Mutterschaft und Kindererziehung als Kostenfaktor im Arbeitsmarkt

In einem Spiegelartikel heißt es

Bei Beförderungen kommen immer noch eher junge Männer zum Zuge als Frauen, insbesondere Mütter werden ungern eingestellt. „Das ist das große Feld der Ungleichbehandlung, das es noch gibt“, sagt Marcus Bodem, Arbeitsrechtler bei Ecovis in Berlin. „Mütter und ältere Mitarbeiter sind nach wie vor im Nachteil.“

Eine erste Einsicht, die man meiner Meinung nach haben müsste, um sich dem Problem zu nähren, ist, dass Frauen, die nach der Wahrscheinlichkeit bald schwanger werden und Mütter in der Tat mit wesentlich höherer Wahrscheinlichkeit tatsächlich einen Nachteil in der Wahl als Angestellter oder für eine Beförderung darstellen.

Ein Umstand verschwindet nicht aus einer Entscheidungsmatrix, wenn man ihn verbietet. Denn die Kosten bestehen nach wie vor fort. Die dann zu treffende logische Entscheidung muss dann einfach bestimmte weitergehende Faktoren berücksichtigen:

Auf der einen Seite stehen

  • Kosten der Entscheidung für eine Angestellte durch Erziehungszeiten etc x die Wahrscheinlichkeit mit der diese Kosten sich verwirklichen: Also etwa die potentiell kürzeren Arbeitszeiten, die geringere Flexibilität bei Überstunden und die Wahrscheinlichkeit eines längeren Aussetzens oder des Wunsches in Teilzeit zu arbeiten x die Wahrscheinlichkeit, dass Frauen diese Kosten verursachen

Auf der anderen Seite stehen

  • Schadensersatzforderungen
  • schlechter Ruf als unmodern
  • Entgehen potentieller Talente

Eine Umgehung lohnt sich wenn:

  • Wenn „Kosten der Entscheidung für einen Angestellten durch Erziehungszeiten etc x die Wahrscheinlichkeit mit der diese Kosten sich verwirklichen“ geringer sind als die Kosten einer Angestellten, dies ist dann der Fall, wenn diese Kosten dort mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit (auch innerhalb der Höhe) anfallen
  • die Schadensersatzforderungen x die Wahrscheinlichkeit, dass diese verwirklicht werden nicht höher sind als dieser Ausfall + die Kosten in Bezug auf den Ruf gering sind + genug männliche Talente vorhanden sind

Die Wahrscheinlichkeit, dass Schadensersatzforderungen geltend gemacht werden können, kann man beispielsweise erhöhen, wenn man die Entscheidung entsprechend begründet und Eigenschaften selektiv gewichtet. Also beispielsweise in dem man bei einem Merkmal, dass eine Person, die man will, besonders gut abschneiden lässt, höher ansetzt.

Faktoren, mit denen man die Rechnung beeinflussen kann, sind daher:

  • Höhere Schadensersatzforderungen
  • Erhöhung der Klagebereitschaft durch Vereinfachungen bei der Durchsetzung
  • Verringerung der Kosten: Beispielsweise indem man Erziehungszeiten herabsetzt oder einer vertraglichen Regelung zugänglich macht (was gegebenenfalls dann wieder Frauen zusätzlich abschreckt)
  • gesellschaftliche Umlegung bestimmter Kosten (wird ab einer gewissen Managementstufe uninteressant)

Eine genaue Berechnung, welche Kosten durch Aussetzen entstehen, wäre interessant, aber politisch wohl höchst inkorrekt. Sie würde aber helfen, die Lage tatsächlich einzuordnen.