Pickup und Ich: Kalibrierung (Teil 3)

Mein erster Kontakt war also durchaus erfolgreich verlaufen.

Richtig verwerten konnte ich das aber bei ihr nicht. Sie wechselte immer noch, obwohl sie Single war, zwischen heiß und kalt, ich glaube ich war einfach noch zu nett für sie. Ich stürzte mich dafür in die Pickupliteratur und las und verhörbuchte alles, was sich auf den einschlägigen Torrentseiten unter Stichworten wie „Pickup“ „David DeAngelo“, „Mystery“ etc finden ließ.

Ich hörte es allerdings wild durcheinander, hier eine Interviewserie, dort ein Schnipsel, ich machte es mir insofern selbst schwer, die dahinter stehende Struktur zu verstehen, da ich teilweise mit Detailproblemen aus dem Fortgeschrittenenprogramm anfing. Eine kurze Zeit versuchte ich davon einiges an ihr, aber es war viel zu durcheinander. Ich las etwas über Shittests und erkannte immerhin, dass das gut auf sie zutraf, reagierte dann aber relativ trotzig und zu wenig spielerisch. Dann hörte ich etwas darüber, dass man, wenn es nicht klappt, einfach mal locker lassen soll: Ist sie interessiert, dann würde sie sich wieder melden. Wenn nicht, dann lohnte es sich auch nicht und man hat besser den Kopf frei.

Ich beschloss also, dass fortan sie die Sache vorantreiben sollte und meldete mich nicht mehr und konzentrierte mich auf andere Ereignisse.

Dabei ließ sich eine erste Wirkung schon feststellen. Ich merkte, dass ich immer wieder entweder bestimmte Elemente mit Erfolg einsetzen konnte oder aber, wenn etwas nicht geklappt hatte, eine Stelle in Pickup fand, die mir recht nachdrücklich erklärte, warum es nicht geklappt hatte

Ich erinnere mich an ein Treffen, bei der ich eine Frau, mit der ich flirtete und von der ich schon einige sehr positive Signale bekommen hatte, nach Hause fuhr und sie mich fragte, ob ich am nächsten Tag früh raus muss. Ich dachte mir, dass es ja positiver weise so war, dass ich am nächsten Morgen tatsächlich nicht raus musste und sie mich, wenn ich dies mitteilen würde, ja zumindest ohne Sorgen noch auf einen Kaffee zu sich einladen könnte. Sie stieg aus, bedankte sich für die Fahrt und lud mich nicht zu sich ein.

Etwas später hörte ich aus irgendeiner Reihe dazu die Theorie, dass eine Frau, die fragt, ob man am nächsten Tag früh raus muss, überlegt, ob sie einen mit reinnimmt, aber auch die Sorge hat, dass sie einen dann nicht mehr loswird, falls es doch nicht so gut läuft. Also fragt sie in der Hoffnung, dass man etwas vor hat um bewerten zu können, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass man lange bleibt. Der Rat war zu sagen, dass man leider früh raus müsse, aber wo sie schon fragt würde man gerne kurz ihre Wohnung sehen, einen Kaffee trinken, dann müsse man leider schon wieder aufbrechen. So kann sie einen gefahrlos einladen, wenn der Abend dann gut läuft ist es eh egal, was man vorher gesagt hat.  Ich erkannte also zB die Bedeutung einer Zeitbeschränkung oder eines Time Constraints.

Natürlich ging es auch genau anders herum: Ich hatte etwas gehört, was super klang und wollte es ausprobieren, vermasselte es aber grandios. Es war eine Qualifikationsroutine, bei der man seine Anforderungen an die Frau spasshafterweise immer weiter steigern sollte, damit diese sich einem gegenüber als „Gut genug“ qualifizieren konnte. Es ging ungefähr so, dass man zuerst so etwas sagte wie „Heutige Frauen können ja leider nicht mehr kochen, wir Männer kochen inzwischen besser“, wobei sie eine erste leichte Qualifiktation durchführen sollte, indem sie darauf hinweist, dass sie kochen kann. Dann ging es weiter, sie solle dies und jenes haben bis man dann schließlich etwas übertrieben bei der kochenden Millionärstochter, dessen Vater eine Brauerei hat mit eigenem guten Job, Stilbewußtsein, einem Sinn für Literatur und eine bisexuelle Ader mit Spaß an einem Dreier. In dem Hörbuch hat er es flüssig und mit der richtigen Mischung aus Unverschämtheit und Witz vorgebracht und ich bin sicher, dass er es auch tatsächlich so rüber bringen konnte – ich konnte es nicht. Was auch daran lag, dass ich inzwischen die genaue Eskalationsreihenfolge vergessen hatte und zudem die Lautstärke der Musik das ganze einfach zu kompliziert machte, so dass sie dachte, sie hätte sich verhört und ich es noch mal sagen musste, was ihm schlicht einiges an Witzigkeit nahm. Demnach war sie sich glaube ich danach auch einfach nicht so sicher, ob ich nicht einfach ein Psycho war und das eigentlich warme Set war tot.

Ein paar Mal habe ich gerade am Anfangs Sets übertrieben und war zu böse und nicht witzig genug dabei, so dass die Frau dann eher beleidigt war. Ich musste mich da erst rantasten und etwas ausprobieren, was man sagt und was man besser nicht sagt. Einmal ganz am Anfang sagte ich einer Frau, dass sie entschieden zu alt wäre, Frauen in ihrem Alter würden immer gleich heiraten und Kinder bekommen wollen, weil die Uhr tickt (sie war 33). Sie war sauer und hat kein Wort mehr mit mir gesprochen.

Bei vielen Sachen lag ich erst einmal zumindest leicht daneben, ich merkte insbesondere, dass zu komplizierte Routinen zu schnell hölzern wirken und man nicht die Routine lernen muss, sondern warum sie ein gutes Beispiel für eine bestimmte Situation ist und was dahinter steckt. Daneben arbeitet ich auch an dem Rest: Das Fitnessstudio wurde wieder regelmäßiger besucht, ich hinterfragte meinen Kleidungsstil und gestaltete ihn etwas moderner. Ich legte mir ein paar schickere Sachen zu, die zwar etwas teurer waren, aber sehr gut aussahen. Ich experimentierte etwas mit Haarschnitt und Styling, wenn es auch nicht zu abenteuerlustig wurde.

Irgendwann zwischendrin meldete sich dann auch tatsächlich, dass Mädel von damals wieder. Ich ließ ihre Nachricht unbeantwortet. Warum sollte ich zu ihren Spielchen zurückkehren?

(weiter bei Teil 4)