Männerfreundschaften und Koalitionsbildung

David Geary fasst in seinem Buch „Male, Female“ die sozialen Dynamiken und unterstützenden Mechanismen des sozialen Verhaltens und Jungen und Männern zusammen (S. 325):

Dabei soll bei der Gruppenbildung insbesondere das Folgende zu berücksichtigen sein

Geary geht davon aus, dass die Männer im Wege der sexuellen Selektion für einen harten intrasexuellen Wettbewerb optimiert worden sind, in dem es um Fortpflanzung und Ressourcen geht (die wiederum die Fortpflanzungsmöglichkeiten verbessern). Die Männer konkurrieren also untereinander sowohl um die Frauen als auch um weiter Ressourcen für Nachwuchs und Verwandschaft.
Da der Mensch in der Lage ist zu kooperieren und zwei Männer einem Mann überlegen sind, muss er die Fähigkeit entwickeln Gruppen zu gründen und innerhalb dieser gewisse Bindungen herzustellen, um dann innerhalb dieser Gruppe eine Kooperation zu ermöglichen. Das Gruppenbildung den Fortpflanzungserfolg erheblich beeinflussen kann, zeigen auch heutige Forschungen an Affen. Da es diese „Kampfgruppen“ bei den Frauen nicht gab, haben Männer eine andere Form der Gruppenbildung entwickelt als Frauen. Bei diesen Gruppen spielte Größe aufgrund des Vorteils beim Kampf eine Rolle, es mussten aber auch andere Gruppendynamiken berücksichtigt werden

Der Selektionsdruck, der die Gruppenbildung bei Männern geformt hat ist insbesondere der Wettbewerb zwischen Männern (male-male-competition) um

  • Die Kontrolle der örtlichen Ökologie und der darin enthaltenen Ressourcen
  • die Kontrolle der Reprodukutionsmöglichkeiten
Wer die Örtlichkeiten und dessen Ressourcen kontrollierte und dazu noch die Frauen in dieser Gegend, der konnte sich am besten fortpflanzen und diesen Nachwuchs dann auch versorgen.
Daraus ergeben sich dann die folgenden Gruppendynamiken
  • Koalitionsformung
    • Krieg um die Kontrolle der Ökologie (insbesondere Land) und Fortpflanzungsmöglichkeiten (zB durch Raubzüge)
    • Jagd für das individuelle Überleben und die Versorgung der Verwandschaft und der Familie und für die Ausweitung des kulturellen Erfolges und hierdurch: Verbesserung der Fortpflanzungsmöglichkeiten
    • Schutz der Verwandten und Familie vor anderen Männerkoalitionen
Dies sind sozusagen die Wege, auf dem sich die oben genannten Ziele erreichen lassen. Um diese Ziele zu erreichen waren bestimmte Gruppendynamiken hilfreich
  • Dynamiken in der Gruppe
    • Errichtung einer Dominanz-Hierarchie um koordinierte Aktivitäten zu ermöglichen
    • Eine geringe Schwelle für die Errichtung emotionaler und sozialer Bindungen mit Gruppenmitgliedern um eine hohe Gruppengröße zu erreichen
    • Spezialisierung und Differenzierung in den Rollen
    • Gemeinsame Ziele und ein ein Fokus sowohl bezüglich der Aufmerksamkeit als auch des Verhaltens auf Probleme aus der Umgebung (zB eine Befestigung errichten) oder den Wettbewerb mit anderen Gruppen
Eine Hierarchie ist eben nicht zwangsläufig etwas schlechtes. Sie verhindert unnötige Kämpfe innerhalb der Gruppe und macht diese handlungsfähiger. Wären die Menschen dabei zu wählerisch gewesen, dann bestünde die Gefahr, dass sie von Gruppen, die sich schneller geformt haben, besiegt zu werden, weil diese den Vorteil der Größe gehabt haben. Die Spezialisierung und Differenzierung der einzelnen Männer erlaubt diesen ein höheres Fachwissen in einem speziellen Gebiet und macht sie auch wichtiger innerhalb der Gruppe, da sie mit diesen Fähigkeiten innerhalb der Gruppe eine bessere Position erreichen. Da die Gruppen insbesondere einen hohen Kampf- und Dominanzwert hatten und in diesen Bereichen ihr höchster Nutzen lag, sollte auch genau dieser Bereich über die Konzentration auf den Wettbewerb mit anderen Gruppen wichtig sein. Ein Überbleibsel wäre dann heute der klassische Sportfan.
Hieraus ergeben sich für die Dynamiken unter den einzelnen Männern das Folgende:
Untereinander wirkt ein selektiver Druck nach Dominanz und Einfluss in der Gruppe. Dieser wirkt sich wie folgt aus:
  • Besondere Beachtung von Dominanzindikatoren
    • Physisch: Größe, Muskulatur, Fähigkeiten
    • Sozial und geistig: Anführerschaft und anderer Fähigkeiten, die die Gruppeneigenschaften bestimmen
    • Emotional: Agressivität, Fehlen von Angst
  • Individuelle Beziehungen
    • werden schnell errichtet  bei gemeinsam ausgeübten Tätigkeiten, insbesondere solchen, die Kooperation erfordern
    • werden stärker bei solchen Individuen mit gleichem Status geformt (um ein gerechtes Geben und Nehmen im Sinne einer Reziproxität zu ermöglichen)
    • Wettbewerbe um Dominanz sind begrenzt
    • Eine Toleranz für interpersonalen Konflikt um Dominanz-Wettbewerbe zuzulassen und gleichzeitig die Gruppenverbindung aufrechtzuerhalten

Es lohnte sich also in der Beziehung von Männern untereinander auf eine gewisse Gleichwertigkeit zu achten und nicht zu sensibel zu sein, sondern Wettbewerb innerhalb der Gruppe auf einem leichten Niveau zuzulassen. Dies dürfte auch der Grund sein, warum Männer sich wesentlich häufiger Sprüche drücken und kleine, gutgemeinte Gemeinheiten untereinander austeilen. Man kann dies eben gerade in einer befreundeten Gruppe, weil hier eine gewisse Toleranz vorhanden ist und durch diese Sprüche die Toleranz für solches Verhalten letztendlich noch gefördert wird (während eine Frau ein gleiches Verhalten vielleicht eher als feindselig ansehen würde).