Selbermach Samstag

Welche Themen interessieren euch, welche Studien fandet ihr besonders interessant in der Woche, welche Neuigkeiten gibt es, die interessant für eine Diskussion wären und was beschäftigt euch gerade?

Welche interessanten Artikel gibt es auf euren Blogs? (Schamlose Eigenwerbung ist gerne gesehen!)

Welche Artikel fandet ihr in anderen Blogs besonders lesenswert?

Welches Thema sollte noch im Blog diskutiert werden?

Für das Flüchtlingsthema oder für Israel etc gibt es andere Blogs

Zwischen einem Kommentar, der nur einen Link oder einen Tweet ohne Besprechung des dort gesagten enthält, sollten mindestens 5 Kommentare anderer liegen, damit noch eine Diskussion erfolgen kann.

Ich erinnere auch noch mal an Alles Evolution auf Twitter und auf Facebook.

Wer mal einen Gastartikel schreiben möchte, auch gerne einen feministischen oder sonst zu hier geäußerten Ansichten kritischen, der ist dazu herzlich eingeladen

Es wäre nett, wenn ihr Artikel auf den sozialen Netzwerken verbreiten würdet.

Wie umgehen mit häuslicher Gewalt in Umgangs- und Sorgerechtsverfahren in einem Prozess (Hier: Sonderleitfaden häusliche Gewalt)?

Auf den Geschlechternews wird folgendes berichtet:

 In der SZ hat Barbara Vorsamer ein Artikel über die „Studie“ von Wolfgang Hammer geschrieben. Die SZ hat die darauf folgenden Leserbriefe in einem eigenen Artikel veröffentlicht. Eine Aussage daraus möchte ich hervorheben:

Die gesamte familienrechtliche Praxis im Umfeld des Amtsgerichts München hat sich durch die interdisziplinäre Zusammenarbeit verändert. Dazu hat nicht nur das gegenseitige Verständnis beigetragen, sondern auch die Entwicklung und Anpassung von Leitfäden, insbesondere der „Sonderleitfaden häusliche Gewalt“. Zwei Kernsätze stehen dort: „Auch miterlebte oder mitgeteilte Gewalt gefährdet das Kindeswohl.“ Und: „Die Sicherung des Kindeswohls und des Opferschutzes hat dabei absoluten Vorrang. Die Beweisbarkeit ist bei einem konkreten Verdacht zunächst nachrangig.“

Gerade den letzten Satz finde ich enorm. Das bedeutet nämlich nicht weniger als dass ein Gewaltvorwurf vorerst als Wahrheit anerkannt, und damit der Grundsatz der Unschuldsvermutung verletzt wird.

Dazu vorab kurz:

1.

Die Unschuldsvermutung gibt es nur im Strafrecht.  Außerhalb des Strafrecht hat sie nichts verloren, im Zivilrecht gibt es Beweislastregeln, die mal den einen, mal den anderen treffen. Sie sind eher gegenteilig zur Unschuldsvermutung: Jeder muss grob gesagt das vortragen und beweisen, was für ihn günstig ist. Kann er das nicht verliert er.

Im Familienrecht ist es teilweise wiederum anders, weil bestimmte Verfahren, wie etwa das Umgangs- und das Sorgerechtsverfahren, Amtsermittlungsverfahren sind. Das ist gerade so ausgestaltet worden, weil es eben tatsächlich nur auf das Kindeswohl (ein sog. Unbestimmter Rechtsbegriff) ankommen soll und der Richter auch Sachen ermitteln können soll, die beide Eltern etwa vor ihm verschweigen wollen.

2.

Der Satz:

„Die Sicherung des Kindeswohls und des Opferschutzes hat dabei absoluten Vorrang. Die Beweisbarkeit ist bei einem konkreten Verdacht zunächst nachrangig.“

ist eigentlich eine Selbstverständlichkeit, ich denke er wird hier falsch verstanden. Er bedeutet nicht, dass jeder Verdacht ausreicht, deswegen wird gerade der „konkrete Verdacht“ angeführt.

Zur Verwendung des Begriffs etwa hier von dieser Seite:

. Konkreter Tatverdacht
Der konkrete Tatverdacht geht über den Anfangsverdacht hinaus und stellt eine Voraussetzung dafür dar, dass ansonsten geschützte Daten einer (ggf. unbekannten) Person (bspw. Name, Geburtsdatum, Anschrift, Kennzeichen eines benutzten PKW etc.) zum Zwecke der polizeilichen Ermittlungen ausgewertet werden dürfen.
Dieser konkrete Tatverdacht liegt vor, wenn ein auf bestimmte Tatsachen begründeter Verdacht besteht, dass von einem Täter eine der in § 111 oder § 100a StPO aufgeführten Katalogtaten begangen wurde (u.a. Bildung krimineller Vereinigungen, Volksverhetzung, Geldfälschung, schwerer sexueller Missbrauch usw.). Dieser Verdacht muss in jedem Fall auf konkreten Beweisumständen basieren.
Das bezieht sich hier auf Fälle, in denen die StPO, also die Strafprozessordnung, einen konkreten Verdacht hat, aber es passt denke ich ganz gut und macht deutlich, dass es eben keine Sache ist, bei der einfach jemand etwas behauptet, sondern etwas, bei dem bestimmte Tatsachen vorliegen.
In solchen Fällen würde ein Gericht üblicherweise eine einstweilige Anordnung machen, bei der immer nur eine oberflächlichere Prüfung erfolgt. Besteht die Gefahr, dass ein Kind erhebliche Gewalt miterlebt, dann muss der Staat handeln. Das kann bedeuten, dass das Kind zu einem der beiden Eltern kommt oder in eine Inobhutnahme. Es bedeutet nicht zwangsläufig, dass das Kind zu demjenigen kommt, der zuerst solche Fälle schildert.
Sonderleitfaden zum Münchener Modell
des Familiengerichts München für Verfahren (inklusiv einstweiliger Anordnungsverfahren, aber ohne Gefährdungsverfahren nach § 1666 BGB), die den Aufenthalt des Kindes, das Umgangsrecht, die Herausgabe des Kindes oder Sorgerechtsverfahren gem. § 155a IV FamFG betreffen (Version 06.07.2020)
In den Sonderfällen Häusliche Gewalt (auch miterlebte oder mitgeteilte Gewalt gefährdet das Kindeswohl), Gewalt gegen Kinder,
Sexueller Missbrauch, jeweils das Kindeswohl im Sinne von deutlich eingeschränkter Elternfunktion gefährdende psychische Erkrankungen und Sucht wird nachfolgender Ablauf des gerichtlichen Verfahrens empfohlen. Die Sicherung des Kindeswohls und des Opferschutzes hat dabei absoluten Vorrang. Die Beweisbarkeit ist bei einem konkreten Verdacht zunächst nachrangig
Das habe ich bereits oben besprochen.
1. Im Antrag beziehungsweise in der Antragserwiderung soll das Thema des Sonderfalles in einer Sachverhaltsschilderung mit Hinweis auch auf bestehende oder einzuleitende strafrechtliche Ermittlungsverfahren, Gefährdungseinschätzung, Eskalationsgrad, Zeitpunkt der Trennung, berichtete Belastungsmomente des Kindes und eines Elternteils, eventuell bestehende Umgangsvereinbarungen und –durchführungen und Gefährlichkeitseinschätzung nach Art. 31, 51 Istanbulkonvention dargestellt werden. Die Bestellung eines Verfahrensbeistands, Kindesanhörung und getrennte Anhörung können bereits für den ersten Termin angeregt werden.
Insoweit nichts ungewöhnliches in einem Verfahren.
2. Der Antrag wird dem anderen Elternteil zusammen mit der Terminsladung zugestellt; Jugendamt erhält per Fax Abschrift.
Auch vollkommen normal.
3. Vorverfahrensliste, polizeiliche und staatsanwaltschaftliche Akten über aktuelle oder frühere Vorfälle (ggf. nach Einholung eines Bundeszentralregisterauszugs) sowie familiengerichtliche Akten über Sorge- und Umgangsverfahren und in Gewaltschutzverfahren (in denen Kontaktverbotsverstöße nur aufgrund eines Ordnungsmittelantrags des Opfers vom Familiengericht geahndet werden können) werden vom Gericht umgehend beigezogen.
Auch nicht ungewöhnlich.
4. Der Gerichtstermin soll binnen eines Monats stattfinden. Beide Elternteile haben grundsätzlich die Pflicht, zu erscheinen. Eine Verlegung des Termins ist nur in besonderen Ausnahmefällen möglich und soll einvernehmlich beantragt werden. Das Gericht prüft und ordnet bei erforderlichem Schutz für den betreuenden Elternteil dessen getrennte Anhörung an und weist den anderen Elternteil auf seine Abwesenheitspflicht bzw. die Möglichkeit einer Durchsuchung durch einen Gerichtswachtmeister hin. Kinder sind nur auf Anordnung des Gerichts mitzubringen.
Die Terminierung nach einem Monat und die schwierigere Verlegung stehen so im Gesetz:

§ 155 Vorrang- und Beschleunigungsgebot
(1) Kindschaftssachen, die den Aufenthalt des Kindes, das Umgangsrecht oder die Herausgabe des Kindes betreffen, sowie Verfahren wegen Gefährdung des Kindeswohls sind vorrangig und beschleunigt durchzuführen.

(2) 1Das Gericht erörtert in Verfahren nach Absatz 1 die Sache mit den Beteiligten in einem Termin. 2Der Termin soll spätestens einen Monat nach Beginn des Verfahrens stattfinden. 3Das Gericht hört in diesem Termin das Jugendamt an. 4Eine Verlegung des Termins ist nur aus zwingenden Gründen zulässig. 5Der Verlegungsgrund ist mit dem Verlegungsgesuch glaubhaft zu machen.

(3) Das Gericht soll das persönliche Erscheinen der verfahrensfähigen Beteiligten zu dem Termin anordnen.

(4) Hat das Gericht ein Verfahren nach Absatz 1 zur Durchführung einer Mediation oder eines anderen Verfahrens der außergerichtlichen Konfliktbeilegung ausgesetzt, nimmt es das Verfahren in der Regel nach drei Monaten wieder auf, wenn die Beteiligten keine einvernehmliche Regelung erzielen.

