„Wieso Frauen bei der Digitalisierung benachteiligt sind“

Wieder mal so ein Artikel, der alle Klischees trifft:

Frauen haben durchschnittlich weniger digitales Wissen. Wieso das gefährlich ist und was dagegen getan werden müsste

In den vergangenen Jahren haben sich Frauen mehr Gleichberechtigung erkämpft. Doch jetzt droht ein schwerer Rückschritt. Was, wenn hauptsächlich Männer technische Hilfsmittel programmieren und mit digitalen Tools arbeiten? Wenn sich nicht bald etwas ändert, werden Frauen bei der Digitalisierung abgehängt. Und das hätte drastische Auswirkungen. Schon jetzt sind Berufe in technischen Branchen besser bezahlt. Diese sind mehrheitlich von Männern besetzt. Dadurch vergrößert sich Einkommensschere. Doch warum haben Frauen durchschnittlich weniger digitale Kompetenzen?

Die naheliegendste Vermutung wäre, dass Frauen sich für digitale Themen weniger interessieren und daher auch weniger auf dem Bereich tätig sind. Was mal wieder gut zum Personen – Dinge – Unterschied passen würde.

„Zu Beginn der Digitalisierung wurde viel Geld in die Industrie investiert, um die Arbeitenden dort – vor allem Männer – an die Digitalisierung anzupassen. Während die Beschäftigten im Bereich Dienstleistungen, in dem viele Frauen arbeiten, kaum mit Weiterbildungen unterstützt wurden“, erklärt Nadja Bergmann, Forscherin im Bereich Digitalisierung und Arbeitsmarkt am Institut L&R Sozialforschung.

Schau an, in Personenberufen bzw häufig wahrscheinlich in sozialen Berufen wird weniger in die Digitalisierung investiert. In der Industrie hingegen anscheinend schon eher. Das kann nur Frauenfeindlich sein.

Verinnerlichte Klischees

Der im Jänner veröffentliche Projektbericht der Fachhochschule Wiener Neustadt mit dem Namen „Gender Gap 4.0“ zeigt Barrieren für Frauen auf. Digitale Kompetenzen werden eher Männern zugeschrieben. Infolgedessen sind auch Fortbildungen eher auf die Interessen und Kompetenzen von Männern ausgelegt und zugeschnitten. Die interviewten Frauen berichteten, ihnen würde grundsätzlich weniger zugetraut und sie müssten sich stärker beweisen. Fehlt es an Grundlagenwissen, schrecken sie vor Fachbegriffen zurück und halten deshalb von digitalen Themen Abstand.

Da stellt sie in ihrer Einleitung fest, dass Frauen tatsächlich eine geringere Kompetenz haben. Und dann ist sie verwundert, wenn Männer  – wohl ja im Schnitt – als kompetenter angesehen werden.  Eigentlich folgt ja das eine aus dem anderen. Und selbst wenn sie es Gruppenbezogen und nicht auf den Schnitt bezogen ansieht hätte ja das Vorurteil immerhin einen nachvollziehbare Basis.
Natürlich kann der Punkt, dass der einzelnen Frau dann weniger zugetraut wird, durchaus problematisch sein. Die einzelne Person einer Gruppe muss ja keineswegs dem Schnitt der Gruppe entsprechen, dem sie angehört. Aber die Frage wäre natürlich wie man das objektiv messen kann.

Ein Grund dafür ist das mangelnde Selbstvertrauen der befragten Frauen. Sie muteten sich signifikant weniger digitale Kompetenzen zu als ihre männlichen Kollegen. Was wiederum an der stereotypen Zuschreibung von Geschlechterklischees liegt, die sie verinnerlichten.

In feministischen Theorien gibt es auf der einen Seite die hochkompetente Frau, die nur aufgrund von Sexismus nicht nach oben kommt und gleichzeitig die Frau, die sich von Rollenbildern von außen einschränken lässt, kein Selbstvertrauen hat, wesentlich mehr Unterstützung hat und die diverse Nachteile hat, die auszugleichen sind.

Welche Frau man gerade hat hängt davon ab ob es gerade darum geht, dass die Gesellschaft ungerecht ist, weil sie nicht erkennt, dass die Frau genau so gut ist oder ungerecht, weil die Frau nicht hinreichend gefördert wird.

