Macht und sozialer Status

Macht und Status sind beide gewisse Anzeichen für eine hohe Position in der Gruppe und damit auch gleichzeitig ein für die Partnerwahl interessantes Zeichen.

1. Sozialer Status

Ich hatte bereits einen Artikel zum sozialen Status und Evolution geschrieben, in dem ich verschiedene Grundlagen dargelegt habe. Aus meiner Sicht geht es für die Partnerwahl um eine direktere Form von sozialen Status als rein die formelle Position in der Gesellschaft.

Aber erst einmal grundsätzliches zB aus der deutschen Wikipedia:

Sozialer Status bezeichnet in Soziologie wie in Sozialpsychologie eine soziale Position innerhalb einer sozialen Struktur oder die Zuordnung der Position zu einem System sozialer Rangordnung. Soziale Struktur ist als ein Netzwerk aufeinander bezogener Statuspositionen zu verstehen, die von den einzelnen Statusinhabern und ihren Gegenspielern in einer Hierarchie unterschiedlich hoch eingestuft, d. h. nach verschiedenen Kriterien oder Statusdimensionen bewertet werden: Macht, Einfluss, Einkommen, Vermögen, Prestige und ähnliche Kriterien. Die so wertmäßig eingestuften Statusgruppen (auch soziale Klassen genannt)[1] bilden das System der sozialen Schichtung einer Gesellschaft. Die Sozialpsychologie verwendet diese Begriffe auch für kleinere soziale Einheiten wie soziale Gruppen und Organisationen.

Hier ist bereits angesprochen, dass Status nach verschiedenen Kriterien gebildet werden kann, die ich einmal etwas anderes definieren möchte:

  • Macht: Die Fähigkeit seinen eigenen Willen durchzusetzen, also Unabhängigkeit von dem Willen anderer, Anführereigenschaften etc
  • Einfluss: Wenn man kennt
  • Vermögen: Welche Ressourcen man kontrolliert und gegen andere durchsetzen kann
  • Prestige: Was andere einem an Fähigkeiten auf einem bestimmten Gebiet zutrauen bzw. das zutrauen hoher Fähigkeiten aufgrund (angeblicher oder tatsächlicher) Taten

All dies kann man natürlich direkt in evolutionäre Vorstellungen einbinden, die sowohl den Faktor betreffen, wie wertvoll man als Verbündeter oder als Partner sein kann. Wer sich häufig duchsetzt, wer viele andere Leute kennt, die sich durchsetzen, wer viele Ressourcen hat und wem diese nicht von anderen weggenommen werden und wer bekannt dafür ist, großes Vollbringen zu können, der kann sowohl ein wertvoller Verbündeter sein oder zumindest ein gefährlicher Gegner, weswegen man ihn entsprechen behandeln muss oder er könnte ein interessanter Partner sein, weil er zum einen gute Gene haben wird, die es ihm ermöglicht haben, sich gegen andere durchzusetzen, aber auch eigene Kinder gut versorgen und wahrscheinlich auch beschützen und ausbilden kann.

Auch die englische Wikipedia enthält einiges interessantes:

Status refers to the relative rank that an individual holds; this includes attendant rights, duties, and lifestyle, in a social hierarchy based upon honor or prestige. Status has two different types that come along with it: achieved, and ascribed. The word status refers to social stratification on a vertical scale.

In society, pariah status groups are regarded with disdain or treated as outcasts by the majority of the population. The term derives from the Paraiyar (Pariah caste), members of which are treated as outcasts in Hindu society.

In modern societies, occupation is usually thought of as the main determinant of status, but other memberships or affiliations (such as ethnic group, religion, gender, voluntary associations, fandom, hobby) can have an influence.

The importance of social status can be seen in the peer status hierarchy of geeks, athletes, cheerleaders, nerds, and weirdos in Hollywood stereotypes of American high schools.[1][2] Achieved status is when people are placed in the stratification structure based on their individual merits or achievements. This status can be achieved through education, occupation, and marital status. Their place within the stratification structure is determined by society’s bar, which often judges them on success, success being financial, academic, political and so on. America most commonly uses this form of status with jobs. The higher you are in rank the better off you are and the more control you have over your co-workers.

In pre-modern societies, status differentiation is widely varied. In some cases it can be quite rigid and class based, such as with the Indian caste system. In other cases, status exists without class and/or informally, as is true with some Hunter-Gatherer societies such as the Khoisan, and some Indigenous Australian societies. In these cases, status is limited to specific personal relationships. For example, a Khoisan man is expected to take his wife’s mother quite seriously (a non-joking relationship), although the mother-in-law has no special „status“ over anyone except her son-in-law—and only then in specific contexts. All societies have a form of social status. Status is an important idea in social stratification. Max Weber distinguishes status from social class,[3] though some contemporary empirical sociologists add the two ideas to create socioeconomic status or SES, usually operationalised as a simple index of income, education and occupational prestige.

