„Prüfe deine Privilegien“

In einem Artikel regt sich eine „konservative Feministin“ über die Irrwege des Genderfeminismus auf:

There has been lots of debate about Conservative feminism but I want to talk about the way that most of the modern feminist movement, at least online, appears to be wasting most of its time in frenzied internal debate about absolutely nothing, and in the process, solving absolutely nothing. It has come to be alien to the vast majority of women, who do not self-identify as feminists, and yet who, if asked, would support feminist goals.

Das finde ich keine schlechte Beobachtung. Die meisten Frauen können denke ich in der Tat viele Streitigkeiten aus dem radikalen Feminismus nicht mehr nachvollziehen, weder bezüglich des Feindbildes Mann noch bezüglich inzenierten Kleinfamilien als Sexismus

Dann kommt sie zur Privilegientheorie:

„Intersectional bollocks,“ in other words. „Check your privilege.“ „Cis“. „Are white middle class stories the only ones worth telling?“ and so on and so forth. Notable from their absence from these debates about terminology and frame of reference are male feminists; at some point even the most leftwing and right-on guy just tunes out. We have the unfruitful spectacle of some of the most leftwing commentators in Britain wondering if they are being leftwing enough, or if their background even gives them the right to make an argument. „Check your privilege“, for example, is a profoundly stupid trope that states that only those with personal experience of something should comment, or that if a person is making an argument, they should immediately give way if their view is contradicted by somebody with a different life story. It is hard to imagine a more dishonest intellectual position than „check your privilege“, yet daily I see intelligent women who should know better embracing it.

Auch da hat sie in vielen Punkten recht. Die Privilegientheorie ist wenig ergiebig, was ja hier auch schon häufiger kritisiert wurde

Es ist eben einfach falsch, dass ein Mensch aus einer bestimmte Gruppe ein Problem, welches in dieser Gruppe häufiger auftritt, grundsätzlich besser erkennen kann.Es blendet aus, dass diese Gruppen aus Einzelpersonen und ihren Erfahrungen bestehen und verklärt sie zu einem einheitlichen Blog der eine bestimmte einheitliche Meinung hat, was falsch und was richtig ist.

And that is what the modern feminist movement has become. Full of intersectionality, debates about middle-class privilege, hand-wringing over a good education (this is again „privilege“ and not well-deserved success), and otherwise intelligent women backing out of debates and sitting around frenziedly checking their privilege.

It does nothing. It accomplishes nothing. It changes nothing.

Richtiger wäre, dass es nur innerhalb der Gruppe etwas bewirkt, nämlich das Gefühl doch noch etwas moralischer als der andere zu sein, die bekannte Abwärtsspirale, die mit IDPOL üblicherweise verbunden ist.

Dieser Artikel ist Anlass für eine andere Feministin die Privilegientheorien zu verteidigen:

Actually, „privilege“ isn’t at all hard to understand. It just means any structural social advantage that you have by virtue of birth, or position – such as being white, being wealthy, or being a man. „Check your privilege“ means „consider how your privilege affects what you have just said or done.“ That’s it. That’s all. Being made aware of your privilege can feel a lot like being attacked, or called a bad person, and when that happens you sometimes get the urge to stamp your feet and scream, as Dan Hodges did at the Telegraph in another swipe at those pesky privilege-checkers. This is the point where it’s useful to take deep breaths and remember it’s not all about you.

Aus meiner Sicht bedeutet „Prüfe deine Privilegien“

  1. Akzeptiere, dass du die von mir erkannten Privilegien hast
  2. Wenn du das diese nicht akzeptierst, dann liegt dies daran, dass du das Privileg hast nicht zu sehen wie bevorteilt du bist
  3. habe ein schlechtes Gewissen und versuche, die Nachteile anderer, die die Privilegien nicht haben, dadurch zu kompensieren, dass du den Vorteil ausgleichst, den du aufgrund deiner Privilegien hast

Es ist erstaunlich, wie oft ich auf die Frage, was nun eigentlich auf das „Prüfen der Privilegien“ folgt, wie man sich danach verhalten soll, kaum eine Antwort erhalten habe. Alles sei ja irgendwie ganz freiwillig, aber man habe ja nun einmal Privilegien, und das müsse man doch erkennen und abstellen wollen. Irgendwie wird eine Pflicht zum Einräumen der Privilegien und eine Handlungsaufforderung gesehen. Sonst macht das ganze System insoweit ja auch wenig Sinn. Auf eine Prüfung der Privilegien mit „Cool, ich bin voll privilegiert!“ zu antworten würde zwar auch ein „Checken der Privilegien sein, ist aber erkennbar nicht gemeint.

hen someone asks you to check your privilege, it doesn’t mean you should stop talking – it means you should start listening, and sometimes that involves giving the other person in the room a chance to speak. That’s what often upsets people most about the whole idea. It’s about who gets to speak, and who has to listen, and social media is changing those rules.

