Selbermach Samstag LXV

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David zu „geschlechterneutraler Erziehung“ und dem biologischen Geschlechterunterschieden

Ein Kommentar von David sollte noch einmal etwas mehr Raum bekommen:

Ich mache mal den biologistischen Geschichtenerzähler für heute:

Gestern habe ich mich bei einer kleinen Feier mit 2 jungen Muttis unterhalten, beide Psychologinnen. Beide wurden von ihren Kindern erstaunt, wieviel Eigeninitiative und Mitwirkung sie an ihrer eigenen Entwicklung zeigen, wieviel Charakter, Temperament und “Persönlichkeit” die Kinder mitzubringen scheinen und wie unterschiedlich Geschwister selbst bei gleichem Erziehungsstil sein können.

Nicht nur stellen Mütter große Unterschiede zwischen Energielevel und Ängstlichkeit fest, sondern auch die sprachliche wie motorische Entwicklung zeigt bekanntlich eine große Varianz, bis hin zu den Präferenzen, die schon von frühester Kindheit an unterschiedlich sind.

Eine der beiden meinte, sie war “geschockt”, als ihr Sohn ausschließlich zu Jungsspielzeug griff, obwohl sie peinlich genau darauf geachtet habe, dass ihm Spielzeug nicht als etwas geschlechtstypisches begegnet. Wenn man ihm Puppen gebe, spiele er damit “Auto” mit gezielten Unfällen. Seit sie nebst einer Tochter einen nun 2-jährigen Sohn hat, ist sie vollkommen von ihren früheren gendertheoretischen Überzeugungen abgekommen (ich hatte sie glaube ich schon mal erwähnt). Diesen Sinneswandel erleben ja viele Mütter von Söhnen, die bekannteste ist wohl Susan Pinker.

Beide fanden es jeweils sehr entlastend, dass sich “das Gerede vom unbeschriebenen Blatt” als völliger Unsinn entpuppt, und somit auch nicht jedes Defizit oder jedes auffällige, untpyische Verhalten der Erziehung geschuldet ist. Kinder kommen – auch geschlechtsunabhängig – mit bisweilen weit unterschiedlichen Verhaltensdispositionen zur Welt. Es gibt wohl kaum eine Mutter, die etwas anderes sagen würde (man kann natürlich entgegen halten, dass Mütter wie Väter auch Persönlichkeit in ihren Kindern sehenwollen…nur stimmt diese längst nicht immer mit den eigenen Wünschen überein)

Dies ist selbstverständlich empirisch längst unstrittig nachgewiesen. Die Varianz der Verhaltensdispositionen ist ein Fakt, ist real.

Lassen wir ausgehend von der Tatsache, dass Kinder generell mit unterschiedlichen Dispositionen zur Welt kommen, mal alle “Klischees” beiseite. Blenden wir aus, dass Geschlechter (Gender) mit allen möglichen Erfahrungen und Vorstellungen verbunden sind, wie unterschiedlich und in Abgrenzung voneinander sie sich verhalten. Tun wir so, als wüssten wir davon nichts, als hätten wir von diesen “Stereotypen”, die das ordnendste Prinzip unserer sozialen Umwelt sind (weswegen es die erste und wichtigste Information ist, die wir intuitiv über einen Menschen in Erfahrung bringen wollen), noch nie gehört.

Dann muss man sagen, gibt unser Wissen über die grundlegende Biologie der Geschlechter es absolut her, dass die Varianz der der frühkindlichen Verhaltensdispositionen mit diesem zusammenhängt.
Wenn Kinder unterschiedlich sind, ist es mehr als nur naheliegend, dass ein Teil der Unterschiede damit zusammenhängt, dass noch nicht mal alle die gleichen 46 Chromosomen haben. Dass nur die beiden verschiedenen Gonosomen-Sets gegenseitig miteinander zur Reproduktion kompatibel sind, aber niemals (!) 2 gleiche Sets (22+XX /22 + XY) untereinander.

Nun zeigen diese phänotypischen Ausprägungen recht starke dimorphe Unterschiede (von größtenteils sich nicht reproduzierenden Pathogenen mal abgesehen), von Geschlechtsorganen, über (Hormon-)Stoffwechsel, bis hin zur Neurophysiologie. Unser Wahrnehmungsapparat ist außerdem ganz offensichtlich sehr stark auf die Detektion dieser Dimorphismen optimiert, er kommt auf einen Präzisionsgrad von 99% in wenigen Millisekunden allein bei Betrachtung des wenig dimorphen Gesichts (!).

Anhand evolutionärer Betrachtungen (die ich jetzt mal nicht ausführe) ist es nun sehr leicht plausibel zu machen, dass unterschiedliche Selektionsdrücke hier eine dimorphe, teilweise auch nur quantitativ unterschiedliche Entwicklung bedingt haben und dass diese sich (so wie bei den meisten Tierarten) auch in unterschiedlichen Verhaltensdispositionen niederschlägt. Bei den meisten Säugetieren ist nicht nur das Fortpflanzungsverhalten betroffen, sondern es findet auch eine Rollensegregation statt, insbesondere auch bei den artverwandten Primaten.
Das Wissen über die Wirkung von Hormonen macht diese unterschiedlichen Verhaltensdispositionen ebenfalls mehr als wahrscheinlich.

Was erwarten wir nun ausgehend von diesem Wissen von unserer sozialen Realität, die wir bisher ausgeblendet haben?

Werfen wir mal einen Blick aus dem Fenster:
Oh Schreck, die Geschlechter verhalten sich tatsächlich sehr unterschiedlich. Wie der mikroskopische Blick auf die Chromosomen vermuten lässt, ist das Geschlecht die aussagekräftigste menschliche Variable zur Vorhersage von Verhalten. Alle Kulturen, selbst sehr isoliert voneinander entwickelte, gestalten diese weitläufig aus, mit großer Variablität aber auch überwältigenden Gemeinsamkeiten über Geschichte und Kultur hinweg.
Die Geschlechter verhalten sich so geschlossen unterschiedlich, dass laut Genderfeministinnen keines der XY-Individuen von einem spezifischen, recht variantenreichem Verhalten (sexistische Diskriminierung) betroffen sein kann. Dass gleichzeitig geschlossen alle XY-Individuen von einem spezifischen Verhalten (rape) profitieren.
Bücher, die diese vielfältigen Unterschiede behandeln, sind Bestseller.
Keine Feministin wird abstreiten, dass Geschlecht in der sozialen Realität eine wesentliche, wenn nicht DIE entscheidende Rolle spielt.

Ist diese Beobachtung konsistent mit unserer Hypothese? Ja, eindeutig.

Ist sie damit formal verifiziert? Nein.

Aber ist denn so verbohrt, überhaupt noch mehr als diese Empirie zu benötigen, um die These zu verwerfen, dass es diese Verhaltensdispositionen nicht gibt? Dass die Unterschiede alle kulturell _entstanden_ sind, noch bevor sie genetische Spuren hinterlassen haben könnten?

Einige Sozialkonstruktivisten sind es. Und komischerweise hören wir ihnen auch noch interessiert zu.