„Diese europäischen Länder bieten Frauen das beste Arbeitsumfeld“

Ein Artikel dazu, welche Länder Frauen das beste Arbeitsumfeld bieten. Da Mutterschutz etc in die Bewertung mit einbezogen worden ist, aus meiner Sicht ganz interessant:

Bulgarien bietet Frauen in Europa das beste Arbeitsumfeld. Der Staat punktet mit dem besten Mutterschaftsurlaubspaket in Europa, das eine vollständige Punktzahl von 100 möglichen erreicht. Und nicht nur das: Bulgarien liegt auch bei den Frauen in Führungspositionen mit 90 von 100 Punkten an zweiter Stelle (hinter Norwegen). Das ist das Ergebnis eines eigenen erstellten Rankings der Online-Marketing-Agentur Reboot.

Meine Vermutung ist dennoch, dass die wenigsten Frauen von Deutschland nach Bulgarien ziehen wollen. Einfach weil der Lebensstandard ein anderer ist.

An zweiter Stelle folgt Kroatien mit einer Gesamtpunktzahl von 229,9 von 300 Punkten. Auch dort erhalten berufstätige Frauen ein optimales Mutterschutz. Bei den geschlechtsspezifischen Lohnunterschieden scheint das Balkanland ebenfalls auf dem richtigen Weg zu sein, da es bei den wirtschaftlichen Chancen mit 96,6 von 100 Punkten die zweithöchste Punktzahl erreichte. Allerdings schneidet Kroatien noch schlecht ab bei Frauen in Führungspositionen.

Auch interessant. In keiner Bewertung von den besten Arbeitsumfeld für Männer würde „Vaterschaftsschutz“ eine größere Rolle spielen. Work-Life Balance im allgemeinen vielleicht durchaus.

Lohnunterschiede sind häufig in Ländern niedrig, die eine schwache Wirtschaft haben. Dann verdienen alle gleich schlecht. Das wird aber auch kaum ein Anreiz sein in diese Länder zu ziehen.

An dritter Stelle des Rankings der idealen europäischen Länder für Frauen liegt Estland. Mit durchweg guten Ergebnissen in allen Bereichen erhält der Staat 80 Punkte sowohl für den Mutterschaftsurlaub als auch für Frauen in Führungspositionen.

Eigentlich wäre ja ein Land ideal, dass noch eine noch nicht so hohe Anzahl von Frauen (wenn auch keine niedrige) hat, und das ändern will. Ein Land in dem demnächst Frauenquoten eingeführt oder angehoben werden etwa.

Das als besonders gleichberechtigt geltende Schweden liegt lediglich auf Platz 10, bei den wirtschaftlichen Chancen erreicht es 73,3 von 100 möglichen Punkten und beim Mutterschaftsurlaub 16,6 von 100 und bleibt so hinter Lettland zurück. Immerhin ist Schweden bei der Lohngleichheit zwischen Männern und Frauen nach wie vor führend.

Aus der Wikipedia zu Schweden:

Schwangeren werden vor der Niederkunft 50 Tage gewährt, nach der Geburt, der Mutter oder dem Vater 450 Tage Mutterschafts- und Vaterschaftsurlaub gegeben.

In der Zeit des Mutterschafts- und Vaterschaftsurlaubes werden 80 Prozent des Gehaltes ausbezahlt, mit einem Sockelbetrag für gering Verdienende und Nichterwerbstätige.

Also etwas über ein Jahr zum aussetzen. Und das entweder den Müttern oder den Vätern.

Die junge berufstätige Mutter ist dort wenn ich mich richtig erinnere üblicher. Das ist natürlich schlecht und gibt Punktabzug.

Die Grafik ist ganz interessant:

bestes Arbeitsumfeld Frauen Europa

Deutschland weit abgeschlagen auf Platz 23

Auf dem neunten Platz folgt Lettland, das bei den wirtschaftlichen Chancen (86,6/100) mehr Punkte erzielt hat als traditionelle Wirtschaftsmächte wie das Vereinigte Königreich auf Platz 12 (66,6/100 Punkte) und Dänemark auf Platz 15 (56,6/100). Dies ist vor allem darauf zurückzuführen, dass in den letzten Jahren immer mehr Frauen hohe politische Ämter bekleiden.

Dazu muss man allerdings in die Politik gehen wollen und das ist für jemanden aus dem Ausland meist ohnehin nicht möglich.

Deutschland bietet Frauen kein besonders gutes Arbeitsumfeld

An letzter Stelle der dreißig untersuchten Länder steht die Türkei, die nur 39,9 von insgesamt 300 möglichen Punkten erreicht hat. Trotz des schlechten Abschneidens hat das Land überraschenderweise mehr Punkte für Frauen in Führungspositionen gesammelt (13,3/100) als Länder, die traditionell für ihre Gleichstellung bekannt sind und liegt sogar noch vor Deutschland (10 Punkte) und Österreich (3,3 Punkte). Nur knapp dahinter auf Platz 26 liegt Portugal (69,9 von 300 möglichen Punkten), das ebenfalls Deutschland und Österreich in Bezug auf Frauen in Führungspositionen übertrifft (26,6/100 Punkte), obwohl es für Mutterschaftsurlaub null Punkte erhält.

Die Türkei schneidet besser bei Frauen in Führungspositionen ab als Deutschland. Das spricht dafür, dass Frauen in Führungspositionen relativ wenig über Gleichberechtigung oder gleiche Chancen aussagen.

Es folgt eine Aufschlüsselung der besten Länder für erwerbstätige Frauen im Einzelnen:

1. Bulgarien (236,6 Punkte)

Bulgarien ist dasjenige Land in Europa, in dem Frauen am besten arbeiten können. Das Land gewährt Müttern einen Mindesturlaub von 58,6 Wochen (410 Tage) – den längsten Mindestmutterschaftsurlaub der Welt – und zahlt während des Urlaubs 90 Prozent des vollen Gehalts.

