„Ich denke nicht, daß Maskulismus auf Biologismus angewiesen ist“

Elmar brachte in der weiteren Diskussion um biologische Theorien einiges, was in diese Richtung ging:

„Ich denke nicht, daß Maskulismus auf Biologismus angewiesen ist, er ist “viel leichter” zu haben. Das sollte euch alles freuen.

Elmar kritisiert da im wesentlichen vom Ziel her – ihm gefallen die Erklärungen nicht, er will lieber andere, die er aber noch nicht hat, aber sie wären garantiert besser, auch wenn er keinerlei Ansatz davon wirklich benennen kann.

Biologie passt insofern einfach nicht in die von ihm gewünschte Welt. Sie muss deshalb Biologismus und damit schlecht sein.

Eine ähnliche Haltung hatte ich schon einmal in dem Artikel „Wahrheit vs. Wollen: Feministische Theorie und die eigene Suppe“ besprochen:

Wer viel über Geschlechterfragen diskutiert und dazu noch einiges über Evolutionsbiologie gelesen hat, der stößt in diesen Argumenten immer wieder auf ein in feministischen Kreise sehr verbreitetes Gegen”argument”.

“Es wäre doch viel schöner, wenn alles nicht festgelegt ist, deswegen glaube ich nicht an biologische Gründe”

Das ist für einen wissenschaftlich denkenden Menschen so ziemlich das sinnloseste Argument, dass man machen kann, denn der Wirklichkeit ist es relativ egal, was besser ist, wenn dies einfach nicht stimmt.

Ebenso ist es natürlich ein sehr schwaches Argument, wenn man meint, etwas leichter haben zu können (wohlgemerkt: Dieses leichtere hat Elmar noch nie ausgeführt). Es ist egal ob man meint, dass es viele Männer uninteressant finden, es ist auch egal, ob man damit Angriffsfläche bietet.

Wegen all dieser Erklärungen kann man eine Erklärung nicht ablehnen, ein guter Grund eine Theorie abzulehnen ist simpel lediglich der, dass sie falsch ist.

Argumente, die darlegen, dass die biologischen Theorien falsch sind, nennt Elmar allerdings gar nicht. Er will sich eigentlich auch gar nicht mit den Theorien beschäftigen. Er will sie nur loswerden.

Dass das Nichtbeachten biologischer Erklärungen natürlich enorme Konsequenzen haben kann, zeigen Fälle wie David Reimer oder die Kibbuzerfahrungen. Ob wir da mal Besprechungen von Elmar hören werden? Oder ob er die Studie von Udry mal bespricht? Ich bezweifele es.

Wenn man eine klassische evolutionäre Erklärung verwendet, nach der Männer mehr auf Status aus sind, weil Status sich im Wege sexueller Selektion als gutes Zeichen für einen hochwertigen Partner entwickelt hat, dann erklärt das vieles, was Elmar letztendlich nicht erklären kann, wenn er es nicht ebenfalls soziologisch in ein Machtkampfverhältnis einordnet wie etwa der Feminismus oder Frauen zu Ausbeutern macht. Die evolutionären Theorien dazu haben zudem den Vorteil, sich nahtlos in die sonstige Biologie einzuordnen und stimmig in die Größenunterschiede etc eingeordnet zu werden.

Wenn diese Theorien stimmen, dann hat das natürlich auch Auswirkungen. Man kann sie in diesem Fall nicht einfach wegdenken, denn sie wirken sich in sehr vielen Verhältnissen zwischen Mann und Frau und auch auf sehr viele gesellschaftliche Phänomene aus: Vom Gender Pay Gap bis hin zu Frauenquoten, von der Partnerwahl bis hin zu dem unterschiedlichen Spielverhalten liefern sie gute Erklärungen zu vielen Phänomenen, die sozial betrachtet nur schwer zu verstehen sind, ohne einen Geschlechterkrieg zu erklären.

Die evolutionären Theorien erklären menschliches Verhalten ohne, dass man Bösartigkeit etc braucht. Wenn man akzeptiert, dass auf Frauen und Männer ein anderer Evolutionsdruck lastete, dann kann man aufhören, sich über Unterschiede im Schnitt aufzuregen. Etwas, was einen wohl keine soziale Erklärung bieten kann. Wenn man weiß, dass es Männer und Frauen in allen Varianten gibt, dann kann man aufhören, sich über Häufungen zu ärgern und auch akzeptieren, dass viele Menschen auf eine bestimmte Weise leben wollen. Man kann aufhören in jedem Geschlechterunterschied ein Zeichen für eine Unterdrückung zu sehen und sich bei jedem geschlechterstereotypen Verhalten zu ärgern.

Biologische Ansätze mit kulturellen Ausformungen sind meiner Meinung nach – wenn man Fehlvorstellungen vermeidet, dass sie bedeuten, dass alle Männer oder alle Frauen auf eine bestimmte Weise sein müssen – der beste Weg sich unter den Geschlechtern auf ein Miteinander zu einigen, weil sie per se ein großes „jeder ist, wie er ist, ob er sich stereotyp verhält oder nicht“ enthalten. Homophobie oder Transsexuellenfeindlichkeit sind ebenfalls realtiv sinnlos, wenn man davon ausgeht, dass beides nur rein biologische Efffekte sind und die eigene Männlichkeit oder Weiblichkeit nicht betreffen können.

Ich meine daher, dass man es gerade mit einer biologischen Betrachtung sehr einfach haben kann. Dass sollte aber nicht der Grund dafür sein, dass man diese Theorien vertritt.