Zusammenspiel biologischer mit kulturellen Faktoren über Kalibrierung durch gesellschaftliche Mittelwerte

Eine Art, wie Natur und Umwelt zusammen spielen könnten wäre die Aufnahme bestimmter Daten aus der Umwelt zur Kalibrierung bestimmter Verhaltensprogramme.

Ein Beispiel wäre der Abstand, ab dem eine unbekannte Person „zu nahe“ ist, also in die Privatsphäre eingedrungen ist. Dieser Wert ist in einigen Kulturen niedriger als in anderen Bereichen. Es gibt aber überall auf der Welt einen gewissen Abstand, ab dem Leute Nähe unbekannt finden. Insofern würde das Gehirn hier aufnehmen müssen, welche Entfernung in der jeweiligen Kultur normal ist und dann diesen Wert für seine Überlegungen zugrundelegen um danach die Vorstellungen zu kalibrieren.

Ein Faktor mit mehr Geschlechterbezug könnte die Frage sein, ab welchem Verhalten eine Frau als „schlampig“ gilt und ab welchem nicht. Das würde sich dann zB nach der Art und Weise und der Anzahl der Geschlechtspartner richten und insoweit auch nach einem Mittelwert ausgerichtet werden.

Eine solche Ausrichtung nach den direkten kulturellen Erfahrungen der Umgebung hätte insbesondere den Vorteil, dass sie weniger starr ist und sich damit der Umgebung besser anpassen kann. Bei z.B. einem streng konservativen Stamm würde ansonsten ein moderater Wert riskant, weil zu hoch sein, bei einem liberaleren Stamm hingegen würde man vielleicht aufgrund von Prüderie Nachteile haben. Mittels kultureller Ausgestaltung hingegen könnte jeweils ein Wert aus der Umgebung aufgenommen und verarbeitet werden.

Das allerdings würde beispielsweise bedeuten, dass man trotz geänderter Sexualmoral niemals davon weg kommen würde, dass zB bestimmte Frauen verurteilt würden. Man kann nur die Werte verschieben und evtl die Spanne ausdehnen.

So könnten bestimmte kulturelle Prozesse, die scheinbar unabhängig von der Biologie sind, doch eine biologische Komponente haben.