Sex und Ehe: Warum Frauen in der Ehe die Lust am Sex verlieren

Eine Studie hat versucht herauszufinden, warum gerade Frauen mit fortschreitender Ehe weniger Sex wollen:

The high prevalence of sexual desire complaints in women have led a number of researchers and theorists to argue for a reconceptualization of female sexual desire that deemphasizes the drive model and places more focus on relational factors. Lacking in this effort has been a critical mass of qualitative research that asks women to report on their causal attributions for low desire. In this study, the authors conducted open-ended interviews with 19 married women who had lost desire in their marriage and asked what causal attributions they made for their loss of sexual desire and what barriers they perceived to be blocking its reinstatement. Three core themes emerged from the data, all of which represented forces dragging down on sexual desire in the present sample: (a) institutionalization of the relationship, (b) over-familiarity, and (c) the de-sexualization of roles in these relationships. Interpersonal and intrapersonal sexual dynamics featured more prominently than did relationship problems in women’s attributions. The authors discuss the results in terms of clinical implications in the psychosocial component of treatment for hypoactive sexual desire disorder.

Quelle: Why did passion wane? A qualitative study of married women’s attributions for declines in sexual desire. Journal of Sex & Marital Therapy, Band 36, Ausgabe 4 July 2010 , Seiten 360 – 380

Die drei Hauptgründe wären demnach:

  • Instituionalisierung der Partnerschaft
  • zuviel Vertrautheit
  • Entsexualisierung der Rollen in der Partnerschaft

Also im wesentlichen sich als gegeben hinnehmen, nichts neues mehr sehen und sich nicht mehr in sexuellen Rollen sehen, also weniger als Mann und Frau, sondern als Vater und Mutter oder einfach als Partner.

Im Pickup-Bereich würde man sagen: Zuviel Komfort/Rapport, zuwenig Attraction. Attraktion entsteht im wesentlichen dadurch, dass man sich nicht Betarisieren läßt, sondern ein (Alpha-)Mann bleibt und dafür sorgt, dass sie einen auch als solchen wahrnimmt.

Also das Gegenteil davon, die Geschlechter aufzulösen. Das muss nicht gleichzeitig mit einem konservativen Weltbild verbunden sein. Auch ein Hausmann kann männlich sein. Aber es macht meiner Meinung nach deutlich, dass wir die Geschlechterrollen zumindest bis zu einem gewissen Grad brauchen.

Risiko und Testosteron

Männer sind risikobereiter als Frauen – dies zeigt sich überall auf der Welt. Die Ursache besteht darin, dass Testosteron die Bereitschaft Risiken einzugehen erhöht:

Die Verbindung von Testosteron und riskantem Verhalten ist schon seit langem bekannt. (…) [Es zeigt sich], dass der Testosteronspiegel sowohl mit finanzieller Risikobereitschaft als auch mit der Berufswahl korreliert. Personen mit mäßig hohem Hormonspiegel gehen finanzielle Entscheidungen weniger vorsichtig an und sind in großen Zahlen im Finanzwesen tätig. (…) Bei Personen, deren Testosteronspiegel oberhalb eines bestimmten Wertes lag, war die Wahrscheinlichkeit, dass sie die ungewisse Lotterie dem sicheren Gewinn vorzogen, genauso groß wie der umgekehrte Fall. Aber unterhalb dieses Grenzwertes ließ sich eine starke Verbindung zwischen finanzieller Risikobereitschaft und Testosteron feststellen – sowohl bei der Lotterie als auch in der Berufswahl der Probanden. Besonders bei Frauen zeichnete sich bei der Lotterie ein klarer Trend ab. Ein niedrigerer Hormonspiegel – hierbei handelte es sich meistens um Frauen – ging einher mit größerer finanzieller Vorsicht.

