Martin Schröder: Wann sind Frauen endlich zufrieden?

Arne weißt auf ein neues Buch des Soziologen Martin Schröder hin:

Aus dem Text dazu:

»Schröders imposantes Pionierwerk lässt hoffen, dass uns die Wissenschaft helfen kann, die Lebenskunst der Zufriedenheit besser zu meistern.« Psychologie heute über »Wann sind wir wirklich zufrieden?«

Überraschenderweise arbeiten viele Frauen gerne in Teilzeit und möchten sich stärker für ihre Familie engagieren. Sie fühlen sich dabei jedoch nicht benachteiligt, sondern ganz im Gegenteil anerkannt und zufrieden. Beruflich können Frauen genauso erfolgreich sein wie Männer. Sie wollen aber oft etwas anderes. Diese klare Sprache sprechen die Zahlen des Sozio-oekonomischen Panels und der Beziehungsstudie pairfam, die Martin Schröder ausgewertet hat. Im Gegensatz dazu proklamiert der Feminismus – der zweifellos viel für weibliche Lebensentwürfe errungen hat – Ungerechtigkeiten und Benachteiligungen auch dort, wo die Daten eindeutig etwas anderes zeigen: Frauen leben längst, wie es ihnen gefällt. Sie wählen ihre Lebensentwürfe selbst und müssen sich dafür vor niemandem rechtfertigen.

Aus einem Beitrag bei Spiegel Online:

Es ist merkwürdig. Dass es jemandem gut geht, sollte kein Grund für Ärger sein. Doch stellt man wissenschaftlich fundiert fest, dass es Frauen gut geht, ist der Ärger groß. Dabei sind die Fakten eindeutig. Wertet man die besten Datenquellen wie pairfam oder das Sozio-oekonomische Panel aus, zeigt sich: Frauen sind mit ihrem Job genauso zufrieden wie Männer, sehen für sich selbst genauso hohe berufliche Aufstiegschancen, empfinden ihre berufliche Tätigkeit sogar als wertvoller und sinnvoller und fühlen sich beruflich genauso anerkannt wie Männer.

In der Tat hassen Feministen und Frauenrechtler nichts mehr als wenn man anführt, dass es Frauen gar nicht so schlecht geht oder sich die Lage für sie sogar verbessert hat. Denn das raubt ihnen ihr Anliegen. Dafür muss es Frauen schlecht gehen und sie müssen unterdrückt sein.

 

Wer also für gerechte Arbeitsbedingungen für Frauen kämpft, muss damit leben, dass eine Gruppe ihre Arbeitsbedingungen gar nicht besonders ungerecht findet: Frauen selbst.

Und damit haben Frauen Recht. Denn objektiv ist oft keine Benachteiligung mehr messbar, im Gegenteil: Nachdem Forscher in sechs Ländern für je sechs Berufe über 20.000 Bewerbungen verschickten, bemerkten sie: Frauen werden nicht seltener zu Bewerbungsgesprächen eingeladen, sondern eher öfter. Auch bei einigen Eliteberufen, die ein präzises Nachmessen erlauben, sind mittlerweile eher Frauen im Vorteil. Bei ansonsten gleichen Qualifikationen hat eine Frau beispielsweise eine etwa 40 Prozent höhere Chance, sich erfolgreich auf eine Professur in der Soziologie zu bewerben.

Kommt gar nicht gut an. Ist auch nicht gut genug. Man bestreitet die Unterdrückung der Frau.

(…) Ja, niemand kann in Abrede stellen, dass Frauen etwa sechs Prozent weniger verdienen, die man bisher nicht anders erklären kann als mit ihrem Geschlecht.

Tatsächlich kann man es weiter aufklären: 2%

Doch fragt man die Frauen selbst, steht dahinter nicht ihre Diskriminierung, sondern ihre eigenen Präferenzen. So sahen Frauen laut den Daten des Sozio-oekonomischen Panels zuletzt beruflichen Erfolg auf einer Skala von 1 bis 4 um etwa 0,2 Punkte weniger wichtig an. Kleine Unterschiede in den Einstellungen, die aber zu den verbliebenen kleinen Unterschieden in den Ergebnissen passen. Weitere Berechnungen aus meinem neuen Buch zeigen, wie Frauen auch nur dann weniger als Männer verdienen, wenn sie es für wichtig halten, dass vorwiegend die Mütter sich um junge Kinder kümmern. Nicht äußere Diskriminierung, sondern eigene Wünsche scheinen also das unterschiedliche Arbeitsleben von Frauen zu erklären. Männer machen zudem öfter die Berufe, die ansonsten keiner machen will. So verdienen sie nicht nur etwas mehr, sondern sind auch Opfer in 19 von 20 tödlichen Berufsunfällen.

Es ist eigentlich erstaunlich, dass diese  Punkte zum einen so vollständig in der Debatte ausgeblendet werden und zum anderen auch gleichzeitig außerhalb der Debatte auch nicht wirklich erstaunen.

Im Privatleben zeigt sich das­selbe. Während Frauen immer noch als unterdrückt aufgrund der Pflegefalle, der Belastung durch Alltagsaufgaben oder der Karriere ihrer Partner dargestellt werden, zeigen Daten aus der Beziehungsumfrage pairfam, dass in Wirklichkeit mehr Frauen als Männer finden, in ihrer Partnerschaft ohne größere Einschränkungen machen zu können, was sie wollen. Auf einer Skala von 1 bis 5 stimmen Frauen dem rund einen halben Punkt stärker zu als Männer.

Das klingt sehr interessant. Die Pairfam Seite findet sich hier. Ich habe diese Stelle leider nicht gefunden. Wenn sie jemand findet, dann gerne.

Umgekehrt meinen mehr Männer, dass sie sich für ihre Partnerin einschränken. Auf einer Skala von 1 bis 5 stimmen beispielsweise Männer um etwa einen Viertel Punkt stärker als Frauen zu, dass sie bereit sind, ihre Wünsche denen ihrer Partnerin zu opfern. Frauen sind auch minimal zufriedener mit ihrem Freizeit- und Familienleben und haben objektiv so viel Freizeit wie Männer.

Das wären wirklich ganz interessante Daten. Und sie passen auch sonst zu Sätzen wie „Happy Wife, happy life“.

Alles gute Nachrichten, sollte man denken. Doch mit kaum etwas erregt man so viel Ärger wie der messbar richtigen Behauptung, Frauen könnte es gut gehen, statt dass sie Opfer von Diskriminierung und Unterdrückung sind.

In der Tat.

Das Opfernarrativ ist aber auch für Frauen nicht mehr anziehend. So will sich mittlerweile nur etwa jede fünfte Frau als Feministin bezeichnen, obwohl fast alle Deutschen den berechtigten Anliegen des Feminismus zustimmen.

Und um so genauer man fragt um so weniger werden sie sich mit den Anliegen des heutigen Feminismus identifzieren.

(…)
Viel spricht dafür, dass Frauen nicht mehr mitmachen wollen, seit das Ziel der Gleich­berechtigung vom Ziel der Gleichstellung abgelöst wurde. Gleichberechtigung entspricht dem Ideal demokratischer, freiheitlicher Gesellschaften, wonach jeder das Recht haben sollte, sich frei zu entfalten. Doch wenn man Gleichstellung wirklich ernst nimmt, bedeutet sie etwas anderes: Männer und Frauen in die gleiche Stellung zu bringen.

Das scheitert jedoch an den unterschiedlichen Interessen von Männern und Frauen. Und diese werden umso unterschiedlicher, je gleich­berechtigter ein Land ist. Wer will, dass Frauen öfter Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik, also sogenannte MINT-­Fächer, studieren, muss sich Algerien, Tunesien, Albanien, die Vereinigten Arabischen Emirate und die Türkei als Vorbild nehmen. Denn nirgendwo ist der Anteil von MINT-Absolventinnen höher.

Und wer hingegen vermutet, dass patriarchale Strukturen Frauen abhalten, diese Fächer zu studieren, muss Finnland, Norwegen und Schweden für die schlimmsten Gesellschaften halten. Denn nirgendwo studieren Frauen seltener MINT-­Fächer. Das Muster dahinter ist verallgemeinerbar: Interessen und Einstellungen von Männern und Frauen unterscheiden sich umso mehr, desto mehr Gleichberechtigung es gibt.

