El Mocho weist auf ein interessantes Interviews in der Print-Zeit hin (wenn es das irgendwo online gibt, dann freue ich mich über einen Hinweis)
In der “Zeit” vom 27.02. findet sich ein Interview mit dem Geschichtsdidaktiker Martin Lücke, der “an Berliner Schulen den Queer History Month organisierte”, scheint nicht online zu sein. Da heißt es:
“Zeit: Glauben Sie an diese (Gender)Theorie?
Lücke: Ja, ich glaube daran. Und das ist auch wirklich eine Glaubensfrage.Wissenschaft setzt immer Prämissen, und die Prämisse der Genderwissenschaft, dass Geschlecht immer etwas sozial kosntruiertes ist, hat den großen Vorteil, sehr viel erklären zu können, vor allem den Umstand, dass sexuelle Orientierung auch außerhalb der Fortpflanzung so wirksam und erfolgreich ist. Und dass wir die Biologie dazu benutzen, Sexualität zu definieren, aber diese biologie ihrerseits sozial kosntruiert ist – just zu diesem Zweck.
Zeit: Ist nicht ein Hauch von Irrsinn dabei? ….Taugt die Gendertheorie zur Kritik einer naturwissenschaft?
Lücke: Ja .- denn die Biologie hat auch ihre vorwissenschaftliche Arbeitshypothese: nämlich immer etwas eibndeutig bestimmen zu wollen.
Zeit: Es gibt aber eine Gefahr dieser Art Wissenschaftskritik: dass am Ende keine Wissenschaft mehr bleibt. Wenn jeder Standpunkt als parteilich gilt, … gibt es keinen Austausch von unverdächtigen Argumenten mehr. …
Lücke: Aber der Gender-Ansatz hat den großen Vorzug, überhaupt erst zu der Erkenntnis zu verhelfen,von welchem Standpunkt aus man spricht.”
Also der Gender-Ansatz verdinet Glauben nicht weil er wahrer ist als andere, sondern weil er so viele Vorteile bietet (für Herrn Lücke zumindest).
Genau das hatte ich vermutet..
Das ist aus wissenschaftlicher Sicht schlicht gruselig. Leider ist es ja eine Auffassung, die die gesamten Genderwissenschaften oder Gender Studies durchzieht und dort als wesentliche Erkenntnis gefeiert wird:
Wissen soll subjektiv sein, jede Wissenschaft ist nur Diskurs und nicht Fakt, ist eine subjektive Meinung, die der Absicherung eigener Macht dient.
In diesem System stellt sich daher gar nicht die Frage, ob etwas wahr ist, sondern nur, welche Folgen es hat, wenn es als wahr angenommen wird und wer davon profitiert.
Diese Unwissenschaftlichkeit im Feminismus war schon häufiger Thema hier:
- Gender Studies, Voreingenommenheit und Wissenschaftlichkeit
- Feministische Wissenschaft vs patriarchische Wissenschaft
- feministische Standpunkttheorie
- Genderdiskurse sind nicht objektiv. Sollten sie aber sein.
- Poststrukturalismus
Natürlich KANN eine Machtfrage dazu führen, dass Wissen verborgen bleibt. Beispielsweise hat Religion sicherlich in bestimmten Zeiten und auch heute noch dazu beigetragen, dass bestimmte Theorien sich schwer durchsetzen oder falsche Theorien sich länger hielten, von der Erde als Mittelpunkt des Universums bis hin zu Schöpfungstheorien.
Und natürlich kann es auch extreme Geschichtsverfälschungen dadurch gegeben haben, dass die Sieger oder Mächtigen die Geschichte geschrieben haben. Aber das alles führt nicht dazu, dass man aufhören darf, Fakten für seine Thesen zu ermitteln und diese kritisch zu werten. Ein Abstellen auf reine Subjektivität, wie sie hier propagiert wird, kann schlicht nicht mit einer wie auch immer gearteten Wissenschaft in Einklang gebracht werden. Der Mond ist eben nach allen bekannten Fakten nicht der Hintern einer dicken Frau, es ist ein größer Felsbrocken, der um die Erde kreist. Hier eine Gegenposition aufzubauen, die mit den gegenwärtigen Fakten nicht in Einklang zu bringen ist, bringt keine neuen Erkenntnisse, sondern schlicht falsche Ergebnisse.
Das ist im Geschlechterthema nicht anders. Im Gegenteil: Die starken Vereinfachungen im Genderfeminismus in Gruppen, die allgemeine abstrakte Vorteile oder Nachteile haben und stets in einem Nullsummenspiel um die Macht sind verbessert die Lage nicht, sondern schafft Lager, wo gar keine sein müssten.