Ein männlicher Feminist und sein Kampf mit dem männlichen Privileg

Hier ein Bericht eines männlichen Feministen und seine Probleme deswegen:

. While I encounter many peers who question my sanity and my sexuality because of my views on feminism, sexism, and male privilege, the biggest obstacle in being a black male feminist is myself. Probably the biggest thing that most likely prevents the average brother from becoming a feminist, outside of religious and societal conditioning, is male privilege.(…) Each and everyday I wake up battling male privilege. Oftentimes, we menfolk revel in it without even knowing about it. That’s what makes it difficult. Privilege is invisible. It’s not something noticed by those who own it.(…) I can sleep around with all the women I want and my morality is never called into question. As a matter of fact, it is seen as my grooming to becoming a man. My manhood is tied to my sexual prowess. We often see sexism as an individual act against one person and fail to recognize the invisible systems that places dominance over women. I don’t have to protest the fact that women in every profession makes less money than I do working the same position, with the same experience that I have.

Male privilege is probably the number one reason I refused to even consider being a feminist for so long. There are days when I wake up and slip right back into it without even realizing it. There are days when I can recognize it as quickly as a cat can spot a mouse. (…) For any black male to become a feminist, he has to recognize male privilege and then give it up. In a society where oftentimes we feel powerless, any advantage we have to recognize and give up might make one feel helpless. Or so we think. That is not true at all. Not everything we do has involve a power dynamic of any kind. We are partners right? So we should share. We should not take advantage of any privilege we might assume is ours by birthright. We as men cannot expect to uplift the community while treating one half of the members of said community like second class citizens. We are partners in this struggle. The sisters should not have to play the back. Like us, they have a stake in our triumphs and suffer much more than we do in our losses.(…) Not only must we recognize and give up male privilege, we must challenge and revolutionize the false teachings of masculinity. As human beings, it is our duty to protect and provide for our families. Everyone does that in their own way. We must also love, nurture, build with, uplift, and strengthen our loved ones and our communities. We must challenge the idea that as men we must remain in power and then destroy all those who even seem to think about threatening our hold on said power. While everything is political, not everything is about who maintains dominance over the other.

Mich würde jetzt interessieren, wie er gegen die Privilegierung, die ja eigentlich nicht abzuschütteln ist, ankämpft. Schläft er nicht mehr mit Frauen und ist ein treusorgender Familienvater geworden, damit er nicht mehr durch sein „Sexprivileg“ bevorteilt wird? Wirft er danach etwas Schmutz auf sich, damit er auch einen schlechten Ruf erhält? Oder redet er einfach etwas darüber, dass es unfair ist, dass es für sie anders ist?

Ich halte die Privilegientheorie für wenig geeignet, insbesondere wenn man(n) sich die Privilegien wie eine Geißel geständig selbst auf den Rücken hauen muss und dauernd zerknirscht sein muss, dass man ein Mann ist. Das kann keinem Menschen auf Dauer gut tun. Der Diskriminierungsbegriff ist meiner Meinung nach in solchen Fällen wesentlich flexibler und erlaubt es aktiv gegen von einem wahrgenommene Diskriminierungen vorzugehen. Zudem ist die Beschränkung des Privilegienbegriffs auf Männer für mich nicht hinnehmbar, ich sehe diese Beschränkung eher als Versuch eine Diskurshoheit zu erlangen und seine Diskussionsposition zu verbessern.

Zumal mir einige Positionen auch nur durchhaltbar erscheinen, wenn man Frauen „aufs Podest stellt“ und ihnen die Opferrolle zuweist.

Der Schlusssatz ist dann ein klassischer:

As a black male feminist I have learned that part of our fight is against sexism, sexist exploitation, and oppression. Now who wouldn’t get down with that?

Also das berufen auf moralische Grundsätze, denen jeder zustimmen kann und muss und die für den Gesamtfeminismus stehen. Da ist dann von männlichen Privileg und von der Ablehnung jeglichen weiblichen Privilegs keine Rede mehr. Zu dieser Taktik über die Appell an die Moral hatte ich bereits hier das passende gesagt.

30 Gedanken zu “Ein männlicher Feminist und sein Kampf mit dem männlichen Privileg

  1. Kann mir mal jemand ein Taschentuch reichen ?? Schluchz !! Erst jetzt fällt es mir wie Schuppen aus den Haaren und ich sehe, welch Privilegien ich genoss, ohne jemals von einem schlechten Gewissen geplagt zu werden. Mein frisches, selbst gebügeltes Büsserhemd soll von nun an mein ständiger Begleiter sein und mir meine Schlechtigkeit gewahr werden lassen, auf dass meine Menschwerdung gelingen möge. Und ich streu mir Asche aufs Haupt. Verflucht sei die Schwäche meines Fleisches. Gebenedeit sei das Weib, halleluja !

