Scheidungsfaktor: Mann ohne job

Ein Artikel zu einer Studie, nach der die Frage, ob der Ehemann einen Job hat, sehr wesentlich für die Frage ist, ob es zu einer Scheidung kommt:

The big factor, Harvard sociology professor Alexandra Killewald found, is the husband’s employment status. For the past four decades, she discovered, husbands who aren’t employed full time have a 3.3 percent chance of getting divorced in any given year, compared with 2.5 percent for husbands employed full time. In other words, their marriages are one-third more likely to break up.

Examining 46 years of data on more than 6,300 married couples in the U.S., Killewald found a big shift in the risk of divorce in the mid-1970s. Couples married before 1975 were likelier to split up if women and men divided the housework equally, perhaps because the husband saw a threat to his traditional role in the household. Since 1975, housework hasn’t been much of a factor. The guy’s job has.

“Wives have more freedom in how they ‘do’ marriage,” Killewald said, but husbands are still expected to be the breadwinner. 

Killewald had to untangle a couple’s working life—employment status, willingness to do housework—from their finances to see which of the two was the greater factor in divorce. She used a larger set of census data to predict wives’ economic dependence on their marriages—how much they would lose if they got divorced.
Her conclusion: The couples’ income and the wives’ economic independence didn’t correlate with a higher risk of divorce.

That’s surprising, said New York University sociology professor Paula England, but she said she finds the study’s methodology „very sound“ and its conclusions convincing.

„I’m sure that financial strain hurts people’s well-being, but it doesn’t seem to be causing marriage breakup,“ England said.

What did correlate with divorce in Killewald’s study? How a couple spends their time.

Wives spent 3.9 times as many hours as men doing housework in 1975, according to a 2012 study. More recently, in 2009 and 2010 data, wives were working around the house 1.7 times as long as their husbands—that is, still 70 percent more.

Couples married before 1975 who split the housework 50-50 were about 36 percent likelier to get divorced than couples in which the wives did three-quarters of the housework, Killewald found. Since 1975, however, there’s almost no correlation between the housework split and the marriage split.

Meanwhile, a husband’s job seems to matter more now. For couples married before 1975, the husband’s employment status barely affected their chances of divorce. It’s the decades since 1975 that saw a dramatic increase in correlation between his job status and their risk of divorce.

It’s hard to know whether husbands or wives are deciding to split in these cases, but England notes that previous studies have shown about two-thirds of divorces are initiated by women.

So what happened in 1975? Killewald said she saw similar changes when she divided her data at various points in the 1980s. Other sociological studies have suggested something did happen in the 1970s that changed men’s and women’s attitudes toward work and marriage.

“The late 1970s were really a time of change in what women expected for their careers,” Killewald said. What hasn’t changed nearly as much is the role men are supposed to play as husbands.

Demnach ist also die Frage, ob der Mann einen Job hat eine der wichtigsten Faktoren. Das kann natürlich an vielen Umständen liegen, etwa daran, dass er sich wertlos fühlt und sich dadurch anders verhält oder das sie ihn tatsächlich nicht gut genug findet oder eine Mischung aus beiden. Interessanterweise hat die Bedeutung, wenn ich das richtig verstehe, sogar zugenommen, was wahrscheinlich daran liegt, dass früher eine Scheidung eher etwas wahr, was man nicht machte und was einer gewissen Ächtung unterlag.

Selbermach Samstag 197 (30.07.2016)

Welche Themen interessieren euch, welche Studien fandet ihr besonders interessant in der Woche, welche Neuigkeiten gibt es, die interessant für eine Diskussion wären und was beschäftigt euch gerade?

Welche interessanten Artikel gibt es auf euren Blogs? (Schamlose Eigenwerbung ist gerne gesehen!)

Welche Artikel fandet ihr in anderen Blogs besonders lesenswert?

Welches Thema sollte noch im Blog diskutiert werden?

Für das Flüchtlingsthema gibt es andere Blogs

Ich erinnere auch noch mal an Alles Evolution auf Twitter und auf Facebook.

#nohatespeech und der Sexismus

Gefördert vom Bund startet auch in Deutschland eine von der EU angedachte Kampagne gegen Hatespeech, die „No Hate Speech“-Kampagne. (Homepage / Twitter)  In Deutschland folgt diese anscheinend stark den klassischen Theorien aus den intersektionalen Theorien und richtet sich strikt gegen „Hass“, der sich gegen „diskriminierte Gruppen“ richtet und die anderen Gruppen innerhalb der gleichen Theorie als „Unterdrücker“ ansieht, die sich diskriminiert sein können und daher mehr oder weniger der „Feind“ sind.

Auf ihrer Seite findet sich dazu unter „Wissen – Was ist Hatespeech“ das Folgende:

 

Hate Speech ist, wenn man Worte und Bilder als Waffe einsetzt, bewusst, gezielt und voll auf die Zwölf. Wenn Menschen abgewertet, angegriffen oder wenn gegen sie zu Hass oder Gewalt aufgerufen wird, dann nennt man es Hate Speech. Oft sind es rassistische, antisemitische oder sexistische Kommentare, die bestimmte Menschen oder Gruppen als Zielscheibe haben.Die Online-Hetze richtet sich im Moment insbesondere gegen geflüchtete Menschen, Sinti*ze und Rom*nija, Menschen mit Behinderungen oder Homo- und Transpersonen. In der Zukunft sind es vielleicht Dän*innen, weiße Männer oder Facebook-User*innen.Definitionen von Hate Speech
Es gibt keine einheitliche Definition von Hate Speech, weder in Deutschland noch international. Im Gesetzbuch wird Hate Speech (noch) nicht spezifisch erwähnt – verurteilt werden Beleidigungen oder Volksverhetzung. Das heißt aber im Umkehrschluss nicht, dass online haten erlaubt ist…, falls jemand auf die Idee käme.EuroparatDer Europarat, der das No Hate Speech Movement ins Leben gerufen hat, fasst den Begriff sehr weit.
Amadeu Antonio Stiftung

Die Amadeu Antonio Stiftung beschreibt Hate Speech aus politischer und sprachwissenschaftlicher Sicht; und erklärt hier die rechtliche Einordnung von Hate Speech.
Wie groß ist das Problem eigentlich?

