„Wenn du Kritik an meiner Meinung äußerst, dann gehörst du zur Gegenseite“

Eine leider im radikalen Maskulismus (und auch im radikalen Feminismus) anzutreffende Auffassung ist ein sehr starkes Freund-oder-Feind-Denken, dass oft geradezu einen gewissen Verschwörungscharakter hat.

Es scheint mir insbesondere in der Ausrichtung:

„Du kritisierst etwas an meiner maskulistischen Theorie oder meinen maskulistischen Ansichten, die dir zu weit gehen, also musst du Feminist sein“

Das ist natürlich ein altes Spiel, bei dem man ein „wer nicht für uns ist, der ist gegen uns“ benutzt, um jedem, dem es auf eine Zuordnung zur Gruppe ankommt, mit einem Ausschluss aus der Gruppe zu drohen, indem man ihm dem Feind zuordnet.

Das klappt aber natürlich auch nur, wenn man zum einen eine sehr geschlossene Gruppe hat, über deren Zusammensetzung man bestimmen kann und zum anderen sich derjenige, der damit bedacht wird, einerseits nicht aus dieser Gruppe ausgeschlossen und andererseits der anderen Gruppe nicht zugeordnet werden möchte.

Und es scheint einige radikale (und nach meiner Beobachtung häufig auch: fundamentale) Maskulisten zu überraschen:

Ich möchte gar nicht dem radikalen Maskulismus oder einem Maskulismus mit einem solchen Gruppendruck zugeordnet werden.

Ich möchte einem Maskulismus zugeordnet werden, der im Grundsatz humanistisch ist, der Kritik an sich selbst zulässt und der die recht simple Logik versteht, dass man einen Teil einer Bewegung ablehnen oder kritisieren kann, mit einem anderen Teil dieser Bewegung aber einverstanden sein kann und deswegen noch lange nicht gegenteilige Ziele vertreten kann. Das einzige, was die Frage, ob ich ein Feminist / ein feministisches U-Boot bin, wenn ich aus meiner Sicht zu radikale oder falsche Punkte kritisiere, bewirkt, ist, dass ich denjenigen für zu dumm / zu radikal/zu fanatisch halte, diesen recht einfachen Unterschied zu verstehen.

Es wird solche Menschen vielleicht auch erschrecken, dass man einen Großteil feministischer Theorie für vollkommen falsch halten kann, aber dennoch einen gemäßigten Feminismus neuer Machart für möglich und für richtig halten würde. Und das man Humanismus im Geschlechterbereich durchaus so definieren kann, dass man beide Seiten betrachten muss und einen daher die Bezeichnung als Feminist in dem Sinne, dass man natürlich auch gegen ungerechtfertigte Benachteiligungen von Frauen vorgehen würde, gar nicht ablehnen muss.