Unterschiede in den geistigen Fähigkeiten der Geschlechter und Ökonomie des Gehirns

In dem Artikel „Wachstum, Hoxgene und hormonelle Steuerung“ hatte ich dargelegt, dass es sich lohnt, zwei verschiedene Programme für die Geschlechter vorzusehen. Nun könnte man anmerken, dass es bei den geistigen Fähigkeiten doch günstiger wäre, wenn diese jeweils bei beiden Geschlechtern in jedem Bereich auf dem höchstmöglichen Stand wäre. Dann könnten zB Frauen besser räumlich denken und Männer besser Sprachen lernen.

Dies verkennt aber, dass Gehirnplatz aus zwei Gründen teuer ist:

1. Der Unterhalt des Gehirns ist teuer

Das Gehirn des Menschen verbraucht einen hohen Anteil unseres Tagesbedarfs, ca 18%. Rechenkraft will eben bezahlt werden und ist energieaufwändig. Um so mehr Rechenkraft vorhanden ist, um so teurer ist auch der Unterhalt des Gehirns. Intelligenz in einem Bereich ist insofern nur dann etwas wert, wenn diese auch genutzt werden muss. Ansonsten stehen den Kostens des Unterhalts kein realer Nutzen gegenüber. Ein weniger leistungsfähiges Modell in einem Bereich kann damit bei Arbeitsteilung ebenfalls einen selektiven Vorteil innerhalb eines Geschlechts bieten.

2. Der Platz im Schädel ist begrenzt

Wir Menschen haben einen überproportionalen Kopf. Ein noch größerer Kopf hätte entweder erfordert, dass das Becken der Frau noch breiter wird, damit der Kopf bei der Geburt hindurchpasst, oder aber das das Kind noch unentwickelter geboren wird (was noch geringeren Schutz und stärkere Anfälligkeit und damit noch mehr Betreuung bedeutet). Die Rechenkapazität für eine Eigenschaft auszubauen kann dann bedeuten, die Rechenkapazität für eine andere Eigenschaft abbauen zu müssen. Da die Geschlechterdifferenz eine der größten Unterscheidungen bezüglich der zu erwartenden Eigenschaften in der Steinzeit war, kann es sinnvoll gewesen sein, die platzsparende Optimierung nach Geschlecht vorzunehmen.

Insgesamt wird damit deutlich, dass eine Spezialisierung entlang der Geschlechtergrenzen die Möglichkeiten des Gehirns am besten ausreizt. Auch dies ist vielleicht ein Grund für den Erfolg der Arbeitsteilung zwischen den Geschlechtern gewesen.