Ein beliebtes Argument von Feministinnen ist, bei Anschuldigungen gegen den Feminismus darauf hinzuweisen, dass man anscheinend den Feminismus nicht verstanden habe, man könne doch einfach im Lexikon nachschlagen, da stehe doch folgendes:
The advocacy of women’s rights on the grounds of political, social, and economic equality to men.
Eine gute Erwiderung scheint mir zu sein, einfach mal andere Positionen aus dem Lexikon nachzuschlagen:
Either of the two main categories (male and female) into which humans and many other living things are divided on the basisof their reproductive functions:adults of both sexes
Of or denoting the sex that produces small, typically motile gametes, especially spermatozoa, with which a female may be fertilized or inseminated to produce offspring:
Of or denoting the sex that can bear offspring or produce eggs, distinguished biologically by theproduction of gametes (ova) that can be fertilized by male gametes:a herd of female deer
Das sich daraus ergebende Argument ist: „wenn ich Feminismus nach dieser Definition akzeptieren soll, dann akzeptiere du auch den Rest“, was die meisten (Gender-)Feministinnen nicht machen können, da zwei Kategorien oder diese Definitionen von männlich und Weiblich nicht dem poststrukturalistischen Feminismus und schon gar nicht dem Netzfeminismus entsprechen
Im deutschen ist es sogar noch einfacher. Dort heißt es im Duden:
- Richtung der Frauenbewegung, die, von den Bedürfnissen der Frau ausgehend, eine grundlegende Veränderung der gesellschaftlichen Normen (z. B. der traditionellen Rollenverteilung) und der patriarchalischen Kultur anstrebt
Da steht schlicht nichts von Gleichberechtigung, sondern eher davon, dass auf (vermeintliche) Bedürfnisse der Frau abgestellt wird.
Auch dort finden sich aber entgegenstehende Angaben:
(von Lebewesen, besonders dem Menschen und höheren Tieren) Gesamtheit der Merkmale, wonach ein Lebewesen in Bezug auf seine Funktion bei der Fortpflanzung als männlich oder weiblich zu bestimmen ist die Gesamtheit der Lebewesen, die entweder männliches oder weibliches Geschlecht haben
Wenn wir das mit dem Duden ein paar Mal als Argument verwenden, dann wird in der nächsten Auflage die Definition verändert.
: D
Du bist für Gleichberechtigung? Dann bist kein feminist, schau ins Lexikon! Feminismus (also schon namentlich weiblich exklusiv) zielt darauf ab, weibliche Bedürfnisse zu berücksichtigen. Da steht nichts von männlichen Bedürfnissen. Ergo: feminismus will gar keine Gleichberechtigung.
Oder aber die englische Definition. Da steht etwas von equality to men. Wie die erreicht wird bleibt offen, sie kann natürlich auch gegen die Bedürfnisse der Männer erreicht werden, denn hier ist nur entscheidend wie ich diese beiden Punkte definiere. Definiere ich den grad des weiblichen Status quo niedrig genug, kann ich damit vielfältige positive diskrimierungen gegen männer rechtfertigen oder aber frauen über die Gebühr fördern, was ja mit punkt 1 im Zusammenhang steht. Wunderbar, was da so im lexikon steht.
Wie die erreicht wird bleibt offen, sie kann natürlich auch gegen die Bedürfnisse der Männer erreicht werden, denn hier ist nur entscheidend wie ich diese beiden Punkte definiere.
Ja, das ist der entscheidende Punkt: Der Begriff „Gleichheit“ kann leicht bis hin zur Legitimation gröbster Barbarei verbogen werden, zumal wenn mit Gruppenrechten argumentiert wird.
Selbst der übelste Rassist operiert mit dem Begriff „Gleichheit“: Er behauptet eben, dass bei Anwendung „gleicher“ Maßstäbe sein Feindkollektiv „gerechterweise“ so behandelt werden müsse wie er sich das vorstellt. Der Diktator wiederum meint, dass ihm nach objektiven aka „für alle gleichen“ Maßstäben eine Allmacht zustehe.
Eine Definition, die sich an humanistischen Prinzipien orientiert wäre etwa: „..die Überzeugung, das Männer und Frauen gleich an Freiheit und Würde sind“ – das ist aber eben nicht die Definition.
Neben der Informationsquelle Lexikon gibt es auch die sehr viel wuchtigere und nachdrücklichere, vorrangigere Informationsquelle Realität.
Dort kann man studieren und empirisch belegen, welche Lobbyarbeit feministische Gruppen/Verbände leisten, was femistische Gouvernanz für Jungen/Männer bedeutet, welche Propagandakampagnen gefahren werden, wie mit Statistiken geschludert und gelogen wird usw.
Man kann nachweisen, dass Feminismus nichts anderes erstrebt als Frauenprivilegierung: ALLE Rechte, KEINE Pflichten, dazu Vorrechte, Sonderrechte, Extrawürste.
Man kann nachweisen, dass das einzig kohärente und konsistente am Feminismus Frauenprivilegierung ist, das Streben nach gegenleistungslosem Versorgtwerden/Geschütztwerden, ein durchgehender Anspruche, der völlig opportunistisch begründet wird.
Lässt sich die feministische Extrawurst mit Geschlechtergleichheit begründen, ist Feminist.I.n Egalitarist.I.n, lässt sie sich nur mit einer Geschlechterdifferenz begründen, dann eben im nächsten Atemzug Differenzfeminist.I.n.
Eine geradezu dümmlich-kindliche Buchgläubigkeit offenbarte sich hier, wenn das Argument für valide gehalten würde und nicht einfach nur der bequemen Diskussionsvermeidung diente (wer auf’s „ES STEHT ABER GESCHRIEBEN!“ verweisen kann, muss sich der Realität, der Sachdiskussion nicht stellen).
Es fällt ja auf, wie schwach das feministische Sachargumentenarsenal bestückt ist und wie peinlich ahnungslos die durchschnittliche Twitterfeminist.I.n ist.
Mit gleicher „Logik“ könnte man auch die Verurteilung der Stalinistischen Massenmorde als „Ahnungslosigkeit“ bzgl. Kommunismus „kritisieren“:
http://www.oxforddictionaries.com/de/definition/englisch/communism
Oder die Verurteilung der NS-Euthanasie:
http://www.oxforddictionaries.com/de/definition/englisch/euthanasia
(Godwin? Nein, Reductio ad Absurdum)
“Im Wörterbuch steht doch, dass Feminismus für Gleichberechtigung ist, also ist das richtig”
Das gemahnt an die Neigung so mancher Fünfjähriger, unter Berufung auf .. nicht ganz verstandene Autoritäten der ganzen Welt zu erklären, was sie alles „falsch“ machen.
Werden Wörterbücher nicht überwiegend von Männern verfasst? Und wieso sollten Wörterbücher in einer patriarchalen Gesellschaft die Wahrheit schreiben?
Heißt das Lexikon, in dem man nachschlagen soll, nicht Feminism101?
NAFALT!!!
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Das sind bestimmt auch alles keine ‚richtigen‘ Feministinnen ^^
via Patriarchats-Twitteraccount
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