Bei den Feemgeeks wird das Prinzip von Schutzräumen für Frauen auch bezüglich eigentlich geläuterter profeministischer Männer noch einmal erläutert:
2. Lasst mich rein, ich bin doch ganz anders!
Sicher? Ich würde dir glauben, dass du es gerne wärst. Dass du es vielleicht auch probierst.
Dass du glaubst, dass du es bist, deutet eher daraufhin, dass du dir keine Gedanken über deine Position gemacht hast. Und in diesem Fall beginne hier. Dies ist natürlich nicht alles zum Thema, aber ein guter Einstieg mehr davon hier. Ok, die Sprechposition ist geklärt: dein Startsetting ist einfacher als das von anderen. Und jetzt? Fragst du dich jetzt, warum du trotzdem nicht rein kommst, obwohl du doch immerhin ein netter Typ sein möchtest?
Finde ich immer wieder schön: Du glaubst, dass du die Privilegien hinreichend hinterfragst? Dann kannst du sie nicht hinreichend hinterfragt haben. Als Mann hat man es eh immer einfacher, auch bereits in einem Raum voller feministischer Frauen und auch mit der Bereitschaft, dass man sich eifrig hinterfragt. Man startet einfach von einer einfacheren Position und diesen Vorsprung hält man.
Und dagegen kommen die Frauen nicht an:
Deshalb: Deine bloße Anwesenheit führt dazu, dass Menschen sich nicht mehr frei entfalten können und sich nicht trauen. Und das auch dann, wenn du dir deiner privilegierten Position bewusst bist und dies entsprechend einbeziehst.
Genug Frauen* wurde ihr halbes Leben erklärt, dass ihnen, geschlecht*sbedingt irgendwas fehlt, um technische und/ oder naturwissenschaftliche Dinge zu verstehen. Wundert es dich da noch, dass sich Wenige trauen, es überhaupt zu probieren? Und die, die sich davon nicht einschüchtern ließen, haben in den meisten Fällen mit Vorurteilen und Diskriminierung zu kämpfen (siehe die beschriebene Beobachtung oben). Wenigstens manchmal möchte mensch einfach nur das tun, wofür er_sie gekommen ist und sich nicht hauptsächlich mit gesellschaftlichen Missständen herumschlagen.
Hier sollten sich Frauen mal bewußt machen, wie rollenverstärkend ein solches Frauenbild ist: Frauen erstarren in Konkurrenz mit Männern, sie können sich nicht durchsetzen, sie trauen sich nicht irgendwas zu probieren. Sie können ihr Geschlecht anscheinend nie ausblenden, sie kämpfen immer nur gegen gesellschaftliche Missstände.
Könnte nicht einfach mal irgend ein Talkshowgast das in einer Diskussion um die Frauenquote laut vorlesen und anwesende Feministinnen fragen, ob das auch in dem Bereich zutrifft?
Eigentlich muss ja die logische Folge dieser Denkweise sein, dass die gegenwärtigen Frauen schlicht nicht konkurrenzfähig sind: Sie erstarren bei jedem Mann, der in dem Bereich auftritt und trauen sich dann nichts mehr. Alles einfach, weil jeder Mann, sei er noch so feministisch, ein Mann ist und damit diese Bilder der Überlegenheit erzeugt.
Würde die gleichen Thesen sagen wir mal ein Harvard-Präsident in einer Rede sagen und damit schlechtere Leistungen begründen, er würde abgesägt werden.
Interessant fand ich noch einen der Kommentare dort:
Was mich in dieser Richtung aber eher beschaeftigt, ist, dass ich Frauen kenne, die dann ihren auserwaehlten Partner als total anders einstufen. Der zaehlt dann nicht zu den Gesellschaftskonformen Cis-Maennern dazu. Selbst wenn der objektive Eindruck diesen Mann betreffend fuer viele andere ein anderer ist. Ich habe es dann schon erleben muessen, dass damit Distanz geschaffen wird, falls andere Frauen das unterschiedlich sehen und doch wollen, dass niemand ausgegrenzt wird.
Auch klassisch: Das Outgrouping „Alle Männer sind Privilegiert und hindern Frauen bereits durch ihre Anwesenheit am entfalten“ bricht in sich zusammen, wenn man den Mann persönlich kennt. Dann ist er gar nicht so privilegiert, jedenfalls nicht für einen selbst.
Einen weiteren Kommentar fand ich ebenfalls interessant:
huhu! Ich habe gerade direkt nach deinem Post einen Artikel auf Sex Geek gelesen, der u.A. eine für mich gut nachvollziehbare Kritik am Konzept eines safe spaces enthält:http://sexgeek.wordpress.com/2013/09/20/if-trans-women-arent-welcome-neither-am-i/
Im Wesentlichen: nicht die Anwesenheit von cis-Männern an sich ist doch das Problem, sondern wenn diese wirklich die Diskussionen an sich reißen usw. – wenn sie also falsches *Verhalten* zeigen. Natürlich sind cis-Männer sozialisationsbedingt more likely, sowas zu tun. Aber warum legt man nicht lieber Verhaltensregeln fest, anstatt Geschlechtergrenzen
Eigentlich ja eine vernünftige Idee: Man schließt Männer oder Frauen aus, die „mansplaining“ verwenden oder sonst zu dominant auftreten und hat gleich eine Geschlechtergrenze mehr durchbrochen. Allerdings eben nicht so gut für den Feindbildaufbau.
Auch interessant die Passage über Transsexuelle: Da bekommt der Genderfeminismus ein Problem, denn er muss abwägen zwischen „Alle Männer sind per se privilegiert, dagegen können sie nichts machen, es ist Erziehung und das Vorhandensein von Männern schränkt Frauen bereits ein“ und dem durch den Intersektionalismus geforderten Umstand, dass Transsexuelle nicht ausgegrenzt werden dürfen, sondern als solche zu akzeptieren sind. Da in dieser Betrachtung Transsexualität nichts biologisches sein kann, sondern nur etwas soziales wäre es eigentlich interessant, wie sie das dann näher begründen, denn die müssten ja auch im Grundsatz „male Privilege“ erfahren haben oder eine entsprechende Sozialisierung durchlaufen haben.
Die Unterschiede zwischen Transsexuell und profeministischen Mann wären dann letztendlich nur, dass die Transsexuellen radikaler in ihrer Abkehr von der sozialen Rolle wären und über ihre Transsexualität quasi ein „costly Signal“ in diese Richtung setzen würden.
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