22,1 Prozent der Frauen in Bulgarien haben zudem eine Führungsposition inne – der vierthöchste Wert aller untersuchten Länder. Bei den wirtschaftlichen Chancen liegt es jedoch im Mittelfeld (46,6 Punkte), was vor allem darauf zurückzuführen ist, dass es im Global Gender Gap Index 2020 mit lediglich 0,727 Punkten bewertet wurde.

2. Kroatien (229,8 Punkte)

Ähnlich wie Bulgarien bietet auch Kroatien eines der besten Mutterschaftsurlaubspakete in Europa, was im Index zu 96,6 Punkten führt. Kroatische Eltern können für die Wochen des Mutterschaftsurlaubs ihr volles Gehalt erwarten und haben eine der längsten Mindestfristen für den Mutterschaftsurlaub (30 Wochen bzw. 210 Tage).

Auch in Bezug auf das geschlechtsspezifische Lohngefälle scheint das Land auf dem richtigen Weg zu sein, da es bei der Berücksichtigung der Lohngleichheit und des geschätzten Einkommens die zweithöchste Punktzahl für die wirtschaftlichen Chancen erreicht (96,6 Punkte) und damit nur von Italien übertroffen wird, das beeindruckende 100 Punkte erreicht.

Die 36,6 Punkte, die das Land für Frauen in Führungspositionen erhielt, zeigen jedoch, dass es noch einiges zu tun gibt, denn durchschnittlich nur11,95 Prozent der kroatischen Frauen haben eine Führungspositionen inne.

3. Estland (220 Punkte)

Wenn es um den Mutterschutz und die Anzahl der Frauen in Führungspositionen geht, ist Estland unter den Top 10 in Europa. Mit einem voll bezahlten Mutterschutz und einem Frauenanteil von 18,5 Prozent in Führungspositionen – dem siebthöchsten Wert aller untersuchten Länder – hat das Land für beide Aspekte respektable 80 Punkte erhalten.

Mit einem Wert von 0,751 in der Global Gender Pay Gap 2020-Rangliste schneidet Estland auch bei den wirtschaftlichen Chancen mit 60 Punkten recht gut ab.

4. Norwegen (209,9 Punkte)

Auch was die wirtschaftlichen Chancen angeht, schneiden die norwegischen Frauen gut ab: Im Gender Pay Gap Index 2020 erreichen sie einen Wert von 0,8442. Daher hat das skandinavische Land 83,3 Punkten erhalten, was dem sechsten Platz in dieser Kategorie entspricht.Wenn man bedenkt, dass Norwegen das Land mit der größten Geschlechtergleichheit in der Welt ist, sollte es nicht überraschen, dass es das beste europäische Land ist, wenn es darum geht, Frauen Führungspositionen anzubieten. Die Analyse zeigt, dass ein Viertel der CEO- oder Führungspositionen im Land von Frauen besetzt sind (24,8 Prozent).

Doch obwohl Norwegen eines der egalitärsten Länder Europas ist, hat es eines der schlechtesten Mutterschutzpakete überhaupt. Es bietet Müttern 94 Prozent ihres vollen Gehalts während des Mutterschaftsurlaubs, aber das Land offeriert nur 13 Wochen bezahlten Urlaub (19 Tage), was zu den schlechtesten der Welt gehört. Infolgedessen erhielt das Land eine mittelmäßige Bewertung von 26,6 von 100 möglichen Punkten.

4. Slowakei (209,9 Punkte)

Zusammen mit Norwegen liegt die Slowakei auf dem vierten Platz, wenn es um das beste Arbeitsumfeld für Frauen geht. Das mitteleuropäische Land belegt den dritten und fünften Platz beim Mutterschutz und bei Frauen in Führungspositionen. Da drei Viertel des Lohns einer Mutter während des Mutterschaftsurlaubs gezahlt werden und 19,75 Prozent der slowakischen Frauen Führungspositionen innehaben, erhält das Land 93,3 bzw. 83,3 Punkte. Allerdings schneidet die Slowakei nicht so gut ab, wenn es um das geschlechtsspezifische Lohngefälle geht. Mit einem Wert von 0,718 befindet es sich unter den zehn schlechtesten europäischen Ländern im Gender Gap Index 2020 rangiert.

5. Niederlande (206,5 Punkte)

Wenn es um Geld geht, haben die niederländischen Frauen mit 93,3 Punkten einen der besten Werte für die Gleichstellung der Geschlechter und liegen damit an dritter Stelle.

Beim Mutterschutzurlaub liegen die Niederlande mit 56,5 Punkten nur knapp unter den Top 10. Das liegt daran, dass das Land zwar 100 Prozent voll bezahlten Urlaub für Eltern anbietet, aber nur 16 Wochen Mindest-Mutterschaftsurlaub (112 Tage), das sind 43,6 Wochen weniger als Bulgarien auf dem ersten Platz.

Auch bei den Führungspositionen erreichen die Niederlande 56,6 Punkte und liegen damit auf Platz 13 der 30 untersuchten europäischen Länder. 15,5 Prozent der niederländischen Frauen arbeiten in Führungspositionen, was besser ist als in den Nachbarländern Belgien (10,55 Prozent) und Deutschland (6,75 Prozent).

6. Slowenien (199,9 Punkte)

Untersuchungen zufolge können slowenische Frauen mit fairen wirtschaftlichen Beschäftigungsmöglichkeiten rechnen, was zu 80 Punkten und dem siebten Platz in unserem Index für Frauen in der Arbeitswelt führt. Auch bei der Anzahl der Frauen in Führungspositionen liegt Slowenien auf dem achten Platz: 17,3 Prozent der Frauen haben die Position eines CEO oder einer Führungskraft inne.

Obwohl Müttern für die Wochen, in denen sie Mutterschaftsurlaub nehmen, ihr volles Gehalt gezahlt wird, gewährt Slowenien nur 15 Wochen bezahlten Urlaub – 105 Tage. Damit liegt das Land in Sachen Mutterschutz im Mittelfeld, nämlich auf Platz 16 und erreicht 46,6 Punkte.