Es ist schwierig, das genau zu sagen. Denn Hate Speech hat viele verschiedene Facetten und nicht alles kann dokumentiert werden. Drei ausgewählte Beispiele zeigen, wie häufig Hasskommentare sind und wer davon betroffen ist.

2015 hat der Europarat (Abteilung Jugend) eine Online-Meinungsumfrage gemacht: 83% der Befragten gaben an, dass sie online Erfahrungen mit Hate Speech gemacht haben. LGBTI-Jugendliche, Muslim*innen und Frauen waren die drei Haupt-Zielgruppen der Hasskommentare.

Rechtsextreme nutzen das Internet und Soziale Medien, um ihre Propaganda zu verbreiten und Anhänger*innen für ihre Ideologie zu gewinnen. Jugendschutz.net beobachtet diese Strategie und veröffentlicht die Ergebnisse jährlich im Bericht „Rechtsextremismus online“.

Die britische Zeitung The Guardian hat 70 Millionen Kommentare untersuchen lassen, die seit 2006 auf ihrer Website hinterlassen wurden. Das Ergebnis: Von den zehn am stärksten von Hate Speech betroffenen Autor*innen waren acht Frauen und nur zwei Männer, sie sind beide schwarz.

Die Definition des Europarats ist, wenn ich sie dem langen Text richtig entnommen habe:

Hate speech for the purpose of the Recommendation entails the use of one or more particular forms of expression – namely, the advocacy, promotion or incitement of the denigration, hatred or vilification of a person or group of persons, as well any harassment, insult, negative stereotyping, stigmatization or threat of such person or persons and any justification of all these forms of expression – that is based on a non-exhaustive list of personal characteristics or status that includes “race”, colour, language, religion or belief, nationality or national or ethnic origin, as well as descent, age, disability, sex, gender, gender identity and sexual orientation.

Das ist in der Tat eine sehr weitgehende Definition, die allerdings Männer unproblematisch miterfasst und negative Abwertungen von Männern oder ihre Darstellung als „Die Bösen“ ablehnt.

Es geht allerdings auch noch weiter, es werden ein paar Ausnahmen genannt:

At the same time, the Recommendation specifically excludes from the definition of hate speech any form of expression – such as satire or objectively based news reporting and analysis – that merely offends, hurts or distresses. In doing so, the Recommendation reflects the protection for such expression which the European Court of Human Rights has found is required under Article 10 of the European Convention on Human Rights12
.
Nonetheless, it is recalled that the European Court has also recognised that incitement to hatred can result from insulting, holding up to ridicule or slandering specific groups of the population where such forms of expression are exercised in an irresponsible manner – which might entail being unnecessarily offensive, advocating discrimination or using of vexatious or humiliating language or might involve an unavoidable imposition on the audience13 – and these forms would also come within the scope of the
Recommendation’s definition.

Die Amadeu Antonio Stiftung beruft sich auf einen Text von Anatol Stefanowitsch, der ähnliches anführt, und Privilegien nur kurz erwähnt. Er zitiert als Ausgangspunkt im Endeffekt eine sehr ähnliche Definition.

Der Verweis auf die Studie des Guardian ist interessant, weil dort nicht erwähnt wird, dass die Artikel, die sehr kontroverse Meinungen erhalten haben, eben beispielsweise solche von Jessica Valenti waren, die sich über Männer auslässt oder die sonst sehr beleidigende Positionen hatten. Unter dem Artikel ist ein „Test“ bei dem man abgleichen kann, ob man bestimmte Kommentare durchgehen hätte lassen. Unter denen, die als „Hate“ in die Statistik eingehen ist beispielsweise:

“THERE IS NO GENDER PAY GAP! Just more feminist crap portraying women as victims and men as perpetrators. Even worse is the lie we live in a rape culture with one in five women raped over a lifetime. Sure if you re-define what constitutes a rape including a drunk girl gives consent but regrets it next day.”

Finde ich nicht als „Hass“, sondern als sehr berechtigten Kommentar. Wenn die Artikel der Schwarzen zB „Black Life Matter“ betrafen und Hass auf Weiße gepredigt haben, dann finde ich das auch wenig verwunderlich, dass dort Kritik zurück kam.

Eine andere interessante Studie wird dort nicht erwähnt:

A new Demos social media study has mapped the thousands of aggressive and abusive tweets being sent from UK Twitter accounts – by both men and women.

The study, which specifically monitored the use of the words ‘slut’ and ‘whore’ by UK Twitter users over a three-week period, found 6,500 unique users were targeted by 10,000 explicitly aggressive and misogynistic tweets.(…)

The study builds on Demos’ previous research in 2014, which found that ‘slut’ and ‘whore’ dominate misogynistic language on Twitter, and that both male and female users are responsible for the abuse. In this 2016 research, 50 per cent of the propagators were found to be women.

Wobei man zu dieser Studie noch anführen muss, dass bei der Suche nach „Slut“ und „Whore“ Hate GEGEN Männer auch kaum feststellbar ist.

Die Kampagne empfiehlt zu „kontern“ und führt dazu aus:

Counter Speech (engl. für Gegenrede) ist, wenn User*innen mit der Tastatur und ihren Gedanken etwas gegen Hass und Hetze im Netz tun. Viele Menschen wollen die Diskriminierungen, die Generalisierungen und die Herabwürdigungen nicht einfach ertragen und benennen das auch laut und deutlich. Oft reagieren sie auf Hasskommentare nicht mit Hass, sondern mit Argumenten, mit Humor und mit Geschichten aus einer anderen, oft überraschenden Perspektive.

Counter Speech ist ein wichtiges Signal. Denn sie setzt ein Gegengewicht zu Hass und Hetze im Netz. Sie zeigt Betroffenen, dass sie nicht allein sind. Und sie bietet eine andere Sicht auf die Dinge für all diejenigen, die schweigen und die sonst nur die Hasskommentare lesen oder hören würden.