Oft fehle es auch an Unterstützung des Arbeitgebers. Fortbildungen müssen selbst gezahlt und in der Freizeit absolviert werden.

Da viele Frauen in Teilzeit arbeiten, oft aufgrund der Kinderbetreuung, ist eine ganztägige Fortbildung für viele nicht möglich. Gerade nach der Elternkarenz wünschten sich die Interviewten explizit die Zeit und die Möglichkeit, sich in Programm-Updates oder Tools einzuarbeiten. Zwar wurden durch die Pandemie einige Arbeitsabläufe digitaler, aber dies betraf hauptsächlich Kommunikations- und Kollaborationssysteme, so die Forscherin Karin Wegenstein der FH Wiener Neustadt.

Auf deren Pressemitteilung scheint auch der gesamte Artikel zu beruhen.

Aber auch hier interessant, dass man in dem Kontext „Frauen werden benachteiligt und brauchen auf sie zugeschnittene Förderung“ anspricht, dass schon eine ganztägige Fortbildung für viele nicht möglich ist. Was ja wahrscheinlich auch schon einen gewissen „Fortbildungsgap“ ergibt. Ganz zu schweigen von Überstunden bzw der Flexibilität in ein dringendes Projekt über kurze Zeit besonders viel Zeit zu investieren. etc.

Ein Teil der Probleme sollte allerdings durch Online-Schulungen behebbar sein – immerhin kann man dann auf die Kinder aufpassen und gleichzeitig ein Seminar wahrnehmen.

Lösungen

Klar ist: Eine gezielte Frauenförderung ist sinnvoll. Frauen sollten nicht nur Grundlagen erlernen, sondern auch ermutigt werden, Gestaltungskompetenzen zu erlernen, zum Beispiel programmieren.

Eben gerade mal programmieren lernen. Noch dazu in einer Teilzeitstelle.

Damit Frauen aber nicht abgeschreckt werden, sollten eine Fortbildungskursbeschreibung möglichst wenige Fachbegriffe beinhalten und die Anwendungsmöglichkeiten klar sein.

Nur als Feministin darf man wahrscheinlich schreiben, dass Fortbildungskurzbeschreibungen, die nicht unfair gegenüber Frauen sein wollen, doch bitte keine Fachbegriffe enthalten sollten.

Ich glaube für ein Spiel „Wer hat es gesagt, der Macho oder die Feministin?“ könnte man einige schöne Beispiele finden.

„Kurse zu digitalen Kompetenzen mit weiblichen Vortragenden sind für Frauen meist attraktiver“, sagt Wegenstein. Halbtagsworkshops für Frauen in Teilzeit und finanzielle Unterstützung der Firmen für Weiterbildungen sind laut der Studie ebenfalls essenziell. Das nötige technische Equipment sollte den Frauen zur Verfügung gestellt werden.“ Wir brauchen weibliche Vorbilder“, sagt Andrea Koscher, Projektleiterin am BFI Oberösterreich.

Es ist immer wieder interessant, dass für Frauen diverse Sonderrechte gefordert werden die anscheinend für Männer nicht notwendig sind.

Wenn Frauen die Vielfalt der digitalen Möglichkeiten und Berufe kennenlernen, etwa durch Netzwerken, sie in Unternehmen deutlich mehr unterstützt und geschlechterbasierte Vorurteile abgebaut würden, besteht eine gute Chance, aufzuholen. Denn Frauen sollten die Gestaltung der digitalen Zukunft nicht meist jungen Männern ohne Migrationshintergrund überlassen.

Der Satz über weiße Männer ist ja auch schon wieder hervorragend. Nur ist „Gestaltung der digitalen Zukunft“ eben nichts, für das man sich was kaufen kann. Wenn die Frauen dieser Punkt schlicht nicht interessiert (und warum sollte es sie interessieren, welche Gruppe die digitale Zukunft mehr gestaltet?) dann kann man eben damit nicht viel Begeisterung hervorrufen

Intrasexuelle Konkurrenz und das Interesse an Kampf und Kriegsgerät

Eine Folge des Ukrainekrieges ist, dass man zwangsläufig mehr mit dem Thema Krieg und Kampf konfrontiert wird.

Und ich vermute, dass sich hier ein sehr großer Geschlechterunterschied zeigen wird.  Ich vermute mal wesentlich mehr Männer als Frauen werden sich in diesem Zusammenhang über die russische Panzer oder taktische Analysen bestimmter Kämpfe informiert haben.

