Feministische Einigkeit

Das neue Emma-Titelblatt zieren Jungfeministinnen und Altfeministinnen: Alice Schwarzer zusammen mit Teilen der Mädchenmannschaft und des Missymagazins:

Alice Schwarzer weiß auch wer eigentlich schuld an der bisherigen Spaltung war:

Die Generationen gegeneinander auszuspielen, das ist ja bei Frauen ein vielschichtiges Spiel. Erstens sagt man der jungen Frau: Vergiss alles, was war und fang wieder bei Null an. Zweitens spekuliert man damit auf die gesellschaftliche Abwertung der älteren Frau. Drittens ­bietet man der (noch) jungen Frau den lohnenden Verrat an – bis auch sie 40 ist.

Ein Komplott also, um die Frauen gegeneinander auszuspielen. Nicht etwa ein Konkurrenzdenken, dass Alice Schwarzer ja auch ansonsten vollkommen fremd ist. Interessant, dass sie ja anscheinend darauf hereingefallen ist und sich hat lenken lassen, denn sie hat ja durchaus gegen die „Alphamädchen“ ausgeteilt.

Ich gehe jedenfalls davon aus, dass dieser Artikel nicht ohne ihr Wissen erschienen ist:

„Wir Alphamädchen“ von Meredith Haaf, Susanne Klingner und Barbara Streidel sei mit „einer guten Portion Wut geschrieben“, so die Verfasserinnen im Vorwort. Davon merkt man nichts. In einem gut gelaunten Pfadfinderinnenstil spart das Buch alles Politische weitestgehend aus und erklärt den jungen Frauen von heute unter anderem, dass sie niemand zum Sex zwingen kann, Gewalt gegen Frauen keine Lappalie ist und die Parole von einst „Mein Bauch gehört mir“ noch immer gilt. Das ist natürlich richtig, aber alles andere als neu, übersetzt es doch nur, was seit über 30 Jahren in der EMMA steht, in eine jugendkompatiblere Sprache. (…) „Warum Feminismus das Leben schöner macht“ lautet der Claim der Alphamädchen, den sich die EMMA so auch schon seit langem auf die Fahnen geschrieben hat, nur dass wir wohl eher „besser und gerechter“ sagen würden. Etwas einfach nur verschönern wollen ist vom Verzieren und noch schnell ein putziges Schleifchen dranbinden nicht so arg weit entfernt. Dabei hätten die Autorinnen doch – wenn sie schon einen neuen Feminismus ausrufen wollen – einfach mal alles fordern können. Alice Schwarzer und die EMMA wollen schon seit 30 Jahren mehr, als einfach nur etwas schöner machen und Spaß haben.

Also eh schon alles besser in der Emma, die Jungen Dinger eben noch nicht ganz reif. Ein klassischer Statusaufbau. Im Gegenzug sollen sich die Alphamädchen ja dann wieder an Schwarzer abgearbeitet haben, ich habe ihr Buch aber nicht gelesen.

Dem Anreißer auf der Homepage ist nicht so viel an Informationen zu entnehmen. Mal sehen wie sich die Zusammenarbeit in Zukunft entwickelt.

Die Red Queen Hypothese

Eine wichtige Theorie in evolutionären Überlegungen ist die Red Queen Hypothese.

Sie geht davon aus, dass sich konkurrierende Systeme ein Wettrennen liefern, bei dem sie – gleich der Namensgeberin, der Roten Königin aus Alice im Wunderland – doch immer auf der Stelle bleiben, aber laufen müssen, um diesen Gleichstand zu halten.

Es ist ein Wettrüsten um gleich zu bleiben, ein Konkurrenzkampf um Gleichwertigkeit.

Die Wikipedia fasst die Red Queen Hypothese wie folgt:

The Red Queen’s Hypothesis, also referred to as Red Queen, Red Queen’s race or Red Queen Effect, is an evolutionary hypothesis. The term is taken from the Red Queen’s race in Lewis Carroll’s Through the Looking-Glass. The Red Queen said, „It takes all the running you can do, to keep in the same place.“ The Red Queen Principle can be stated thus:

In reference to an evolutionary system, continuing adaptation is needed in order for a species to maintain its relative fitness amongst the systems being co-evolved with.

