Posttraumatische Verbitterungsstörung

Erzählmirnix hatte hier in den Kommentaren mal Folgendes vermutet:

Das gilt sicher nicht für jeden Aktivismus aber grade der Feminismus scheint in gewisser Weise Anlaufstelle für (sexuell) traumatisierte Frauen zu sein. (So wie der Maskulismus Anlaufstelle für Männer mit posttraumatischer Verbitterungsstörung zu sein scheint).

Insofern scheint es angebracht, sich hier auch mal mit einer posttraumatischen Verbitterungsstörung zu beschäftigen. Natürlich bin ich auf dem Gebiet Laie, aber ich schreibe mal ein paar Gedanken dazu nieder, wer mehr weiß, der kann ja in den Kommentaren ergänzen und berichtigen.

Wikipedia schreibt dazu:

Die Posttraumatische Verbitterungsstörung (Posttraumatic Embitterment Disorder, PTED) ist eine von Michael Linden 2003 vorgeschlagene neue Krankheitsentität aus dem Gebiet der Anpassungsstörungen. Sie kann nach außergewöhnlichen, jedoch lebensüblichen Belastungen (Kündigung, Partnerschaftsprobleme, zwischenmenschliche Konflikte, Verlusterlebnisse) entstehen, wenn diese als ungerecht, kränkend oder herabwürdigend erlebt werden. Es treten chronische Verbitterung in Verbindung mit Selbst- oder Fremdaggression auf.

Hier kommen natürlich auf Seiten des Maskulismus gerade Trennungen von Frauen, Problematische Partnerschaften, Scheidungen insbesondere mit Trennung von den Kindern und starken finanziellen Einbußen durch Unterhalt, Versorgungsausgleich und Zugewinn in Betracht. Hier kann denke ich auch der Wechsel von einem gut aufgestellten Familienvater, der Frau und Kinder versorgt und beschützt hin zu jemanden, der für den Selbstbehalt arbeitet, sein Haus verkaufen muss und dem die Hälfte der Rente abgezogen wird und der zudem seine Kinder nur an jedem zweiten Wochenende sieht, vielleicht auch seltener sicherlich als ungerecht, kränkend und herabwürdigend erlebt werden. Von „mein Leben verläuft gut“ zu „alles ist irgendwie nichts mehr wert und ich arbeite für andere, während mir nichts mehr bleibt“ kann es dabei sehr schnell gehen. Dieses Gefühl kann auch noch verstärkt werden, wenn sie evtl. bereits einen neuen Partner hat, sich insoweit ein subjektiv gutes Leben macht, während der Mann die finanziellen Einbuße zusätzlich auf dem Partnermarkt spürt. Das seine Stellung als Vater dann nicht hinreichend berücksichtigt wird und bei der Frage, wer die Kinder bekommt, seine Berufstätigkeit gegen ihn verwendet wird kann ebenfalls als sehr ungerecht empfunden werden.

Ein anderer Grund kann sein, dass Beziehungen immer wieder scheitern, obwohl derjenige alles macht, damit sie funktionieren, Frauen alles mögliche ausgibt, übernett zu ihnen ist, und er dann dennoch abgelehnt wird.

Auch im Feminismus kann man sich entsprechendes Vorstellen, beispielsweise das Gefühl, dass einen alle Männer nur ausnutzen oder eben nur auf den Körper achten, der bei einem selbst den „Normanforderungen“ nicht genügt. Ich kann mir vorstellen, dass man vieles als extrem ungerecht empfindet, wenn man davon ausgeht, dass alle anderen Privilegien haben, alle Normen von Männern gemacht werden und diesen dienen und man in allen Bereichen aufgrund seines Geschlechts etc. benachteiligt wird. Insoweit lädt die Privilegientheorie zu einer extremen Enttäuschung ein, die dann aufgrund der negativen Einstellung auch dazu führt, dass die Vorhersagen sich bewahrheiten: Der Partner macht Schluss, weil er sich nicht mehr anhören möchte, dass Männer schlecht sind, der Chef befördert nicht und nutzt Möglichkeiten zur Entlassung, weil die Vorträge über „das Patriarchat“ dem Betriebsklima schaden, Freunde, die dauernd ermahnt werden, dass sie irgendeine Form der Benachteiligung aussprechen meiden einen.

In der WIkipedia heißt es weiter:

Zu schweren Verbitterungsreaktionen kommt es, wenn durch ein Ereignis oder andere Personen wichtige „Grundannahmen“ grob verletzt werden. Grundannahmen (im Englischen: basic beliefs) sind psychologische Einstellungen und Wertorientierungen, auf die jeder Mensch im Alter von 5 bis 15 Jahren geprägt wird. Sie dienen dazu, sich über die Lebensspanne hin kohärent verhalten zu können (zum Beispiel „Die Familie ist das Wichtigste im Leben!“ „Der Beruf ist das wichtigste im Leben!“ „Materielle Sicherheit oder Reichtum ist das Wichtigste im Leben!“ „Verlässlichkeit und Ehrlichkeit ist das Wichtigste im Leben!“ usw.). Grundannahmen werden oftmals über Generationen und Jahrhunderte weitergegeben (Persistenz). Eine der wichtigsten Grundannahmen ist der Glaube an eine gerechte Welt (im Englischen: belief in a just world).