Für die Frage, was uns besonders in unserer evolutionärern Vergangenheit geprägt hat, ist eher auf nichtmoderne Gesellschaften abzustellen. in diesen kann es, gerade weil die Gesellschaften wesentlich größer sind zu einem sehr „formellen Status“ kommen, der mit dem ursprünglichen Status nichts zu tun hat. Beispielsweise wird ein Klischeenerd als Studierter und auf seinem Gebiet sehr kompetenter Mensch einen guten Job haben, und insoweit auch ein gutes Einkommen. Weil er aber abseits seines Berufs vielleicht sozial wenig erfahren ist (es ist ein klischeehaftes Beispiel, welches nicht besagten soll, dass alle Nerds so sein müssen), schafft er es nicht diesen höheren formellen Status in voller Höhe in einen direkten sozialen Status zu übermitteln. Er hat keine Macht über Leute, keinen Einfluss und kein Prestige außerhalb seines Berufs und innerhalb seines Berufs auch nur, was berufliches angeht. Er wird daher anders wahrgenommen als dies seinem Status entspricht.

Hingegen kann der Sänger einer Hinterhofband, der bei einem Konzert 200 Leute begeistert, in diesem Augenblick einen subjektiven hohen sozialen Status kreiieren, wenn andere den Eindruck gewinnen, dass die 200 Leute bei dem Konzert begeistert sind, wenn er auf der Bühne stehend und die Reaktionen der Zuschauer steuernd als machtvoll wahrgenommen wird, Prestige hat, Einfluss hat (200 Leute kommen wegen ihm, auch die eigenen Freundinnen und Freunde etc). Bei einem passenden Auftreten kann er damit einen hohen sozialen Status aufbauen, die ihn zum einen attraktiv machen oder eben als Verbündeten interessant machen würde (wenn wir noch in der Steinzeit leben würden)

Weil die heutige Gesellschaft wesentlich mehr Unterteilungen in Privat und Beruflich und dort vielleicht wieder in lauter verschiedene Kreise hat, können Statusverhältnisse auch erheblich abweichen. Wer meint, dass sein Boss ein Wicht ist, den er hasst, und jedesmal die Stunden zählt, bis er aus dem Büro ist, der wird ihm über die reine Berufstätigkeit hinaus keinen Status zusprechen. Wer ihn dort auch auf eine privatere Weise kennenlernt und ihn für seine Fähigkeiten bewundert und als stark wahrnimmt, der wird ihm darüber hinaus einen besonderen Status zuweisen.

Sprich: Auch hier wirkt sich die Subjektivität von Status und die zergliedertere Struktur der Gesellschaft aus und auch der Umstand, dass wir aufgrund dieser Zergliederung Status anders bilden als früher.

Um so eher in der jeweiligen Gesellschaft der formelle Status mit dem sozial wahrgenommen Status übereinstimmt, beispielsweise in einem ärmeren Land, in dem ein guter Job mit entsprechenden Gehalt einen aus der Masse heraushebt und die Lebensqualität erheblich verbesser, um so einfacher ist es über diesen Weg sozialen Status aufzubauen. Um so eher sie auseinander fallen, um so mehr wird die direktere Form von Status interessant.

2. Macht

Macht ist zunächst die Möglichkeit, seine eigenen Vorstellungen auch gegen den Willen oder die Interessen anderer durchzusetzen.

Aus der Wikipedia heißt es dazu:

Als sozialwissenschaftlicher Begriff bezeichnet Macht einerseits die Fähigkeit, auf das Verhalten und Denken von Personen und sozialen Gruppen einzuwirken, andererseits die Fähigkeit, Ziele zu erreichen, ohne sich äußeren Ansprüchen unterwerfen zu müssen. Die beiden Sichtweisen werden auch als „Macht über“ und „Macht zu“ bezeichnet. Macht gilt als zentraler Begriff der Sozialwissenschaften und ist als solcher in seinem Bedeutungsumfang umstritten (essentially contested).

Machtverhältnisse beschreiben mehrseitige (Austausch-)Verhältnisse, bei denen oft eine Seite über größere Macht verfügt (zum Beispiel durch Belohnung, Bestrafung, Wissen) und das von anderer Seite akzeptiert wird. Es wird auf Widerspruch verzichtet, nichts gegen die Ausübung der Macht unternommen, oder die andere Seite lässt sich zu Duldung oder Befolgung zwingen.