Es ist eben die Theorie des „Raum einnehmens„. Wenn man Angehöriger einer Gruppe ist, die im Schnitt mehr redet, dann muss man sich eben dieser Gruppe zuordnen und deswegen seine Redezeit einschränken. Und natürlich soll wieder Macht das Motiv sein.  Auch hier zeigt sich wieder, dass das Überprüfen nicht reicht. Man soll auch kompensieren. Der Gedanke „Zwar haben Männer mehr gesagt als Frauen, weil sie privilegiert sind, aber meine Ansicht ist so noch nicht geäußert worden, also sollte ich trotzdem reden“ ist dann eben falsch.

Privilege is not the same as power. Nor is it a game whereby only the least privileged people will henceforth be allowed an opinion – the last time I checked, the political conversation was still dominated by rich white men and their wives. These are the people who go into spasms of outrage at the very notion that a black person, or a woman, or a working-class person might have as much right to an opinion as they do on matters that affect them. I’d like to reassure these people that taking away their monopoly on opinions is the very opposite of censorship, and furthermore that their whining is distasteful.

Ersteinmal interessant, dass sie Frauen nur als „wives“ anführt. Rich white women haben ja durchaus einiges zu sagen und auch einiges an Öffentlichkeit.

Und natürlich kann sie die Aufregung nicht verstehen, weil sie nicht versteht, dass Leute sich nicht unbedingt als Teil einer Gruppe sehen und sich nicht aufregen, weil jetzt eine Frau redet, sondern weil diese Frau sich nicht an den gleichen Wettbewerb hält, wenn sie aus „Privileggedanken“ an die Reihe kommt.

Privilege is not a zero-sum game. Most of us are privileged in some ways, and less privileged in others. The inevitable straw woman raised by those who like to get lip-juttingly cross about the whole idea that they might have „privilege“ is that of the wealthy black, wheelchair-bound lesbian set against the straight, working-class white man in a contest over who is „more privileged“. The simple answer, of course, is that both have different sorts of privilege, and one doesn’t cancel out the other, because society is not, in fact, a game of top trumps.

Äh – natürlich ist Privilege ein Zero-sum-Game. Um so stärker die Privilegien um so größer die Nachteile für die Nichtprivilegierten.

Was sie zu meinen scheint ist, dass es keine absoluten Zuständen sind, eben weil dabei die Theorie der Intersektionalität mit hineinspielt. Allerdings gibt es ja auch hier bestimmte Tricks um eine richtige Anwendung der Theorien sicherzustellen: In dem Beispiel oben verschweigt sie beispielsweise, dass Männer eben keine Diskriminierung als Männer erleiden können, weil sie ja die Macht haben. Warum Nachteile von Männern anscheinend vollständig durch die Top Trumps der Nachteile der Männer ausgelöscht werden wäre da schon interessant.

„Intersectionality“ is another new bit of equality jargon that the stiff suits in the conservative commentariat loudly claim not to understand – despite or perhaps because of the fact that schoolchildren have been using it on the internet for years. All it means is that you cannot talk in any meaningful way about class without also talking about race, gender and sexuality, and vice versa. These things intersect – that’s why we call them intersectional. In Mensch’s case, she advocates an understanding of feminism that she calls „reality-based“, which deliberately ignores class, and is based on the idea that every woman can and should become a banker or a politician. Tories of all stripes, including Tory feminists, have always preferred to exclude poor people from their definition of „reality“. It is entirely unsurprising that Mensch finds the idea of „intersectionality“ uncomfortable, and she’s not the only one.

Mir kommt Intersektionalität ja auch häufig eher unlogisch vor. Nehmen wir die Frage, ob Frauen Bänker oder Politiker werden können und verbinden wir sie mit „Class“. Ich wüsste nicht, dass Männer aus der „Unterschicht“ im hohen Maße Politiker oder Bänker werden. Für die Lösung der „Frauenfrage“ in diesem Bereich lohnt es sich also durchaus „Class“ auszublenden, weil es kein separates Frauenproblem ist. Will man beides verbinden, dann muss man zunächst erst einmal darlegen, warum es eine Verbindung gibt. Was eben häufig nicht erfolgt

