Die Schwulen und die Männerbewegung

Der heutige Beitrag ist hoffentlich Teil einer umfangreicheren Reihe von Blogbeiträgen auch auf anderen Blogs zum Thema Homosexualität und Männerbewegung. Ich werde entsprechende Beiträge nachher noch unten Verlinken.

Ausgangspunkt war aus meiner Sicht zwei dArtikel von Adrian:

Das ist ein guter Anlass einmal das diesbezügliche Verhältnis zu überdenken, dass homosexuelle Männer in der Männerbewegung spielen können und wie die Männerbewegung etwas für die Interessen der homosexuellen Männer machen kann.

1. Mein theoretisches Verständnis von Homosexualität

Leser dieses Blogs ist wohlbekannt, dass ich bei der Homosexualität davon ausgehe, dass bestimmte Attraktivitätsmerkmale abgespeichert sind und bei Homosexuellen eben die auf Männer bezogenen zum tragen gekommen sind. Eine Übersicht über diesbezügliche Artikel findet man hier.

Auf der Basis ist jede Abwertung von Homosexuellen einfach nur eine Abwertung von Menschen, die aufgrund bestimmter Umstände andere Menschen attraktiv finden als es der Norm entspricht. Sie folgen dabei letztendlich auch nur diesen Attraktivitätsmerkmalen und können sich dies genauso wenig aussuchen, wie heterosexuelle Menschen dies können. Sie dafür abzuwerten oder zu diskriminieren ist schlicht falsch und aus meiner Sicht nicht zu rechtfertigen. Es ist schlicht genauso zu akzeptieren, wie andere Vorstellungen davon, was attraktiv ist, auch.

2. Die Situation in der Männerbewegung

Adrian hat dargelegt, dass er bei einem gewissen Teil der Männerrechtsbewegung oder insbesondere wohl auch des Antifeminismus erhebliche Bauchschmerzen hat. Das kann ich gut verstehen. Ich habe ja auch teilweise erhebliche Bauchschmerzen, wenn ich in Gelbe Forum schaue. Ich denke es ist durchaus an der Zeit, sich von den radikaleren Kräften abzugrenzen um genau diese Bauchschmerzen reduzieren zu können und eine Option zu schaffen, mit der man die Männerbewegung positiv wahrnehmen kann.

3. Was könnte die Männerbewegung und die Schwulenbewegung für gemeinsame Ziele haben?

Viele Themen der Männerbewegung sind in der Tat stark auf die Heterosexualität zugeschnitten. Denn hier wirken sich gerade die Unterschiede zwischen Männern und Frauen aus oder spielen eine gemeinsame Rolle.

Eine Grundlage der Männerrechtsbewegung ist aus meiner Sicht die Väterbewegung und die diesbezüglichen Probleme, die eben gerade auftreten, wenn Frau und Mann sich trennen und eine gewisse Tendenz dazu besteht, dass die Frau die Kinder betreut und der Mann ihr Unterhalt zu gewähren hat.

Ähnliche Regelungen können sicherlich auch bei Adoptionen von Kindern durch Homosexuelle auftreten, wenn sich dann ein Paar trennt. Aber hier scheinen mir geringere Probleme aufzutreten und die Fälle auch weitaus seltener zu sein.

Eine gemeinsame Perspektive sehe ich insofern in einer Arbeit gegen die Auswucherungen des radikalen Genderfeminismus. Viele Homosexuelle werden ebenso wenig davon ausgehen, dass ihre Sexualität konstruiert ist, sondern davon ausgehen, dass sie schon immer homosexuell waren und sind. Hier eine Aufklärung über die Hintergründe der Homosexualität zu machen ist aus meiner Sicht auch für Homosexuelle sinnvoll und wesentlich effektiver als ein reines Werben um Toleranz, dass häufig ohne ein Verstehen der Hintergründe nicht funktioniert. Der Gedanke, dass man Homosexuelle umerziehen kann wächst auf sozialkonstruktivistischen Boden, der falschen Vorstellung, dass man Homosexualität analog eines Sozialdarwinismus ausrotten kann, kann man entgegenhalten, dass es kein Schwulengen in diesem Sinne gibt und man dann besonders fruchtbare Frauen und Frauen, die zuviele Söhne bekommen, angreifen müsste (siehe den obigen Link zu meinen Aritkeln zur Homosexualität).

Zudem sollten sich Homosexuelle bewusst machen, dass sie ebenfalls nur einen Ally-Status erhalten können und der radikale Feminismus eben Männer unabhängig von ihrer sexuellen Ausrichtung als Privilegiert wahrnimmt und dies eine überaus ungerechte Zuordnung ist, die eben auch homosexuelle Männer betrifft – auch diese können bei einer Frauenquote Nachteile haben, auch diese sind von intensiven Frauenfördermaßnahmen betroffen, auch diese sind von einer negativen Bewertung der männlichen Sexualität betroffen.