Counter Speech gibt es in vielen Formen, zum Beispiel hat der Verein Mensch Mensch Mensch e.V. im Projekt „Search racism. Find truth.“ in Videos mit Statements von Geflüchteten gezeigt, wie Vorurteile widerlegt werden.

#organisierteliebe ist eine Initiative gegen Hetze, die das Positive im Netz zelebriert. Sie fordert uns auf, die Kommentarspalten zu fluten und Danke zu sagen. Wir alle sollen zeigen, dass Liebe uns näher ist, als Hass.

Wer laut und deutlich seine Meinung kundtut, muss aber mit Gegenwind rechnen. Counter Speech kann die Hetze kurzzeitig verstärken und man sieht sich einem Shitstorm ausgesetzt. Wenn das der Fall ist, weiß man allerdings, dass die Counter Speech genau ins Schwarze getroffen hat!

Das ist auch eine sehr simple Sicht:

Wenn man sich aufregt und Hass kontert und der andere kontert dann auch, dann ist das der Beweis, dass man Recht hatte

Warum das eine sehr simple Betrachtung ist, wird man dort wohl nicht verstehen, weil Hass aus deren Sicht entgegen des obenstehenden eben nur anhand der üblichen Linien verlaufen kann.

Zum Kontern werden dann Memes bereit gestellt, die schon für einiges an Kritik gesorgt haben. Ich will die aus dem Bereich des Sexismus einfach mal durchgehen:

 

nohatespeech_sexismus-weltgendern

„Die Welt“ muss aus meiner Sicht erst einmal gar nichts. Es hat aber etwas ironisches bei dem Hinweis darauf, dass sich die „Welt gendern“ muss ein Symbol mit einer binären Geschlechterzusammensetzung zu verwenden. Ich verweise insofern hier einfach nur auf meine beiden Übersichtsartikel zur Biologie der Geschlechter 1, 2 und auf meinen Artikel zu Geschlechterrollen

nohatespeech_sexismus-stillfabulous

Als Witz und eine „mir doch egal“-Haltung okay.

 

nohatespeech_sexismus-slowclap

Auch jetzt nicht in irgend einer Form besonders.

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Das passt gut zu meinem Artikel „Beleidigungen und evolutionärer Partnerwert„. Die Gleichsetzung eines Kritikers mit einem kleinen Kind, welches noch von der Mutter die Sachen herausgelegt bekommt und nichts kann, also noch kein selbständiger Mann ist.

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Das ist klassische feministische Privilegientheorie. Hat irgendwer eigentlich das Bild schon mit einer Frau gemacht? Ich finde es immer wieder erstaunlich, dass man gleichzeitig behaupten kann, dass derjenige, der Privilegien hat, sich dieser nicht bewußt ist und gleichzeitig als Feministin für Frauen kategorisch auszuschließen, dass man in vielen Bereichen Privilegien hat.

nohatespeech_sexismus-mensrights

Dieses Bild ist wohl das mit umstrittenste Bild der Sammlung, es wurden auf Twitter schon erhebliche Diskussionen mit „nohatespeech“ dazu geführt. Ich verlinke mal eine von mir:

Die Aussage „Es geht um Macht“ macht auch deutlich, dass sie da die klassischen Theorien vertreten: Männer haben die Macht, weil Vorstandsposten. Also können sie nicht diskriminiert werden, also ist das Einsetzen für Männerrechte bizarr, allenfalls eine Verteidigung von Privilegien und damit eine Beeinträchtigung der Rechte der Frau. Immerhin wurde angekündigt, sich das noch mal anzuschauen, aber ich vermute es wird schlicht dabei bleiben.

nohatespeech_sexismus-kitchen

Als konter gegen eine tatsächliche Aussage, dass Frauen in die Küche sollen, würde ich es sogar noch okay finden. Ansonsten ist es natürlich etwas, was man auch ansonsten auf der Gegenseite nicht wirklich gut finden würde. Was wäre da wohl ein „Gegenbild“? Etwas, wo sie zB eine finanzielle Versorgung anfordert und er lieber das Geld für sich ausgibt?

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Hat einen gewissen Humor.

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Klassischer Antihumor mit dem „Anti Joke Chicken

 

nohatespeech_sexismus-hername

Auch vollkommen okay als Reaktion auf „Slutshaming“

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Eine recht belanglose Reaktion

nohatespeech_sexismus-hatersgonnahate

Ebenso

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Auch eher in Richtung Ideologie, aber je nach dem, was der andere sagt, durchaus passend.

 

nohatespeech_sexismus-feminism

Ah. ein feministischer Klassiker. Auch gut im Antifeminismus zu verwenden. Denn die meisten Feministen wissen anscheinend tatsächlich nicht, dass es nicht mehr mit „Gleichberechtigung“ gleichzusetzen ist. Üblicherweise wird einem da dann die Definition aus einem Wörterbuch entgegengehalten, ich hatte hier schon mal einen Artikel dazu. Und noch einen, weil es ein häufiger Einwurf ist.

Die beste Erwiderung in Bildform ist aus meiner Sicht dieses Bild:

Da ist aus meiner Sicht gut erklärt, was man eigentlich kritisiert.