52 Gedanken zu “„Prüfe deine Privilegien“

  1. Dann haben die Frauen eben die Privilegien wie das Frauenstatut der Grünen.

    Oder noch mehr Forderungen zum Abbau von Privilegien:
    „Dass Frauen die Mehrheit der Sprechenden ausmachen, kommt fast nie vor. Um Ausgewogenheit herzustellen, reicht es deshalb nicht aus, die eigenen Konferenzen zur Hälfte mit Frauen zu besetzen. Um irgendwann unterm Strich gesamtgesellschaftlich auf Halbe-Halbe zu kommen, brauchen wir Konferenzen mit 70 oder 80 Prozent Frauenanteil.“
    http://antjeschrupp.com/2013/05/29/mal-ein-bisschen-mathe-warum-50-prozent-nicht-reichen/

    Ach @Christian, die radikalen Feministinnen werden nie zufrieden sein, sondern immer neue Forderungen stellen. Wer die Privilegientheorie nicht verstanden hat und diese nicht akzeptiert ist eben nicht „gebildet“ genug. Das ist wie bei Scientology, versuch dort mal einen Gläubigen zu überzeugen, dass das dort Mist ist was „gelehrt“ wird.

  2. Was heißt überhaupt Privilegien? Ist es nicht legitim, Ungleiches ungleich zu behandeln?

    Und dann fordern die gleichen, die einen zum checken der eigenen Privilegien auffordern, dass Frauen hohe Posten bekommen sollen nur wegen ihres Geschlechtes. Ist das kein Privileg?

    • Und dann fordern die gleichen, die einen zum checken der eigenen Privilegien auffordern, dass Frauen hohe Posten bekommen sollen nur wegen ihres Geschlechtes. Ist das kein Privileg?

      Zu behaupten, die Männer von Privilegien profitierten hat den Zweck, sich tatsächliche Privilegien zu verschaffen, die dann nicht mehr als Privilegien gelten sollen, sondern als gerechtfertigte Kompensationen.

      Es werden reichlich vage männliche Privilegien behauptet (gläserne Decken, Old Boys Netzwerke etc.), um sodann tatsächliche Privilegien (Quote, Bevorzugung bei der Besetzung von attraktiven Arbeitsstellen u.a) systematisch zu installieren. Ziemlich leicht durchschaubar, das Ganze.

      Noch unglaubwürdiger wird die Privilegientheorie, wenn alles ausgeblendet wird, was der gleichen Logik folgend auf männliche Benachteiligungen schliessen liesse wie die männliche zahlenmässige Dominanz in weiten Bereichen körperlich sehr anstrengender Tätigkeiten (Bau, Müllabfuhr etc.), die Sorgerechtsproblematik, wo die Kinder zu etwa 90% den Müttern zugesprochen werden, das Recht auf Abtreibung der Mutter ohne Rechtsäquivalent für den Vater, die Selbstmordrate von Männern, die höhere Bestrafung von Männern durch die Gerichte, die schlechtere Benotung der Knaben bei gleicher Leistung in den Schulen, die geringere Anzahl männlicher Abiturienten undsoweiterundsofort.

      • @Peter

        Das Wichtigste hast Du m.E. vergessen: Die doch immer noch beträchtlicher geringere Lebenserwartung von Männern im Vergleich zu den Frauen.
        Lebenserwartung ist bis heute immer noch ein ganz wichtiger Indiaktor dafür, ob ein Land medizinisch, sozial, wirtschaftlich etc. ein Entwicklungsland ist oder eben nicht. Für die ehemaligen Ostblockländer war das ein Knackpunkt, als die Lebenserwartung eben hinten dem des Westens zurückblieb.

        • Das Wichtigste hast Du m.E. vergessen: Die doch immer noch beträchtlicher geringere Lebenserwartung von Männern im Vergleich zu den Frauen.
          Lebenserwartung ist bis heute immer noch ein ganz wichtiger Indiaktor dafür, ob ein Land medizinisch, sozial, wirtschaftlich etc. ein Entwicklungsland ist oder eben nicht

          @ Chomsky

          Meine Aufzählung ist bei weitem nicht vollständig, richtig.

          Im jährlich erstellten „Global Gender Gap Report“ des World Economic Forums (WEF) wird übrigens eine um fünf Jahre längere Lebenserwartung von Frauen als „normal“ angenommen, d.h eine geringere Differenz zu gunsten von Frauen wird als Diskriminierungsindiz gewertet!

          Der „Global Gender Gap Report“ ist übrigens ein Paradebeispiel feministischer „Wissenschaft“. Wenn Frauen in einem attraktiven Bereich zahlenmässig überproportional vertreten sind (beispielsweise Anzahl Abiturienten), dann wird dies schlicht und einfach als vollständige Gleichstellung verbucht. Das ist so, wie wenn zwei Mannschaften Fussball spielen, aber nur die Tore der einen Mannschaft gezählt werden.

