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Monat: August 2016
„Nein heißt Nein“ und das Thunsche Kommunikationsquadrat
In einem bereits etwas älteren Kommentar hatte ich mal etwas zu „Nein heißt nein“ geschrieben. Es geht darum, dass „Nein heißt Nein“ lediglich auf die Sachebene abstellt, aber die anderen Ebenen, auf denen üblicherweise kommuniziert wird, und aus denen sich der Gesamtzusammenhang einer Aussage ergibt, dabei nicht berücksichtigt wird:
Mir fällt da zB Schulz von Thun und sein Kommunikationsquadrat ein:
- Die Sach-Ebene beinhaltet die reinen Sachaussagen, Daten und Fakten, die in einer Nachricht enthalten sind.
- In der Selbstoffenbarung vermittelt der Sprecher bewusst oder unbewusst – etwas über sein Selbstverständnis, seine Motive, Werte, Emotionen etc.
- Auf der Beziehungs-Ebene wird ausgedrückt bzw. aufgenommen, wie der Sender zum Empfänger steht und was er von ihm hält.
- Der Appell beinhaltet einen Wunsch oder eine Handlungsaufforderung.
Nein heißt Nein betrifft die Sachebene. Nein heißt Nein.
- In der Selbstoffenbarung kann Nein heißen, dass die Neinsagerin deutlich machen, dass ihre Wert einen One-Night-Stand nicht zulassen oder aber auch nur, dass sie deutlich machen will, dass sie nicht mit jedem ins Bett steigt, sondern es schon ein besonderer Anlass sein muss oder aber, dass sie diese bestimmte Handlung nicht mag oder aber, dass es ihr zu schnell geht und sie noch etwas mehr Sicherheit benötigt, dass er sie nicht verurteilt oder sie als Schlampe abwertet. Dies alles steht nicht zwangsläufig gegen Sex.
- in der Beziehungsebene kann mit dem Nein angesprochen werden, dass man sich zu fremd für Sex ist oder aber auch nur, dass sie sich nicht klar ist, ob man eher ein Freund ist oder wirklich auch ein Liebhaber. Vielleicht will sie deutlich machen, dass sie nicht nur eine Bettgeschichte ist oder nicht nur eine Kerbe in seinem Bettpfosten, sondern sicher sein muss, dass sie danach in einer respektvollen Beziehung stehen werden.
- der Appell kann sein, dass man sofort aufhören soll, er kann aber auch sein „versichere mir, dass du mich liebst/auch nach dem Sex noch an mir interessiert bist/unsere Freundschaft nicht kaputt geht/du nicht jedem erzählen wirst, dass ich mich dir geschlafen habe und ich als Schlampe dastehe/du einfühlsam sein wirst/du meine Grenzen beim Sex akzeptierst.
Hier kann es natürlich zu Missverständnissen wie bei jeder Kommunikation kommen. Eine gründliche Analyse im Sinne eines Einfühlens ist dabei sicherlich erforderlich. Andererseits ist meine Erfahrung, dass Frauen den Appell durchaus recht deutlich machen. Sie starten mit einem Nein und schieben, wenn man es nicht versteht zur Not ein Nein, echt nicht, lass es“ oder ein „Nein, verdammt, ich habe doch gesagt ich will das nicht“ hinterher. Dann sollte man natürlich sofort lassen.
Aber die meisten Frauen sind auch nicht aus Zucker. Wenn man miteinander im Bett liegt wissen sie auch, dass der Mann in aller Regel was versuchen wird. Und nehmen es auch nicht übel, wenn man nach der leichtesten Zurückweisung noch etwas weiter probiert, solange man dabei mit etwas Einfühlungsvermögen vorgeht. Auch die Körpersprache gibt viele Anhaltspunkte. Wird sie Steif, sucht sie nach Kleidung, hält sie ihre Hände vor den Körper, lässt sie auch keine Berührungen der Arme zu, will sie vielleicht doch noch zumindest kuscheln, so dass man etwas Vertrauen und Nähe aufbauen kann, ihr erzählen kann welche wunderbaren Pläne man für eine gemeinsame Zukunft hat und warum man sie als Mensch schätzt? Bei letzteren finde ich, dass man irgendwann durchaus einen neuen Versuch starten kann und die beim Aneinanderkuscheln von ihr auf den Bauch zurückgeschobene Hand langsam nach oben wandern kann, weil zB die Beziehung klar gestellt ist und der Appellcharakter der Aufforderung umgesetzt wurde. Wenn sie dann die Hand wieder runterschiebt, aber auf dem Bauch lässt muss man eben wieder von vorne anfangen oder schauen, was der eigentlich Grund war, aber sicherlich nicht aufhören. Schlägt sie die Hand weg und keift „ich habe doch gesagt nur kuscheln“, dann hingegen sollte man eher zurückhaltend sein.
Davon abzugrenzen wäre ja die Forderung, ob man ein Nein, selbst wenn es eher „Ja“ oder „Vielleicht“ oder sonstwas heißt immer als „Nein“ behandeln sollte. Das ist aber etwas vollkommen anders. Hierfür gibt es Argumente und ich kann diese nachvollziehen, teile aber den Ansatz in dieser Ausschließlichkeit nicht.
So meine damaligen Ausführungen. Ich füge noch mal etwas aus der Wikipedia zu dem „Kommunikationsquadrat“ an:
Das übergeordnete Ziel bei dieser Modellbildung besteht darin, zu beobachten, zu beschreiben und zu modellieren, wie zwei Menschen sich durch ihre Kommunikation zueinander in Beziehung setzen. Dabei wendet Schulz von Thun sich den Äußerungen (den „Nachrichten“) zu. Diese können aus vier unterschiedlichen Richtungen angesehen und unter vier unterschiedlichen Annahmen gedeutet werden – dies sind die vier Aspekte oder Ebenen, die Schulz von Thun als „Seiten einer Nachricht“ bezeichnet:[4]
- Auf die Sache bezogener Aspekt: die beschriebene Sache („Sachinhalt“, „Worüber ich informiere“)
- Auf den Sprecher bezogener Aspekt: dasjenige, was anhand der Nachricht über den Sprecher deutlich wird („Selbstoffenbarung“, „Was ich von mir selbst kundgebe“)
- Auf die Beziehung bezogener Aspekt: was an der Art der Nachricht über die Beziehung offenbart wird („Beziehung“, „Was ich von dir halte oder wie wir zueinander stehen“)[A 1]
- Auf die beabsichtigte Wirkung bezogener Aspekt: dasjenige, zu dem der Empfänger veranlasst werden soll („Appell“, „Wozu ich dich veranlassen möchte“)
Auf diese Weise kann die „Nachricht als Gegenstand der Kommunikationsdiagnose“ verwendet werden. Störungen und Konflikte kommen zustande, wenn Sender und Empfänger die vier Ebenen unterschiedlich deuten und gewichten. Das führt zu Missverständnissen und in der Folge zu Konflikten. Ein bekanntes, von Schulz von Thun in seinem Hauptwerk Miteinander Reden zuerst verwendetes Beispiel ist ein Paar im Auto vor der Ampel. Die Frau sitzt am Steuer, und der Mann sagt „Du, die Ampel ist grün!“ Die Frau antwortet: „Fährst du oder fahre ich?“.[6] Die Äußerung kann in dieser Situation auf den vier Ebenen folgendermaßen verstanden werden: als Hinweis auf die Ampel, die gerade auf Grün geschaltet hat (Sachebene); als Aufforderung, loszufahren (Appell-Ebene), als Absicht des Beifahrers, der Frau am Steuer zu helfen, oder auch als Demonstration der Überlegenheit des Beifahrers über die Frau (Beziehungsebene); als Hinweis darauf, dass der Beifahrer es eilig hat und ungeduldig ist (Selbstoffenbarung). So kann der Beifahrer das Gewicht der Nachricht auf den Appell gelegt haben. Die Fahrerin könnte die Aussage des Beifahrers dagegen als Herabsetzung oder Bevormundung auffassen.