7. Rumänien (196,6 Punkte)

23,55 Prozent der Frauen in Rumänien bekleiden eine Führungsposition, was den zweiten Platz unter den 30 untersuchten europäischen Ländern bedeutet und einen beeindruckenden Wert von 96,6 Punkten im Index ergibt. Das benachbarte Bulgarien rangiert ebenfalls unter den ersten fünf Ländern, was darauf hindeutet, dass die osteuropäischen Länder zu den besten Ländern gehören, wenn es um die Förderung von Frauen in CEO- oder Führungspositionen geht.

Wenn es jedoch um wirtschaftliche Chancen und Mutterschutz geht, liegen die rumänischen Frauen mit jeweils 50 Punkten im Mittelfeld der untersuchten europäischen Länder (Platz 15).

8. Italien (179,9 Punkte)

Italienische Frauen haben von allen 30 untersuchten europäischen Ländern die besten wirtschaftlichen Chancen, wenn man die Lohngleichheit bei vergleichbarer Arbeit und das geschätzte Einkommen berücksichtigt. Infolgedessen erhielt Italien in dem Index 100 Punkte und steht damit an erster Stelle.

Auch beim Mutterschutz rangiert Italien unter den Top 10 (Platz 8). Das Land bietet Frauen 80 Prozent Lohnfortzahlung während des Urlaubs und einen der längsten Mindest-Mutterschaftsurlaube der Welt (21,7 Wochen bzw. 151 Tage). Was die Gleichstellung der Geschlechter angeht, muss Italien jedoch noch mehr tun. Nur 6,55 Prozent der Frauen in Italien sind in Führungsposition tätig – der drittniedrigste Wert aller 30 untersuchten Länder.

9. Lettland (166,6 Punkte)

Lettland hat die fünftbesten wirtschaftlichen Chancen für Frauen und wurde im Global Gender Pay Gap Index 2020 mit einem Wert von 0,785 bewertet, was einen beeindruckenden Wert von 86,6 Punkten ergibt. Wenn es jedoch um Frauen in Führungspositionen und um den Mutterschutz geht, könnte Lettland besser abschneiden. Da 14,45 Prozent der Frauen als Geschäftsführerin oder leitende Angestellte eingestuft sind und das Land Müttern 80 Prozent ihres Lohns für nur 16 Wochen (112 Tage) zahlt, hat das Land 50 Punkte für seine Führungsqualitäten (15.) und 30 Punkte für seine Mutterschaftsleistungen (21.) erhalten.

10. Schweden (166,5 Punkte)

Das Land schneidet am besten ab, wenn es um Führungspositionen geht, denn 18,45 Prozent der schwedischen Frauen haben Machtpositionen inne (Vorstandsvorsitzende oder leitende Angestellte) und konnte damit 76,6 Punkte und den siebten Platz erreichen. Auch bei den wirtschaftlichen Möglichkeiten liegt Schweden unter den Top 10 und erreicht mit 73,3 Punkten den achten Platz. Allerdings lassen die Mutterschutze sehr zu wünschen übrig. Schweden zahlt 77 Prozent des vollen Lohns einer Mutter während des Mutterschaftsurlaubs, der oft nur 12,9 Wochen (90,3 Tage) beträgt.

Türkei bietet erwerbstätigen Frauen das schlechteste Arbeitsumfeld

Im Folgenden werden die Länder im Einzelnen betrachtet, die es Frauen in der Arbeitswelt besonders schwer machen.

1. Türkei (39,9 Punkte)

Das Schlusslicht in dem Reboot-Index für Frauen in der Arbeitswelt bildet die Türkei mit einem mittelmäßigen Ergebnis von 39,9 Punkten. Zum Vergleich: Das sind satte 196,7 Punkte weniger als Bulgarien auf dem ersten Platz!

Was die Lohngleichheit und das geschätzte Einkommen im Vergleich zu Männern angeht, gehört die Türkei zu den Schlusslichtern in Europa. In der Rangliste des Global Gender Gap Index 2020 hat die Türkei den niedrigsten Wert aller 30 Länder (0,635), was zu einem Ergebnis von nur 6,6 Punkten (Platz 28) für die wirtschaftlichen Chancen führt.

Türkische Frauen werden auch diskriminiert, wenn es um Führungspositionen und Mutterschaft geht, denn nur 7,15 Prozent der erwerbstätigen Frauen befinden in Führungspositionen und Frauen erhalten während ihres Mutterschaftsurlaubs von 16 Wochen (112 Tagen) lediglich 66 Prozent ihres vollen Lohns.

2. Portugal (69,9 Punkte)

Obwohl Portugal 30 Punkte mehr als die Türkei erreicht hat, gehört es ebenfalls zu den zehn Schlusslichtern in unserem Index. Es ist das schlechteste Land, wenn es um Mutterschaftsurlaub geht, und liegt in der Studie auf Platz 30. Obwohl portugiesische Frauen voll bezahlten Urlaub erhalten, haben sie den kürzesten Mindestmutterschaftsurlaub der Welt – nur sechs Wochen (42 Tage!).

Portugal schneidet etwas besser ab, wenn es um Führungspositionen und wirtschaftliche Chancen für Frauen am Arbeitsplatz geht: 10,8 Prozent der Frauen haben Machtpositionen am Arbeitsplatz inne (CEO- oder Executive-Ebene) und liegen im Mittelfeld, wenn es um Lohngleichheit und geschätztes Einkommen geht.

3. Österreich (72 Punkte)

Das Land mit den drittschlechtesten Chancen für Frauen ist Österreich, das im Index für berufstätige Frauen nur 73,2 Punkte erreicht. Im Vergleich zu den 30 anderen europäischen Ländern, die in der Studie untersucht worden sind, wird deutlich, dass österreichische Frauen diskriminiert werden, wenn es um Führungspositionen geht. Nur 5,35 Prozent der CEO- oder Executive-Positionen sind dort mit Frauen besetzt sind.

