Über die Diskussion zu Elliot Rodger wurde viel über „Entitlement“ geredet, gerade auf Seiten feministischer Autoren wurde es als Beleg dafür angeführt, dass Männer Frauen als Objekte ansehen, auf die sie einen Anspruch haben und damit auch als Beweis, dass wir sowohl in einem Patriarchat als auch in einer Rape Culture leben.
1. Hat man das Anrecht auf einen Partner / Sex?
Das würde ich recht kurz beantworten: Nein, hat man natürlich nicht.
Jedenfalls nicht in dem Sinne, dass man sich beschweren kann, wenn man keinen Partner abbekommt oder keinen Sex hat. Natürlich kann man darunter leiden und natürlich kann man das scheiße finden und es ist zutiefst menschlich, sich über die Ungerechtigkeit der Welt zu beschweren, dass man obwohl man doch dies oder jenes macht keinen Partner bekommt und alle anderen schon.
All das verpflichtet aber keinen Angehörigen des anderen (oder auch des eigenen, je nach Vorliebe) Geschlechts, sich für Sex mit einem zu erbarmen.
Auch hier wird meiner Meinung nach der Gruppengedanke schnell zum Verhängnis: Der Gedanke, dass doch zumindest eine Frau gefälligst mit einem schlafen müsste und ansonsten DIE Frauen falsche Schlangen oder was auch immer sind scheitert eben daran, dass wir kein Borg-Kollektiv sind und daher jedes Mitglied selbst entscheidet, worauf es Lust hat und das macht, was aus seiner Sicht die beste Umsetzung seiner Interessen ist. Und das führt dann unweigerlich zu der Betrachtung, dass nicht ein Mitglied der Gruppe sich aus Gerechtigkeit opfern muss, sondern man ein Mitglied davon überzeugen muss, dass mit einem zu schlafen oder mit einem zusammen zu sein eine schöne Sache ist, die sich für ihn lohnt, und zwar auch in Hinsicht darauf, dass er eben auch mit jemanden anders schlafen könnte. Es bleibt daher nicht viel übrig als hier sein eigenes Angebot zu überdenken, wenn es niemanden der Annahme würdig erscheint
2. Ist Entitlement etwas typisch männliches / patriarchalisches?
Ich finde den Vorwurf des Entitlements als etwas typische männlich /patriarchales gerade aus der Gruppe der Feministinnen schon fast lustig. Denn dort ist die Einstellung, dass jeder schön sein muss, dass die Gesellschaft jeden gleich behandeln muss und das man ansonsten diskriminiert wird, doch häufig genug gerade Ausdruck einer strikten Entitlement-Haltung: Nicht wenige Feministinnen regen sich eben darüber auf, dass IHR Körper nicht akzeptiert wird, dass all die hübschen Männer lieber mit den „Normschönen“-Frauen flirten, dass gegenwärtige Schönheitsideale ihnen nicht entgegen kommen und das sich deshalb alles ändern muss, so dass sie als genauso schön auf dem Partnermarkt gelten. Das ist natürlich auch eine Form des Entitlements, indem man eben darauf abstellt, dass man selbst unabhängig von bestimmten Gegebenheiten genauso so begehrenswert sein muss.
Die allermeisten Männer können denke ich wesentlich besser mit Abweisung umgehen als Frauen – weil sie sie weitaus häufiger erfahren. Eine Frau abzulehnen, dass kann bedeuten, dass Zuneigung von ihr plötzlich in Hass umschlägt. Und natürlich können Frauen in solchen Situationen auch zudringlich werden, weil sie (durchaus ja auch nicht ohne Basis) daovn ausgehen, dass Männer beim Sex nicht so wählerisch sind und daher eine Ablehnung von ihnen besonders zerstörerisch für das Selbstbewußtsein sein kann
3. Entitlement im Pickup
Damit verbunden war auch der Vorwurf, dass gerad im Pickup die Haltung, dass man eine Frau „verdient habe“ besonders verbreitet ist und insofern das bereits ein Zeichen wäre, dass Elliot Rodger durch Pickup beeinflusst wäre.
Aus meiner Sicht macht Pickup genau das Gegenteil: Es macht sehr deutlich, dass man an sich arbeiten muss, wenn es mit den Frauen nicht klappt und das man mit Abweisung umgehen können muss, weil sie Teil davon ist, dass man mit Frauen flirtet. Wer bei Frauen nicht ankommt, der muss seine Vorgehensweise analysieren und prüfen, was er falsch macht. Viele Diskussionen im Pickup gehen gerade um solche Analysen und wer mit „Die blöde Kuh wollte mich nicht, dabei bin ich perfekt, ich hasse Frauen“ kommt, der wird wenig Anerkennung und Bestätigung bekommen, sondern eher mitleidige Blicke.
