Die Telekom hat ihre ranghöchste Frau entlassen, Frau Anastassia Lauterbach. Die Produktchefin war nach der Ankündigung, dass sich das Unternehmen eine Frauenquote im Vorstand von 30% auferlegt, befördert worden.

Beliebt war sie in dem Unternehmen wohl nicht:
Sicher ist, dass Lauterbach höchst umstritten war. Als die Nachricht von der Trennung am Montag bekannt wurde, sei ein Aufatmen durch das Haus gegangen, heißt es aus Konzernkreisen. Die Managerin sei „an Selbstbesoffenheit, Arroganz und Überheblichkeit nicht mehr zu toppen“. Ihr Umgang mit Mitarbeitern sei „völlig daneben“ gewesen. Sie habe Projekte „durchgepeitscht, ohne Rücksicht auf Verluste“, berichtet ein anderer Kollege.
Auch soll es zwischen Lauterbach und ihrem Vorgesetzten Edward Kozel Probleme gegeben haben: auf der einen Seite die junge, aufstrebende Frau, auf der anderen der erfahrene Mann, der sich nicht reinreden lassen wollte.
Die Analyse des Spiegels:
Bei Lauterbach dürfte es jedoch vor allem der markante Führungsstil gewesen sein, der zu ihrem Fall führte. Dahinter steckt ein strukturelles Problem: Frauen, die schon an der Spitze sind, mussten oft einen sehr harten Weg gehen – nicht selten unter Aneignung von Eigenschaften, die auf Kollegen unsympathisch wirken, wie so manche abfällige Aussagen zeigen.
Zu ihrem Scheitern beigetragen haben könnte auch, dass Frauen in Spitzenposten erfahrungsgemäß unter weit strengerer Beobachtung stehen als Männer. Wird Mittelmaß bei männlichen Chefs geduldet, bedeutet es für Frauen gleich das Aus. Gleiches gilt für Fehler.
Doch selbst die härtesten Gegner Lauterbachs sind nicht per se Gegner einer Frauenquote – im Gegenteil. „Der Fall zeigt doch, dass es in vielen Unternehmen und auf vielen Ebenen eine Quote geben muss, um mehr gute Frauen in die Chefetagen zu bekommen“, sagt ein Kritiker. „Dank der Quote müssten sie sich auch nicht mehr das Bulldozer-Gehabe von Männern abgucken.“
Also eigentlich: Frauen und Männer sind schon anders, hier konnte sich allerdings die Frau in Frau Lauterbach nicht zeigen, weil sie sich in einer männlichen Umgebung durchsetzen musste. Das geht in die Richtung der Abgrenzung zwischen „Thinking Style“ und „Feeling Style“.
So einfach finde ich die Feststellung, dass sie einfach nur daran gescheitert ist, einen härteren Weg gehen zu müssen, nicht. Einige der Wahrnehmungen könnten auch dafür sprechen, dass sie es mit einem „weiblichen Führungsstil“ versucht hat und daran gescheitert ist, weil dieser auf die konkrete Situation nicht zugeschnitten ist.
Gegen weibliche Vorgesetzte werden Kritikpunkte wie manipulierend und nicht ehrlich, Stimmungsschwankungen, , fühlen sich schnell persönlich angegriffen und reagieren sehr heftig darauf, verletzend und scharfzüngig und unnötig aggressiv im Wettbewerb vorgebracht und könnten zu den Schilderungen passen (wobei dazu zu wenig von den eigentlichen Vorfällen in dem Spiegelartikel steht, es ist insoweit Spekulation). Ich könnte mir vorstellen, dass der „Feeling Style“ auch gerade dann problematisch wird, wenn es stressig wird, weil er eben viel Zeit und persönliche Beziehung erfordert, die nicht unbedingt immer vorhanden ist. Wer dann merkt, dass er eigentlich erklären und überzeugen will, er sich aber in lauter kleine Diskussionen verstrickt, der muss irgendwann zwangsläufig auf „wir machen es jetzt so, basta“ umschalten, was dadurch, dass man zuvor Meinungen und Argumente hören wollte eben diktatorischer wirkt, gerade weil man sich geöffnet hat und es auf einem anderen Weg erreichen wollte. Eine Ebene, auf der man sagt „Ich danke ihnen für ihre Hinweise und verstehe ihren Punkt, aber ich gehe dennoch einen anderen Weg“ kann leichter zu akzeptieren sein als ein „Ich habe recht, ich habe nur nicht die Zeit Sie zu überzeugen, sehen Sie es doch einfach ein“.
Hierzu würde auch passen, dass sie vielleicht nicht die richtige Abgrenzung zu ihrem Chef gefunden hat, sich in der Hierarchie nicht hinreichend platzieren konnte und deswegen angeeckt ist. Wenn der eine auf einer Hierarchieebene redet und der andere eher auf einer Gefühlsebene, dann entstehen schnell Mißverständnisse.
Natürlich könnte das Durchdrücken von Entscheidungen, mangelnde Empathie etc auch als Indiz für den „Thinking Style“ gewertet werden. Momentan liegen einfach zu wenig Informationen vor. Wer weitere Einzelheiten kennt, ich bin über hinweise in den Kommentaren dankbar.
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