4. Luxemburg (80 Punkte)

Luxemburg liegt sowohl bei den wirtschaftlichen Chancen als auch bei den Frauen in Führungspositionen auf dem letzten Platz, nachdem beide Aspekte im Index mit null Punkten bewertet wurden. Obwohl Luxemburg zu den kleinsten Ländern Europas gehört, hat es den schlechtesten Prozentsatz an Frauen in Führungspositionen – nur 2,1 Prozent.

Mit 80 Punkten und dem siebten Platz für sein Mutterschutz kann das Land jedoch ein wenig aufholen. Luxemburg zahlt den Müttern während des Mutterschaftsurlaubs nicht nur den vollen Lohn, sondern bietet auch eine der längsten Mindestfristen für den Mutterschaftsurlaub (20 Wochen bzw. 140 Tage).

5. Deutschland (90 Punkte)

Der Index für Frauen in der Arbeitswelt vergab jeweils 40 Punkte für wirtschaftliche Chancen und für den Mutterschutz, wodurch Deutschland auf Position 18 von 30 rangiert. Es ist bemerkenswert, dass Deutschland zwar zu den elf europäischen Ländern gehört, die 100 Prozent Mutterschaftsgeld anbieten, diese bezahlte Zeit aber nur 14 Wochen (98 Tage) dauert – eine der niedrigsten weltweit.

Deutsche Frauen haben es zudem schwer, eine Frau in Führungsposition zu sein, denn nur 6,75 Prozent der Frauen sind in einer CEO- oder Executive-Position beschäftigt – der viertniedrigste Wert aller 30 untersuchten Länder.

Ich lasse die Länder einfach mal so stehen, wer etwas dazu anmerken kann, der schreibe es bitte in den Kommentaren.

Bei Deutschland klingt es so als hätten sie nur den Mutterschutz bedacht, aber nicht die Elternzeit.

Spiegel Artikel: „Papa von Mamas Gnaden: Worunter moderne Väter leiden“

Der Spiegel hat einen Artikel zu Vätern, allerdings hinter einer Bezahlschranke. Ich habe ihn daher nicht gelesen. Er scheint aber einiges an Aufruhr zu erzeugen:

Frau Schrupp mochte ja Männerbeteiligung in dem Bereich noch nie:

Margarete Stowkowski wird ironisch:

Er hat hier tatsächlich noch nicht mal verlangt gelobt zu werden, jedenfalls nicht in dem Sinne, dass er etwas besonders gut macht, er wollte eher wahrgenommen und einbezogen werden. 

Aber der alte feministische Spruch dazu ist ja, dass es für etwas, was ein Mann gefälligst zu tun hat, nämlich Rollenklischees aufzubrechen, natürlich keine Kekse geben darf, denn das passt eben besser in das Unterdrückungsnarrativ

Weitere Beiträge dazu:

Das ist glaube ich eher ein Satz, bei dem Generationen von Müttern (und Vätern) zustimmend nicken. 

„Maternal Gatekeeping“ ist natürlich etwas, was herausfordert. Denn es beißt sich damit, dass man es eigentlich zur Doppelbelastung und Care Arbeit ausbauen will, die auf der Frau abgeladen wird. 

Noch ein paar Tweets der üblichen Verdächtigen:

Hier auch der Artikel von ihr zu dem Spiegelartikel

Und die klassische Umkehr, die aber auch nur das Geschlechterklischee bedient, dass Männer härter sein müssen als Frauen:

Und hier:

Aber natürlich auch:

Hat einer den Artikel gelesen und kann mehr dazu sagen?

 

Sommertage, Mittagspausen und die Benachteiligung der Frau beim Lebenszeitverdienst.

Neulich las ich wieder einen Artikel dazu, dass Frauen aufgrund der Kinderbetreuung im Leben so und so viel tausend Euro verlieren, die Männer dann mehr haben.

Ich musste gestern daran denken:

Morgens habe ich Fräulein Schmidt in die Kita gefahren und bin danach ins Büro zum arbeiten. Lange Anzughose und Hemd, dem Wetter nach ohne Krawatte. Südländerin ist mit Schmidt Junior zuhause geblieben, sie ist ja noch in Elternzeit. Ich hole dann in meiner Mittagspause so gegen 13:30 Fräulein Schmidt aus der Kita ab und fahre sie nach Hause wo sie gleich auf die Schaukel stürmt. Papa muss anschubsen, was er natürlich gerne macht. Fräulein Schmidt ist glücklich. Südländerin hat uns schon kommen sehen und bringt im Sommerkleid Schmidt Junior im Kinderwagen schlafend mit in den Garten, dann holt sie noch einen Kinderpool und füllt ihn über den Gartenwasserschlauch. Fräulein Schmidt bekommt eine Schwimmwindel um und planscht vergnügt im Pool. Südländerin holt noch eine Garten-Picknickdecke auf der dann später Schmidt Junior liegen kann. Sie hat sich noch mit einer Frau aus dem Geburtsvorbereitungskurs verabredet, die bringt auch ihr Baby und ihre Tochter mit, die nur ein Jahr älter ist als Fräulein Schmidt. Die beiden werden dann im Garten rumtoben, während die Mütter mit den Babys im Garten sitzen, Kuchen essen und etwas klönen. Ich esse noch schnell etwas Kleines im Garten, dann wollen Fräulein Schmidt und Schmidt Junior noch etwas Aufmerksamkeit, die ich ihnen gerne gebe.

Der Garten ist zumindest im Schatten sehr angenehm. Wir haben gemeinsame Konten und Südländerin wird dank öffentlichen Dienst auch keine Karrierenachteile erleiden. Auch wenn ihre Verdienst über das Leben geringer ausfällt als meiner. Ich fahre wieder ins Büro.