 

nohatespeech_sexismus-careerwoman

Die Aussagen, die mit „I need Feminism“ beginnen sind in der Regel wenig durchdacht. Hier ist es eigentlich auch eine recht klassische Position, die ebenfalls darunter leidet. Denn zum einen gibt es durchaus den Karrieremann, zum anderen liegt die Unterscheidung darin, dass Männern die Position des Hausmanns und ein echtes Wahlrecht zwischen Kinderbetreuung und Karriere oder Abstufungen davon quasi entzogen ist: Ein Mann muss berufstätig sein, eine Frau kann es sich hingegen eher auch anders ausrichten. Ein Mann ohne passenden Beruf gilt hingegen als Versager, jedenfalls als jemand, der suspekt ist, auch wenn er die Kinder versorgt.

nohatespeech_sexismus-batman

Eine vollkommen veraltete Aussage, gekontert mit im wesentlichen Blödsinn.

nohatespeech_sexismus-awkward

Ah, da wird es schon wieder interessanter – ein Bekenntnis zur Privilegientheorie. Ist aber eigentlich ganz einfach zu verstehen: Alles was Männer irgendwie Vorteile bringt ist Privileg, weil sie die Macht haben (alle Männer, auch die Bettler, weil sie zur Gruppe der Männer gehören). Alles was Männern Nachteile bringt, ist auch irgendwie Privileg der Männer, denn damit erhalten sich zumindest bestimmte Männer ihre Privilegien. Allen was Frauen Vorteile bringt ist aber kein Privileg, es ist nur wohlwollender Sexismus, mit dem sie von Männern unterdrückt werden. Alles, was Frauen Nachteile bringt ist hingegen Privileg der Männer. Und bei der Frage, wer die Macht hat, darf man immer nur an die Spitze schauen, aber auch das nur in bestimmten Bereichen, also nicht etwa „Macht über Kinder“ oder „Macht in der Beziehung“ oder „Verfügungsmacht über das Haushaltseinkommen“.

Dazu auch:

Generell finde ich diese Art über Memes ohne echte Argumente zu diskutieren, die man ja im Feminismus gern antrifft, eher reichlich bescheuert. Gerade Bilder wie das letzte gehen einfach davon aus, dass man Recht hat und die eigene Theorie gut ist, obwohl sie eigentlich keine rationale Basis hat. Man kann so natürlich gut überspielen, dass man keine Argumente hat und Diskussionen ins lächerliche ziehen. Aber das hat aus meiner Sicht nichts damit zu tun, dass man etwas gegen Hate Speech macht. Eher provoziert man und zeigt sich absolutistisch und diktatorisch und mit dem Bekenntnis zur intersektionalen Gruppentheorie macht man letztendlich deutlich, dass man nicht gegen Hate Speech ist, sondern einen Gruppenkampf Männer gegen Frauen führt, in dem man die Männer als die Unterdrücker ansieht.

Das ist wohl demnach auch der häufigste Vorwurf, der gegen diese Art der Kampagne erhoben wird: Sie stellt sich nicht gegen Hass, sie verbreitet ihn mit ihrer einseitigen Positionierung selbst. Sie kann damit keine befriedende oder aufklärerische Wirkung haben und damit auch wenig erreichen.

Dog’n’Cat hat auch einen guten Comic dazu:

#nohatespeech

#nohatespeech

Sie werden es wahrscheinlich eher so darstellen, dass die Kritik an ihnen zeigt, dass sie dringend benötigt werden. Wir werden sehen, ob Kritik etwas bewirkt oder zumindest Leute darauf aufmerksam macht, dass da etwas schief läuft.

vgl. auch:

„Konfliktvermeidende Zustimmung: der freundliche Weg, Feminismus nicht ernstzunehmen“

Antje Schrupp schreibt etwas, was ich erstaunlich finde:

Ina Praetorius hat diesen Mechanismus mal „konfliktvermeidende Zustimmung“ genannt und darin ein Muster erkannt, wie vor allem wohlwollende Männer häufig mit radikalfeministischen Ideen umgehen: Sie lassen sich gar nicht auf Diskussionen ein, sie widersprechen nicht und stellen keine Fragen, sondern nicken nur. Es fühlt sich auf den ersten Blick gut an, so mit Samthandschuhen angefasst zu werden, gerade wenn wir uns sonst so oft in feindlicher Umgebung behaupten müssen.

Aber es hilft uns und unseren Ideen leider auch nicht weiter. Es führt nicht dazu, dass unser Denken aufgegriffen und diskutiert wird, dass unsere Vorschläge in der Welt zirkulieren und Wirksamkeit entfalten. Sondern es ist letztlich eben doch auch ein Mechanismus, der dazu dient, uns aus dem ernsthaften Diskurs auszuschließen – wenn auch ein freundlicherer, weniger schmerzhafter und häufig auch gut gemeinter.

Ist das eine Anforderung von Dialog und eine Beschwerde, dass man mit Feministinnen nicht diskutiert? Antje Schrupp ist dabei durchaus jemand, der durchaus bereit ist zu diskutieren, ich könnte noch verstehen, wenn sie selbst es ungewöhnlich findet, aber in der Regel wird man vom Feminismus schneller geblockt als man „Testosteron“ oder „Gründe für den Gender Pay Gap“ sagen kann.

Eine Beschwerde aus dem Feminismus, dass man bitte mit ihnen diskutieren soll, damit ihre Denke mehr aufgegriffen wird, ist so dermaßen Weltfremd für den Rest des Feminismus, dass ein Troll es nicht hätte besser formulieren können.

Es ist aus meiner Sicht vergleichbar damit, dass radikale Katholiken sich beschweren, dass man sich nicht auf Diskussionen über das Bestehen eines Gottes mit ihnen einlässt.

Wir reden hier über eine Ideologie, die das Blocken von Leuten wohl so weit ausgeweitet hat, wie sonst kaum jemand, deren Mitglieder Panikattacken bekommen, wenn ein Redner mit einer anderen Meinung einen Vortrag hält, die einen Safe Space mit Tierbildern und Knete errichten, weil andere Meinungen so unglaublich belastend sind, dass man sie kaum ertragen kann.

Es ist die Meinung, die das Konzept der „Raumeinnahme“ vertritt, bei der einer falschen Meinung Öffentlichkeit zu gewähren gleichbedeutend damit ist, für ihre Folgen verantwortlich zu sein und sie zu fördern. Es ist die Meinung, die Gedankenbarrieren errichtet, in denen eine Diskriminierung außerhalb bestimmter Gruppen gar nicht möglich ist (beispielsweise wird damit eine sexistische Diskriminierung von Männern ausgeschlossen). Es ist die Meinung, die beständig die alten längst widerlegten Punkte vorbringt, vom Gender Pay Gap bis zu „jede dritte Frau wird vergewaltigt“. Es ist die Meinung, die das Konzept der Mikroaggressionen entwickelt hat, bei der nahezu jedes Verhalten falsch ist. Es ist die Meinung, innerhalb derer sich die Anhänger selbst zerfleischen und bekriegen, weil jemand etwas falsches gesagt hat ohne jemals eine konstruktive Debatte über die Grundlagen zu führen.