Eine Überblicksstudie im „International Journal of Psychology“ hält den Forschungsstand zu diesem sogenannten Gleichberechtigungsparadox wie folgt fest: „Wenn Männer und Frauen die ähnlichsten Geschlechterrollen haben, die ähnlichste Geschlechterrollensoziali­sation erfahren haben und die größte gesellschaftspolitische Geschlechtergleichheit erleben, sind die geschlechtsspezifischen Unterschiede in der Persönlichkeit fast ausnahmslos am größten.“

Dazu hatten wir schon einiges:

(…)

Umso mehr sie also die Freiheit haben zu leben, wie sie wollen, desto unterschiedlicher wird das Leben von Männern und Frauen und desto mehr Zwang wird nötig, um sie trotz unterschiedlicher werdender Interessen, Einstellungen und Entscheidungen dann doch wieder gleichzustellen. Genderstudies und Feminismus betonen gern, wie wichtig Diversität ist. Doch sobald Diversität bedeutet, dass Frauen und Männer nicht immer gleich leben wollen, finden sie Diversität auf einmal nicht mehr so gut.

Diversität ist in dem Bereich eben ein sehr enger Begriff. Er ist nur auf Gruppen bezogen und da sollen die Mitglieder der als benachteiligt angesehenen Gruppen Nachteile ausgeglichen bekommen und in wichtigen Positionen häufiger vertreten sein. Diversität innerhalb der Gruppe oder sogar freie Wahl dessen, was man machen darf, das ist damit nicht gemeint.

Das ist illiberal. Denn es gesteht Menschen nicht die Freiheit zu, so zu leben, wie sie möchten. Stattdessen vermutet der illiberale Feminismus, er wüsste besser, was richtig für Frauen und Männer ist, als diese selbst. So ist der illiberale Feminismus zum Feind der Gleichberechtigung geworden. Denn es besteht ein Gegensatz zwischen dem Ziel der Gleichberechtigung, die allen Menschen dieselben Rechte zugesteht, um zu leben, wie sie möchten und Gleichstellung, bei der Männer und Frauen mit Argwohn betrachtet werden, wenn sie genau das tun und deswegen nicht identisch leben.

Das Private ist eben politisch. Und Choice Feminismus ist damit nicht vereinbar:

(…) Betrachtet man alle Bereiche, die nicht zu 50 Prozent mit Frauen oder Männern besetzt sind, mit Argwohn, geht man eine gefährliche Wette ein: Man wettet, dass alle Unterschiede zwischen Männern und Frauen nur dadurch erklärbar sind, dass erwachsene Menschen nicht über ihr eigenes Leben entscheiden können. Stattdessen unterstellt man, dass Menschen willenlose Opfer unsichtbarer patriarchaler Machtstrukturen sind, die man umerziehen und gleichstellen muss, bis sie denken und leben, wie man es selbst für richtig hält. Ähnlich wie es früher Soziologen taten, die sich nicht vorstellen konnten, dass Arbeiter in Westdeutschland recht zufrieden mit ihrem Leben waren, statt sich ausgebeutet zu fühlen, unterstellt man Menschen ein falsches Bewusstsein. Das kann man machen. Aber es ist eben illiberal.

Feministin würden sagen: Das ist nicht illiberal, das sind die Folgen des Patriarchats.

(…)

Kaum etwas scheint für uns schwerer zu akzeptieren, als dass es Frauen gut gehen kann. Immer noch wollen wir glauben, mittlerweile entgegen anderslautender Daten, dass Frauen es besonders schwer haben. Empfindet jemand sich tatsächlich als benachteiligt, muss man das selbstverständlich ernst nehmen. Und wer könnte in Abrede stellen, dass sexuelle Belästigung oder Gewalt in Partnerschaften vor allem Frauen trifft?

(…)

Und was macht es eigentlich mit Männern, wenn ihnen immer wieder erzählt wird, sie hätten unfaire Vorteile, obwohl sie in einer Welt leben, die aus Frauenförderprogrammen besteht, oft um Frauen auf Stellen zu hieven, auf die sie sich aus freien Stücken nicht beworben hätten? Warum fällt es uns so schwer zu akzeptieren, dass Frauen vielleicht heute schon ihr Leben frei gestalten? Warum, mit anderen Worten, wollen wir Frauen unbedingt als Opfer sehen, obwohl sie sich gar nicht so fühlen?

Es ist eben eine gut funktionierende Industrie, die von der Opferhaltung profitiert.

Der Zeitungsartikel Gender Gap

Ein interessanter Beitrag dazu, „wer Meinung macht“: (gefunden über diesen Thread bei einer der Journalistinnen)

Wer macht in Deutschland eigentlich Meinung? Und wer hat damit Macht und wer hat keine? Über Parität und Repräsentanz wird in Politik und Gesellschaft seit vielen Jahren intensiv diskutiert. Wie sieht es in der Medienlandschaft aus? Wir haben nachgezählt. Als interdisziplinäres Team aus Journalistinnen, Aktivistinnen, Entwicklerinnen und Forscherinnen haben wir die größten Medienhäuser in Deutschland in den Blick genommen.

Mal sehen, was sie gefunden haben:

Wir haben uns gefragt: Wer sitzt in den Redaktionen und schreibt für die Medien dieses Landes? Wie divers ist der Journalismus – und welche Lücken gibt es, was die Vielfalt der Berichtenden anbelangt? Wir wollten herausfinden, wie divers die Redaktionen dieses Landes sind, denn: Wer schreibt, hat Macht und Einfluss. Wer schreibt, beeinflusst damit den politischen und gesellschaftlichen Diskurs. Wer schreibt, gestaltet den Raum mit, in dem wir über Zukunft nachdenken.

Dabei ist Journalismus ja ein sehr weiblich besetzter Bereich vermute ich zumindest.

Weiterlesen

„Männer in Gefahr? Maskulinismus und seine Ideologie“

Auf HateAid findet sich eine kurze aber dafür um so besser recherchierte Beschreibung von Männerrechtlern, die natürlich (HateAid richtet sich ja gegen Hass) keinerlei Hass enthält:

Wann ist ein Mann ein Mann und vor allem, was gefährdet ihn? Das sind Fragen, die Maskulinist*innen aufgreifen, wenn sie ihre hetzerische Weltansicht im Netz vertreten. Sie denken, dass Männer biologisch bedingt Frauen überlegen seien oder vertreten die Ansicht, dass Männer von ihren Müttern und anderen Frauen unterdrückt würden. Sie befürchten, dass Gleichstellungspolitik und Queer-Feminismus Männer (damit meinen sie meistens (weiße) cis-Männer) gefährde und diskriminiere. Maskulinist*innen vernetzen sich und verbreiten Hass und Angst auf Social Media, auf bestimmten Websites, wie WikiMANNia, oder in ihren Foren.

Schon mal ein starker Einstieg. Es darf eben keine berechtigte Vertretung von Männern geben, die nicht nur ein Anhängsel feministischer Theorien ist.

Was sind Maskulinist*innen?
Maskulinist*innen bezeichnen sich selbst häufig als Männerrechtler*innen, die sich als Gegenpol oder Alternative zum Feminismus gegründet haben und für „Männerpolitik” einstehen.

Da wird immerhin anerkannt, dass es nicht nur Männer sind, sondern auch Frauen und anscheinend andere Geschlechter.

Letzteres tun sie vor allem durch Hetze im Internet gegen Gleichstellung und Emanzipation marginalisierter Gruppen. Die maskulinistische Ideologie geht häufig mit sexistischen, antifeministischen oder rechtspopulistischen Weltansichten einher.

Sehr schöne Feindbildzeichnung. Alles Hetzer diese miesen Schweine!

 Wenn du jetzt übrigens denkst, wir könnten hier aufs Gendern verzichten, gibt es genug Belege, dass auch Frauen frauenfeindliche Weltbilder vertreten. So sind laut einer Studie des Bundesministeriums für Familie, Frauen, Senioren und Jugend 15,2 % der Frauen empfänglich für einzelne maskulinistische Einstellungen – 1,4 % sind überzeugte Männerrechtlerinnen.

Na, das ist ja was. Wobei ich vermute, dass es stark von der Definition „maskulinistischer Einstellungen“ abhängt.

