Zur Friendzone, also dem Umstand, dass eine von einem begehrte Person einen nur als Freund sieht, aber nicht mehr will, habe ich bereits Artikel:
Dem könnte man die „Fuckzone“ gegenüberstellen: Personen wollen nur mit einem schlafen, aber keine Beziehung mit einem (und einen auch nicht unbedingt als Freund).
1. Fuckzone als Zone
Ein Besonderheit des Friendzone-Konzepts ist ja, dass zumindest teilweise davon ausgegangen wird, dass man, wenn man einmal in dieser Zone drin ist, sie einen also in die Schublade „Freund“ eingeordnet hat, dort nicht mehr rauskommt.
Das ist aus meiner Sicht falsch, wenn es sicherlich auch schwieriger ist, ein neues sexuelles Interesse zu entflammen, wenn sich die Freundschaft schon als reine Freundschaft etabliert hat.
Bei der Fuckzone wird allerdings meist eine ähnliche Wertung vorhanden sein, derjenige hat sich entschieden, dass er die jeweilige Frau oder den jeweiligen Mann nicht über Sex hinaus interessant findet. Es gibt sicherlich auch hier Vorfälle, wo derjenige seine Meinung auch nicht wieder ändern wird, etwa weil der Partnerwert zu gering ist.
Ich vermute allerdings, da beim Sex ja auch einiges an Bindungshormonen ausgeschüttet wird, dass es durchaus auch hier zu einem mehr kommen kann. Aber auch das bedeutet wenig, wenn der andere einen ansonsten nicht für die oder den richtigen hält.
2. Wie kommt man aus der Fuckzone?
Wenn die Friendzone fehlende Attraktion, also sexuelle Anziehung bei gleichzeitig durchaus vorhandendem Komfort, also eine gefühlsmäßige Bindung und Vertrauen ist, man also nicht die passende sexuelle Spannung aufbaut, dann würde vieles dafür sprechen, dass die Fuckzone die Umkehrung davon ist, also Attraktion, aber nicht genug Komfort vorhanden ist.
Das kann auch durchaus der Fall sein, gerade bei Frauen, die mit einem toll aussehenden Mann schlafen, aber davon ausgehen, dass er nicht der richtige für eine Beziehung ist, entweder weil er nicht hinreichend präsentabel ist (zB kein Student, sondern einfacher Arbeiter oder zu wenig intellektuell), nicht zu ihrem Umfeld passt (der Rocker zu der Punkterin) oder sonstige Kriterien für eine Beziehung nicht erfüllt.
Häufig kann es aber genau so gut sein, dass gerade in der Konstellation Mann-Frau auch hier die Attraction nicht hinreichend hoch ist. Er kann sich vorstellen, mit ihr zu schlafen, aber er will sich nicht dauerhaft an sie binden und dafür andere Frauen aufgeben. Sie ist sozusagen schön genug für Sex, aber nicht schön genug für eine Beziehung. Eine andere Variante ist: Sie wäre zwar gut genug aussehend für eine Beziehung, aber ihre Art und Persönlichkeit sind nicht nach seinem Geschmack, so dass er zwar kurze Zeit Sex mit ihr haben kann, ansonsten aber an ihr nicht interessiert ist.
Wer zu häufig in der Fuckzone landet, der sollte gerade als Frau die Auswahl seiner Männer beachten: Es spricht dann einiges dafür, dass die jeweilige Frau zu hoch rangeht oder zu nervig ist für die Klasse der Männer, die sie auswählt. Wenn man gut aussieht, dann ist es eben ein Persönlichkeitsproblem, also quasi im Komfortbereich zu verorten.
Wer als Mann nur in der Fuckzone landet, der stellt aus meiner Sicht eher einen selteneren Fall dar, er sollte dann vielleicht mehr auf Gemeinsamkeiten im sozialen Umfeld etc achten.
3. Übertragung feministischer Friendzonekritik auf die Fuckzone
In dem Friendzone-Artikel hatte ich einige feministische Kritik zur Friendzone zitiert, die dort unter dem großen Stichwort Entitlement läuft: Der Mann hat zu akzeptieren, dass sie ihn nicht will, so zu tun als habe man Ansprüche über Freundschaft hinaus sei geradezu Rape Culture.
Ich zitiere mal einen Absatz:
Was mich an Nice Guy, Friendzone und Pick-Up extrem nervt (neben der patriarchalen Anspruchshaltung, eine Frau* habe irgendwie die Bedürfnisse eines Typen zu befriedigen – wie auch immer sich diese Bedürfnisse artikulieren), ist der heterosexistische und androzentrische Gehalt an der Sache.Offenbar kommt es vielen Typen nicht in den Sinn, dass es Menschen gibt, die einfach wenig mit Typen anfangen können, sie nicht begehren, sexuell attraktiv finden oder sonst wie mit ihnen sozial interagieren wollen (…) Stattdessen liegt der Fokus auf dem armen Mann, der keine Frau abbekommt. (…) Es ist traurig, dass sowas überhaupt nicht zur Debatte steht, wenn Typen ihre Anspruchshaltung so völlig ungeniert formulieren wie beim Nice-Guy-Phänomen. Als ob eine Freundschaft zu einer Frau irgendetwas minderwertiges darstellt als Liebe oder Beziehung oder Sex. Als ob Freundschaft nicht auch Zärtlichkeiten beinhalten könnte, nicht auch eine Form der Liebe oder der Beziehung ist.