Videos über Flugzeugträger, neue militärische Technik oder die Vorzüge dieser oder jener Taktik oder auch nur der Korruption im russischen Militär dürften auch ganz überwiegend eine männliche Zuseherschaft haben.

Was zum einen sicherlich daran liegt, dass es Sachthemen und nicht Personenthemen sind, zum anderen aber könnte ich mir auch gut vorstellen, dass Männer eher ein evolutionär entstandenes Interesse (im Schnitt) an diesen Thema haben, da kriegerische Auseinandersetzungen eben schon immer etwas waren, was besonders ein Thema war, mit dessen Einzelheiten Männer informiert sein mussten.

„Resign for Diversity“ – Kampagne

In einem Artikel wurde folgender Tweet zitiert:

Und aus dem Artikel dazu:

The logic of the “Resign for Diversity” campaign is laid out in a paper I published last year in the journal Academic Questions. This paper essentially applies to the case of “diversity” the argument that G.A. Cohen made in his famous essay, ‘If you’re an egalitarian, how come you’re so rich?’ It therefore asks of white (and Asian) academics, “If you’re in favor of more “diversity”, how come you haven’t resigned?”

Und:

Any academic from an overrepresented group who advocates more “diversity” is directly contributing to the lack of “diversity” by remaining in his position. Assuming the number of jobs is relatively fixed, such an individual is effectively saying, “I want the percentage of academics who have the same demographic characteristics as me to go down, but I am not willing to give up my job in order to achieve that goal. Rather, I want other academics with those demographic characteristics to give up their jobs, or to lose job opportunities.” Needless to say, this is not a principled stance.

Mir kommt es fast so vor als hätte ich auch schon mal einen Artikel dazu, aber in der Tat macht es Spass die „privilegierten“ Leute, gerade eben weiße Männer, aber auch weiße Menschen an sich, heterosexuelle, Cis etc, die woke Artikel schreiben, dazu aufzufordern doch bitte mit gutem Beispiel voranzugehen und ihren Job aufzugeben. Macht natürlich auch keiner.

„Die Revolution frisst ihre Kinder“ scheint mir insofern durchaus ein guter Ansatz zu sein, dass Gegenargument ist, dass sich eben viele Aktivisten in irgendwelche Diskriminierungen flüchten werden: Von Frau bis „Nichtbinär“ steht ja einiges offen.

Aber dennoch ist die Frage danach, wie Divers die eigene Stelle des Aktivisten ist, immer interessant. Immerhin schien ja auch bei Pinkstinks ein Gender Pay Gap bestanden zu haben

Selbermach Samstag

Welche Themen interessieren euch, welche Studien fandet ihr besonders interessant in der Woche, welche Neuigkeiten gibt es, die interessant für eine Diskussion wären und was beschäftigt euch gerade?

Welche interessanten Artikel gibt es auf euren Blogs? (Schamlose Eigenwerbung ist gerne gesehen!)

Welche Artikel fandet ihr in anderen Blogs besonders lesenswert?

Welches Thema sollte noch im Blog diskutiert werden?

Für das Flüchtlingsthema oder für Israel etc gibt es andere Blogs

Zwischen einem Kommentar, der nur einen Link oder einen Tweet ohne Besprechung des dort gesagten enthält, sollten mindestens 5 Kommentare anderer liegen, damit noch eine Diskussion erfolgen kann.

Ich erinnere auch noch mal an Alles Evolution auf Twitter und auf Facebook.

Wer mal einen Gastartikel schreiben möchte, auch gerne einen feministischen oder sonst zu hier geäußerten Ansichten kritischen, der ist dazu herzlich eingeladen

Es wäre nett, wenn ihr Artikel auf den sozialen Netzwerken verbreiten würdet.

Weltweite zeitliche Trends bei der Penislänge: Eine systematische Überprüfung und Meta-Analyse

Die Studie ging gerade durch die Medien und wurde meine ich auch hier schon im Blog erwähnt: heutige Männer haben im Schnitt längere Penisse als frühere Männer.

Abstract

Purpose: Normative male genital measurements are clinically useful and temporal changes would have important implications. The aim of the present study is to characterize the trend of worldwide penile length over time.