In Bezug auf den Hörer und seine Gewohnheiten erweitert Schulz von Thun das Vier-Seiten-Modell zu einem „Vier-Ohren-Modell“. Je ein Ohr steht für die Deutung einer der Aspekte: Das „Sach-Ohr“, das „Beziehungs-Ohr“, das „Selbstoffenbarungs-Ohr“ und das „Appell-Ohr“.[7]
Sachebene/Sachinhalt
Auf der Sachebene vermittelt der Sprecher Daten, Fakten und Sachverhalte. Aufgaben des Sprechers sind Klarheit und Verständlichkeit des Ausdrucks. Mit dem „Sach-Ohr“ prüft der Hörer die Nachricht mit den Kriterien der Wahrheit (wahr/unwahr), der Relevanz (von Belang/belanglos) und der Hinlänglichkeit (ausreichend/ergänzungsbedürftig). In einem eingespielten Team verläuft dies meist problemlos.Selbstoffenbarung
Jede Äußerung bewirkt eine nur teilweise bewusste und beabsichtigte Selbstdarstellung und zugleich eine unbewusste, unfreiwillige Selbstenthüllung (siehe Johari-Fenster). Jede Nachricht kann somit zu Deutungen über die Persönlichkeit des Sprechers verwendet werden. Das „Selbstoffenbarungs-Ohr“ des Hörers lauscht darauf, was in der Nachricht über den Sprecher enthalten ist (Ich-Botschaften).Beziehungsebene
Auf der Beziehungsebene kommt zum Ausdruck, wie der Sprecher und der Hörer sich zueinander verhalten und wie sie sich einschätzen. Der Sprecher kann – durch die Art der Formulierung, seine Körpersprache, Tonfall und anderes – Wertschätzung, Respekt, Wohlwollen, Gleichgültigkeit, Verachtung in Bezug auf den Anderen zeigen. Abhängig davon, was der Hörer im „Beziehungs-Ohr“ wahrnimmt, fühlt er sich entweder akzeptiert oder herabgesetzt, respektiert oder bevormundet.Appell
Wer sich äußert, will in der Regel auch etwas bewirken. Mit dem Appell will der Sprecher den Hörer veranlassen, etwas zu tun oder zu unterlassen. Der Versuch, Einfluss zu nehmen, kann offen oder verdeckt sein. Offen sind Bitten und Aufforderungen. Verdeckte Veranlassungen werden als Manipulation bezeichnet. Auf dem „Appell-Ohr“ fragt sich der Empfänger: „Was soll ich jetzt denken, machen oder fühlen?“
Ich denke, dass eine Analyse nach diesen Gesichtspunkten weitaus mehr Interpretationen möglich macht als das strikte Abstellen darauf, dass ein „Nein“ immer bedeuten muss, dass man alles abbrechen muss. Und das die Unterscheidungen in dem Bereich eben auch Ausdruck sozialer Kompetenz sind, die mit den eher an einen Autismus erinnernden Auslegungsverständnis des Feminismus nicht wirklich demonstriert werden.
Sir Mix a lot – Baby got back besteht den Bechdel Test
[Intro]
Oh, my, god. Becky, look at her butt.
It is so big. [scoff] She looks like,
one of those rap guys‘ girlfriends.
But, you know, who understands those rap guys? *scoff*
They only talk to her, because,
she looks like a total prostitute, ‚kay?
I mean, her butt, is just so big.
I can’t believe it’s just so round, it’s like,
out there, I mean – gross. Look!
She’s just so … black!
(Zum Bechdel Test)
(das Intro ist auch ein schönes Beispiel für intrasexuelle Konkurrenz unter Frauen)
Burkaverbot: Ja oder nein
Gerade wieder in den Medien : Das „Burkaverbot“. Dazu auch aus atheistischer Sicht sowie aus der Sicht der Geschlechterthemen ein kurzer Text:
1. „Burka“
Verschiedentlich taucht in der Diskussion auf, dass es in Deutschland kaum eine Burka gäbe, was dann unter Verweis darauf, was eine Burka genau ist, begründet wird:
Ein Burka sei demnach nur eine Vollverschleierung mit Gittern vor den Augen, in Deutschland würde man allenfalls eine Nikab sehen.
Das ist ein Spiel mit Worten, weil sich eben in Deutschland eine andere Bezeichnung durchgesetzt hat und Burka einen Oberbegriff bedeutet, der weit weniger einschränkend ist.
Wo genau die Abgrenzung eigentlich verlaufen soll ist dabei durchaus interessant, Tschador und Chimar sind ja nicht weit von der Vollverschleierung entfernt, erlauben aber zumindest einen Identifizierung.
2. Religiöse Regeln
Ich zitiere einfach mal eine entsprechende Seite zunächst zur Hischab:
Es gibt unzählige Gründe warum, doch die einfache Antwort in einem Satz ist, weil sie glauben, dass Gott es den gläubigen Frauen zur Pflicht gemacht hat. Im Qur´an sagt Gott zu den gläubigen Männern und Frauen, dass sie ihre Blicke niederschlagen und sich anständig bekleiden sollen. Er (Gott) spricht besonders Frauen an, wenn er sagt, sie sollen ihren Schmuck nicht zur Schau tragen, außer dem, was offensichtlich ist, und sie sollen ihre Tücher über ihre Körper ziehen. (Quran 24:30-31)
Diese Verse des Qur´an sind bekannt als die Verse des Hijab, und die islamischen Gelehrten sind sich darin einig, dass sie das Tragen des Hijabs zur Pflicht machen. Einige Länder wie Saudi Arabien und Katar bestehen auf einer Kleiderordnung. Von Frauen wird erwartet, dass sie ihre Haare bedecken und ein lockeres, weites, bis zum Boden reichendes Übergewand über ihrer Kleidung tragen. Für die Mehrheit der muslimischen Frauen auf der ganzen Welt ist es allerdings ihre eigene freie Entscheidung, ob sie sich bedecken oder nicht bedecken. Gott verlangt von muslimischen Frauen, sich anständig zu bekleiden und das Hijab in der Öffentlichkeit zu tragen und in der Gegenwart von Männern, die keine nahen Verwandten sind.
Obwohl das englische Wort für Kopftuch und der arabische Begriff Hijab austauschbar geworden sind, muss angemerkt werden, dass Hijab mehr ist als nur ein Kopftuch. Es ist ein Begriff, der eine Reihe von Kleidungsstücken umfasst einschließlich dem Kopftuch, aber auch eine Menge unterschiedlicher Kleidungsstile auf der ganzen Welt. Viele haben einen kulturellen Beigeschmack, wie das pakistanische Shalwar khamis oder die afghanische Burqa, aber immer wenn eine muslimische Frau „ihren Schmuck“ bedeckt, wird gesagt, sie trägt Hijab.
Die wörtliche Bedeutung von Hijab ist zu verschleiern, zu bedecken oder abzuschirmen. Der Islam ist bekannt als eine Religion, die sich um den Zusammenhalt der Gemeinschaft und moralische Grenzen kümmert und deshalb stellt das Hijab einen Weg dar, um sicherzustellen, dass die moralischen Grenzen zwischen nicht verwandten Männern und Frauen respektiert werden. In diesem Sinne umfasst der Begriff Hijab mehr als ein Kopftuch und mehr als eine Kleiderordnung. Es ist ein Begriff, der eine anständige Bekleidung und anständiges Verhalten anzeigt. Wenn eine muslimische Frau beispielsweise ein Kopftuch trägt, aber gleichzeitig Schimpfwörter benutzt, dann erfüllt sie nicht die Erfordernisse des Hijab.
Die Mehrheit der muslimischen Frauen tragen Hijab, um Gott zu gehorchen und um als ehrbare Frauen erkannt zu werden. (Quran 33:59) In den vergangenen 30 Jahren jedoch hat sich das Hijabals ein Zeichen islamischen Bewusstseins abgezeichnet. Viele Frauen sehen das Tragen des Hijabs als Zeichen ihres Wunsches an, Teil einer islamischen Wiederbelebung zu sein, insbesondere in Ländern, in denen vom Praktizieren des Islam abgehalten oder sogar verboten wird.
Während die einen versuchen, das Hijab als Symbol geschlechtsspezifischer Unterdrückung zu verbieten, legen die Frauen ein Kopftuch an oder tragen die Frauen ein Hijab im breitesten Sinne des Wortes, weil sie die persönlicher Entscheidung dazu treffen und dies unabhängig wählen. Sie sehen es als ein Recht an und nicht als eine Bürde. Diese Frauen betrachten das Hijab nicht als Zeichen der Unterdrückung. Frauen, die Hijab tragen, beschreiben oft, dass sie sich „befreit“ fühlen von der unrealistischen Modekultur der Gesellschaft.
Das Hijab befreit die Frauen davon, als Sexualobjekte der Begierde betrachtet zu werden oder davon nach ihrem Aussehen oder ihrer Körperform eher beurteilt zu werden als nach ihrem Geist oder Verstand. Nie wieder Sklaven des Konsums sein, das Hijab befreit Frauen von der Notwendigkeit, unrealistischen Stereotypen und Bildern zu entsprechen, die von den Medien diktiert werden. Frauen, die Hijab tragen, haben festgestellt, dass sich anständig bekleiden und die Haare zu bedecken, sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz vermindert. Die Aura der Privatsphäre, die durch das Hijab geschaffen wird, ist ein Zeichen für den großen Wert, den der Islam den Frauen gibt.
Es ist wahr, dass in manchen Familien und in manchen Kulturen Frauen gezwungen werden, Hijab zu tragen, aber das ist nicht die Norm. Der Qur´an stellt deutlich fest, dass es keinen Zwang im Glauben gibt (2:256). Frauen, die sich entschließen, Hijab zu tragen, machen diese Entscheidung nicht leichtfertig. Tatsächlich bezeugen viele Frauen, dass ihnen große Feindseligkeit von ihren muslimischen und nicht-muslimischen Familien entgegen gebracht worden ist, als sie sich entschlossen haben, sich zu bedecken. Auf der ganzen Welt gab es Beispiele dafür wie Frauen ihr Recht auf das Tragen des Hijabs verteidigt haben.