Maskulinist*innen sprechen von einer Unterdrückung und Diskriminierung der Männer, unter anderem durch Frauen, feministischen Menschen oder Gleichstellungspolitik.
Das tun sie, obwohl weltweit nicht einmal sechs Prozent der Regierungschef*innen weiblich sind. Weltweit gehen 4 Millionen Mädchen weniger zur Schule als Jungs. In Deutschland haben Frauen 2022 durchschnittlich 18 % weniger verdient als Männer. Und auf Grund von festen Rollenstrukturen haben Männer 2022 rund 2 Stunden weniger Sorgearbeit bzw. Zeit mit ihrer Familie verbracht als Frauen. Diese Zahlen zeigen, dass Frauen immer noch nicht gleichgestellt sind und tendenziell weniger Ressourcen und Macht besitzen.*

Wenn weltweit weniger Mädchen zur Schule gehen, dann kann es natürlich in keinem Bereich eine Diskriminierung von Männer in Deutschland geben.

Dabei behaupten Femist*innen, dass Frauen unterdrückt werden, obwohl sie weltweit länger leben als Männer, seltener Opfer von Gewalt werden, seltener Obdachlos sind, weniger Steuern zahlen müssen, häufiger ihre Kinder bei einer Scheidung nicht verlieren oder nur selten sehen und Männer die Hauptopfer in jedem Krieg sind. Diese Zahlen zeigen, dass Männer immer noch nicht gleichgestellt sind und tendenziell ihr Leben als weniger wert angesehen wird. *

*das ist eine reine Umdrehung des Arguments um zu zeigen, wie schwach es ist.

Im Internet bestärken sich Maskulinist*innen in ihrem Gefühl, dass Männer heutzutage unterdrückt seien.
Es gibt verschiedene Begriffe für Maskulinismus und keine klare Regel, ob du „Maskulinismus”, „Maskulismus” oder „Männerrechtsbewegung” nutzen solltest. Deswegen findest du meistens eine Mischung aus den Begriffen:

Maskulinismus ist der ursprüngliche Begriff, den vor allem die feministische Bewegung prägte, der also eher eine Fremdbezeichnung ist. Der Begriff ist mit der Ansicht verbunden, dass der Mann der Frau überlegen sei.

Mit dem Begriff Maskulismus beschreiben viele die neuartigen Formen des maskulinistischen Netzwerks. Neu ist, dass es nicht mehr um die Überlegenheit, so viele Männer aus der Szene, gehe, sondern darum, dass Männer unterdrückt würden, unter anderem durch die Errungenschaften der Gleichstellungsbewegungen. Mit Maskulismus beschreiben sich viele in der Szene selbst.

Immerhin wird diese Unterscheidung aufgegriffen. Wobei Unterdrückung auch lange nicht mehr das Thema ist, sondern eher, dass Männer und ihre Belange ignoriert werden und sie zu Tätern gemacht werden, während Frauen eine Opferstellung zugewiesen wird. Das ist meiner Meinung nach etwas anderes als eine Unterdrückung.

Auch Männerechtsbewegung ist eine Selbstbezeichnung. Viele Maskulinist*innen inszenieren sich gerne als Rechtsbewegung, um ihre Ideologie zu legitimieren. Sie wollen mit anderen Menschenrechtsbewegungen auf einer Ebene wahrgenommen werden.  

Jetzt wird sicherlich eine gute Argumentation folgen, warum sie nicht auf einer Ebene stehen, mit sauberen Beispielen und und und

Auch wenn sich die Begriffe leicht unterscheiden, und auch wenn es Abstufung in der Radikalisierung gibt, beschreiben sie alle eine gefährliche Weltansicht, die unserer Demokratie schadet. Gleichstellung, Emanzipation und Fortschritt sind die Motoren für ein sicheres und demokratisches Miteinander. Ansichten, die sie als Gefahr definieren und mit Hass und Hetze verhindert wollen, bedrohen unsere gesamte Gesellschaft.

Oder man wirft ihnen einfach pauschal Hetze vor und gegen Gleichstellung und Emanzipation zu sein. Dabei wollen viele Männerrechtler ja sogar ein mehr an Gleichstellung und Emanzipation, nämlich zB mehr Rechte von Vätern an den Kindern oder gar die Übernahme eines Wechselmodels.

Männerszenen in der Geschichte
Während sich durch den Feminismus und queere Bewegungen Geschlechterrollen auch heute noch stetig verändern, bleibt „Männlichkeit” häufig unhinterfragt. Das mag daran liegen, dass Männlichkeit immer als Norm galt und alles andere als negative Abweichung. Es gab also scheinbar wenig Gründe, Männlichkeit zu hinterfragen. Doch in den 1970er Jahren, im Kontext der zweiten Frauenbewegung, begann die patriarchatskritische „Männerbewegung” an neuen Konzepten und Vorstellungen von Männlichkeit zu arbeiten.

Um die statische Vorstellung von Männlichkeit zu durchbrechen, versuchte die anfänglich feministisch-autonome Männerszene neue Verständnisse und Normen zu entwickeln. Wie in jeder sozialen Bewegung kristallisierten sich mit der Zeit unterschiedliche Strömungen der Männerbewegung heraus. Ein Bericht der FES definiert die antisexistische, die kritische, die mythopoetische und die maskulinistische Männerszene.

Diese unterschiedlichen Wege, sich mit Männlichkeit auseinander zu setzen, sind wichtig für die Gleichstellungspolitik. Selbst die Angst vor Neuem und vor Veränderung sind nicht verwerflich, sondern sollten besprochen werden. Der maskulinistische, maskulistische oder ‚männerrechtliche’ Weg wählt aber Instrumente der Angst und des Hasses – das kann niemals zu mehr GLEICHstellung führen. 

Ja, Blogs wie Arne, Schoppes oder der meine arbeiten meist mit Angst und Hass. Warren Farrell ist auch ein gutes Beispiel, nur Angst und Hass in all seinen Büchern.

Niemals würden sie so Hassfreie Parolen wie „#killallmen“ verwenden oder so wunderbar gleichstellende wie Menschen nach Haufarbe und Geschlecht und diversen anderen Gruppenmerkmalen in Gut und Böse einteilen.

Ansichten und Ziele im Maskulinismus
Innerhalb des Maskulinismus gibt es unterschiedliche Auffassungen, wie die Unterdrückung des Mannes aussehe und was gegen sie getan werden müsse. Doch grundlegend gilt, dass sich Maskulinist*innen an traditionellen und patriarchalen Geschlechterrollen samt binärem und heteronormativem Weltbild orientieren.  Während gemäßigte Maskulinist*innen die Rechte von Männern schützen wollen, zielen Radikale auf die tatsächliche Besserstellung gegenüber Frauen ab.

Beide Ziele führen dazu, dass Gleichstellung blockiert wird und beiden liegt ein antifeministischer Gedanke zu Grunde. Maskulinist*innen schützen nämlich mit ihren Forderungen die Privilegien von Männern in unserer Gesellschaft und gehen davon aus, dass Gleichstellung ihnen etwas wegnimmt.

Ja, die verdammten Mistkerle sollten endlich einsehen, dass sie alle Priviligiert sind, von den Obdachlosen, erst recht die weißen Obdachlosen bis hin zu den im Krieg gestorbenen Männern.

Viele Vertreter*innen der Szene arbeiten nicht mit plumpen Beleidigungen, sondern argumentieren gekonnt mit vermeintlichem Fachwissen aus Geisteswissenschaften oder Gender Studies. Es gibt sogar Maskulinist*innen, die sich als feministisch bezeichnen. Ihr Argument: Männer würden ausgegrenzt und bei Gleichstellungsdebatten nicht einbezogen. Sie sind unter anderem der Meinung, dass das Scheidungs- und Sorgerecht Männer diskriminiere oder dass Jungen in der Schule und in der Universität strukturelle Benachteiligung erfahren.

Das erwähnt sie so nebenher. Dabei klingt es doch eigentlich nach etwas durchaus sinnvollen, was man auch ansprechen kann.

Einige Vertreter*innen der Szene wollen sich von Antifeminist*innen abgrenzen. Sie wollen, dass der Maskulinismus mehr Gehör findet, und erkennen verschiedene Ausprägungen von Männlichkeit an. Andere wiederum haben ein klares Bild von einer starken Macho-Männlichkeit, dass keinen Platz für feministische Männer, Hausmänner oder andere Formen von Männlichkeit hat. Die Ansichten variieren also, doch bei allen geht es darum, dass „der Mann” unterdrückt oder benachteiligt werde.

