Immer wieder hoch kommt in den Kommentaren das Motiv der Ausbeutung:
- Auf Männerseite haben wir den hart arbeitenden Mann, der so gut es geht im Haushalt unterstützt und Überstunde um Überstunde schiebt um ein sorgenfreies Leben für seine Familie zu ermöglichen, immer die Darlehenslast für das Haus im Nacken (Haftung: Er), der über Steuerung und Abgaben auch noch die übrige Bevölkerung (lies: die Frauen) finanziert, während sie sich zuhause mit dem Kind ein gutes Leben macht und hauptsächlich Talkshows schaut, wenn sie nicht gerade shoppen ist, von seinem Geld, da sie vollen Zugriff auf das Gehaltskonto hat, allenfalls unterbrochen durch einen Halbtagsjob, wenn ihr das Leben zu langweilig ist, wobei das dort erzielte Einkommen dann ihr allein zugute kommt. Nie erfährt er Anerkennung, denn das Geld auf dem Konto ist allenfalls zuwenig und seine Kinder merken nicht, dass er für sie arbeitet, sondern nur, dass er nicht da ist. Schließlich verläßt sie ihn für einen noch erfolgreicheren Mann, nimmt die Kinder mit, läßt aber die schulden dar und verlangt, da der reiche Mann sie noch nicht heiratet, gleich auch noch Unterhalt, der es ihm gänzlich unmöglich macht, dass sich jemals eine Frau in ihn verliebt, denn wenn ein Mann kein Geld hat, interessieren sich Frauen nicht für ihn.
- Auf Frauenseite haben wir eine Frau, die einen 24-Stunden-Job ohne Urlaubsanspruch hat, beständig ein plärendes Kind, während gleichzeitig geputzt, gewaschen, gepflegt und erzogen werden muss, während man das vollwertige 3-Gänge-Menü nach Ernährungsplan zaubert. Nie hat sie auch nur eine ruhige Minute, weil beständig eines der Kinder Aufmerksamkeit fordert und sie muss immer gut gelaunt sein, immer helfen, hat nie Zeit für sich. Anerkennung bekommt sie auch nicht dafür und Geld erst recht nicht, denn das bisschen Haushaltsgeld, was er ihr zuteilt, lässt keinen Raum für eigene Wünsche, allenfalls mitunter gewährt er ihr einzelne Beträge, während sie selbstlos ihre hohen Ambitionen zurückgestellt hat und eine glorreiche Karriere geopfert hat. Nie erfährt sie Anerkennung, denn ihre Arbeit wird als selbstverständlich angesehen, sie hat nichts, weil sie auch nichts verlangen darf. Er hat seinen Beruf, der ihm Spass macht, in dem er Karriere macht und sein Potential ausschöpft, weigert sich aber nach seinem 8-Stunden-Tag (sie: 24-Stunden), sie etwas zu entlasten, weil sie ja nach seiner Meinung schon die ganze Zeit frei hatte. Nachdem sie ihre besten Jahre gegeben hat, verläßt er sie für eine jüngere und läßt sie mit den Kindern zurück, ohne Geld und ohne Möglichkeit wieder einzusteigen in den Beruf, weil Frauen mit Kindern nicht eingestellt werden und wenn, dann zu einem Hungerlohn?
Die Wahrheit liegt sicherlich nicht in diesen Extremen, die eher einer Feindbilderzeugung und Gruppenstärkung dienen dürften.
- Die meisten Familien wählen eine Einteilung, in der der Mann arbeitet und die Frau einvernehmlich, beide sind der Meinung so eine gute Einteilung getroffen zu haben.
- Männer übernehmen ebenfalls viele Aufgaben im Haus, aber auch hier kommt es häufig zur Arbeitsteiltung (er: Handwerksarbeiten und bestimmte Gartenarbeiten wie Rasenmähen und Heckenschneiden, sie Kinderversorgung und Küche
- Gerade in jüngeren Familien wird diese Arbeitsteilung zwar noch betrieben, aber ich kenne auch viele, bei denen die Rollen wesentlich flexibler sind als früher, er also auch mal kocht etc. Die Rollen bleiben im Schnitt durchaus erhalten, aber die Arbeitsteilung ist nicht mehr so streng.
- Im Schnitt arbeiten die Geschlechter gleich viel (Studien zeigen lediglich geringe Unterschiede mal in die eine, mal in die andere Richtung
- Problematisch wird es insbesondere im Trennungsfall. Da kann das Einkommen für beide nicht reichen. Ich halte dabei die moderneren Unterhaltsgesetze für immerhin besser, weil sie eine höhere Erwerbsobliegenheit teilweise bereits nach dem 3 Lebensjahr vorsehen. Es fragt sich aber meiner Meinung nach, ob die Unterteilung in Betreuungsunterhalt und Barunterhalt bis zum 18. Lebensjahr noch zeitgemäß ist oder man nicht vorher eine beiderseitige anteilige Barunterhaltspflicht vorsehen sollte.
- Es wird zudem vergessen, dass Kinder nicht immer Babies sind und ab einem gewissen Alter durchaus mehr Raum für eigene Aktivitäten lassen.
- Beim Mann wird vergessen, dass auch ein Job nicht immer eine Knochenmühle sein muss.
- Es wird zudem gerne vergessen, dass die Frau nicht tatsächlich umsonst arbeitet, sondern in den meisten Ehen gleichwertig an seinem Einkommen partizipiert. Am Ende der Ehe eine Aufteilung sowohl des Vermögens über den Zugewinn als auch der Rente über den Versorgungsausgleich erfolgt. Auch dies ist eine „Bezahlung“.
- Insbesondere wird vergessen, dass viele Ehen mit Kindern und Eigenheim halten „bis das der Tod sie scheidet“, beide Parteien sich tatsächlich lieben und sich gegenseitig unterstützen, wo sie können. In solchen Verhältnissen ist, wenn beide zufrieden sind, meiner Meinung nach keine Ausbeutung vorhanden.