Feministische Einigkeit

Das neue Emma-Titelblatt zieren Jungfeministinnen und Altfeministinnen: Alice Schwarzer zusammen mit Teilen der Mädchenmannschaft und des Missymagazins:

Alice Schwarzer weiß auch wer eigentlich schuld an der bisherigen Spaltung war:

Die Generationen gegeneinander auszuspielen, das ist ja bei Frauen ein vielschichtiges Spiel. Erstens sagt man der jungen Frau: Vergiss alles, was war und fang wieder bei Null an. Zweitens spekuliert man damit auf die gesellschaftliche Abwertung der älteren Frau. Drittens ­bietet man der (noch) jungen Frau den lohnenden Verrat an – bis auch sie 40 ist.

Ein Komplott also, um die Frauen gegeneinander auszuspielen. Nicht etwa ein Konkurrenzdenken, dass Alice Schwarzer ja auch ansonsten vollkommen fremd ist. Interessant, dass sie ja anscheinend darauf hereingefallen ist und sich hat lenken lassen, denn sie hat ja durchaus gegen die „Alphamädchen“ ausgeteilt.

Ich gehe jedenfalls davon aus, dass dieser Artikel nicht ohne ihr Wissen erschienen ist:

„Wir Alphamädchen“ von Meredith Haaf, Susanne Klingner und Barbara Streidel sei mit „einer guten Portion Wut geschrieben“, so die Verfasserinnen im Vorwort. Davon merkt man nichts. In einem gut gelaunten Pfadfinderinnenstil spart das Buch alles Politische weitestgehend aus und erklärt den jungen Frauen von heute unter anderem, dass sie niemand zum Sex zwingen kann, Gewalt gegen Frauen keine Lappalie ist und die Parole von einst „Mein Bauch gehört mir“ noch immer gilt. Das ist natürlich richtig, aber alles andere als neu, übersetzt es doch nur, was seit über 30 Jahren in der EMMA steht, in eine jugendkompatiblere Sprache. (…) „Warum Feminismus das Leben schöner macht“ lautet der Claim der Alphamädchen, den sich die EMMA so auch schon seit langem auf die Fahnen geschrieben hat, nur dass wir wohl eher „besser und gerechter“ sagen würden. Etwas einfach nur verschönern wollen ist vom Verzieren und noch schnell ein putziges Schleifchen dranbinden nicht so arg weit entfernt. Dabei hätten die Autorinnen doch – wenn sie schon einen neuen Feminismus ausrufen wollen – einfach mal alles fordern können. Alice Schwarzer und die EMMA wollen schon seit 30 Jahren mehr, als einfach nur etwas schöner machen und Spaß haben.

Also eh schon alles besser in der Emma, die Jungen Dinger eben noch nicht ganz reif. Ein klassischer Statusaufbau. Im Gegenzug sollen sich die Alphamädchen ja dann wieder an Schwarzer abgearbeitet haben, ich habe ihr Buch aber nicht gelesen.

Dem Anreißer auf der Homepage ist nicht so viel an Informationen zu entnehmen. Mal sehen wie sich die Zusammenarbeit in Zukunft entwickelt.

Die Red Queen Hypothese

Eine wichtige Theorie in evolutionären Überlegungen ist die Red Queen Hypothese.

Sie geht davon aus, dass sich konkurrierende Systeme ein Wettrennen liefern, bei dem sie – gleich der Namensgeberin, der Roten Königin aus Alice im Wunderland – doch immer auf der Stelle bleiben, aber laufen müssen, um diesen Gleichstand zu halten.

Es ist ein Wettrüsten um gleich zu bleiben, ein Konkurrenzkampf um Gleichwertigkeit.

Die Wikipedia fasst die Red Queen Hypothese wie folgt:

The Red Queen’s Hypothesis, also referred to as Red Queen, Red Queen’s race or Red Queen Effect, is an evolutionary hypothesis. The term is taken from the Red Queen’s race in Lewis Carroll’s Through the Looking-Glass. The Red Queen said, „It takes all the running you can do, to keep in the same place.“ The Red Queen Principle can be stated thus:

In reference to an evolutionary system, continuing adaptation is needed in order for a species to maintain its relative fitness amongst the systems being co-evolved with.

The hypothesis is intended to explain two different phenomena: the advantage of sexual reproduction at the level of individuals, and the constant evolutionary arms race between competing species. In the first (microevolutionary) version, by making every individual an experiment when mixing mother’s and father’s genes, sexual reproduction may allow a species to evolve quickly just to hold onto the ecological niche that it already occupies in the ecosystem. In the second (macroevolutionary) version, the probability of extinction for groups (usually families) of organisms is hypothesized to be constant within the group and random among groups.

Matt Ridley hat ein ganz hervorragendes Buch darüber geschrieben, dass zeigt, wie dieses Wettrüsten die menschliche Entwicklung geprägt hat: „The Red Queen: Sex and the Evolution of Human Nature

Ein großer Teil dieses Buches legt dar, worin der Vorteil der geschlechtlichen Fortpflanzung liegt, obwohl diese aufgrund der Zusatzkosten eigentlich zunächst nachteilig erscheint (man braucht zwei Personen um eine neue Person herzustellen und nur eine davon kann dies machen, während dies bei der ungeschlechtlichen Fortpflanzung jedes Lebewesen kann). Dieser Abschnitt ist sehr interessant zu lesen und sollte Pflichtlektüre in den Gender Studies sein, denn er macht deutlich, dass es biologisch nur zwei Geschlechter gibt, weil jedes weitere die Kostenbilanz weiter verschlechtert und keinen Vorteil bietet.

