Die Scheinargumente in „Geschlecht. Wider die Natürlichkeit“

Der Mädchenblog hat eine Besprechung des zweiten Buches von Heinz Voss vorgenommen.  Diese fällt lobend aus. In den Kommentaren allerdings gibt es durchaus Kritik.

Es gibt von mir aus fünf/sechs Parameter (Chromosomen etc.), in denen sich der ideale Durchschnittsmann und die ideale Durchschnittsfrau unterscheiden. Diese Parameter geht man durch und bestimmt daraus das Geschlecht. In sagen wir 98 % der Fälle ist es recht eindeutig, bei 2 % ist es uneindeutiger, weil sich hier die Parameter bei 50/50 einpendeln. Die Naturwissenschaften argumentieren fast überall so, denn es sind im Gegensatz zur reinen Mathematik keine wirklich „exakten“ Wissenschaften.

Du argumentierst auf einer anderen Ebene, indem du herausarbeitest, dass es zu jeder Annahme auch ein Beispiel gibt, wo das nicht so ist. Das ist aber überhaupt nicht der Punkt und deshalb werfe ich dir eine Taschenspielertrick-Argumentation vor.

Wenn ich sage „In der Regel sind Panther schwarz“, dann kannst du mir zwar freudestrahlend den weltweit einzigen Albino-Panther zeigen, das widerlegt aber mein Argument nicht.

Bezogen auf das Geschlecht heißt das, die Biologie stellt fest, dass man in der Regel bei Menschen und Säugetieren die Population in zwei Gruppen unterteilen kann, in eine mit dem Potential des Kinderkriegens und in die andere mit dem Potential zum Zeugen. Beide kann man mit hoher Wahrscheinlichkeit an ein paar Parametern unterscheiden.

(…)

Ich finde es ja überhaupt nicht falsch Wissenschaftskritik zu betreiben und da findet man bei der Biologie sicherlich mehr als genug Punkte. Mich stört an deiner Argumentation, dass du deine Biologie-Kritik so dermaßen ungeniert aus deiner politischen Ideologie ableitest, indem du die biologischen Argumente so verfremdest, dass du sie widerlegen kannst oder sie mit Scheinargumenten zu widerlegen versuchst.

Eine ähnliche Kritik hatte ich ja seinerzeit auch schon vorgetragen:

Heinz möchte aber die folgenden Fragen nicht beantworten: Bei ca. wieviel Prozent der Menschen liegt deiner Auffassung nach eine so deutliche Abweichung bei den Genitalien vor, dass die Grenzen zwischen Mann und Frau verwischt werden? Bei ca. wieviel Prozent ist die Einordnung in die beiden Geschlechter anhand der Genitalien hingegen kein Problem? Das würde nämlich meiner Ansicht nach dazu führen, dass er die Zahl von ca 2% Intersexuellen bestätigen müsste, was sich nicht gut mit seiner These verträgt, dass Geschlechtsorgane vollkommen individuell sind und daher „das Ende des Sex da ist“.

Ja, ich muss mir das Buch mal in der Bücherei ausleihen oder kaufen. Aber die Kernthesen sind so erkennbar falsch, dass man keine Lust mehr darauf hat.

Es ist schade, dass diverse Studenten und anderen Lesende sie für fundiert halten werden.

„Bin ich sexistisch?“

Eine Journalistin fragt sich, ob sie sexistisch ist, weil sie in Schweden die kleinen Aufmerksamkeiten und Besonderheiten gegenüber Frauen vermisst:

Most of this chivalrous nonsense is also nonexistent. Great, exactly what I wanted, right? Except that it’s incredibly annoying.

When a guy at a nation or a club says, “do you want a drink?” the conventional wisdom is that Swedish guys never pay – actually, they do, but only about 25% of the time in my experience.

But every time a guy DOESN’T offer to pay, my gut reaction is, “What’s this guy’s problem!?”

Guys here only very rarely come up to a girl and start a conversation.  That’s fine in theory, as I actually love being the conversation-starter, and nothing is creepier than the “I can’t let a pretty girl stand in a club on her own” pickup line American guys sometimes use.
Yet I feel ignored and unpopular when I realize that if I DON’T start a conversation, I will just sit there alone.

Ist ja auch mal ein interessanter Perspektivenwechsel.