Leggins, dicke Frauen das Handicap-Prinzip

Frau Freitag spricht in ihrem Blog die Wahrheit mehr oder wenigergelassen aus:

Die Schülerinnen meiner Schule unterliegen einem ganz schlimmen Modefluch. Irgendjemand – wahrscheinlich H&M hat ihnen suggeriert, dass der letzte Schrei in Sachen Mode jetzt HAUTENGE LEGGINGS seien, die man ohne irgendwas drüber trägt. Nun kann das vielleicht gut aussehen, wenn man 40 Kilo wiegt und schlanke, wohlgeformte Beine hat. Aber wer hat die schon, meine Schülerinnen jedenfalls nicht. Die haben sogar durchweg ziemlich kurze und ziemlich wurstige Beine.(…)

Jetzt tragen die Mädchen hautenge – also wirklich HAUTENGE schwarze, glänzende, neoprenartige Leggings und NIX drüber. Fatma hatte neulich so eine an und ich musste echt immer wieder hingucken, weil es so krass aussah. Haben die denn keine Spiegel oder eine beste Freundin, die ihnen sagt, dass sie verboten aussehen?

Das Frage ich mich auch immer wieder: Warum meinen einige Frauen Kleidung tragen zu können, die eindeutig nicht für sie konzipiert ist? Das Handicap-Prinzip befürwortet zwar das Tragen von Kleidung, die alle Schwächen offen legt, aber das macht nur für solche Personen Sinn, die damit zeigen können, dass sie wenig Schwächen haben.

Ist Gott widerlegbar?

In dem Artikel „Falschbeschuldigung und Vergewaltigung“ gibt es eine Diskussion über die Existenz Gottes.

Meiner Meinung nach kann man Gott in der Tat nicht letztendlich widerlegen. Allerdings hat ihn die moderne Wissenschaft immer mehr zurückgedrängt: Man braucht ihn nicht mehr, um Vorgänge zu erklären.  Aber die Frage wie  „Kannst du widerlegen, dass er die Naturgesetze geschaffen hat, nach denen das Universum funktioniert?“ kann man letztendlich nur mit Nein beantworten.

Davon abzugrenzen ist die Frage, ob man ihn persönlich für sich widerlegt ansieht. Dazu ist nicht unbedingt ein formeller Beweis erforderlich, sondern nur ein für einen selbst hinreichender Beweis. Ich als Atheist gehe davon aus, dass es keinen Gott gibt. Es mag eine Restmöglichkeit geben, dass es doch einen gibt, aber das ändert nichts an meiner Einstellung.

Meine Argumente wären:

  1. Wir brauchen Gott nicht mehr, wissenschaftliche Erklärungen erklären die Welt hinreichend
  2. Es ist verständlich, dass man früher einen Gott brauchte. Die Menschheit hat so viele Götter geschaffen, die von den meisten Gläubigen der anderen Religionen als Hirngespinste angesehen werden, warum sollte der gleiche Mechanismus nicht bei ihrem Gott brauchen
  3. Alle Begründungen für einen Gott erklären nicht mehr, sondern weniger, vereinfachen die Sache nicht, sondern machen sie komplexer. Denn letztendlich kann man sich nicht darauf berufen, dass etwas zu komplex ist, um ohne göttliche Schöpfung auszukommen, wenn man gleichzeitig nicht erklären kann, wie dann etwas so komlexes wie ein Gott entstehen kann.

Natürlich mag jeder mit seiner Religion glücklich sein, solange er die dortigen Anforderungen nicht auf mich überträgt, wenn sie rein religiös motiviert sind. Weitere Debatten dazu hatten wir schon hier und hier.

Als Bonus werfe ich noch die Theodizee in den Raum:

Entweder will Gott die Übel beseitigen und kann es nicht:

Dann ist Gott schwach, was auf ihn nicht zutrifft,

Oder er kann es und will es nicht:

Dann ist Gott missgünstig, was ihm fremd ist,

Oder er will es nicht und kann es nicht:

Dann ist er schwach und missgünstig zugleich, also nicht Gott,

Oder er will es und kann es, was allein für Gott ziemt:

Woher kommen dann die Übel und warum nimmt er sie nicht hinweg?

Telekom, die Frauenquote und weibliche Führungsstile

Die Telekom hat ihre ranghöchste Frau entlassen, Frau Anastassia Lauterbach. Die Produktchefin war nach der Ankündigung, dass sich das Unternehmen eine Frauenquote im Vorstand von 30% auferlegt, befördert worden.