Materials and methods: A systematic review and meta-analysis using papers from PubMed, Embase, and Cochrane Library from inception to April 2022 was performed. PRISMA guidelines were used for abstracting data and assessing data quality and validity. Pooled means and standard deviations for flaccid, stretched, and erect length were obtained. Subgroup analyses were performed by looking at differences in the region of origin, population type, and the decade of publication. Metaregression analyses were to adjusted for potential confounders.

Results: Seventy-five studies published between 1942 and 2021 were evaluated including data from 55,761 men. The pooled mean length estimates were flaccid length: 8.70 cm (95% CI, 8.16-9.23), stretched length: 12.93 cm (95% CI, 12.48-13.39), and erect length: 13.93 cm (95% CI, 13.20-14.65). All measurements showed variation by geographic region. Erect length increased significantly over time (QM=4.49, df=2, p=0.04) in several regions of the world and across all age groups, while no trends were identified in other penile size measurements. After adjusting for geographic region, subject age, and subject population; erect penile length increased 24% over the past 29 years.

Conclusions: The average erect penis length has increased over the past three decades across the world. Given the significant implications, attention to potential causes should be investigated.

Quelle: Worldwide Temporal Trends in Penile Length: A Systematic Review and Meta-Analysis

Also der wesentliche Inhalt:

Nach Anpassung an die geografische Region, das Alter der Probanden und die Population der Probanden nahm die Länge des erigierten Penis in den letzten 29 Jahren um 24 % zu.

Was ja nicht gerade wenig ist.

Aus der Studie:

Penisgröße Durschnitt weltweit

Penisgröße Durschnitt weltweit

Man sieht also ein stetiges Wachstum über die Zeit. Dazu große regionale Unterschiede die die teilweise bekannten Klischees wiedergeben: In Afrika sind die Penisse größer, in Asien kleiner, in Europa mittel und Nordamerika (mit natürlich auch einem größeren Anteil an Menschen mit afrikanischen Ursprung) größer als Europa.

Zu den Gründen:

The etiology of the increase in erect penile length over time remains uncertain. It can be speculated that these changes may be linked with observations that pubertal milestones are occurring in younger boys than in the past [92]. Data suggests that earlier pubertal growth may be associated with increased body sizes including longer penile length [93, 94, 95]. The etiology of temporal changes in puberty remains unknown. Investigators have hypothesized sedentary lifestyle/obesity or increasing exposure to hormone-disrupting substances may play a role [96, 97, 98]. Indeed, emerging data suggest that diverse prenatal or postnatal exposures may influence pubertal timing [99, 100, 101, 102]. Temporal declines in sperm counts and serum testosterone levels, higher rates of testicular tumors, and increasing genital birth defects have also been attributed to environmental and lifestyle exposures [7, 8, 9, 10].

Also evtl nur „Jungs machen ihre pubertäre Entwicklung früher durch und werden zudem im Schnitt größer, mit der Körpergröße steigt auch im Schnitt die Körpergröße“

vgl. auch:

 

Arne Hoffmann: Sexuelle Gewalt gegen Männer: Was wir darüber wissen und warum wir dazu schweigen

Von Amazon:

Seit einigen Jahren weist die Forschung darauf hin, dass es sehr viel mehr männliche Opfer sexueller Gewalt gibt, als man lange Zeit glaubte. Ihre Rate reicht an die Rate weiblicher Opfer heran. Wie dieses Buch zeigt, sprechen Politik und Medien in den USA diese Erkenntnisse an, während sie hierzulande ein Tabu bleiben. Aktivisten, die sich mit diesen Missständen beschäftigen, werden von Meinungsführern angefeindet und ausgegrenzt.

„Sexuelle Gewalt gegen Männer“ beleuchtet die gesamte Bandbreite dieses Problems. Dazu zählen Vergewaltigungen, Belästigungen, Kindesmissbrauch, Zwangsprostitution, Rachepornos, Stalking, Sextourismus, sexuelle Gewalt in militärischen Konflikten und andere Menschenrechtsverletzungen. Dabei ist es Hoffmann ein zentrales Anliegen, wissenschaftliche Fakten auch jenen Lesern leicht verständlich zu machen, die sich noch nie zuvor mit diesem Thema beschäftigt haben.

