Spielzeug, Geschlecht und Testosteron

Eine interessante Studie zur Auswirkung von pränatalen und postnatalen Testosteron auf das Spielverhalten:

Occupational interests constitute a psychological variable with pronounced sex differences. Whereas males are more interested in things, females primarily take an interest in people. As various studies with mammals and humans documented the role of androgen exposure on sex-typical behavior, we assumed that androgen levels are associated with occupational interests. In our study, we used 2D:4D digit ratio as an indicator of prenatal androgen levels and finger lengths as an indicator of post-pubertal androgen levels. Occupational interests were measured with a standard interest inventory. We hypothesized that finger lengths and ratios indicating high androgen levels are associated with stronger interests in things and weaker interests in people. All measures were gathered using an online interest inventory thereby leading to sufficient statistical power (N = 8646). Results partly confirmed our hypotheses. We found significant correlations between finger lengths and interests in things for males. Moreover, in the case of males we identified significant correlations between finger lengths (positive) as well as digit ratios (negative) with realistic interests and significant correlations between finger lengths (negative) and social interests, which are a marker variable of the people-things dimension.

Zur Digit Ratio hatte ich im Beitrag „Digit Ratio und Testosteron“ etwas geschrieben.

Es wäre jetzt erstaunlich, wenn man eine gesellschaftliche Erklärung dafür finden würde, dass Kinder mit bestimmten Fingerverhältnissen und -Längen anders erzogen werden.

Die Erklärung, dass pränatales Testosteron sich auf die Prägung des Gehirns in „sachenorientiert“ und „personenorientiert“ auswirkt überzeugt da doch mehr.

Frauen und die Wichtigkeit der Gruppe

Bei Mala Fide ist ein interessanter Artikel zur evolutionär höheren Wichtigkeit der Gruppenzugehörigkeit für Frauen.

Es geht um das Leben in der Steinzeit. Der Autor führt aus, dass die Männer die Gruppe nicht unbedingt brauchten und zur Not auch alleine durchgekommen sind. Bei den Frauen bewertet er die Lage anders:

If a woman were to fall out of favor with her herd, she would die. No ifs, buts or second guesses, do not pass go, do not collect $200, go straight to an unmarked grave in some lucky lion’s den. Weak, soft and likely saddled with children or pregnancy, a woman couldn’t muster enough labor to even support herself let alone possible offspring. She needed the support of a man of her own, or the collective support of the men of the herd, or she would die.

Nothing was as important for a woman’s survival and that of her children as being socially accepted. That imperative to survive, imprinted deep into the female brain by countless years of natural selection, is still there. Even today, nothing is as important to a woman as being in good favor with the herd. There is only one general case in which women can, with any reliable frequency, be seen going against the wishes of the herd – when they’re catching a man. The scientific explanation is simple – the entire surplus labor supply of a privately owned man, caught in the net of a sexual pair bond and never set free again, can do even more for her than a share of the collective plate.

Wenn ich auch den Ansatz dort zu radikal finde – ein Mann brauchte den Schutz der Gruppe ebenfalls bzw. hat von dieser profitiert und eine Frau kann sicherlich auch eine Zeit in der Wildnis überleben, wenn sie allerdings auch in der Schwangerschaft alleine wesentlich größere Probleme als ein Mann gehabt hat – erscheint mir der Grundgedanke des zitierten Absatzes richtig. Schutz ist ein wichtiger Aspekt gewesen und die geringere Körperkraft der Frauen sowie die höheren Kosten der Schwangerschaft hätten Überleben und Fortpflanzung (nur Fortpflanzung hinterlässt Spuren in der Evolution) erheblich erschwert. Das Frauen nicht in im größeren Maße selbständig waren, sondern in der Gruppe gelebt haben wird daran deutlich, dass es bei einem eigenständigeren Leben der Geschlechter weniger Geschlechtsunterschiede geben würde.

Die Bedeutung der Gruppe für die Frau könnte insoweit auch dazu geführt haben, dass die Frauen bei der „Verträglichkeit“ (Agreeableness) bei den Big 5 im Schnitt besser abschneiden.

Queer Theorie und Wikipedia: Kritik verbessern

Meine Kritik an der Queer Theorie in dem Wikipediabeitrag hat eine Gegenkritik zur Folge gehabt. Ein wesentlicher Punkt ist, dass Belege fehlen sollen.

Ich füge mal die Kritik auf der Diskussionsseite hier ein.

Der jüngst eingefügte Kritikabschnitt ist in verschiedener Hinsicht problematisch. Er behauptet eine Kritik, wo seitens der Biologie erst einmal verschiedene Forschungsansätze existieren. Es ist zunächst korrekt, dass Biologen bspw. den Zusammenhang hormoneller Einflüsse im Mutterleib und späterer sexueller Orientierung untersuchen. Zu konstatieren, welche Untersuchungen es gibt und welche Korrelationen dabei festgestellt wurden, ist das eine. Auch wenn ich nicht ganz sehe, wie das passend in diesen Artikel eingearbeitet werden könnte, leistet dies der Abschnitt keinesfalls adäquat, da jegliche Quellen fehlen.