Einen interessanten Beitrag dazu, wie Entitlement für einen selbst schädlich ist, gibt es bei Dr. Nerdlove:
The attitude that one is owed anything in a dating context is a potentially toxic one, and it ends up poisoning every aspect of your life. Believing you’re entitled to women is lovely as a fantasy, but when it meets the hobnailed boot of reality, it tends to leave men bitter and resentful. They direct their anger towards women because this is what we tend to do when we’re upset and angry: we lash out at the thing we think hurt us.
These fantasies of persecution are just that – fantasies. They’re ways of justifying failure without accepting responsibility or even involvement; you’re not getting rejected because women don’t like a guy who thinks that they should immediately fall in lust with him just because he deigned to show up, you’re getting rejected because OMG WOMMMINZ ARE CRAZY BITCHEZ who graduated from playing with Barbies to playing with real people. You’re not avoiding approaching women because you are dealing with approach anxiety – something that everybody feels – you’re striking a blow against the unjust system that allows women to be lazy and requires men to do all the work!
After a while, holding on to this belief leaves you unable to talk to women like a goddamned person. Instead, every interaction with women is seen as de facto adversarial; you’re resentful of the fact that these women are refusing to give you what you deserve and keep putting up barriers that you have to overcome. You’re no longer interacting with them on a personal level, you’re treating every conversation and meeting as a struggle for social value and frame control, trying to dominate every moment and demanding compliance.
Das ist in der Tat eine sehr negative Folge und ein guter Grund sich selbst auf eine Entitlement-Einstellung hin zu überprüfen.
Was es im Pickup gibt sind bestimmte Konzepte wie „Assuming the Sale“, indem man davon ausgeht, dass Frauen in einem Gespräch an einem interessiert sind. Hier geht es aber nicht darum, dass die Frauen gefälligst an einem interessiert sein müssen und ein sonstiges beleidigt sein, sondern eher um eine geistige Haltung, mit der man Selbstvertrauen ausstrahlt. Zudem hat eine solche Vorgehensweise den Vorteil, dass sich daraus schneller ein Flirt ergibt. Gerade wenn man es mit der passenden „Outcome Indifference“ macht, also davon ausgeht, dass man für sie interessant ist, es einem aber nicht wichtig ist, kann das alles sehr spielerisch bleiben, ohne das daraus das Bedrängende des Entitlements folgt.
Auch hierzu hat Dr. Nerdlove gutes geschrieben:
I’ve talked about the difference between entitlement and deservedness before, but it’s worth bringing up again: there’s a difference between believing that you deserve love, happiness, a satisfying sex life and a relationship that fulfills you emotionally and believing that you’re entitled to it.
Deservedness is a matter of self-esteem; many men of the nerdy and geeky persuasion convince themselves that they are undeserving of love because they don’t measure up in some way. They’re not as outgoing as other guys. They’re not as popular or as socially gifted. They aren’t into all the “cool” hobbies or sports. They are – in their estimation – pathetic; no woman could possibly love them because they just aren’t good enough the way other guys are. The reality of their situation doesn’t matter – despite the fact that a lot of women love geeky guys, these men can’t see it because they have built up in their heads that they are unworthy of affection. They can’t get past the idea that they have nothing to offer and there’s no way that someone could find them attractive.
It can take a lot of work to build yourself up to a place where you can actually believe that yes, youaren’t worthless and you have the same right to seek out a happy, healthy relationship as everybody else is.
But you aren’t owed one.
There’s a reason why the Declaration of Independence says that the pursuit of happiness is an inalienable right. You can and should pursue a relationship.
But you have to earn it.
You need to put the time in to get yourself to the point where you can attract the woman you want. This means putting aside the idea that you are somehow entitled to her and taking responsibility for your own actions and your own mistakes
Das ist aus meiner Sicht ins Schwarze getroffen. Deservedness ist etwas vollkommen anderes als Entitlement und insoweit nicht zu beanstanden, im Gegenteil, dass Gefühl zu haben, dass man etwas zu bieten hat und daher gut eine Beziehung oder Sex haben könnte, kann einen sehr positiven Unterschied machen.