Das Hijab kann ein Symbol der Frömmigkeit sein, und es kann ein Zeichen großer innerer Stärke und Kraft sein. Eine Frau, die Hijab trägt, wird zu einem sehr sichtbaren Zeichen des Islam. Während muslimische Männer leicht mit jeder Gesellschaft verschmelzen können, werden muslimische Frauen oft an die Frontlinie gestellt und gezwungen, nicht nur ihren Entschluss, sich zu bedecken, zu verteidigen, sondern auch ihre Religion. Nichtsdestotrotz bestehen Frauen, die Hijab tragen, darauf, dass die Vorteile jegliche Nachteile bei weitem überwiegen, die durch die Voreingenommenheit der Medien oder die allgemeinen Unwissenheit heraufbeschworen werden.
3. Funktion der Verhüllung
Ich denke beides ist auf die Vollverschleierung übertragbar und insoweit auch in vielen anderen Religionen zu finden: Das Absenden möglichst wenig sexueller Reize hat viele Vorteile, zum einen erlaubt es Virtue Signalling, zum anderen reduziert es intrasexuelle Konkurrenz sowie die Werbung mit sexuellen Reizen für potentiell interessante Partner und erleichtert auch Mate Guarding und eine Beschränkung der weiblichen Sexualität.
Es verwundert daher auch nicht, dass auch andere Religionen entsprechende Verhüllungen entwickelt haben, die sexuelle Signale reduzieren:
Gerade dann, wenn das Kopftuch im wesentlichen als Signal zur Zugehörigkeit gesehen wird, werden die eigentlichen Bedeutungen, nämlich die „Anständigkeit durch Aussendung möglichst wenig sexueller Signale“, gerne umgangen, weswegen man dann stark geschminkte Frauen mit Kopftuch sieht, deren Kleidung zwar verhüllt, aber nicht weit ist, sondern den (attraktiven) Körper durchaus erkennen lässt:
Es ist natürlich auch schwieriger in einer intrasexuellen Konkurrenz mit anderen Frauen, die sich nicht an diese Regeln halten, zu bestehen, was eine Umgehung sicherlich attraktiver macht. Hier wird mitunter auch schlicht ein Kompromiss gesucht werden, was einerseits zuhause und bei der Aufsicht durch Verwandte und deren Bekannte noch durchgeht und was man dennoch machen kann, um zu zeigen, dass man schön ist.
Natürlich funktioniert der Wettbewerb auch auf einer anderen Ebene: Intrasexuelle Konkurrenz bewegt sich sowohl auf der Ebene „Vorhandensein von körperlicher Attraktivität“ als auch „keine Schlampe sein“, also Sexualität zu billig abzugeben. Der Vorwurf, dass die andere eine Schlampe sei, dürfte wohl gerade unter Frauen der beliebteste Vorwurf sein. Eine „Verhüllung“ enthält dabei diesen Vorwurf, was man ja auch schon in dem obigen Text sieht: Die Frauen, die die Kleidervorschriften umsetzen, sind „anständig“, die anderen also unanständig. Es ist also auch ein „wir sind besser als ihr“ und „wenn ihr keine Schlampen sein wollt, dann zieht euch anständig an“ welches das Verhalten von Frauen untereinander betrifft.
4. Pro-Burkaverbot
Ein Spiegelartikel fasst gängige Pro-Burka-Verbot-Argumente ganz gut zusammen:
Alle drei Argumente haben erhebliche Schwächen.
- Erstens: Burka oder Nikab sind kein Ausdruck von Religiosität. Vielmehr ist der Vollschleier ein Herrschaftsinstrument, um Frauen zu unterdrücken und ihnen in der Öffentlichkeit Gesicht und Freiheit zu nehmen. Burka und Nikab sind allein Merkmale eines radikalen Islam. Diese radikalen Muslime aber lehnen so ziemlich alles ab, was das Grundgesetz als Wert definiert, übrigens wohl auch die Religionsfreiheit.Es ist fatal, alles, was vorgeblich im Namen der Religion getan wird, auch unter den Schutz der Religionsfreiheit zu stellen. Dafür, was eine liberale Gesellschaft aushalten muss, gibt es überdies Grenzen, spätestens wenn seelische oder körperliche Gewalt ausgeübt wird.Und selbst wenn mit der Religionsfreiheit gegen ein Burkaverbot argumentiert wird: Die Menschenwürde hat in unserem Grundgesetz durch Artikel eins den höchsten Verfassungswert. Die Vollverschleierung aber nimmt Frauen die Würde, weil sie durch sie letztlich nicht mehr als Mensch erkennbar sind und kaum mehr in den Lage sind, grundlegende, menschliche Aktivitäten auszuführen – zu essen, zu trinken oder auch Gefühle zu zeigen.
- Zweitens: In Deutschland treten nur wenige Musliminnen vollverschleiert auf die Straße. Das ist kein Grund, darüber hinwegzusehen. Wenn etwas gegen die Menschenwürde oder Freiheit und Gleichheit verstößt, dann tut es das auch, wenn es nur selten vorkommt.
- Drittens: Die Behauptung, ein Verbot führe automatisch dazu, dass die normalerweise vollverschleierten Frauen gar nicht mehr nach draußen gehen und in ihren Wohnungen wie in einem Gefängnis sitzen, ist zunächst einmal nur das: eine Behauptung. Es ist genauso denkbar, dass die Männer der ehemals Burka tragenden Frauen keine Lust haben, selbst einkaufen zu gehen. Dass wir Verstöße gegen unsere Werte hinnehmen mit der sehr theoretischen Begründung, wir müssten die Frauen davor schützen, ansonsten im eigenen Zuhause regelrecht eingesperrt zu sein, ist jedenfalls absurd.Im Übrigen ist auch der Vollschleier ein Gefängnis. Gesellschaftliche und soziale Teilhabe, Interaktion – ja Integration – sind unter dem Stoff kaum vorstellbar.
Schließlich heißt es auch immer wieder: Viele Frauen tragen den Gesichtsschleier freiwillig. Weil aber kaum jemand Zweifel daran hat, dass die meisten Frauen Burka oder Nikab eben nicht aus eigener Entscheidung tragen, und der Gegenbeweis nicht verlässlich angetreten werden kann, könnte man mit einem Verbot eben jenen Frauen, die die Vollverschleierung als Ausdruck der Selbstbestimmung postulieren, signalisieren: Deutschland ist dann vielleicht nicht das Land, in dem ihr leben solltet. Auch dann nicht, wenn ihr Deutsche seid.
Da geht es also im wesentlichen um das transportierte Bild: Eine Verschleierung der Frau, damit diese Anständigkeit signalisieren kann, ist ein veraltetes Bild, welchem man Einhalt gebieten will.
Der Widerstand gegen die Burka nach den obigen Argumenten entzündet sich also im wesentlichen daran, dass man hier die Freiwilligkeit nicht gegeben sieht und damit natürlich gleichzeitig ein Befreiungsszenario eröffnet: Die armen Frauen befreien von den feindseligen sie unterdrückenden Werten und dagegen kämpfen, dass andere Frauen (gerne auch: „Schwestern, Töchter, Ehefrauen“) sich diesen Regeln unterwerfen müssen. Das passt auch gut in eine konservative Agenda. Gleichzeitig ist es natürlich auch ein „wir gegen die“, bei der es um einen Wettbewerb der Kulturen geht und man die als falsch angesehenen Regeln aus der anderen Kultur einschränken möchte.
5. Contra Burkaverbot
a) Allgemein
Das wichtigste Gegenargument gegen ein Verbot (abseits der religiösen Gebote aus der Gruppe, die diese Bekleidungsvorschrift vorsieht) ist: Liberalität.
Das Argument ist dabei simpel:
Es geht den Staat nichts an, welche Kleidung ich trage
Wie immer bei liberalen Ansätzen muss man sich dabei die Frage stellen, ob es höhere Werte gibt, die man mit einem solchen Verbot schützen muss und ob man dabei einen allgemeinen Grundsatz aufstellen kann, der diese höheren Werte betrifft oder ob man eine bestimmte Meinung/Verhaltensweise verbieten will, weil sie einem nicht passt, andere gleichartige aber zulassen möchte, obwohl sie die gleichen Werte betreffen.
Dabei ist zunächst festzuhalten: Weder der Wunsch wenig Haut zu zeigen noch der Wunsch eine Zugehörigkeit zu einer Religion auszudrücken sind dem Grunde nach zu beanstanden.
Von dieser Position ausgehend muss man erst einmal einen Grund finden, der es einem erlaubt, hier die allgemeine Handlungsfreiheit einzuschränken.
Dabei könnte man anführen, dass es ein Interesse daran gibt, dass man eine Person, die sich in der Öffentlichkeit bewegt, am Gesicht identifizieren kann. Aber auch ansonsten gilt das Vermummungsverbot lediglich bei Versammlungen und müsste dann allgemein ausgeweitet werden, was es schwierig macht: Der Hoodie mit verspiegelter Sonnenbrille? Mütze und dicker Schal im Winter? Was genau würde alles unter das Verbot fallen? Hier wäre immerhin ein Ansatz vorhanden, der eine Einschränkung möglich machen würde. Aber er wäre schwer umzusetzen
Sofern man über eine Position im Staat nachdenkt, etwa Richter oder sonstige Tätigkeiten, könnte man sicherlich anführen, dass der Staat aus seiner Neutralitätspflicht heraus bestimmte religiöse Bekleidungsvorschriften oder solche, die eine Zugehörigkeit zu einer gewissen Gruppe, einschränken kann. Eine Richterin mit Burka wäre sicherlich einschränkbar. Eine Rechtsanwältin mit Burka wäre da schon ein interessanterer Fall.