Maskulinismus wird auch als „Opferideologie” bezeichnet, da sich Maskulinist*innen immer wieder als ‚wahre’ Opfer der Gesellschaft positionieren – im Gegensatz zu tatsächlich marginalisierten Gruppen.

Auch nicht schlecht. Da positionieren die sich einfach als Opfer. Dabei habe die Feminist*innen doch eindeutig festgelegt wer Opfer sein darf. Ts Ts Ts.

Radikale Maskulinist*innen agieren im Internet. Hier haben sie einen Ort gefunden, an dem sie ihre Weltansicht verbreiten können. Denn im Gegensatz zu Feminist*innen bekommen sie wenig mediale Aufmerksamkeit. In Kommentarspalten unter Beiträgen zur Gleichstellung, in Foren oder auf Social Media vernetzt sich die Szene und teilt ihre Ideologie. Während die meisten Medien Gleichstellung preisen und weibliche Führungspersonen feiern, wächst die halböffentliche Gegenbewegung der Maskulinist*innen im Netz.  

Gerade die Kommentarfunktion dient als Protestform für Maskulinist*innen. Dort verbünden sie sich mit Fundamentalist*innen, Abtreibungsgegner*innen und Rechtsextremen.

Widerlich! Da kommentieren die einfach. So als wären Kommentarfunktionen für Leute wie sie da.

Die Seite „Wikimannia” ist ein  bekanntes Beispiel für die digitale Präsenz der maskulinistischen Szene. Die Website stellt als „Alternative” zu offiziellen und freien Informationsmedien, wie die des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, „feminismusfreies Wissen” bereit. Nachrichten oder vermeintliche Fachartikel werden im Sinne der maskulinistischen Ideologie veröffentlicht. Sie definiert Begriffe wie „lila Pudel”, der abwertend feministische Männer meint. Auf Wikimannia werden gezielt Personen der Öffentlichkeit angegriffen, die sich für Gleichstellung  einsetzen.
In misogynen Online-Foren, der sogenannten „Mannosphäre”, tummeln sich verschiedenste Ausprägungen des Maskulinismus. Manche Nutzer*innen sind stille Mitlesende, manche aktiv und radikal. Es sind Maskulinist*innen, Männerrechtler*innen, Incels oder Pick-Up-Artists. Sie hetzen gegen „linksradikale Feminazis” oder „grün-schwule” Pädophile.
Expert*innen sehen in diesen digitalen Räumen eine Verbindung zwischen verunsicherter Männlichkeit und Rechtsextremismus: Der Soziologie Andreas Kemper sieht in der Neuen Rechten maskulinistische Tendenzen. Sie beziehe sich auf einen gewaltverherrlichenden Männerkult.

Ich sehe man ist um ein vollständiges Bild der Szene bemüht.

Auch rechte Parteien bedienen sich maskulinistischer Argumente, um die „traditionelle deutsche Familie” zu schützen. Die Weltansichten sind also nicht nur antifeministisch und sexistisch, sondern auch rassistisch und queerfeindlich. Gerade in der radikalisierten Szene wird auch gegen andere Männer und sogar gegen andere Maskulinist*innen gehetzt, die zu gemäßigt seien.

Die Ansichten sind vor allem differenziert und nicht homogen. Was ja beim Feminismus nicht anders ist, wo es Radfems und Anhänger intersektionaler Theorien gibt.

Der andere Weg: Männlichkeit im Wandel ohne Hass
Um über Gleichberechtigung zu sprechen, müssen wir über Macht, Ressourcen und Rollen sprechen. Dies geschieht und dadurch gibt es immer wieder Veränderungen der Geschlechterrollen und sozialen Machtverhältnisse. Manche sehen genau diese Veränderungen als Gefahr, wenn nicht gar Krise. Meistens vertreten diese Sorge weiße, christliche, heterosexuelle Männer, die Angst vor einem Machtverlust haben.  

Genau. Deswegen wollen sie ja zB auch ein Wechselmodell in dem sie Care Arbeit übernehmen. Und wie sie bei meist anonymen Auftritten feststellen, dass es weiße Männer sind wäre auch interessant. Von Christlich und hetero ganz zu schweigen.

Dass Gleichstellung und Entwicklung nichts Bedrohliches sind, beweisen viele Menschen – natürlich auch viele Männer. Die UN-Kampagne „HeForShe” beispielsweise setzt sich weltweit für Geschlechtergerechtigkeit ein. Es geht darum, die männliche Perspektive in die Gleichstellungspolitik einzubringen. Denn der Wandel weg von traditionellen Rollenbildern bedeutet auch, dass Männer mehr sein dürfen: Sie müssen nicht immer stark oder erfolgreich sein, sie können Zeit mit ihren Kindern und ihrer Familie verbringen, sie können in den Erziehungs- und Pflegebereich gehen oder eine Therapie machen. Das scheint selbstverständlich, doch Maskulinist*innen verwehren sich dieser Freiheit. 

Tatsächlich kämpfen Männerrechtler in vielen Bereichen genau darum, dass sie Zeit mit ihren Kindern verbringen können.

Der sogenannten kritischen Männlichkeit geht es darum, sich als Männer in den gleichstellungspolitischen und feministischen Diskurs einzubringen. Ohne Angst und Hass, dafür mit Vorschlägen, Perspektiven und neuen Möglichkeiten. Die kritische Männlichkeit möchte das Potential einer Veränderung betonten. Kritisch männlich zu sein bedeutet für viele, Emotionen zuzulassen, sich Schwächen einzugestehen und offen mit sich und anderen umzugehen.

Es ist wichtig, dass Männer in den Prozess der Gleichstellung einbezogen werden. Das funktioniert ganz ohne Hass und Angst: Männlichkeit darf mehr sein, als es das traditionelle Bild zulässt! Um es mit Herbert Grönemeyer zu sagen:

Männer nehm’n in den Arm
Männer geben Geborgenheit
Männer weinen heimlich
Männer brauchen viel Zärtlichkeit
Oh, Männer sind so verletzlich
Männer sind auf dieser Welt einfach unersetzlich

Schönes Hitpiece. Allerdings so voller Hass, dass es erstaunlich ist.

„Wunschgeschlecht: Alle wollen nur noch Mädchen ‒ was steckt hinter dem Phänomen?“

Arne zitiert aus einem Artikel, der leider hinter der Bezahlschranke liegt:

Ein Mittwochnachmittag auf einem Wilmersdorfer Spielplatz. Zwei Mütter schauen ihren etwa vierjährigen Töchtern beim Fangenspielen zu. Eine von ihnen ist deutlich schwanger. „Morgen ist Ultraschall“, sagt sie mit Blick auf ihren Bauch und fügt hinzu: „Hoffentlich ist kein Schniedel dran“. Die andere Mutter nickt verständnisvoll.

(…)

In deutschsprachigen Onlineblogs und Elternforen finden sich unter dem Stichwort Geschlechterwunsch unzählige Beiträge von Schwangeren, die sich dringend ein Mädchen wünschen oder ihre Trauer darüber schildern, dass der Nachwuchs ein Sohn wird. Dubiose Ratschläge liest man dort, wie sich angeblich schon bei der Zeugung die Wahrscheinlichkeit erhöhen lässt, dass ein Spermium mit X-Chromosom das Rennen macht. Man findet Berichte von Frauen, die eine Psychotherapie beginnen, um den männlichen Fötus in ihrem Bauch nicht abzulehnen.

(…)

Jungen gelten in Deutschland seit einigen Jahrzehnten zunehmend als das „schwierige Geschlecht“. Mädchen machen die besseren Schulabschlüsse und studieren häufiger, während Jungen öfter die Schule abbrechen oder mit Verhaltensstörungen wie ADHS diagnostiziert werden. Sie sind auch unbeliebter beim Lehrpersonal und bekommen bei gleicher Kompetenz schlechtere Noten als ihre Mitschülerinnen, auch das ist durch Studien belegt. Die Soziologin Heike Diefenbach hat dieses Phänomen 2010 in einem Aufsatz mit dem Titel „Jungen – die neuen Bildungsverlierer“ behandelt.