          Das heisst, dass in einem Utopia, in dem alle Frauen gegenüber allen Männern Vorteile hätten, dieses Utopia als Ideal dargestellt würde, da die „Gleichstellung“ zu 100% erreicht sei. Hätten in diesem Utopia die Frauen aber bloss eine um drei Jahre höhere Lebenserwartung, dann gälten Frauen als nach wie vor etwas benachteiligt. Auf solche „Studien“ beziehen sich Feministen, um globale Benachteiligungen von Frauen zu belegen! Unnötig zu erwähnen, dass Zwangsdienste wie der Militärdienst, von dem vor allem Männer betroffen sind oder die höhere Suizidrate nebst vielen anderen Bereichen, in denen die Fakten in die Gegenrichtung deuten, erst gar nicht in Betracht gezogen werden.

          Ich frage mich ab und zu: Sind diese Feministen, die für den Global Gender Gap Report verantwortlich zeichnen so unsäglich blöde oder halten sie die Leser für doof?

          @ A.Roslin
          Siehst Du, sowas wird von deiner heissgeliebten Wirtschaftselite unterstützt und es wird dieser plumpen Propaganda ein Forum geboten, das beträchtliche öffentliche Beachtung findet.

        • @Peter

          Ich hatte vor ein paar Wochen eine längere private Scheriberei mit einer Feministin, die ich sonst als sehr vernünftig anschaue. Natürlich kamen wir dann auch auf Genderfragen: Dann schrieb sie mir plötzlich: Über das Thema „Männer als Opfer“ wolle sie kein Wort mehr hören, was in etwas so viel heisst wie: So etwas ist nur Propanda. Was es nicht geben darf, gibt es auch nicht. Tia, da kam ich langsam wirklich mit, wie verbohrt gewisse Feministinnen sein können, die sonst einen sehr vernünftigen Eindruck machen.

          Ich meine: Ich lese seit Jahren quasi nur linke Medien, aber in Sachen Männerthemen und Männerpolitik, Männerbenachteiligung, sind ein grosser Teil der Linken m.E. wirklich ideologisch verblendet.

        • @ Peter

          *Siehst Du, sowas wird von deiner heissgeliebten Wirtschaftselite unterstützt und es wird dieser plumpen Propaganda ein Forum geboten, das beträchtliche öffentliche Beachtung findet.*

          Was veranlasst Dich zu glauben, ich liebte unsere hedonistische, materialistische, agnostische Wirtschaftselite heiß und innig?

          Ich halte sie für korrumpiert und dekadent.

          So wie die Kultur, die sie hervorgebracht hat und die sie hervorbringen.

          *Ich frage mich ab und zu: Sind diese Feministen, die für den Global Gender Gap Report verantwortlich zeichnen so unsäglich blöde oder halten sie die Leser für doof?*

          Weder noch.

          Wenn Du Dich von der Vorstellung verabschiedest, Feminist.I.nnen ginge es um Gleichstellung oder um Gleichberechtigung und erkennst, dass es ihnen um weibliche Suprematie geht, IN WAHRHEIT (und wissen, dass es nicht klug ist, das offen zu sagen), erkennst Du, was sie sind.

          Verlogen.

        • @Chomsky

          *Tia, da kam ich langsam wirklich mit, wie verbohrt gewisse Feministinnen sein können, die sonst einen sehr vernünftigen Eindruck machen.*

          Aber die ganze Ideologie funktioniert doch nur, wenn man verbohrt ist.

          Die Prämissen der feministischen Ideologie können nur dem plausibel erscheinen, der verbohrt ist und sich von keiner Empirie beeindrucken lässt.

          Feminist.I.nnen sind Gläubige, Angehörige eines Kultes, die ihren Kult als Wissenschaft verkaufen und damit in Politik und Gesllschaft viel zu viel Gehör finden.

          Sie sind die gültigen Erben eines anderen Kultes, des Marxismus-Leninismus, der den Feminismus als Bastard gezeugt und hinterlassen hat.

  3. Ein weiteres Problem ist meiner Meinung nach auch, dass einem bereits aufgrund bestimmter Meinungen irgendwelche Privilegien unterstellt werden. Das fällt mir insbesondere bei Diskussionen im Internet auf oder mit Leuten, die ich kaum kenne.
    Wenn ich der Meinung bin, dass Studiengebühren nicht schlimm sind, dann ja nur weil ich selbst Reich und privilegiert bin. Wenn ich fett Meinung bin, dass Menschen, die in Deutschland leben, deutsch sprechen können sollten, dann nur, weil ich selbst ja gar nicht weiß, wir es ist einen Migrationshintergrund zu haben. Wenn ich gegen Enteignung und Verstaatlichung diverser Unternehmen bin, dann auch wieder nur, weil ich ja ach so reich und privilegiert und mit dem goldenen Löffel im Mund geboren (RW) wurde.
    Alle dies kam von Leuten nur aufgrund bestimmter Meinungen ohne etwas über mich oder meinen Hintergrund zu wissen. Diese Unterstellung von Privilegien, wodurch dann auch gleichzeitig einen abgesprochen wird bei bestimmten Themen mitzureden finde ich noch einen Schritt schlimmer, weil diese Menschen einfach gar keine Ahnung haben, wie die Wirklichkeit aussieht.