Der Vorteil liegt danach insbesondere darin, dass man im Gegensatz zu der ungeschlechtlichen Fortpflanzung einen sehr unterschiedlichen Genpool schaffen kann, der Parasiten einen wesentlich schwierigeren Angriffspunkt bietet, weil sich diese nicht auf immer gleichen Umstände einstellen können.

In dem Wettrüsten mit den Parasiten, die sich aufgrund der kurzen Lebensdauer und der hohen Fortpflanzungsrate wesentlich schneller anpassen können, droht langlebigen Tieren mit einer niedrigen Fortpflanzungsrate ein erheblicher Nachteil in dem Wettrüsten, den sie auf andere Weise nicht aufholen können. Nur dadurch, dass sich die Parasiten nicht vollständig auf eine genau gleiche Menschenart einstellen können, bleibt der Mensch in dem Rennen auf der gleichen Stelle.

Aber auch abseits dieser Theorie stehen alle Lebewesen in einem solchen Wettlauf um die Beibehaltung des gleichen Status. Dies ist bei Raubtieren und ihrer Beute der Fall (wobei die Beute den „Vorteil“ hat, dass sie um ihr Leben läuft, das Raubtier aber nur um seine nächste Mahlzeit).

Ein solches Wettrennen findet auch schnell bei der sexuellen Selektion statt. Wenn Weibchen beispielsweise Geweihe vererblich attraktiv finden, dann beginnt ein Prozess unter den Männchen, immer ein kleines Stück mehr Geweih aufzubauen, bis die Kosten den Nutzen übersteigen.

Es spricht viel dafür, dass ein solches Wettrennen auch die Entwicklung unseres Gehirns vorangetrieben hat. Wenn Frauen intelligente Männer attraktiv fanden, dann führt dies dazu, dass Männer ein Wettrennen starten um mehr Intelligenz aufzubauen. Im Gegenzug müssen auch die Frauen untereinander ein Wettrennen starten, um die gestiegene Intelligenz besser bewerten zu können, was selbst Intelligenz (möglicherweise aber eine andere Form davon) erfordert. Gleichzeitig ermöglicht diese Intelligenz auch Leute um sich zu scharen, bessere Jagd- Kampf und sonstige Strategien zu entwickeln etc. so dass auch ansonsten ein Wettrüsten beginnt, da all dies den Status innerhalb der Gruppe verändert. Diese Theorie hatte Geoffrey Miller entwickelt, für sie spricht insbesondere, dass sich die Lebensumstände trotz der Vergrößerung des Gehirns lange Zeit nicht wesentlich veränderten, wie archäologische Funde zeigen, so dass diese Veränderungen unsere Gehirnentwicklung nicht vorangetrieben haben können

Die Scheinargumente in „Geschlecht. Wider die Natürlichkeit“

Der Mädchenblog hat eine Besprechung des zweiten Buches von Heinz Voss vorgenommen.  Diese fällt lobend aus. In den Kommentaren allerdings gibt es durchaus Kritik.

Es gibt von mir aus fünf/sechs Parameter (Chromosomen etc.), in denen sich der ideale Durchschnittsmann und die ideale Durchschnittsfrau unterscheiden. Diese Parameter geht man durch und bestimmt daraus das Geschlecht. In sagen wir 98 % der Fälle ist es recht eindeutig, bei 2 % ist es uneindeutiger, weil sich hier die Parameter bei 50/50 einpendeln. Die Naturwissenschaften argumentieren fast überall so, denn es sind im Gegensatz zur reinen Mathematik keine wirklich „exakten“ Wissenschaften.

Du argumentierst auf einer anderen Ebene, indem du herausarbeitest, dass es zu jeder Annahme auch ein Beispiel gibt, wo das nicht so ist. Das ist aber überhaupt nicht der Punkt und deshalb werfe ich dir eine Taschenspielertrick-Argumentation vor.

Wenn ich sage „In der Regel sind Panther schwarz“, dann kannst du mir zwar freudestrahlend den weltweit einzigen Albino-Panther zeigen, das widerlegt aber mein Argument nicht.

Bezogen auf das Geschlecht heißt das, die Biologie stellt fest, dass man in der Regel bei Menschen und Säugetieren die Population in zwei Gruppen unterteilen kann, in eine mit dem Potential des Kinderkriegens und in die andere mit dem Potential zum Zeugen. Beide kann man mit hoher Wahrscheinlichkeit an ein paar Parametern unterscheiden.

(…)

Ich finde es ja überhaupt nicht falsch Wissenschaftskritik zu betreiben und da findet man bei der Biologie sicherlich mehr als genug Punkte. Mich stört an deiner Argumentation, dass du deine Biologie-Kritik so dermaßen ungeniert aus deiner politischen Ideologie ableitest, indem du die biologischen Argumente so verfremdest, dass du sie widerlegen kannst oder sie mit Scheinargumenten zu widerlegen versuchst.

Eine ähnliche Kritik hatte ich ja seinerzeit auch schon vorgetragen:

Heinz möchte aber die folgenden Fragen nicht beantworten: Bei ca. wieviel Prozent der Menschen liegt deiner Auffassung nach eine so deutliche Abweichung bei den Genitalien vor, dass die Grenzen zwischen Mann und Frau verwischt werden? Bei ca. wieviel Prozent ist die Einordnung in die beiden Geschlechter anhand der Genitalien hingegen kein Problem? Das würde nämlich meiner Ansicht nach dazu führen, dass er die Zahl von ca 2% Intersexuellen bestätigen müsste, was sich nicht gut mit seiner These verträgt, dass Geschlechtsorgane vollkommen individuell sind und daher „das Ende des Sex da ist“.