Männer, die sexuelle Gewalt erlitten haben, kommen in diesem Buch ebenso zu Wort wie Helfer und Aktivisten. So gehören zu Hoffmanns Interviewpartnern die Opferberaterin Deborah Neuburger, der Männerexperte und Psychotherapeut Professor Michael Klein, die feministische Kulturanthropologin Dr. Mithu Sanyal sowie Matthias Enderle, der Vorsitzende der männerpolitischen NGO Manndat, die sich seit zwei Jahrzehnten für diese Opfer einsetzt.

Ein Teil des Buches zeigt darüber hinaus, auf welche mitunter fragwürdige Weise Leitmedien Betroffene ebenso darstellen wie Menschen, die sich in diesem Bereich engagieren. Hier gewährt Hoffmann Einblicke in seine eigenen – mitunter geradezu bizarren – Erfahrungen mit vermeintlichen „Qualitätsjournalisten“, führt aber auch die Fälle auf, bei denen Journalisten ihrer Aufgabe gerecht geworden sind. Ausführlich untersucht das Buch die Gründe dafür, dass die große Zahl männlicher Opfer hierzulande verschwiegen wird.

Nicht zuletzt verdeutlicht ein eigenes Kapitel, warum auch Mädchen und Frauen davon profitieren, wenn männliche Opfer zur Kenntnis genommen werden. Auf diese Weise entsteht jener ganzheitliche Blick auf sexuelle Gewalt, der zu ihrer Bekämpfung dringend notwendig ist.

Und Arne selbst hat natürlich auch einen Artikel dazu, in dem er auch das Inhaltsverzeichnis anführt:

Vorwort

TEIL EINS: Was uns die Forschung sagt

1. „Eine Epidemie vergewaltigter Männer“

2. Sexuelle Belästigung: „Ich frage mich, ob ich Freiwild bin.“

3. „Jedes Mal definitiv verdient“: Häusliche Gewalt gegen Männer

4. „Wir erkennen immer wieder eindeutig Frauenhände“: Der Horror des sexuellen Missbrauchs

5. Massenvergewaltigungen und Zwangsprostitution: Männliche Opfer bleiben ein Tabu

6. Von Kenias Stränden bis zu Putins Gefängnissen: So weit reicht der Mantel des Schweigens

7. Die Kette der Gewalt durchbrechen: Warum es auch Frauen hilft, wenn man das Schweigen beendet

TEIL ZWEI: Wie Leitmedien beim Thema „männliche Opfer“ versagen

TEIL DREI: Ist es nicht egal, wenn „Müll“ vergewaltigt wird? – Zwanzig Gründe, warum männliche Opfer unsichtbar bleiben

TEIL VIER: Was ist zu tun? Interviews mit Opfern, Helfern und Aktivisten

Matthias Mala, Opfer sexueller Gewalt: „Ich signalisierte, dass ich nicht wollte, doch sie ignorierte es“

Johannes Busch, Opfer sexueller Gewalt: „Meiner Frau habe ich erst nach Jahren davon erzählt“

Sedrik Vold, Opfer sexueller Gewalt: „Ich leide fast täglich unter Alpträumen, Panikattacken, Schlafstörungen, depressiven Momenten und Selbsthass.“

Deborah Neuburger, Opferberaterin: „Nur zwei Männer waren in der Lage, den erzwungenen Geschlechtsverkehr als Vergewaltigung einzuordnen“

Phil Mitchell, Therapeut: „Meiner Einschätzung nach werden genauso viele Männer zum Sex gezwungen wie Frauen“

Professor Michael Klein, Therapeut: „Vertreter einer sozialen Bewegung für Männer werden stigmatisiert“

Dr. Mithu Sanyal, feministische Kulturanthropologin: „Die Medien arbeiten noch immer mit Bildern, die erschreckend an die Fünfzigerjahre erinnern“

Matthias Enderle, Vorsitzender von MANNdat: „Aus dem Feminismus lassen sich Lehren für die eigene Haltung ziehen“

Nachwort: Der Semmelweis-Reflex

Anhang: Hier erhalten männliche Opfer sexueller Gewalt Unterstützung.

Sexual Strategies Theory: Eine evolutionäre Perspektive auf die menschliche Paarung (Teil 12)

David Buss hat mit Sexual Strategies Theory eine sehr interessante Theorie entwickelt und es lohnt sich, sie hier zu besprechen.

