Für alle Diskussionen um Corona!
Bitte nur in diesem Artikel, wenn der Tagesartikel nicht einen direkten Bezug zu Corona hat.
Bitte auch die Diskussionen nicht in den anderen Selbermach-Artikeln führen
Tag: 21. März 2022
Pinkstinks und die merkwürdige Welt der Frauenzeitschriften
Frauenzeitschriften sind ein harter Schlag für den Feminismus. Sie bedienen alles an Klischees, was es über Frauen gibt und eine Vielzahl von Chefredakteurinnen ist daran gescheitert, sie feministisch modern neu zu gestalten, weil sie sich dann nicht verkauften.
Pinkstinks wirft einen Blick in diese düstere Landschaft:
Bemerkenswert an diesen Zeitschriften ist die Frage, ob sie einer Parallelwelt angehören oder ob nicht vielmehr wir Teil einer Parallelwelt sind. Denn die schiere Menge dieser Publikationen, die sich Monat für Monat und Woche für Woche immer noch verkaufen, lässt darauf schließen, dass die Wahrnehmung davon, was Lebenswirklichkeit und Emanzipation im Jahr 2022 bedeuten, weit auseinander gehen. Für manche kann es beispielsweise wichtig sein, mit Kerze, Minivase und gerichteter Frisur Eindruck zu schinden, weil frau „frisch aussehen und nicht abgekämpft wirken will“.
Das wäre ja eine erstaunliche Selbstbetrachtung für eine feministische Webseite. Sie sind in einer Parallelwelt? Der Feminismus hat unrecht????
Es wäre leicht, sich darüber lustig zu machen. Es wäre naheliegend, diese offensichtliche Sehnsucht nach angeblichen Informationen über Stars und Prominente als lächerlich abzutun. Es wäre einfach, diese Zielgruppe bei emanzipatorischen Kämpfen nicht miteinzubeziehen und so zu tun, als gäbe es all diese Frauen gar nicht oder als handelte es sich bei ihnen um eine sehr kleine Gruppe, die man vernachlässigen kann. Allerdings braucht man sich dann nicht zu wundern, dass Wahlen so ausgehen wie sie nun einmal ausgehen und bestimmte Ziele einfach nicht erreicht werden. Selbstverständlich darf und soll all das kritisiert werden. Das tut Pinkstinks immer wieder. Und wenn es dabei um abwertende Aussagen über Frauenkörper wie „Beulenpest und Schenkelschande“ geht, dann auch gerne mit aller gebotener Härte. Aber das soll nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Zielgruppe dieser Hefte auch Zielgruppe feministischer Emanzipationskämpfe sein kann und sein sollte. Es kann nur um Gleichzeitigkeit gehen. Um eine Vielzahl von Schritten, von denen sehr viele sehr klein ausfallen werden. Wenn „Curvy-Models“ wie Angelina Kirsch in der illu der Frau davon erzählen, dass sie alles an sich mögen und tragen, wonach immer ihnen ist, …
… dann wird das in progressiven Kreisen vermutlich nicht gerade einen „Wow, feministische Weltrevolution!“-Impuls auslösen. Das wäre auch maßlos übertrieben. Aber es ist trotzdem ein wichtiger Schritt an der richtigen Stelle, die für emanzipatorischen Wandel nun wirklich nicht gerade offen ist. Ein kleiner Schritt. Aber ein notwendiger.
Also ein Appell, dass man diese Frauen doch mit feministischen Botschaften erreichen können soll. Damit ist die Selbstbetrachtung dann wieder zu Ende. Man hat nicht unrecht, es ist nur eine Gruppe, die man noch nicht erreicht hat, die man aber nicht ausblenden sollte, weil sie viele sind.
Also im Endeffekt ein Appell an die Bekehrung. Ein Ansatz, der ja auch schon umgesetzt wird. Zumindest Zeitschriften für jüngere Frauen enthalten in jedem Fall woke Artikel. Und Medien und Filme erst recht.
Ich bin gespannt, wann sie die anderen Frauenzeitschriften erreichen und ob sie dort ankommen