5. Das zuständige Jugendamt nimmt mit der betroffenen Familie umgehend Kontakt auf. Dazu ist notwendig, bereits im Antrag Telefon-, Telefax-, Handynummern und gegebenenfalls eMailAdressen aller Beteiligten bekannt zu geben. Soweit der zuständige Sachbearbeiter des Jugendamtes bekannt ist, ist auch dessen Name samt Fax- und Telefonnummer mitzuteilen. Die Kontaktdaten der geschädigten Person müssen auf deren Wunsch – insbesondere bei nachträglicher Bekanntgabe der Anschriftenänderung nach Verfahrenskostenhilfegewährung – vertraulich behandelt werden.
Das sind angesichts der Eile des Verfahren (ein Monat ist für gerichtliche Verfahren quasi Lichtgeschwindigkeit) sicherlich praktisch
6. Das Jugendamt trifft Feststellungen zur Gefährdung des Kindes, ggf. auch eines anderen Familienmitglieds, insbesondere des betreuenden Elternteils. Ggf. weist es wie auch alle anderen Beteiligten auf die Notwendigkeit getrennter gerichtlicher Anhörung sowie unter Beifügung des Sonderleitfadens mit allen Abschriften auf die Einschlägigkeit des Sonderleitfadens hin. Das Jugendamt klärt die Möglichkeit einer geeigneten Beratung ab und vertritt ein bereits bestehendes Münchner Hilfenetzwerk (www.muenchen.de beim Suchbegriff Münchner Hilfenetzwerk). Möchte die empfohlene Spezialberatungsstelle zum ersten Termin kommen oder hat programmgemäß eine gewaltzentrierte
Beratungsstelle des Opfermerkblatts http://www.justiz.bayern.de/gericht/ag/m/lokal/02090/index.php teilzunehmen, wird dies dem Gericht unverzüglich mitgeteilt.
Auch das jetzt nichts wirklich überraschendes. Da das Jugendamt, wie der zitierte Paragraph es ja schon deutlich macht, zur Situation angehört werden soll muss es natürlich vorher mit den Leuten reden und sich ein Bild von der Lage machen.
7. Es sollen schriftliche Stellungnahmen der Beteiligten und des Jugendamtes mit Sonderfallbenennung erfolgen.
Auch soweit nicht ungewöhnlich
8. Die Vertretung des Jugendamtes stellt im Gerichtstermin neben
dem Ergebnis der Gespräche mit den Eltern auch seine Einschätzung der Gefährdungslage dar.
Auch gängige Praxis.
Das Gericht spricht die Umstände des Sonderfalles an, bemüht sich um dessen Aufklärung, berücksichtigt die interdisziplinäre Risikoanalyse und gibt seine Einschätzung ab. Das Gericht kann eine getrennte Beratung der Beteiligten oder einen begleiteten Umgang anordnen, eine/n Sachverständige/n beauftragen oder im beschleunigten Termin vernehmen, einen Verfahrensbeistand / UmgangspflegerIn einsetzen oder den Umgang vorläufig ausschließen. Der vorläufige Umgangsausschluss kann ebenso wie eine vorläufige Sorgerechtsübertragung bei kindeswohlgefährdender Sucht- oder akuter psychischer Erkrankung oder Gefährlichkeit des Täters/der Täterin aus Gründen des Opferschutzes unter Beachtung dessen Persönlichkeitsrechts erforderlich sein.
Begleiteter Umgang ist das Mittel der Wahl, wenn man zumindest eine Gefährdung  des Kindes nicht gänzlich ausschließen kann, man aber auch nicht annimmt, dass konkrete Anzeichen dafür vorliegen, dass das Kind zB traumatisiert ist und daher ein Kontakt Schaden verursachen kann.
Ein Umgangspfleger ist insbesondere sinnvoll, wenn man die Übergabesituation entschärfen will und auch dem Kind ersparen will, dass es sich bei der Übergabe mit einem der Elternteile solidarisieren muss.
Die Gefährlichkeit des Täters/der Täterin ergibt sich etwa aus Anwendung erheblicher oder häufiger Gewalt, Waffenbesitz oder aus Opfersicht konkretisierter Bedrohung, Sucht oder unbehandelter psychische Erkrankung des Täters/der Täterin, Verstoß gegen Gewaltschutzbeschluss. Ein vorläufiger begleiteter Umgang statt des vorläufigen Umgangsausschlusses wie in Fällen von kindeswohlgefährdender Sucht- oder psychischer Krankheit oder häuslicher Gewalt ist vorzugswürdig, wenn bei begleitetem Umgang Sicherheit für Opfer und Kind gewährleistet ist, keine Gefahr der Retraumatisierung von Kind oder Opfer droht, Verantwortung für das Täterverhalten übernommen wird, kein beachtlicher Kindeswille entgegensteht und positive Beziehungserfahrungen mit dem Umgangsberechtigten vorhanden sind. Ein vorläufiger Umgangsausschluss kann aber bei insbesondere aufgrund eines polizeilichen Kurzberichts nachgewiesener Gewalt indiziert sein. Im Einvernehmen mit den Beteiligten sind auch die Einschaltung einer Clearingstelle oder die Überweisung in Therapien möglich.
Hier ist einmal ein Text, bei dem ich die Doppelnennung durchaus sinnvoll finde, weil damit gegen ein Klischee gearbeitet wird und deutlich gemacht wird, dass nicht der Mann per se als Täter anzusehen ist.  Hier sind auch schön noch einmal die Kriterien für den begleiteten Umgang dargelegt, es wird deutlich gemacht, dass ein Umgangsausschluss zu vermeiden ist, wenn nicht Beweise für Gewalt vorliegen.
10. Bei einer zunächst getrennt geschlechtsspezifischen Co-Beratung in Gewaltfällen oder einer psychiatrischen bzw. Suchtberatung werden in einem Clearing- und Beratungsprozess die Bedingungen für den Umgang erarbeitet. Die Beteiligten sollen die Berater und die Umgangsbegleiter von der Schweigepflicht untereinander (inklusiv Protokollübersendung) entbinden.
Das klassische Mittel des Familienrechts ist es die Leute in eine Beratung zu schicken, damit sie die bei ihnen oder zwischen ihnen bestehenden Probleme klären können.
Hier scheint die Beratung fast Pflicht zu sein, wobei man niemanden zwingen kann an einer Beratung teilzunehmen, wenn er das nicht will.
11. Konnten die Eltern in der Beratung keine gemeinsame Lösung erreichen, findet spätestens vier Wochen nach entsprechender schriftlicher Mitteilung der Beratungsstelle an das Jugendamt und an das Familiengericht ein zweiter Gerichtstermin statt oder wird ein psychologisches / psychiatrisches Sachverständigengutachten ohne Anordnung nach § 163 II FamFG in Auftrag gegeben und/oder jetzt ein Umgangspfleger nach vorläufiger Umgangsregelung bestellt. Bei weiter bestehender kindeswohlgefährdender Sucht- oder akuter psychischer Erkrankung oder Gefährlichkeit des Täters/der Täterin kann in der Hauptsache auch von Amts wegen ein Umgangsausschluss auf die Dauer von mehr als einem halben Jahr und eine Sorgerechtsübertragung auf den anderen Elternteil erforderlich sein. Sind die unter Nr. 9 S. 5 genannten Kriterien erfüllt, ist auch in diesen Fällen in der Hauptsache der begleitete Umgang dem Umgangsausschluss vorzugswürdig. Erfolgt ausnahmsweise eine Verweisung in eine nichtgewaltzentrierte Beratungsstelle, sollen sich die Eltern mit der Übersendung des Protokolls an diese einverstanden erklären.
Das wäre also das Prinzip, dass das Gericht erst einmal nur das nötigste veranlasst und der Rest in Beratungsstellen stattfindet. Falls das nicht klappt muss das Gericht eben in der Hauptsache weitermachen oder – auch das ganz üblich in familiengerichtlichen Verfahren – ein Gutachter klärt erst einmal auf, was da genau los ist.
So ein Gutachten dauert üblicherweise ein 3/4 bis 1 Jahr und ist sehr teuer, sofern man nicht Verfahrenskostenhilfe hat (dabei immer einplanen: Das Geld kann auch bei Verbesserung der wirtschaftlichen Verhältnisse noch bis zu 4 Jahre nach dem Verfahren von einem verlangt werden). Das spielt natürlich demjenigen in die Hände, der in dieser Zeit mehr Kontakt mit dem Kind hat, zB über eine vorläufige Regelung-
12. Die betroffenen Kinder werden – falls erforderlich in einem besonderen vor der Elternanhörung liegenden Termin – ggf. im Beisein eines Sachverständigen – angehört. In der Ladung wird der andere Elternteil auf seine Abwesenheitspflicht hingewiesen. Das Gericht trifft Vorsorge, dass die Anhörung in einem geschützten Rahmen stattfinden kann. Auf spezifische Unterstützungsangebote für Mädchen und Jungen wird hingewiesen.
Die Anhörung des Kindes ist zumindest ab einem bestimmten Alter des Kindes zwingend und die Auslassung stellt üblicherweise einen Fehler dar, den die Oberlandesgerichte nicht durchgehen lassen. Ob dabei etwas herauskommt hängt vom Kind ab, wenn es nicht redet wird man es kaum zwingen können.
13. Zur Vermeidung von Mehrfachanhörungen ist mit Zustimmung
der Sorgeberechtigten, des Verfahrensbeistands sowie des über
14-jährigen Kindes auch eine Videovernehmung möglich. Nähere Einzelheiten auf der Homepage des AG München:
http:/www.justiz.bayern.de/gericht/ag/m/daten/00641/index.php
Wäre interessant, wie oft das durchgeführt wird. Es birgt die Gefahr einer höheren Befangenheit des Kindes und bei späteren Verfahren ist häufig auch die dann bestehende Meinung des Kindes wesentlich, die sich ja geändert haben kann

„Warum „toxische Männlichkeit“ keine Erklärung für Frauenmorde bietet“

Arne hat einen Beitrag über eine Studie besprochen, die sich mit der feministischen These beschäftigt, dass toxische Männlichkeit zu „Femiziden“ führt.

Ich dache ich schaue mir mal quasi als Arbeitsteilung die dort besprochene Studie an:

The study examined “gendered” and “general” factors associated with homicide using interviews with men convicted of murder or manslaughter in Australia. We compared men committing intimate partner femicide (IPF; n = 68) with men killing female non-intimate partners (MF; n = 44) and male non-intimate partners (MM; n = 135). They shared developmental and socio-economic characteristics. MM men reported extensive criminal histories and serious substance problems compared with IPF men. Many IPF men had perpetrated partner violence. Similarities existed across jealousy and marital role attitudes, though IPF men more likely condoned wife abuse and behaviorally controlled partners. Policies informed by complexity and diversity are important.

Quelle: Gendered Entitlement or Generally Violent? Sociodemographic, Developmental, and Gender-Based Attitudinal Characteristics of Men Who Commit Homicide (Oder: Volltext)

Es wurden also verglichen:

  • Männer, die Frauen, mit denen sie Beziehungen hatten, getötet haben (IPF)
  • Männer, die Frauen getötet haben, mit denen sie keine Beziehung hatten (MF)
  • Männer, die Männer getötet haben, mit denen sie keine Beziehung hatten.

Dabei bestehen wohl Gemeinsamkeiten, insbesondere eine umfangreiche Geschichte vorheriger Straftaten und „Substanzmißbrauch“.

ich hatte schon mal einen Artikel dazu, dass Alkoholmißbrauch ein ganz wesentlicher Faktor bei häuslicher Gewalt ist.

Aber aus der Studie:

Some scholars argue that men’s violence against their intimate partners is a function of patriarchal gender structures, male entitlement, and proprietary attitudes (e.g., Daly & Chesney-Lind, 1988; Daly & Wilson, 1988; Dobash & Dobash, 1979; Heise & Kotsadam, 2015; Pence & Paymar, 1993; Taylor & Jasinski, 2011). Within this framework, both nonlethal and lethal intimate partner violence (IPV) against women have long been recognized as unquestionably gendered crimes. The underlying assumption within this perspective is that men who kill their intimate partners differ to men who kill others in terms of certain attitudes and traits. Much empirical research supports this view. For example, data from the Murder in Britain study show significant psychosocial differences across the life course between men who kill intimate partners and men who kill other men (Dobash & Dobash, 2015; Dobash et al., 2004). These data reveal that men who kill other men are more likely to have problematic upbringings (e.g., a violent father), early contact with criminal justice agencies, and alcohol and drug problems, while men who kill intimate partners are more likely to display a history of violence perpetration in past relationships. Findings such as these support the view that men who kill their female intimate partners represent a subcategory or type of person who commits homicide.