Sexual Strategies Theory: An Evolutionary Perspective on Human Mating

Bisherige Teile finden sich hier:

Weiter geht es:

Adaptive Logic of Men Pursuing a Long-Term Mating
Strategy
Given the powerful reproductive advantages that accrue to men who pursue short-term sexual strategies, why should men pursue a long-term mate? The primary reproductive advantage to men of long-term mating is that it offers the possibility of monopolizing a woman’s lifetime reproductive resources. Additionally, it may offer benefits of prolonged economic cooperation with the woman and the development of long-term alliances with her kin (Barb Smuts, 1991, personal communication).
There are several potentially powerful reproductive reasons why men would seek long-term rather than short-term matings.

These include
(a) when long-term mating becomes necessary to obtain women of high mate value,
(b) to avoid the cost of not pursuing a long-term mate,
(c) to increase the genetic quality of children,
(d) to solve the problem of concealed ovulation in women, and
(e) to reap the benefits of mutual cooperation and division of labor.

„(a) when long-term mating becomes necessary to obtain women of high mate value,“

Wenn Frauen bei einer Kurzzeitstrategie des Mannes die Kosten der Schwangerschaft nicht mit dem Mann teilen können, sondern sie selbst tragen müssen oder andere, die ein geringeres genetisches Interesse an den Kindern haben, dazu bringen müssen sie zu tragen, dann kann es im Interesse der Frauen liegen, und zwar gerade der, die für Männer als Sexualpartner besonders interessant sind, sich nicht auf eine Kurzzeitstrategie einzulassen, sondern nach Möglichkeit den Vater der Kinder dazu zu bringen eigene Kosten zu tragen. Sie können ja nebenher auch noch die weiteren Personen, die für einen Übernahme der Kosten bereit stehen könnten, etwa Eltern oder nahe Verwandten nutzen und so weniger Ressourcen alleine tragen bzw mit höherer Wahrscheinlichkeit sicherstellen, dass immer genug Ressourcen vorhanden sind. Daraus folgt, dass sich dann, wenn genügend Frauen diesen Weg einschlagen, die Langzeitbeziehung auch für Männer interessanter wird, weil eben dort die „Guten“ Frauen zu finden sind.

Ich haue mal meine Gedanken dazu hier rein

„(b) to avoid the cost of not pursuing a long-term mate,“

Die Kosten hängen eben davon ab, welche Strategien die Frauen einschlagen. Verfolgen diese ganz überwiegend eine Langzeitstrategie, soweit sie es können, und findet der Mann keine Frau, die für eine Kurzzeitstrategie zu haben ist, dann droht er leer auszugehen.

(c) to increase the genetic quality of children,

Bessere Frauen = bessere Gene. Wenn diese aber alle auf eine Langzeitstrategie aus sind (zumindest in Bezug auf den jeweiligen Mann) dann kann er nur auf dem Weg an die „Guten Gene“ kommen.

(d) to solve the problem of concealed ovulation in women, and

Da man einer menschlichen Frau, im Gegensatz zu diversen anderen Primaten, nicht ansieht, wann sie fruchtbar ist, weiß man nicht, ob die Kurzzeitstrategie zum Erfolg geführt hat. Ist man hingegen der einzige, der mit der entsprechenden Frau schläft und „monopolisiert“ sie, dann wird man eher die fruchtbaren Tage erwischen und auch eher der Vater des Kindes sein, welches sie zur Welt bringt.

(e) to reap the benefits of mutual cooperation and division of labor.

Eltern haben den Vorteil, dass sie beide ein hohes Interesse an dem „Produkt“ haben, nämlich ihren Nachwuchs. Beide sind im Schnitt zu 50% mit ihm verwandt. Das erlaubt beiden zu kooperieren und insoweit an einem Strang zu ziehen und die Kinder damit bestmöglich zu versorgen. Keine andere Konstellation hat ein gleiches genetisches Interesse und erlaubt damit auch die gleiche Form der Kooperation.

Mal sehen, was in der Studie geschrieben wird:

Fulfilling Standards Imposed by Women
There is an asymmetrical relationship between the two components of sexual selection. The mate preferences of one sex should influence the competitive tactics used by the opposite sex, either over evolutionary time or over the course of individual development (Buss, 1988a).