Damit soll kein Neid ausgedrückt sein und ich habe auch nicht das Gefühl, dass ich durch Südländerin benachteiligt werde. Ich gestehe ebenso vollkommen zu, dass die Betreuung eines Säuglings keineswegs nur aus „mit Freundin mit Kaffee und Kuchen im Garten sitzen, während das andere Kind spielt und das Baby schläft oder ansonsten friedlich ist“ besteht. Mir ist natürlich bewußt, dass Babys schreien, schlecht drauf sind, rumgetragen werden wollen und dann genau in diesem Moment das andere Kind beschließt irgendwelchen Blödsinn zu machen, bei dem man besser dahinter stehen sollte oder es ihm verbieten sollte.  Genauso gibt es auch angenehme Tage im Büro und der Job kann einem Spass machen etc. Dennoch finde ich dieses „Sie verdient weniger Geld, der Mann mehr und sie hat damit alle Nachteile“ einfach zu kurz gegriffen, wenn man nicht gleichzeitig auch sieht, dass es eine einmalige Zeit sein kann und durchaus auch sehr angenehme Zeiten mit sich bringen kann, die viele berufliche Tätigkeiten durchaus uninteressant erscheinen lassen können. Aber das kann man eben nicht so einfach messen.

Schwangerschaft und körperliche Einschränkungen

Im Rahmen der Schwangerschaft von Südländerin wird mir auch bewusster wie körperlich einschränkend die Schwangerschaft teilweise ist. Südländerin ist wesentlich schneller aus der Puste, eher müde, mit fortschreitender Schwangerschaft stört die „Kugel“ immer mehr bei so simplen Tätigkeiten wie Schuhe zubinden etc.

Dazu kommt, dass sie häufiger in gewissen Abständer zumindest etwas kleines essen muss, sie merkt es sonst recht deutlich.

Ähnliche Erfahrungen haben mir auch andere Bekannte geschildert. Ein Freund meinte, dass man als Partner einer schwangeren am besten immer irgendeinen Energieriegel oder etwas in der Art dabei hat, dass man dann, wenn sonst nichts in der Nähe ist aus sicherer Entfernung seiner Partnerin zuwirft, wenn sie im „Hungermodus“ ist.

Natürlich haben wir das Glück in einer Gesellschaft zu leben, in der man relativ wenig körperliche Arbeit verrichten muss, wenn man den passenden Beruf hat und in der ausreichend Essen zur Verfügung steht. Wir können es uns erlauben Schwangere sehr stark zu schonen und gehen lieber kein Risiko ein. Beispielsweise gibt es wohl keinen endgültigen Nachweis, dass sich das Tragen schwerer Lasten negativ auswirken muss, aber es ist verständlich, dass man kein Risiko eingeht und eine diesbezügliche Studie auch aus ethischen Gründen schlecht durchzuführen ist.

Sicherlich wird es in weniger fortgeschrittenen Gesellschaften auch viel körperliche Arbeit für Schwangerer gegeben haben,  aber es gibt in vielen Gesellschaften natürlich auch aus diesem Grund kulturelle Regeln, die zu starke Arbeit für Schwangere verhindern sollen.

Diese körperlichen Einschränkungen lassen für mich Theorien, nach denen es in evolutionär relevanten Zeiten keine Arbeitsteilung gab und zB Frauen genauso größere Wild jagten wie Männer sehr unwahrscheinlich werden.

Frauen als Schwangere sind in vielen Bereichen alleine aufgrund der körperlichen Einschränkungen zu evolutionär relevanten Zeiten auf Unterstützung und Schutz angewiesen gewesen. Das diese über lange Zeit bestehende Lage  ohne „evolutionäre Spuren“ geblieben ist, ist schon sehr, sehr unwahrscheinlich. Das würde noch nicht einmal bedeuten, dass es nicht dennoch zb weibliche Stammesanführer gegeben hat oder Frauen wichtige Positionen in der Gesellschaft hatten. Aber gerade da Frauen in früheren Gesellschaften wesentlich häufiger schwanger gewesen sind und damit teilweise stark eingeschränkt waren, ergibt sich automatisch eine ganz andere Selektion, sowohl was den Körper als auch die Anforderungen an einen Partner ergibt.

Beispielsweise lohnen sich starke Muskeln noch weniger, wenn man sie in der Schwangerschaft eh kaum einsetzen kann, weil der Bauch zu stark auf alles drückt und man eh zu schnell außer Atmen ist und sie zudem auch im nicht genutzten Zustand mehr Energie kosten.

Und eine Partnerwahl darauf, dass der Partner einen in der Schwangerschaft unterstützen kann, wird wichtig.

 

 

Ich werde Vater

Südländerin ist schwanger und wir bekommen ein Kind. Ich bin sehr gespannt, was das alles für Umstellungen mit sich bringt. Ich glaube es war an der Zeit und nachdem wir ja schon verheiratet waren haben wir dann auch entsprechend losgelegt.

Bisher läuft die Schwangerschaft gut. Ich hatte es mir viel anstrengender vorgestellt, sowohl für Südländerin als auch für mich. Aber Übelkeiten und Launenhaftigkeiten halten sich bisher noch in Grenzen.

Wer Empfehlungen hat, was man als junge Eltern braucht oder Tipps für die erste Zeit mit einem Kind hat: Ich bin sehr interessiert.

Mutterschutz und Schwangerschaft als gute Zeit

David schreibt in einem Artikel, in dem es um künstliche Gebärmuttern ging zu der Schwangerschaft,  Elternzeit etc:

Nie im Leben würden Frauen diesen Job abgeben! Frauen sind selten glücklicher als während der Schwangerschaft.

Ich kann so ein Exemplar derzeit zuhause bewundern und abgesehen von den Geburtsschmerzen scheint das ein Traumjob zu sein.

Interessanterweise ist sich meine Frau dieser Privilegien vollauf bewusst und kann es selbst kaum glauben, wie man als Frau fürs Kinderkriegen gepampert wird.

Es dürfen keinerlei Nachteile entstehen, Vorteile dafür umso mehr.