Es ist damit wohl eine der absurdesten Vorwürfe überhaupt, dass andere den Feminismus einfach nicht hinreichend fordern würden.

Wenn es aber Feministinnen oder Feministen anders sehen, dann biete ich ihnen nach wie vor gerne eine Diskussion an. Dann ohne „konfliktvermeidende Zustimmung“. Ich hoffe, dass es viele so sehen, wie Antje und sie nicht mehr „mit Samthandschuhen angefasst werden wollen“ und nicht mehr aus dem „ernsthaften Diskurs“ ausgeschlossen sein wollen.

Ich bin gerne bereit meinen Teil zur Verbesserung des Feminismus auf diesem Wege zu leisten. Kontaktaufnahme gerne in den Kommentaren.

Männer schneiden in Wissenstest im Schnitt besser ab als Frauen

Der Spiegel berichtete vor einiger Zeit über einen Wissenstest (danke an Only me für den Hinweis)

Mehr als 600 000 Menschen haben beim Studenten-Pisa-Test von SPIEGEL und studiVZ mitgemacht. Der Wissenstest lässt erahnen, wo Deutschlands klügste Köpfe studieren, und wirft eine große Frage auf: Warum schneiden Frauen schlechter ab als Männer?

Das hier das StudiVZ Partner war macht bereits deutlich, dass der Artikel etwas älter ist, nämlich aus dem Jahr 2009. Zum Inhalt der Fragen und dem Umfang:

Das Studenten-Pisa ist der vermutlich größte Test des Allgemeinwissens, den es jemals in Deutschland gegeben hat. Mehr als 1,5 Millionen Mal wurde er im März und April auf den Seiten von SPIEGEL ONLINE aufgerufen, mehr als 600 000 Menschen beantworteten ihren Fragenkatalog oder versuchten es zumindest. Von den Studenten machten mehr als 200 000 mit, ungefähr jeder zehnte Studierende in Deutschland.

Nun liegen die Ergebnisse vor und liefern viele Erkenntnisse über die Teilnehmer. Es sind erschreckende wie erstaunliche darunter. Nur eine Minderheit wusste etwa, wer eigentlich an diesem Samstag den Bundespräsidenten wählt (die Bundesversammlung), und nur eine knappe Mehrheit vermochte zu sagen, ob ein Perpetuum mobile in der Praxis funktionieren kann (kann es nicht).
180 Aufgaben umfasste der Fragenkatalog insgesamt. Die Aufgaben wurden von der Hamburger Psychologieprofessorin Sabine Trepte in einem Vortest überprüft. Jedem Teilnehmer des Studenten-Pisa wurde dann nach dem Zufallsprinzip eine gleich schwierige Auswahl von 45 Aufgaben präsentiert. Sie stammten aus fünf Wissensgebieten: Politik, Geschichte, Wirtschaft, Naturwissenschaften und Kultur.
Also eine relativ hohe Teilnehmerzahl, allerdings nicht unbedingt Repräsentativ für die Gesamtbevölkerung.
Die besten Testwerte erzielten im Durchschnitt
* Studenten mit den Hauptfächern Politikwissenschaft, Geschichte, Volkswirtschaftslehre oder Physik;
* die bekannten Universitäten in Berlin, Mannheim, Freiburg, Tübingen, Karlsruhe, Konstanz und Heidelberg;
* kleine Privathochschulen wie die WHU, die European Business School oder die Bucerius Law School;
* ältere Teilnehmer, insbesondere Rentner, die ungefähr so gut abschnitten wie Doktoranden;
* männliche Teilnehmer, sie erzielten im Mittel deutlich bessere Testergebnisse als die Frauen.

Das wird natürlich ein Problem darstellen, denn ein solches Ergebnis muss erklärt werden. Hätten die Frauen besser abgeschnitten wäre das vielleicht einfach als Fakt dargestellt worden und beklagt worden, dass sie trotzdem diskriminiert werden in der Gesellschaft.

Im Durchschnitt wurden 24,5 der 45 Aufgaben richtig gelöst, also etwas mehr als die Hälfte. Frauen beantworteten 21,5 Fragen richtig, Männer hingegen 26,5 Fragen. Die Wissenslücke zwischen den Geschlechtern ist nicht nur statistisch signifikant, sondern auch überraschend. Denn normalerweise gibt es in Bildungsstudien eine dramatische Differenz zu Lasten der Männer.
So heißt es im Nationalen Bildungsbericht: „Mädchen und junge Frauen werden im Bildungssystem immer erfolgreicher“ – während die Autoren für das andere Geschlecht schwarzsehen: „Parallel zu dieser Erfolgsgeschichte entwickelt sich eine neue Problemkonstellation: Das Risiko für Jungen und junge Männer, im Bildungssystem zu scheitern, nimmt zu.“
Als die SPIEGEL-Redakteure, die an der Studie beteiligt waren, die Ergebnisse des Studenten-Pisa erstmals sahen, trauten sie deshalb ihren Augen nicht – und baten die beauftragten Mathematiker um Kontrollrechnungen. Doch wie man die Zahlen auch dreht und wendet: Die Lücke bleibt.

Immer wieder interessant, wenn die Realität sich anders verhält, als man dies will.

So macht es fast keinen Unterschied, dass die weiblichen Teilnehmer im Durchschnitt etwas jünger sind als die männ-lichen. Ebenso wenig wirkt sich der unterschiedliche Bildungsstand aus. Vergleicht man relativ gleiche Gruppen, nämlich Studentinnen und Studenten, zeigt sich ein kaum verändertes Ergebnis. Weibliche Studierende beantworteten 24 Fragen richtig, männliche hingegen 28,1 Fragen.