Das andere ist eine Interpretation wie »Forschung legt nahe, dass eine Ausbildung der geschlechtlichen und sexuellen Identität bereits im Mutterleib erfolgt und Grundlagen der Geschlechterrollen damit einen biologischen Ursprung haben«. Besagte Forschungsfelder operieren meines Wissens nicht mit den Begriffen sexuelle Identität und Geschlechterrolle. Der Satz »Forschung legt nahe« zeigt wohl mehr, dass das eine Interpretation des Autors des Abschnitts ist, als dass beobachtete statistische Korrelationen konkreter Untersuchungen wiedergegeben werden. Das verletzt den NPOV.

»Zudem zeigen sich auch beim Menschen deutliche Anzeichen einer Sexuellen Selektion, die aber vererbbare Attraktivitätsmerkmale erfordert und damit ebenfalls zu einer vorgegebenen geschlechtlichen und sexuellen Identität führen müsste«

Dann liegt hier offenbar ein Widerspruch zu dieser evolutionspsychologischen Annahme vor. Wenn ich das richtig verstehe, ist es ohnehin schon schwierig, diese Theorie biologisch zu belegen; das ist mehr eine Kette bewusst spekulativer Annahmen. Was hat diese Problematik nun in diesem Artikel zu suchen?

»Bisher ist seitens der Queer Theorie nicht erklärt worden, welcher biologische Mechanismus zum Wegfall dieser eingespeicherten Attraktivitätsmerkmale geführt haben soll.«

Ferner wird hier an die Queer-Theorie herangetragen, dass sie Erklärungen auf gewisse evolutionspsychologische Fragestellungen bieten soll. Angenommen, das tut sie nicht, was ist daran nun Kritik. Es handelt sich um zwei disparate Ansätze, die man höchstens nebeneinander stellen könnte. — 92.225.35.108 02:53, 21. Mär. 2011 (CET)

Meiner Meinung nach ist ein Kritikabschnitt, der die wesentlichen Einwände zeigt, dringend erforderlich. Die Queer Theorie ist mit heutiger Forschung nicht in Einklang zu bringen und jemand, der sich für dieses Thema interessiert, sollte bei einem ersten Überblick in der Wikipedia auch diese Gegenpositionen kennen lernen.

Jetzt sollte man über die Wikipedia keine „Glaubenskriege“ ausfechten (auch deswegen hatte ich die Kritik eher kurz gehalten), aber die Darlegung der Gegenposition ist nicht zuviel verlangt.

Es wird etwas Arbeit sein, die passenden Stellen und Belege zusammenzutragen, auch wenn ich denke, dass ich einen Teil der Studien hier eh schon verlinkt habe und der Rest sich bei Dawkins, Miller, Ridley und Pinker etc. finden lassen wird.

Meiner Erfahrung mit der Wikipedia ist allerdings vergleichsweise gering. Ich habe zwar hier und da mal etwas rumgebastelt und Ergänzungen vorgenommen, ich gehe aber davon aus, dass dies bei dem vorliegenden Artikel etwas umkämpfter sein wird.

Ich würde mich daher über Hilfestellungen freuen. Wer gute Gegenargumente oder Fundstellen hat und Formulierungen, die die Wikipediagrundsätze erfüllen, ich bin für jeden Hinweis und jede Unterstützung (oder eigene Änderungen meines Textes, ob ich oder jemand anders dort als Autor steht ist mir recht egal, sofern eine sachliche, stichhaltige Kritik übrig bleibt) dankbar.

Noch einmal:

Der Überblicksartikel zur Queertheorie ist für viele ein Einstieg. Wer biologische, wissenschaftliche Ansätze entgegengestellt sehen will, der muss an der Aufnahme entsprechender Kritik interessiert sein.

Ich füge der Übersicht halber meine Kritik noch einmal an:

Kritik an der Queer Theorie kommt insbesondere aus der Biologie. Forschung aus diesem Bereich legt nahe, dass eine Ausbildung der geschlechtlichen und sexuellen Identität bereits im Mutterleib erfolgt und Grundlagen der Geschlechterrollen damit einen biologischen Ursprung haben. Eine Prägung soll insbesondere durch pränatales Testosteron erfolgen. Indizien hierfür sind etwa bei bestimmten Personen auftretende Besonderheiten wie etwa eine Komplette Androgenresistenz, bei der die sexuelle Identität so gut wie immer heterosexuell ist und die geschlechtliche Identität weiblich, sowie das Adrenogenitale Syndrom(CAH), das häufiger als in anderen Gruppen zu einer homosexuellen sexuellen Identität und einer männlichen geschlechtlichen Identität führt. Auch bei Transsexualität finden sich biologische Ursachen, etwa vermindert wirksame Testosteronrezeptoren. Zudem zeigen sich auch beim Menschen deutliche Anzeichen einer Sexuellen Selektion, die aber vererbbare Attraktivitätsmerkmale erfordert und damit ebenfalls zu einer vorgegebenen geschlechtlichen und sexuellen Identität führen müsste.Bisher ist seitens der Queer Theorie nicht erklärt worden, welcher biologische Mechanismus zum Wegfall dieser eingespeicherten Attraktivitätsmerkmale geführt haben soll. Das diese nach wie vor bestehen wird auch seitens der Evolutionspsychologie darauf gestützt, dass sich alle heute erforschten Attraktivitätsmerkmale, also das körperliche Schönheitsideal aber auch männliche und weibliche Verhaltensweisen in die Annahmen der Theorien zur evolutionären Partnerwahl (Sexual Strategies Theory) einfügen.

Wie bekommen wir das so hin, dass es (dem wesentlichen Inhalt nach) stehenbleibt?