Umformuliert könnte das so lauten:
Was mich an Fuckzone, Männer sind Schweine und Männer wollen nur Sex so nervt ist die die Anspruchshaltung, ein Mann habe die emotionalen Bedürfnisse einer Tussi zu befriedigen, wie immer sich diese Bedürfnisse auch artikulieren. Offenbar kommt es vielen Tussen nicht in den Sinn, dass es Menschen gibt, die einfach über das sexuelle hinaus wenig mit Tussen anfangen können, sie sonst nicht interessant finden oder mit ihnen sonst sozial agieren wollen. (…) Statt dessen liegt der Fokus auf der armen Frau, die einfach so Sex hatte.
Es ist traurig, dass sowas überhaupt nicht zur Debatte steht, wenn Tussen ihre Anspruchshaltung so völlig ungeniert formulieren wie beim Fuckzone-Phänomen. Als ob Sex mit einem Mann irgendetwas minderwertiges darstellt. Als ob Sex nicht auch Zärtlichkeiten beinhalten könnte, nicht auch eine Form der Liebe oder der Beziehung ist.
Passt aus meiner Sicht durchaus. „Du hast mich nur benutzt“ wäre dann also ein ungerechtfertiger Vorwurf.
Ich hatte schon mal in einem anderen Zusammenhang einen ähnlichen Versuch gemacht, diese Anspruchshaltung zu übertragen:
Man stelle sich folgende Situation vor:
Ein Mann schläft mit einer Frau, kommt, steht direkt auf und zieht sich die Hose an und geht, weil es das war, was er wollte. Sie wirft ihm vor, dass sie sich jetzt etwas billig fühlt und er sie nicht wie ein Objekt behandeln solle, er könne auch gerade noch etwas liegen bleiben, schauen wie es ihr geht, etwas Smalltalk machen und dann sagen, dass er früh raus muss, aber es schön war.
Und dann sagt der Mann. “Ich dachte bisher, dass ich solche Aktionen jederzeit einseitig abbrechen konnte, wenn ich nicht mehr wollte. Aber sie hatte ein Anspruchdenken, mein Entgegenkommen mit ihr zu schlafen, führte nun dazu, dass sie es als ein Versprechen auf “Mehr” interpretierte. Als Verpflichtung nun mehr noch zu bleiben. Als Verpflichtung ihr mehr Gefühle zu geben als ich zu geben Lust hatte. Dass Frauen auf eine mir damals noch unverständliche Art die Idee entwickeln können, sie hätten irgendwelche “Ansprüche” mir gegenüber”. Man würde ihn wohl schlicht ein Arschloch nennen, weil er ihre Gefühle und Bedürfnisse ignoriert. Aber dennoch würde man ihn wohl nicht davon ausgehen, dass sie, wenn er es nicht wil,l verlangen kann noch eine Viertelstunde mit ihr zu löffeln.
Wenn ein Aufreißer sagen würden, das er durch dieses Ansprüche unfreundlicher zu Frauen geworden ist, ihnen nicht mehr traut, sie abwertend behandelt, man würde ihm wohl vorhalten, dass er sich Gründe sucht, seine eigenen Probleme mit Frauen auszublenden.
Nimmt man dieses Reframing in dieser Weise vor, dann könnte man den Frauen genauso Entitlement vorwerfen: Sie verlangen eine über den Sex hinausgehende Beziehung, zu der sie sich aufgrund des Sex berechtigt sehen. Dabei sollten sie glücklich sein, dass sie Sex bekommen haben und nicht die Schuld den Männern zuweisen, wenn diese nicht mehr wollen. Ein alter Spruch ist ja:
Wenn Männer von dir nur Sex wollen, dann liegt es vielleicht daran, dass du ihnen nicht mehr zu bieten hast
Das dann den Männern anzulasten wäre demnach genau die bei der Friendzone kritisierte Haltung. Allenfalls muss sie dann eben an sich selbst arbeiten und nicht ihm vorwerfen, dass er nicht interessiert sei. Sprüche wie „Alle Männer sind Schweine“ wären dann Ausdruck eines Entitlements und der Vorwurf, dass sie aufgrund seines Verhaltens dachte, dass er auch mehr wollte, wäre ihr Problem, denn er kann natürlich jederzeit Nein sagen und ist ihr gegenüber zu nichts verpflichtet.
Ich vermute, dass diese Argumentation gerade in Bezug auf Frauen als diejenigen, die mehr wollen, eher abgelehnt wird, während sie in Bezug auf Männer, die mehr wollen, durchaus Erfolg haben könnte.
Dem liegt dann ein (essentialistisches) Verständnis der Unterschiede zwischen Männern und Frauen zugrunde, nach dem Männer eben sexuell nicht ausgebeutet werden können, sondern im Gegenteil zufrieden sein sollen.
Es zeigt auch, dass keineswegs immer der „männliche Blick“ auf etwas maßgeblich ist und insofern Frauen nicht einfach das „andere Geschlecht“ sind. Sie geben ebenso gesellschaftliche Normen vor und Männer können diejenigen sein, die abweichen.
vgl. auch:
- Gut im Bett
- Eine Frau zum Orgasmus bringen
- Einen Mann zum (besseren) Orgasmus bringen
- Wie viel Erfahrung braucht guter Sex?
- Sind Frauen / Männer schlecht im Bett?