Immer wieder taucht das Argument auf, dass romantische Liebe eine reine Erfindung der Neuzeit ist und es vorher nur Zweckheiraten gab. Das ist meiner Meinung nach so nicht richtig.
Der Wikipediaeintrag zur Liebesbeziehung schreibt dazu das Folgende:
Die „Liebesheirat“ ist eine Idee, die unter dem Einfluss der Romantik um 1800 zum Ideal des Bürgertums wurde. Vorher war die stetige Paarbeziehung, die in aller Regel als Ehe geführt wurde, in allen Schichten eine Zweckgemeinschaft (Vernunftehe). Die Aufgaben zwischen Mann und Frau im Hauswesen und im Berufsleben waren zwar aufgeteilt, allerdings arbeiteten beide häufig im Sinn einer Produktionsgemeinschaft zusammen. Das änderte sich nach 1750 zunehmend.
Liebesbeziehungen gab es zu jeder Zeit in der Geschichte, allerdings oft außerhalb der Institution Ehe. Zumindest den Männern wurde in fast allen Kulturen das Recht zugestanden, ein außereheliches oder auch voreheliches Verhältnis mit einer oder auch mehreren Geliebten zu haben. In der Antike spielten die Hetären eine wichtige Rolle, die nicht mit Prostituierten gleichzusetzen sind. Auch Liebesbeziehungen unter Männern wurden im antiken Griechenland akzeptiert.
Im Mittelalter wurden sexuelle Bedürfnisse oft freizügig ausgelebt, wie zahlreiche bildliche Darstellungen offen zeigen. Nicht in jedem Fall handelte es sich dabei um regelrechte Liebesbeziehungen. Die Kirche vertrat dagegen die Lehre, dass geschlechtliche Beziehungen allein der Fortpflanzung dienen sollen, und erklärte 1215 im Vierten Laterankonzil die Ehe zum Sakrament.
(…)
Zur Zeit der Aufklärung entwickelte sich, einigen entgegengesetzten Ansätzen zum Trotz, eine Festlegung der Rollen von Mann und Frau. Dabei kam dem Mann an erster Stelle die Rolle des Berufsmenschen und der Frau die der fürsorgenden Hausfrau und Mutter zu. Diese Polarisierung der Geschlechtscharaktere verfestigte sich im 19. Jahrhundert in der Phase des Biedermeier. Die Bedeutung der Kleinfamilie wuchs.
Im Zuge der Romantik verbreitet sich das Konzept einer „Ehe, die im Himmel geschlossen wird“, einer Liebesehe, die über das Willkürliche hinausgeht.
Es mag sein, dass die Verbindung der Liebe als Voraussetzung für eine Ehe nach christlichen Muster noch nicht so alt ist, aber Liebe gab es meiner Meinung nach schon früher, wie es der Artikel ja letztendlich auch darstellt. Wäre die Liebe eine neue Erfindung, dann hätten wir nicht die Chemie uns zu verlieben.
Ich denke, dass Menschen schon weit vor unserer Zeitschreibung Liebe und den Wunsch nach festen Beziehungen hatten und auch, dass der Wunsch nach einer lebenslangen Beziehung bereits entstanden war. Diese mag in einer anderen Form als der heutigen Ehe ausgestaltet gewesen sein, aber das sind nur Ausgestaltungen, die nichts daran ändern, dass es das Konzept bereits früher gab.
Romantisch ausgedrückt: Liebe gab es schon immer.
Weniger romantisch: Liebe ist eine biochemische Reaktion, die dazu dient, eine langfristige Paarbindung zu ermöglichen. Das Gehirn ist insoweit kein unbeschriebenes Blatt, sondern durch Evolution entstanden. Es mag zu bestimmten Zeiten viele arrangierte Beziehungen gegeben haben, aber es gab auch genauso viele Ausreißer und Liebesheiraten. Und natürlich kann auch in arrangierten Beziehungen eine romantische Liebe entstehen.