Es scheint also erst einmal nicht herauszurechnen zu sein.

Die Erklärung muss also eine andere sein, und Manfred Prenzel hat auch sofort eine parat. Der Professor hat viele Jahre lang die offiziellen Pisa-Untersuchungen der OECD in Deutschland geleitet. Es sei ja „sehr beeindruckend, dass so viele Menschen am Studenten-Pisa teilgenommen haben“, meint Prenzel. Doch ein Online-Test, bei dem jeder mitmachen könne, müsse immer Verzerrungen fürchten. „Das Ergebnis könnte schon dadurch zustande kommen, dass die intelligenten Frauen nicht in gleich hohem Maße teilgenommen haben wie die Männer“, sagt Prenzel. Solch ein Wissenstest spreche zudem vielleicht eher „Männer an, die ihn als echten Wettbewerb verstehen und dementsprechend motiviert mitmachen“.

Das ein Onlinetest immer eine gewisse Gefährlichkeit hat, weil man häufig kaum kontrollieren kann, wie repräsentativ die Gruppe ist, ist in der Tat etwas, was man überprüfen muss. Auch eine höhere Motivation könnte das Ergebnis verbessern, wobei man dann allerdings noch das Problem hat, warum die Männer eher auf Wettbewerb anspringen und wie sich das wohl in anderen Situationen auswirkt.
Eine weitere Erklärung könnte aus meiner Sicht noch sein, dass Prozentual mehr Frauen als Männer studieren und damit zwangsläufig auch weniger intelligente Frauen dabei sein müssten, was noch dadurch verstärkt werden könnte, dass die Kurve bei Männern anders verläuft, es gibt mehr intelligente Männer, aber auch mehr dumme. Die intelligenteren werden aber eher an der Uni sein. Wobei Wissen und Intelligenz ja auch nicht in einem Zusammenhang stehen müssen, es würde ein gutes Gedächtnis reichen.

Allerdings scheint dieses Ergebnis auch in anderen Tests immer wieder aufzutreten:

Das klingt erst einmal überzeugend. Beim Studenten-Pisa hätten demnach einfach zu viele schlaue, selbstbewusste, hochmotivierte Männer mitgemacht, als dass das Ergebnis aussagekräftig wäre.
Doch ganz so einfach ist es wohl nicht. Das zeigt der „Bochumer Wissenstest“ der Wissenschaftler Rüdiger Hossiep und Marcus Schulte. Es ist der einzige standardisierte Wissenstest in Deutschland, über viele Jahre entwickelt und seit vielen Jahren erprobt, und er liefert in all diesen Jahren ein immer gleiches Ergebnis: Frauen schneiden schlechter ab.
„Der Unterschied ist groß, deshalb überrascht mich auch das Ergebnis des Studenten-Pisa überhaupt nicht“, sagt Hossiep. Mehr als 10 000 Menschen hätten seinen Wissenstest bereits ausgefüllt. Bevor er erstmals Ergebnisse analysiert habe, im Jahr 2001, habe er etwas ganz anderes erwartet. „Mädchen sind die besseren Schüler, deswegen hatte ich gedacht, dass sie auch in unserem Test die besseren Ergebnisse erzielen“, sagt der Psychologe. Doch das Gegenteil ist der Fall.

Diese Test scheinen die Ergebnisse zu bestätigen, es wäre interessant, wie repräsentativ dort die Ergebnisse für die Bevölkerung sind.

Seitdem sucht der Wissenschaftler nach einer Erklärung. An der Zusammensetzung der Stichprobe – dumme Mädchen, schlaue Jungen – liege es jedenfalls beim Bochumer Wissenstest nicht. „Stichprobenverzerrungen können fast gänzlich ausgeschlossen werden“, heißt es in den wissenschaftlichen Erläuterungen des Tests, „Ausbildungs- beziehungsweise Bildungsdefizite oder Sozialisationsunterschiede scheiden als mögliche Ursachen definitiv aus.“

Er scheint also davon auszugehen, dass er da die Hintergründe hinreichend ermittelt hat. Ich könnte mir vorstellen, dass sich hier der Umstand, dass Männer sich eher als Frauen für Sachthemen interessieren und Frauen eher als Männer für Personenthemen auswirkt.

Wenn diese Ursachen beim Bochumer Wissenstest ausscheiden, liegt auch beim Studenten-Pisa der Gedanke nahe, dass es andere Gründe für den Geschlechterunterschied gibt. Eine Vermutung, die Wissenschaftler wie der Tübinger Professor Ulrich Trautwein schnell äußern: Es liegt nicht nur an den Teilnehmern, sondern auch an den Fragestellern, also der SPIEGEL-Redaktion.
Anders als vermutet waren jedoch Männer wie Frauen beteiligt, als die Fragen erstellt wurden: Fachleute aus der Redaktion, der Dokumentationsabteilung und der Marktforschung des SPIEGEL. Das Redaktionsteam war paritätisch besetzt. Auf Sportfragen wurde bewusst verzichtet, gerade weil anzunehmen ist, dass etwa bei Fußballfragen ein Geschlecht im Nachteil sein könnte. Auch wurde auf manches allzu bunte Thema verzichtet, weil es dem Redaktionsteam zu unwichtig erschien.

Also ein weiterer klassischer Einwand, der nicht greift.

„Der Test zeigt die SPIEGEL-Welt des Wissens“, sagt Trautwein. Viele Aufgaben könnten einfach eher von Männern gelöst werden, etwa Fragen nach Daimler-Chef Dieter Zetsche oder Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann. Wären mehr Fragen aus Bereichen wie Verbraucherschutz oder Gesundheit gestellt worden, hätten die Frauen besser abgeschnitten, vermutet der Tübinger Professor. Und tatsächlich betrifft eine der beiden Aufgaben aus dem Bereich Wirtschaft, die Studentinnen häufiger richtig gelöst haben als Studenten, das grüne, sechseckige Bio-Siegel, also ein Verbraucherschutzthema.
Insgesamt scheinen den Studentinnen die Fragen aus den Bereichen Naturwissenschaften und Kultur leichtergefallen zu sein. Bei mehreren dieser Fragen schneiden sie sogar besser ab als männliche Studierende. Mehr Frauen als Männer wissen um die Heimatstadt der „Buddenbrooks“ (Lübeck), nennen den Titel des Bestsellers von Daniel Kehlmann („Die Vermessung der Welt“) und kennen eine rachsüchtige antike Kindsmörderin („Medea“).