Ein Verbot, weil einem die konservative Einstellung hingegen nicht passt, wäre ein tiefer Einschnitt in die jeweiligen Rechte. Er würde einer umfassenden Einflussnahme des Staates Tür und Tor öffnen.
Hier kann man allenfalls aus gewissen sittlichen Grenzen heraus die „Verhüllung“ bestimmter Körperteile mit besonderer sexueller Bedeutung verlangen, aber auch das betrifft wohl eher nur die auch heute üblicherweise bedeckt zu haltenden Partien.
Ein weiteres Argument ist, dass diese religiösen Frauen (und die Männer der Familie) ihre Haltung nicht einfach ändern werden. Sie müssten dann schlicht im Haus bleiben. Sie könnten ohne „Burkini“ eben nicht mehr baden gehen. Man würde diese Frauen faktisch einsperren. Bei diesem Argument kann man natürlich streiten, was besser ist: Die sehr religiöse Frauen und Männer müssen sich entscheiden, ob sie in einem Land leben wollen, wo sie sich und ihre Kinder nicht verhüllen können auf der einen Seite, auf der anderen Seite müssten alle, die dennoch weiter am Leben teilnehmen wollen, eben ihre strikte Haltung aufgeben und es würde zu einer Auflockerung kommen.
b) feministische Argumente
Theoretisch richtet sich der Widerstand gegen die Burka gegen eine Bekleidungsvorschrift für Frauen aus dem radikalen Islam. Das Burkaverbot will letztendlich die Bekleidungsvorschrift für Frauen verbieten.
Das ist so formuliert eine klassisch feministische Forderung, die auch sofort aktiviert wird, wenn sich entsprechende Kleidungsgebote in westlichen Kulturen zeigen: Das reicht von dem Kampf dafür, barbussig in der Öffentlichkeit sein zu dürfen bis zu dem „Hotpantsverbot“ in der Schule. jede nicht eher mit PoCs (People of Color) assozierte Gruppe, die anführen würde, dass „Frauen sich anständig, also verhüllt kleiden sollten“ würde sofort einen feministischen Shitstorm gegen sich haben. Denn es handelt sich hier recht klar um religiös abgesicherte institutionelle Absicherungen gesellschaftlicher Normen, die Frauen einschränken. Das in diesem Fall so zu sehen verbietet aber eben die intersektionale Theorie im modernen Feminismus soweit ein Bezug zu einer „rassistisch betroffenen Minderheit“ vorliegt.
Glücklicherweise kann man das mit einem zweiten feministischen Grundsatz verbinden: Einer Frau darf nichts verboten werden, was sie gerne machen will. Schon gar nicht Kleidung irgendwelcher Art anzuziehen. Die Freiwilligkeit muss dann eben unterstellt werden.
Ein Beispiel, wie man aus intersektionaler Perspektive argumentiert findet sich zB hier:
„Islam“ und „Feminismus“ werden in der weißen Mehrheitsgesellschaft als Widerspruch wahrgenommen. Denn Emanzipation und Religion- insbesonderes Islam, schlössen einander aus. Ich sehe das anders.
Der behauptete Gegensatz dient zur pauschalen Abwertung muslimischer Frauen, nicht zuletzt durch weiße Feminist_innen. „Die“ muslimische Frau wird damit zum negativen Spiegelbild „der“ weißen Feministin. In dieser Darstellung wird sie entweder zum Opfer eines muslimischen Patriarchen, sei es ihr Mann, Vater, Bruder oder andere Familienmitglieder degradiert, die es zu befreien gelte. Besonders dann, wenn sie das Kopftuch trägt. Dieses Kleidungsstück, so die FEMEN-Aktivistin Shevchenko sei vergleichbar mit einem „Konzentrationslager“ (Akyol 2013). Und wenn ihr nicht der Opferstatus zugesprochen wird, ist sie eine Komplizin des politischen Islam, da das Kopftuch ein „Symbol für die Geschlechter-Apartheid“ sei, „die den Islam für ihren politischen Kreuzzug missbrauch[e]“ (Schwarzer 2015).[2]
Beiden Abwertungen gemein ist die Annahme, dass zur Emanzipation nur ein Weg führe: Frau muss sich von der patriarchalen Religion distanzieren und möge bitte das Unterdrückungsmerkmal Kopftuch ablegen.
Das von vielen weißen Feminist_innen wahrgenommene Emanzipationsdefizit setzt allerdings einen kolonialen Diskurs fort, in dem der Schleier für imperiale Zwecke als Zeichen der Rückständigkeit instrumentalisiert wurde. So beschreibt der französische Schriftsteller und Vordenker postkolonialer Theorien Franz Fanon in seinem Buch A Dying Colonialism (1967), dass die Entschleierung der Frau ein integrales Kolonialprojekt war, um die algerische Frau vor einer muslimisch-patriarchalen Gesellschaft zu „befreien“: „(…) [the colonialist] must conquer the women; [they] must go and find them behind the veil where they [the Algerian women] hide themselves and in the houses where the men keep them out of sight” (Fanon 1967: 37ff). Aus der kolonial-männlichen Perspektive wird die Frau, zumal die nicht-weiße Frau, nicht als Subjekt betrachtet. Ihr Wert bemisst sich vor allem daran, inwiefern sie oder ihr Körper für den Mann dienstbar gemacht werden kann. „[T]he representation of the veil is]] a negative mirror for the norms of womanhood and gender that this vision assume (…) the veil as obstacle or limit allows the general desirability [Hervorhebung im Original] of unveiling to be posited“(Al-Saji 2010:886), so die Professorin für Philosophie Alia Al-Saji. Sie forscht zum kulturellen Rassismus.
Viele weiße Feminist_innen verkennen, dass sie in ihrem eindimensionalen und exklusiven Emanzipationsverständnis lediglich ein rassistisches, sexistisches und patriarchales Gedankengut fortlaufend reproduzieren und wieder einfordern. Damit marginalisieren sie zugleich jene Stimmen, die ihre Religion nicht als Quelle des Patriarchats sehen und die andere Frauen und ihre Differenzen nichtdisqualifizieren, um sich selbst als frei, emanzipiert und mündig zu portraitieren. „Mislabling Muslim women in this way not only denies the specifity, autonomy, and creativity of their thought, but it also suggests, falsely that there is no room from within Islam to contest inequality or patriarchy” (Barlas 2002:xii).
Denn das Patriachat respektiert keine Religion. Es ist eine Weltanschauung, die sexuelle Differenzen zu Gunsten des Mannes aufruft und ihn als Maßstab setzt, um Frauen qua Biologie als das “Andere” abzuwerten: „Are women the same as men; different or distinct from, alike and unequal? (…) Each so these questions rest on a single rhetorical flaw-that women must be measured against men- that (…) reinforces the erroneous notion that men are the standard-bearers, which by extension means, that only men are fully human”, so die Islamwissenschaftlerin Amina Wadud “(Wadud 1999:xi).
Auch religiöse Texte und Traditionen sind von diesen Lesarten, die eine männliche Überlegenheit von Frauen deuten, nicht ausgeschlossen und müssen als solche markiert und dekonstruiert werden. (…)
Muslimische Feminist_innen stehen vor zweierlei Herausforderungen: Zum einen müssen sie sich von patriarchal-dominanten Lesarten innerhalb des islamischen Diskurses befreien. Zum anderen müssen sie sich von einem hegemonialen Feminismus auf gesamtgesellschaftlicher Ebene entkolonialisieren und damit Feminismen insgesamt erneuern. Denn „die Vielzahl von Möglichkeiten, Feministin zu sein, (…) die sich in andere Referenzregistern artikulieren und herausbilden, die möglicherweise religiös und aus einem anderen Kulturerbe (…), [verleihen] dem Feminismus an Stärke (…)“ (Ali 2014:208).
Hier wird also ein recht einfacher Trick bemüht:
Weil hier eine andere Gruppe und deren kulturelle Praktiken kritisiert werden, dazu noch eine Gruppe, die historisch unterdrückt war, ist die Kritik ein Zeichen von Machtausübung, die der „privilegierten“ weißen Gruppe nicht zusteht.
Es muss in diesem Fall den Frauen in der Gruppe zugestanden werden, dass kulturelle Zeichen selbst neu zu besetzen und es seiner von Männern oder dem Patriarchat zugewiesenen Bedeutung zu entkleiden und es nur noch als Zeichen einer Religion zu sehen, die aber umgewandelt wird in eine weibliche oder feministische Version der heutigen Religion.
Das ist ein interessantes Konstrukt, weil es alles beliebig werden lässt. Man kann diesen Kniff jederzeit anwenden, auf wohl alle Formen von kulturellen Praktiken, die eigentlich zB Zeichen einer Unterdrückung sind, die man aber bewahren will.
