Feminismuskritik: Kulturautomaten, Fehlende Operationalisierbarkeit des Patriarchats und Ergebnisoffenheit

Leser LoMi hat eine interessante Aufstellung einiger wesentlicher Probleme des Feminismus in den Kommentaren vorgenommen:

 Erstens blendet er den Eigensinn von Menschen aus und konzipiert sie als Kulturautomaten, die jegliche Sozialisation als hidden agenda ohne jeden Widerstand einfach verinnerlichen. Wer Kinder hat oder wer lehrt und unterrichtet, kann aber ein Lied von den Mühen der Sozialisation singen. ^^

Das finde ich einen sehr wichtigen Punkt. In den sozialkonstruktivistischen Theorien erscheinen die Menschen wie Roboter, die man mit allen sozialen Versatzstücken füllen kann und die deren Nachteile scheinbar nicht erkennen können. Das beißt sich mit der Darstellung im Feminismus, nach der das Patriarchat quasi die Hölle auf Erden ist und auch damit, dass wir in einer Demokratie mit Wahlrecht der Frauen leben. Die genauen Mechanismen dazu werden häufig nicht dargestellt. Es sind recht allgemeine Mechanismen, die dennoch für Frauen klar nachteilhafte und für (hegemoniale) Männer vorteilhafte Strukturen schaffen. Eine wirkliche Wandelbarkeit besteht nur in einer Gesamtänderung des Systems. Was uns zum zweiten Punkt bringt:

Zweitens entwirft der Feminismus die Idee eines umfassenden und hochwirksamen Herrschaftssystems, dass grenzüberschreitend global alle Frauen unterdrückt und alle Männer begünstigt. Diese Idee lässt sich ganz sicher nicht einmal ansatzweise operationalisieren, ganz zu schweigen von der selbst theoretisch fehlenden Explikation, wie diese derart umfassende Machtausübung ganz praktisch im Alltag geschehen kann.

Der Feminismus setzt hier auf sehr nebelhafte Konzepte wie Patriarchat, hegemoniale Männlichkeit oder einfach die Schuld des weißen, heterosexuellen Mannes bzw. die sexistischen Strukturen. Wie man das schafft, warum Frauen das mitmachen, warum dies eine Unterdrückung der Frauen sein muss und keine Arbeitsteilung, dass alles wird größtenteils nicht behandelt. Der feministischen Theorie fehlt es insofern an allen Stellen an Tiefe, gleichzeitig wird bei jedem kleinen Ereignis sofort darauf abgestellt, dass es ein Beleg dafür sei, wie Frauen in Rollen gedrängt werden.

Drittens fehlt des dem Feminismus vollends an Ergebnisoffenheit, mit der man die tatsächlichen Vorgänge in den Geschlechterverhältnissen empirisch mal beobachten könnte.

Ergebnisoffenheit! Das wäre eine große Sache. Also zumindest mal eine Überlegung, ob das Ergebnis auch mit anderen Theorien erklärt werden kann und was für oder gegen diese Erklärungsmodelle spricht. Die Bereitschaft, mal andere Theorien mit den eigenen Theorien abzugleichen und aus der Filter-Blase heraus zu kommen. Das würde durchaus interessante Diskussionen geben. Kann man aber auch quasi nicht machen im Feminismus, weil die Basis eben dafür aufgrund „zweitens“ nicht vorhanden ist, auf der man sich zu einer Diskussion trauen kann.