Wahlmöglichkeiten und die Hausfrauenrolle

In einem Artikel gibt es ein Plädoyer für die Wahlmöglichkeit auch in Hinblick auf die Hausfrauenrolle:

Das Problem sind nicht ein kollektivvertraglich geregelter Lohn und gleiches Geld für gleiche Arbeit, sondern der (unbewusste!) Zwang, einmal in uns gesetzte Erwartungen nicht enttäuschen zu dürfen. Deshalb bleiben Frauen in zerstörerischen Beziehungen, lassen sich von der engsten Familie bevormunden und kümmern sich um die eigenen Bedürfnisse stets zuletzt. Es wird Zeit, dass Frauen beginnen, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen und Männer oder wen auch immer aus der Verantwortung für ihr Wohlergehen zu entlassen.

Initiativen wie „One Billion Rising“ sind ein gutes Beispiel. Wer darauf wartet, dass andere die Bedingungen für ein erfülltes Dasein schaffen, muss das Glücklichsein aufs nächste Leben verschieben.

Dazu gehört auch, konsequent Nein zu sagen zu selbstsabotierenden Lebenskonzepten und einer von Meinungsmachern zum gesellschaftlichen Ideal unserer Zeit erhobenen Rolle als multitaskingfähige Karrieremutter. Nein zu Familienmitgliedern, Freunden und Arbeitgebern, die unsere Begeisterung für kühne Pläne und Ideen nicht teilen und Ja zu einem Leben, in dem man sich vor lauter Stress nicht ständig selbst abhandenkommt. Auf welche Weise das geschieht, hat jede Frau zu jeder Zeit selbst zu entscheiden, ohne dafür von der Öffentlichkeit belächelt, bemitleidet oder beschimpft zu werden. Berufstätigkeit ist dabei genauso selbstverständlich wie ein Leben zu Hause mit Kindern, auch wenn das jeder Redaktionsemanze Schweißperlen auf die Stirn treibt.

Klar, oben haben wir auch etwas Aufbau der Opferrolle. Hier wird die Mutterschaft als Befreiung von zuviel Stress verstanden, der bei einer Verbindung von Karriere und Mutterrolle auftritt.

Bildungsmöglichkeiten in jedem Lebensalter, späterer Einstieg ins Arbeitsleben, berufliche Pausen (Sabbaticals), ans andere Ende der Welt ziehen oder nicht, einen Lebensmenschen an der Seite haben oder keinen – je nachdem, welche Prioritäten der persönliche Plan gerade vorsieht: Die Aufgabe einer funktionierenden Frauen- und Familienpolitik wäre es, den Rahmen zu schaffen, der diese Lebenskonzepte bedingungslos respektiert und unterstützt. Was haben wir stattdessen? Eine Töchterhymne und das Binnen-I. Na, bravo!

Hier listet sie allerlei Möglichkeiten auf, die das Leben leichter machen. Allerdings nicht, wie diese für den Betrieb interessant sein sollen oder wie dadurch entstandene Nachteile abgefangen werden sollen.

Es ist ja ein alter Konflikt: Alles, was den Ausstieg leichter macht, kann es Karrierefrauen wieder schwieriger machen und umgekehrt.

Ich selbst kündigte meinen Job bei der UNO, weil ich nicht den ganzen Tag außer Haus sein wollte. Viele Jahre betreute ich meine Kinder, chauffierte sie ins Handballtraining und möchte keine Sekunde dieser gemeinsamen Zeit missen. Nun sind sie erwachsen und meine nächsten 20 Jahre für die Umsetzung beruflicher Ideen vorgesehen. Dann bin ich 70. Was ich danach mache, steht noch in den Sternen.

Dies zeigt noch einmal, dass diese Lebensentwürfe mit einer Frau als Hausfrau, die sich um die Kinder kümmert, nicht fremdbestimmt sein muss und es wahrscheinlich auch selten ist.

Frauen brauchen völlig neue Lebensentwürfe (Männer übrigens auch). Sie brauchen angemessene Unterstützung, wenn diese tatsächlich benötigt wird und nicht, wenn schrille Frauenministerinnen sie für uns vorgesehen haben. Eine Politik, die das nicht leisten kann, ist wahrlich von vorgestern.

Die Vorstellung von mir selbst als benachteiligte Frau hat es in meinem Denken nie gegeben, daher gibt es sie auch nicht in meinem Leben. Obwohl wir heute noch in beengenden kulturellen und ideologischen Strukturen leben, ging es in unserer Geschichte nie allein um die Frage männlicher Dominanz, sondern um unentdecktes Potenzial und mangelnde Perspektiven auf unserer Seite.

Es ist erst einmal etwas sehr positives, wenn sei die Opferrolle für sich ablehnt. Ansonsten bleiben ihre Angaben etwas vage. Aber ganz von den behinderten Strukturen kommt sie wohl nicht weg.

Wäre interessant wie sie Potenziale entfalten und Perspektiven aufzeigen möchte.

Alte Modelle des Frauseins zu verlassen und neue zu erproben, erfordert für alle, die das wagen, enorm viel Mut und Eigeninitiative. Mediale Dauerfeuer und scheinheilige politische Gesten aber sind auf dieser sehr persönlichen Reise absolut verzichtbar.