Weibliche Beschneidung? Den jeweiligen Frauen steht es frei das nicht mehr als ein Zeichen einer sexuellen Einschränkung zu sehen, sondern in einen neuen feministischen Kontext einzuordnen, den man gegenwärtig noch nicht einmal benennen muss.
Frauen als Hausfrauen die keiner Erwerbsarbeit nachgehen soltlen? Den jeweiligen Frauen steht es frei das nicht mehr als ein Zeichen einer Abhängigkeit oder des ungenutzten Potentials oder des Ausschlusses der Frauen von Führungspositionen zu sehen, sondern in einen neuen feministischen Kontext einzuordnen, den man gegenwärtig noch nicht einmal benennen muss.
Es ist interessant, dass hier der Hinweis darauf, dass „ein kolonialer Diskurs“ fortgesetzt wird als ausreichend angesehen wird, die Frage, ob die „Kolonialisten“ hier vielleicht tatsächlich eine gute Idee hatten, die tatsächlich der Befreiung der Frau diente, darf dort wohl nicht gestellt werden.
Es wird auch nicht weiter hinterfrage, was die weitere Bedeutung einer Verhüllung ist, und ob das mit anderen feministischen Ideen in einem Widerspruch steht. Das Potential einer Umdeutung irgendwann mal durch Femnistinnen wird anscheinend für ausreichend gehalten um generell eine Argumentation gegen die Verhüllung als sexistisch und rassistisch abzutun.
Ein Bild, welches ein ähnliches Argument enthält, ist dieses hier:
Das wäre das Argument, dass die „Desexualisierung“ eben nichts damit zu tun hat, dass eine Frau unterdrückt sein muss. Und das ist in der Tat richtig: Ich kenne einige sehr willensstarke Kopftuchträgerinnen, die in der Beziehung recht eindeutig die Hosen anhaben und mit denen man sich besser nicht anlegt. Aus konservativen Geschlechterrollen muss, selbst wenn konservative Rollen das teilweise vorsehen, in der Realität keine Unterwürfigkeit der Frau folgen, es kann vielmehr aus er Rolle heraus eben eine ganz klare Positionierung erfolgen, nach der sie bestimmte Aufgaben hat und der Mann gefälligst ebenso seine eigenen zu erledigen hat und dies beinhaltet auch gerne, dass der häusliche Bereich ihr Machtbereich ist, in dem er wenig mitzureden hat. Das Argument, dass mit der Bekleidung „die Sexualität der Frau privatisiert wird“ kann man natürlich auch umdrehen: Soll das etwa heißen, dass alle anderen Frauen ihre Sexualität in die Öffentlichkeit stellen, quasi als öffentliches Gut? Das macht deutlich, dass es sich hier teilweise um einen Strohmann handelt bzw. es eben sehr vom Blickwinkel abhängt.
5. Wertung
Ich muss sagen, dass es mir persönlich sehr sympathisch wäre, wenn man alle religiösen Verhüllungen verbieten würde und eine strikte Neutralitätspflicht in der Öffentlichkeit einführen würde. Kopftücher, Nonnenuniformen, sonstige Zeichen einer Religionsgemeinschaft, es wäre aus meiner Sicht um nichts davon schade.
Ich glaube auch, dass es eine große Chance für den Islam wäre, moderat zu werden und sich von den radikaleren Schichten zu lösen. Das es in vielen Gemeinden nach wie vor so ist, dass die Priester und Imane aus anderen Ländern kommen und hier radikale Ideen predigen können behindert einen dringend notwendigen Modernisierungseffekt. Und wenn alle Personen, die es nicht ertragen könnten, dass Frauen kein Kopftuch tragen, das Land verlassen, dann würde ich es auch nicht schade finden, weil ich es für überkommene Regeln halte, die viele Frauen unnötig einzwängen. Ich glaube, dass es gar nicht so viele wären und auch in genug muslimischen Ländern tragen oder trugen Frauen kein Kopftuch.
Ein Beispiel, welches ich da anführen würde, ist, dass in Russland wohl die Beschneidung von Jungs auch aus religiösen Gründen verboten war. Deswegen sind russische Juden eben häufig nicht beschnitten und werden sich entsprechend damit arrangiert haben.
Allerdings ist das aus meiner Sicht mit einem liberalen Staat, wie ich ihn will, nicht zu vereinbaren. Ein Staat muss seinen Bürgern Freiheiten lassen und auch gerade dafür eintreten, dass sie an Kleidung wählen können, was sie wollen. Wenn eine Frau ein Kopftuch tragen will, dann ist das ihr gutes Recht. Es greift nicht in Rechte anderer ein und ein Verbot wäre aus meiner Sicht ein Einfallstor für fast beliebige Verhaltenskontrolle.
Deswegen lehne ich ein tatsächliches Verbot ab. Allenfalls könnte ich mir vorstellen, dass man bei Kindern ein Verbot für eine vollständige Gesichtsverhüllung aus religiösen Gründen erlässt was Schule etc betrifft, was mit einem Schutzauftrag für Minderjährige durch den Staat noch eher vereinbar ist. Bei Volljährigen muss es aber in ihrer Freiheit stehen, dass sie sich kleiden, wie sie es wollen, zumindest in Rahmen allgemeiner Gesetze. Wer ein umfassendes Verhüllungsverbot erlassen will, der kann es nicht auf ihm unliebsame politische Kleidung beschränken, er müsste ein allgemeines Gesetz machen, welches dann durch gute Gründe gerechtfertigt sein müsste.
Strohmann – Der Film (@andreteilzeit vs @DerDoktorant)
Bell Hooks: Das Patriarchat verstehen
Bell Hooks erklärt das Patriarchat:
Patriarchy is the single most life-threatening social disease assaulting the male body and spirit in our nation. Yet most men do not use the word “patriarchy” in everyday life. Most men never think about patriarchy—what it means, how it is created and sustained. Many men in our nation would not be able to spell the word or pronounce it correctly. The word “patriarchy” just is not a part of their normal everyday thought or speech. Men who have heard and know the word usually associate it with women’s liberation, with feminism, and therefore dismiss it as irrelevant to their own experiences. I have been standing at podiums talking about patriarchy for more than thirty years. It is a word I use daily, and men who hear me use it often ask me what I mean by it.
Nothing discounts the old antifeminist projection of men as all-powerful more than their basic ignorance of a major facet of the political system that shapes and informs male identity and sense of self from birth until death. I often use the phrase “imperialist white-supremacist capitalist patriarchy” to describe the interlocking political systems that are the foundation of our nation’s politics. Of these systems the one that we all learn the most about growing up is the system of patriarchy, even if we never know the word, because patriarchal gender roles are assigned to us as children and we are given continual guidance about the ways we can best fulfill these roles.
Patriarchy is a political-social system that insists that males are inherently dominating, superior to everything and everyone deemed weak, especially females, and endowed with the right to dominate and rule over the weak and to maintain that dominance through various forms of psychological terrorism and violence. When my older brother and I were born with a year separating us in age, patriarchy determined how we would each be regarded by our parents. Both our parents believed in patriarchy; they had been taught patriarchal thinking through religion.
At church they had learned that God created man to rule the world and everything in it and that it was the work of women to help men perform these tasks, to obey, and to always assume a subordinate role in relation to a powerful man. They were taught that God was male. These teachings were reinforced in every institution they encountered– schools, courthouses, clubs, sports arenas, as well as churches. Embracing patriarchal thinking, like everyone else around them, they taught it to their children because it seemed like a “natural” way to organize life.
As their daughter I was taught that it was my role to serve, to be weak, to be free from the burden of thinking, to caretake and nurture others. My brother was taught that it was his role to be served; to provide; to be strong; to think, strategize, and plan; and to refuse to caretake or nurture others. I was taught that it was not proper for a female to be violent, that it was “unnatural.” My brother was taught that his value would be determined by his will to do violence (albeit in appropriate settings). He was taught that for a boy, enjoying violence was a good thing (albeit in appropriate settings). He was taught that a boy should not express feelings. I was taught that girls could and should express feelings, or at least some of them. When I responded with rage at being denied a toy, I was taught as a girl in a patriarchal household that rage was not an appropriate feminine feeling, that it should not only not be expressed but be eradicated. When my brother responded with rage at being denied a toy, he was taught as a boy in a patriarchal household that his ability to express rage was good but that he had to learn the best setting to unleash his hostility. It was not good for him to use his rage to oppose the wishes of his parents, but later, when he grew up, he was taught that rage was permitted and that allowing rage to provoke him to violence would help him protect home and nation.
We lived in farm country, isolated from other people. Our sense of gender roles was learned from our parents, from the ways we saw them behave. My brother and I remember our confusion about gender. In reality I was stronger and more violent than my brother, which we learned quickly was bad. And he was a gentle, peaceful boy, which we learned was really bad. Although we were often confused, we knew one fact for certain: we could not be and act the way we wanted to, doing what we felt like. It was clear to us that our behavior had to follow a predetermined, gendered script. We both learned the word “patriarchy” in our adult life, when we learned that the script that had determined what we should be, the identities we should make, was based on patriarchal values and beliefs about gender.