Importantly though, while such factors as entitlement, sexual jealousy, and belief in traditional gender roles, which are known to be associated with intimate partner femicide (IPF), might be strongly ‘gendered’, a range of more ‘general’ perpetrator characteristics, including a history of childhood abuse and/or neglect coupled with poor (or absent) parenting, compromised emotional functioning, negative/dysfunctional attachment style, socioeconomic disadvantage, and substance abuse, may also feature notably in the occurrence of IPF.

In contrast to the gendered approach outlined above, these characteristics imply that men’s violence against female partners may not necessarily be an expression of gender and patriarchy, but rather may signal a propensity towards violence more generally. As argued by Felson (2006), the etiology of violence should remain the same irrespective of victim offender relationship. There is some empirical support for this perspective. For example, using self-report data with inmates, Felson and Lane (2010) found few differences in terms of childhood abuse, official criminal history, and alcohol/drug use between those who had assaulted or killed their partners and those who had assaulted or killed others. The authors conclude that their findings appear more supportive of a generally violent perspective than a gendered perspective of violence.

The current study begins to fill gaps in knowledge about gendered and general factors associated with men’s lethal violence by examining whether the combination of gendered and general factors present among men who commit homicide may vary depending on both the victim-offender relationship and the victim’s gender. Two research questions guide the study:

(1) whether and how men who kill a female intimate partner differ from men who kill a female non-intimate (that is, holding the victim’s gender constant, while the victim-offender relationship varies); and

(2) whether and how men who kill a woman (irrespective of their
relationship with that victim) differ from men who kill another man (in other words, considering differences that may be associated with the victim’s gender).

Also die Frage, warum die Gewalttaten ausgeübt worden sind.

  • Auf der einen Seite die Patriarchatstheorie, nach der Taten gegen Frauen besondere Beweggründe haben.
  • Auf der anderen Seite die Theorie, dass es typische Gewalttaten sind, die sich nicht wesentlich von anderen Gewalttaten unterscheiden

Aus den Ergebnissen:

Femizide und Nichtfemizide Gründe

Noch mal zur Erklärung:

  • IPF: Die Partnerin umgebracht
  • MF: Eine Frau, die keine Partnerin war, umgebracht
  • MM: Einen Mann umgebracht

Deutlich wird, dass es sich häufig um Personen mit geringer Bildung handelt, Männer die Frauen umgebracht haben, bezogen interessanterweise seltener staatliche Leistungen als solche die Männer umgebracht haben. Könnte natürlich daran liegen, dass die Taten gegen Männer dann eher Geldbeschaffungskriminalität waren. Dagegen spricht, dass bei ihnen seltener finanzieller Stress vorlag. Sie waren aber häufiger arbeitslos.

Die Täter hatten in allen Fällen häufig physische Gewalt in ihrer Kindheit erlebt, auch häufig sexuelle Gewalt, wobei Männer, die ihre Partnerin umgebracht haben, häufiger sexuelle Gewalt erlebt haben. Häufig gab es Erfahrungen von körperlicher Vernachlässigung (physical neglect) in der Kindheit

Dazu aus einer anderen Studie:

Research has established that childhood maltreatment experiences are associated with negative outcomes in adolescence, including violent and antisocial behavior (Chapple et al., 2005). Neglect is the most prevalent form of childhood maltreatment (U.S. DHHS, 2012), the consequences of which require further investigation. This study used archival data to explore whether childhood physical neglect increased the likelihood of violent behavior in a random sample of 85 males between the ages of 12–19 held at a long-term detention facility in the Northeastern United States.

An anonymous survey gathered background information and data regarding childhood physical neglect and violent behavior in adolescence. A step-wise hierarchal regression model controlled for the effects of age, self-esteem, personal competency, depression, chemical drug use, family violence and a childhood history of physical abuse. Results showed that a history of childhood physical neglect was the strongest predictor of violent adolescent behavior in this sample when the data was tested for all moderator and mediator effects.

Quelle: Physical neglect in childhood as a predictor of violent behavior in adolescent males

„Physical neglect“ (was wäre hier die beste Übersetzung?)  liegt vor, wenn die körperlichen Grundbedürfnisse der Kinder (z. B. Nahrung, Unterkunft und Kleidung) nicht erfüllt werden, und tritt häufig in einem anhaltenden Muster auf. Beispiele für körperliche Entbehrungen sind die Verweigerung von Nahrung und/oder Wasser und das Ausgesetztsein in der Natur.

Interessanterweise ist in diesem Zusammenhang die Gruppe an höchsten, die eine andere Frau, mit der sie keine intime Beziehung hatten, umgebracht haben. Wäre interessant, ob das zB die Mütter waren, die sie vernachlässigt haben.

Auch ein großer Punkt: Gewalt zwischen den Eltern miterlebt. Hier wirkt sich dies weniger auf die Partnergewalt auf, aber auf Gewalt gegen andere Frauen und gegen Männer. Auch hier wäre es interessant, inwieweit davon die Eltern betroffen wären.

Schließlich wird die Bindung zu den Eltern betrachtet:

Ein unsichere Bindung an die Mutter scheint dabei Auswirkungen zu haben, aber wesentlich mehr noch eine unsichere Bindung zum Vater. Wäre interessant, wie ein abwesender Vater da hineinspielt. Dazu konnte ich in der Studie nicht wirklich finden, wie das berücksichtigt worden ist.

Dann kommt noch Alkohol- und sonstiger Substanzenmißbrauch. Dabei sehe ich schon deutliche Unterschiede: Anscheinend gibt es bei Gewalt gegen Männer deutlich mehr Substanz- und Alkoholmißbrauch, könnte daran liegen, dass da Gewalt bei Beschaffungskriminalität auch eine große Rolle spielt. Dennoch sind Suchtmittelmißbrauch auch bei den Taten gegen Frauen stark vertreten.

Und weiter aus der Studie:

Hier sieht man, dass sehr viele der Täter vorher strafrechtlich auffällig waren. Sehr viele hatten insbesondere vorher jemanden angegriffen bzw Körperverletzungen begangen (wobei das natürlich auch Taten gegen die Partner gewesen sein können). Aber auch hier ist die Anzahl der Vortaten bei den Männern eher Höher. Viele hatten vorher auch Dieebstähle begangen oder (gerade auch bei Gewalt gegen Männern) mit Drogen gehandelt)

Bei der Frage, ob sie vorher schon gewalttätig gegenüber Partner gewesen waren ist die Anzahl bei denen, die dann schließlich ihren Partner umgebracht haben, deutlich höher, was ja zu erwarten ist, aber bei den Tätern, die dann Männer umgebracht haben auch nicht klein.

Gerade bei Taten gegen Männern zeigt sich auch (wenn ich das richtig lese, da bin ich mir nicht sicher) das da einige mehr vorher im Gefängnis waren.

Dann schließlich noch weitere Ergebnisse:

Diese Grafik ist gerade interessant, weil sie einiges abfragt, was zu der feministischen Theorie der toxischen Männlichkeit passt.

Aus der Besprechung:

After examining a diverse range of factors, it appears that both the gendered and the general perspectives of intimate partner femicide offending offer valuable insights. In support of a general perspective were the findings revealing similarities in developmental factors such as childhood experiences and attachment style to parents. Here the three groups tended to be quite similar, reporting high levels of abusive and neglectful experiences.
The groups also showed similarities across a number of socio-economic factors, such as limited education and financial stress in the year prior to the homicide. In contrast, and in line with a more gendered perspective, are the findings that the MM group reported extensive problems across a variety of criminal history indicators and presence of serious problems with drugs and alcohol compared with the IPF group (with the MF group located in between). Indeed, quite high proportions of the MF and MM groups had engaged in violent acts such as assault (broadly speaking, not specifically against intimate partners) and robbery prior to committing homicide. Thus, they ‘arrive’ at the homicide scene (so to speak) with extensive ‘experiences’ committing violent acts. Importantly, and consistent with substantial past research (e.g., Dobash & Dobash, 2015; Dobash et al., 2004), a considerable proportion of the IPF group reported using violence against an intimate partner in the year before the homicide, as well as lifetime use of violence against intimate partners.

Their prevalence rates, however, did not differ statistically from the MM group (a substantial proportion of whom also reported partner violence), but only from the MF group. Although the IPF group reported the highest prevalence rates of engaging in past intimate partner violence, this was also a relatively common pattern among MF and MM (30.0% and 43.2% had ever committed intimate partner violence). Together, these findings align with other research, which suggests that homicide offenders, especially those who commit homicide outside of family/partner relationships, have extensive criminal histories and previous contact with criminal justice agencies prior to committing the homicide (Dobash et al., 2004; Eriksson et al., 2019; Kivivuori & Lehti, 2012; Thomas, Dichter, & Matejowski, 2011).

Nevertheless, in contrast to what gendered perspectives of IPF would predict, the groups did not differ in terms of levels of sexual jealousy and attitudes around marital roles.

While the measure of sexual jealousy was developed specifically for the current study, prior research on the GATMR scale (used to measure attitudes toward marital roles in the current study) reveals that the three groups of men who kill examined in the current study displayed much higher levels of gender-role traditionalism (in other words, less egalitarian attitudes) compared with a normative sample of fathers in the United States (Hoffman & Kloska, 1995). This suggests that while no differences were observed within the current sample, men who commit lethal violence potentially display much greater levels of traditional attitudes compared with the general population (irrespective of who they kill).

Other attitudinal measures revealed differences between the groups in line with a gendered perspective. On measures of attitudes to wife abuse, the results support the hypothesis that gendered factors would be more noticeable among men who commit IPF compared with men who kill other men (MM), particularly on questions measuring perceived lack of alternatives to violence (e.g., a husband should not be arrested for hitting his wife) and beliefs about male violence being justified in certain situations (e.g., when a partner refuses sexual advances). In terms of relational entitlement, both the IPF and MF groups scored significantly higher than MM on measures of behavioural control (e.g., feeling entitled to treat their partner however they choose and wanting the final say in disagreements). Such overt control tactics are used to monitor victims and compel their obedience, and are central to the concept of coercive control (Stark, 2007). Nevertheless, the groups did not differ in terms of social and informational control. It is not clear why behavioural aspects of control emerged as significant, but social and information aspects did not. Potentially, it may simply be due to the sample sizes involved. However, the result may also suggest that some of the ‘subtler’ behaviours that characterise coercive control – which are picked up in the social and informational control measures – may not be as specifically associated with IPF, in particular, as they are often argued to be (e.g., Stark, 2007). The result may, instead, indicate that overt behavioural control measures may be especially relevant in understanding the phenomenon of men killing women (irrespective of whether an intimate relationship exists).

Given the exploratory nature of the present study, we caution against drawing any strong conclusions at this stage, and highlight the need for undertaking more detailed research into this specific finding. Interestingly, however, comparisons with the mean scores of a normative sample of undergraduate students from a completely different study reveal that the current sample of men convicted of murder or manslaughter scored higher (higher scores indicate more controlling behaviour) in terms of behavioural and social control, while the undergraduate sample actually scored higher on information control, which includes behaviour such as paying their partner a surprise visit to see with whom they might be socialising (Hannawa et al., 2006). Further studies are required to ascertain the relative normalcy of such behaviour within the general population.