Ist für mich nicht nachvollziehbar, wie man sich da so reinsteigern kann. Ich kann verstehen, dass man gewisse Vorlieben hat („Lieber ein Mädchen/ein Junge“), aber um sich so schwer da reinzusteigern, dass man zu einer Psychotherapie muss… Gut, das wird auch in den wenigsten Fällen der Fall gewesen sein. Ich muss sagen, dass ich es ganz interessant finde, eines von jeder „Sorte“ zu haben. Aber wie ich schon bei der Geschlechtsverkündung von Schmidt Junior schrieb:

Mir war es in der Tat relativ egal, Hauptsache gesund. Ein Mädchen hätte vielleicht den Vorteil gehabt, dass Fräulein Schmidt und sie dann besser miteinander spielen könnten, aber das wird sich sicherlich auch so ergeben.

Aber ein Junge ist natürlich schon spannend. Ich habe Südländerin schon angedroht, dass ich nunmehr das Haus mit Dinosauriern füllen werde.

Ich bin gespannt auf die Unterschiede, die sich aus dem anderen Geschlecht ergeben, wobei natürlich die Familienstudie hier eine etwas kleine Teilnehmerzahl für verlässliche Ergebnisse hat.

Arne ergänzt:

Leider flüchtet sich der Tagesspiegel in den folgenden Absätzen wieder in den Mythos, dass Männer „trotz Emanzipation und Antidiskriminierungsgesetzen noch immer bessere Karrierechancen und höhere Einkommen“ hätten. Dass dies die Folge von persönlichen Lebensentscheidungen der Frauen ist, wird von Anna Pannen nicht gesehen, weshalb sie zu dem Fehlschluss gelangt: „Wer seinem Kind Erfolg und ein leichtes Leben wünscht, müsste also eigentlich einen Jungen wollen.“ Offenbar wissen etliche Mütter es insgeheim besser.

Ja, da stoßen die Theorien mal wieder an die Realität.

Habt ihr schon mal außerhalb von Artikeln dazu eine so starke „Geschlechtsbevorzugung“ bei künftigen Eltern erlebt?

Franca Lehfeldt und Nena Brockhaus: Alte WEISE Männer: Hommage an eine bedrohte Spezies

Franca Lehfeldt (Welt und Frau von Lindner) und Nena Bockhaus (Bild) haben ein Buch geschrieben:

Alte WEISE Männer: Hommage an eine bedrohte Spezies
Eben nicht weiße Männer, sondern weise Männer.
Über Arne bin ich auf ein Interview dazu gestoßen:

In ihrem neuen Buch brechen die Moderatorinnen Franca Lehfeldt und Nena Brockhaus eine Lanze für „alte weiße Männer“. Wir fragen nach.

Es stimmt ja, der „alte weiße Mann“ hat in den letzten Jahren ganz schön auf die Mütze bekommen, und ja, Menschen nach Geburtsjahr, ethnischer Zugehörigkeit und Geschlecht zu kategorisieren sollte eigentlich von vorgestern sein. Doch Hilfe naht! Die Moderatorinnen Nena Brockhaus (30) und Franca Lehfeldt (33), haben ein Buch herausgebracht. „Alte weise Männer – Hommage an eine bedrohte Spezies“, heißt es.

Das klingt fast satirisch, doch schon im Vorwort verteidigen die beiden Autorinnen den „alten weißen Mann“ mit dem Ernst von Umweltaktivistinnen, die eine dem Aussterben nahe Lurch-Art vor einem Bauprojekt schützen wollen. Er werde vom „feministischen Zeitgeist in die Ecke gestellt“, wirke zuweilen „scheu“, doch wenn man sein Vertrauen gewonnen habe, sei er „konstruktiver und ehrlicher“ als manche Frau.

„Gleichzeitig faszinieren uns die alten weisen Männer, weil sie aus einer Welt stammen, in der wir beide nur allzu gerne leben würden. Einer Welt ohne Gendersternchen, Twitter-Shitstorm und ohne belehrenden Zeigefinger“, schreiben die beiden Karrierefrauen. Von diesen goldenen Zeiten berichten in Interviews nun Männer, die über jeden Verdacht erhaben sind: Schauspieler Mario Adorf (92) oder CSU-Politiker Edmund Stoiber (81) zum Beispiel. Probleme wie Sexismus oder ungleiche Bezahlung sind weniger Thema. Im Interview fragte diese Redaktion nach.

Wenn ich es richtig sehe, dann haben sie bestimme Männer zu Wort kommen lassen.

Frau Lehfeldt, Frau Brockhaus, warum dieses Buch?

Franca Lehfeldt: Das Buch ist eine Überzeugungstat. Wir sind beide befreundet mit unterschiedlichen alten Herren, die uns beeindrucken, die uns motivieren, die für uns Mentoren sind. Es sind für uns keine alten weißen Männer, sondern alte weise Männer. Und deshalb wollen wir ihr Wissen, ihre Erfahrungen in einem Buch festhalten.

Nena Brockhaus: Mein Interview mit Mario Adorf hat mich beispielsweise enorm berührt. Alte Menschen wie er, die noch den Zweiten Weltkrieg miterlebt haben, sehen auch den Ukraine-Krieg noch mal mit ganz anderen Augen als wir. Es lohnt sich, ihnen zuzuhören.

Einer dieser interviewten Männer ist Ihr Vater, Frau Lehfeldt. Warum haben Sie ihn interviewt?

Lehfeldt: Zum einen als Augenöffner für Frauen, die überkritisch auf Männer schauen. Denn wir alle haben Väter, die wir lieben und die Vorbilder sind. Zum anderen hat mein Vater eine Lebensgeschichte, die Romanstoff ist. Er kommt aus einer Generation, die langsam von uns geht. Deren Lehren festzuhalten, ist mir ein Anliegen. Es gibt Männer, die haben female empowerment gelebt, als es das Wort noch nicht gab. Sie verstanden darunter die Betrachtung der Leistung unabhängig vom Geschlecht. Deshalb sollte das Geschlecht heute nicht unabhängig von der Leistung eine Rolle spielen.

Eigentlich ein schönes Projekt. Es scheint gar nicht so kritisch zu sein, wie ich erst dachte, sondern einfach ein Buch, in dem man Männer zu ihrem Leben befragt ohne sie wegen ihres Mannseins und ihrer Hautfarbe abzuwerten.

Mal sehen wie kritisch Feministinnen reagieren.

Sie haben nicht nur Ihren Vater interviewt, sondern auch weitere Bekannte und Freunde. Kann man denn kritisch fragen, wenn man sich so gut kennt?

Lehfeldt: Wir wollten keine Klageschrift vorlegen, sondern Portraits. Die Leserinnen und Leser können sich ihr Urteil bilden.

Brockhaus: Es sind auch durchaus Männer dabei, die wir vorher nicht kannten, etwa Heiner Lauterbach, Edmund Stoiber, oder Mario Adorf.

Lehfeldt: Mir ist durch die Gespräche deutlich geworden, dass diese Männer ein anderes Wertesystem haben. Die Lebensleistung der Männer über 70 darf nicht relativiert werden, indem wir sie alle in eine Schublade stecken.

Auch schön. Einfach mal aus dem Feindbild rauskommen und anerkennen, dass Leute da gute Sachen gemacht haben.

Haben Frauen denn weniger Lebensleistung erbracht als Männer?

Brockhaus: „Alte weiße Frau“ ist glücklicherweise kein Feindbild. Wir wollen mit Feindbildern aufräumen. Es juckt mich aber in den Finger, auch mal Geschichten von alten, weisen Frauen aufzuschreiben. Vielleicht kommt ein Nachfolge-Buch.

Da ist schon wieder dieses Gruppendenken. Nur weil man zugesteht, dass bestimmte Männer tolle Sachen gemacht haben schließt das ja nicht aus, dass Frauen auch tolle Sachen gemacht haben

Wie konnte der alte, weiße Mann denn zum Feindbild werden?

Lehfeldt: Meine These ist, dass aus der Frauenbewegung eine Identitätspolitik wurde, die ein Feindbild brauchte. Es ist eben leichter, sich gegen etwas zu definieren als eigene Werte zu setzen.