Macht spielt praktisch in allen Formen des menschlichen Zusammenlebens eine Rolle und bedingt auf unterschiedliche Weise das Entstehen von Sozialstrukturen mit ausdifferenzierten persönlichen, sozialen oder strukturellen Einflusspotenzialen.[1][2][3] Mit Bezug auf die Etymologie von „Macht“ kann der Begriff auch so verstanden werden, dass soziale Macht nur einen – wenn auch sehr bedeutenden – Unterfall eines grundsätzlicheren Machtbegriffs bildet.

Macht ist damit ein Bestandteil von Status, es kann aus ihr Status erwachsen, sie ist aber insbesondere eine subjektive Einschätzung nicht unbedingt der Position in der Gruppe, sondern der Frage, was derjenige tatsächlich umsetzen kann. Reine Macht hat insofern etwas bösartigeres, weil sie eben eine Umsetzung auch gegen den Willen der anderen erlaubt, ein potentielles Zwingen zu einem bestimmten Ergebnis.

Macht ist insofern ein direktes Ergebnis eines gewonnen Konkurrenzkampfes und insofern auch ein starkes Zeichen guter Gene.

In heutiger Zeit kann Macht eher noch als früher aus passenden Positionen in der Gesellschaft geltend gemacht werden, die nicht ohne weiteres angegriffen werden können. Gleichzeitig ist früher eine direktere Macht vorhanden gewesen. Wer der Stammeschef war, der konnte einen anderen aus der Gruppe schmeißen, was vielleicht gleichbedeutend mit dem Tod sein konnte, töten lassen, ihm Ressourcen wegnehmen, sprich: er hatte eine recht direkte Macht über die Person. Ein heutiger Chef kann einen entlassen, was nicht das Ende der Welt sein muss. Er kann einem weitere Aufgaben geben oder einem eine Predigt halten. Sobald man die Betriebsräume verlässt, hat er aber kaum noch Macht über einen.

Was wir daher als Macht wahrnehmen, kann auch insofern sehr verschieden sein. Vielleicht besteht auch gerade wegen dieser direkteren Macht körperlicher Auseinandersetzungen bei einigen Frauen eine gewisse Tendenz hin zu Männern, die diese theoretisch noch ausüben können, von Soldaten, Polizisten oder anderen Männern in Uniform hin zu Gangstern oder Motorad/Rockern/Gangmitglied. Natürlich hat zB ein Polizist nur eine sehr eingeschränkte Macht, er kann aber aufgrund seiner Befugnisse als machtvoll wahrgenommen werden. Und so gesehen hat ein Rocker gar keine gesellschaftliche Macht, aber seine Bereitschaft einen anderen direkt zu verprügeln und eine Selbstsicherheit damit durchzukommen, verleihen ihm Anzeichen von Macht in der direkten Wahrnehmung.

3. Das Verhältnis zueinander

Macht und Status überschneiden sich in gewisser Weise. Bereits bei der Betrachtung von Status wurde deutlich, dass Macht ein Kriterium von Status sein kann. Macht selbst kann also Status bewirken. Zudem stellt eine hohe Position in der Gruppe eben auch eine gewisse Macht zur Verfügung.

Status ist aus meiner Sicht ein besseres und sicheres Kriterium, weil es einen breiteren Bereich abdeckt und Macht mit einbezieht. Weil die Position in der Gruppe auch eine wesentlich sozialerer Komponente haben kann und Status auch solche Leute einbezieht, die einen unterstützen, weil sie es wollen und nicht weil sie es müssen, ist es ein höherwertiges Signal, gerade in einer kleinen Gruppe und gerade in Bezug auf eine langfristigere Strategie. Macht ist in einer gewalttätigeren, unmoderneren Gesellschaft etwas sehr relatives, wenn man sie gegen eine Gruppe durchsetzen muss. Erst mit der Möglichkeit, Eigentum anzuhäufen und über diese Ressourcen Spezialisten mit Schutz und Ausübung direkter Macht zu beauftragen, kann darüber eine gewisse Sicherheit geschaffen werden.

In einer Jäger und Sammler Gemeinschaft ist eine Absicherung nur durch Macht und ohne darüber hinausgehenden Status wohl eher schwierig. Denn unter diesen Bedingungen ist eine Diktatur wesentlich schwieriger, weil jemand, der sich zuviel herausnimmt, immer noch relativ schnell umgebracht oder zumindest durch ein Verbünden mit anderen kleine gehalten werden kann.

Das ist aus meiner Sicht der Grund, warum Status eine sehr hohe Bedeutung erlangen kann.