Was wissen wir über Mann und Frau aus der Steinzeit?

Ein häufiger Kritikpunkt an evolutionären Überlegungen ist, dass man ja gar nicht wissen kann, wie es in der Steinzeit oder gar davor ausgesehen hat. Die Schrift ist viel zu jung für entsprechende Zeugnisse und es bestehen insoweit lediglich ein paar Knochen, ein paar Habseligkeiten (Faustkeile, Speerspitzen etc) und ein paar (kühne) Vermutungen.

Dabei wird aber übersehen, dass unsere Körper selbst ein Überbleibsel der Steinzeit sind und uns dieser Körper und seine Gene einiges über unsere Entwicklung verraten.

Zudem kann man – wenn man die Evolutionstheorie akzeptiert – auch Vergleiche mit anderen Tierarten heranziehen und uns in die dort entwickelten Systeme einordnen.

Wir können inzwischen die Stammbäume des Menschen einigermaßen nachvollziehen:

Mensch Evolution Zeit

Dabei können wir anhand der gefundenen Knochen auch Veränderungen feststellen. Interessant sind hier auch die Größenveränderungen der Schädel, die uns Informationen bezüglich der Gehirnentwicklung geben.

Zudem können wir mittels der Genetik auch die Abstammungslinien besser auseinander halten.

(beide Bilder aus dem Wikipediaartikel zur Stammesgeschichte des Menschen)

Wir wissen aus archäologischen Funden etwa, welchen Zustand der Mensch zu einem bestimmten Zeitpunkt hatte, weil wir die Wanderbewegungen der Menschen nachvollziehen können und die genetischen Veränderungen zurückverfolgen können. Demnach können wir feststellen, dass das menschliche Gehirn und die körperlichen Unterschiede zumindest 70.000 – 40.000 Jahre alt sein muss, da sich zu diesem Zeitpunkt die Bevölkerungsgruppen von Afrika und Europa/Asien trennten (Out of Africa Theorie). Wäre danach noch eine wesentliche Gehirnevolution eingetreten, dann hätte diese entweder nicht aus Afrika heraus oder nach Afrika zurück gefunden, so dass der Mensch über die Erde verteilt unterschiedliche Gehirne haben müsste.

Das ein solcher Rückfluss von genetischen Veränderungen nicht erfolgte zeigt Beispielhaft die Laktosetoleranz, eine genetische Mutation, die zuerst wohl vor etwa 10.000 Jahren auftrat.

Vor 70.000 bis 40.000 Jahren (und davor erst recht) waren die Menschen aber Jäger und Sammler, wie die Archäologie festgestellt hat, so dass die wesentliche Entwicklung unseres Gehirn im wesentlichen in eine Jäger und Sammler Zeit fällt.

Die Steinzeit begann dabei vor etwa 2,5 Millionen Jahren und dauerte bis etwa 7.000 vor Christus (allerdings je nach Region auch länger), die Sesshaftigkeit und Ackerbau entwickelten die Menschen dabei erst  in der Jungsteinzeit, in der neolithischen Revolution vor etwa 12.000 Jahren.

Bei dem Verhältnis von Mann und Frau kann allerdings weiter zurückgegangen werden, bereits beim ersten Auftreten der Geschlechter bestanden ein Teil der Probleme, die die Unterschiede zwischen den Geschlechtern auch heute noch bestimmen. Aber auch, wenn man die Entwicklung unserer näheren Verwandten betrachtet. dann werden die Zeiträume schon sehr groß. Die ersten Primaten gab es vor etwa 55-90 Millionen Jahren, die Abspaltung des Menschen vom Affen liegt etwa 8 Millionen Jahre zurück.

Neben der Größenveränderung des Gehirns, die uns etwas über den Zeitraum sagen, in denen sich das Gehirn entwickelt hat, können wir zudem auch heute eine Vielzahl von Unterschieden im Gehirn von Mann und Frau feststellen. Es finden sich zudem auch viele Unterschiede in den Körpern von Mann und Frau. Dabei lassen sich genetische und hormonelle Ursachen für die Körper von Mann und Frau finden.

Die Körper der Geschlechter zeigen uns beispielsweise, dass der Mann für die von ihm übernommenen Arbeiten mehr Kraft benötigt haben muss. Denn Muskeln vorzuhalten erfordert viel zusätzliche Energie, die nicht aufgewendet wird, wenn sie nicht erforderlich ist (ein Beispiel ist der Dodo, der mangels Fressfeine auf der von ihm erreichten Insel keinen Bedarf mehr für die im Unterhalt teuern Flugmuskeln hatte).

Wir können also bereits aufgrund der verschiedenen Körper davon ausgehen, dass in der Steinzeit eine Arbeitsteilung bestand, da sich die unterschiedlichen Körper sonst nicht entwickelt hätten. Dabei spricht alles dafür, dass die gefundenen Stoßspeere hauptsächlich von den Männern eingesetzt wurden, da sie einen Körper haben, der hierfür geeignet ist.

Der weibliche Körper ist hingegen in vielen Fällen für eine erste Betreuung der Kinder optimiert. Das fängt bei der vom weiblichen Körper produzierten Nahrung an und setzt sich in der Betrachtung fort, dass Frauen stärker auf das Kindchenschema reagieren, weil dieses in Abhängigkeit vom Östrogenspiegel stärker wirkt. Hinzu kommt, dass wir hier den Menschen gut in ein Schema einordnen können, nach dem bei Säugetieren üblicherweise die Mutter die Kinderbetreuung übernimmt.

Der Umstand, dass der weibliche Körper auf die Betreuung des Kindes ausgerichtet ist, die lange Tragzeit, die hohe Unselbständigkeit des menschlichen Kindes sind Faktoren, die auch damals bestanden und die eine besondere Evolution des Menschen zur Folge hatten bzw. deren Spuren bzw. Lösungen sind nach wie vor im Körper des Menschen zeigen. Da beim Sex zB Bindungshormone ausgeschüttet werden spricht vieles dafür, dass eine gewisse Partnerschaft zwischen Mann und Frau bestand. Zudem können wir aus der Größe der Hoden und der Beschaffenheit der Spermien (die nur zum Teil der Befruchtung dienen, und verstopfende und andere Spermien tötende Spermien enthalten) ableiten, dass keine absolute Monogamie bestand, sondern eine gewisse Spermienkonkurrenz vorlag. Aufgrund unser biologischer Grundlagen spricht vieles dafür, dass wir für eine serielle Monogamie mit beiderseitigen Seitesprungmöglichkeiten konzipiert sind. Die diesbezüglichen Überlegungen sind in der Sexual Strategies Theory (SST) zusammengefasst.

Unsere Biologie lässt, wie diese Beispiele deutlich machen, eine Vielzahl von Rückschlüssen zu, die uns Zeugnis vom steinzeitlichen Leben bringen.