Keine schlechte These. Das Gruppen gegeneinander stellen und die klare, aber auch sehr einfache Positionierung hat auch aus meiner Sicht maßgeblich zum Erfolg der intersektionalen Theorien beigetragen. Man war entweder per Gruppenzugehörigkeit und mit Anerkennung des damit verbundenen Opferstatus gut oder man konnte sich als „Ally“ mit der Gruppe solidarisieren und dadurch gut werden. Dazu noch die Möglichkeit diverse andere Identitäten anzunehmen um nicht mehr zu den Bösen zu gehören, etwa als „Nonbinärer“

Es gibt nun aber auch viele Männer, die richtig Mist gebaut haben. Die Frauen ausschließen, sie nicht zu Wort kommen lassen, sie belästigen….

Lehfeldt: Das bestreitet doch niemand. Im Gefängnis sitzen übrigens auch Frauen. Aber wen meinen Sie denn zum Beispiel?

Harvey Weinstein zum Beispiel. Er hat viele Frauen zu Stars gemacht – und sie im Gegenzug zum Sex gezwungen. Wird so jemand denn zu Unrecht gecancelt?

Brockhaus: Das ist kein alter, weißer Mann, sondern ein verurteilter Straftäter…

Lehfeldt: …und als solcher ist er nicht die Regel, sondern die Ausnahme in seiner Generation und für sein Geschlecht. Es wäre absurd zu sagen, alle Männer seien Weinsteins und müssten so behandelt werden.

Es ist erstaunlich, dass man so etwas sagen muss. Es sollte eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein Leute nicht nur nach der Gruppenzugehörigkeit zu verurteilen oder abzuwerten.

Brockhaus: So wie nicht alle alten Männer schlecht sind, sind auch nicht alle jungen Frauen toll. Wie oft wurde mir in meiner Karriere von einer Frau die Tür zugeschlagen? Diskriminierung am Arbeitsplatz oder dass man schlecht behandelt wird, ist nicht rein männlich. Das ist mir auch schon oft mit Frauen passiert.

Erfrischend. Eine Feministin wird vielleicht einwenden, dass das auch nur am Patriarchat liegt, dass die Frauen dazu bringt Frauen schlecht zu behandeln, weil sie sich so an die Gruppe der Männer anbiedern können. „Ich bin eine von euch, ich hasse Frauen auch“ oder etwas in der Art.

Trotzdem: 70 Prozent der deutschen Führungskräfte sind Männer. Die reichsten Deutschen sind Männer. Im deutschen Fernsehen sind zwei von drei Personen Männer. Sind Männer also wirklich eine „bedrohte Spezies“ und brauchen ein Buch, das ihnen eine Stimme gibt?

Lehfeldt: Wir wollen eine Debatte anstoßen. Am Ende profitiert die Frauenbewegung, wenn sie sich von Feindbildern löst.

Brockhaus: Wir wollen ja hinterfragen: Warum denken wir in diesen Kategorien? Wann ist es endlich egal, ob jemand männlich, weiblich, Schwarz oder weiß ist?

Lehfeldt: Es gibt in diesen zehn Kapiteln nicht einen einzigen Mann, der sich gegen Frauen positioniert. Im Gegenteil: Sie sind Förderer.

Was könnte es nur für Gründe geben???1 Alles andere als Diskriminierung wäre ja frauenfeindlich.

Ihre Antworten finde ich schön. Ein Blick auf das Individuum statt auf die Gruppe.

Auch interessant: Frauen – Der Gender Digital Gap ist keine Überraschung
Wie kommt denn dann so etwas wie der Gender-Pay-Gap zustande, wenn die Männer alle Förderer sind?

Brockhaus: Lassen Sie uns doch lieber darüber reden, was bereits in der Erziehung von Mädchen falsch läuft. Untersuchungen zeigen, dass viele Mädchen ab dem Alter von fünf Jahren denken, dass sie nicht so klug und leistungsfähig sind wie Jungen. Im sogenannten Dream Gap liegt ein wesentlicher Grund für Ungleichheit. Der Gender-Pay-Gap ist individuell.

Der Gender-Pay-Gap ist ein strukturelles, gesellschaftliches Phänomen. Es ist wissenschaftlich nachgewiesen, dass Frauen wirtschaftlich schlechter dastehen als Männer.

„Der Gender Pay Gap ist individuell“ ist eine Aussage, die Feministen wahrscheinlich gar nicht verstehen können.

Die Interviewer hingegen haben sich über sehr einfache feministische Lektüre hinaus anscheinend noch nie mit dem Gender Pay Gap beschäftigt. Denn das Frauen wirtschaftlich schlechter dastehen als Männer ist auch nur wahr, wenn man nicht Familieneinkommen betrachtet oder die Entscheidungen, die dazu führen, berücksichtigt.

Lehfeldt: Aber daraus leite ich nicht ab, dass Männer Frauen bewusst schlechter behandeln. Wir müssen an die Ursachen ran. Frauen ergreifen andere Berufe als Männer, verhandeln weniger selbstbewusst, müssen mangels Kinderbetreuung die Karriere wegen der Kinder bremsen. Wir zeigen Männer, die dagegen arbeiten und beweisen, wie es anders geht.

Frauen müssen an sich Arbeiten?? Was ist denn das für eine Ketzerei!

Dann sprechen Sie also nur mit den Guten?

Da müssen doch irgendwo böse Männer sein!!

Brockhaus: Ich würde nicht sagen, dass alle Männer über 70 großartig sind. Aber ich glaube, es gibt in jeder Altersstufe und in jeder Kategorie gute und böse Menschen, tolle und schlechte Beispiele. Es gibt übrigens auch furchtbare junge Frauen. Doch hätten wir junge Frauen interviewt, gäbe es ausnahmslos Applaus. Reicht es heute jung und weiblich zu sein? Unser Buch ist eine Hommage an das Alter, an Erfahrung, an Lebensleistung.

Eine differenzierte Sicht außerhalb des Gruppendenkens. Schlimm. Sie will noch nicht einmal zugeben, dass alle Frauen von allen Männern unterdrückt werden.

Heiner Bremer sagt im Interview: „Ich habe in meinem Leben keine Vorteile gehabt, weil ich ein weißer Mann bin.“ Kann man eine solche Aussage tatsächlich stehen lassen?

Er leugnet seine Privilegien! Ich bin entsetzt.

Lehfeldt: In welches Milieu man geboren wird, das hat immer Auswirkungen. Andere Männer seiner Generation haben aber keine vergleichbare Biografie. Das zeigt eben doch, dass sein Lebensweg Ausdruck von Leistung ist. Genauer, dass bei ihm Leistung wichtiger war als sein Geschlecht. Gerade bei Heiner Bremer ist übrigens spannend, wie er Frauen im Journalismus gefördert und lieber mit Frauen gearbeitet hat als mit Männern.

Dass er ein Frauen-Förderer ist, hat doch nichts damit zu tun, ob er während seines Werdegangs Privilegien aufgrund seiner Herkunft, seiner Hautfarbe und seines Geschlechts hatte.

Lehfeldt: Im Gegenteil, das zeigt für mich, dass es in dieser Generation Männer gab und gibt, die ihre Startvorteile genutzt haben, um Gleichstellung voranzutreiben. Auch Menschen wie ihm verdankt es sich, dass wir es heute leichter haben. Umso wichtiger, dass wir nicht jeden zum Opfer oder Täter stilisieren.

Es darf eben keine Verdienste geben, sie werden grundsätzlich durch die Privilegien auf Null gesetzt.

 

Zu sagen, dass es andere schwerer hatten als man selbst, ist keine Täter- oder Opferrolle, sondern einfach eine Erkenntnis.

Lehfeldt: Daraus sollte aber kein Feindbild erwachsen, sondern Handeln. Die Männer, die wir portraitiert haben, stehen eben genau dafür.

Man sieht wirklich, dass sie aus zwei vollkommen unterschiedlichen Denkwelten kommen.

Heiner Brehmer sagt im Interview auch „Früher hat ein Flirt niemanden aufgeregt, ein stilvoller Flirt war eine wunderbare Form des Kompliments“. Hat die Sensibilität, die unter anderem durch die MeToo-Bewegung entstanden ist, die Situation von Frauen Ihrer Meinung nach verbessert oder verschlechtert?

Was für eine Kombination! Ein stilvoller Flirt hat ja erst einmal gar nichts mit Metoo zu tun. Natürlich kann man da verschiedener Auffassung sein, was stilvoll ist: Der eine kann es als Belästigung ansehen und der andere als Flirt. Aber grundsätzlich sind es vollkommen verschiedene Sachen.