    • »Wenn ich der Meinung bin, dass XYZ, dann ja nur weil ich selbst XYZ-privilegiert bin.«

      Meine ausdrückliche Zustimmung.

      »… finde ich noch einen Schritt schlimmer, weil diese Menschen einfach gar keine Ahnung haben, wie die Wirklichkeit aussieht.«

      Diese Menschen brauchen eine einfache Welt. „Gut“ hier, „Böse“ dort. Und natürlich dürfen die „Guten“, was bei den „Bösen“ absolut Nein-Nein-Nein ist (z.B. mit wüsten Beschimpfungen „argumentieren“, nicht wahr, Peterchen?).
      Dieses Muster findet man überall.
      Wem die Welt zu kompliziert ist, der muss sie sich einfach machen.

  4. Ich hatte vor ein paar Tagen mit Eule schon eine Diskussion über das Thema:
    https://allesevolution.wordpress.com/2013/06/01/selbermach-samstag-xxxv/#comment-78792

    Hier noch mal meine Kernthese:

    „Man kann leicht zeigen, daß die Privilegientheorie es verbietet, die Privilegientheorie anzuwenden, folgendermaßen:

    1. A hat ein Privileg gegenüber B.
    2. B entwaffnet A mit Hinweis auf sein Privileg.
    3. Damit hat B gegenüber A das Privileg, die Privilegientheorie anwenden zu können, was A nicht kann. (der Kommentator bezeichnete das oben als “hyper privilege”, dachte aber an der Stelle nicht weiter)
    4. A entwaffnet nun B mit Hinweis auf sein Privilegientheorie-Privileg, B darf also die Privilegientheorie nicht anwenden.

    Man kann jetzt wahlweise A gewinnen lassen oder in eine Endlosschleife eintreten: A hat jetzt nämlich auch die Privilegientheorie angewandt und noch sein Originalprivileg übrig. Also von vorne usw. ad infinitum, bis alle verdurstet, dem Wahn verfallen oder eines sonstigen grausigen Todes gestorben sind.“

    Übigens ist der mit Abstand wichtigste „social advantage that you have by virtue of birth“ die Intelligenz. Da hilft wohl nur noch ein Flug zum Kuckucksnest….

    • Das ist ein wenig zu einfach gedacht. Wenn A nämlich tatsächlich ein Pivileg gegenüber B hat (Wahlrecht, Quote, Heirat), nutzt es B auch nichts, wenn er A damit „entwaffnet“. B bekomt das Privileg von A dadurch nämlich nicht.

      • @mitm meinte glaube ich, B hat dann eben das Privileg A auf dessen Privileg hinzuweisen, ist also selber privilegiert? Was A dem B dann wieder vorwerfen könnte? …….

        • Wenn er das meinte ist es schlicht und einfach Blödsinn. Es ist kein Privileg, jemand anderen auf ein Privileg hinzuweisen, das man selber nicht hat.
          Nehmen wir einen Schwarzen in den Südstaaten der 50er, der einen Weißen auf den Rassismus gegenüber Schwarzen hinweist, den ein Weißer nicht fürchten muss. Ist der Schwarze jetzt gegenüber dem Weißen privilegiert? Absurd!

        • @Adrian
          Ich glaube ein Schuh wird dann daraus, wenn die Feministinen gehaupten alle Männer hätten alle Privilegien und die Frauen keine. Dann haben die Frauen zumindest das Privileg auf diesen Umstand hinzuweisen.
          Da aber schon die feministische Behauptung falsch ist, führen solche Überlegungen zu nix.

          Zu Deinem Beispiel. Auch Schwarze der 50er kannten Rassismus gegenüber Weißen.

        • Es ist kein Privileg jemand anderen auf Privilegien hinzuweisen, auch nicht, wenn die Privilegien, die man anderen „vorwirft“, jeder Grundlage entbehren.
          Ein Privileg wäre es höchstens dann, wenn Frauen Männer auf Privilegien hinweisen dürften, aber Männer Männer nicht.
          Haben Maskulisten Privilegien, weil sie Frauen darauf hinweisen, dass auch Männer Benachteiligung erfahren?