Großzügiger Kündigungsschutz, unglaubliche 14 Wochen Mutterschutz bei vollem Lohnausgleich (für diese 3,5 Monate wird sogar noch zusätzlich Urlaub angerechnet), frühzeitige Befreiung von „schweren“ Arbeiten und Arbeitszeiten, so dass z.B. keine Arztdienste mehr gemacht werden müssen.
Die extra vergüteten Dienste + Zulagen werden aber selbstverständlich vollkommen ausgeglichen, auch wenn sie nicht gemacht werden! Auch bei den in Deutschland extrem großzügig gehandhabten „Berufsverboten“, die quasi auf Wunsch auch schon in frühen Schwangerschaftsstadien attestiert werden und selbstverständlich auch trotz völliger Untätigkeit voll bezahlt (+Dienstzulagen) werden.
Meine Frau hat ihre Schwangerschaft erst gemeldet, als sie nicht mehr zu übersehen war, einfach nur weil sie normal arbeiten wollte und das für unglaublich dekadenten Kappes hält.
Gerade erfährt sie, auch noch eine „Schwangerschaftsbeilage“ von 400€ fürs Gebären zu bekommen.
Nach der Geburt dann Elternzeit (durchschnittliche Inanspruchnahme in D sind 11,7 (!) Monate, Frauen lassen sich da also nicht viel nehmen, auch nicht vom Mann) und bis zum Kindesalter von 8 Jahren Anspruch auf 3 volle Jahre Erziehungszeit mit Kündigungsschutz pro Kind (kann willkürlich gewählt werden in dieser Zeit). Meist auch noch Anspruch auf Teilzeit (höherer Nettostundenlohn).

So lange man nicht an diese Privilegien geht und sie sogar noch weiter ausbaut, wird sich an der klassischen Rollenverteilung ganz gewiss nichts ändern. Was Frauen ja auch nicht wollen, und wenn dann nur vorgeblich.

Die Darstellung ist interessant, weil man in feministischen Artikeln zu Gehaltsunterschied und Karriere häufig den Eindruck hat, dass es nirgendwo schöner ist für eine Frau als in einem Büro und sie da nur durch das Patriarchat heraus gedrängt wird, also die Zeit mit dem Kind anscheinend keinerlei Anziehung für sie hat, die dazu führt, dass sie einer solchen Aufteilung von sich aus gerne zustimmt. Es erscheint als reine Last, einen Kampf um das Büro, den sie wegen der Geschlechterrollen verliert.

Auch ich kenne es eher, dass Frauen sich auf die Zeit mit dem Kind freuen, es zwar natürlich auch als stressig ansehen, aber eher überlegen, ob sie nicht etwas länger machen sollen, man soll ja auch nicht zu früh wieder anfangen.

Wie sind eure Erfahrungen?

„Wenn die Kinderbetreuungskosten die Hälfte meines Gehaltes ausmachen, dann kann ich auch gleich zuhause bleiben“

Ich finde diesen Tweet hier interessant:

In der Tat habe ich den Satz von Frauen schon häufiger gehört.

Er ist aus meiner Sicht falsch, weil er nicht berücksichtigt, dass man natürlich auch noch in die Rente einzahlt, Berufserfahrung ansammelt, eine Bindung zum Arbeitgeber aufgebaut wird, letztendlich beide das Kinderbetreuungsgeld zahlen, eben immer noch die Hälfte übrig bleibt etc.

Aber mir scheint auch eine Antwort naheliegend, die aber in eine andere Richtung geht als sie DasNuf wahrscheinlich vor Augen hat:

Die Mütter wollen gern die Kinder betreuen und suchen dafür eben nach einem guten Grund. Und sie nehmen wahr, dass ihr Lebensstandard durch das zusätzliche Gehalt nicht wirklich steigt, dass aber die Betreuung eines Kindes im Gegenzug durchaus gut für die Lebensqualität sein kann und wesentlich erfüllender sein kann.

Deswegen rechnen sie es auch von ihrem Gehalt ab, weil sie ja rechtfertigen wollen, dass es sich nicht lohnt, wenn sie weiter (in dem Umfang) arbeiten gehen.

In einem Frame der Unterdrückung kann es natürlich keine eigene Agenda sein, sondern nur der internalisierte Hass der Frau auf sich selbst.

Franziska Giffey: „Wir brauchen eine Kindergartenpflicht ab dem dritten Lebensjahr und wenn möglich, auch davor“

Verschiedentlich habe ich bei Facebook und Twitter jetzt ein Zitat von Franziska Giffey gelesen, die designierte Familienministerin, gelesen, in dem es um eine Kindergartenpflicht geht. Tatsächlich ist das wohl eher ein Landesthema als ein Bundesthema aber es ist ja dennoch nicht uninteressant.

Als konkreter Punkt findet sich bei Frau Giffey auf ihrer Homepage:

  • Wenn über 60% der Neuköllner Kinder in Klasse 1 mit Entwicklungsverzögerungen und fast 40% mit Sprachstörungen starten, weil sie in ihrem bisherigen jungen Leben nicht die Förderung und Anregung erfahren haben, die für einen guten Schulbeginn notwendig wären, dann sind das Alarmsignale, denen nur mit einer verbindlichen frühen und institutionalisierten Förderung für alle begegnet werden kann.
  • Es ist ein Fehler gewesen, die Vorklassen an den Grundschulen abzuschaffen.
  • Die qualitativ hochwertige Förderung der Kinder durch einen verbindlichen Kitabesuch bleibt eine der wichtigsten Voraussetzungen zur Erlangung der Schulreife. Eine gute Vorbereitung auf den Schulbesuch in der Kita ist zielführender als die frühe Einschulung. Es sind gemeinsame Anstrengungen im Land und in den Bezirken nötig, um ausreichend Kitaplätze und qualifiziertes Personal zur Verfügung zu stellen.
  • Wir brauchen eine Kindergartenpflicht ab dem dritten Lebensjahr und wenn möglich, auch davor. Wir müssen es schaffen, dass 100 Prozent der Kinder mit guten Voraussetzungen in der Schule ankommen. Denn was in der frühkindlichen Förderung versäumt wird, kann nicht mehr aufgeholt werden und setzt sich in Frustration und verfehlten Schulkarrieren fort.