I was always more interested in challenging patriarchy than my brother was because it was the system that was always leaving me out of things that I wanted to be part of. In our family life of the fifties, marbles were a boy’s game. My brother had inherited his marbles from men in the family; he had a tin box to keep them in. All sizes and shapes, marvelously colored, they were to my eye the most beautiful objects. We played together with them, often with me aggressively clinging to the marble I liked best, refusing to share. When Dad was at work, our stay-at-home mom was quite content to see us playing marbles together. Yet Dad, looking at our play from a patriarchal perspective, was disturbed by what he saw. His daughter, aggressive and competitive, was a better player than his son. His son was passive; the boy did not really seem to care who won and was willing to give over marbles on demand. Dad decided that this play had to end, that both my brother and I needed to learn a lesson about appropriate gender roles.
One evening my brother was given permission by Dad to bring out the tin of marbles. I announced my desire to play and was told by my brother that “girls did not play with marbles,” that it was a boy’s game. This made no sense to my four- or five-year-old mind, and I insisted on my right to play by picking up marbles and shooting them. Dad intervened to tell me to stop. I did not listen. His voice grew louder and louder. Then suddenly he snatched me up, broke a board from our screen door, and began to beat me with it, telling me, “You’re just a little girl. When I tell you to do something, I mean for you to do it.” He beat me and he beat me, wanting me to acknowledge that I understood what I had done. His rage, his violence captured everyone’s attention. Our family sat spellbound, rapt before the pornography of patriarchal violence. After this beating I was banished—forced to stay alone in the dark. Mama came into the bedroom to soothe the pain, telling me in her soft southern voice, “I tried to warn you. You need to accept that you are just a little girl and girls can’t do what boys do.” In service to patriarchy her task was to reinforce that Dad had done the right thing by, putting me in my place, by restoring the natural social order.
I remember this traumatic event so well because it was a story told again and again within our family. No one cared that the constant retelling might trigger post-traumatic stress; the retelling was necessary to reinforce both the message and the remembered state of absolute powerlessness. The recollection of this brutal whipping of a little-girl daughter by a big strong man, served as more than just a reminder to me of my gendered place, it was a reminder to everyone watching/remembering, to all my siblings, male and female, and to our grown-woman mother that our patriarchal father was the ruler in our household. We were to remember that if we did not obey his rules, we would be punished, punished even unto death. This is the way we were experientially schooled in the art of patriarchy.
There is nothing unique or even exceptional about this experience. Listen to the voices of wounded grown children raised in patriarchal homes and you will hear different versions with the same underlying theme, the use of violence to reinforce our indoctrination and acceptance of patriarchy. In How Can I Get Through to You? family therapist Terrence Real tells how his sons were initiated into patriarchal thinking even as their parents worked to create a loving home in which antipatriarchal values prevailed. He tells of how his young son Alexander enjoyed dressing as Barbie until boys playing with his older brother witnessed his Barbie persona and let him know by their gaze and their shocked, disapproving silence that his behavior was unacceptable:
Without a shred of malevolence, the stare my son received transmitted a message. You are not to do this. And the medium that message was broadcast in was a potent emotion: shame. At three, Alexander was learning the rules. A ten second wordless transaction was powerful enough to dissuade my son from that instant forward from what had been a favorite activity. I call such moments of induction the “normal traumatization” of boys.
To indoctrinate boys into the rules of patriarchy, we force them to feel pain and to deny their feelings.
My stories took place in the fifties; the stories Real tells are recent. They all underscore the tyranny of patriarchal thinking, the power of patriarchal culture to hold us captive. Real is one of the most enlightened thinkers on the subject of patriarchal masculinity in our nation, and yet he lets readers know that he is not able to keep his boys out of patriarchy’s reach. They suffer its assaults, as do all boys and girls, to a greater or lesser degree. No doubt by creating a loving home that is not patriarchal, Real at least offers his boys a choice: they can choose to be themselves or they can choose conformity with patriarchal roles. Real uses the phrase “psychological patriarchy” to describe the patriarchal thinking common to females and males. Despite the contemporary visionary feminist thinking that makes clear that a patriarchal thinker need not be a male, most folks continue to see men as the problem of patriarchy. This is simply not the case. Women can be as wedded to patriarchal thinking and action as men.
Psychotherapist John Bradshaw’s clear sighted definition of patriarchy in Creating Love is a useful one: “The dictionary defines ‘patriarchy’ as a ‘social organization marked by the supremacy of the father in the clan or family in both domestic and religious functions’.” Patriarchy is characterized by male domination and power. He states further that “patriarchal rules still govern most of the world’s religious, school systems, and family systems.” Describing the most damaging of these rules, Bradshaw lists “blind obedience—the foundation upon which patriarchy stands; the repression of all emotions except fear; the destruction of individual willpower; and the repression of thinking whenever it departs from the authority figure’s way of thinking.” Patriarchal thinking shapes the values of our culture. We are socialized into this system, females as well as males. Most of us learned patriarchal attitudes in our family of origin, and they were usually taught to us by our mothers. These attitudes were reinforced in schools and religious institutions.
The contemporary presence of female-headed households has led many people to assume that children in these households are not learning patriarchal values because no male is present. They assume that men are the sole teachers of patriarchal thinking. Yet many female-headed households endorse and promote patriarchal thinking with far greater passion than two-parent households. Because they do not have an experiential reality to challenge false fantasies of gender roles, women in such households are far more likely to idealize the patriarchal male role and patriarchal men than are women who live with patriarchal men every day. We need to highlight the role women play in perpetuating and sustaining patriarchal culture so that we will recognize patriarchy as a system women and men support equally, even if men receive more rewards from that system. Dismantling and changing patriarchal culture is work that men and women must do together.
Clearly we cannot dismantle a system as long as we engage in collective denial about its impact on our lives. Patriarchy requires male dominance by any means necessary, hence it supports, promotes, and condones sexist violence. We hear the most about sexist violence in public discourses about rape and abuse by domestic partners. But the most common forms of patriarchal violence are those that take place in the home between patriarchal parents and children. The point of such violence is usually to reinforce a dominator model, in which the authority figure is deemed ruler over those without power and given the right to maintain that rule through practices of subjugation, subordination, and submission.
Keeping males and females from telling the truth about what happens to them in families is one way patriarchal culture is maintained. A great majority of individuals enforce an unspoken rule in the culture as a whole that demands we keep the secrets of patriarchy, thereby protecting the rule of the father. This rule of silence is upheld when the culture refuses everyone easy access even to the word “patriarchy.” Most children do not learn what to call this system of institutionalized gender roles, so rarely do we name it in everyday speech. This silence promotes denial. And how can we organize to challenge and change a system that cannot be named?
It is no accident that feminists began to use the word “patriarchy” to replace the more commonly used “male chauvinism” and “sexism.” These courageous voices wanted men and women to become more aware of the way patriarchy affects us all. In popular culture the word itself was hardly used during the heyday of contemporary feminism. Antimale activists were no more eager than their sexist male counterparts to emphasize the system of patriarchy and the way it works. For to do so would have automatically exposed the notion that men were all-powerful and women powerless, that all men were oppressive and women always and only victims. By placing the blame for the perpetuation of sexism solely on men, these women could maintain their own allegiance to patriarchy, their own lust for power. They masked their longing to be dominators by taking on the mantle of victimhood.
Like many visionary radical feminists I challenged the misguided notion, put forward by women who were simply fed up with male exploitation and oppression, that men were “the enemy.” As early as 1984 I included a chapter with the title “Men: Comrades in Struggle” in my book Feminist Theory: From Margin to Center urging advocates of feminist politics to challenge any rhetoric which placed the sole blame for perpetuating patriarchy and male domination onto men:
Separatist ideology encourages women to ignore the negative impact of sexism on male personhood. It stresses polarization between the sexes. According to Joy Justice, separatists believe that there are “two basic perspectives” on the issue of naming the victims of sexism: “There is the perspective that men oppress women. And there is the perspective that people are people, and we are all hurt by rigid sex roles.”…Both perspectives accurately describe our predicament. Men do oppress women. People are hurt by rigid sexist role patterns, These two realities coexist. Male oppression of women cannot be excused by the recognition that there are ways men are hurt by rigid sexist roles. Feminist activists should acknowledge that hurt, and work to change it—it exists. It does not erase or lessen male responsibility for supporting and perpetuating their power under patriarchy to exploit and oppress women in a manner far more grievous than the serious psychological stress and emotional pain caused by male conformity to rigid sexist role patterns.
Throughout this essay I stressed that feminist advocates collude in the pain of men wounded by patriarchy when they falsely represent men as always and only powerful, as always and only gaining privileges from their blind obedience to patriarchy. I emphasized that patriarchal ideology brainwashes men to believe that their domination of women is beneficial when it is not:
Often feminist activists affirm this logic when we should be constantly naming these acts as expressions of perverted power relations, general lack of control of one’s actions, emotional powerlessness, extreme irrationality, and in many cases, outright insanity. Passive male absorption of sexist ideology enables men to falsely interpret this disturbed behavior positively. As long as men are brainwashed to equate violent domination and abuse of women with privilege, they will have no understanding of the damage done to themselves or to others, and no motivation to change.