Das ist spieltheoretisch klar: Welche Strategie am besten ist wird üblicherweise erst deutlich, wenn man schaut, welche Strategie die andere Seite anwenden wird, die Wahl dieser Strategie kann dann auch wiederum die Strategiewahl des anderen neu beeinflussen bis man evtl bei Strategien ankommt, die für beide jeweils unter Berücksichtigung des Handelns des anderen der beste Weg sind oder man die eigene Strategiewahl wiederum gegen den Versuch der anderen Seite absichern muss, für sich mehr rauszuholen als es die eigentlich kooperative Strategie ermöglicht.

Ganz anschaulich ist da das Prisoners Dilemma, welches  eine kooperative Strategie erlaubt, die eigentlich für beide kooperative Strategie erlaubt, aber es auch erlaubt den anderen zu „betrügen“ und damit für sich etwas besseres herauszuholen, es sei denn der andere betrügt auch.

If women require reliable signs that a man is committed to them for a long-term relationship as a prerequisite for consenting to sexual intercourse, then men will have to display signals of long-term commitment if they are to succeed in acquiring a mate (barring attempts to circumvent female choice).

Und das ist ja heute noch ein großes Thema: Viele Frauen wollen gerade eine feste Beziehung und wollen vom Mann entsprechende Zeichen, dass sie es „ernst meinen“. Und natürlich kommt es hier immer wieder zu Problemen, weil Männer diese Zeichen fälschen oder Frauen sich nicht sicher sind.
Natürlich gibt es das auch andersrum: Männer, die Zeichen für eine ernste Beziehung wollen und sich schlecht fühlen, wenn sich herausstellt, dass diese nur vorgetäuscht waren. Aber da ist es für Männer üblicherweise nicht das Problem, dass sie Sex hatten, während Frauen Sex wesentlich häufiger bedauern und Männer eher bedauern, dass sie keinen Sex hatten.

These signals, of course, can be, and sometimes are, deceptive. Men may feign long-term interest as a tactic for obtaining a short-term mate. However, women should evolve over time to combat deception in three ways:
(a) evolving psychological mechanisms that detect when deception is occurring,
(b) focusing on cues that reliably predict actual long-term commitment, and
(c) requiring increased levels of commitment that are costly

„(a) evolving psychological mechanisms that detect when deception is occurring,“

Das ist eine interessante Frage. Haben Frauen zB ein besseres Gefühl dafür, wenn etwas nicht stimmt, wenn sich zB eine Konkurrentin für ihren Mann interessiert oder wenn er sich nach anderen umschaut als Männer (die daran allerdings ja auch ein evolutionäres Interesse haben)? Können sie Bindungsbereitschaft vielleicht eher einschätzen? Mal sehen, welche Mechanismen hier diskutiert werden.

„(b) focusing on cues that reliably predict actual long-term commitment, and“

Also quasi Zeichen für Verliebtheit und eine echte emotionale Bindung. Auch da tun sich spannende Fragen auf. Wie genau erkennt man überhaupt, dass es jemand ernst meint? Wie schließt man aus, dass er nicht nur Sex will?

(c) requiring increased levels of commitment that are costly to feign before intercourse. 

Auch das dürfte ein altes Thema sein. Was wären zB höhere Level der Verbindlichkeit? Zum einen sicherlich die Verdeutlichung nach außen, also gegenüber Freunden und Familie, dass man in einer Beziehung ist, die man ernst nimmt. Da würde dann die „Soziale Überwachung“ einsetzen. Denn ein Mann, der nach außen eine Verbindung signalisiert und diese nicht einhält signalisiert eben auch, dass er nicht zu seinem Wort steht und wird damit als Partner für andere Frauen uninteressanter. Zudem signalisiert er durch das Aufzeigen einer Verbindung auch, dass er „vergeben“ ist, was es für andere Frauen mit höheren Kosten belegt mit ihm zu flirten oder ihm Signale zu senden, weil sie sich damit zum einen gegen die Partnerin stellen und evtl eine soziale Ächtung als „Schlampe“ oder zu mindestens jemand der „anderen den Partner wegnimmt“ droht. Natürlich kann man darunter auch schlicht „Brautwerbungsressourcen“ verstehen, etwa Geschenke, Essen, Aufmerksamkeiten etc für die Frau selbst oder ihre Eltern.  Auf einem ganz einfachen Level wäre es bereit Zeit, die man mit der entsprechenden Frau verbringt: In der Zeit kann man eben nicht mit einer anderen Frau flirten oder versuchen sie für sich zu gewinnen.

Thus, men may be forced de facto into long-term matings to fulfill standards imposed by women

Und damit wird es natürlich auch gleichzeitig für sie interessant Frauen ihrerseits dazu zu bringen eine Langzeitstrategie umzusetzen.

Weiter im nächsten Beitrag

Phubbing: Wie viel Smartphonegebrauch in sozialen Beziehungen /Beziehungen an sich

Gefühlt jeden Tag wird mir irgendein Artikel mit einem neuen Kunstwort vorgeschlagen, gestern war es Phubbing

Phubbing kann die Qualität von Liebesbeziehungen negativ beeinflussen und sogar die Lebenszufriedenheit von Betroffenen senken. Das hat Faruk Caner von der türkischen Gazisomanpaşa University in Tokat mit einer Untersuchung belegt. „Das Phubbing-Phänomen, das die sozialen Interaktionen von Personen beeinträchtigt, ist ein wichtiger Risikofaktor für Liebesbeziehungen“, schreibt der Wissenschaftler zu seiner Forschung. Aber was ist Phubbing eigentlich?

Der Begriff Phubbing ist ein Kunstwort, das aus den englischen Begriffen „phone“ für Telefon und „snubbing“ für Brüskieren zusammengesetzt ist. Es ist also die Bezeichnung für einen unangemessenen Gebrauch von Mobiltelefonen in einer sozialen Situation und wurde bereits 2013 von einer Werbeagentur als Wort kreiert. Phubbing ist also genau gesagt die Angewohnheit, sich mit dem Smartphone zu beschäftigen, während man die Menschen, mit denen man gerade gesellschaftlich verkehrt, vernachlässigt. Ein solches Verhalten wird von anderen Menschen oftmals als unhöflich empfunden. Es stellt zudem eine kommunikative Barriere dar, die auch als Abschottung gewertet werden könnte. Doch zurück zur Studie.

Phubbing-Einfluss ist keine Frage des Alters
Mit Ergebnissen von Befragungen wollte der Forscher herausbekommen, wie zufrieden Menschen in ihren Liebesbeziehungen mit und ohne Phubbing sind. Caner unterschied dabei zwischen wahrgenommener romantischer Beziehungsqualität, Beziehungszufriedenheit und allgemeiner Lebenszufriedenheit. Für die Untersuchung nutzte er die Daten von insgesamt 243 Frauen und 65 Männern. Das Alter der insgesamt 308 Teilnehmenden lag zwischen 18 und 60 Jahren. Das Durchschnittsalter wurde mit 31,1 Jahren angegeben.

Bei der Auswertung der Daten zeigte sich recht eindeutig und wie erwartet: Menschen, die von ihrer Partnerin oder ihrem Partner „gephubbt“ werden, geben an, eine geringere Beziehungszufriedenheit zu haben, im Vergleich zu denen, bei denen Phubbing nicht stattfindet. Beziehungen mit Phubbing werden zudem insgesamt als von geringerer Qualität empfunden.

Als jemand, der sehr viel im Internet unterwegs ist will ich mich gar nicht davon freisprechen, dass ich da zu oft das Handy in der Hand habe. Gerade mit Kindern und sonst viel zu tun ist es angenehm und quasi etwas Zeit für sich kurz mal ein paar Artikel zu lesen oder etwas sinnlos zu surfen. Und es kommt schon vor, dass ich mich ermahne das Handy aus der Hand zu legen und mit den Kindern zu spielen und zu puzzeln oder noch eine Party Lotti Karotti zu spielen.
Glücklicherweise können aber Südländerin und ich beide auch mal ganz gut nebeneinander und noch mit einem Film nebenher in der jeweiligen digitalen Welt versinken, wenn sonst nichts los ist.

Wann ist Smartphonenutzung aus eurer Sicht zu viel und was stört auch generell zB bei anderen?

Selbermach Mittwoch

Bitte Kommentare bündeln, wenn sie nur aus einzelnen Tweets und kurzem Kommentar bestehen und man sehr viele davon plant.

Zwischen einem Kommentar, der nur einen Link oder einen Tweet ohne Besprechung des dort gesagten enthält, sollten mindestens 5 Kommentare anderer liegen, damit noch eine Diskussion erfolgen kann.