Pinky Hygienehandschuh #pinkygloves

Ich schaue mir ganz gerne die Höhle der Löwen an, auch wenn die frühere Begeisterung etwas nachgelassen hat und ich das Original Shark Tank besser fand. Aber im Lockdown und mit einem Säugling kann man eh nicht viel machen.

Also begaben sich die Finanzexpertin Südländerin und der Hobby Startupbewerter Schmidt mit dem relativ ruhigen und friedlich an seinem Schnuller saugenden Schmidt Junior vor den Fernseher und harrten der Investitionsangebote die da kommen sollten.

Ein Angebot war ein pinker, etwas übergroßer Plastikhandschuh mit einer Art Klettverschluss, den zwei Entwickler vorstellten.

 

Sie wollten die bescheidene Summe von 30.000 Euro für 20% und führten an, dass man damit ohne sich schmutzig zu machen ein Tampon entfernen könnte und dann über das leichte Abziehen des Handschuhs diesen dann ganz hygienisch verschlossen habe. Es sei die Lösung für alle Situationen, wo kein Papierkorb in der Nähe ist und man könnte damit alles ganz diskret abwickeln.

Natürlich habe ich der bei diesem Produkt erfahreneren Südländerin den Vorrang in der Bewertung gegeben. Ihr klares Urteil: Das Produkt ist für sie vollkommen uninteressant. Die euphorische Anpreisung der Entwickler, dass es seinen Weg in jede Damenhandtasche finden würde, teilt sie nicht.

Ich führe an, dass es mir wie jeder Einweghandschuh aussieht, vielleicht ohne den Klettverschluss. Ich bezweifele, dass man es als Produkt schützen kann, ein Handschuh mit Verschluss, darauf wird man kein Patent bekommen. Aber immerhin, ich könne mir vorstellen, dass es vielleicht etwas für Frauen ist, die eher Campen gehen als Südländerin oder das man es sich für entsprechende Situationen kauft.

Das kann sich Südländerin auch noch vorstellen, aber sie wird keine Kundin.

Ich rechne mit Absagen der Löwen, aber die Fragen nach, dass es ja etwas merkwürdig sei, dass da gerade zwei Männer das entwickeln, ob da auch Frauen beteiligt wären? Die Entwickler bestätigen, dass zum einen ihre Frauen ihnen Feedback gegeben hätten, aber auch Mitarbeiterinnen daran beteiligt waren und Testpersonen ganz begeistert davon waren.

Sie geben an, dass bei herkömmlichen Gummihandschuhen das Abziehen zu schwer wäre und es daher schwieriger sei, dass Tampon sauber unter zu bringen ohne das es zu Spritzern kommt.

Mich überzeugt es nicht richtig. Aber Ralf Dümmel, einer der bei Investoren beliebtesten Löwen, ist interessiert. Er und noch ein anderer männlicher Löwe sind bereit den Deal zu machen.

„Dümmel hat den Vorteil, dass er das schnell in die Supermärkte bringen kann, die Produktionskosten für ein paar Handschuhe können nicht hoch sein, der bekommt die 30.000 € da schon wieder raus“ fachsimple ich. Südländerin bleibt eher skeptisch. Sie gesteht zu, dass es ein kleines Investment ist und das sich die Produkte ja lange halten und neben anderen Hygienebeuteln liegen können, mit dem Hype aus der Höhle der Löwen werden die Geschäfte es reinnehmen und Leute werden es auch kaufen. Ob es langfristig was ist, da sind wir beide eher skeptisch.

Andere scheint hingegen der Deal richtig aufgewühlt zu haben. Haben die gesagt, dass Frauen ihre Periodenprodukte diskret entsorgen sollen und angedeutet, dass es jeder Frau peinlich sein muss, wenn sie das nicht in speziellen Packungen macht? Haben sie angedeutet, dass man nicht mit seinem Blut in Berührung kommen soll und damit die heilige Menstruation, mit das weiblichste was es gibt, als schmutzig dargestellt? Haben Männer gemeint, sie wüssten etwas bezüglich der Periode besser als Frauen?

Es hagelt Tweets:

 

 
 
 
 
 
 
Überhaupt arbeiten sich sehr viele daran ab, dass da Männer etwas entwickelt haben und verbinden das gleich damit, Männern Schmutzigkeit vorzuwerfen, es als Angriff gegen Frauen an sich zu bewerten und die beiden Entwickler für die letzten zu halten.

 

Ich hatte in einem anderen Artikel zu Menstruationsblut und Feministen schon mal geschrieben:

Ein der merkwürdigeren Ideen im Feminismus ist, dass nichts, dass im Zusammenhang mit Frauen steht, irgendwie schlecht sein kann oder in irgendeiner Form eine Abwertung erfahren kann.

Die Menstruation ist dabei so weiblich, wie etwas nur sein kann, also sind alle Reaktionen darauf, die in irgendeiner Form als Unbehagen verstanden werden können, nach dieser Einstellung sexistisch.

Im Feminismus wird insofern dafür geworben, dass Menstruationsblut etwas ganz normales ist (was es ja auch ist) und demnach in keiner Weise abgewertet werden darf.

Natürlich gibt es andere Hygienebeutel zuhauf, was ja grundsätzlich nahelegt, dass ein gewisser Markt dafür vorhanden ist. Dieser hier hat nur eine Zusatzfunktion und ist Pink. Aber das ist anscheinend schon ein ungeheurer Angriff. 

Aus meiner Sicht wird es der Markt regeln. Wenn es Leute interessant finden, dann wird es das Produkt weiterhin geben. Wenn es die Leute nicht interessant finden, dann muss sich das Produkt ändern oder untergehen.  Vielleicht hat Pinky Gloves sogar Glück und nach dem alten Grundsatz, dass es keine schlechte Publicity gibt mögen viele Frauen die Dinger ablehnen, aber es reicht ja, wenn ein kleiner Teil, für die sie interessant sind, dadurch von ihnen erfahren haben und sie kaufen. 

Die Aufregung darüber scheint mir vollkommen überzogen. Aber ich bin ja auch ein Mann. 

Im Spiegel malen Feministinnen ein düsteres Bild:

 

Durch so ein Produkt fangen Frauen überhaupt an zu denken, sie bräuchten so etwas, damit sich Männer nicht vor ihren Tampons im Mülleimer ekeln. Und da geht es eben um mehr. Eine Mutter schrieb uns, dass ihre Tochter sie gefragt habe: Mama, muss ich das benutzen? Dieses Produkt sagt Frauen: Bitte hinterlasse nichts von dir und deiner Menstruation sichtbar im Badezimmermülleimer oder in deiner Hand auf dem Weg zum nächsten Mülleimer. Dein benutztes Tampon ist anstößig und will kein Mann sehen. Eigentlich ist das ein Produkt, das Männerseelen »beschützt«, aber Frauen kaufen sollen. Selbst in deinem eigenen Mülleimer bist du damit nicht mehr sicher vor gesellschaftlichen Erwartungen. Nicht nur das Produkt ist unnötig, es suggeriert auch so vieles, was einfach falsch sind.

Ich glaube ja, dass Frauen untereinander da viel strikter sind und eher auf die Einhaltung von Regeln und „Stilfehler“ achten. 

Und das eben auch bei auch selbst. Insofern scheint mir da einiges Projektion zu sein.