Gesellschaften ohne Macht

Martin Bartonitz schreibt in einem Kommentar

man kann ein Matriarchat Niemanden anvertrauen, da Matriarchat keine Macht über einen anderen kennt.

Roslin erwidert:

Es gibt keine menschlichen Beziehungen ohne Dominanzverhältnisse, Machtspiele, Machtbeziehungen.

Ich sehe es hier ähnlich wie Roslin. Eine Gesellschaft ohne Machtstrukturen kann es so gut wie nicht geben. Einige kleine Inselgemeinschaften mit geringem Konkurrenzdruck und hoher interner Verwandschaft können möglicherweise (unter Aufgabe ihrer Wettbewerbsfähigkeit) nahezu machtfrei leben, auf größere Menschen  in einem direkten Konkurrenzverhältnis mit anderen und in einer modernen Zivilisation erscheint mir allerdings ein solches machtfreies Gemeinschaftsleben nicht umsetzbar. Die Organisation gewisser Abläufe ist nur innerhalb bestimmter Machthierarchien möglich und um so anonymer die Leute werden, um so weniger sie miteinander zu tun haben, um so eher werden auch Eigeninteressen umgesetzt, die einen Machtgewinn bewirken oder aber zur Eindämmung Gegenmachtstrukturen erfordern.

Eine Gesellschaft, in der alle gleich sind, in dem jeder nach seinen Möglichkeiten leistet und nach seinen Bedürfnissen erhält,  ist eine nicht umsetzbare Utopie, die entweder an den Eigeninteressen scheitert oder daran, dass umliegende Kulturen sich schneller entwickeln, eben weil die Möglichkeit eigene Interessen zu fördern den Fortschritt fördert.

Hinzu kommt, dass Status gerade Männer attraktiv macht, was ihnen auch immer ein Interesse daran bietet.

Nymphomanie und Klüver-Bucy-Syndrom

Ein interessanter Bericht über Nymphomanie aufgrund des Klüver-Bucy.-Syndroms findet sich bei Slate (via Nerdcore):

Although Klüver-Bucy Syndrome is relatively rare, it’s one of the most notorious neurological causes of a complete breakdown in one’s ability to control sexual urges. (…) Dramatic case studies illustrating the devastating effects of Klüver-Bucy Syndrome abound in the clinical literature, and they raise intriguing philosophical questions for us to consider. That some patients so stricken are overcome with excessive carnal urges and are not simply using the disorder as a convenient excuse to become freely promiscuous, lewd, and lascivious is perhaps best demonstrated by a 1998 Clinical Neurology and Neurosurgerystudy by Indian neurologist Sunil Pradhan and his colleagues. In this report, a group of boys between the ages of 2.5 and 6 began to exhibit hypersexualized behaviors after partially recovering from comas induced by herpes encephalitis. One to three months after emerging from the comatose state, „all seven children,“ note the authors, „demonstrated abnormal sexual behavior in the form of rhythmic hip movements (two patients), rubbing genitals over the bed (two patients) and excessive manipulation of genitals (all seven patients).“ Were these children just helpless, hapless puppets of their ancient, pleasure-driven brains? The authors believe so. „As all patients [at the time of study], except one, were 4 years of age, with no possibility of environmental learning of sex, these movements most probably represented phylogenetically primitive reflex activities.“ (…)

In a 2005 letter to the editor of European Psychiatry, two physicians describe the case of a 14-year-old schoolgirl („Ms. A“), who, prior to developing Klüver-Bucy Syndrome after being in an encephalitis-caused coma, „was an intelligent and social girl with a good academic record.“ This quiet, well-behaved teenager became somewhat challenging, to say the least, after recovering from her illness. You think you’re raising a difficult teen? Consider what these parents were dealing with:

[T]he patient started … disrobing in front of others, manipulating her genitals, and making sexual advances toward her father. She would lick any object lying on the ground and whenever she got an opportunity, she would rush to the toilet and try to put urine and feces into her mouth (urophagia and coprophagia, respectively).

In another case, an epileptic woman underwent an unsuccessful left temporal lobectomy to help stop debilitating seizures. Klüver-Bucy symptoms, including hypersexuality, emerged following the surgery. She began masturbating in public and aggressively soliciting her family members and neighbors for sex. After having another seizure, she was brought to the emergency room, where, after a half hour in the waiting area, she began performing fellatio on an elderly cardiac patient. (This may or may not be one of the few examples where one person’s syndrome is another’s lucky day; it’s also unclear if this was a display of hypersexuality or hyperorality, but it’s inevitable, perhaps, that the twain should occasionally meet.)

Other temporal-lobe epileptics have also exhibited hypersexuality in the „postictal“ state, which is the period of recovery time following a seizure. In a recent issue of Epilepsy and Behavior, New York University neurologist Vanessa Arnedo and her colleagues present the case of a 39-year-old man who began having semi-frequent seizures during the middle of the night. After nocturnal convulsions, he’d sleep for another 10 minutes, wake up, and then rape his wife. (In the authors‘ more delicate wording, he was described as „becoming sexually aggressive toward his wife by forcing intercourse.“) Importantly, however, „the tremendous remorse and abhorrence for what he had done when he learned of his actions led him to pursue possible surgery mainly to eliminate this postictal behavior.“

Dies zeigt meiner Meinung nach, wie deutlich unsere Biologie in uns wirkt. Wir sind nicht frei uns zu verhalten, wie wir wollen, sondern unterliegen bestimmten Motivationen und Wünschen, die wir zwar ausgestalten können und auch mißachten können, es erscheint uns aber logisch, ihnen bis zu einem gewissen Grad nachzugehen. Fällt ein Teil aus, dass eine gewisse Hemmung bewirkt, dann brechen sich die Triebe nach wie vor eine Bahn.