Overall, these results appear to indicate that a combination of gendered and general factors offer valuable insights that can enrich our understanding of IPF. This inference implies that a variety of factors and circumstances would be relevant for policy and program development. For instance, the results show that while men who commit IPF may be particularly likely to justify the use of intimate partner violence, they also share attitudes about gender-role traditionalism, as well as adverse experiences in childhood and low socioeconomic status, with other men who commit homicide.

A particularly fruitful direction for future research would be to examine the possibility of specific subtypes within different victim-offender relationship and victim gender categories. For example, it is possible that different offender typologies or clusters of characteristics may exist within each type of victim-offender relationship. Such work is much more common within non-lethal intimate partner violence research (e.g., Holtzworth-Munroe & Stuart, 1994; Johnson, 2008) but is gaining traction within the homicide literature (e.g., Dixon et al., 2008; Elisha et al., 2010).

Such efforts may reveal certain typologies or clusters of men who commit homicide that emerge independently of the relationship between victim and offender or of victim gender, knowledge which would, in turn, inform the development of tailored and nuanced policy responses to homicide (whether between intimate partners, or otherwise).

Ich jage es noch mal durch deepl:

ach der Untersuchung einer Vielzahl von Faktoren zeigt sich, dass sowohl die geschlechtsspezifische als auch die allgemeine Sichtweise von Femiziddelikten durch Intimpartner wertvolle Erkenntnisse liefern. Für eine allgemeine Perspektive sprachen die Ergebnisse, die Ähnlichkeiten bei Entwicklungsfaktoren wie Kindheitserfahrungen und Bindungsstil zu den Eltern aufzeigten. Hier waren sich die drei Gruppen in der Regel recht ähnlich und berichteten über ein hohes Maß an Missbrauchs- und Vernachlässigungserfahrungen.
Die Gruppen wiesen auch Ähnlichkeiten bei einer Reihe sozioökonomischer Faktoren auf, wie z. B. begrenzte Bildung und finanzieller Stress im Jahr vor dem Tötungsdelikt. Im Gegensatz dazu und im Einklang mit einer eher geschlechtsspezifischen Perspektive stehen die Ergebnisse, dass die MM-Gruppe im Vergleich zur IPF-Gruppe (mit der MF-Gruppe in der Mitte) über umfangreiche Probleme bei einer Reihe von Indikatoren für Vorstrafen und das Vorhandensein ernsthafter Probleme mit Drogen und Alkohol berichtete. In der Tat hatte ein recht hoher Anteil der MF- und MM-Gruppe vor dem Tötungsdelikt Gewalttaten wie Körperverletzung (im weiteren Sinne, nicht speziell gegen Intimpartner) und Raub begangen. Sie „kommen“ also sozusagen mit umfangreichen „Erfahrungen“ bei der Begehung von Gewalttaten am Tatort an. Wichtig ist, dass ein beträchtlicher Anteil der IPF-Gruppe in Übereinstimmung mit früheren Forschungsergebnissen (z. B. Dobash & Dobash, 2015; Dobash et al., 2004) angab, im Jahr vor dem Tötungsdelikt Gewalt gegen eine/n Intimpartner/in ausgeübt zu haben, und auch lebenslang Gewalt gegen Intimpartner/innen ausgeübt hatte.

Ihre Prävalenzraten unterschieden sich jedoch statistisch nicht von der MM-Gruppe (von der ein erheblicher Anteil ebenfalls über Gewalt in der Partnerschaft berichtete), sondern nur von der MF-Gruppe. Obwohl die IPF-Gruppe die höchsten Prävalenzraten für Gewalt in der Vergangenheit in der Partnerschaft angab, war dies auch ein relativ häufiges Muster in der MF- und MM-Gruppe (30,0 % und 43,2 % hatten jemals Gewalt in der Partnerschaft ausgeübt). Diese Ergebnisse decken sich mit anderen Forschungsergebnissen, die darauf hindeuten, dass Tötungsdelinquenten, insbesondere solche, die Tötungsdelikte außerhalb von Familien-/Partnerbeziehungen begehen, eine umfangreiche kriminelle Vorgeschichte und frühere Kontakte mit Strafverfolgungsbehörden haben, bevor sie den Mord begehen (Dobash et al., 2004; Eriksson et al., 2019; Kivivuori & Lehti, 2012; Thomas, Dichter, & Matejowski, 2011).

Im Gegensatz zu dem, was geschlechtsspezifische Perspektiven der IPF vorhersagen würden, unterschieden sich die Gruppen jedoch nicht in Bezug auf das Ausmaß der sexuellen Eifersucht und die Einstellung zu ehelichen Rollen.

Während die Messung der sexuellen Eifersucht speziell für die aktuelle Studie entwickelt wurde, zeigen frühere Untersuchungen zur GATMR-Skala (die in der aktuellen Studie zur Messung der Einstellungen zu ehelichen Rollen verwendet wird), dass die drei in der aktuellen Studie untersuchten Gruppen von Männern, die töten, im Vergleich zu einer normativen Stichprobe von Vätern in den Vereinigten Staaten ein viel höheres Maß an Geschlechterrollen-Traditionalismus (mit anderen Worten: weniger egalitäre Einstellungen) aufweisen (Hoffman & Kloska, 1995). Dies deutet darauf hin, dass Männer, die tödliche Gewalttaten begehen, im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung (unabhängig davon, wen sie töten) möglicherweise ein viel höheres Maß an traditionellen Einstellungen aufweisen, auch wenn in der vorliegenden Stichprobe keine Unterschiede festgestellt wurden.

Andere Einstellungsmessungen ergaben Unterschiede zwischen den Gruppen, die mit einer geschlechtsspezifischen Perspektive übereinstimmen. Bei der Messung von Einstellungen zum Missbrauch von Ehefrauen stützen die Ergebnisse die Hypothese, dass geschlechtsspezifische Faktoren bei Männern, die IPF begehen, stärker ausgeprägt sind als bei Männern, die andere Männer töten (MM), insbesondere bei Fragen, die den wahrgenommenen Mangel an Alternativen zur Gewalt messen (z. B. dass ein Ehemann nicht verhaftet werden sollte, wenn er seine Frau schlägt), und bei der Überzeugung, dass männliche Gewalt in bestimmten Situationen gerechtfertigt ist (z. B. wenn eine Partnerin sexuelle Annäherungsversuche ablehnt). In Bezug auf den Beziehungsanspruch erzielten sowohl die IPF- als auch die MF-Gruppe signifikant höhere Werte als die MM-Gruppe bei der Messung der Verhaltenskontrolle (z. B. das Gefühl, dass sie das Recht haben, ihre Partnerin so zu behandeln, wie sie wollen, und dass sie bei Meinungsverschiedenheiten das letzte Wort haben wollen). Solche offensichtlichen Kontrolltaktiken werden eingesetzt, um die Opfer zu überwachen und ihren Gehorsam zu erzwingen, und sind ein zentraler Bestandteil des Konzepts der Zwangskontrolle (Stark, 2007). Dennoch unterschieden sich die Gruppen in Bezug auf die soziale und informationelle Kontrolle nicht. Es ist nicht klar, warum sich verhaltensbezogene Aspekte der Kontrolle als signifikant herausstellten, soziale und informationelle Aspekte jedoch nicht. Möglicherweise liegt es einfach an der Größe der Stichprobe. Das Ergebnis könnte jedoch auch darauf hindeuten, dass einige der „subtileren“ Verhaltensweisen, die für die Zwangskontrolle kennzeichnend sind – und die in den Maßnahmen zur sozialen und informationellen Kontrolle erfasst werden – möglicherweise nicht so spezifisch mit IPF in Verbindung stehen, wie oft behauptet wird (z. B. Stark, 2007). Das Ergebnis könnte stattdessen darauf hindeuten, dass offene Verhaltenskontrollmaßnahmen für das Verständnis des Phänomens, dass Männer Frauen töten (unabhängig davon, ob eine intime Beziehung besteht), besonders relevant sein könnten.

In Anbetracht des explorativen Charakters der vorliegenden Studie warnen wir davor, zu diesem Zeitpunkt eindeutige Schlussfolgerungen zu ziehen, und weisen darauf hin, dass es notwendig ist, dieses spezifische Ergebnis genauer zu untersuchen. Interessanterweise zeigen jedoch Vergleiche mit den Durchschnittswerten einer normativen Stichprobe von Studenten aus einer völlig anderen Studie, dass die aktuelle Stichprobe von Männern, die wegen Mordes oder Totschlags verurteilt wurden, bei der Verhaltens- und Sozialkontrolle höhere Werte erzielte (höhere Werte deuten auf ein kontrollierteres Verhalten hin), während die Stichprobe von Studenten bei der Informationskontrolle, zu der auch Verhaltensweisen wie ein Überraschungsbesuch bei der Partnerin gehören, um zu sehen, mit wem sie sich möglicherweise trifft, tatsächlich höhere Werte erzielte (Hannawa et al., 2006). Es sind weitere Studien erforderlich, um die relative Normalität eines solchen Verhaltens in der Allgemeinbevölkerung zu ermitteln.

Insgesamt scheinen diese Ergebnisse darauf hinzudeuten, dass eine Kombination aus geschlechtsspezifischen und allgemeinen Faktoren wertvolle Erkenntnisse bietet, die unser Verständnis von IPF bereichern können. Diese Schlussfolgerung impliziert, dass eine Vielzahl von Faktoren und Umständen für die Entwicklung von Strategien und Programmen relevant sind. So zeigen die Ergebnisse beispielsweise, dass Männer, die IPF begehen, zwar besonders häufig die Anwendung von Gewalt in der Partnerschaft rechtfertigen, dass sie aber auch Einstellungen zum Geschlechterrollentraditionalismus sowie negative Erfahrungen in der Kindheit und einen niedrigen sozioökonomischen Status mit anderen Männern teilen, die Tötungsdelikte begehen.

Eine besonders fruchtbare Richtung für künftige Forschungsarbeiten wäre die Untersuchung der Möglichkeit spezifischer Subtypen innerhalb verschiedener Kategorien von Opfer-Täter-Beziehungen und Opfer-Geschlecht. So ist es beispielsweise möglich, dass es innerhalb jeder Art von Täter-Opfer-Beziehung unterschiedliche Tätertypologien oder Merkmalscluster gibt. Derartige Arbeiten sind in der Forschung zu nicht-tödlicher Gewalt in Paarbeziehungen weitaus häufiger anzutreffen (z. B. Holtzworth-Munroe & Stuart, 1994; Johnson, 2008), gewinnen jedoch in der Literatur zu Tötungsdelikten zunehmend an Bedeutung (z. B. Dixon et al., 2008; Elisha et al., 2010).

Derartige Bemühungen könnten bestimmte Typologien oder Cluster von Männern, die Tötungsdelikte begehen, aufdecken, die unabhängig von der Beziehung zwischen Opfer und Täter oder vom Geschlecht des Opfers auftreten; dieses Wissen würde wiederum die Entwicklung maßgeschneiderter und nuancierter politischer Reaktionen auf Tötungsdelikte (ob zwischen Intimpartnern oder anderweitig) ermöglichen.

Als Mann vor der Einberufung in der Ukraine fliehen

Arne hat einen interessanten Text bei Genderama eingestellt, den ich einfach mal von dort klaue:

Chisinau, Moldawien – Vova Klever, ein junger, erfolgreicher Modefotograf aus der ukrainischen Hauptstadt Kiew, sieht sich selbst nicht in diesem Krieg.

„Gewalt ist nicht meine Waffe“, sagte er.