Es besteht ebenso ein Zusammenhang mit pränatalen Testosteron:

Prenatal testosterone has important effects on brain organization and future behavior. The second-to-fourth digit length ratio (2D:4D), a proxy of prenatal testosterone exposure, has been linked to a wide variety of sexually differentiated dispositions and behaviors. We examine the relationship between digit length ratios (2D:4D and rel2, the length of the second finger relative to the sum of the lengths of all four fingers) and risk-taking behaviors across five domains: financial, social, recreational, ethical, and health. In a sub-sample of male Caucasians (ethnically homogeneous), lower rel2 was predictive of greater financial, social, and recreational risk-taking, whereas lower 2D:4D was predictive of greater risk-taking in two domains (social and recreational). In the full male sub-sample (ethnically heterogeneous), the only significant correlation was a negative association between 2D:4D and financial risk. A composite measure of risk-taking across all five domains revealed that both rel2 and 2D:4D were negatively correlated with overall risk-taking in both male sub-samples. No significant correlations were found in the female sub-samples. Finally, men were more risk-seeking than women across all five contexts.

Das Männer eine höhere Risikobereitschaft haben ist durch evolutuionäre Vorgänge gut zu erklären.

Frauen haben die höheren Kosten einer Schwangerschaft und des anschließenden Stillens.  Dies führt dazu, dass Frauen, die „gründlicher“ bei der Partnerwahl sind und daher sowohl auf besseres „Genmaterial“ als auch auf eine gewisse Bindung und Versorgereigenschaft Wert legen mehr Kinder zur Welt gebracht haben, die sich später selbst fortpflanzen konnten. Damit sind Gene, die ein solches Verhalten begünstigen, in einem evolutionären Vorteil und setzen sich damit in einer Population eher durch.

Die Auswirkungen dieses evolutionären Prozesses sieht man in einem stärkeren Sexualtrieb der Männer, Hypergamie bei der Frau, der stärkeren Beziehungsausrichtung der Frau, der Betonung von sozialen Status des Manness bei der Partnerwahl etc.  (alles natürlich im Schnitt, nicht auf den einzelnen Menschen bezogen).

(Natürlich haben auch Männer starke Auswahlkriterien, gerade bei einer Langzeitbindung muss auch der Mann erhebliche Ressourcen investieren, aber die Auswahlkriterien sind hier dennoch andere und körperlicher ausgerichtet).

Im Gegenzug führt diese stärkere Partnerwahl durch die Frau dazu, dass Männer ein hohes Interesse daran haben, die bei den Frauen vorhandenen Suchkriterien zu betonen. Sie müssen eher ihre Stärken darstellen und eher versuchen einen hohen Status in der Gruppe zu erreichen um für eine Partnerin attraktiv zu sein. Aus Sicht des „egoistischen Gens“ ist es günstiger Risiken einzugehen und sich fortzupflanzen als auf Nummer sicher zu gehen und zu Sterben ohne seine Gene weitergegeben zu haben. Dies führt dazu, dass risikobetontes Verhalten, dass gleichzeitig mit einer gewissen potentiellen Statuserhöhung verbunden ist, bei Männern wesentlich häufiger anzutreffen sein müsste als bei Frauen.

Da Männer üblicherweise mehr Testosteron haben als Frauen und Testosteron bereits für vielerlei Geschlechtsunterschiede genutzt wird, unter anderem für die pränatale Prägung des Gehirns, hat sich dieser Weg wohl auch hier angeboten. Das Frauen insoweit auch betroffen sind und sich auch bei ihnen die Risikobereitschaft erhöht ist insoweit eher ein Nebenprodukt.

Wettbewerb und Signaling Theorie

Zur Einstimmung auf das Jahr 2011, in das hoffentlich alle Leser gut rüber gerutscht sind, hier ein Video, in dem Leute zeigen was sie können:

 

Man beachte, dass das Geschlechterverhältnis ziemlich deutlich zu Gunsten der Männer ausfällt. Das kann natürlich Zufall oder gar böse Absicht des Erstellers gewesen sein (es gibt sicherlich Personen, die fordern würden, dass man ein solches Video mit gleichen Geschlechtsverhältnis anfertigt), es könnte aber auch daran liegen, dass Testosteron die Risikobereitschaft erhöht und Männer biologisch eher ihre Stärken darstellen und daher auch eher in  Wettbewerbe eintreten.