Patriarchy demands of men that they become and remain emotional cripples. Since it is a system that denies men full access to their freedom of will, it is difficult for any man of any class to rebel against patriarchy, to be disloyal to the patriarchal parent, be that parent female or male.
The man who has been my primary bond for more than twelve years was traumatized by the patriarchal dynamics in his family of origin. When I met him he was in his twenties. While his formative years had been spent in the company of a violent, alcoholic dad, his circumstances changed when he was twelve and he began to live alone with his mother.
In the early years of our relationship he talked openly about his hostility and rage toward his abusing dad. He was not interested in forgiving him or understanding the circumstances that had shaped and influenced his dad’s life, either in his childhood or in his working life as a military man. In the early years of our relationship he was extremely critical of male domination of women and children. Although he did not use the word “patriarchy,” he understood its meaning and he opposed it. His gentle, quiet manner often led folks to ignore him, counting him among the weak and the powerless. By the age of thirty he began to assume a more macho persona, embracing the dominator model that he had once critiqued. Donning the mantle of patriarch, he gained greater respect and visibility. More women were drawn to him. He was noticed more in public spheres. His criticism of male domination ceased. And indeed he begin to mouth patriarchal rhetoric, saying the kind of sexist stuff that would have appalled him in the past.
These changes in his thinking and behavior were triggered by his desire to be accepted and affirmed in a patriarchal workplace and rationalized by his desire to get ahead. His story is not unusual. Boys brutalized and victimized by patriarchy more often than not become patriarchal, embodying the abusive patriarchal masculinity that they once clearly recognized as evil. Few men brutally abused as boys in the name of patriarchal maleness courageously resist the brainwashing and remain true to themselves. Most males conform to patriarchy in one way or another.
Indeed, radical feminist critique of patriarchy has practically been silenced in our culture. It has become a subcultural discourse available only to well-educated elites. Even in those circles, using the word “patriarchy” is regarded as passé. Often in my lectures when I use the phrase “imperialist white-supremacist capitalist patriarchy” to describe our nation’s political system, audiences laugh. No one has ever explained why accurately naming this system is funny. The laughter is itself a weapon of patriarchal terrorism. It functions as a disclaimer, discounting the significance of what is being named. It suggests that the words themselves are problematic and not the system they describe. I interpret this laughter as the audience’s way of showing discomfort with being asked to ally themselves with an anti-patriarchal disobedient critique. This laughter reminds me that if I dare to challenge patriarchy openly, I risk not being taken seriously.
Citizens in this nation fear challenging patriarchy even as they lack overt awareness that they are fearful, so deeply embedded in our collective unconscious are the rules of patriarchy. I often tell audiences that if we were to go door-to-door asking if we should end male violence against women, most people would give their unequivocal support. Then if you told them we can only stop male violence against women by ending male domination, by eradicating patriarchy, they would begin to hesitate, to change their position. Despite the many gains of contemporary feminist movement—greater equality for women in the workforce, more tolerance for the relinquishing of rigid gender roles—patriarchy as a system remains intact, and many people continue to believe that it is needed if humans are to survive as a species. This belief seems ironic, given that patriarchal methods of organizing nations, especially the insistence on violence as a means of social control, has actually led to the slaughter of millions of people on the planet.
Until we can collectively acknowledge the damage patriarchy causes and the suffering it creates, we cannot address male pain. We cannot demand for men the right to be whole, to be givers and sustainers of life. Obviously some patriarchal men are reliable and even benevolent caretakers and providers, but still they are imprisoned by a system that undermines their mental health.
Patriarchy promotes insanity. It is at the root of the psychological ills troubling men in our nation. Nevertheless there is no mass concern for the plight of men. In Stiffed: The Betrayal of the American Man, Susan Faludi includes very little discussion of patriarchy:
Ask feminists to diagnose men’s problems and you will often get a very clear explanation: men are in crisis because women are properly challenging male dominance. Women are asking men to share the public reins and men can’t bear it. Ask antifeminists and you will get a diagnosis that is, in one respect, similar. Men are troubled, many conservative pundits say, because women have gone far beyond their demands for equal treatment and are now trying to take power and control away from men…The underlying message: men cannot be men, only eunuchs, if they are not in control. Both the feminist and antifeminist views are rooted in a peculiarly modern American perception that to be a man means to be at the controls and at all times to feel yourself in control.
Faludi never interrogates the notion of control. She never considers that the notion that men were somehow in control, in power, and satisfied with their lives before contemporary feminist movement is false.
Patriarchy as a system has denied males access to full emotional well-being, which is not the same as feeling rewarded, successful, or powerful because of one’s capacity to assert control over others. To truly address male pain and male crisis we must as a nation be willing to expose the harsh reality that patriarchy has damaged men in the past and continues to damage them in the present. If patriarchy were truly rewarding to men, the violence and addiction in family life that is so all-pervasive would not exist. This violence was not created by feminism. If patriarchy were rewarding, the overwhelming dissatisfaction most men feel in their work lives—a dissatisfaction extensively documented in the work of Studs Terkel and echoed in Faludi’s treatise—would not exist.
In many ways Stiffed was yet another betrayal of American men because Faludi spends so much time trying not to challenge patriarchy that she fails to highlight the necessity of ending patriarchy if we are to liberate men. Rather she writes:
Instead of wondering why men resist women’s struggle for a freer and healthier life, I began to wonder why men refrain from engaging in their own struggle. Why, despite a crescendo of random tantrums, have they offered no methodical, reasoned response to their predicament: Given the untenable and insulting nature of the demands placed on men to prove themselves in our culture, why don’t men revolt?…Why haven’t men responded to the series of betrayals in their own lives—to the failures of their fathers to make good on their promises–with something coequal to feminism?
Note that Faludi does not dare risk either the ire of feminist females by suggesting that men can find salvation in feminist movement or rejection by potential male readers who are solidly antifeminist by suggesting that they have something to gain from engaging feminism. So far in our nation visionary feminist movement is the only struggle for justice that emphasizes the need to end patriarchy. No mass body of women has challenged patriarchy and neither has any group of men come together to lead the struggle. The crisis facing men is not the crisis of masculinity, it is the crisis of patriarchal masculinity. Until we make this distinction clear, men will continue to fear that any critique of patriarchy represents a threat. Distinguishing political patriarchy, which he sees as largely committed to ending sexism, therapist Terrence Real makes clear that the patriarchy damaging us all is embedded in our psyches: Psychological patriarchy is the dynamic between those qualities deemed “masculine” and “feminine” in which half of our human traits are exalted while the other half is devalued. Both men and women participate in this tortured value system.
Psychological patriarchy is a “dance of contempt,” a perverse form of connection that replaces true intimacy with complex, covert layers of dominance and submission, collusion and manipulation. It is the unacknowledged paradigm of relationships that has suffused Western civilization generation after generation, deforming both sexes, and destroying the passionate bond between them.
By highlighting psychological patriarchy, we see that everyone is implicated and we are freed from the misperception that men are the enemy. To end patriarchy we must challenge both its psychological and its concrete manifestations in daily life. There are folks who are able to critique patriarchy but unable to act in an antipatriarchal manner.
To end male pain, to respond effectively to male crisis, we have to name the problem. We have to both acknowledge that the problem is patriarchy and work to end patriarchy. Terrence Real offers this valuable insight:
“The reclamation of wholeness is a process even more fraught for men than it has been for women, more difficult and more profoundly threatening to the culture at large.”
If men are to reclaim the essential goodness of male being, if they are to regain the space of openheartedness and emotional expressiveness that is the foundation of well-being, we must envision alternatives to patriarchal masculinity. We must all change.
Da ist echt viel drin. Insbesondere ein vollkommens Fehlverständnis der Dynamik zwischen den Geschlechtern und eine Überbewertung von Gewalt. Aber auch ein unglaubliches Schöndenken und die Abwehr aller Kritik als Umdeutung in einen Beweis, dass sie recht hat, gerade weil ihre Position als lächerlich angesehen wird.
Es scheint mir ein gewisser Wahnsinn zu sein, der aber beängstigender Weise von einer im Feminismus durchaus angesehenen Person kommt. Die Beweise sind Anekdoten, eine tiefere Analyse fehlt zumindest in diesem Abschnitt vollkommen. Das Patriarchat bleibt nebelhaft, eine Verschwörung, von der man auch nach ihrem Text nur weiß, dass irgendwie keiner davon weg kommt, anscheinend noch nicht einmal alleinerziehende Mütter.
Warum ich keine Feministin bin (sondern für einen Egalitarismus) @Barbara4u2
Die Universität von Chicago schreibt den neuen Studenten, dass sie keinen Safe Space erwarten können
Aus der amerikanische Universitätenlandschaft mal etwas positives:
The University of Chicago, one of America’s most prestigious and selective universities, is warning incoming students starting this fall not to expect safe spaces and a trigger-free existence during their four-year journey through academia.
“Our commitment to academic freedom means that we do not support so-called “trigger warnings,” we do not cancel invited speakers because their topics might prove controversial, and we do not condone the creation of intellectual “safe spaces” where individuals can retreat from ideas and perspectives at odds with their own,” the letter states.