Ja, ich muss mir das Buch mal in der Bücherei ausleihen oder kaufen. Aber die Kernthesen sind so erkennbar falsch, dass man keine Lust mehr darauf hat.

Es ist schade, dass diverse Studenten und anderen Lesende sie für fundiert halten werden.

„Bin ich sexistisch?“

Eine Journalistin fragt sich, ob sie sexistisch ist, weil sie in Schweden die kleinen Aufmerksamkeiten und Besonderheiten gegenüber Frauen vermisst:

Most of this chivalrous nonsense is also nonexistent. Great, exactly what I wanted, right? Except that it’s incredibly annoying.

When a guy at a nation or a club says, “do you want a drink?” the conventional wisdom is that Swedish guys never pay – actually, they do, but only about 25% of the time in my experience.

But every time a guy DOESN’T offer to pay, my gut reaction is, “What’s this guy’s problem!?”

Guys here only very rarely come up to a girl and start a conversation.  That’s fine in theory, as I actually love being the conversation-starter, and nothing is creepier than the “I can’t let a pretty girl stand in a club on her own” pickup line American guys sometimes use.
Yet I feel ignored and unpopular when I realize that if I DON’T start a conversation, I will just sit there alone.

Ist ja auch mal ein interessanter Perspektivenwechsel.

Vergewaltigungsfantasien bei Frauen

Eine Studie untersucht Vergewaltigungsfantasien bei Frauen (via Roissy):

This study evaluated the rape fantasies of female undergraduates (N = 355) using a fantasy checklist that reflected the legal definition of rape and a sexual fantasy log that included systematic prompts and self-ratings. Results indicated that 62% of women have had a rape fantasy, which is somewhat higher than previous estimates. For women who have had rape fantasies, the median frequency of these fantasies was about 4 times per year, with 14% of participants reporting that they had rape fantasies at least once a week. In contrast to previous research, which suggested that rape fantasies were either entirely aversive or entirely erotic, rape fantasies were found to exist on an erotic-aversive continuum, with 9% completely aversive, 45% completely erotic, and 46% both erotic and aversive.

Quelle: The nature of women’s rape fantasies: an analysis of prevalence, frequency, and contents.

Eine „erotische Vergewaltigung“ klingt erst einmal paradox, ist aber letztendlich natürlich nicht der Wunsch nach einer tatsächlichen Vergewaltigung, sondern meiner Meinung nach eher ein Ausdruck der Erotik eines dominanten Mannes. Es geht um das Gefühl der Ausgeliefertheit, des starken Mannes, der mit ihr Macht was er will (aber sie dabei im Endeffekt nicht brutal vergewaltigt, sondern lediglich dominanten Sex mit ihr hat).

Dies deckt sich mit anderer Forschung (ebenfalls via Roissy):

According to Kanin, erotic rape fantasies contain low to moderate levels of fear with no realistic violence. In these fantasies, women typically are approached aggressively by a dominant and attractive male who is overcome with desire for her; she feels or expresses nonconsent and presents minimal resistance; he overpowers her and takes her sexually. Kanin made the interpretation that these were not true rape fantasies, that the described resistance amounted to a „token no,“ and he called these „seduction fantasies.“ Participants themselves characterized these as rape situations, however, and the self-character in these fantasies showed nonconsent. As no evidence was presented that the self-character’s nonconsent was insincere, the label of „seduction“ does not seem justified. Certainly, in actual rapes minimal resistance and female sexual arousal do sometimes occur (Duddle, 1991; Johnson, 1985), and their occurrence would not render the encounter a seduction rather than a rape.

Das Vergewaltigungsfantasien bei Frauen so weit verbreitet sind, passt gut zu der Theorie im Pickup, nach der ein dominanter Mann sexy ist. Es verwundert im Gegenzug nicht, dass auch die Gegenfantasie, nämlich der Mann als dominant gegenüber der Frau, in männlichen Wunschvorstellungen sehr verbreitet ist.

Humor und Attraktivität

Humor wird von beiden Geschlechtern als attraktiv bewertet, von Frauen noch mehr als von Männern.

Das lässt sich auch in Studien nachweisen:

Producing humor might function as a fitness indicator associated with greater desirability during dating selection. A male confederate in a bar was instructed to tell (or not tell) funny jokes to two other male confederates. A few minutes later, when the second of two male confederates left, the first male confederate asked a female who was near his table and who had heard the funny jokes for her phone number. The previous expression of humor was associated with greater compliance with the male confederate’s request and with a higher positive evaluation. The possible effects of humor are discussed from an evolutionary perspective.

Quelle: Men’s sense of humor and women’s responses to courtship solicitations: an experimental field study.“ Psychol Rep. 2010 Aug;107(1):145-56.

Die beste Erklärung hierfür ist meiner Meinung nach, dass Witze einen Rückschluss auf die Funktionsweise des Gehirns zulassen und das Gehirn aufgrund seiner Komplexität einen Rückschluss auf die „Qualtität“ der Gene. Die Fähigkeit anspruchsvolle Sachen mit seinem Gehirn anstellen zu können, ist ein guter Fitnessindikator. Dass dies der eigentlich Grund für unser großes Gehirn ist, ist eine These von Geoffrey Miller, die er in „The Mating Mind“näher erläutert.

