Sachliches Diskutieren mit gemäßigten Maskulisten

Wortschrank hat mit seinem Beitrag „Sorry, war scheiße“ eine Lanze dafür gebrochen, dass man versucht möglichst vorurteilsfrei mit anderen Personen zu diskutieren und ihnen nicht von vorneherein Positionen zuzuordnen, die sie gar nicht vertreten:

Und weil ich mir meine Welt so zurecht gelegt habe, habe ich blöderweise auch Feministinnen angeblökt, die tatsächlich gesprächsbereit sind. Und nicht nur das, sondern sogar durchaus offen sind, um sich sachlich über Schnittmengen und Gemeinsamkeiten auszutauschen. Klar differieren da trotzdem noch die Meinungen in vielen Punkten, aber es ist ein Austausch möglich. Gespräche, die vielleicht Vertrauen aufbauen können. Genug Vertrauen, um sich tatsächlich mal die Gegenseite anzuhören und zu akzeptieren, dass es bei “den anderen” durchaus auch gerechtfertigte Probleme oder Benachteiligungen gibt.

Das ist ein Ansatz, den ich vollkommen vertreten und auch so unterschreiben würde. Ich habe selbst schon ähnliche Artikel in diese Richtung gehabt.

Ich habe auch immer wieder dazu eingeladen, die Argumente der anderen Seite vorzubringen oder gar in einem Gastartikel darzulegen bzw. habe Antworten auf Kritik geschrieben.

Andere Blogs aus der gemäßigten maskulistischen Szene bzw. der gemäßigten Männerbewegung sind da ebenfalls sehr offen. Ein gutes Beispiel sind Robins eher unsachlich gehaltene Artikel zum Maskulismus, die dennoch eine deutliche Resonanz hatten, sei es in Kommentaren bei ihr oder in Blogartikeln, zB bei Tom174 oder bei mir.

Ein weiteres Beispiel wären die Fragen von Erzählmirnix, die ebenfalls eine sehr reichliche Resonanz erhielten.

Eigentlich ist es sehr einfach mit der Szene ins Gespräch zu kommen: Jeder irgendwie aufkommende Rant wird eigentlich irgendwo und noch verhältnismäßig aufgegriffen.

Würde die Mädchenmannschaft eine Kritik mit zumindest ein wenig Inhalt an der wachsenden gemäßigten maskulistischen Blogszene schreiben, dann wäre es recht sicher, dass man innerhalb der nächsten Woche auf nahezu jedem der aktiveren Blogs eine entsprechende Rückmeldung hätte.

Natürlich gibt es auch die Front, die darauf nur mit Hassparolen reagieren würde und die jegliche Diskussion mit Feministinnen ablehnt. Es würde mich interessieren, wie groß diese Szene ist, sie scheint mir jedenfalls erheblich an Einfluss verloren zu haben. Interessanterweise war das auch neulich Gegenstand einer Diskussion bei Erzählmirnix, die zu folgender Wertung kam:

Die ganzen Exremistenforen haben lediglich ein paar Mitglieder. Möglicherweise gibt es ein paar mehr Leser und sehr wahrscheinlich handelt es sich dabei um Katastrophentouristen^^ Das bestätigt doch, dass der Großteil des Maskulismus sich auf gemäßigteren Plattformen abspielt, die tatsächlich gute 1000+ Leser haben und vermutlich noch weit mehr stille Besucher.

Leszek ergänzte dort wie folgt:

Der radikale Rand der Männerbewegung ist inzwischen weitgehend isoliert. Jedem wirklich an positiven Veränderungen hin zu mehr Gleichberechtigung für Jungen und Männer interessierten Männerrechtler ist klar, dass mit diesen Leuten nichts Konstruktives erreicht werden kann.

Dagegen ist die liberale und linke maskulistische Blogger-Szene inzwischen gut vernetzt und auch die Mehrzahl der Kommentatoren sind gemäßigt.
Da Christianas Blog der bekannteste maskulistische Blog mit Kommentarmöglichkeit ist, tauchen dort leider neben gemäßigten Kommentatoren auch ein paar extremere Gestalten auf. Ich empfehle weiblichen Kommentatoren meist diese Personen zu ignorieren und sich auf diejenigen Leute zu konzentrieren, mit denen konstruktive Diskussionen möglich sind. Christian selbst ist übrigens derjenige Maskulist, bei dem im Schnitt am meisten kritische Artikel auch zu negativen Aspekten im Maskulismus zu finden sind.
Schoppes großartiger Blog Man-Tau ist inzwischen auch gut frequentiert und hat weit überwiegend gemäßigte Kommentatoren.
MANNdat und AGENS wollen mit den Radikalen sowieso nichts zu tun haben. (Beide Organisationen verstehen sich übrigens auch nicht als “antifeministisch”, nur als feminismuskritisch, dort wo der vorherrschende Feminismus zu männlichen Benachteiligungen beiträgt.)

In der Tat hat sich seit der letzten Bestandsaufnahme zur maskulistischen Blogszene und dem diesbezüglichen Aufruf zur Vernetzung einiges getan: Neben nun schon länger aktiven „neuen“ Blogs FlussfängerTom174 (bei Ach Domina regt sich ja leider seit einiger Zeit nichts mehr) gibt es weitere neue Blogs wie Offene Flanke und Nachdenklicher Mann oder Zulang. Ich hoffe auch, dass Geschlechterallerlei viele neue interessante Stimmen in die Szene bringt. 

All diese Blogs haben neben bekannten gemäßigten Blogs wie zB Schoppe eine offene Kommentarpolitik und insgesamt einen sehr gemäßigten Umgangston (wobei es natürlich immer wieder auch radikalere Kommentatoren gibt, was aber gerade bei einer offenen Kommentarpolitik auch schwer zu verhindern ist).

Was gibt es im Gegensatz auf feministischer Seite? Alle großen feministischen Blogs haben eine stark regulierte Kommentarpolitik, in der freie Debatten nicht möglich sind. Man darf dort keine Kritik anbringen und ist recht schnell dort gesperrt. Selbst feministische Diskussionen finden dort nur noch sehr eingeschränkt statt – eine Resonanz auf Kritik von dort aus kann man vergessen. Bei Robin und Co kann man immerhin recht frei kommentieren, allerdings wird es auch dort durchaus aggressiv, gerade wenn man stark abweichende Meinungen vertritt.

Ich finde insofern den gemäßigten Maskulismus – trotz des immer noch bestehenden Problems, dass einige der dort Kommentierenden sehr verbittert wirken oder einen gewissen Hass zeigen – für Diskussionen gut aufgestellt. Ich habe das Gefühl, dass unsere Seite dazu weitaus eher bereit ist, ja sogar begierig auf einen Dialog bzw. eine Diskussion wartet. Viele scheuen ein Lagerdenken und wollen sich gar nicht unbedingt auf einen Maskulismus festlegen, sondern sehen sich eher einem Humanismus verpflichtet.

Es scheint mir eher die feministische Seite zu sein, die hier ihre Hausarbeiten machen muss. Nach wie vor warte ich auf eine feministische Bloggerin, die tatsächlich zu einer Diskussion über feministische Theorien bereit ist.

Sollte es tatsächlich immerhin ein kleines „New Beginning“ geben, dann würde mich das ja durchaus freuen. Ich vermute allerdings, dass man sich dort über wirklich kritische Themen – Rape Culture, Patriarchat, Männerfeindlichkeit im Feminismus – nicht unterhalten können wird, ohne das es wieder zum Knall kommt.