Wie Frauen die Rape Culture fördern: Angst vor Vergewaltigung und gute Ratschläge

Anlass der Slutwalks war ja, dass ein Polizist Frauen Tipps gegeben hat, wie sie Vergewaltigungen verhindern können. Der danach folgende Aufschrei war dadurch bedingt, dass man von Opfern nicht erwarten kann, dass sie etwas gegen ihre Benachteiligung tun, sondern die Täter diejenigen sind, die zur Verantwortung gezogen werden müssen und die ihr verhalten ändern müssen. Dies ist insbesondere im Zusammenhang damit zu sehen, dass die Täter nur deswegen vergewaltigen, weil die Gesellschaft überhaupt eine Rape Culture zulässt. Durch Tipps, wie man Vergewaltigungen verhindert, weist man hingegen dem Opfer zumindest indirekt eine Mitschuld zu: Hätte es die Tipps umgesetzt, dann wäre es eben nicht vergewaltigt worden.

Ich hatte zur Rape Culture schon einiges geschrieben

Meiner Meinung nach ist diese Auffassung auch deswegen so lebensfremd, weil ganz überwiegend Frauen genau diesen Gedanken hochhalten. Frauen wollen häufig nicht alleine nach Hause laufen. Eben weil sie Sorgen haben. Ebenso wie Eltern. Sie können sich wohl leichter vorstellen, dass ein Mädchen vergewaltigt wird als das ein Junge zusammengeschlagen wird. Oder sie gehen davon aus, dass ein Junge sich eher wehren kann.

Es mag dazu beitragen, dass ein Vergewaltiger meist ein Ziel hat, dass gerade in der Vergewaltigung liegt, ein Dieb aber meist nur hinter dem Geld her ist, die Gefahr von Gewalt insofern geringere Folgen hat. Hier scheinen mir jedenfalls Frauen und Mütter weitaus deutlicher die “Rape Culture” zu fördern, indem sie so etwas als gefährlich ansehen. Was auch kein Wunder wäre, wenn sie etwa die feministischen Zahlen glauben.

Es ist insofern interessant, dass eigentlich keine Richtung Frauen mehr Angst vor Vergewaltigung macht als der Feminismus und damit indirekt die Rape Culture fördert, wenn es sie den geben sollte. Meine Mutter beispielsweise hat meine Schwestern weitaus häufiger abgeholt als mich, weil ihr nicht wohl dabei war die beiden jeweils durch die Nacht laufen zu lassen, Beide haben das auch durchaus gern angenommen. Meine Position war eher “dann fahrt halt gerade mit dem Rad, um die Zeit ist eh nichts los” was aber mit dem Hinweis “das verstehst du nicht, du bist ein Mann” abgebügelt wurde.

Mitfahrerinnen über die Mitfahrzentrale haben regelmäßig die Nummer meines Autos an eine Freundin gesimmst un das eben recht ausdrücklich, obwohl das Auto drei weitere Mitfahrer hatte, damit mir deutlich gemacht wird, dass man mein Auto zuordnet, wenn sie nicht ankommen. Nach einer Fortbildung, die Samstag an einem frühen Nachmittag endete sass ich mit ein paar Teilnehmern und Teilnehmerinnen noch auf ein Bier an der Hotelbar. Eine etwas dickere Teilnehmerin um die fünfzig, Geschäftsfrau, erklärte, dass sie noch Geld abholen müße, von der Bank 30 Meter von dem Hotel entfernt. Sie erklärte, dass ihr etwas unwohl sei dabei, aber man könne ja nichts machen. Als sie dann in das helle Sonnelicht hinausging meinte eine der bei uns sitzenden Teilnehmerinnen, dass ja wenigstens einer der beiden jungen Männer Gentleman hätte sein können und sie eben hätte begleiten können. Ich erwiderte, dass es hell draussen sei und wir den Bankautomaten von hier aus fast sehen könnten und das Hotel in einer belebten Gegend sei. Sie erwiderte, dass man ja nie sicher genug sein könnte.

Den Vorwurf, vorsichtig zu sein, nun gerade als Förderung der Rape Culture den Männern anzulasten halte ich dann doch für stark überzogen. Dies zeigt eher die besondere Stellung der Vergewaltigung, insofern vergleichbar etwa mit Kinderentführung, bei der trotz sehr geringer Zahlen ebenfalls solche Hinweise erfolgen. Eher wird an diesen Beispielen meiner Meinung nach deutlich, dass ein gewisser Schutz der Frauen erwartet wird und dafür aufgewandte Mühen nicht im Verhältnis zu der Gefahr stehen müssen. Eine Vergewaltigung gilt als eines der Verbrechen, dass man auf jeden Fall verhindern will und vor dem jede Frau zurecht Angst haben darf. Der Hinweis, dass ihre Ängste irreal sind, wird üblicherweise nicht akzeptiert.

Aus dieser Konstellation folgt meiner Meinung nach, dass ein entsprechender Schutz gegen Vergewaltigung als selbstverständlich angesehen wird. Kann ihn niemand aktiv leisten und soll dennoch Vorschläge machen, dann führt das eben zu den Vorschlägen des Polizisten, dass die Frauen selbst aktiv sein sollen. Es ist so gesehen die logische Folge der geäußerten Angst. Wenn an Polizisten die Erwartung herangetragen wird, dass er Vergewaltigungen verhindert, dann folgt darauf logisch auch ein Eigeninteresse des potentiellen Opfers solche Vergewaltigungen zu verhindern.

Es wäre eine gewisse Ironie, wenn der Polizist nur die gute Ratschläge, die seine Mutter seinen Schwestern erteilt hat, an die Frauen weitergegeben hat, und nunmehr deswegen als Aushängeschild des Patriarchats und der Rape Culture gilt. Es ist mir auch nach wie vor unverständlich, wie man von einer extrem hohen Vergewaltigungsrate von „jede 4 Frau“ oder „jede 6 Frau“ ausgehen kann und nicht gleichzeitig erwarten kann, dass Frauen sich schützen und Schutz verlangen sowie das Männer schützen wollen und Schutz anbieten.

Das führt dann bei Anwendung der Theorie zu der etwas bizarren Lage, dass ein Mann immer wieder von Frauen Angst vor einer Vergewaltigung erfahren kann, immer wieder aufgefordert werden kann, Schutz zu bieten, ihnen vielleicht sogar immer wieder sagt, dass sie übertreiben, aber die Rape Culture fördert, wenn er ihnen statt auf seinen Schutz zu vertrauen, die Teilnahme an einem Selbsthilfekurs nahelegt.