Es zeigen sich also deutliche Unterschiede in dem, was Frauen und Männer wissen. Frauen kennen sich im Bereich der Literatur besser aus, auch bestimmte kulturelle Frauen scheinen ihnen eher vertraut zu sein.

Den größten Vorsprung bei den Kulturfragen hatten die Studentinnen bei der Frage, wer seine Karriere nicht in der Kindersendung „Mickey Mouse Club“ begonnen habe: Britney Spears, Beyoncé Knowles, Christina Aguilera oder Justin Timberlake? Die richtige Antwort, Beyoncé Knowles, gaben 92 Prozent der weiblichen und 83 Prozent der männlichen Studierenden. Einen solch guten Wert, über 90 Prozent, erreichten die Studentinnen bei keiner anderen Aufgabe, egal aus welchem Fachgebiet.

Interessant wären jetzt die Fragen, bei denen die Männer besser abgeschnitten haben. Es scheint sich die übliche Trennung zu ergeben, denn Politik, Wirtschaft und Geschichte sind oben nicht angeführt.

Ein durchaus doppeldeutiger Befund. Er beruhigt, weil er zeigt: Frauen wissen auf bestimmten Gebieten besser Bescheid als Männer, sie wissen also nicht weniger, sondern nur anderes. Doch zugleich beunruhigt der Befund, weil Frauen bei staatsbürgerlichen Fragen deutlich schlechter abschneiden – und eine Sängerin wie Beyoncé Knowles, bei allem Respekt, dann eben doch nicht ganz so wichtig ist wie ein Bundespräsident. Wäre es wirklich hinzunehmen, wenn Frauen sich mit Pop auskennen und Männer mit Politik?

Es würde zumindest zu den Interessen der Geschlechter, die andere Studien festgestellt haben, passen.

„Das Ergebnis könnte auch damit zusammenhängen, dass vor allem Faktenwissen geprüft wurde und keine Verständnisfragen gestellt wurden“, sagt Wolfram Schulz, ein deutscher Wissenschaftler beim Australian Council for Educational Research. Bei solchen Faktenfragen, wie sie auch in Quiz-Shows normalerweise verwendet werden, scheinen Männer im Vorteil zu sein.

Vielleicht auch ein Grund, warum wir gerne „Mansplainen“, also gerne Fakten mitteilen und Frauen das nicht machen. Bzw andersrum: Weil Männer das gerne machen kennen sie auch mehr Fakten?
Interessant wäre, ob Männer bei Verständnisfragen tatsächlich schlechter abschneiden. Gibt es da Studien zu?

Schulz sitzt gerade an der Auswertung eines internationalen Vergleichs der politischen Bildung von Schülern. Die Forscher knüpfen an eine große Studie an, die vor rund einem Jahrzehnt erstellt wurde. „Bei den 14-Jährigen zeigten sich damals nur sehr geringe Unterschiede zwischen Mädchen und Jungen, lediglich bei älteren Jugendlichen war die Differenz etwas größer“, sagt Schulz.

Das würde ich für verständlich halten, weil sich Kinder an sich weniger für Politik etc interessieren. Jungs würden sicherlich bei Dinosauriernamen besser abschneiden, Mädchen entsprechend in anderen Bereichen.

Nur: Solches Faktenwissen ist ja nicht immer wertlos. Selbst kritische Geister wie Ulrich Trautwein, der Professor aus Tübingen, sehen Faktenwissen keineswegs als veraltetes Konstrukt an, das keine Bedeutung mehr habe. „Vorwissen – und dazu zählt Faktenwissen – ist immer der beste Prädiktor für späteren Wissenserwerb“, sagt Trautwein. Das funktioniere nach dem „Matthäus-Prinzip“: Wer hat, dem wird gegeben. Auch andere Kompetenzen bedürften eines gewissen Wissensstands: „Natürlich ist Kritikfähigkeit wichtig, aber man kann sie nur lernen, wenn man ein wenig Ahnung hat von Strukturen und Systemen“, sagt der Professor. „Ohne Wissen ist Kritik nur ärgerlich und dumm.“

Das ist auch eine interessante Einleitung: Die Jungs wissen eben NUR Fakten. Aber schau an: Die müssen NICHT IMMER wertlos sein. Und natürlich braucht man zur Einarbeitung und dem Verständnis eines Themas Fakten, aus denen sich dann ein Gesamtbild zusammensetzt.

„Auf die Frage nach ihrem Erfolgsrezept gaben fast alle Alleswisser eine ähnliche Antwort. „Ich lese täglich Zeitung und schaue auch täglich ins Internet“, sagt Reinhard Zander, Rentner aus Essen. Der 61-Jährige glaubt, dass ihm sein Alter geholfen hat: „Ich stamme noch aus einer Zeit, in der etwas mehr Wert auf Faktenwissen gelegt wurde.““

Dazu noch aus einem anderen Artikel:

Tatsächlich informieren sich 62% der Männer am liebsten rund um den „Sport“. Im Vergleich dazu wollen nur 14% der Frauen gerne etwas über dieses Thema in den Printmedien erfahren. Wenn es um Politik geht, zeigt sich bei den Männern ebenfalls ein deutlich höheres Interesse. Doppelt soviele Männer (29%) wie Frauen (14%) setzen sich beim Lesen regelmäßig mit politischen Angelegenheiten auseinander. Für das Geschehen in der heutigen Finanzwelt interessieren sich 19% der männlichen und 18% der weiblichen Befragten – im Bereich Wirtschaft sind die Geschlechter somit wieder vereint. Geht es jedoch um die Themen „Mode“, „Unterhaltung“ oder „Boulevard“ liegt das männliche Interesse gerade einmal bei 9% – bei den Frauen sind es satte 42%. Das klare Fazit: Manche Vorurteile halten sich hartnäckig – und wie man sieht, einige zu Recht.