The hypothesis is intended to explain two different phenomena: the advantage of sexual reproduction at the level of individuals, and the constant evolutionary arms race between competing species. In the first (microevolutionary) version, by making every individual an experiment when mixing mother’s and father’s genes, sexual reproduction may allow a species to evolve quickly just to hold onto the ecological niche that it already occupies in the ecosystem. In the second (macroevolutionary) version, the probability of extinction for groups (usually families) of organisms is hypothesized to be constant within the group and random among groups.

Matt Ridley hat ein ganz hervorragendes Buch darüber geschrieben, dass zeigt, wie dieses Wettrüsten die menschliche Entwicklung geprägt hat: „The Red Queen: Sex and the Evolution of Human Nature

Ein großer Teil dieses Buches legt dar, worin der Vorteil der geschlechtlichen Fortpflanzung liegt, obwohl diese aufgrund der Zusatzkosten eigentlich zunächst nachteilig erscheint (man braucht zwei Personen um eine neue Person herzustellen und nur eine davon kann dies machen, während dies bei der ungeschlechtlichen Fortpflanzung jedes Lebewesen kann). Dieser Abschnitt ist sehr interessant zu lesen und sollte Pflichtlektüre in den Gender Studies sein, denn er macht deutlich, dass es biologisch nur zwei Geschlechter gibt, weil jedes weitere die Kostenbilanz weiter verschlechtert und keinen Vorteil bietet.

Der Vorteil liegt danach insbesondere darin, dass man im Gegensatz zu der ungeschlechtlichen Fortpflanzung einen sehr unterschiedlichen Genpool schaffen kann, der Parasiten einen wesentlich schwierigeren Angriffspunkt bietet, weil sich diese nicht auf immer gleichen Umstände einstellen können.

In dem Wettrüsten mit den Parasiten, die sich aufgrund der kurzen Lebensdauer und der hohen Fortpflanzungsrate wesentlich schneller anpassen können, droht langlebigen Tieren mit einer niedrigen Fortpflanzungsrate ein erheblicher Nachteil in dem Wettrüsten, den sie auf andere Weise nicht aufholen können. Nur dadurch, dass sich die Parasiten nicht vollständig auf eine genau gleiche Menschenart einstellen können, bleibt der Mensch in dem Rennen auf der gleichen Stelle.

Aber auch abseits dieser Theorie stehen alle Lebewesen in einem solchen Wettlauf um die Beibehaltung des gleichen Status. Dies ist bei Raubtieren und ihrer Beute der Fall (wobei die Beute den „Vorteil“ hat, dass sie um ihr Leben läuft, das Raubtier aber nur um seine nächste Mahlzeit).

Ein solches Wettrennen findet auch schnell bei der sexuellen Selektion statt. Wenn Weibchen beispielsweise Geweihe vererblich attraktiv finden, dann beginnt ein Prozess unter den Männchen, immer ein kleines Stück mehr Geweih aufzubauen, bis die Kosten den Nutzen übersteigen.

Es spricht viel dafür, dass ein solches Wettrennen auch die Entwicklung unseres Gehirns vorangetrieben hat. Wenn Frauen intelligente Männer attraktiv fanden, dann führt dies dazu, dass Männer ein Wettrennen starten um mehr Intelligenz aufzubauen. Im Gegenzug müssen auch die Frauen untereinander ein Wettrennen starten, um die gestiegene Intelligenz besser bewerten zu können, was selbst Intelligenz (möglicherweise aber eine andere Form davon) erfordert. Gleichzeitig ermöglicht diese Intelligenz auch Leute um sich zu scharen, bessere Jagd- Kampf und sonstige Strategien zu entwickeln etc. so dass auch ansonsten ein Wettrüsten beginnt, da all dies den Status innerhalb der Gruppe verändert. Diese Theorie hatte Geoffrey Miller entwickelt, für sie spricht insbesondere, dass sich die Lebensumstände trotz der Vergrößerung des Gehirns lange Zeit nicht wesentlich veränderten, wie archäologische Funde zeigen, so dass diese Veränderungen unsere Gehirnentwicklung nicht vorangetrieben haben können