Kurz nachdem Russland Ende Februar in die Ukraine einmarschiert war, schlich sich Klever aus dem Land und verstieß damit gegen das ukrainische Gesetz, das Männern im wehrfähigen Alter das Verlassen des Landes untersagt.

Der Fehler von Herrn Klever, der verheerende Folgen haben sollte, war, dass er einem Freund schrieb, er sei raus geschmuggelt worden und habe es nach London geschafft.

Der Freund hat sein Vertrauen missbraucht und ihre Unterhaltung in den sozialen Medien veröffentlicht. Die Nachricht verbreitete sich wie ein Virus, und Ukrainer im ganzen Internet entluden ihre Wut und ihren Unmut.

„Du bist ein wandelnder Toter“, hieß es in einer Twitter-Nachricht. „Ich werde dich in jeder Ecke der Welt finden.“

Die Vorstellung, dass Menschen – vor allem Männer – die vom Krieg zerrissene Ukraine verlassen, um im Ausland ein sicheres und bequemes Leben zu führen, hat unter den Ukrainern ein moralisches Dilemma ausgelöst, das sich um eine der elementarsten Entscheidungen dreht, die Menschen treffen können: kämpfen oder fliehen.

Tausende von ukrainischen Männern im wehrfähigen Alter haben das Land verlassen, um nicht am Krieg teilzunehmen, wie aus Aufzeichnungen regionaler Strafverfolgungsbehörden und Interviews mit Menschen innerhalb und außerhalb der Ukraine hervorgeht. Schmugglerringe in Moldawien und möglicherweise auch in anderen europäischen Ländern haben ein reges Geschäft gemacht. Einige Personen haben bis zu 15.000 Dollar für eine heimliche nächtliche Fahrt aus der Ukraine bezahlt, so moldawische Beamte.

Die Wehrdienstverweigerer sind die große Ausnahme. Das macht die Sache für sie umso komplizierter – moralisch, gesellschaftlich und praktisch. Die ukrainische Gesellschaft wurde für den Krieg gegen einen viel größeren Feind mobilisiert, und zahllose Ukrainer ohne militärische Erfahrung haben sich freiwillig für den Kampf gemeldet. Um ihre Kräfte zu maximieren, hat die ukrainische Regierung den extremen Schritt unternommen, Männern zwischen 18 und 60 Jahren die Ausreise zu verbieten, mit wenigen Ausnahmen.

All dies hat die ukrainischen Männer, die nicht dienen wollen, gezwungen, illegale Wege nach Ungarn, Moldawien, Polen und in andere Nachbarländer zu nehmen. Selbst unter denjenigen, die überzeugt sind, dass sie aus den richtigen Gründen geflohen sind, sagten einige, dass sie sich schuldig und beschämt fühlen.

„Ich glaube nicht, dass ich in diesem Krieg ein guter Soldat sein kann“, sagte ein ukrainischer Computerprogrammierer namens Volodymyr, der kurz nach Kriegsbeginn geflohen war und seinen Nachnamen nicht nennen wollte, weil er Konsequenzen für seine Flucht vor dem Militärdienst befürchtete.

„Sehen Sie mich an“, sagte Volodymyr, als er in einer Warschauer Kneipe saß und ein Bier trank. „Ich trage eine Brille. Ich bin 46. Ich sehe nicht wie ein klassischer Kämpfer aus, ein Rambo, der gegen russische Truppen kämpfen kann.“

Er nahm einen weiteren Schluck und starrte in sein Glas.

„Ja, ich schäme mich“, sagte er. „Ich bin vor diesem Krieg weggelaufen, und das ist wahrscheinlich mein Verbrechen.“

Ukrainische Politiker haben damit gedroht, Wehrdienstverweigerer ins Gefängnis zu stecken und ihre Häuser zu beschlagnahmen. Doch innerhalb der ukrainischen Gesellschaft sind die Meinungen gespaltener.

Bei der großen Mehrheit der Flüchtlinge handelt es sich um Frauen und Kinder, die kaum Kritik erfahren haben. Bei den jungen Männern ist dies jedoch nicht der Fall. Die Städte werden weiterhin von russischen Bomben bombardiert, und viele Ukrainer sind den Wehrdienstverweigerern gegenüber schonungslos.

Mitte März, berichtet Olga Lepina, die als Model und Model-Agentin gearbeitet hat, dass Herr Klever ihrem Mann eine Nachricht schickte, in der er mitteilte, dass er es nach London geschafft habe.

Ihr Mann schrieb zurück: „Wow! Wie?“

„Durch Ungarn mit den Schmugglern für 5000 Dollar“, antwortete Herr Klever, laut den von Frau Lepina zur Verfügung gestellten Screenshots der Unterhaltung. „Aber das bleibt unter uns, pssst!“

Frau Lepina sagte, sie und Herr Klever seien seit Jahren befreundet. Sie war sogar auf seiner Hochzeit. Auch sie war mit ihrem Mann, der nicht ukrainischer Staatsbürger ist, nach Frankreich gegangen. Doch als der Krieg näher rückte, sei Herr Klever sehr patriotisch geworden und habe sich im Internet zu einem kleinen Tyrannen entwickelt. Als sie herausfand, dass er sich dem Dienst entzogen hatte, war sie so empört, dass sie Screenshots der Unterhaltung auf Instagram postete.

„Für mich war es eine Heuchelei, das Land zu verlassen und dafür Geld zu bezahlen“, erklärte sie. „Ich habe einfach beschlossen, es an die Öffentlichkeit zu bringen. Er muss für seine Worte verantwortlich sein.“

Der 20-jährige Klever wurde mit hasserfüllten Nachrichten, darunter auch Morddrohungen, bombardiert. Einige Ukrainer nahmen ihm übel, dass er seinen Reichtum nutzte, um aus dem Land zu kommen, und bezeichneten dies als „Betrug“.

Auf Fragen per E-Mail leugnete Herr Klever nicht, dass er sich seinem Dienst entzogen hatte, und sagte, dass er schlecht sehe und in letzter Zeit „viel durchgemacht“ habe.

„Sie können sich den Hass gar nicht vorstellen“, sagte er.

Herr Klever gab widersprüchliche Angaben darüber, wie genau er das Land verlassen hat, und lehnte es ab, Einzelheiten zu nennen. Aber für viele andere ukrainische Männer ist Moldawien zu einer beliebten Fluchtroute geworden.

Moldawien hat eine fast 800 Meilen lange Grenze mit der westlichen Ukraine. Und im Gegensatz zu Ungarn, Polen, Rumänien und der Slowakei ist Moldawien nicht Teil der Europäischen Union, was bedeutet, dass das Land über deutlich weniger Ressourcen verfügt, um seine Grenzen zu kontrollieren. Das Land gehört zu den ärmsten Ländern Europas und ist ein Zentrum des Menschenhandels und der organisierten Kriminalität.

Innerhalb weniger Tage nach Ausbruch des Krieges, so moldawische Beamte, veröffentlichten moldawische Banden Anzeigen auf Telegram, einem in Osteuropa beliebten Nachrichtendienst, in denen sie anboten, Autos und sogar Kleinbusse zu organisieren, um Wehrdienstverweigerer zu transportieren.

Nach Angaben der Strafverfolgungsbehörden war es üblich, dass die Schmuggler und die Ukrainer einen Treffpunkt entlang der „grünen Grenze“ Moldawiens, d. h. in den nicht umzäunten Grenzgebieten, auswählten und sich spät in der Nacht trafen.

In einer der letzten Nächte stapfte ein Trupp moldawischer Grenzsoldaten über ein flaches, endloses Weizenfeld, wobei ihre Stiefel im Schlamm versanken, auf der Suche nach Wehrdienstverweigerern. Es gab keinen Grenzposten, nur die schwachen Lichter eines ukrainischen Dorfes und das Bellen von Hunden in der Dunkelheit.

Hier draußen kann man einfach in die Ukraine hinein- und hinausgehen.

Moldawische Beamte gaben an, dass sie seit Ende Februar mehr als 20 Schmugglerringe zerschlagen haben, darunter einige bekannte kriminelle Unternehmen. Im Gegenzug haben sie 1.091 Personen festgenommen, die die Grenze illegal überquert haben. Alle waren ukrainische Männer, so die Beamten.

Einmal gefasst, haben diese Männer die Wahl. Wenn sie nicht zurückgeschickt werden wollen, können sie in Moldawien Asyl beantragen und werden nicht abgeschoben.

Wenn sie jedoch kein Asyl beantragen, können sie den ukrainischen Behörden übergeben werden, die nach Angaben der moldawischen Behörden Druck auf sie ausüben, damit sie die Männer zurückschicken. Die überwiegende Mehrheit der illegal Eingereisten, etwa 1.000, hat Asyl beantragt, und weniger als 100 wurden zurückgeschickt, so die moldawischen Behörden. Zweitausend andere ukrainische Männer, die legal in Moldawien eingereist sind, haben ebenfalls Asyl beantragt.

Volodymyr Danuliv ist einer von ihnen. Er weigert sich, im Krieg zu kämpfen, obwohl ihn nicht die Aussicht auf den Tod beunruhigt, wie er sagt. Es ist das Töten.

„Ich kann keine russischen Menschen erschießen“, sagte der 50-jährige Danuliv. Er erklärte, dass seine Geschwister Russinnen geheiratet hätten und dass zwei seiner Neffen in der russischen Armee dienten – in der Ukraine.

„Wie kann ich in diesem Krieg kämpfen?“, fragte er. „Ich könnte meine eigene Familie töten.“

Myroslav Hai, ein Beamter der ukrainischen Militärreserve, räumte ein: „Es gibt Leute, die sich der Mobilisierung entziehen, aber ihr Anteil ist im Vergleich zu den Freiwilligen nicht so groß.“ Andere ukrainische Beamte sagten, Männer, die aus ideologischen oder religiösen Gründen gegen den Krieg seien, könnten auf andere Weise dienen, beispielsweise als Köche oder Fahrer.

Aber keiner der mehr als ein Dutzend Männer, die für diesen Artikel interviewt wurden, schien daran interessiert. Herr Danuliv, ein Geschäftsmann aus der Westukraine, sagte, er wolle nichts mit dem Krieg zu tun haben. Auf die Frage, ob er befürchte, geächtet zu werden oder sich zu schämen, schüttelte er den Kopf.

„Ich habe niemanden umgebracht. Das ist das Wichtigste für mich“, sagte er. „Es ist mir egal, was die Leute sagen.“

Was passiert, wenn der Krieg zu Ende ist? Wie groß werden die Ressentiments gegenüber denjenigen sein, die gegangen sind? Das sind Fragen, die sich die Ukrainer, Männer und Frauen, zu stellen beginnen.

Als Frau Lepina Herrn Klever beschämte, war sie selbst nicht mehr in der Ukraine. Auch sie war nach Frankreich gegangen. Jeden Tag, sagt sie, ringt sie mit Schuldgefühlen.

„Die Menschen in der Ukraine leiden, und ich möchte dort sein, um ihnen zu helfen und sie zu unterstützen“, sagte sie. „Aber gleichzeitig bin ich in Sicherheit und möchte hier sein. Es ist ein sehr zweideutiges, kompliziertes Gefühl.“

Und sie weiß, dass sie verurteilt werden wird.