Der Glauben an eine gerechte Welt ist sicherlich bei vielen nach einer sehr harten Scheidung mit Wegnahme der Kinder etc sehr eingeschränkt, der Glaube an den Beruf wird ausgehöhlt, wenn man den Lohn überwiegend abgeben muss, ebenso der Glaube an materielle Sicherheit und Reichtum. Auch der Einsatz für die Familie wirkt entwertet.

In den Bereichen, in denen Menschen besonders leistungsstark sind, sind sie verletzlich. Kränkungen und Ungerechtigkeit sind psychologisch als Aggression zu verstehen. Wenn darauf nicht mit wirksamer Verteidigung reagiert werden kann, können Hilflosigkeit, Resignation und Verbitterung einsetzen. Verbitterung hat dabei auch den Charakter einer Bestrafung des Aggressors durch Selbstzerstörung, was die z. T. ausgeprägten aggressiven Phantasien und Handlungen sowie erweiterte Suizide erklärt.

Das würde zumindest zu dem Hass passen, den die radikalen Teile des Maskulismus Frauen als Gruppe entgegenhalten. „Die Frauen“ oder „der femizentrische Staat“ oder die „frauenfreundliche Justiz“ oder „das Jugendamt“ sind dann der Aggressor, der bestraft werden muss und auf dessen Bestrafung sich dann das weitere handeln.

Inwieweit ähnliche Gedankengänge zB in Bezug auf sexuelle Gewalt oder andere Punkte sich bei Frauen dann eher in einer Depression manifestieren oder daraus auch ein Teil der Aggression im Feminismus stammt, wäre interessant.

Hier noch zu den Behandlungsmethoden:

Hier setzt man zum einen übliche kognitive Strategien der Einstellungsänderung und Problemlösung ein wie

  • verhaltenstherapeutische Verfahren der Verhaltensanalyse und des kognitiven Rehearsals,
  • Analyse automatischer Gedanken und Schemata,
  • Reframing oder kognitives Neubenennen,
  • Expositionsverfahren,
  • Aktivitätsaufbau,
  • Wiederaufbau von Sozialkontakten und
  • Förderung von Selbstwirksamkeitserfahrungen.

Zum anderen setzt man als spezielles Therapiemodul ein gezieltes Training von Weisheitskompetenzen ein; dazu gehört die Förderung folgender Fähigkeiten:

  • zum Perspektivwechsel,
  • zur Empathiefähigkeit,
  • zur Emotionswahrnehmung und Emotionsaktzeptanz,
  • zur emotionalen Ausgeglichenheit und Humor (Serenität) bzw. (Heiterkeit),
  • zum Kontextualismus
  • zu einer Nachhaltigkeitsorientierung,
  • zum Wertrelativismus
  • zu einer Ungewissheitstoleranz
  • zu einer Selbstdistanz und Anspruchsrelativierung (Selbstrelativierung)

Methodisch wird das Verfahren der „unlösbaren Probleme“ eingesetzt. Bei diesem Verfahren gibt man fiktive schwerwiegende und unlösbare Konfliktsituationen vor, anhand derer die Patienten die vorgenannten Fähigkeiten einüben können/sollen, um sie anschließend auf ihre eigene Situation zu übertragen (sog. „Lerntransfer“).

An einigen „Reframes“ des Verhaltens von Frauen in Bezug auf Männern weg von einer Unterdrückung und Ausbeutung habe ich mich hier ja auch schon versucht:

Und auch die Frames des Feminismus sollte man vielleicht als solche ansprechen:

Wie man den eigenen Anteil an Verbitterung erkennen kann und was man dagegen machen kann, dazu möchte ich mangels Fachkenntnis erst einmal nichts sagen.

Ich könnte mir allenfalls vorstellen, dass man gerade mit der Kenntnis von Pickup/Game einige Fehlvorstellungen über das weibliche Geschlecht abbauen kann und dann auch erkennen kann, warum man vielleicht Probleme mit Frauen hatte und wie man diese in Zukunft vermeiden kann. Ein weiterer Aspekt ist aus meiner Sicht die Spieltheorie und die Erkenntnis, dass sich viele Verhaltensweisen der Menschen als Reaktion auf das typische Verhalten des anderen Geschlechts erklären lassen und in vielen Beziehung nicht Macht, sondern Kooperation eine Rolle spielt. Zudem kann auch ein Verständnis um unsere biologischen Grundlagen und die Unterschiede zwischen Männern und Frauen, die sich daraus ergeben, dazu beitragen, dass man erkennt, dass mitunter nichts vorenthalten wird, sondern Vorgänge einfach nur anders bewertet werden, weil die Geschlechter verschiedene Payoffs haben.