Brockhaus: Wir finden die MeToo-Bewegung sehr wichtig. Da wurden Sexualstraftäter aufgedeckt. Es muss aber klar sein, dass das was Anderes ist, als wenn ein Chef seiner Mitarbeiterin ein Kompliment macht. Es ist nicht alles MeToo.

Lehfeldt: Es ist immer die Frage der Verhältnismäßigkeit. Natürlich ist jede Form der übergriffigen sexuellen Handlung absolut zu verurteilen. Aber ein Kompliment ist etwas Wunderbares, das darf nicht in Verruf geraten. Wir wollen dazu ermutigen, dass man einer Frau heute noch die Tür aufhält oder ihr sagt, dass sie ein schönes Kleid anhat. Wir müssen entspannt bleiben.

Eine entspannte Sicht.

Würden Sie sich eigentlich als Feministinnen bezeichnen?

Brockhaus: Ja, Feminismus ist für mich die Gleichberechtigung von Frau und Mann und dafür stehe ich. Deshalb bin ich Feministin. Aber ich habe das Gefühl, dass viele Feministinnen heutzutage die Männer vergessen.

Lehfeldt: Ich würde mich in diesem Sinne eher als Individualistin sehen. Mir ist es gleich, welches Geschlecht, Alter oder Hautfarbe jemand hat. Es kommt darauf an, welche Werte sie oder er lebt.

Interessant wäre ob die Interviewer sie als Feministen bezeichnen würden. Brockhaus ist etwas ausweichend, Gleichberechtigung ist ja in der Tat okay, soweit Chancengleichheit gemeint ist.

Lehfeldt ist wunderbar auf das Individuum bezogen.

Sie leben beide emanzipierte Leben. Frau Lehfeldt, Sie sind die Ehefrau des Bundesfinanzministers Christian Lindner (FDP), und machen dennoch als Politik-Journalistin Karriere. Frau Brockhaus, Sie arbeiten bereits kurz nach der Geburt Ihres Sohnes wieder. Hätten Sie diese Möglichkeiten, wenn sich nicht Feministinnen seit Jahrzehnten für die Rechte von Frauen stark gemacht hätten?

Lehfeldt: In kompletter Abhängigkeit als Ehefrau und ohne Selbstbestimmung wollte ich nicht leben. Unsere Freiheit ist eine Errungenschaft, die von unseren Urgroßmüttern, Großmüttern und Müttern erkämpft wurden. Deren Kampf ums Wesentliche relativieren wir, wenn wir aus der Frauenrechtsbewegung ein identitätspolitisches Süppchen machen.

Brockhaus: Ich bin den Frauen, die uns den Weg bereitet haben, sehr dankbar. Frauen haben ihr Leben riskiert, damit wir heute arbeiten und wählen gehen können. Das weiß ich zu schätzen. Aber heute gilt als Feminismus ein pinkfarbener Hashtag bei Instagram. Das brauche ich nicht. Und deshalb bin ich da ganz bei Alice Schwarzer, die mit dem Feminismus von heute hadert.

Bei Schwarzer? Oh weh, da hat sie sich ja direkt dem Teufel angeschlossen.

Aber ein schönes Bekenntnis gegen die Identitätspolitik.

Wie würde Alice Schwarzer wohl Ihr Buch finden?

Lehfeldt: (lacht) Wir werden ihr mal eine Ausgabe schicken.

Brockhaus: Da bin ich gespannt. Alice Schwarzer wurde ja von ihrem Großvater großgezogen. Ein schönes Zitat von ihr: „Mein Großvater war meine Mutter.“ Für Schwarzer war es selbstverständlich, dass ihr Opa sich um die Kinder kümmert und ihre Oma über Politik redet. Scheint, als wäre Schwarzers Großvater ein perfekter Interviewpartner für unser Buch gewesen.

Und dann endet das Interview auch noch mit einer positiven Meinung zu Schwarzer.

Intrasexuelle Konkurrenz und das Interesse an Kampf und Kriegsgerät

Eine Folge des Ukrainekrieges ist, dass man zwangsläufig mehr mit dem Thema Krieg und Kampf konfrontiert wird.

Und ich vermute, dass sich hier ein sehr großer Geschlechterunterschied zeigen wird.  Ich vermute mal wesentlich mehr Männer als Frauen werden sich in diesem Zusammenhang über die russische Panzer oder taktische Analysen bestimmter Kämpfe informiert haben.

Videos über Flugzeugträger, neue militärische Technik oder die Vorzüge dieser oder jener Taktik oder auch nur der Korruption im russischen Militär dürften auch ganz überwiegend eine männliche Zuseherschaft haben.

Was zum einen sicherlich daran liegt, dass es Sachthemen und nicht Personenthemen sind, zum anderen aber könnte ich mir auch gut vorstellen, dass Männer eher ein evolutionär entstandenes Interesse (im Schnitt) an diesen Thema haben, da kriegerische Auseinandersetzungen eben schon immer etwas waren, was besonders ein Thema war, mit dessen Einzelheiten Männer informiert sein mussten.

Arne Hoffmann: Sexuelle Gewalt gegen Männer: Was wir darüber wissen und warum wir dazu schweigen

Von Amazon:

Seit einigen Jahren weist die Forschung darauf hin, dass es sehr viel mehr männliche Opfer sexueller Gewalt gibt, als man lange Zeit glaubte. Ihre Rate reicht an die Rate weiblicher Opfer heran. Wie dieses Buch zeigt, sprechen Politik und Medien in den USA diese Erkenntnisse an, während sie hierzulande ein Tabu bleiben. Aktivisten, die sich mit diesen Missständen beschäftigen, werden von Meinungsführern angefeindet und ausgegrenzt.

„Sexuelle Gewalt gegen Männer“ beleuchtet die gesamte Bandbreite dieses Problems. Dazu zählen Vergewaltigungen, Belästigungen, Kindesmissbrauch, Zwangsprostitution, Rachepornos, Stalking, Sextourismus, sexuelle Gewalt in militärischen Konflikten und andere Menschenrechtsverletzungen. Dabei ist es Hoffmann ein zentrales Anliegen, wissenschaftliche Fakten auch jenen Lesern leicht verständlich zu machen, die sich noch nie zuvor mit diesem Thema beschäftigt haben.

Männer, die sexuelle Gewalt erlitten haben, kommen in diesem Buch ebenso zu Wort wie Helfer und Aktivisten. So gehören zu Hoffmanns Interviewpartnern die Opferberaterin Deborah Neuburger, der Männerexperte und Psychotherapeut Professor Michael Klein, die feministische Kulturanthropologin Dr. Mithu Sanyal sowie Matthias Enderle, der Vorsitzende der männerpolitischen NGO Manndat, die sich seit zwei Jahrzehnten für diese Opfer einsetzt.

Ein Teil des Buches zeigt darüber hinaus, auf welche mitunter fragwürdige Weise Leitmedien Betroffene ebenso darstellen wie Menschen, die sich in diesem Bereich engagieren. Hier gewährt Hoffmann Einblicke in seine eigenen – mitunter geradezu bizarren – Erfahrungen mit vermeintlichen „Qualitätsjournalisten“, führt aber auch die Fälle auf, bei denen Journalisten ihrer Aufgabe gerecht geworden sind. Ausführlich untersucht das Buch die Gründe dafür, dass die große Zahl männlicher Opfer hierzulande verschwiegen wird.

Nicht zuletzt verdeutlicht ein eigenes Kapitel, warum auch Mädchen und Frauen davon profitieren, wenn männliche Opfer zur Kenntnis genommen werden. Auf diese Weise entsteht jener ganzheitliche Blick auf sexuelle Gewalt, der zu ihrer Bekämpfung dringend notwendig ist.