Darauf geht eine andere Studie ein:

To explain the pervasive role of humor in human social interaction and among mating partner preferences, Miller (2000a) proposed that intentional humor evolved as an indicator of intelligence. To test this, we looked at the relationships among rater-judged humor, general intelligence, and the Big Five personality traits in a sample of 185 collegeage students (115 women, 70 men). General intelligence positively predicted rater-judged humor, independent of the Big Five personality traits. Extraversion also predicted raterjudged humor, although to a lesser extent than general intelligence. General intelligence did not interact with the sex of the participant in predicting rating scores on the humor production tasks. The current study lends support to the prediction that effective humor production acts as an honest indicator of intelligence in humans. In addition, extraversion, and to a lesser extent, openness, may reflect motivational traits that encourage humor production.

Quelle: Humor as a Mental Fitness Indicator (PDF)

Dabei mag sich die Grundfähigkeit aus einem Entwarnungssignal bei Fressfeinden entwickelt haben, dass ja auch viele Tiere kenne, dass einen Stressabbau bei den Beteiligten zu Folge hatte und aufgrund der damit verbundenen positiven Folgen über das Entwarnungssignal auch in der Gruppendynamik seinen Platz gefunden hat bzw. allgemein sozialen Stress abgebaut hat.

Da Frauen eher selektieren (aufgrund ihrer höheren Kosten der Schwangerschaft) könnte man vermuten, dass Männer eher auf die Fähigkeit hin Humor zu erschaffen selektiert worden wären, Frauen eher dahin, ihn zu bewerten. Das könnte vielleicht auch die höhere Anzahl männlicher Komiker erklären.

 

Was wissen wir über Mann und Frau aus der Steinzeit?

Ein häufiger Kritikpunkt an evolutionären Überlegungen ist, dass man ja gar nicht wissen kann, wie es in der Steinzeit oder gar davor ausgesehen hat. Die Schrift ist viel zu jung für entsprechende Zeugnisse und es bestehen insoweit lediglich ein paar Knochen, ein paar Habseligkeiten (Faustkeile, Speerspitzen etc) und ein paar (kühne) Vermutungen.

Dabei wird aber übersehen, dass unsere Körper selbst ein Überbleibsel der Steinzeit sind und uns dieser Körper und seine Gene einiges über unsere Entwicklung verraten.

Zudem kann man – wenn man die Evolutionstheorie akzeptiert – auch Vergleiche mit anderen Tierarten heranziehen und uns in die dort entwickelten Systeme einordnen.

Wir können inzwischen die Stammbäume des Menschen einigermaßen nachvollziehen:

Mensch Evolution Zeit

Dabei können wir anhand der gefundenen Knochen auch Veränderungen feststellen. Interessant sind hier auch die Größenveränderungen der Schädel, die uns Informationen bezüglich der Gehirnentwicklung geben.

Zudem können wir mittels der Genetik auch die Abstammungslinien besser auseinander halten.

(beide Bilder aus dem Wikipediaartikel zur Stammesgeschichte des Menschen)

Wir wissen aus archäologischen Funden etwa, welchen Zustand der Mensch zu einem bestimmten Zeitpunkt hatte, weil wir die Wanderbewegungen der Menschen nachvollziehen können und die genetischen Veränderungen zurückverfolgen können. Demnach können wir feststellen, dass das menschliche Gehirn und die körperlichen Unterschiede zumindest 70.000 – 40.000 Jahre alt sein muss, da sich zu diesem Zeitpunkt die Bevölkerungsgruppen von Afrika und Europa/Asien trennten (Out of Africa Theorie). Wäre danach noch eine wesentliche Gehirnevolution eingetreten, dann hätte diese entweder nicht aus Afrika heraus oder nach Afrika zurück gefunden, so dass der Mensch über die Erde verteilt unterschiedliche Gehirne haben müsste.

Das ein solcher Rückfluss von genetischen Veränderungen nicht erfolgte zeigt Beispielhaft die Laktosetoleranz, eine genetische Mutation, die zuerst wohl vor etwa 10.000 Jahren auftrat.

Vor 70.000 bis 40.000 Jahren (und davor erst recht) waren die Menschen aber Jäger und Sammler, wie die Archäologie festgestellt hat, so dass die wesentliche Entwicklung unseres Gehirn im wesentlichen in eine Jäger und Sammler Zeit fällt.

Die Steinzeit begann dabei vor etwa 2,5 Millionen Jahren und dauerte bis etwa 7.000 vor Christus (allerdings je nach Region auch länger), die Sesshaftigkeit und Ackerbau entwickelten die Menschen dabei erst  in der Jungsteinzeit, in der neolithischen Revolution vor etwa 12.000 Jahren.

Bei dem Verhältnis von Mann und Frau kann allerdings weiter zurückgegangen werden, bereits beim ersten Auftreten der Geschlechter bestanden ein Teil der Probleme, die die Unterschiede zwischen den Geschlechtern auch heute noch bestimmen. Aber auch, wenn man die Entwicklung unserer näheren Verwandten betrachtet. dann werden die Zeiträume schon sehr groß. Die ersten Primaten gab es vor etwa 55-90 Millionen Jahren, die Abspaltung des Menschen vom Affen liegt etwa 8 Millionen Jahre zurück.

Neben der Größenveränderung des Gehirns, die uns etwas über den Zeitraum sagen, in denen sich das Gehirn entwickelt hat, können wir zudem auch heute eine Vielzahl von Unterschieden im Gehirn von Mann und Frau feststellen. Es finden sich zudem auch viele Unterschiede in den Körpern von Mann und Frau. Dabei lassen sich genetische und hormonelle Ursachen für die Körper von Mann und Frau finden.