„Natürlich wird es Leute geben, die die ukrainischen Staatsangehörigen einteilen in diejenigen, die gegangen sind, und diejenigen, die geblieben sind“, sagte sie. „Darauf bin ich vorbereitet.“

Das ist halt immer das Gegengewicht zu „Männer führen Kriege“. In der konkreten Situation werden sie immer Abwertungen erfahren, wenn sie nicht kämpfen. Und man kann gleichzeitig den hohen Anteil von Frauen, die in der Ukraine kämpfen loben oder Leute abwerten, die meinen, dass Frauen schlechtere Soldaten sind, aber Frauen, die dennoch fliehen anders behandeln als Männer die fliehen.

 

Selbermach Mittwoch

Bitte Kommentare bündeln, wenn sie nur aus einzelnen Tweets und kurzem Kommentar bestehen und man sehr viele davon plant.

Zwischen einem Kommentar, der nur einen Link oder einen Tweet ohne Besprechung des dort gesagten enthält, sollten mindestens 5 Kommentare anderer liegen, damit noch eine Diskussion erfolgen kann.

In-Group und Outgroup (Eigengruppe und Fremdgruppe)

Das Konzept der In-Group und Outgroup war hier schon häufiger Thema. Die Gruppenbildung ist insbesondere in der Kooperation ein sehr wichtiges Element, weil Kooperation ein gewisses Vertrauen benötigt,  dass derjenige, dem man einen Gefallen tut bzw dem man hilft dies auch erwidern wird und nicht nur die Tat von einem selbst als „Trittbrettfahrer“ mitnimmt und damit die Kosten eigener Wohltätigkeit spart. Es erlaubt die Entwicklung eines „reziproken Altruismus“. Dabei ist insbesondere relevant, dass man mit Personen aus der In Group eher erwartet, dass sie einem etwas zurück geben, auch weil man mit ihnen immer wieder kontakt hat und damit der Ruf ein Ausnutzer zu sein für sie besonders gefährlich ist, während Leute aus der Outgroup evt. zum einen leichter „Opfer“ abgeben, bei denen der schlechte Ruf nicht schadet, weil man keinen Kontakt mit ihnen hat bzw. die einen selbst schnell als „Opfer“ sehen können, welches sie ausnehmen können.

Interessant dazu der Artikel aus der Wikipedia, wobei ich die Texte einfach mal durch Deepl gejagt habe:

In der Soziologie und Sozialpsychologie ist eine In-Group eine soziale Gruppe, mit der sich eine Person psychologisch als Mitglied identifiziert. Im Gegensatz dazu ist eine Out-Group eine soziale Gruppe, mit der sich eine Person nicht identifiziert. Menschen können sich z. B. mit ihrer Peer-Gruppe, Familie, Gemeinschaft, Sportmannschaft, politischen Partei, ihrem Geschlecht, ihrer Rasse, Religion oder Nation identifizieren. Es hat sich gezeigt, dass die psychologische Zugehörigkeit zu sozialen Gruppen und Kategorien mit einer Vielzahl von Phänomenen verbunden ist.

Die Terminologie wurde in den 1970er Jahren von Henri Tajfel und seinen Kollegen im Rahmen der Formulierung der Theorie der sozialen Identität populär gemacht. Die Bedeutung der Kategorisierung in eine Gruppe und aus einer Gruppe wurde mit Hilfe einer Methode ermittelt, die als Minimalgruppenparadigma bezeichnet wird. Tajfel und Kollegen fanden heraus, dass Menschen innerhalb weniger Minuten selbstreferenzielle In-Groups bilden können und dass solche Gruppen sogar auf der Grundlage völlig willkürlicher und erfundener diskriminierender Merkmale, wie z. B. der Vorliebe für bestimmte Gemälde, gebildet werden können.[1][2][3][4]

In der Neurologie gibt es eine etablierte Literatur[5] über die angeborene Neigung des menschlichen Gehirns, die Welt in Wir- und Sie-Valenzkategorien aufzuteilen, wobei die genaue Zugehörigkeit zur In-Group und Out-Group sozial kontingent (und damit anfällig für Propagandainstrumente) ist und die Intensität entlang eines Spektrums von leichter bis hin zu vollständiger Entmenschlichung der „anderen“ Gruppe reicht.

Gruppenbildung und wie sie passiert ist ein sehr interessanter Bereich und natürlich kann man fast beliebige Unterscheidungskriterien verwenden. Interessant ist, dass es einen biologischen Unterbau dafür gibt.

Gruppenbildung ist damit auch Fluch und Segen für die Menschheit. Segen weil sie überhaupt erst Kooperation ermöglicht hat. Fluch, weil sie zu viel Anfeindungen und Abgrenzungen zB auch nach Hautfarbe etc geführt hat.

Das Schöne ist aber, dass es ebenso möglich ist größere Gruppen zu sehen, etwa auch die Menschheit etc. Um so globaler die Welt wird um so mehr Beziehungen bestehen zwischen den Menschen und es gibt uns die Möglichkeit enger zusammen zu rücken. Natürlich kommt es, wie man an der Situation in der Ukraine sieht, auch immer wieder dazu, dass Leute nicht kooperativ sein wollen und damit gleichzeitig aber auch zu einer Gruppenbildung gegen sie einladen.

Die psychologische Kategorisierung von Menschen in Mitglieder einer Gruppe und Mitglieder einer anderen Gruppe wird mit einer Vielzahl von Phänomenen in Verbindung gebracht. Die folgenden Beispiele haben allesamt große wissenschaftliche Aufmerksamkeit erregt.

Bevorzugung von Gruppenmitgliedern
Hauptartikel: Gruppeninterne Bevorzugung (in-group favoritism)
Darunter versteht man die Tatsache, dass Menschen unter bestimmten Bedingungen ihre eigene Gruppe (In-Group) gegenüber der Out-Group oder gegenüber Personen, die als außerhalb der In-Group stehend angesehen werden, bevorzugen und eine Affinität zu ihr entwickeln. Dies kann sich in der Bewertung anderer, in der Verknüpfung, in der Zuweisung von Ressourcen und auf viele andere Arten äußern[6] Die Art und Weise, wie wir die Handlungen anderer wahrnehmen, wird ebenfalls durch die Bevorzugung der eigenen Gruppe beeinflusst. Menschen können ein und dieselbe Handlung sehr unterschiedlich wahrnehmen, je nachdem, ob sie von einem Mitglied derselben Gruppe oder einem Mitglied einer anderen Gruppe ausgeführt wurde.[7] Tatsächlich neigen Menschen dazu, Handlungen ihrer eigenen Gruppe oder von Teammitgliedern sehr viel positiver zu bewerten als die von Mitgliedern der Outgroup.[7] Ein anschauliches Beispiel für die Art und Weise, wie dieses Phänomen auftritt, lässt sich allein durch die willkürliche Zuweisung einer Person zu einer bestimmten und objektiv bedeutungslosen neuen Gruppe demonstrieren; dies allein reicht aus, um gruppeninterne Verzerrungen zu erzeugen, bei denen Mitglieder der eigenen Gruppe bevorzugt werden. [8] Dieses Phänomen wurde in einer empirischen Studie von Molenberghs und Kollegen aus dem Jahr 2013 nachgewiesen:[7] In der Studie wurden die Teilnehmer willkürlich in zwei Teams eingeteilt und sahen sich Videos an, in denen Personen aus konkurrierenden Teams und Personen aus ihrem eigenen Team Handbewegungen ausführten. Die Teilnehmer wurden dann gebeten, die Geschwindigkeit der Handbewegungen zu beurteilen.[7] Im Durchschnitt schätzten die Teilnehmer die Mitglieder ihres eigenen Teams als schneller ein, obwohl die Handbewegungen durchweg die gleiche Geschwindigkeit hatten. In ähnlicher Weise führten Hastorf und Cantril 1954 eine bahnbrechende Studie durch, bei der sich Studenten aus Princeton und Dartmouth ein umstrittenes Footballspiel zwischen ihren beiden Mannschaften ansahen.[9] Obwohl sie denselben Film des Spiels gesehen hatten, waren ihre Versionen des Geschehens so stark unterschiedlich, dass es schien, als hätten sie zwei völlig verschiedene Spiele gesehen

Wie schnell wir Partei ergreifen ist eine Erfahrung, die man schnell macht. Das macht Gruppensportarten auch so attraktiv, weil man auch als Zuschauer Teil dieser Gruppe werden kann und sie einen Stellvertreterkampf für einen durchführen kann. Wir erleben, wie die dort angeführten Experimente zeigen unsere Gruppen bzw die gegnerischen Gruppen auch nicht objektiv. Wir neigen dazu, die Mitglieder der eigenen Gruppe vorteilhafter zu sehen. Das führt dann auf größerer Ebene schnell zu einem Nationalismus oder zu der Abwertung der anderen Gruppen, wenn man nicht auch mit diesen ein verbindendes Element hat.

Neuronale Mechanismen der Bevorzugung von Gruppenmitgliedern und der Voreingenommenheit gegenüber anderen Gruppenmitgliedern

Manch einer mag sich fragen, warum es selbst in willkürlich zugewiesenen Gruppen, in denen die Gruppenmitglieder außer der Gruppe, der sie zugewiesen wurden, nichts gemeinsam haben, zu einer Bevorzugung innerhalb der Gruppe kommt. Die Forschung weist auf unbewusste Entscheidungsfindungsprozesse hin, die auf neurologischer Ebene ablaufen und bei denen die Bevorzugung von Gruppen und die Voreingenommenheit gegenüber anderen Gruppen schon sehr früh in der Wahrnehmung stattfindet. Dieser Prozess kann schon beim bloßen Betrachten des Gesichts einer Person beginnen.[10] Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass Menschen Gesichter von Mitgliedern einer Gruppe schneller und genauer erkennen als die von Mitgliedern einer anderen Gruppe.[11] In einer rassenübergreifenden Studie zur Erkennung von Gesichtern zeichneten Forscher beispielsweise die Aktivität des vom Sauerstoffgehalt des Blutes abhängigen Signals (BOLD) von schwarzen und weißen Teilnehmern auf, während sie Bilder von unbekannten schwarzen Gesichtern, weißen Gesichtern und Objekten betrachteten und sich daran zu erinnern versuchten. [12] Sie fanden heraus, dass die Teilnehmer dieser Studie beim Betrachten von Gesichtern derselben Rasse im Vergleich zu Gesichtern anderer Rassen eine höhere Aktivität im fusiformen Gesichtsbereich (FFA) aufwiesen, einem Bereich des fusiformen Gyrus im inferioren temporalen Kortex des Gehirns, der mit der Objekt- und Gesichtserkennung in Verbindung steht. [12] Die geringere Aktivität in der FFA spiegelt ein Versagen bei der Kodierung von Mitgliedern der Outgroup auf individueller Ebene statt auf kategorialer Ebene wider, was auf Kosten der Kodierung individuierender Informationen geht.[13][14][15] Dies deutet darauf hin, dass Gesichter der Outgroup oder unbekannte Gesichter möglicherweise nicht mit der gleichen Intensität „Gesichter“ sind wie Gesichter der Ingroup. [16] Frühere Forschungen haben auch gezeigt, dass die Abwertung und Entmenschlichung von Outgroup-Mitgliedern verstärkt wird, wenn die anfängliche Kodierung und konfigurative Verarbeitung eines Outgroup-Gesichts behindert wird. 17] Dieser anfängliche Kodierungsprozess entmenschlicht also nicht nur Outgroup-Mitglieder, sondern trägt auch zu einem Homogenitätseffekt bei, bei dem Outgroup-Mitglieder als einander ähnlicher wahrgenommen werden als Ingroup-Mitglieder. 18]

Das alles sind interessante Mechanismen und es zeigt auch wieder, dass unsere Wahrnehmung nicht einfach eine Kamera ist, die 1 zu 1 die Wirklichkeit abbildet, sondern die Daten sogleich gefiltert, gewichtet und aufgearbeitet werden.
Es kann dabei durchaus ein nützlicher Mechanismus gewesen sein die Outgroup weniger als Individuum zu sehen, einfach weil es einem erlaubt eigene Vorteile besser durchzusetzen und sich gleichzeitig nicht zu vertraut zu machen, damit man nicht auf die andere Seite hereinfällt. Und natürlich erleichtert es auch Kampfhandlungen aller Art, wenn die andere Seite anonymer, weniger indiviualisiert, ist.