          „Auch Schwarze der 50er kannten Rassismus gegenüber Weißen.“

          Was nichst daran ändert, dass das Hinweisen auf Rassismus, oder andere Benachteiligungen/Privilegien, kein Privileg darstellt.

        • maninthemiddle meint wahrscheinlich, dass es in einer Diskussion ein Vorteil sein kann, andere auf angebliche Privilegien hinzuweisen. Dann habe ich dem anderen gegenüber in der Diskussion das „Privileg“ der gefühlten moralischen Überlegenheit durch Nicht-Privilegiert-Sein.

          Und da sind wir eben beim von CHristian angesprochenen Kernproblem der Privilegientheorie. Im Feminismus ist es lediglich eine Konstruktion, andere in einer Debatte zu disqualifizieren. Und dann trifft das Gedankenspiel, durch diese Disqualifikationsmöglichkeit (die der andere nicht hat) selbst plötzlich privilegiert zu sein, auch zu.

          Deshalb passt das Gedakenspiel auch nicht auf das Beispiel des Schwarzen der 50er Jahre:

          Nehmen wir einen Schwarzen in den Südstaaten der 50er, der einen Weißen auf den Rassismus gegenüber Schwarzen hinweist, den ein Weißer nicht fürchten muss. Ist der Schwarze jetzt gegenüber dem Weißen privilegiert?

          Durch den bloßen Hinweis ist er es natürlich nicht. Erst in einer Diskussion darüber, ob sich der weiße überhaupt zum Thema äußern darf, wird das „Argument“ du bist privilegiert!! selbst zum Privileg des Schwarzen.

      • @adrian: ein Privileg ist alles, was mir in einer Diskussion oder einer Auseinandersetzung einen Vorteil verschafft. Jemand anderem ohne jede Sachdiskussion einen bisherigen Vorteil nehmen zu können, verändert die Machtverhältnisse nachhaltig und ist qualitativ etwas anderes als ein Gegenargument auf der Sachebene, ist also ein eigenes Privileg.

        Frag dich einfach mal, ob Intelligenz und sprachliche Ausdruckfähigkeit (die weitgehend angeboren sind und durch Schulung gefördert werden) ein Privileg sind.

        • „ein Privileg ist alles, was mir in einer Diskussion oder einer Auseinandersetzung einen Vorteil verschafft.“

          Dann wäre ein gutes Argument ein Privileg. Oder drastischer: ein Faustschlag. Das würde aber bedeuten, den Begriff „Privileg“ ad absurdum zu führen.

          Ein Privileg ist ein Vorrecht, das einer einzelnen Person oder einer Personengruppe zugestanden wird, und einer anderen Person oder Personengruppe nicht.

        • @Adrian

          Du schreibst:

          Ein Privileg ist ein Vorrecht, das einer einzelnen Person oder einer Personengruppe zugestanden wird, und einer anderen Person oder Personengruppe nicht.

          Kommentar:

          Das ist Deine subjektive Definition von einem Privileg, andere würden ein Privileg ev. anders definieren und falls wir hier keinen Konsens haben, wer entscheidet dann, welche Definition richtig ist?

          Aber nehmen wir mal an, Deine Definition wäre konsensfähig.
          Wer gehört dann beim ökonomischen Kapital zu den Privilegierten oder Nicht-Prvilegierten? Falls Besitz oder NIcht-Besitz von ökonomischem Kapital ein Privleg sein sollte? Und müssten dann nicht noch viele weitere Überlegungen gemacht werden. Wer sein Einkommen immer im Spielcasino verplempert und kein Vermögen hat, gehört er dann zu den Nicht-Privilegierten und der Arbeitslos, der von Hartz4 jeden Monat 10 Euro auf die Seite tut, gehöert dann zu den Privilegierten?

        • Wenn wir keinen Konsens darüber haben, was ein Privileg ist, dann müssen sich die Diskutierenden eben gegenseitig erklären, was sie unter einem Privileg verstehen. Darauf aufbauend kann man die Diskussion dann fortführen.

        • @Adrian

          Nehmen wir das Beispiel Armut, was dort unter Wikipedia steht:

          Absolute und relative Armut [Bearbeiten]

          „Sowohl absolute als auch relative Armutsgrenzen sind nicht ohne normative Vorgaben zu bestimmen. Weder die Wahl eines bestimmten Prozentsatzes vom Durchschnittseinkommen zur Bestimmung relativer Armut noch die Bestimmung eines Warenkorbes sind wertfrei begründbar. Deshalb wird über sie in politischen Prozessen entschieden.“
          http://de.wikipedia.org/wiki/Armut#Absolute_und_relative_Armut

          Wer macht die normativen Vorgaben? Schlussendluch muss dies also in einem politischen Prozess entschieden werden. Die Frags stellt sich also: Wollen wir einen Diktatur von selbsternannten Privilegienlosen oder soll der politische Prozess ein demokratischer Entscheid sein?