Aus meiner Sicht ein deutlicher Wettbewerbsvorteil für die dortigen Studenten: Niemand will Arbeitnehmer, die bei kleinster Kritik und anderen Meinungen erst einmal Videos mit Hundebabies und Knete brauchen. Weit eher braucht man Leute, die bereit sind ihre Position argumenativ zu verteidigen.
The University of Chicago is consistently ranked one of the top universities in the world, and also one of the most selective. Only about 8% of the more than 31,000 people who applied to enter the class of 2020 were accepted by the school.
The warning from Chicago stands in sharp contrast to many other American universities that have gone out of their way to coddle students by protecting them from ideas they may find offensive or disturbing.
So-called trigger warnings have been issued over everything from newspaper opinion pieces to art exhibits to reading assignments so that students who might find the content distressing or disturbing can avoid being exposed to it.
Safe spaces, where students can shelter from ideas or expression they find discomforting, are the other trend du jour on some campuses. Brown University last year turned a room on campus into a safe space by outfitting it with cookies, coloring books, soft music, pillows and a video of frolicking puppies, along with trauma counselors, after students complained that a speaker invited to campus would be too upsetting.
Da ging es um einen Vortrag von Wendy McElroy, die die Rape Culture kritisiert hat. Für Feministinnen wahrscheinlich ein kaum vorstellbarer Tabubruch.
The University of Chicago is having none of it. To drive home the point, the letter to students includes a link to a report on freedom of expression issued by the university in January 2015. The report quotes a former president of the University, Hanna Holborn Gray, as saying that “education should not be intended to make people comfortable, it is meant to make them think.
“Universities should be expected to provide the conditions within which hard thought, and therefore strong disagreement, independent judgment, and the questioning of stubborn assumptions can flourish in an environment of the greatest freedom,” she stated.
Mal sehen, ob andere Universitäten auch umschwenken. Interessanterweise kann man auch in Chicago Gender Studies studieren. Mal sehen, ob auch das dortige Dezernat diese Auffassung teilt
Selbermach Samstag 201 (27.08.2016)
Welche Themen interessieren euch, welche Studien fandet ihr besonders interessant in der Woche, welche Neuigkeiten gibt es, die interessant für eine Diskussion wären und was beschäftigt euch gerade?
Welche interessanten Artikel gibt es auf euren Blogs? (Schamlose Eigenwerbung ist gerne gesehen!)
Welche Artikel fandet ihr in anderen Blogs besonders lesenswert?
Welches Thema sollte noch im Blog diskutiert werden?
Für das Flüchtlingsthema gibt es andere Blogs
Ich erinnere auch noch mal an Alles Evolution auf Twitter und auf Facebook.
Zur Entstehung der „Critical Whiteness“-Theorien
El Mocho schrieb einen interessanten Kommentar zu „critical whiteness“
Man sollte sich bei Bewertung der ganzen “Critical Whiteness“-Geschichte immer wieder vor Augen halten, dass es sich um ein spezifisch amerikanisches Konzept handelt, das von WEIßEN amerikanischen Theoretikern (die beiden Hauptvertreter, David Roediger und Noel Ignatieff sind jedenfalls weiß) entwickelt wurde, um bestimmte konkrete Fragen zu beantworten. In erster Linie ging es darum, zu erklären, warum es in der Geschichte der amerikanischen Arbeiterbewegung nie zu einer Verbrüderung oder auch nur Kooperation von weißen und schwarzen Proletariern gekommen ist, und in zweiter Linie darum, zu erklären, warum seit den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts so viele weiße Arbeiter Reagan und Bush gewählt haben.
Diesen Ansatz auf die Situation in Deutschland zu übertragen ist, denke ich, völlig verfehlt, denn:
“In moving beyond a binary treatment of race, it is important to keep in mind that African Americans‘ experience of race differed qualitatively from that of other ethnic groups because of the involuntary nature of their immigration, their enslavement, and the unparalleled virulence of the racism directed against them.”, so der Historiker Peter Kolchin.
https://pantherfile.uwm.edu/gjay/www/Whiteness/kolchinreviewessay.htm
Das ist der entscheidende Punkt. In den USA kommt niemand auf die Idee, einen Schwarzen zu fragen, wo er herkommt oder wo er sein gutes Englisch gelernt hat, weil alle wissen, dass die Schwarzen seit Jahrhunderten im Land sind und nicht freiwillig hergekommen sind. Die ach so kränkende Erfahrung, die deutsche „PoC“ mit diesen Fragen machen, bleibt ihnen also erspart. Andererseits gibt es in den USA inzwischen durchaus eine (wenn auch nicht sehr große) schwarze Mittelschicht, schwarze Unternehmer und konservative bis reaktionäre schwarze Politiker und Richter, usw., die so in Deutschland natürlich fehlen. Und letztere haben durchaus ein Interesse daran, dass die schlechte Situation der schwarzen Mehrheit nicht durch politökonomische Analysen erklärt wird, sondern durch den „Rassismus“ der Weißen
.
Entsprechend werden die „Whitenesss-Studies“ von schwarzen Linken in den USA heftig kritisiert. Zwei Beispiele: Adolph Reed, Politologe von der Universität Pensylvania:“Insistence on the transhistorical primacy of racism as a source of inequality is a class politics. It’s the politics of a stratum of the professional-managerial class whose material location and interests, and thus whose ideological commitments, are bound up with parsing, interpreting and administering inequality defined in terms of disparities among ascriptively defined populations reified as groups or even cultures. In fact, much of the intellectual life of this stratum is devoted to shoehorning into the rubric of racism all manner of inequalities that may appear statistically as racial disparities.”
Oder Barbara Fields. Historikerin von der Columbia-University:
“By its insistence upon marking and naming and making visible, whiteness scholarship first strews race and races everywhere and then, mirabile dictu, discovers them everywhere. Race then becomes so ubiquitous as to lose determinate shape. …
As an organizing concept, whiteness leads to no conclusions that it does not begin with as assumptions. Whiteness is a racial identity; therefore, white people have a racial identity. Whiteness equals white supremacy; therefore, European immigrants become white by adopting white supremacy. Whiteness entails material benefits; therefore, the material benefits white people receive are a reward for whiteness.“
http://blogs.umass.edu/weinbaum/files/2008/05/barbara-fields-article.pdf
Oder besonders gut hier:
“Probably a majority of American historians think of slavery in the United States as primarily a system of race relations—as though the chief business of slavery were the production of white supremacy rather than the production of cotton, sugar, rice and tobacco.”
“Those who create and re-create race today are not just the mob that killed a young Afro-American man on a street in Brooklyn or the people who join the Klan and the White Order. They are also those academic writers whose invocation of self propelling ‘attitudes’ and tragic flaws assigns Africans and their descendants to a special category, placing them in a world exclusively theirs and outside history—a form of intellectual apartheid no less ugly or oppressive, despite its righteous (not to say self-righteous) trappings, than that practised by the bio- and theo-racists; and for which the victims, like slaves of old, are expected to be grateful. They are the academic ‘liberals’ and ‘progressives’ in whose version of race the neutral shibboleths difference and diversity replace words like slavery, injustice, oppression and exploitation, diverting attention from the anything-but-neutral history these words denote. They are also the Supreme Court and spokesmen for affirmative action, unable to promote or even define justice except by enhancing the authority and prestige of race; which they will continue to do forever so long as the most radical goal of the political opposition remains the reallocation of unemployment, poverty and injustice rather than their abolition.”
http://www.solidarity-us.org/pdfs/cadreschool/fields.pdf
es handelt sich also um ein eindeutig auf amerikanische Verhältnisse bezogenes Konzept, dass nichts mit Rassismus in Europa zu tun hat.
Ich finde Herleitungen aus der Geschichte immer interessant, aber man sollte dabei nicht vergessen, dass ein ursprüngliches Konzept seine damalige Bedeutung verlieren kann und mit einer neuen Bedeutung versehen werden kann.
Jetzt bilden die „critical Whiteness“ Theorien eben eine Untergruppe im Bereich der intersektionalen Theorien, in denen im Bezug auf den Bereich Rassismus die Gruppe der weißen privilegiert ist, die Gruppe die „PoC“ (People of Color) hingegen diskriminiert sind. Die eigentliche Erklärung ist dabei in den Hintergrund gerückt, sie ist für diese neue Theorie relativ egal. Auch der Umstand, dass etwa Asiaten als Bestandteil der PoC zumindest in Amerika im Schnitt mehr verdienen als alle andere Menschen, wenn man sie nach Hautfarbe in Gruppen einteilt, ist in dieser Theorie ganz egal. Der Einwand, dass sie nicht für die Situation in Deutschland gemacht ist, wird daher in deren Lager wenige überzeugen. Es geht heute nicht mehr um den Aspekt, warum es nicht zu einer Verbrüderung innerhalb der Klasse gekommen ist, sondern um „Machtstrukturen“. Natürlich geht es auch darum, dass man Virtue Signalling betreiben kann und gegen „die Mächtigen“ zugunsten „der Schwachen“ kämpft und das man den Vorwurf des Rassismus abfangen kann.
vgl. auch: