Wenn Frauen ständig ihren Mann stehen sollen, fangen Männer wann damit an ihre Frau zu stehen?
— Jessica Ritter (@DrJessicaRitter) February 7, 2023
Meinungen?
Meinungen?
Leser Tomicon schrieb unter den Artikel zur Meldestelle für Antifeminismus:
Vielleicht werde ich hier gleich als naiv gebrandmarkt, aber ich finde ja interessant, dass bei all den Debatten um Feminismus et al. stets von „Antifeminismus“ die Rede ist und ganz offenbar nie von „Feminismuskritik“. Ich persönlich würde mich wohl nicht als Antifeministen, wohl aber als Feminismuskritiker bezeichnen. Natürlich: Es ist stets die Frage, was jeweils konkret unter „Feminismus“ verstanden wird – aber wenn ich doch beispielsweise bestimmte Aspekte wie #killallmen, Opferhierarchisierung und überhaupt Ideologisierung feministischer Anliegen kritisiere, heißt das nicht automatisch, dass ich alle anderen vom F. vertretenen Aspekte rundheraus und ganz grundsätzlich ablehne. Mir ist klar, dass Differenzierungen und Grautöne in erhitzten Twitterdebatten nur wenig Platz haben können. Aber insbesondere von Sprachrohren der Männerrechtsbewegung hätte ich längst eine stärkere Differenzierung zwischen (konstruktiver) Kritik und absoluter Antihaltung erwartet.
In dem Artikel zur Meldestelle ging es erst einmal um die Besprechung des dort geschriebenen. Und insbesondere auch darum, was man dort bereits unter Antifeminismus versteht, was anscheinend weite Teile des sog. Radikalfeminismus sind.
Insofern war es sicherlich nicht der Artikel, der für eine Differenzierung gedacht war. Aber das Schöne an dem Blog hier ist ja, dass er bereits einige Zeit besteht und sich einiges an Artikeln angesammelt hat, dazu natürlich auch zu dem Thema „Differenzierung zwischen konstruktiver Kritik und absoluter Antihaltung“
Ich führe mal ein paar Stellen an:
In dem Artikel „was ist Antifeminismus?“ habe ich zB zu dem Thema den großartigen Lucas Schoppe zitiert:
Nun ist der Begriff „Antifeminismus“ heute allerdings kaum noch zu definieren, schon weil der Begriff „Feminismus“ kaum noch zu definieren ist. Zu vielen Fragen – zur Transsexualität zum Beispiel, zum Islam oder zur Prostitution – haben Feministinnen heute radikal konträre, unvereinbare Positionen. Es ist kaum möglich, irgendeine feministische Position zu beziehen, ohne damit aus anderer Perspektive als irgendwie antifeministisch dazustehen.
Das deckt sich mit dem Problem in dem Artikel zur Meldestelle. Der Feminismus, das könnte man als konstruktive Kritik sehen, ist eben leider in vielen Teilen nicht zur Diskussion fähig, sondern driftet sehr schnell ins Extreme ab und ist dort durch eine hohe Unduldsamkeit geprägt.
Ein sehr kurzer Artikel stellt folgende Frage:
und hat es immerhin auf 100 Kommentare dazu gebracht.
Hier habe ich die „32 Arten des Antifeminismus“ besprochen.
In „„Der Antifeminismus ist eben nicht der Maskulismus, sondern höchstens eine ekelhafte Facette davon“ greife ich einen Artikel von Robin auf, die schrieb:
Ich denke, ich habe schon oft genug meinen Willen demonstriert, gegen idiotische Auswüchse des Feminismus anzugehen, genauso, wie ich verständliche Anliegen des Maskulismus jederzeit unterstütze, ohne mich dabei im Geringsten in meinem Feminismus gestört zu fühlen. Denn ich mag Männer und möchte beide Geschlechter in einem respektvollen, liebevollen Umgang miteinander sehen.
Was ich NICHT mag, sind Antifeministen – frauenhassende Arschlöcher, ignorante Scheuklappenträger, die jegliche Benachteiligung gegen Frauen in sämtlichen Epochen der Weltgeschichte leugnen und daher dem Feminismus, egal in welcher Ausprägung, jeden auch noch so zarten Hauch Legitimität absprechen.
Ich schrieb dort dazu:
Ich finde es auch keine verständliche Position, jeder Form von Feminismus, auch in einer vernünftigen, auf Gleichberechtigung ausgerichteten Form, die Darseinsberechtigung abzusprechen. Allerdings kann man aus meiner Sicht schon eine reine Feminismuskritik betreiben
Und in einem Artikel aus dem Jahr 2011 schrieb ich:
Die Kurzfassung ist: Ich finde den Begriff Antifeminist nicht passend, weil Feminismus als Begriff Werte umfasst, die ich teile.
Ich bin für eine Gleichberechtigung der Frau, ich bin dafür, dass sie frei wählen kann, wie sie ihr Leben gestaltet, jeden Beruf ergreifen kann, jeden Studiengang einschlagen kann und für gleiche Arbeit gleich bezahlt wird. Ich bin dagegen, ihr aufgrund ihres Phänotyps bestimmte Rollen aufzuzwängen, auch wenn ich verstehen kann, warum die Mehrzahl der Frauen sich in diesen Rollen wohler fühlt als in der Männerrolle (und anders herum), weil ich die biologischen Grundlagen sehe, die diese Rollen ausformen. Ich finde Beschneidungen natürlich falsch, sehe, dass es auch Diskriminierungen von Frauen bei der Arbeit gibt, die man gesellschaftlich behandeln muss (allerdings nicht einseitig und ausschließlich) und lehne eine Vormachtstellung des Mannes ab.
Ich bin der Auffassung, dass Männer und Frauen einen fairen Umgang miteinander finden müssen und dabei auch die Interessen der Frau berücksichtigt werden müssen. Es muss ein angemessener Ausgleich im Verhältnis von Mann und Frau gefunden werden und auch die Lasten der Kindererziehung entsprechend berücksichtigt werden.
Ein fairer Ausgleich wird wohl nur zustande kommen, wenn gemäßigte, rationale Feministen und gemäßigte, rationale Maskulisten vernünftigte Gespräche miteinander führen.
Das hindert mich natürlich nicht Antigenderfeminist, Antiradikalfeminist, Antiopferfeminist, Anti-„Männer-sind-immer-privilegiert-Frauen-als-solche-nie“ist oder Anti-„Differenzfeminimus-in-seiner-unbiollogischen-spirituellen-mutterverklärenden-Form“-ist zu sein. All dies bin ich durchaus.
Es hindert mich auch nicht daran, Wissenschaftlichkeit im Feminismus zu fordern und das unkritische Aufzählen von Benachteiligung abzulehnen. Ich kann durchaus Argumente gegen die feministische Auffassung von „Frauen werden für gleiche Arbeit schlechter bezahlt“ vorbringen, weil dort eben verschiedenste Punkte gibt, die nicht berücksichtigt werden.
Für all dies ist aber meiner Meinung nach der Begriff Antifeminist zu unpräzise und damit zu leicht angreifbar. Weil er eben zumindest sprachlich mit einschliesst, dass man gegen einige berechtigte Punkte.
Genau diesen Umstand nutzen ja auch Feministinnen gerne, indem eine Frage, der wohl die meisten modernen Menschen zustimmen werden, wie etwa „bist du für gleichen Lohn für gleiche Arbei bei Männern und Frauen?“ bei zu erwartender positiver Antwort mit der Feststellung zu verbinden, dass man dann auch für den Feminismus sein müßte. (siehe „Warum lassen Männer das Ausufern des Feminismus zu?“).
Der Begriff „Antifeminist“ bietet damit eine große Angriffsfläche, die es einfach macht ein negatives Licht auf Positionen zu werden, die sich eigentlich gegen bestimmte Spielarten des Feminismus (die allerdings von dem Hauptteil der überzeugteren Feministinnen vertreten werden) richten.
Und hier schlage ich einen Lackmustest für die Frage wie radikal der jeweilige Feminist oder Maskulist ist vor:
Was kannst du Gutes über das andere Geschlecht oder einzelne Personen aus diesem sagen?
Jemand, der nichts gutes mehr in einem ganzen Geschlecht sehen kann ist definitiv zu radikal aus meiner Sicht.
Und hier in 2013 bespreche ich einen Kommentar von Elmar (!) positiv (!) und ziehe das folgende heraus:
- Antifeminismus als vorübergehende Bewegung, mit der dem Feminismus auf Fehler aufmerksam gemacht werden soll
- Feminismus als Interessenvertretung für Frauen, die aber aufgrund von Irrtümern und Fehlern vom Weg abgekommen ist
- Maskulismus als gleichwertige Vertretung von Männerinteressen
- Wenn Feminismus und Maskulismus gegeneinander arbeiten und nicht insgesamt an der Verbesserung der Zustände.
Das ist eine freundlich klingende Vision einer besseren Welt, es würde mich sogar freuen, wenn man es so umsetzen könnte. Mir scheint der gemäßigte Maskulismus hat in letzter Zeit durchaus an Substanz gewonnen und etwas mehr Akzeptanz gewonnen. Teilweise liegt dies sicherlich auch daran, dass der Radikalismus des Feminismus einfach deutlicher in das „normale Leben“ getreten ist und dadurch mehr öffentliche Ablehnung erfährt. Aktionen wie der „Aufschrei“ haben zwar viel Aufmerksamkeit gebracht, scheinen mir aber wesentlich weniger im Alltag der Leute angekommen zu sein als es die Anzahl der Talkshows erscheinen lässt. Ein gewisses Gegeneinander ist sicherlich immer noch vorhanden, was man natürlich auf die gegenwärtige Ausrichtung des Feminismus zurückführen kann.
Ich hatte schon häufiger geäußert, dass eine gerechte Geschlechterpolitik aus meiner Sicht ein Zusammenspiel von gemäßigten Maskulismus und gemäßigten Feminismus erfordert. Es muss eben eine Abwägung der Interessen beider Geschlechter erfolgen.
Und hier noch ein Artikel mit dem Versuch ein Abgrenzung:
Das wäre aus meiner Sicht einfach:
- Maskulist ist man, wenn man einen männlichen Standpunkt in der Geschlechterdebatte qualifiziert vertritt.
- Antifeminist ist man, wenn die Kritik am Feminismus im Vordergrund steht ohne das man dadurch zugleich Männerrechte wahren will
Damit können sich beide Bereiche überschneiden. Es kann aber auch klare Unterschiede geben. Antifeminist zB kann auch jemand sein, der nur für Gleichberechtigung ist und deswegen den Feminismus kritisiert, aber keine speziellen männerrechtlichen Anliegen hat. Antifeminismus kann auch schlicht in einer Ablehnung eines feministischen Ansatzes liegen, etwa dem dortigen Sozialkonstruktivismus oder der Gruppentheorien des intersektionalen Feminismus. Kombiniert man das damit, dass man sich zusätzlich dafür einsetzt, dass Männeranliegen mehr beachtet werden, kann es ein maskulistischer Ansatz sein.
In einem Versuch die thematischen Inhalte von Männerrechtlern darzulegen schrieb ich in einem anderen Artikel:
- Dabei werden Männerrechte insbesondere in den Bereichen diskutiert, in denen
- Männern besondere Pflichten auferlegt werden
- Männern bestimmte Rechte nicht oder nur eingeschränkt gewährt werden
- Männer abgewertet werden.
Dies scheinen mir die drei Hauptbereiche zu sein, in denen eine Diskussion um Männerrechte stattfindet und sinnvoll ist.
Es gibt sicherlich noch viele weitere Diskussionen darüber hier im Blog. Ich belasse es aber erst mal dabei.
Natürlich gibt es hier im Blog auch viel „Konstruktive Kritik“. Etwa mit dem Hinweis auf entgegenstehende Forschung zum Genderfeminismus oder eine Kritik der starken Ideologiegeprägtheit des Feminismus.