Erzählmirnix Masku-Blogstöckchen: 8 Fragen zum Maskulismus

Erzählmirnix stellt ein paar Fragen zum Maskulismus an „die üblichen Verdächtigen“.

1. DEN Maskulismus gibts ja eigentlich gar nicht… oder? Wie würdest du (deinen) Maskulismus definieren?

Ich würde mich in einen gemäßigten, liberalen, biologische ausgerichteten Maskulismus einordnen. Daraus folgt eine gewisse Form von Differenzmaskulismus, der aber nicht absolut verstanden werden soll. Es geht eben darum, gewisse Unterschiede im Schnitt anzuerkennen, ohne damit die Einzelperson festzulegen. Männer und Frauen sind nicht absolut verschieden. Die Ausprägung bestimmter Fähigkeiten ist bei Mann und Frau verschieden, es handelt sich um zwei Normalverteilungen mit unterschiedlichen Mittelwert, deren Träger überlappen. Demnach gibt es Männer, die nicht so gut sind in Bereichen, in denen Männer im Schnitt besser sind und Frauen, die in diesen Bereichen besser sind und umgekehrt

2. Was war dein erster Berührungspunkt mit Maskulismus? Wann hast du zum ersten Mal was davon gehört und wann und warum hast du dich evtl. zum ersten mal selbst so bezeichnet?

Ich hatte schon einiges über Geschlechterunterschiede gelesen und mir so meine Gedanken gemacht. Dann las ich in der Süddeutschen einen Bericht über das Buch „Frauen und Kinder zuerst“ von Paul-Hermann Gruner, dass einige interessante Fragen ansprach. Ich kaufte es mir aus einer Laune heraus und vieles dort passte gut zu anderen Überlegungen die ich hatte. Ich las etwas weiter, Arne Hoffmann und Warren Farrell. Gerade in Verbindung mit den Geschlechterunterschieden machte das durchaus alles Sinn. Ich weiß, dass ich einmal gegenüber einem Freund erwähnte, dass es eigentlich eine Gegenbewegung geben müsste für Männer und die dann Maskulismus heißen müsste. Er schaute mich etwas entgeistert an, es kam für ihn eher aus heiteren Himmel, während es mich gerade beschäftigte. Ansonsten bezeichne ich mich allerdings auch nicht sehr häufig als Maskulist, es ist mir ein zu unbekannter Begriff, der so nicht verstanden wird.

3. Gibt es maskulistische/männerrechtliche Bereiche, von denen du persönlich besonders betroffen bist?

Im Familienrecht gibt es einige Berührungspunkte, wenn sie mich auch nicht selbst betreffen. Da empfinde ich einige Regelungen als ungerecht. Ansonsten hatte ich bisher kein so schlechtes Leben: ich wurde noch nicht ernsthaft falschbeschuldigt . Ich wurde noch nicht zugungensten einer Quotenfrau übergangen. Mir wurden keine Kinder weggenommen. Es waren eher allgemeine Diskriminierungen im Alltag und der Versuch einen auf Geschlechterrollen festzulegen.

4. Rein hypothetisch: Der Maskulismus wird plötzlich unglaublich einflussreich und Deutschland wird ein komplett maskulistischer Staat. Was würde sich aus deiner Sicht geändert haben?

Da ist natürlich die Frage, welcher Maskulismus. Im Radikalmaskulismus möchte ich genau so wenig leben, wie im Radikalfeminismus, vielleicht möchte ich sogar eher im Radikalfeminismus leben.

Wenn man aber davon ausgeht, dass „mein“ Maskulismus führend wird, dann würde ich für Änderungen im Familienrecht plädieren, ich hatte hier schon einmal etwas zu Änderungen gesagt, die eher aus einem Nachteilsausgleich abstellen als auf den Halbteilungsgrundsatz. Ich würde mich dafür einsetzen, dass darüber aufgeklärt wird, welche biologischen Grundlagen die Geschlechter haben und das diese eben nur im Schnitt bestehen. Ich würde dementsprechend für eine Förderung von Frauen und Männern auch in den Bereichen sein, die nicht typisch für das jeweilige Geschlecht sind, sein, wenn diejenige Person dort stärken hat.

Für staatliche Quoten wäre ich nicht zu begeistern, eher dazu, dass man die Geschlechter anhält sich in verschiedenen Bereichen einzusetzen, wenn sie wollen, dass dort der Anteil der Handelnden erhöht wird.

Die Genderstudies würde ich dahingehend öffnen, dass tatsächlich ein umfassendes Bild über den Forschungsstand zu den Geschlechtern präsentiert wird. Poststrukturalistische Theorien müssten sich dementsprechend mit den Gegentheorien beschäftigen.

Ansonsten wäre ich dafür, dass man keine einseitigen Lager entstehen lässt (ich will gar keinen maskulistischen Staat), sondern versucht die Probleme, die zwischen den Geschlechtern auftreten, unter Berücksichtigung der beiderseitigen Interessen der Geschlechter zu lösen.