Die Körper der Geschlechter zeigen uns beispielsweise, dass der Mann für die von ihm übernommenen Arbeiten mehr Kraft benötigt haben muss. Denn Muskeln vorzuhalten erfordert viel zusätzliche Energie, die nicht aufgewendet wird, wenn sie nicht erforderlich ist (ein Beispiel ist der Dodo, der mangels Fressfeine auf der von ihm erreichten Insel keinen Bedarf mehr für die im Unterhalt teuern Flugmuskeln hatte).

Wir können also bereits aufgrund der verschiedenen Körper davon ausgehen, dass in der Steinzeit eine Arbeitsteilung bestand, da sich die unterschiedlichen Körper sonst nicht entwickelt hätten. Dabei spricht alles dafür, dass die gefundenen Stoßspeere hauptsächlich von den Männern eingesetzt wurden, da sie einen Körper haben, der hierfür geeignet ist.

Der weibliche Körper ist hingegen in vielen Fällen für eine erste Betreuung der Kinder optimiert. Das fängt bei der vom weiblichen Körper produzierten Nahrung an und setzt sich in der Betrachtung fort, dass Frauen stärker auf das Kindchenschema reagieren, weil dieses in Abhängigkeit vom Östrogenspiegel stärker wirkt. Hinzu kommt, dass wir hier den Menschen gut in ein Schema einordnen können, nach dem bei Säugetieren üblicherweise die Mutter die Kinderbetreuung übernimmt.

Der Umstand, dass der weibliche Körper auf die Betreuung des Kindes ausgerichtet ist, die lange Tragzeit, die hohe Unselbständigkeit des menschlichen Kindes sind Faktoren, die auch damals bestanden und die eine besondere Evolution des Menschen zur Folge hatten bzw. deren Spuren bzw. Lösungen sind nach wie vor im Körper des Menschen zeigen. Da beim Sex zB Bindungshormone ausgeschüttet werden spricht vieles dafür, dass eine gewisse Partnerschaft zwischen Mann und Frau bestand. Zudem können wir aus der Größe der Hoden und der Beschaffenheit der Spermien (die nur zum Teil der Befruchtung dienen, und verstopfende und andere Spermien tötende Spermien enthalten) ableiten, dass keine absolute Monogamie bestand, sondern eine gewisse Spermienkonkurrenz vorlag. Aufgrund unser biologischer Grundlagen spricht vieles dafür, dass wir für eine serielle Monogamie mit beiderseitigen Seitesprungmöglichkeiten konzipiert sind. Die diesbezüglichen Überlegungen sind in der Sexual Strategies Theory (SST) zusammengefasst.

Unsere Biologie lässt, wie diese Beispiele deutlich machen, eine Vielzahl von Rückschlüssen zu, die uns Zeugnis vom steinzeitlichen Leben bringen.

Beruf, Geld und Status

Über einen Kommentar bei der Mädchenmannschaft bin ich auf einen Text in der „Jetzt„, einer Beilage der Süddeutschen, gestoßen.

Dabei geht es um den Wert eines höheren Gehalts in Bezug auf Status und den Unterschied zwischen den Geschlechtern:

‚Frauen tun sich schwer damit, den Zusammenhang zwischen Geld und Status zu sehen. Aber wenn sie weniger verdienen, dann haben sie auch einen niedrigeren Status‘, sagt Asgodom und weiß sofort eine Anekdote eines führenden Managers zu berichten. ‚Der sagte klipp und klar: Wenn ein Mann und eine Frau aus meiner Abteilung mehr Geld wollen, dann gebe ich es dem Mann. Der geht sonst, während die Frau auch dann bleibt, wenn sie die Gehaltserhöhung nicht bekommt.‘

Das Gehalt vom Mann wesentlich mehr mit Status verbunden wird, auch der Einordnung in eine Hierarchie gilt, wird seine Ursache wieder in der unterschiedlichen Bedeutung von Status für Männer und Frauen haben. Dabei verfolgen Männer insoweit einen Statusbegriff, der ihnen einen hohen Platz in der männlichen Hierarchie bietet und bei dem Geld durchaus sehr hilfreich sein kann. Dass Status auch auf rein sozialen Wege erreicht werden kann ist dabei wieder eine andere Frage.

Das Beispiel des Chefs mag unfair sein, ich kann mir aber gut vorstellen, dass es im Schnitt zutrifft. Männer wechseln häufiger den Arbeitsplatz und sind in der Regel auch räumlich flexibler. Susan Pinker geht in eine ähnliche Richtung, wenn sie in ihrem Buch auch die Sorgen einer Managerin, die eine Beförderung angeboten bekommt (erst in die nächstgrößere Einheit, dann voraussichtlich 2 Jahre später in die Zentrale, für beide Wechsel wäre jeweils ein Umzug erforderlich gewesen). Sie möchte nicht weg von ihrer Familie ziehen, den Kindern aber auch nicht die Umzüge zumuten und sie aus ihrem Umfeld reißen. Deswegen schlägt sie die Beförderung schließlich aus. Ähnliches dürfte bei der Suche nach einem neuen Job mit höherem Gehalt häufig der Fall sein. Wenn Ablehnungen von Gehaltserhöhungen bei Frauen eher folgenlos bleiben als bei Männern, dann kann man die Forderungen auch häufiger ablehnen (die moralische Bewertung kann man davon natürlich abweichend vornehmen und darauf abstellen, dass man alle Menschen gleich behandeln sollte, auch wenn die einen Gehaltsforderungen leichter abzulehnen sind)

Interessant auch der folgende Absatz:

Einen Fehler, den Frauen unbedingt vermeiden sollten, sei die Vermischung von Privatem und Beruflichem in der Gehaltsverhandlung mit dem Chef. Wer private Gründe für den Wunsch nach einem höheren Gehalt anführt, darf kaum auf Erfolg hoffen. ‚Ob Sie gerade in eine größere Wohnung gezogen sind oder die Kita teurer wurde, interessiert keinen Menschen, schon gar nicht Ihren Chef‘, sagt Asgodom. Was ihn interessiert, ist Leistung. Und die muss auch hervorgehoben werden. ‚Wer nur brav seine Arbeit macht, wird keine Pluspunkte sammeln, egal wie gut er ist.‘

Auch hier scheint mir der Ansatz über die Bedürfnisse statt den Wert eher auf Empathie ausgerichtet zu sein. Ich fordere es, weil ich es brauche. Nicht: Ich fordere es, weil ich es verdient habe.

