Bei Feministing findet sich ein Artikel zu der Vereinbarkeit von Feminismus und Hausfrausein:
In case you missed this lecture in Women’s Studies 101, let me break it down for you. Choosing your choice is feminist, sure! But GENDER ESSENTIALISM IS NOT FEMINIST.(…)
I made a choice to be my kids’ caregiver, but that choice wasn’t made in a vacuum. My hubby and I had to weigh some very harsh realities. Who made more money? Who would probably ALWAYS make more money? Who could count on consistent work for the next two decades? If you guessed the BOY, you’re right! You win a wife.*
Understanding how patriarchal capitalism works is feminist. GENDER ESSENTIALISM IS NOT FEMINIST.
Diese Verbiegung der Gedanken finde ich interessant:
- Ein bestimmtes Verhalten frei zu wählen ist feministisch
- Im Patriarchismus kann man sich aber allerdings nur dafür entscheiden, der traditionellen Rollenverteilung zu folgen, weil der patriarchale Kapitalismus nun einmal so ist
Gleichzeitig wird behauptet, dass es nicht okay ist, dass man Geschlechtern bestimmte Eigenschaften zuweist/abspricht.
Dabei weist man hier zumindest indirekt essentialistische Kategorien zu: Der Kapitalismus ist eben männlich/patriarchatisch. Einen weiblichen matriarchalen Kapitalismus, ich bezweifele, dass man sich das dort vorstellen kann. Frauen machen so etwas nicht.
Hinzu kommt, dass sie anscheinend einen Blick auf diese Verhältnisse hat, die ganz unabhängig von einem Verhalten der Personen sind: Frauen können mit entsprechenden Studium und entsprechender Partnerwahl natürlich auch diejenigen sein, die mehr verdienen. Sie scheint aber auch hier eine recht essentialistische Betrachtung der Verdienstmöglichkeiten von Männern und Frauen vorzunehmen. Eine Differenzierung innerhalb der Geschlechter erfolgt kaum
Richtig ist insoweit, dass im Gender-Feminismus häufig vermieden werden soll, einzelnen Personen bestimmte Eigenschaften nach Geschlecht zuzuweisen.
Gleichzeitig sind die Konzepte im Genderfeminismus aber stark auf Gruppenbetrachtungen zugeschnitten und unterscheiden insoweit wenig zwischen den Einzelmenschen. Dass man nicht essentialistisch denken soll tritt schnell in den Hintergrund, wenn man bei Doing Gender bestimmte Eigenschaften als männlich oder weiblich darstellt oder wenn man meint, dass „Männer“ an bestimmten Zuständen schuld sind oder von diesen profitieren und „Frauen“ unterdrückt werden.
Die Zuweisung von Privilegien erfolgt schlicht nach Gruppenzugehörigkeit und eine differenziertere Betrachtung findet nicht statt.
Und natürlich ist auch „Alle Menschen sind gleich, waren immer gleich und werden immer gleich sein, es gibt nur den Blank Slate“ auch eine reichlich essentialistische Betrachtung unter evolutionären Gesichtspunkten, die sexuelle Selektion und natürliche Selektion sowie Konzepte der Arbeitsteilung ausblendet.
Und auch bei den Folgen von Rollen sind Frauen und Männer alle empfänglich für diese, erkennen die Nachteile nicht, sind eine große Masse von durch Normen gleich formatierter Wesen.