Doppelt so viele Männer, die regelmäßig etwas über Politik lesen führen eben auch zu mehr beantworteten Fragen auf dem Gebiet.

„Dass es Männer so schlecht geht, ohne das man es merkt, zeigt wie privilegiert sie sind“

Fabian Köhler hat für die Stiftung der Grünen einen Artikel dazu geschrieben, dass es Männern leider noch immer nicht schlecht genug geht.

Er findet es unglaublich, dass eine Gruppe, die für so viel Schlechtigkeit verantwortlich ist, etwa den Großteil der Morde und Vergewaltigungen, so wenig stigmatisiert wird (dem umgekehrten Beispiel, dass Männer auch für ein Großteil der Wirtschaftsleistung, des Steueraufkommens, der Erfindungen verantwortlich ist, dass man also dem einen Extrem auch gut das andere Extrem entgegenstellen könnte und es immer noch in beiden Fällen eine Apex Fallacy wäre, würde er wohl nicht zustimmen).

Dann kommt ein Absatz, der aus meiner Sicht eine neue Stufe der Entmenschlichung erreicht:

Von der „größten existenziellen Krise, die sein Geschlecht je erlebt hat“, weiß die Brigitte und meint freilich nicht, dass auch Männer unter der fehlenden Problematisierung von typisch Männlichem (Obdachlosigkeit, Alkoholsucht, Depressionen…) leiden. Stattdessen konstituiert die Autorin die Krise aus einem sich verbesserten Modegeschmack, verschlechterter Potenz und im Vergleich zu Frauen geringerer Bildung. Die Krise und damit der gesellschaftliche Machtverlust des Mannes zeige sich auch darin, dass Frauen mittlerweile statistisch häufiger Abitur machen. So steht es auch in anderen Exemplaren der Krisenliteratur. Dabei belegt das Beispiel genau das Gegenteil. Dass Männer Frauen in vielen Fällen unterlegen sind, ohne es jemals zu merken, bezeugt gerade die Krisenresistenz einer gesellschaftlichen Gruppe, die trotz schlechterer Bildung, geringerer Lebenserwartung und eines höheren Risikos für Drogenabhängigkeit, Diabetes, Übergewicht, Aids, Leberzirrhose und Selbstmord am Ende eben trotzdem den Job bekommt.

Das finde ich durchaus genial: Der Umstand, dass man Männern keine Opferrolle zugestehen will, dass man Erschwernisse bei ihnen nicht wahrnehmen will, dass man anführt, dass sie nicht benachteiligt sein können, belegt, dass sie privilegiert sind. Denn wären sie nicht privilegiert, dann würde man ja erkennen, dass sie schlecht sind. Dass man ihre Sorgen nicht akzeptiert, belegt, dass es ihnen gut geht.

Auch nett, dass den Männern unterstellt wird, dass sie eine Unterlegenheit in vielen Bereichen nicht bemerken. In dieser Sicht merkt der Obdachlose, der Verzweifelte, der sich umbringen will, der Drogenabhängige, gar nicht, dass er am Boden ist, er geht als Mann anscheinend davon aus, dass er in Kurze einen Vorstandsjob bekommt und der Frau vorgezogen wird.

Die Gruppe Mann bekommt eben den besseren Job, damit sind alle Probleme ausgeglichen. E zeigt aus meiner Sicht die ganze Unmenschlichkeit der Betrachtung aus dieser Sicht. Es gibt keine Individuen, es gibt nur die Gruppe Mann und wenn diese es in bestimmten Bereichen gut hat, dann ist sie eben privilegiert und es geht ihr noch zu gut.

Letztlich sind es eben doch die alten Privilegien des Mannes, statt einer „Neuen Männlichkeit“ die darüber entscheiden, wen die realexistierende Krisen unserer Gesellschaft treffen. Die sogenannte „Krise des Mannes“ ist da oft nicht mehr als das Störfeuer, hinter denen sich die tatsächliche Privilegien verbergen lassen. Denn wer ohnehin schon in der Krise steckt, der kann nicht auch noch gesellschaftliche Verhältnisse ändern.

Ein genialer Plan der Männer . Wir tun so als hätten wir eine Krise und heimlich knallen die Champagner, wenn die anderen abgelenkt sind. Heimlich mal gerade Jungs in der Schule schlechter abschneiden lassen und Obdachlos werden, Heimlich mal gerade häufiger Selbstmord machen, heimlich mal so tun als wäre man verwirrt, weil die Gesellschaft den maskulinen Mann verdammt, viele Frauen ihn aber im Partnerschaftsbereich nach wie vor fordern. Wir sind schon echt pfiffig.

Ein Prinzip, das die männliche Krisenberichterstattung übrigens schon länger begleitet: „Du kennst die geschniegelten jungen Männer, Bart und Haupthaar glänzend, ganz aus dem Schmuckkästchen: nichts Mannhaftes kannst du von ihnen erhoffen, nichts Gediegenes“, schrieb der römische Schriftsteller und einer der privilegiertesten Männer seiner Zeit Seneca im 1. Jahrhundert nach Christus über die Krise seiner Gattung. 2000 Jahre später schreibt Die Welt „Er trägt einen gepflegten Bart. Der deutsche Mann sieht kerniger aus denn je, aber steckt trotzdem in einer Existenzkrise.“ Schön wär’s. 

Schön wäre es, lässt hier die Stiftung einer im Bundestag vertretenen Partei auf einer ihrer Seiten schreiben, wenn der Mann in einer Krise stecken würde. Leider täuscht er die Krise nur vor, der miese Kerl. Würde es dem Mann doch endlich richtig schlecht gehen, wie schön wäre dann die Welt!