5. What about the Womenz? Ist für Frauen die Welt schon rosarot (haha, Wortspiel) oder gibt es aus deiner Sicht noch Dinge, die sich für Frauen verbessern sollten. Was für eine Rolle spielt da aus deiner Sicht der Maskulismus?

Weltweit gibt es einiges, was man für Frauen verbessern sollte. Beide Geschlechter sollten frei sein so zu leben, wie sie wollen. Dafür ist meiner Meinung nach das Erklären des Umstandes, dass „Häufungen“ nicht „absolute Unterschiede“ sind sehr wichtig. Hier sollte auf ein allgemeines Verständnis hingearbeitet werden, was Leute betrifft, die sich eher in den Randbereichen dieser Verteilungen wohlfühlen. Konservative Ansichten oder gar religiöse Ansichten über den Platz von Mann und Frau können da zu Beeinträchtigungen führen. Und weil ich davon ausgehe, dass in Zukunft Lösungen nur gefunden werden können, wenn beide Seiten eine Interessenvertretung haben sollte es einen gemäßigten Feminismus genauso geben, wie einen gemäßigten Maskulismus. Die Aufgabe beider muss sein, eine humanistische Lösung unter Berücksichtigung aller Interessen zu finden, die zeitgemäß ist, dem Einzelnen aber auch Freiheiten lässt

6. Was stört dich am Maskulismus? Welche Themen, Meinungen oder Maskulisten gehen dir auf die Nerven, bzw. mit wem möchtest du nicht in einen Topf geworfen werden?

Das „Frauen sind der Feind“-Denken. Der Ton. Die pauschalen Abwertungen. Der Essentialismus im Sinne von Frauen oder Männer müssen auch als Einzelpersonen so oder so sein.

7. Welche Erfahrungen hast du allgemein gemacht, wenn du über das Thema Maskulismus diskutiert hast?

Im Internet:

Es ist wahnsinnig schwer mit dem Feminismus ins Gespräch zu kommen. Meist wird die Diskussion, auch wenn sie noch einigermaßen sachlich begann, abgebrochen. Bei den meisten Genderfeministinnen herrscht leider ein ziemliches Lagerdenken und keine Bereitschaft, auf Kritik einzugehen oder andere Meinungen zu besprechen.

Im Privaten:

In meinen Anfangszeiten sah eine Freundin bei mir einige der oben erwähnten Bücher, also Warren Farrell und Arne Hoffmann und wir führten einige Diskussionen darüber. Sie kam eher aus den Sozialwissenschaften und hatte insofern wenig für biologische Theorien übrig. Es waren aber trotzdem interessante und lustige Debatten. Mitunter stellte sie mich vor mit „Das ist Christian. Er fühlt sich von Frauen unterdrückt“. War weniger angenehm, aber es hat mir gezeigt, dass man wenn man solche Diskussionen führen will, eben zunächst deutlich machen muss, dass man für Gleichberechtigung ist, aber gegen bestimmte Auswüchse des radikalen Feminismus. Es ist allerdings recht leicht, da Zustimmung zu erhalten, wenn man einfach einmal ein paar Punkte wie „Zwangsheterosexualität“ oder den Umstand, dass wir einen absoluten Blank Slate haben sollen etwas darstellt. Die meisten Menschen stimmen einem da zu, dass das wenig logisch klingt und darauf kann man dann aufbauen. Auch im Familienrecht kann man mit ein paar Beispielen recht schnell Zustimmung erhalten, dass es nicht unbedingt gerecht ist.

8. Wenn du die Möglichkeit (Zeit, finanzielle Mittel, Reichweite, Unterstützung) hättest eine maskulistische Aktion zu organisieren, wie würde diese aussehen?

Zunächst erst einmal so. Auch so. Aber das sind natürlich keine so dramatischen Aktionen. Ich würde gerne etwas in der Art von Harald Eia machen, also entsprechendes Wissen verbreiten.

Eine Plakattaktion mit verschiedenen Plakaten über Ungerechtigkeiten im Familienrecht würde glaube ich einiges an Aufmerksamkeit und Bewegung bringen, oder auch Spots im Fernsehen zu diesem Thema, aber auch eine Aktion zu den biologischen Grundlagen würde ich toll finden.

Vorerst würde es mich schon freuen, wenn Harald Eias Serie an prominenter Stelle ausgestrahlt wird und entsprechend beworben wird.

Weiteres:

Das Stöckchen wurde bereits aufgenommen von:

Später ergänzt:

Und bei Erzählmirnix in den Kommentaren finden sich auch Antworten, zB die von „Neuer Peter„.

Mich würde eine Beantwortung der Fragen durch Erzählmirnix selbst (soweit es passt) interessieren, zum Zeitpunkt des Schreibens hatten auch Tom174 und Achdomino und Gaywest noch nichts geschrieben.