Soziologin zu Geschlechterrollen, Liebe und Kinderwunsch

Im Spiegel ist ein interessantes Interview mit einer Soziologin, die ein Buch geschrieben hat, in dem es darum geht, warum die Liebe weh tut.

 

Aus dem Interview:

Die Moderne hat bestimmte Männer hervorgebracht – und wir ziehen nun Erklärungsmuster aus der Biologie heran, um das zu rechtfertigen. Dabei gibt es genug historische Beispiele für andere Formen von Männlichkeit. Im 19. Jahrhundert etwa war sie wesentlich durch Leidenschaft und den Willen zur Bindung definiert. Selbst wenn es eine Biologie der Geschlechter gäbe, könnte sie durch soziale Normen verändert werden. Genau diese Normen sollten wir diskutieren, nicht eine hypothetische „biologische Natur“. Die unterschiedliche Sexualität von Frauen und Männern ist ein Spiegel ihrer sozialen Stellung. Im Ernst, denken Sie darüber nach: Geben Sie den Frauen Macht und Geld, machen Sie sie zu Staatsführern, und lassen Sie die Männer in Konferenzen den Frauen den Kaffee servieren, ihre Kinder aufziehen und das Abendessen machen – dann wären die Männer diejenigen, die sich nach einer gefestigten, monogamen Beziehung sehnen.

Das halte ich für falsch. Es sei denn, wir machen das für ein paar tausend Jahre, damit die Evolution Zeit zum arbeiten hat. Das Problem wird eher sein, dass die Frauen mit der Macht und dem Geld im Schnitt weniger anfangen können, jedenfalls wenn sie es nur bekommen, wenn sie eine 60+ Stundenwoche machen und die Familienzeit zurückschrauben.

Und auch in Matriarchaten, in denen die Frauen die Macht und das Eigentum haben, scheinen sich die Männer nicht nach Monogamie zu sehnen.

Aber weiter:

Den Frauen möchte ich sagen: Macht euren Kinderwunsch nicht abhängig vom Wunsch nach romantischer Liebe. Wenn ihr Kinder wollt, bekommt sie allein – oder in einer Gemeinschaft mit anderen Frauen, die ebenfalls Kinder wollen. Oder mit Männern, die Kinder wollen, aber nicht eure Partner sind. Es braucht keine traditionelle Familienstruktur, um Kindern aufzuziehen. Ich glaube wirklich, dass Homosexuelle in vielem die Avantgarde der Gesellschaftsentwicklung bilden, etwa bei der Frage der Trennung von Elternschaft und sexuell-romantischen Beziehungen: Manchmal korrespondieren sie, manchmal nicht. Und wenn sie nicht korrespondieren, sollte man sie getrennt verfolgen. Ich glaube, wir werden in diese Richtung gehen. Wir sollten es.

Schade wird nur sein, dass viele Frauen das gar nicht trennen wollen. Und das sicherlich auch nicht ganz ohne Grund. Hinzu kommt, dass Kinder eine gewisse Beeinträchtigung bei weiteren sexuell-romantischen Beziehungen mit neuen Partnern darstellen können  – natürlich kann es auch gut klappen, aber es macht es sicherlich nicht einfacher.

Ich finde ihre Ratschläge nicht so durchdacht. Weil sie die aus unserer Biologie folgenden Probleme einfach ausblendet, statt sich Gedanken zu machen, wie man am besten mit ihnen umgeht.