Das die Menschen, also Männer und Frauen ein Wahlrecht hatten, sieht man an den Spuren sexueller Selektion. Bei den Frauen an Brüsten, Kindchenschema im Gesicht, bei Männern an Gesichtspartien wie dem deutlichen Kinn und – wenn man Geoffrey Miller folgt – überhaupt an dem Gehirn der Menschen, dass nach seiner Auffassung ebenfalls seine hohe Leistung aufgrund sexueller Selektion entwickelt hat.
„Die Aufgaben zwischen Mann und Frau im Hauswesen und im Berufsleben waren zwar aufgeteilt, allerdings arbeiteten beide häufig im Sinn einer Produktionsgemeinschaft zusammen.“
Und irgendwann kam die Ausbeutung des Mannes durch die Frau. Frauen ziehen die Vermögen von Männern ein und unterdrücken sie sexuell. Aus der Zweckgemeinschaft für zwei Gleiche wurde das Gefängnis und Arbeitslager des Mannes. Die Freizügigkeit wurde durch die Verallgemeinerung der weiblichen sexfeindlichen Moral zur Diktatur über alle Männer eingeschränkt. Sex ist die totale Ware geworden, was natürlich hervorragend zum Kapitalismus passt. Diese Entwicklung hat das Matriarchat im Bündnis mit seinen klerikalen Helfern in Europa gefördert.
Wie können sich Männer wehren?
– Indem Religion durch Verbreitung wissenschaftlicher Erkenntnis bekämpft wird und der Agnostizismus propagiert wird.
– Indem die wissenschaftliche Ökonomie (=Marxsche Theorie) die bürgerlichen Irrlehren verdrängt, die Menschen über die Ursachen ihres Elends im Kapitalismus aufklärt und zur Revolution aufstachelt.
@ Zhen
Und ich dachte immer, kommunistische Staaten wären sexuell liberaler gewesen als westlich, christlich geprägte Staaten 🙂
(leicht OT) Fernsehtipp: „Verliebt in die DDR – Das traumhafte Leben des Roland M.Schernikau“, einsextra, 21:10
Zhen,
ich dachte Du bekennst Dich zum libertären Sozialismus.
Was soll denn jetzt dieser „Verliebt in die DDR“ – Quatsch?
Da lobe ich mir den marxistischen Rätekommunisten Otto Rühle:
Der Kampf gegen den Faschismus beginnt mit dem Kampf gegen den Bolschewismus
http://www.marxists.org/deutsch/archiv/ruehle/1939/bolschewismus.htm
„ich dachte Du bekennst Dich zum libertären Sozialismus.“
Ja, stimmt. An diesem Film erkennt man aber vielleicht auch, dass die Hetze gegen die DDR unbegründet ist, dass sie trotz aller Unzulänglichkeiten ein Land war, in dem man glücklich leben konnte. D.h. nicht, dass ich den Realsozialismus wieder haben möchte. Da das Leben „drüben“ aber so viel angenehmer war, wäre ich damals ganz gewiss ins bessere Deutschland übergesiedelt, wenn ich schon etwas älter gewesen wäre. Heute wären ca. 60-80% der Bevölkerung froh, wenn sie in dem Reichtum wie in der DDR leben könnten. Der Kapitalismus erzeugt nämlich so viel Elend, dass über 50% der BRD-Bürger exakt gar kein Vermögen haben. Die könnten sich also nur verbessern. Und Reisefreiheit haben sie hier auch nicht, denn reisen kostet Geld.
Also guckt mal rein und baut ein paar Vorurteile ab.
Die Erkenntnis der Tatsachen stimmt. Ergänzung: In matriarchalen Kultur-Kreisen wird die Sexualität beider Geschlechter als von sozialen Verpflichtungen abgekoppelt angesehen. Patriarchalismus hält allerdings vor den übrig gebliebenen matriarchalen „Über-Resten“ nicht halt.
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