Anastassia Lauterbach

Beliebt war sie in dem Unternehmen wohl nicht:

Sicher ist, dass Lauterbach höchst umstritten war. Als die Nachricht von der Trennung am Montag bekannt wurde, sei ein Aufatmen durch das Haus gegangen, heißt es aus Konzernkreisen. Die Managerin sei „an Selbstbesoffenheit, Arroganz und Überheblichkeit nicht mehr zu toppen“. Ihr Umgang mit Mitarbeitern sei „völlig daneben“ gewesen. Sie habe Projekte „durchgepeitscht, ohne Rücksicht auf Verluste“, berichtet ein anderer Kollege.

Auch soll es zwischen Lauterbach und ihrem Vorgesetzten Edward Kozel Probleme gegeben haben: auf der einen Seite die junge, aufstrebende Frau, auf der anderen der erfahrene Mann, der sich nicht reinreden lassen wollte.

Die Analyse des Spiegels:

Bei Lauterbach dürfte es jedoch vor allem der markante Führungsstil gewesen sein, der zu ihrem Fall führte. Dahinter steckt ein strukturelles Problem: Frauen, die schon an der Spitze sind, mussten oft einen sehr harten Weg gehen – nicht selten unter Aneignung von Eigenschaften, die auf Kollegen unsympathisch wirken, wie so manche abfällige Aussagen zeigen.

Zu ihrem Scheitern beigetragen haben könnte auch, dass Frauen in Spitzenposten erfahrungsgemäß unter weit strengerer Beobachtung stehen als Männer. Wird Mittelmaß bei männlichen Chefs geduldet, bedeutet es für Frauen gleich das Aus. Gleiches gilt für Fehler.

Doch selbst die härtesten Gegner Lauterbachs sind nicht per se Gegner einer Frauenquote – im Gegenteil. „Der Fall zeigt doch, dass es in vielen Unternehmen und auf vielen Ebenen eine Quote geben muss, um mehr gute Frauen in die Chefetagen zu bekommen“, sagt ein Kritiker. „Dank der Quote müssten sie sich auch nicht mehr das Bulldozer-Gehabe von Männern abgucken.“

Also eigentlich: Frauen und Männer sind schon anders, hier konnte sich allerdings die Frau in Frau Lauterbach nicht zeigen, weil sie sich in einer männlichen Umgebung durchsetzen musste. Das geht in die Richtung der Abgrenzung zwischen „Thinking Style“ und „Feeling Style“.

So einfach finde ich die Feststellung, dass sie einfach nur daran gescheitert ist, einen härteren Weg gehen zu müssen, nicht. Einige der Wahrnehmungen könnten auch dafür sprechen, dass sie es mit einem „weiblichen Führungsstil“ versucht hat und daran gescheitert ist, weil dieser auf die konkrete Situation nicht zugeschnitten ist.

Gegen weibliche Vorgesetzte werden  Kritikpunkte wie manipulierend und nicht ehrlich, Stimmungsschwankungen, , fühlen sich schnell persönlich angegriffen und reagieren sehr heftig darauf, verletzend und scharfzüngig und unnötig aggressiv im Wettbewerb vorgebracht und könnten zu den Schilderungen passen (wobei dazu zu wenig von den eigentlichen Vorfällen in dem Spiegelartikel steht, es ist insoweit Spekulation). Ich könnte mir vorstellen, dass der „Feeling Style“ auch gerade dann problematisch wird, wenn es stressig wird, weil er eben viel Zeit und persönliche Beziehung erfordert, die nicht unbedingt immer vorhanden ist. Wer dann merkt, dass er eigentlich erklären und überzeugen will, er sich aber in lauter kleine Diskussionen verstrickt, der muss irgendwann zwangsläufig auf „wir machen es jetzt so, basta“ umschalten, was dadurch, dass man zuvor Meinungen und Argumente hören wollte eben diktatorischer wirkt, gerade weil man sich geöffnet hat und es auf einem anderen Weg erreichen wollte. Eine Ebene, auf der man sagt „Ich danke ihnen für ihre Hinweise und verstehe ihren Punkt, aber ich gehe dennoch einen anderen Weg“ kann leichter zu akzeptieren sein als ein „Ich habe recht, ich habe nur nicht die Zeit Sie zu überzeugen, sehen Sie es doch einfach ein“.

Hierzu würde auch passen, dass sie vielleicht nicht die richtige Abgrenzung zu ihrem Chef gefunden hat, sich in der Hierarchie nicht hinreichend platzieren konnte und deswegen angeeckt ist. Wenn der eine auf einer Hierarchieebene redet und der andere eher auf einer Gefühlsebene, dann entstehen schnell Mißverständnisse.

Natürlich könnte das Durchdrücken von Entscheidungen, mangelnde Empathie etc auch als Indiz für den „Thinking Style“ gewertet werden. Momentan liegen einfach zu wenig Informationen vor. Wer weitere Einzelheiten kennt, ich bin über hinweise in den Kommentaren dankbar.