Vernunft, Friedfertigkeit (und etwas Feminismus)

 

In „The better angels of our nature“ stellt Pinker als befriedenden Faktor dar, dass der zivilisatorische Prozess immer mehr dazu führt, dass als Kriterium für ein Handeln Logik im Gegensatz zu Unrationalen Verhalten, etwa aufgrund von Gefühlen wie Stolz, Rache etc herangezogen wird.

Dies soll zu einer Verminderung der Gewalt führen, weil jemand, der sich auf Rationalität beruft diese auch gegen sich selbst gelten lassen muss.

Wer logisch argumentiert, der muss sich auf einen abstrakten Standpunkt begeben, losgelöst von seiner eigenen Perspektive, weil ein Argument aus der Ich-Perspektive kaum einen logischen Wahrheitsanspruch haben kann. Um so abstrakter und universeller eine Idee formuliert ist, um so logischer kann ihr Inhalt betrachtet werden.

Wer also sagt, „Es ist gerecht, wenn wir die Nachbarn angreifen“, der stellt kein logisches System auf. Eine logische Regel wäre es, wenn man sagt „in dieser oder jener Situation darf man den Nachbarn angreifen“. Eine solche Regel erlaubt die Abstraktheit von der eigenen Position, weil sie bei gleicher Lage dann ebenfalls dem Nachbarn das Recht geben würde, einen anzugreifen. Wer damit Regeln aufstellt, innerhalb derer er Krieg führen kann muss dabei stets im Auge behalten, dass diese auch ihm gegenüber gelten. Da die wenigsten Menschen rationale Gründe zulassen wollen, die nicht mit einem eigenen Fehlverhalten in Verbindung steht, werden abgesehen von dem Recht auf Selbstverteidigung wenig tatsächliche Eroberungskriege mehr geführt. Kriege werden vielmehr unter Oberbegriffen wie „Humanitöär erforderlich um andere zu schützen“ betrachtet. Sicher: Inoffizielle Gründe wie „er hatte halt Öl“ mögen dann eine Rolle spielen, aber auch insoweit muss zunächst ein darüber hinaus bestehender Grund gefunden werden, aus dem man ein allgemeines Handeln rechtfertigen konnte.

Pinker meint, dass durch die immer stärkere Einbeziehung solch logischer Betrachtungen in den modernen Zivilisationen ein zivilisatorischer Prozess eingetreten ist, der die Hemmschwelle für eine kriegerische Auseinandersetzung immer höher werden lässt.

Bei dem Lesen dieser Stelle bei Pinker kam mir der Gedanke, dass es vielleicht genau dieser Grund ist, aus dem heraus im Feminismus subjektive Positionen, die Standpunkttheorie und die Definitionsmacht so beliebt sind.

Subjektive Regeln für die Gruppe zu erstellen ist wesentlich einfacher als rationale Betrachtungen, gerade wenn man eigentlich das Ziel schon genau kennt.

Auch hier wäre der richtige Satz nicht „Frauen sind unterdrückt, wenn“, sondern „Eine Gruppe von Menschen ist unterdrückt, wenn“. In einer rein rationalen Betrachtung wäre es wesentlich schwieriger eine Benachteiligung einer Gruppe einmal Diskriminierung zu nennen und bei einer anderen Gruppe darauf abzustellen, dass sie nicht diskriminiert sind, sondern viel mehr die ihr gegenüber bevorzugte Gruppe wohlwollenden Seximus erleiden muss  (auf maskulistischer Seite wird es ähnliches geben)

Eine einseitige Betrachtung wird erschwert, wenn man die Ergebnisse möglichst rational und objektiv heranziehen muss und sie insbesondere nicht einfach nur aus der Sicht der eigenen Gruppe sehen kann.