Der Satz:

  • Wir brauchen eine Kindergartenpflicht ab dem dritten Lebensjahr und wenn möglich, auch davor.

ist natürlich interessant. Eine Umsetzung könnte in der Tat bei der Integration sehr hilfreich sein, aber eben auch die Rückkehr von Frauen in den Beruf beschleunigen, wenn es allgemein so durchgesetzt wird, was dann eigentlich auch Regelungen beim Unterhalt nach sich ziehen müsste.

Andere sehen darin wiederum eine Einschränkung der Elternrechte, insbesondere dem Recht sein Kind selbst zu erziehen.

Man kann auch Punkte dagegen halten wie die Bindung an die betreuenden Eltern in diesem besonderen Zeitraum und dafür eben die gleichmäßige Vorbereitung und damit eine Verbesserung der Chancengleichheit für die Kinder, die am besten möglichst früh deutsch sprechen sollten, damit sie überhaupt eine Chance haben.

Die meisten Eltern werden ihre Kinder schon heute in den Kindergarten geben, Kindergrippen hingegen werden wohl einen deutlich niedrigeren Anteil haben.

Was haltet ihr von dem Vorschlag?

Ab welchen Alter wäre eine Pflicht sinnvoll, wenn ihr sie richtig findet?

Ab welchen Alter sollte ein Kind auch abseits einer Pflicht in eine Krippe?

 

Auswirkungen kostenloser Kindertagesstätten auf die Erwerbstätigkeit der Frau

Der Spiegel berichtet über eine Studie:

Eine aktuelle Studie des Instituts zur Zukunft der Arbeit (IZA) zeigt: Ob der Kita-Besuch kostenlos ist oder nicht, hat auf die Erwerbstätigkeit von Frauen kaum Einfluss. Frauen arbeiten demnach nicht mehr, wenn sie für den Kita-Besuch ihrer Kinder keine Gebühren zahlen müssen.

Allerdings geben mehr Eltern ihre Kinder zur Betreuung, wenn diese kostenlos ist – vor allem in einkommensschwachen Familien. Messen lässt sich der Effekt allerdings nur für jüngere Kinder: Im letzten Kindergartenjahr bleibt auch mit Gebühren ohnehin kaum noch ein Kind zu Hause.

Für ihre Studie haben die Heidelberger Forscherinnen Anna Busse und Christina Gathmann Daten des Sozio-Oekonomischen Panels (SOEP) von rund 9000 Haushalten aus den Jahren 2010 bis 2015 untersucht. Die Ergebnisse beziehen sich nur auf Westdeutschland und Berlin.

Wenn mehr Eltern ihre Kinder in die Kita stecken, dann hätte man erwartet, dass dann Zeit frei wird,  mit der man wieder in den Beruf einsteigen kann. Anscheinend passiert das aber nicht.

Aus der Studie:

For mothers of younger children, we do not find an effect on labor force participation or working hours on average (see columns (2), (5) and (8)). Yet, we find some effect if we allow the treatment effect to vary across childcare years. Mothers of very young children (2-3 year-old) do not adjust their labor supply though we did find that their children were more likely to attend daycare and less likely to be cared for at home (see table 3). Hence, labor supply of mothers with very young children is highly inelastic to price changes in our context. A comparison with evidence from East Germany reveals that East German women with preschool children have not only higher employment rates than their West German counterparts but are also more responsive to daycare prices – with estimated price elasticities of between -0.1 and -0.2 (Gathmann and Sass, 2018). For children aged between 4 and 5 in turn, we find that the labor force participation of mothers decreases if their child has access to free
daycare. Such an effect is expected if the income effect raises the demand for maternal leisure.
However, the decline is with 2.2 percentage points or 3.9% ((0.01 0.029)*1.18/0.57=0.039) quite modest. Taken together, the provision of free daycare has little effect on daycare choices for older children but reduces their mothers’ labor supply. For very young children in turn, a free daycare
policy encourages earlier entry into public daycare rather than home care; yet, that does not

Der fett gedruckte Satz lautet, wenn ich ihn richtig verstehe:

Für Kinder im Alter zwischen 4 und 5 haben wir festgestellt, dass die Beteiligung der Mütter an der Erwerbsgruppe abnimmt, wenn das Kind Zugang zu freier Betreuung hat. Ein solcher Effekt ist zu erwarten, wenn der Einkommenseffekt den Bedarf für mütterliche Entspannung erhöht.

Ich verstehe es so, dass die kostenlose Betreuung quasi eine Form zusätzliches Einkommen darstellt, die man vorher nicht hatte, bzw dass eben mehr Einkommen zur Verfügung steht und damit die Mutter weniger verdienen muss und die Zeit damit für die mütterliche Entspannung genutzt wird.

Grüne Politikerinnen, die ihre Ideale verraten, weil sie Vorstandspositionen ablehnen, weil sie lieber Kinder bekommen wollen

Ein interessanter Bericht in der Berliner Zeitung von Sabine Rennefanz hält den Frauen bei den Grünen vor, ihre Ideale verraten zu haben:

In der „Süddeutschen Zeitung“ las ich neulich davon, dass die Grünen mehr junge Frauen in die Führungsgremien holen wollten. Es ging um die Neubesetzung der Spitze der Bundestagsfraktion. Drei weibliche Abgeordnete zwischen 32 und 41 Jahren wurden gefragt, ob sie  bei der Wahl antreten wollen. Sie wollten nicht, weil da Kinder kommen könnten oder welche unterwegs sind.

