Annette Anton schreibt in der Emma zum Thema Frauenquote und Frauen in Führungspositionen
Der miserable Frauenanteil im mittleren und im Topmanagement hat seine Ursachen in einem Backlash, dessen Dimensionen wir noch nicht begriffen haben. Frauen werden im Job selten oder gar nicht mehr offen diskriminiert. Längst sind wir nicht mehr diejenigen, die man zum Kaffeekochen schickt. Stattdessen schreiben wir jetzt fleißig Protokoll und bleiben bestenfalls im Mittelfeld hängen bzw. stecken in der Teilzeitfalle oder der Mutterfalle fest.
Mehr und mehr Frauen entschließen sich zudem, ihren Berufsweg eher im seitlich gerichteten Krebsgang zu beschreiten als eine Karriere von unten nach oben zu durchlaufen. Ob ein solcher Entschluss wirklich das eigene Lebensglück steigert, bleibt zu diskutieren. Aber es ist klar, dass hier eine Quote nichts bringt, da eine gehobene Position gar nicht angestrebt wird.
Es bleibt also zu befürchten, dass die Telekom und andere Unternehmen, die es ihr nachtun, nach ein paar Jahren das Fazit ziehen: Wir haben es den Frauen angeboten – und nun wollen sie nicht! Alles hätten sie haben können, und was haben sie daraus gemacht? Nichts! So fragte schon vor Jahren Klaus Bresser, damals Chefredakteur des ZDF: „Seit ich zu den Entscheidern gehöre, gucke ich mich immer um: Wo bleiben die Frauen, die unsere Jobs wollen?“
„Chef wird nur, wer immer da ist“, konstatierte Melanie Amann neulich in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung und beschrieb, wie zwar mehr und mehr Frauen auf den Arbeitsmarkt drängen, ihr Arbeitspensum aber nicht steigt, weil derzeit 52 Prozent von ihnen in Teilzeit arbeiten. Das heißt der steigende Frauenanteil in der deutschen Wirtschaft macht keinen Unterschied. Frauen wollen „ein bisschen Arbeit, ein bisschen Familie“, so Amann. Noch immer ist es hierzulande so gut wie unmöglich, ein paar Kinder großzuziehen und gleichzeitig eine nennenswerte Karriere zu machen.
Im Folgenden fordert sie dann, dass man sowohl dafür sorgen muss, dass ein Mutter trotz Kindern Vollzeit arbeiten kann und zum anderen, dass eine Chefin Teilzeit arbeiten kann. Also ein möglichst umfangreiches Wahlrecht ohne Konsequenzen: So oder so soll es richtig sein.
Interessant finde ich aber, dass sie davon ausgeht, dass Frauen nicht mehr diskriminiert werden (es ist immerhin die Emma) und eher die „Mutterfalle“ zuschlägt.
Interessant aber ihre Ausführungen zur Halbtagsstelle:
Frauen, die in Teilzeit arbeiten und Ergebnisse abliefern müssen, sind meistens hervorragend organisiert. Mütter sind die besten Multi-Tasker, die man sich vorstellen kann. Sie arbeiten hochkonzentriert und äußerst effizient in einer Art no-nonsense-Modus. Streng genommen haben sie für mehrere Anläufe oder gar fürs Scheitern keine Zeit. Sie müssten nur noch Delegieren lernen, ihren Perfektionismus ablegen und mehr Selbstbewusstsein entwickeln, dann wären die meisten von ihnen ganz hervorragende Führungspersönlichkeiten. Ohne diese wichtigen Zusätze bringt die ganze Effizienz aber nur Bienchen im Fleißkärtchen, die Frauen aber keinen Schritt weiter.
Ich meine, dass sie da etwas viel des Lobes über die Halbtagsstelle ausschüttet. Denn Halbtagsstelle bedeutet eben auch, dass man den halben Tag verpasst. Es bedeutet, dass man nur die Hälfte der Arbeitserfahrung sammelt. Es bedeutet, dass man weniger ansprechbar ist und sich ein „Die Chefin ist da, da machen wir es so, die Chefin ist weg, da machen wir es anders“ entwickeln kann. Es kann auch dazu führen, dass man wegen allerlei Besprechungen und dies und das erst gar nicht richtig ins Arbeiten rein kommt, statt hochkonzentriert zu arbeiten. Das sie für Scheitern keine Zeit haben kann sich eben dann auswirken, wenn sie scheitern: Ein Fehler ist schwerer auszugleichen, wenn man dann dringend weg muss.
Ich denke nicht, dass die meisten Führungspositionen halbtagstauglich sind.
Und ich glaube auch nicht, dass man beide Kulturen, die eine, bei der eine Mutter unproblematisch halbtagsarbeitet und trotzdem befördert wird und die andere, in der die Mutter sofort wieder Vollzeit aussteigt gut miteinander vereinbaren kann. Wenn Halbtags ausreicht, dann kann auch Druck auf die Mutter entstehen nur Halbtags zu arbeiten. Wenn Vollzeit erforderlich ist, dann wird die Halbtagskraft nicht befördert werden.
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