Emma, Frauen in Führungspositionen und Halbtagsstellen

Annette Anton schreibt in der Emma zum Thema  Frauenquote und Frauen in Führungspositionen

Der miserable Frauenanteil im mittleren und im Topmanagement hat seine Ursachen in einem Backlash, dessen Dimensionen wir noch nicht begriffen haben. Frauen werden im Job selten oder gar nicht mehr offen diskriminiert. Längst sind wir nicht mehr diejenigen, die man zum Kaffeekochen schickt. Stattdessen schreiben wir jetzt fleißig Protokoll und bleiben bestenfalls im Mittelfeld hängen bzw. stecken in der Teilzeitfalle oder der Mutterfalle fest.

Mehr und mehr Frauen entschließen sich zudem, ihren Berufsweg eher im seitlich gerichteten Krebsgang zu beschreiten als eine Karriere von unten nach oben zu durchlaufen. Ob ein solcher Entschluss wirklich das eigene Lebensglück steigert, bleibt zu diskutieren. Aber es ist klar, dass hier eine Quote nichts bringt, da eine gehobene Position gar nicht angestrebt wird.

Es bleibt also zu befürchten, dass die Telekom und andere Unternehmen, die es ihr nachtun, nach ein paar Jahren das Fazit ziehen: Wir haben es den Frauen angeboten – und nun wollen sie nicht! Alles hätten sie haben können, und was haben sie daraus gemacht? Nichts! So fragte schon vor Jahren Klaus Bresser, damals Chefredakteur des ZDF: „Seit ich zu den Entscheidern gehöre, gucke ich mich immer um: Wo bleiben die Frauen, die unsere Jobs wollen?“

„Chef wird nur, wer immer da ist“, konstatierte Melanie Amann neulich in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung und beschrieb, wie zwar mehr und mehr Frauen auf den Arbeitsmarkt drängen, ihr Arbeitspensum aber nicht steigt, weil derzeit 52 Prozent von ihnen in Teilzeit arbeiten. Das heißt der steigende Frauenanteil in der deutschen Wirtschaft macht keinen Unterschied. Frauen wollen „ein bisschen Arbeit, ein bisschen Familie“, so Amann. Noch immer ist es hierzulande so gut wie unmöglich, ein paar Kinder großzuziehen und gleichzeitig eine nennenswerte Karriere zu machen.

Im Folgenden fordert sie dann, dass man sowohl dafür sorgen muss, dass ein Mutter trotz Kindern Vollzeit arbeiten kann und zum anderen, dass eine Chefin Teilzeit arbeiten kann. Also ein möglichst umfangreiches Wahlrecht ohne Konsequenzen: So oder so soll es richtig sein.

Interessant finde ich aber, dass sie davon ausgeht, dass Frauen nicht mehr diskriminiert werden (es ist immerhin die Emma) und eher die „Mutterfalle“ zuschlägt.

Interessant aber ihre Ausführungen zur Halbtagsstelle:

Frauen, die in Teilzeit arbeiten und Ergebnisse abliefern müssen, sind meistens hervorragend organisiert. Mütter sind die besten Multi-Tasker, die man sich vorstellen kann. Sie arbeiten hochkonzentriert und äußerst effizient in einer Art no-nonsense-Modus. Streng genommen haben sie für mehrere Anläufe oder gar fürs Scheitern keine Zeit. Sie müssten nur noch Delegieren lernen, ihren Perfektionismus ablegen und mehr Selbstbewusstsein entwickeln, dann wären die meisten von ihnen ganz hervorragende Führungspersönlichkeiten. Ohne diese wichtigen Zusätze bringt die ganze Effizienz aber nur Bienchen im Fleißkärtchen, die Frauen aber keinen Schritt weiter.

Ich meine, dass sie da etwas viel des Lobes über die Halbtagsstelle ausschüttet. Denn Halbtagsstelle bedeutet eben auch, dass man den halben Tag verpasst. Es bedeutet, dass man nur die Hälfte der Arbeitserfahrung sammelt. Es bedeutet, dass man weniger ansprechbar ist und sich ein „Die Chefin ist da, da machen wir es so, die Chefin ist weg, da machen wir es anders“ entwickeln kann. Es kann auch dazu führen, dass man wegen allerlei Besprechungen und dies und das erst gar nicht richtig ins Arbeiten rein kommt, statt hochkonzentriert zu arbeiten. Das sie für Scheitern keine Zeit haben kann sich eben dann auswirken, wenn sie scheitern: Ein Fehler ist schwerer auszugleichen, wenn man dann dringend weg muss.

Ich denke nicht, dass die meisten Führungspositionen halbtagstauglich sind.

Und ich glaube auch nicht, dass man beide Kulturen, die eine, bei der eine Mutter unproblematisch halbtagsarbeitet und trotzdem befördert wird und die andere, in der die Mutter sofort wieder Vollzeit aussteigt gut miteinander vereinbaren kann. Wenn Halbtags ausreicht, dann kann auch Druck auf die Mutter entstehen nur Halbtags zu arbeiten. Wenn Vollzeit erforderlich ist, dann wird die Halbtagskraft nicht befördert werden.