Wiedereinführung einer Wehrpflicht oder eines allgemeinen Sozialen Pflichtjahrs?

Es war ja fast zu erwarten, dass aus der aktuellen Lage heraus eine Diskussion um die Wehrpflicht entsteht und damit, das ist heute fast automatisch verbunden, auch eine Diskussion um die Alternative, ein soziales Pflichtjahr.

1.  Wiedereinführung der Wehrpflicht

Bekanntlich ist die Wehrpflicht lediglich ausgesetzt und kann also wieder eingeführt werden. Sie passt aber heute als einseitige Verpflichtung von Männern auch nicht mehr wirklich in die Zeit und das ist glaube ich auch vielen Politikern durchaus bewusst. Aber Frauen zum Wehrdienst einzuberufen würde natürlich auch viel Ärger bedeuten. Ein Dilemma. Es passt gar nicht zu: „Frauen können alles was Männer machen können“ und ein Politiker, der Gründe anführt, warum Frauen nicht im Militär Dienst tun könnten, droht gleich der Vorwurf der Frauenfeindlichkeit. Dazu ist dafür auch noch eine Verfassungsänderung erforderlich, man braucht also eine 2/3 Mehrheit.

Ich verweise dazu auch noch einmal auf ältere Artikel:

2. Wehrdienst und Gesetz zur Stärkung der geschlechtlichen Selbstbestimmung

Ein anderes Problem mit einer Wehrpflicht nur für Männer wäre auch das geplante Gesetz zur Stärkung der geschlechtlichen Selbstbestimmung, bei dem für einen Wechsel des Geschlechtereintrags es vollkommen ausreichend ist, dass man sich als ein bestimmtes Geschlecht identifiziert, weitere Prüfungen sollen nicht erfolgen.

Das würde es einem Mann erlauben sich als Frau zu identifizieren ohne das er irgendetwas ändern müsste oder etwas vorspielen müsste. Erstens darf man nicht nachfragen, zweitens ist er dann eben eine Butch-Lesbe und keiner kann von einer Frau verlangen, dass sie lange Haare hat oder einen Rock trägt oder sonst etwas klischeehaft weibliches macht.

ich schrieb auf Twitter:

Bitte die #Wehrpflicht erst wieder einsetzen, wenn das Gesetz zur geschlechtlichen Selbstbestimmung umgesetzt worden ist. Ich vermute, dass dann die einzuziehende Generation plötzlich eine sehr hohe Frauenquote hat

Das wäre eigentlich ganz interessant zu beobachten. Sicherlich gäbe es grundlegende Hemmungen, aber wenn erst einmal genug Leute anfangen, sich das Jahr zu sparen, und ansonsten nichts zu ändern, dann könnte es richtig Fahrt aufnehmen.

3. Andere Dienste

Arne hatte bereits auf einen Spiegelartikel zu dem Thema hingewiesen, den ich hier auch kurz anführen möchte.

Seit der Abschaffung der Wehrpflicht wird immer wieder über eine Wiedereinführung diskutiert. Angesichts der russischen Bedrohung ist die Debatte erneut entbrannt. Der stellvertretende CDU-Vorsitzende Carsten Linnemann sagte der »Bild«: »Ich persönlich setze mich seit Jahren für die Einführung eines Gesellschaftsjahres ein, das sich verpflichtend an junge Männer und Frauen nach Beendigung ihrer Schulzeit richtet.«

Die Idee der „Sozialen Kompetenzen“ finde ich immer wieder interessant. Warum sollte das der Fall sein, wenn man etwa beim Bund ist oder andere Dienste macht?
Ich hatte nicht das Gefühl, dass es da große Unterschiede zwischen Leuten gab, die beim Bund waren, in sozialen Einrichtungen oder ausgemustert. Und auch die Frauen ohne Dienst hatten keine schlechteren sozialen Komponenten (was ja dann eigentlich der Fall sein müsste).

Die Dienste können niemals finanziell so attraktiv gemacht werden, dass sie das Jahr ausgleichen, dass man dann verliert. Denn da ist man als ungelernter tätig, macht seine Ausbildung/sein Studium dann später und einem entgeht das letzte Arbeitsjahr, in welchem man üblicherweise besser bezahlt sein wird als als ungelernte Kraft.

Auch das halte ich für kein gutes Argument, weil ein Großteil der Bevölkerung eh verweigert und der Rest auch nicht dauerhaft in der Bundeswehr ist oder dort innerhalb der Dienstzeit Einfluss nehmen kann.

Wie man die Bundeswehr attraktiv macht ist eine interessante Frage. In vielen Ländern ist sie ein Ausweg für die Armen und die Möglichkeit zu studieren. Das ist natürlich weniger interessant mit Sozialhilfe und kostenlosen Studium.

Sicherlich müsste man da durchaus hart durchgehen, aber das wäre ja nur eine Sache. Die Bundeswehr leidet so wie ich es verstehe an einer Überverwaltung, die alles darum erstickt und unnötig Geld verschlingt. Und daran, dass zuletzt wohl die Bemühungen zu einer Reform wohl eher dahin gingen Frauen zu befördern und Geschlechtergerechtigkeit herzustellen. Da entsteht aber dann eher keine gute Kameradschaft.

Letztendlich dürfte eine allgemeine Dienstpflicht schlicht daran scheitern, dass sie in der Bevölkerung nicht gut ankommt. Die Zahl derer, die das aktiv wollen und sich „erziehen“ lassen wollen dürfte sehr gering sein. Frauenverbände werden darauf hinweisen, dass sie ja eh schon genug Zeit verbringen. Männer werden darauf hinweisen, dass eine einseitige Pflicht ungerecht ist, die Bundeswehr wird darauf hinweisen, dass Wehrpflichtige kaum effektiv eingesetzt werden können etc

Es ist eine relativ sinnlose Debatte, die immer wieder mal hochkommt und dann wieder abklingt. Ich rechne diesmal mit nichts anderem.