Warum die sexuelle Identität biologisch sein muss

Wenn man sich fragt, ob die sexuelle Identität biologisch oder gesellschaftlich bedingt ist, dann kommt man meiner Meinung nach nicht an evolutionären Betrachtungen vorbei.

1. Das Entstehen der Geschlechter und erste Fortpflanzung

Die Entwicklung der Geschlechter an sich ist irgendwann geschehen. In Das egoistische Gen vermutet Dawkins, gestützt auf andere Überlegungen, dass es erst einen Trend dazu gab, größere Abstammungszellen zu erstellen, weil diese dank besserer Ressourcen bessere Startmöglichkeiten hatten. Was dann dazu führte, dass es sich gleichzeitig lohnen konnte, kleinere Abstammungszellen zu bilden, die die Kosten der großen Zellen nicht hatten, wenn diese sich irgendwie mit den größeren Zellen anderer verbinden konnten, um deren Ressourcen zu nutzen. (Dawkins, S. 142) Ein paar Millionen Jahre gegenseitigen Wettlaufs führen schließlich dazu, dass die Zellen eine Kooperation eingehen, was an den großen Vorteilen eines Genpools liegen dürfte, der unterschiedlich kombiniert werden kann.

2. Probleme der geschlechtlichen Vermehrung und Partnerwahl

Die Lebewesen wurden immer komplizierter und damit auch die Fortplanzungsmechanismen. Reichte es Anfangs im Wasser noch aus, einfach beide Zellen im richtigen Moment ins Wasser abzusondern, wurde der Mechanismus im Laufe der Zeit immer komplexer. Aber bereits bei der Abgabe ins Wasser stellten sich die ersten Probleme. Das Lebewesen musste zumindest eine rudimentäre Vorstellung davon haben, dass das andere Lebewesen von seiner Art war, dem anderen Geschlecht angehörte und ebenfalls Zellen ins Wasser abwandern wollte. Ein Lebewesen, dass diese Fähigkeiten nicht entwickelte, musste erheblich mehr Zellen produzieren und hatte auch erheblich weniger Nachkommen. Laichzeiten und Orte mögen der erste Weg zur Umgehung dieses Problems gewesen sein, aber um so entwickelter das Lebewesen wurde und um so kostspieliger einer Schwangerschaft wurde, um so dringender wurde das Problem, die richtigen Momente und Partner abzupassen.

3. Erhöhung der Kosten am Land und durch Schwangerschaft

Das Problem verschärfte sich noch für Landlebewesen. Sie können ihren Nachwuchs nicht einfach dem Meer überlassen und müssen ein Austrocknen verhindern, was dazu geführt hat, dass Landlebewesen üblicherweise schützende Mechanismen für ihren Nachwuchs entwickelt haben und dieser häufiger im Leib der Mutter bleibt, so dass auch der Vater sein Sperma zielgerichteter übermitteln muss (das kann auch bei Wasserbewohnern der Fall sein, aber es geht ja nur um die grundsätzliche Darstellung des Problems).

Dieser Mechanismus kann recht grob ausgestaltet, wie etwa bei der Aga-Kröte, der ein Schuh, ein plattgefahrener Angehöriger der eigenen Art oder irgendetwas entfernt krötenähnliches  reicht. Die Aga-Kröte kümmert sich allerdings nicht um ihren Nachwuchs und eine weibliche Kröte produziert mehrer tausend Eier, so dass es ein Massengeschäft ist.

4. Selektionsdruck auf Erkennen eines andersgeschlechtlichen Partners

Um so unmittelbarer die Übergabe der Genpakete erfolgt und um so höher die Kosten einer Schwangerschaft sind, um so entscheidender wird es, den richtigen Partner zu erkennen. Die Lebewesen, die am besten erkennen, wem sie ein Genpaket übergeben und von wem sie es annehmen, werden mehr Nachwuchs haben, allein aufgrund der Tatsache, dass auch ihre Nachkommen die passende Ausstattung erhalten, um die richtigen Genpakete anzunehmen.

Ein Männchen, dass beständig versucht andere Männchen zu besteigen, wird sowohl durch die Besteigung, das Sperma und auch durch das Wehren des anderen Männchens Ressourcen verbrauchen und zudem geeignete Fortpflanzungsmöglichkeiten mit Weibchen übersehen bzw. nicht nutzen, also im ganzen weniger Nachkommen haben.

Es liegt damit ein hoher Selektionsdruck auf der Erkennung des anderen Geschlechts und dem Wunsch, mit diesem Sex zu haben.

5. Selektionsdruck auf Erkennung eines „guten“ Partners

Hinzukommt mit den steigenden Kosten der zweite Faktor: Nicht nur Erkennen, dass überhaupt ein Wesen des anderen Geschlechts vorhanden ist, sondern dessen genetische Qualitäten bewerten. Auch hier liegt ein hoher Selektionsdruck vor: Wer die Fruchtbarkeit des Wesens des anderen Geschlechts richtig beurteilt, der hat eine höhere Chance auf Nachwuchs als jemand, der dies nicht hat. Die Gene eines solchen Wesens und seiner Nachkommen werden sich daher im Genpool anreichern.