Das die Grünen, eine Partei, die alle Ämter strikte Frauenquoten verpasst hat, solche Probleme hat, ist schon sehr interessant und war auch schon Thema hier:

Es ist eben das alte Problem, bei Zielen, die man für die Allgemeinheit erreichen will: Viele wollen zwar gerne ein bestimmtes Ziel erreichen, aber sie wollen nicht unbedingt diejenigen sein, die die Kosten dafür aufwenden müssen.
Es ist ein guter Hinweis, dass auch die frauenfreundlichste Firmenpolitik nicht unbedingt dazu führt, dass Frauen nach oben wollen, schlicht, weil sie ihr Leben anders geplant haben und diesen Weg besser finden. Sie wollen lieber etwas mehr Zeit für das Kind haben und – auch angesichts schmaler Zeitkorridore – das Kinderkriegen nicht zu weit nach hinten schieben oder dann eben keine Zeit für die Kinder haben. Das muss auch noch nicht einmal eine schlechte Wahl sein – vielleicht haben sie so das bessere Leben – aber es ist eben schon passend, dass es bei den Grünen passiert.

Ausgerechnet bei den Grünen, die seit Jahrzehnten für Frauenrechte kämpfen, trauen sich die Frauen nichts zu, sortieren sich selber schon mal aus, weil Mütter ja in der Politik nichts zu suchen haben? Ich habe auf der Website nachgeschaut, ob sich etwas im Programm geändert hat. „Selbstbestimmung, Gleichberechtigung und die Hälfte der Macht den Frauen. Dafür kämpft die grüne Frauenpolitik. Unsere Geschichte ist geprägt von Feminismus und von Frauen, die ihre Rechte durchsetzen – mit den Männern, wenn möglich, gegen sie, wenn nötig“, steht dort. Von Frauen, die freiwillig auf ihre Rechte verzichten, steht dort nichts. Wie kann man sich über zu viele Männer in Führungspositionen beschweren, sich für Gesetze für eine Frauenquote, Lohngerechtigkeit einsetzen und dann aber zurückzucken, wenn es darauf ankommt?

In der Tat: „Die bösen Männer hindern Frauen am Aufstieg“ verträgt sich schlecht damit, dass man dann selbst eine ganz andere Entscheidung trifft, wenn einem der Aufstieg auf dem silbernen Tablett angetragen wird.

„Don’t leave before you leave“

Wenn es stimmt, dass die Politikerinnen eine Kandidatur wegen einer möglichen Schwangerschaft ablehnen, dann verraten sie damit die Ideale ihrer Partei. Ich kann das emotional nachfühlen, ein Baby stellt die eigene Welt auf den Kopf, aber politisch enttäuscht mich diese Haltung. Sie erinnert an ein Problem, dass die Facebook-Chefin Sheryl Sandberg in ihrem Bestseller „Lean In“ beschreibt: Ihr sei aufgefallen, dass Kolleginnen oft vorauseilend Karriereschritte ablehnen, weil sie ein Baby planten. Sie empfiehlt: „Don’t leave before you leave.“

Frauen, die Karrierschritte ablehnen, weil sie ein Kind planen. Kommt leider eben in feministischen Besprechungen des Gender Pay Gaps nicht vor.

Es ist natürlich zu ergänzen um Frauen, die lieber einen Job in einem Bereich nehmen, der sich gut mit einem Aussetzen, Halbtagsarbeit und Kinderbetreuung vereinbaren lässt. Beispielsweise die Top-Juristin, die lieber Richterin wird (Einstiegsgehalt ca 4150 € brutto) statt in eine Top-Großkanzlei zu gehen (Einstiegsgehalt: 8.000 € brutto) , weil sie da im öffentlichen Dienst ist, von zuhause arbeiten kann, Teilzeit nehmen kann etc.

Wenn man in der Bundesrepublik (West) aufgewachsen ist, wurde einem von früh an erzählt, dass man sich entscheiden muss, zwischen Beruf und Muttersein. Die beiden Sphären hatten wenig miteinander zu tun: Man machte sich als Mutter verdächtig, ein bisschen langweilig geworden zu sein. Viele erfolgreiche Frauen verzichteten auf Kinder.

Rückzug ist nur kurzfristig der einfachere Weg

Die Grünen waren angetreten, es anders zu machen. 1984 wählte die Bundestagsfraktion einen rein weiblichen Vorstand, das sogenannte Feminat. In den Jahren nach der Wiedervereinigung entstand, auch durch die Erfahrungen der Ost-Frauen aus Bündnis ’90, ein neuer, gesamtdeutscher Feminismus. Es wurde in den vergangenen 15 Jahren politisch viel dafür getan, dass Mütter nach der Geburt eines Kindes schnell wieder an den Arbeitsplatz zurückkehren und Väter sich stärker um die Familie kümmern können.

Seit kurzem gibt es einen Gegen-Trend. Berufstätige Mütter schreiben, dass es unmöglich ist, berufstätige Mutter zu sein. Ihre Texte heißen „Warum Frauen nicht alles haben können“ oder „Die Alles-ist-möglich-Lüge“. Es geht um die Doppelbelastung, über die Schwierigkeiten, den Alltag zu organisieren, fehlendes Verständnis am Arbeitsplatz. Viele Frauen scheinen sich dem entziehen zu wollen, indem sie in alte Muster zurückfallen. Rückzug ist vielleicht kurzfristig der einfachere Weg. Aber wenn Frauen weiterhin so denken, dann wird sich an den Strukturen der Arbeitswelt nie etwas ändern. Besonders Grünen-Politikerinnen sollten doch wenigstens versuchen, ihre eigenen Ideale zu leben.

Es wird keine günstigere Partei für eine Karriere als Frau geben als die Grünen. Wobei die anderen Parteien auch gute Aufstiegschancen bieten, denn alle Parteien suchen Frauen, die tatsächlich mitarbeiten wollen. Gerade bei einer Partei, die das als eines der dringendsten Probleme darstellt, ist es aber in der Tat eine peinliche Sache, wenn sie ablehnen, weil sie lieber in der alten Rolle leben wollen.

Es sollte den Grünen zu denken geben.

vgl. auch: