositionen“ noch nicht einmal unter den Top 10 sein. Und sexuelle Belästigungen werden auch nicht das Feld bestimmten.

  • Sich solidarisch mit einer Frau zu zeigen, wenn sich in Diskussionen herabwürdigend über sie geäußert wird. Dies gilt auch, wenn die Frau nicht anwesend ist. Ideen von Frauen werden häufig nicht mit Argumenten, sondern mit sexualisierten Beleidigungen bekämpft. Dabei ist es problemlos möglich, einen angemessenen Umgang miteinander einzufordern, also auch Argumente gegen die von einer Frau geäußerte Idee zu nennen, wenn man anderer Meinung sein sollte. Denn Männer müssen Frauen gegenüber im gleichberechtigten Menschsein solidarisch sein, und nicht bezüglich jeder Meinung.

Oder: Sie einfach wie jeden Menschen behandeln und sie weder bevorzugen noch benachteiligen. Was Frauen auch machen sollten. Und wenn man diesen Maßstab als Frau haben will, dann müsste man eben gleichzeitig auch alle Lästereien und Herabwürdigungen über bzw von Männer lassen (was das Ende des Feminismus wäre) und (feministische) Frauen müssten insbesondere aufhören sich hinter ihr Frausein zurückzuziehen und hinter allem eine Diskriminierung zu sehen

  • Bei Parteien und Firmen nachzufragen, weshalb der Anteil der Frauen in Machtpositionen so niedrig ist.

Weil so wenige Frauen in Machtpositonen wollen und die eine Menge Arbeit sind? Firmen und Parteien suchen händeringend nach Frauen. Aber es ist schwer welche zu finden, die die Arbeit auch machen wollen.

  • Die eigenen Denkweisen und Handlungen auf unbewussten Sexismus zu überprüfen. Eigene sexistische Denkweisen und Handlungen im Alltag wahrzunehmen und dann zu versuchen, weniger sexistisch zu sein.

Das wäre ein wirklich guter Vorsatz für den Feminismus und auch für den Autoren des zitierten Artikels, der anscheinend Frauen für vollkommen unfähig hält selbst etwas zu ändern.

Auf in den Kampf

Häufig wird von einer Identitätskrise der Männer gesprochen. Diese wird vermutlich zum Teil auch durch die Passivität verursacht, in die manche Männer verfallen, weil sie den Feminismus den Frauen zuordnen. Dabei wäre es nötig, aktiv zu sein. Eine gerecht Welt entsteht nicht von alleine.

Ja, es ist die Passivität des Mannes, die dazu führt, dass Frauen nicht in Führungspositionen vertreten sind. Wessen Passivität könnte es auch sonst sein?

Und sind wir Männer nicht so sozialisiert worden? Gibt es etwas, was männlicher sein könnte, als das Kämpfen für eine gerechtere Welt? Die meisten Helden, vom Blockbuster bis zum Comic, kämpfen dafür. Dabei nehmen sie Entbehrungen auf sich und stellen sich vermeintlich übermächtigen Gegnern.

Bizarr. Männer, wir sind doch eh die Macher, die die immer kämpfen wollen, die immer eine bessere Welt erkämpfen wollen. Macht was dagegen, dass Frauen in Führungspositionen, in denen man ja auch Macher sein muss, mehr vertreten sind, indem ihr Macher seid und in dem Bereich die Führung übernehmt!

Er bringt selbst eine besondere Veranlagung des Mannes, aktiv zu werden und zu kämpfen, sich Herausforderungen zu stellen, als Argument das Männer den Sexismus als Anführer bekämpfen sollen, dass Frauen seltener Anführer sind, weniger aktiv sind und sich  nicht den Herausforderungen der Karriere stellen.

Das muss einem doch auffallen, wenn man es schreibt. Er schreibt selbst den Alternativgrund neben Sexismus.

Männer, auf in den Kampf! Schüttelt eure Passivität ab und stellt euch solidarisch neben die Frauen. Wir müssen Feministen werden, um die Welt zu verbessern. Es gilt, mehr als eine Schlacht zu schlagen und Entbehrungen sind garantiert. Aber am Ende wird das Gute siegen.

Männer werden zu Machern erzogen, aber sollen bitte ihre Passivität abschütteln! Und gut, dass Männer Frauen ansonsten bisher nicht unterstützen. Nur eben in einer  Lebensplanung, die dieser Feminist hier anscheinend für falsch hält oder jedenfalls als Beleg dafür, dass die Frau diskriminiert wird.

Es wird Zeit, dass die nächste Generation auch von Superheldinnen sozialisiert wird. Mit Superkräften und Menstruationsschmerzen. Lasst zukünftig auch Heldinnen die Menschheit vor dem Atomkrieg retten. Lasst Atombusen keine Voraussetzung mehr dafür sein, Heldin zu werden. Ein Mensch zu sein ist ausreichend.

Ja, weil Atommuskeln oder ansonsten männliche Attribute bei den meisten männlichen Helden ja keine Rolle spielen.

Und auch die sonstigen körperlichen Funktionen der Superhelden immer thematisiert werden. Man weiß ja mehr über Supermanns Stuhlgang und die nächtlichen Samenergüsse des jungen Spidermans als über die Menstruationsschmerzen von Wonderwomen. Ein Skandal.

vgl auch:

„Verabschiedet sich die SPD nach 155 Jahren vom Patriarchat?“

Die Süddeutsche kommentierte im Vorfeld der Wahl zur SPD-Vorsitzenden:

Simone Lange oder Andrea Nahles: Aller Voraussicht nach wird heute zum ersten Mal eine Frau SPD-Vorsitzende. Aber noch immer traut die Partei Frauen höchstens Themen wie Kinder, Prozesshansel und Feldhamster zu. (…) Schon morgen leitet aller Voraussicht nach eine Parteichefin die SPD. Zum allerersten Mal. Seit vergangenem Jahr ist Andrea NahlesFraktionschefin – ebenfalls als erste Frau. Nahles tritt gegen die Flensburger Oberbürgermeisterin Simone Lange an. Über die Haarfarbe oder vermeintliche Zickigkeit der Kandidatinnen redet keiner. Verabschiedet sich die SPD nach 155 Jahren vom Patriarchat?

Geht es eigentlich noch billiger? Es scheint als wäre jede Partei, die keine Frau an der Spitze hat, in diesem Fall ein Patriarchat.

Und alles unter dem Stichwort Gleichstellung.

Die Begründung:

Die Besetzung der Spitzenposten in der Partei lässt sich bisher durchaus als patriarchalisch bezeichnen: Männer genießen eine bevorzugte Stellung. Zwar gab sich die SPD 1988 eine Geschlechterquote in Vorständen und Delegationen. Angeführt wurden diese jedoch weiterhin von Männern. Vor und nach Einführung der Quote waren die meisten Bundesgeschäftsführer und Generalsekretäre männlich. Selbst die linken Jusos wählen selten Frauen an die Spitze. Dass ausgerechnet eine linke Partei und Fraktion so lange nur von Männern geleitet wurde, wirkt absurd im Vergleich mit der konservativen CDU, die schon so lange von einer Frau geführt wird, dass sich junge Deutsche im wahlberechtigten Alter an nichts anderes erinnern können. Bis heute hat keine Sozialdemokratin auch nur für die Kanzlerschaft kandidiert.

Dennoch sind ihre politischen Ziele wesentlich mehr auf Frauenförderung ausgerichtet. Aber mit Männer ist es eben trotzdem Patriarchat