Daneben sollte sich eine humanistische Männerbewegung natürlich auch für die Rechte aller einsetzen, sich frei entfalten zu können. Es sollte ein Interesse der Männerbewegung sein, sich ebenfalls für Freiheiten von Männern einzusetzen, die abseits der normalen Geschlechterrollen leben wollen. Eine starre Festlegung auf den heterosexuellen Versorger, auf eine strikte Betonung von Maskulinität schadet letztendlich allen Männern. Auch hier kann man abseits des Feminismus aus meiner Sicht einen positiveren Dialog führen, denn wenn über die Privilegientheorien beim Feminismus das Einsetzen für „Unterprivilegierte“ auch bereits in ein striktes System eingebunden und damit leichter einzusetzen ist, bleibt man dort letztendlich Unterdrücker und Privilegierter. Das Begeben in eine Opferrolle erzeugt zudem automatisch Widerstand. Vielleicht können hier Schwule und Männerrechtler gemeinsame Wege finden, die Männer mehr in den Vordergrund stellen ohne damit Schuldzuweisungen zu verbinden. Hier können heterosexuelle Männer von den Schwulen auch vieles lernen: Dass es okay ist, sexuell zu sein. Dass es okay ist etwas geil zu finden. Auch das gehört zu einem positiven Selbstbild. Auf der Basis kann man vielleicht gegenseitig voneinander profitieren.

Einen anderen interessanten Aspekt bringt David in einem Kommentar zu Adrians Artikel :

Mir wurde erst mit seinem Artikel klar wie dumm Maskulisten sind, die die Diskriminierung von Schwulen nicht zu ihrem Thema machen (ganz zu schweigen von den Idioten, die sie aktiv ausgrenzen und die eigene Bewegung damit komplett diskreditieren).

Es ist eine Schande, dass Schwule sich vom Feminismus (leider zurecht) besser vertreten fühlen, obwohl sie in vielen Aspekten auch von seinen negativen Auswüchsen betroffen sind. Hier hat die Männerbewegung bisher auf ganzer Linie versagt, und macht Vorbehalte erst recht nachvollziehbar.

Nicht nur wäre eine Integration strategisch von unschätzbarem Wert, da die Schwulenbewegung quasi freies Geleit in den Mainstream gewährleisten würde.

Man könnte sich so auch dem Ballast der reaktionären und homophoben Rechtsausleger entledigen.

Ich denke z.B. dass Schwule doppelt unter der Dämonisierung männlicher Sexualität leiden. Warum werden Lesben nicht im selben Maße diskriminiert?

Sex ist in unserer Gesellschaft eigentlich nur dann sozial akzeptiert und nicht von Abwertung betroffen, wenn dabei eine Frau befriedigt wird.

Hier wird zum einen der „strategische Vorteil“ angesprochen, nämlich eine Abgrenzung zu den Radikalen und die Eröffnung des Mainstreams. Das sollte natürlich nicht der Hauptgesichtspunkt sein, ist aber vielleicht ein gute Basis um diesen Punkt auch im eigenen Interesse mehr ins Visier zu nehmen. Daneben führt David ebenfalls die Abwertung männlicher Sexualität an, die man gemeinsam bekämpfen kann und die negativen Auswirkungen, die Homosexuelle ebenso betreffen.

Es gibt also durchaus genug Anlässe an einem Strang zu ziehen.

4. Was kann man tun, damit auch Homosexuelle sich vertreten fühlen?

Natürlich ist es in Geschlechterthemen verführerisch „heteronormativ“ zu denken und schwule Männer auszublenden. Sich selbst daran zu erinnern, dass auch diese entsprechend betroffen sein können wäre insoweit in erster Schritt.

Ein Eintreten für das Recht auf Ehe oder Partnerschaft, Adoption und sonstige Gleichstellung ist ebenso wichtig wie die Förderung einer gewissen „Awareness“

Eine diesbezügliche Sensibilisierung bei klassischen Abwertungen wie „Schwuchtel“ oder eben den klassischen „Nie die Seife fallen lassen“-Witzen oder auch bei der abwertenden Verwendung des Begriffs Schwul ist sicherlich ebenfalls erforderlich und ebenso ein diesbezügliches Position beziehen, auch bei der Kommentarmoderation.

Ein deutlich machen, dass man die unterschiedliche Sexualität akzeptiert. Ich würde mir insoweit auch einen Dialog wünschen, was stört, welche Themen gerade in Hinblick auf Homosexualität und Männerbewegung interessant sein könnten und welcher andere Blickwinkel sich ergibt.

Das alles gehört aus meiner Sicht zu einer modernen Männerbewegung dazu.

5. Verlinkung weiterer Artikel zu Homosexualität und Männerbewegung

Adrian hat auch das Thema noch mal aufgegriffen, ebenso wie Erzählmirnix