        • „würde aber bedeuten, den Begriff “Privileg” ad absurdum zu führen. “

          Der Begriff “Privileg” ist im allgemeinen nicht absurd, nur innerhalb der Privilegientheorie. Das zeigt sich doch gerade an dem inneren Widerspruch, den die Privilegientheorie erzeugt. Erkenntnis: die Privilegientheorie ist absurd.

        • @Adrian
          „..den Begriff “Privileg” ad absurdum zu führen.“ Das machen einige Feministen doch! Behauptung:Alle Männer haben Privilegien, weil sie Männer sind. Und Nachteile sind keine Nachteile, weil Männer ja Privilegien haben, das aber nicht erkennen können. Und selbst wenn die Männer das erkennen sollten, haben sie ja immernoch die Privilegien. Egal was Männer machen, sie sind und bleiben in der Bringschuld!

          Übrigens auch Schwule Männer; siehe Homodenkmal Berlin, wo ernsthaft behauptet wurde das Ermorden von Männern sei nicht so schlimm gewesen wie das „Totschweigen“ der Lesben!
          http://home.arcor.de/archivseite/legenden/stadtfest_berlin.htm

        • Das ganze funktioniert doch überhaupt nur, weil nie eine explizite Diskussion darüber stattfindet, was denn nun eigentlich Privilegien sind und wer privilegiert ist, es bleibt immer beim moralischen Vorwurf.

          Dahinter steht offenbar die Vorstellung, dass jede Form von Ungleichheit schlecht ist. Was seinerseits zu diskutieren wäre.

      • „…nutzt es B auch nichts, wenn er A damit “entwaffnet”.“

        natürlich nutzt es ihm, sogar gewaltig. Denn A darf ja (gemäß impliziten Annahmen) seine Privilegien nicht mehr benutzen (und ist mehr damit beschäftigt, sich selbst zu demontieren, als noch an der eigentlichen Debatte teilzunehmen).

        “ B bekomt das Privileg von A dadurch nämlich nicht.“

        B braucht das Privileg, das A vorher hatte, überhaupt nicht. Wozu wollte er es haben? Bei allem, was mit dem Privileg von A zu tun hat, herrscht jetzt völlig Waffengleichheit.
        B behält natürlich seine eigenen, anderen Privilegien gegenüber A, kommt also jetzt in die Gewinnerposition (solange A nicht den gleichen Trick anwendet…).

        • „Denn A darf ja (gemäß impliziten Annahmen) seine Privilegien nicht mehr benutzen “

          Diese „implizite Annahme“ könnte aber auch nur in Deinem Kopf bestehen.

        • Die implizite Annahmen hat Christian in seiner einleitenden Moderation hinreichend betont: ohne diese Annahmen macht die ganze Theorie keinen Sinn. Ich zitiere mich noch mal selber aus der Diskussion mit Eule:

          „Wenn man ganz gemein ist, nutzt man eine ganz andere Lücke der Privilegientheorie aus (zumindest in der Form, wie von Laurie Penny dargestellt): man soll ja nur flächendeckend danach **suchen**, ob man vielleicht irgendwie privilegiert ist. Es ist aber überraschenderweise nicht explizit gesagt, was man tun soll,wenn man was findet (man soll wohl freiwillig drauf verzichten; wenn man das explizit sagt, merken die Leute aber, daß sie für dumm verkauft werden). Also freut man sich ganz einfach über sein gefundenes Privileg, erzählt allen davon und genießt es von Herzen….“

  5. Man kann sich ja fragen, ob die Privilegientheorie (falls es sich überhaupt um eine Theorie handelt) nicht gewisse Ähnlichkeiten mit dem der „Diktatur des Proletariats“ hat.

    Aber m.E. läuft es doch quasi auf das hinaus. Die Privlegientheorie kann also nicht losgelöst vom Begriff der politischen Partizipation diskutiert werden.

    Das Problem fängt ja nur schon da an, wo es darum geht, was ein Privileg sein soll und was nicht.
    Und wer bestimmen soll, was ein Privileg sein soll und was nicht.

    Haben wir keinen Konsens darüber, was ein Privileg sein soll, dann fängt der Kampf darüber schon an. Und wenn wir keinen Konsens darüber haben, was ein Privileg ist, wer bestimmt dann darüber, ob etwas ein Privileg ist oder nicht?