Dabei kann man auf verschiedene Weisen vorgehen:

Beide Geschlechter haben ein „Interesse“ daran, dass die Zuordnung einfach ist (die Evolution kennt natürlich kein Interesse, aber es ist sprachlich einfacher, von Interesse zu sprechen, wenn man eigentlich meint, dass diesbezügliche Mutationen vorteile bieten). Erkennungsmerkmale für eine geschlechtliche Zuordnung können sich daher leicht entwickeln. Dies kann ein besonderes Merkmal wie die Primären oder sekundären Geschlechtsorgane oder ein Geweih oder eine Farbe sein, aber auch ein Verhalten, wie etwa ein Balztanz oder ein bestimmter Gesang (sozusagen der extended Phenotyp). Diese Merkmale sind noch erfolgreicher, wenn sie nicht nur das Geschlecht identifizieren, sondern gleichzeitig noch etwas über die Qualität des potentiellen Partners aussagen, beispielsweise indem sie genetische Qualität darstellen oder ein Handicap, dass Stärke ausdrückt. Schönheit ist damit letztendlich nur ein unterbewusstes Erkennen des anderen Geschlechts und eine Bewertung in Hinsicht auf Fortpflanzungschancen.

Um so stärkere Bindung zwischen den Paaren besteht und um so höher die Kosten des Nachwuchs, um so besser müssen auch die Auswahlkriterien sein.

6. Folgen einer rein kulturellen Auswahl

Gleichzeitig ist eine rein kulturelle Regelung dieser Auswahlkriterien sehr unzuverlässig. Zum einen kann ein solches System leicht verfälscht werden und dazu führen, dass fehlerhafte Kriterien ausgewählt werden. Zum anderen kann eine Trennung von den Eltern und der Kultur erfolgen. Nur vererbbare Kriterien stellen sicher, dass sowohl die Person selbst die passenden Kriterien kennt, die auch bereits seine Eltern und deren Eltern erfolgreich zu Nachwuchs verholfen haben und dies ebenso bei seinen Kindern der Fall ist. Vererbbare Attraktivitätsmerkmale verhindern zudem ein zu starkes Auseinanderdriften der Art und erleichtern damit auch deren Ausbreitung. Bei lediglich kultureller Absicherung des Schönheitsmerkmals könnte eine Gruppe der Spezies die Ausprägung des Merkmals in Richtung +10 und die andere Gruppe die Ausprägung des Merkmals in Richtung -10 attraktiv finden. Damit würden sich diese Gruppen gleichzeitig ein eigenes Zuchtprogramm schaffen, da in der einen Gruppe die „+10″er mehr Nachkommen hätten und in der anderen Gruppe die „-10″er. Demnach würde sich auch der Genpool der Gruppen entwickeln, die sich dann je nach Wichtigkeit des Merkmals bzw. der Merkmale in vollkommen andere Richtungen entwickeln. Um so einheitlicher eine Spezies also bleibt, um so geringer müsste der Anteil an rein kulturellen Schönheitsmerkmalen sein (wer also davon ausgeht, dass die menschlichen Rassen  geringe Unterschiede aufweisen ist bei der abgespeicherten Schönheitsidealen besser aufgehoben).

7. Umsetzung

Der Körper von Lebewesen wird im wesentlichen über Instinkte oder bei höher entwickelten Lebewesen über Wünsche gesteuert. Wenn wir lange Zeit nichts gegessen haben signalisiert dies der leere Magen an das Gehirn und ein Hungergefühl, also der Wunsch nach Essen entsteht.

Dieses System ist leicht auf die Auswahl von Sexualpartnern zu übertragen. Immer wenn an einem artgleichen Wesen ein Merkmal des anderen Geschlechts feststellt, muss ein Wunsch nach Fortpflanzung mit dieser Person entstehen. Dieser kann dann je nach Ausgestaltung der Merkmale (hohe oder niedrige Qualität) höher oder niedriger ausfallen. Der Wunsch kann dabei bei einfacheren Tieren einfach dazu führen, dass eine Begattungsstellung eingenommen wird oder aber ein Besteigen versucht wird (männliche Enten versuchen regelmäßig weibliche Enten zu vergewaltigen) oder eben lediglich als gemäßigter Wunsch zu einem Balzverhalten motivieren (der Pfau stellt seinen Pfauenschwanz auf, der Mensch versucht seine Ressourcen darzustellen, indem er die Frau auf einen Kaffee einlädt oder sonst wie zu beeindrucken versucht bzw. die Frau fährt sich durchs Haar, um durch die Bewegung Aufmerksamkeit auf sich zu lenken). Lust und Begehren sind evolutionstechnisch als reine Steuerungsmechanismen zur richtigen Partnerwahl anzusehen. Ein Grund, aus dem sie sich sonst entwickelt haben könnten und nach dem sie einen evolutionären Vorteil geboten hätten ist nicht ersichtlich. Sie dienen eben dazu, Lebewesen trotz der ansonsten nicht bestehenden Nützlichkeit und damit verbundenen Gefahren (über Viren etc) dazu zu bewegen, ein Körperteil in den Körper eines anderen Lebewesens zu stecken und Genmaterial abzugeben bzw. zu akzeptieren und dies auch noch als vollkommen natürlichen Wunsch zu akzeptieren und sich dabei erheblicher Gefahren (durch Feinde etc) auszusetzen und Ressourcen zu verbrauchen. Sex ist – wenn man die vom Körper bereit gestellten Belohnungen nicht berücksichtigt – eine relativ bizarre Angelegenheit.