Homogenität der Gruppe
Hauptartikel: Outgroup-Homogenität
Die Einteilung von Menschen in soziale Gruppen erhöht die Wahrnehmung, dass die Gruppenmitglieder einander ähnlich sind. Ein Ergebnis davon ist der Outgroup-Homogenitätseffekt. Darunter versteht man die Wahrnehmung der Mitglieder einer Outgroup als homogen, während die Mitglieder der eigenen Ingroup als vielfältig wahrgenommen werden, z. B. „die sind gleich, wir sind vielfältig“[19][20] Dies gilt insbesondere für negative Eigenschaften. Unter bestimmten Bedingungen können die Mitglieder der eigenen Gruppe in Bezug auf positive Merkmale als ähnlich wahrgenommen werden. Dieser Effekt wird als Homogenität innerhalb der Gruppe bezeichnet[21].

Ingroup-Homogenität ist nichts neues. Eine bestimmte Uniform, ein Trikot einer Mannschaft, kann das Gruppengefühl stärken und eine Gemeinsamkeit erzeugen, auch wenn man die einzelnen Mitglieder nach wie vor als Individuum wahrnimmt. Bei der Outgroup wiederum kann dann die Individualität eher ausgeblendet werden: Es sind „die Weißen“, „die Schwarzen“ die „die Barbaren“ oder was auch immer.

Abweichung von der Außengruppe
Bei der Diskriminierung zwischen In-Gruppen und Out-Gruppen geht es um die Bevorzugung einer In-Group und das Fehlen einer entsprechenden Bevorzugung einer Out-Group.[22] Out-Group-Derogation ist das Phänomen, bei dem eine Out-Group als bedrohlich für die Mitglieder einer In-Group wahrgenommen wird.[23] Dieses Phänomen geht häufig mit der Bevorzugung einer In-Group einher, da es eine Affinität zu ihrer In-Group voraussetzt. Einige Forschungsarbeiten deuten darauf hin, dass eine Abwertung der Out-Group stattfindet, wenn eine Out-Group als Blockade oder Hindernis für die Ziele der In-Group wahrgenommen wird. Es wurde auch argumentiert, dass die Abwertung der Außengruppe eine natürliche Folge des Kategorisierungsprozesses ist.

Es ist nicht verwunderlich, dass wir Mechanismen haben, welche uns erleichtern „Hindernisse“ oder „Gegner“ anders zu sehen als „Kooperationspartner“. Vieles in unserer Evolutionären Vergangenheit war eben auch Kampf und Krieg.

Gleichzeitig dürfte es für den Aufbau einer Out-Group wichtig sein, diese als Hindernis oder Blockade darzustellen, um eben diese Wirkung zu erzielen. Also „Die sind Schuld an X“ oder „Die wollen euch etwas wegnehmen“ oder „die haben unfaire Vorteile“

Sozialer Einfluss
Hauptartikel: Sozialer Einfluss
Es hat sich gezeigt, dass Menschen von Mitgliedern der eigenen Gruppe in unterschiedlicher Weise beeinflusst werden. Das heißt, dass Menschen unter Bedingungen, unter denen die Gruppenzugehörigkeit psychologisch auffällig ist, ihre Überzeugungen im Einklang mit den sozialen Normen der Gruppe ändern.

Auch das macht natürlich Sinn. Wer eine Gruppe gefunden hat, die ihn unterstützt und in der er soziales Kapital aufbauen kann, der muss darauf achten die Werte der Gruppe anzunehmen und er muss darauf achten, dass er diesen Leuten eher glaubt und vertraut.
Das ist wahrscheinlich auch ein Grund, warum Promis für Werbung so interessant sind. Wenn wir sie als Teil unserer Gruppe sehen dann wollen wir eben eher auch deren Rat annehmen, weil wir sie als Statushoch und Einflussreich in dem Bereich wahrnehmen

Polarisierung der Gruppe
Hauptartikel: Polarisierung von Gruppen
Dies bezieht sich im Allgemeinen auf die Tendenz von Gruppen, Entscheidungen zu treffen, die extremer sind als die ursprüngliche Neigung ihrer Mitglieder, obwohl auch eine Polarisierung in Richtung der zentralsten Überzeugungen beobachtet wurde. Es hat sich gezeigt, dass dieser Effekt mit einer psychologisch auffälligen Kategorisierung in In-Group und Out-Group zusammenhängt.

Auch eine interessante Sache. Vielleicht will man sich dann eher von der anderen Gruppe abgrenzen oder eine festere Identität ausbilden

Postulierte Rolle in der menschlichen Evolution
In der Evolutionspsychologie wird die Bevorzugung innerhalb einer Gruppe als ein evolutionärer Mechanismus angesehen, der aufgrund der Vorteile einer Koalitionszugehörigkeit ausgewählt wurde.[25] Es wurde argumentiert, dass Merkmale wie Geschlecht und ethnische Zugehörigkeit unflexible oder sogar essenzielle Merkmale solcher Systeme sind.[26][27] Es gibt jedoch Hinweise darauf, dass Elemente der Bevorzugung insofern flexibel sind, als sie durch Veränderungen in der sozialen Kategorisierung ausgelöscht werden können.[28] Eine Studie aus dem Bereich der Verhaltensgenetik legt nahe, dass es biologische Mechanismen geben könnte, die eine Koexistenz sowohl flexibler als auch essentialistischer Systeme begünstigen.[29]

Wir können eben auch Bestandteil mehrere Gruppen sein. Wir können uns etwa als  Teil unserer Geschlechtergruppe sehen, gleichzeitig aber auch eine Übergruppe der Deutschen oder der Oberschicht oder der Fußballfans sehen, die dann natürlich Männer und Frauen umfassen kann.

Elon Musk kauft Twitter und will für mehr Meinungsfreiheit sorgen

Elon Musk hat ein Angebot für Twitter abgegeben, welches gestern wohl angenommen worden ist. Er kauft Twitter für 43 Milliarden Dollar.

Hier ein paar seiner Anküdngungen:

Zudem will er den Code von Twitter wohl Open Source machen, was ich auch interessant finde.

Interessant an Musk ist auch, dass er sich dem „woken Zeitgeist“ entgegenstellt zB

 

Wenn er es tatsächlich so umsetzt, dann könnte das interessant werden, weil damit eine höhere Meinungsfreiheit eintritt und insbesondere Kritiker woker Theorien nicht mehr einfach von der Plattform verbannt werden. Das er auch die 10% der extremsten Linken genau so wie der extremsten Rechten ausbremsen will klingt interessant, die Frage ist natürlich wie es jeweils ausgeübt wird.

Angesichts der Proteste, die eher von der woken Seite kommen, könnte es interessant werden, diese scheinen etwas Angst zu haben, dass sie die Meinungshoheit verlieren.

Den meisten Nutzern wird es vergleichsweise egal sein vermute ich, aber gerade wenn es sich positiv entwickelt könnte es eine interessante Signalwirkung haben: Man kann auch „nicht woke“ sein und das Leben geht weiter.

Natürlich: Wenn Musk abdreht und sagen wir mal alle schlechten Nachrichten über Tesla etc verhindert oder anderweitig als Privatperson Einfluss nimmt, dann wäre es ein Problem. Ich glaube aber nicht, dass er das machen wird. Er hat sich hier für Meinungsfreiheit ausgesprochen und ich denke das will er auch wirklich erreichen. Aber natürlich ist Macht auch immer verführerisch.

 

 

Geschlechtsspezifische Unterschiede bei der Beurteilung von Drehungen und Linienwinkeln Positiver Zusammenhang mit Gleichberechtigung und wirtschaftlicher Entwicklung Entwicklung über 53 Nationen hinweg

Mentale Rotation zeigt erhebliche Geschlechterunterschiede und scheint damit auch in viele Geschlechterunterschiede und Fähigkeitsausprägungen hineinzuspielen. Dementsprechend war es auch schon häufiger Thema hier:

Eine interessante Studie hat Geschlechtsunterschiede in einer Vielzahl von Ländern untersucht:

Mental rotation and line angle judgment performance were assessed in more than 90,000 women and 111,000 men from 53 nations. In all nations, men’s mean performance exceeded women’s on these two visuospatial tasks. Gender equality (as assessed by United Nations indices) and economic development (as assessed by per capita income and life expectancy) were significantly associated, across nations, with larger sex differences, contrary to the predictions of social role theory. For both men and women, across nations, gender equality and economic development were significantly associated with better performance on the two visuospatial tasks. However, these associations were stronger for the mental rotation task than for the line angle judgment task, and they were stronger for men than for women. Results were discussed in terms of evolutionary, social role, and stereotype threat theories of sex differences.

Quelle: Sex differences in mental rotation and line angle judgments are positively associated with gender equality and economic development across 53 nations

Und durch Deepl gejagt:

Bei mehr als 90 000 Frauen und 111 000 Männern aus 53 Nationen wurden die Leistungen in den Bereichen mentale Rotation und Beurteilung von Linienwinkeln untersucht. In allen Ländern lag die durchschnittliche Leistung der Männer bei diesen beiden visuell-räumlichen Aufgaben über der der Frauen. Die Gleichstellung der Geschlechter (gemessen an den Indizes der Vereinten Nationen) und die wirtschaftliche Entwicklung (gemessen am Pro-Kopf-Einkommen und der Lebenserwartung) waren in allen Ländern signifikant mit größeren Unterschieden zwischen den Geschlechtern verbunden, was den Vorhersagen der Theorie der sozialen Rolle widerspricht. Sowohl bei Männern als auch bei Frauen waren die Gleichstellung der Geschlechter und die wirtschaftliche Entwicklung signifikant mit einer besseren Leistung bei den beiden visuell-räumlichen Aufgaben verbunden. Diese Assoziationen waren jedoch bei der Aufgabe zur mentalen Rotation stärker als bei der Aufgabe zur Beurteilung des Linienwinkels, und sie waren bei Männern stärker als bei Frauen. Die Ergebnisse wurden im Hinblick auf evolutionäre, soziale Rollen- und Stereotyp-Bedrohungs-Theorien zu Geschlechtsunterschieden diskutiert.

Zunächst:

  • Judgment of Line Orientation (JLO) ist ein standardisierter Test für visuell-räumliche Fähigkeiten, die üblicherweise mit der Funktion des Parietallappens in der rechten Hemisphäre in Verbindung gebracht werden. Der Test misst die Fähigkeit einer Person, den Winkel und die Ausrichtung von Linien im Raum zuzuordnen. Die Probanden werden gebeten, zwei abgewinkelte Linien einem Satz von 11 Linien zuzuordnen, die in einem Halbkreis angeordnet sind und einen Abstand von 18 Grad zueinander haben.[3] Der vollständige Test besteht aus 30 Aufgaben, aber es wurden auch Kurzformen entwickelt.