    Kleines Beispiel: Nehmen wir an, dass Vermögen von ökonomischem Kapital ein Privileg ist. Ein Vermögen von 1 Euro ist dann besser als 0 Euro besitzen. 100 Euro Vermögen ist privilegierter als 99 Euro besitzen. Wer gehört nun zu den Privilegierten und wer nicht. Wo ist die Grenze, wer sagt hier, wo die Grenze liegt, wer also zu den Privilegierten gehört und wer nicht?
    Wie will man diese Fragen lösen, wenn es keinen Konsens darüber gibt? Durch eine Diktatur von selbsternannten Privilegienlosen? Oder durch einen demokratischen Entscheid? Ein demokratischer Entscheid ist sicherlich vernünftiger als ein Entscheid durch eine selbsternannte Dikatur von Privilegienlosen. 🙂

    Ein demokratischer Entscheid kommt dann aber vielleicht zur Auffassung, dass man erst privilegiert ist, wenn man 1 Mio Euro Vermögen hat. 🙂

    Also, für mich ist die Privilegientheorie ohne Überlegungen zur Politischen Partizipation ein Nonsens.

  6. Die wichtigste Frage von allen :
    Wie kann es sein, dass soviel Zeit und Geld zur Klärung dieses Themas investiert werden kann?
    Ich dachte wir leben in einer grossen Krise??

    • „Ich dachte wir leben in einer grossen Krise??“ Da kümmert sich Mutti M schon, ausserdem gibt es immer wichtigere Themen.

  7. @ Christian

    *Aus meiner Sicht bedeutet “Prüfe deine Privilegien”

    Akzeptiere, dass du die von mir erkannten Privilegien hast

    Wenn du das diese nicht akzeptierst, dann liegt dies daran, dass du das Privileg hast nicht zu sehen wie bevorteilt du bist

    habe ein schlechtes Gewissen und versuche, die Nachteile anderer, die die Privilegien nicht haben, dadurch zu kompensieren, dass du den Vorteil ausgleichst, den du aufgrund deiner Privilegien hast*

    Aus meiner Sicht bedeutet „Prüfe deine Privilegien“ schlicht „Halt’s Maul, ich habe Recht! Weitere Argumentation übrflüssig.“

    Die ideale Diskurswaffe für intellektuell Herausgeforderte, die sich im Wettbewerb/in offener gleichberchtigter Diskussion/im Wettkampf nach gleichen Spielregeln für alle Teilnehmer nicht durchsetzen können, aber trotzdem siegen wollen.

    Die Besseren/Begabteren/Klügeren/Leistungsstärkeren sind nicht besser, klüger, leistungsstärker, sondern PRIVILEGIERT.

    So einfach ist das.

    • @Roslin

      Mit meiner Sicht meinte ich eher, was es aus Sicht derjenigen, die diese Theorien vertreten, offiziell heißt.

      „Aus meiner Sicht bedeutet “Prüfe deine Privilegien” schlicht “Halt’s Maul, ich habe Recht! Weitere Argumentation übrflüssig.”“

      Das bedeutet es auf einer tatsächlicheren Ebene in der Tat häufig. Dazu auch:

      https://allesevolution.wordpress.com/2011/08/18/kritik-manner-sind-privilegiert/

      3) It silences people.

      This one is often intentional. “Your opinion is coming from a place of privilege” really does mean “shut up.” It means “shut up” on the basis of the speaker’s ethnicity and sexuality and other things beyond their control. I’m not okay with that.

      It’s okay to tell someone “your opinion is wrong because you aren’t accounting for how difficult it is to face [oppression], possibly because you don’t encounter it in your daily life the way [oppressed group] do.” This is a sensible statement. But it cannot be shortened to “you think that because of your privilege.”

      Der Verweis auf das Privileg ersetzt das Argument und spart insofern die Argumentation. Dafür scheint die Privilegtheorie auch perfekt ausgestaltet, da sie darauf verweist, dass nur Angehörige der nichtprivilegierten Gruppe die Privilegierung erkennen und verstehen können. Es sei eben einfacher Hindernisse wahrzunehmen als Vorzüge. Dieser Einwand wird dann als absolut gesetzt, so dass auch die Meinung desjenigen, der der nichtprivilegierten Gruppe angehört, immer richtig sein muss. Wenn dann hinzukommt, dass Benachteiligungen des anderen nicht als solche wahrgenommen werden….

    • Aus meiner Sicht bedeutet “Prüfe deine Privilegien” schlicht “Halt’s Maul, ich habe Recht! Weitere Argumentation übrflüssig.”

      So einfach ist das.

      Ganz genau.

      Privilegientheorie ist Bullshit (um sich mal auf Harry G Frankurt zu beziehen 😉 ). Traurig, daß in unserer Gesellschaft Bullshit soviel Einfluss hat (was m.E. für Roslins Theorie der degenerierten Gesellschaft spricht).

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