8. Der Mensch

Das Tiere eingespeicherte Merkmale haben, anhand derer sie das andere Geschlecht erkennen und anhand dessen sie deren Qualitäten einschätzen ist recht allgemein akzeptiert. Es ist auch eine der Grundlagen der sexuellen Selektion, die auf solchen vererbbaren Attraktivitätsmerkmalen aufbaut.

Wenn man aber

  • davon ausgeht, dass Tiere eingespeicherte Attraktivitätsmerkmale haben, die vererbbar sind
  • der Mensch sich durch Evolution entwickelt hat und insoweit die gleichen Grundlagen der Tiere teilt

dann bleibt nur der Schluss, dass auch der Mensch bzw. dessen Vorfahren eingespeicherte, vererbbare Attraktivitätsmerkmale gehabt haben muss, die eine Auswahl der passenden Partner unterstützt haben.

Die Bedeutung dieser eingespeicherten, vererbbaren Attraktivitätsmerkmale wird dabei mit steigenden Kosten der Schwangerschaft und der Aufzucht immer höher. Da Menschenbabies im Rahmen der „Menschwerdung“ immer unselbständiger wurden, wäre nicht damit zu rechnen, dass diese eingespeicherten, vererbbaren Attraktivitätsmerkmale nachteilhaft wurden. Im Gegenteil: Es dürfte eher ein selektiver Druck in Richtung einer Verfeinerung gegeben haben. Menschen, die keine eingespeicherten, vererbbaren Attraktivitätsmerkmale (aber einen Sexualtrieb) besaßen würden dies dementsprechend ausgelebt haben und demnach weniger Nachkommen gehabt haben. Ihre Gene werden daher im Genpool nicht beherrschend geworden sein. Wie daher ein Abbau der eingespeicherten, vererbbaren Attraktivitätsmerkmale erfolgt sein soll, ist meiner Meinung nach mit Evolution, dem einzigen Weg für eine Veränderung des Menschen, nicht zu erklären (was die Queer Theorie nicht berücksichtigt). Dabei einfach auf die Intelligenz des Menschen abzustellen geht fehl. Denn auch (oder gerade) mit dieser sind die für eine optimale Fruchtbarkeit vorhandenen Merkmale nicht als bekannt vorauszusetzen. Es wäre demnach ein schlechterer Effekt erzielt worden als bei einem Bestehenbleiben der Attraktivitätsmerkmale. Aus gleichen Gründen haben wir immer noch ein Hungergefühl, obwohl es heute eher hinderlich ist und unsere Fortpflanzungschancen aufgrund der hohen Verfügbarkeit von Essen eher verschlechtert.

9. Exkurs: Homosexualität

Gegen die obigen Ausführungen könnte man einwenden, dass diese ja durch das bestehen von Homosexualität beim Menschen widerlegt werden. Wenn der sexuelle Selektionsdruck so stark in Richtung einer Heterosexualität wirkt, wie können dann immer noch homosexuelle Vorhanden sein?

Die biologischen Grundlagen der Homosexualität und der diesbezüglichen evolutionären Vorteile sind komplex, ich will sie hier nur anreißen (und nach Möglichkeit einen eigenen Artikel schreiben, sobald ich es schaffe).

Es gibt auch innerhalb der Evolution gute Gründe für das Entstehen und Fortbestehen der Homosexualität.

  • Einer ist, dass etwas falsch läuft, das System ist in der Steuerung über Testosteron zwar grundsätzlich einfach, aber wenn ein Fehler auftritt, dann kann es dazu kommen, dass das „falsche Programm“ ausgeführt wird und die eigentlich für einen anderen Phänotyp bestimmten Attraktivitätsmerkmale eingespeichert werden. Dies liegt daran, dass der „Bauplan“ für Mann und Frau nicht einfach auf dem Y-Chromosom gespeichert ist, sondern ein Großteil beider Baupläne über die Gene verteilt sind und bei Mann und Frau vorhanden sind. Welcher Bauplan aktiviert wird hängt dann pränatalen und postnatalen Testosteron ab. Ein Grund, warum Testosteron eine androgene, also vermännlichende  Wirkung hat und einem Mann bei der Einnahme von Östrogenen Brüste wachsen etc. Der Effekt kann an äußeren Faktoren liegen, wie etwa im Tierreich beobachtet oder auch an anderen Ursachen haben, zB, dassdie Testosteronmenge zu niedrig bzw. zu hoch (bei AGS-Mädchen) ist oder nicht erkannt werden kann (wie bei CAIS).. (Disclaimer: Damit meine ich nicht, dass Homosexuelle „feherhaft“ sind. Welcher Bauplan ausgeführt wird sagt nichts über die Wertigkeit eines Menschen aus).
  • Diese Umstände können auch bestimmte Vorteile haben, etwas
    • für die mitochondriale DNA,
    • unter dem Gesichtspunkt der Verwandtenselektion
    • oder auch einfach für Gene auf dem X-Chromosom.
  • Es kann auch ein Nebenprodukt des „Kampfes“ zwischen den Interessen der Mutter (die Möglichkeit erhalten auch andere Kinder nach diesem zu bekommen) und den Interessen des Fötus (soviel wie möglich aus der Mutter herausholen um stark zu werden) sein, was bei der „Fraternal Birth Order“ Theory von einigen vermutet wird (Spätere Jungen sind eher schwul, weil die Mutter in vorherigen Geburten bestimmte Antikörper gebildet hat)