Und Arne selbst hat natürlich auch einen Artikel dazu, in dem er auch das Inhaltsverzeichnis anführt:

Vorwort

TEIL EINS: Was uns die Forschung sagt

1. „Eine Epidemie vergewaltigter Männer“

2. Sexuelle Belästigung: „Ich frage mich, ob ich Freiwild bin.“

3. „Jedes Mal definitiv verdient“: Häusliche Gewalt gegen Männer

4. „Wir erkennen immer wieder eindeutig Frauenhände“: Der Horror des sexuellen Missbrauchs

5. Massenvergewaltigungen und Zwangsprostitution: Männliche Opfer bleiben ein Tabu

6. Von Kenias Stränden bis zu Putins Gefängnissen: So weit reicht der Mantel des Schweigens

7. Die Kette der Gewalt durchbrechen: Warum es auch Frauen hilft, wenn man das Schweigen beendet

TEIL ZWEI: Wie Leitmedien beim Thema „männliche Opfer“ versagen

TEIL DREI: Ist es nicht egal, wenn „Müll“ vergewaltigt wird? – Zwanzig Gründe, warum männliche Opfer unsichtbar bleiben

TEIL VIER: Was ist zu tun? Interviews mit Opfern, Helfern und Aktivisten

Matthias Mala, Opfer sexueller Gewalt: „Ich signalisierte, dass ich nicht wollte, doch sie ignorierte es“

Johannes Busch, Opfer sexueller Gewalt: „Meiner Frau habe ich erst nach Jahren davon erzählt“

Sedrik Vold, Opfer sexueller Gewalt: „Ich leide fast täglich unter Alpträumen, Panikattacken, Schlafstörungen, depressiven Momenten und Selbsthass.“

Deborah Neuburger, Opferberaterin: „Nur zwei Männer waren in der Lage, den erzwungenen Geschlechtsverkehr als Vergewaltigung einzuordnen“

Phil Mitchell, Therapeut: „Meiner Einschätzung nach werden genauso viele Männer zum Sex gezwungen wie Frauen“

Professor Michael Klein, Therapeut: „Vertreter einer sozialen Bewegung für Männer werden stigmatisiert“

Dr. Mithu Sanyal, feministische Kulturanthropologin: „Die Medien arbeiten noch immer mit Bildern, die erschreckend an die Fünfzigerjahre erinnern“

Matthias Enderle, Vorsitzender von MANNdat: „Aus dem Feminismus lassen sich Lehren für die eigene Haltung ziehen“

Nachwort: Der Semmelweis-Reflex

Anhang: Hier erhalten männliche Opfer sexueller Gewalt Unterstützung.

Meldestelle Antifeminismus: Wie damit umgehen?

Ich hatte hier schon einen Artikel zur Meldestelle Antifeminismus aber interessant wäre, wie man damit umgeht.

Ich lade mal zum Brainstorming ein:

Eine Möglichkeit ist ignorieren, dass hat den Vorteil, dass sie weniger Meldungen bekommen, die sie werbewirksam umsetzen können und weniger Aufmerksamkeit. Der Nachteil ist aber, dass kein Handlungsdruck gegen diese Einrichtung besteht.

Eine andere Möglichkeit wäre sie mit Junk zu füttern um die Arbeit möglichst uneffektiv zu machen und sie zudem evtl noch mit Datenschutzanfragen zu überhäufen, aber da es zum Teil eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme der Betreiber ist arbeitet man ihnen damit vielleicht auch zu und sie können den üblichen Satz ablassen, dass der Widerstand die Wichtigkeit ihrer Arbeit belegt.

Noch eine Möglichkeit ist sie mit Antifeminismus der von ihnen nicht gewollten Art zu füllen, also etwa von intersektionalen Feministen oder andern „Guten“ oder mit Meldung von Artikeln zu sachlichen Antifeministischen Fakten oder Studien wie dieser „Objektivität und die Anzahl verschiedener Erklärungen in wissenschaftlichen Artikeln aus den Gender Studies“ oder eben Accounts wie Real Peer Review, aber auch das müssen sie in ihrem Bericht ja nicht erwähnen, sie können die Meldungen einfach als Zahl anführen, was ihnen eine höhere Wichtigkeit zuspricht und dann bewußt Meldungen mit ausgesuchten Beispielen anführen und so tun als wären die anderen Meldungen genauso.

Oder man beschränkt sich auf Kritik an dem Portal und an Politikern die es unterstützen damit diese merken das es Gegenwind gibt. Das war immerhin bei dem letzten Versuch von Kemper recht effektiv.

Wie die intersektionalen Theorien es erlaubt jedes Thema von einem Sachthema in einen Personenthema zu verwandeln

Bekanntlich gibt es den Dinge – Personen Unterschied: Männer interessieren sich eher als Frauen für Themen in Bezug auf Sachen, Frauen eher als Männer für Themen in Bezug auf Personen.

Siehe etwa:

Die Ergebnisse zeigten, dass Männer die Arbeit mit Dingen und Frauen die Arbeit mit Menschen bevorzugen, was eine große Effektgröße (d 0,93) auf der Dimension Dinge-Menschen ergab. Männer zeigten stärkere realistische (d 0,84) und forschende (d 0,26) Interessen, während Frauen stärkere künstlerische (d 0,35), soziale (d 0,68) und konventionelle (d 0,33) Interessen zeigten. Geschlechtsspezifische Unterschiede zugunsten der Männer wurden auch bei den spezifischeren Werten für technische (d 1,11), naturwissenschaftliche (d 0,36) und mathematische (d 0,34) Interessen festgestellt.

Auch das Interesse an Politik ist recht unterschiedlich zwischen den Geschlechtern:

Im Alter von 15 Jahren besteht bereits ein erheblicher geschlechtsspezifischer Unterschied von 20 Prozentpunkten in der Wahrscheinlichkeit, dass die Befragten angeben, politisch interessiert zu sein, was auf geschlechtsspezifische Sozialisationsprozesse als Haupterklärung für diese Unterschiede hindeutet. In den folgenden 10 Jahren, in denen sich die Menschen zu Erwachsenen entwickeln und ihre politischen Orientierungen herausarbeiten, vergrößert sich das Ausmaß der geschlechtsspezifischen Unterschiede um weitere 10 Prozentpunkte. Nach diesen prägenden Jahren kristallisieren sich die Einstellungen heraus und damit auch die geschlechtsspezifischen Unterschiede, die über den gesamten Lebensverlauf hinweg gleich groß bleiben (etwa 30 Prozentpunkte Unterschied zwischen Frauen und Männern). Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Entwicklung der Geschlechterrollen in der frühen Kindheit eine entscheidende Phase bei der Entstehung der geschlechtsspezifischen Diskrepanz ist, der die Wissenschaftler mehr Aufmerksamkeit schenken sollten.

Mir kam der Gedanke, dass beides zusammenpasst: Viele Fragen der Politik sind Sachfragen: Budgets, Fragen wirtschaftlicher Zusammenhänge, Fragen internationaler Politik, Bedarfsplanungen, Straßenbau und dessen Umsetzung etc.

Intersektionale bzw feministisch Irgendwas Poltik“ erlaubt es einem aus allem ein hochemotionales Gebiet zu machen, in dem es statt Bedarfsfeststellungen um Unterdrückungen, Benachteiligungen, Einstehen für die Schwachen, geht und das auch noch mittels einer Theorie, die einem erlaubt auch noch einen Großteil anderer Fakten auszublenden, weil es ganz klar ist, dass man der benachteiligten Gruppe gegen die privilegierte Gruppe helfen muss. Man kann sich zB auf Symbolpolitik wie Tampons auf Männertoiletten oder Geschlechtsneutrale Toiletten konzentrieren und das als großen Gewinn feiern. Man kann das Selbstbestimmungsgesetz priorisieren, auch wenn es dem größten Teil der Bevölkerung nichts bringt. Man kann in der Intersektionale und feministischen Digitalpolitik statt über Glasfaserkabel und wie man sie wo mit welchem Aufwand verlegt zu reden dazu kommen, dass man mehr Mädchen in den Mint-Fächern braucht etc. Man kann sich darauf konzentrieren, dass in eine Software die Möglichkeit für flexible Anreden aufgenommen wird statt sich mit den tatsächlichen Macken der Software und wie man sie verbessert beschäftigen.  Man wird im Gegenzug auch mehr Emotionen ernten als bei einer reinen Beschäftigung mit sagen wir der Datenbankverbesserung der Software und kann dann wieder sich darüber beschweren, dass alle, die gegen einen sind auch rechts sind und damit noch mehr Emotionen in ein Thema bringen. Man kann also sehr viel mit wenig Wissen an Themen anstoßen und dabei eben dennoch behaupten, dass man in einem bestimmten Thema arbeitet.

Insofern macht intersektionale bzw feministische Irgendwas Politik evtl schlicht Politik für den Schnitt der Frauen interessanter und wird insofern auch eher von ihnen angenommen.