    @Christian
    Wo hast du denn den Bruder ausgegraben !? Im Ernst: Was sind denn konkret die männlichen Privilegien, die er anführt ? Genau zwei behauptete, nämlich Lohndifferenz und gesellschaftlich akzeptierte sexuelle Freiheit des Mannes. Über die Lohndifferenz wurde hier schon genug gesagt. Bleibt noch die behauptete sexuelle Freiheit des Mannes, die angeblich gesellschaftlich akzeptiert sei im Gegensatz zur weiblichen. Selbst wenn da ein wahrer Kern ist: Der sexuellen Freiheit des Mannes steht die weibliche Freiheit gegenüber;

    „“Selbstbestimmung war und ist die zentrale Forderung der Frauenbewegung in der Auseinandersetzung um den § 218. Frauen wollen selbst bestimmen, ob, wann und wieviele Kinder sie bekommen.““
    http://www.geburtskanal.de/index.html?mainFrame=http://www.geburtskanal.de/Wissen/S/WeiblicheSelbstbestimmung.php&topFrame=http://www.geburtskanal.de/header.html

    Dieses Selbstbestimmungsrecht hat der Mann nicht. Ist die Frau schwanger, kann sie die Schwangerschaft abbrechen oder nicht. Der Vater hat kein äquivalentes Recht. Diese Rechtsasymetrie ist von zentraler Bedeutung für das Geschlechterverhältnis und ist weit prägender als alles andere.

    Es gibt also auch schwarze männliche Feministen. Ich dachte immer, die seien noch nicht so kontaminiert.
    Yo Bro, dont listen to ya sistas !

  2. @Peter Bosshard

    „Wo hast du denn den Bruder ausgegraben“

    Bin irgendwie über ihn gestolpert. Fand ihn aber ganz anschaulich.

    „Was sind denn konkret die männlichen Privilegien, die er anführt ?“

    In dem verlinkten Artikel „Männliche Privilegien, weibliche Privilegien und wohlwollender Sexismus“ habe ich eine Auflistung verlinkt, nämlich diese hier: Male privileg Dort kommt man immerhin auf 46 männliche Privilegien.

    Ich habe in dem Artikel auch die Gegenliste, nämlich die weiblichen Privilegien, verlinkt.

  3. Wenig Substantielles, was da als Privilegien aufgeführt wird.

    If I’m careless with my driving it won’t be attributed to my sex.
    Falsch. Männer, so die gängige Meinung, fahren agressiver.

    If I have children but do not provide primary care for them, my masculinity will not be called into question.
    Weil das traditionelle Vorbild mir als Mann eine andere Aufgabe zuteilt.

    I can turn on the television or glance at the front page of the newspaper and see people of my own sex widely represented.
    In welchem Kontext ? Positiv, negativ?

    I will never be expected to change my name upon marriage or questioned if I don’t change my name.
    Ich kann keine Stöckelschuhe tragen, ohne dass ich schief angeguckt werde …

    If I’m not conventionally attractive, the disadvantages are relatively small and easy to ignore.
    Halte ich für eine unbewiesene, fragwürdige Behauptung.

    If I have children with my girlfriend or wife, I can expect her to do most of the basic childcare such as changing diapers and feeding.
    Sie dagegen kann erwarten, dass der vater für das Einkommen sorgt. „The male breadwinner“. Wer ist hier im Vorteil, wer benachteiligt ?

    Ziemlich zusammengeklaubt, das alles.

  4. @Peter

    Ja, ich wollte die Liste auch eigentlich noch mal komplett durchgehen. Wenn ich mal die Zeit habe mache ich da einen Artikel draus.

    „Sie dagegen kann erwarten, dass der vater für das Einkommen sorgt. „The male breadwinner“. Wer ist hier im Vorteil, wer benachteiligt ?“

    Es ist eben eine sehr einseitige Sicht. Aber sie genießt dennoch große Popularität in vielen feministischen Kreisen.

  5. Immerhin weiß ich jetzt, wie einfach es für mich, für jeden sein könnte, Feminist zu werden.

    Ich müsste, um das zu werden, ganz einfach nur … Feminist werden, müsste eines Morgens aufwachen mit der erleuchtenden Erkenntnis, dass alle Prämissen dieser Weltanschauung wahr, fundiert, realistisch sind und schon erschiene das ganze windschiefe Häuschen solide gemauert und kunstgerecht aufgeführt.

    Sollte es hie und da trotz allem zwicken, weil der Wind durch alle Ritzen pfeift, es reinregnet und es arschkalt ist, so liegt das nicht etwa am baulichen Zustand der Bruchbude, in der ich mich eingehaust habe, nein, es liegt an den Restbeständen falschen Bewußtseins, die verhindern, dass ich die Solidität und Kunstgerechtigkeit der Bauausführung zu schätzen vermag.

    Ein bißchen meditative Gehirnwäsche und schon wird die verwanzte Baracke zum Palast.

    Danke, Christian, für dieses weg-und richtungsweisende Papier.

    Es macht mir Hoffnung.

    „Frieda, wo ist das Dynamit? Ich will renovieren!“

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