  • Mentale Rotation ist die Fähigkeit, mentale Repräsentationen von zwei- und dreidimensionalen Objekten zu drehen, da sie mit der visuellen Repräsentation einer solchen Rotation im menschlichen Geist zusammenhängt. Es besteht ein Zusammenhang zwischen den mit der Wahrnehmung und der mentalen Rotation assoziierten Gehirnbereichen. Es könnte auch eine Beziehung zwischen der kognitiven Rate der räumlichen Verarbeitung, der allgemeinen Intelligenz und der mentalen Rotation bestehen.

Also 53 Nationen und sehr viele Personen. Das ist schon ein umfangreicher Ansatz. Und in allen Ländern lag die durchschnittliche Leistung der Männer bei beiden visuell-räumlichen Leistungen über denen der Frauen.

Das spricht erst einmal dafür, dass es kein rein soziales Phänomenen ist, da es weltweit auftritt und man eigentlich erwarten könnte, dass es dann irgendwo eine andere soziale Ausprägung gegeben hat.
Interessanterweise scheint auch die Gleichstellung der Geschlechter und die wirtschaftliche Entwicklung eine Auswirkung zu haben. Interessanterweise scheint es sich bei Männern stärker auszuwirken.

Ein Blick auf die Daten:

  • mentale Rotation, mit Ländern nach UN Gender development score geordnet, die höheren Links

mentale Rotation Männer Frauen

Interessanterweise sind gleichzeitig die höchsten Werte anscheinend mit einem höheren Gleichberechtigungsindex verbunden, China sticht etwas hervor, was ja auch zu gewissen Klischees über Mathefähigkeiten passt. Die Unterschiede werden aber auch kleiner mit weniger Gleichberechtigung. (Feministinen würden vielleicht anführen: Das Patriarchat schadet auch Männern 😉

  • Linienwinkel, mit Ländern nach UN Gender development score geordnet, die höheren Links

Linienwinkel Unterschiede Männer Frauen

Und hier ziemlich das gleiche Bild bei den Linienwinkeln.

Noch ein paar Zahlen:

Aus der Studie dazu:

The pattern of results reported here was consistent with the predictions of evolutionary theories that hypothesize an interaction between evolved sex-linked dispositions and environmental affordances (Schmitt et al., 2008). Specifically, the current results showed that sex differences tended to be larger in gender egalitarian, economically advanced nations, which were hypothesized to facilitate optimal development in both men andwomen, and smallerin gender non-egalitarian and less developed nations, which were hypothesized to limit both men’s and women’s development. One prediction that followed from evolutionary theories, but ran counter to the predictions of social role and stereotype threat theories, was that national variations in gender roles and economic development may impact men’s more than women’s performance, assuming that males are more vulnerable than females to environmental challenges (see Halpern et al., 2007; Levine, Vasilyeva, Lourenco, Newcombe, & Huttenlocher, 2005). Although the current data do not offer conclusive evidence on this point, correlations between national indices and men’s national mean performance were consistently larger than corresponding correlations for women (see Tables 1, 2).

Das passt zum Gender Equality Paradox:

Nocheinmal: Dinge vs Personen und Geschlechterunterschiede

1.

Gendered Occupational Interests: Prenatal Androgen Effects on Psychological Orientation to Things Versus People

There is considerable interest in understanding women’s underrepresentation in science, technology, engineering, and mathematics careers. Career choices have been shown to be driven in part by interests, and gender differences in those interests have generally been considered to result from socialization. We explored the contribution of sex hormones to career-related interests, in particular studying whether prenatal androgens affect interests through psychological orientation to Things versus People. We examined this question in individuals with congenital adrenal hyperplasia (CAH), who have atypical exposure to androgens early in development, and their unaffected siblings (total N = 125 aged 9 to 26 years). Females with CAH had more interest in Things versus People than did unaffected females, and variations among females with CAH reflected variations in their degree of androgen exposure. Results provide strong support for hormonal influences on interest in occupations characterized by working with Things versus People.

2.

Men and things, women and people: A meta-analysis of sex differences in interests.

The magnitude and variability of sex differences in vocational interests were examined in the present meta-analysis for Holland’s (1959, 1997) categories (Realistic, Investigative, Artistic, Social, Enterprising, and Conventional), Prediger’s (1982) Things–People and Data–Ideas dimensions, and the STEM (science, technology, engineering, and mathematics) interest areas. Technical manuals for 47 interest inventories were used, yielding 503,188 respondents. Results showed that men prefer working with things and women prefer working with people, producing a large effect size (d = 0.93) on the Things–People dimension. Men showed stronger Realistic (d = 0.84) and Investigative (d = 0.26) interests, and women showed stronger Artistic (d = −0.35), Social (d = −0.68), and Conventional (d = −0.33) interests. Sex differences favoring men were also found for more specific measures of engineering (d = 1.11), science (d = 0.36), and mathematics (d = 0.34) interests. Average effect sizes varied across interest inventories, ranging from 0.08 to 0.79. The quality of interest inventories, based on professional reputation, was not differentially related to the magnitude of sex differences. Moderators of the effect sizes included interest inventory item development strategy, scoring method, theoretical framework, and sample variables of age and cohort. Application of some item development strategies can substantially reduce sex differences. The present study suggests that interests may play a critical role in gendered occupational choices and gender disparity in the STEM fields.

3.

All STEM fields are not created equal: People and things interests explain gender disparities across STEM fields

The degree of women’s underrepresentation varies by STEM fields. Women are now overrepresented in social sciences, yet only constitute a fraction of the engineering workforce. In the current study, we investigated the gender differences in interests as an explanation for the differential distribution of women across sub-disciplines of STEM as well as the overall underrepresentation of women in STEM fields. Specifically, we meta-analytically reviewed norm data on basic interests from 52 samples in 33 interest inventories published between 1964 and 2007, with a total of 209,810 male and 223,268 female respondents. We found gender differences in interests to vary largely by STEM field, with the largest gender differences in interests favoring men observed in engineering disciplines (d = 0.83–1.21), and in contrast, gender differences in interests favoring women in social sciences and medical services (d = −0.33 and −0.40, respectively). Importantly, the gender composition (percentages of women) in STEM fields reflects these gender differences in interests. The patterns of gender differences in interests and the actual gender composition in STEM fields were explained by the people-orientation and things-orientation of work environments, and were not associated with the level of quantitative ability required. These findings suggest potential interventions targeting interests in STEM education to facilitate individuals‘ ability and career development and strategies to reform work environments to better attract and retain women in STEM occupations.

4.

Dimensions underlying Holland’s hexagon: Missing link between interests and occupations?

Holland uses a hexagon to model relationships among his six types of vocational interests. This paper provides empirical evidence regarding the nature of the interest dimensions underlying the hexagon. Two studies are reported. Study 1 examines the extent to which two theory-based dimensions—data/ideas and things/people—fit 27 sets of intercorrelations for Holland’s types. Three of the data sets involve the mean scores of career groups (total of 228 groups and 35,060 individuals); 24 involve the scores for individuals (total of 11,275). Study 2 explores the heuristic value of the data/ideas and things/people dimensions by determining whether they contribute to the understanding of why interest inventories work. Two data sets covering a total of 563 occupations are used to calculate correlations between the vocational interests of persons and the tasks which characterize the persons‘ occupations. Each occupation’s principal work tasks are determined from job analysis data obtained from the U.S. Department of Labor. Study 1 results provide substantial support for the theory-based dimensions. Study 2 results suggest that interest inventories “work” primarily because they tap activity preferences which parallel work tasks. Counseling and research applications of the data/ideas and things/people dimensions are suggested and implications for interest assessment are noted

5.

Orientations and motivations: Are you a “people person,” a “thing person,” or both?

Previous theory and research suggests that individuals selectively orient primarily toward the social environment (people) or toward the physical environment (things). These orientations can be conceptualized as motivation-based complexes that influence personal preferences and interests, with consequences for important life choices. This paper examined differential orientation in two studies, one with university students and another with children. Person-thing Orientation showed sex differences and was related to occupational choices in both age groups. For university students person-thing interests were linked to academic majors, and retention within programs focused on things (e.g., science and engineering). Sex differences were greater for TO than PO, but not for students majoring in engineering. Sex differences in selective orientations to the social and physical environments were similar in children (3rd and 6th grade) and university students, suggesting processes may be underway early and may be consequential for sex differences in interests and career trajectories for STEM.

6.

Person and Thing Orientations: Psychological Correlates and Predictive Utility

Individuals differ in their orientation toward the people and things in their environment. This has consequences for important life choices. The authors review 15 studies on Person and Thing Orientations (PO-TO) using data from 7,450 participants to establish the nature of the constructs, their external correlates, and their predictive utility. These findings suggest that these two orientations are not bipolar and are virtually independent constructs. They differentially relate to major personality dimensions and show consistent sex differences, whereby women are typically more oriented toward people and men more oriented toward things. Additionally, these orientations influence personal preferences and interests. For university students, PO and TO uniquely predict choice of major and retention within thing-oriented fields (e.g., science and engineering)

7.

Exploring and measuring differences in person–thing orientations

Individuals differ in their orientation toward aspects of the environment. Previous work suggests that some individuals orient primarily toward people, whereas others orient toward things. Women generally orient towards people more than men, and men orient towards things more than women. Person–thing orientation is related to occupational choices. This research examined the structure of person–thing orientation using a combination of exploratory and confirmatory factor analyses and structural equation modeling. Analyses suggested that thing orientation and person orientation can be measured (1) with a few items; (2) separately from each other; and (3) person orientation and thing orientation are not necessarily bipolar opposites.

8.

A snapshot of person and thing orientations: How individual differences in interest manifest in everyday life

Individuals selectively orient toward their social environment (people) and toward their physical environment (things/objects). These orientations are key predictors of important life outcomes, including career decisions. However, research has not yet examined whether orientations toward people and things manifest in naturalistic environments. The present two-part study addressed this gap. In part one, participants rated their interest in person- and thing-related books (e.g., on relationships; robots). Participants then took a camera home for several days to photograph anything or anyone they considered an important part of their life. In part two, the photographs were submitted and coded for content. Results support the construct validity of person and thing orientations. Greater interest was expressed in orientation-related than unrelated books and photograph content was consistent with individuals‘ orientations. The findings suggest that person and thing orientations leave traces in everyday environments and behaviors. This research highlights implications for the development of interests and academic and occupational decision-making.

9.

Gender differences in research areas, methods and topics: Can people and thing orientations explain the results?

Although the gender gap in academia has narrowed, females are underrepresented within some fields in the USA. Prior research suggests that the imbalances between science, technology, engineering and mathematics fields may be partly due to greater male interest in things and greater female interest in people, or to off-putting masculine cultures in some disciplines. To seek more detailed insights across all subjects, this article compares practising US male and female researchers between and within 285 narrow Scopus fields inside 26 broad fields from their first-authored articles published in 2017. The comparison is based on publishing fields and the words used in article titles, abstracts, and keywords. The results cannot be fully explained by the people/thing dimensions. Exceptions include greater female interest in veterinary science and cell biology and greater male interest in abstraction, patients, and power/control fields, such as politics and law. These may be due to other factors, such as the ability of a career to provide status or social impact or the availability of alternative careers. As a possible side effect of the partial people/thing relationship, females are more likely to use exploratory and qualitative methods and males are more likely to use quantitative methods. The results suggest that the necessary steps of eliminating explicit and implicit gender bias in academia are insufficient and might be complemented by measures to make fields more attractive to minority genders.