Fröhliche Frauen und Führungsaufgaben

In einem Projekt wurde untersucht, wie weibliche und männliche Chefs wahrgenommen werden:

In mehreren Studien stellten die Wissenschaftlerinnen zufällig ausgewählten Personen verschiedene Szenarien mit (potenziellen) Führungskräften und deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vor. Anschließend fragten sie die Wahrnehmung und Erwartungshaltung der Testpersonen ab.

Dabei zeigte sich, dass das gleiche Verhalten von Frauen und Männern in Führungspositionen unterschiedlich beurteilt wird: Bekamen Angestellte in einem Szenario eine Aufgabe übertragen, erwarteten die Testpersonen eine bessere Leistung, wenn ein Mann die Arbeit delegiert hatte.

Wäre interessant, wenn man die Gründe dafür genauer herausführen könnte. Es könnten Stereotype sein, die aus der patriarchischen Gesellschaft oder aus den Geschlechterollen folgen. Es könnten aber auch durch Evolution entstandenen Mechanismen sein. Tiefere Stimmen, Körpergröße, Kraft andere Gestik und anderes Auftreten können ebenso dazu beitragen.

In der evolutionären Vergangenheit dürften Männer eher Anführer gewesen sein, schon aufgrund Körperkraft etc. Insofern würde es wenig verwundern, wenn klassischere männlichere Verhaltensweisen, insbesondere solche von Alphamännern, mit Anführereigenschaften verbunden werden.

Manche Stereotype von Frauen sind bei Frauen ausgeprägter

In einem anderen Szenario gaben Vorgesetzte beim Delegieren von Aufgaben ihren Mitarbeitern mal mehr, mal weniger Entscheidungsfreiheit. Aus der Sicht der Mitarbeiter wünschten sich alle Testpersonen Führungskräfte, die mehr Freiheit lassen. Im Gegensatz zu den männlichen Testpersonen unterschieden Frauen allerdings nach dem Geschlecht der Bosse: Weibliche Vorgesetzte, die wenig Freiraum ließen, schnitten bei ihnen noch schlechter ab als männliche Chefs mit dem gleichen Verhalten.

Die Sozialstruktur weiblicher Gruppen ist eben eher auf Gleichheit ausgerichtet, so dass eine Frau, die die anderen Frauen einschränkt negativer wahrgenommen wird. Warum der Wunsch nach Gleichheit evolutionär entstehen kann hatte ich in diesem Artikel behandelt. Bei Frauen kann sich dieser Mechanismus stärker innerhalb ihrer Gruppe ausprägen, da bei ihnen Statusaufbau und Hierarchien als Attraktivitätsmerkmal eine geringere Bedeutung spielen.

„Männern in Führungspositionen wird nach wie vor mehr Durchsetzungsfähigkeit gegenüber ihren Mitarbeitern zugetraut“, sagt Prof. Isabell Welpe. „Überraschend ist, dass manche Stereotype gegenüber Frauen bei den Frauen selbst sogar ausgeprägter sind – wenn sie etwa einen dominanten Führungsstil bei Männern eher akzeptieren.“

Nimmt man die obigen Betrachtungen ist dies eigentlich nicht überraschend. Da die Hierarchie unter Männern nicht zuletzt der Frauen wegen eingerichtet wird und ein Merkmal intrasexueller Selektion unter Männern ist, den intrasexuellen Machtkampf unter Frauen aber nicht betroffen hat, spricht evolutionär viel dafür, dominante Männer eher zu akzeptieren als dominante Frauen.

Die Wissenschaftlerinnen haben aber auch Ansatzpunkte gefunden, wie Frauen Stereotype durchbrechen können:

Frühere Studien haben gezeigt: Wer als führungswillig gesehen wird, hat größere Chancen, tatsächlich auf eine Führungsposition gerufen zu werden. Dies bedeutet für Frauen einen Nachteil, da sie im Schnitt als weniger an Mitarbeiterführung interessiert wahrgenommen werden. Die Wissenschaftlerinnen der TUM untersuchten nun, welche Rolle dabei Emotionen spielen. Die Testpersonen sahen Szenarien, in denen Männer und Frauen fröhlich waren, Stolz auf die eigene Leistung oder aber keinerlei Emotionen zeigten. Diejenigen, die stolz wirkten, wurden als führungswilliger beurteilt. Dieser Effekt war deutlich stärker bei den gezeigten Frauen. „Vor allem fröhlich wirkenden Frauen wird wenig Führungswillen zugetraut“, sagt Welpe. „Umso größer ist die Wirkung, wenn sie Stolz zeigen.“

Das fröhliche Frauen wenig Autorität ausstrahlen erscheint mir jetzt auch nicht so unerwartet. Interessant wäre aber ein Vergleich von Männern und Frauen in dem Bereich. Männer sind allgemein schon etwas emotionsärmer in ihrem Ausdruck. Sie bedienen aber gleichzeitig andere Statussignale, die weibliche Fröhlichkeit vielleicht nicht in dem Maße verdient. Es wirkt vielleicht zu unbekümmert um Führungskraft zu verkörpern.